Auf dem Richard-Wagner-Platz fanden die Pusteblumen-Brunnen vom Leipziger Bildhauer Harry Müller ihr neues Zuhause. Bereits 1972 wurden sie von ihm erbaut und machen mit ihrem originellen Aussehen ihrem Namen alle Ehre.
Der Pusteblumen-Vater
Harry Müller wurde am 29. September 1930 in Leipzig geboren. In den 1950er Jahren absolvierte er die Ausbildung an der Fachhochschule für angewandte Kunst in Leipzig, bevor er ein Studium zur Bildhauerei an der Kunsthochschule Berlin-Weißenfels antrat. Seine Leidenschaft widmete er der eher abstrakten Kunst, wodurch er in der DDR zum Einzelgänger wurde. Seine Kunst galt als anders, als fern der üblichen Figur. Das war auch der Grund, weshalb Harry Müller kaum eigene Ausstellungen präsentieren konnte.
Seinen Aufschwung erlebte Müller schließlich für die von ihm geschaffene Fassade des ehemaligen Konsument-Warenhauses am Brühl. Das von den Leipzigern „Blechbüchse“ genannte Gebäude wurde zwischen 1967 und 1969 erbaut und ist heute noch als anspruchsvolles Entree für die Höfe am Brühl ersichtlich. Die Fassade besteht aus Aluminium und die Paraboloid-Elemente stehen heute unter Denkmalschutz.
1972 vs. 2013 – Drei Pusteblumen ziehen um
Nach der verdienten Anerkennung für die Gestaltung des Warenhauses widmete sich Harry Müller 1972 dem Bau der drei Pusteblumen. Sie bestehen aus jeweils 1.000 Einzelteilen und sind aus Chrom, Nickel und Stahl gefertigt, wodurch sie nicht rostanfällig sind. Die circa drei Meter hohen Plastiken wurden ursprünglich für den ehemaligen Sachsenplatz errichtet. Dort standen sie in quadratischen Brunnenbecken, bis im Jahr 1999 der Sachsenplatz im Zuge einer Neubebauung weichen musste. Hier befindet sich heute das quaderförmige Museum der bildenden Künste Leipzig mit seinen vier Eckbebauungen. Somit verschwanden auch die Pusteblumen für viele Jahre und wurden auf dem Materialplatz des Tiefbauamtes der Stadt Leipzig gelagert.
Anfang der 2010er Jahre nahm sich die Firma Stahlbau Werner der Kunstwerke an und sanierte die Pusteblumen. Da Harry Müller großen Wert auf seine Konstruktion legte, begleitete er die Sanierung bei jedem Schritt. Nach einer langen Debatte um den Standort und die Kostenübernahme einigte man sich schließlich auf den damals neu entstehenden Richard-Wagner-Platz. Seit dem Frühjahr 2013 ist dieser nun das Zuhause der drei Pusteblumen, die jeweils einen eigenen Brunnen erhielten. Somit stehen sie ganz in der Nähe ihres ursprünglichen Standorts und sind ein beliebter Treffpunkt, um zu verweilen.
Von Skatern und Marktschreiern
Die Neukonstruktion des Richard-Wagner-Platzes wurde bereits seit Ende der 2000er Jahre diskutiert. Neben den Pusteblumen-Brunnen sah die Planung auch die Errichtung der Skateranlage vor. Ebenso standen 59 Bäume auf dem Plan, um die Innenstadt grüner werden zu lassen. Auch eine neue Beleuchtung sollte den Platz mit Beginn der Dämmerung in Szene setzen.
Heute ist der Platz voller Leben. Skater ziehen ihre Bahnen, Menschen sitzen auf dem Rand der Brunnen und sehen dem Wasserspiel zu. Restaurants haben ihre Freisitze aufgestellt und auch für Marktstände ist genug Platz. Denn jeden Samstag findet auf dem Richard-Wagner-Platz von 10 bis 16 Uhr der beliebte Wochenmarkt statt.
Stand: 17.12.2023