Bildlexikon Leipzig

Rosental in Leipzig

Waldstraße / Marienweg / Emil-Fuchs-Straße / Zöllnerweg Ortsteil: Zentrum-Nordwest

Das Rosental ist mit 118 Hektar Fläche eine der größten und gleichzeitig ältesten Parkanlagen Leipzigs inmitten des Auwaldes. An dieser Stelle wollte sich einst der Kurfürst von Sachsen, August der Starke, Anfang des 18. Jahrhunderts ein Residenzschloss errichten lassen, was von Leipzigs Stadtvätern trickreich unterbunden wurde. Der Park wird im Süden und Westen durch den Elstermühlgraben, im Norden durch die Parthe und im Osten durch den Zoologischen Garten begrenzt. 

Über 700 Jahre Rosental


Das Rosental wurde erstmals 1318 urkundlich erwähnt. Bereits der Leipziger Historiker Johann Jacob Vogel schrieb 1714 in seinem „Leipziger Chronicon“: Das Rosental „hat den Namen von anmuthigen, schattichten und lustigen Spaziergängen, gleich wie anderweit lustige und annehmliche Oerter den Namen des Paradieses führen, oder wie Weinberge zu Jena, diesseits des Saalestrome, wegen der Anmuthigkeit, die Rosenberge heißen“.

Die Rasenfläche des heutigen Rosentals war ursprünglich vom nördlichen Teil des Leipziger Auwaldes bedeckt. Die Herkunft des Namens „Rosental“ ist bis heute nicht geklärt. Diese Bezeichnung fiel erstmals im Jahr 1318, wobei nicht zu erklären ist, wie sich diese zusammensetzte: Es gab weder ein von Bergen begrenztes Tal, noch wuchsen an der Stelle Rosen. Stattdessen handelte es sich damals um einen reinen Nutzwald der Markgrafen von Meißen, welcher von einem Förster bewirtschaftet wurde. 

Der starke August und die Mückenplage


Der ursprüngliche Wirtschaftswald war bis 1663 im Besitz der sächsischen Kurfürsten. In jenem Jahr verkaufte der verschuldete Kurfürst Johann Georg II. das Gebiet dem Rat der Stadt Leipzig für rund 15.000 Taler. Als August der Starke, ab 1694 Kurfürst von Sachsen, von dem Verkauf erfuhr, focht er diesen mit der Begründung an, dass die Fläche mindestens 45.000 Taler wert sei. Gleichzeitig erhob er energisch Anspruch auf das Rosental. Im Jahr 1704 bestimmte er das Gelände zum Bau eines barocken Lustschlosses. Der Entwurf des Ingenieuroffiziers Johann Christoph Naumann aus dem Jahr 1707 zeigt einen prunkvollen, kuppelbekrönten Schlossbau, umgeben von Kanälen, einem vorgelagerten Parterregarten und im Schnittpunkt von 13 strahlenförmig verlaufenden Sichtschneisen. Da das Geld für den Bau aus der Stadtkasse kommen sollte, wurde das teure Vorhaben vom Rat der Stadt unter wechselnden Ausreden über 10 Jahre hinausgezögert. Einige der Vorwände lauteten, das Rosental werde oft überschwemmt, was den Baugrund ungeeignet machte, im Sommer werde man von lästigem „Mückengeschmeiß“ geplagt und die Überfälle von „Räuberrotten“, die hier ihr Unwesen trieben, würden überhandnehmen. Schließlich ließ der Landesherr von seinem Bauvorhaben ab. Einzig ein hölzerner Aussichtsturm aus Fachwerk blieb damals von seinem ehrgeizigen Projekt übrig. Diesen soll er regelmäßig während seiner Aufenthalte in der Stadt bestiegen und die herrliche Fernsicht genossen haben.

Im Jahr 1777 wurde auf Anregung des Hofrats Johann Gottlob Böhme der sogenannte „Dammweg“ als erster Spazierweg durch das Rosental angelegt. Er führte vom Gohliser Schlösschen zum Rosentaltor bei der Rosentalgasse. Nach der Eröffnung der beiden Cafés auf dem Dammweg „Kalte Madame“ im Jahr 1782 und „Schweizerhäuschen“ im Jahr 1824 – später „Café Bonorand“ – wurde der Weg für Besucher aufgewertet und zur Promenade gemacht. Heute befindet sich der Dammweg mitsamt des erhaltenen „Schweizerhäuschens“ auf dem Gelände des Zoos. 

Der heutige Zustand des Rosentals ist dem Leipziger Kunstgärtner Rudolph Siebeck zu verdanken: Dieser gestaltete die Grünfläche zwischen 1837 und 1840 zum englischen Landschaftspark um. Siebeck nahm durch ein unregelmäßiges Wegenetz und gezielte Neubepflanzung dem barocken Grundriss die strenge Regelmäßigkeit. Sechs der ursprünglich 13 strahlenförmig verlaufenden Sichtschneisen und die große Wiese im vorderen Rosental sind bis heute in der Form erhalten.

Gellert, Zöllner und Peters: Leipzigs verewigte Namen im Rosental


Ende des 19. Jahrhunderts entstanden im südlichen Gebiet des Rosentals zahlreiche Einzeldenkmale namhafter Leipziger Persönlichkeiten. Das erste im Rosental errichtete Denkmal war das Gellert-Denkmal östlich des vorderen Rosentalteichs. Der damals hochverehrte Dichter und Professor für Poesie Christian Fürchtegott Gellert besaß als einziger Leipziger Bürger das Privileg, aus gesundheitlichen Gründen im Rosental auszureiten. Gellert galt gleichzeitig als meistgelesener deutscher Dichter des 18. Jahrhunderts. Das Denkmal wurde 1959 wegen Verfall abgetragen. 

Im Jahr 1868 wurde das Zöllner-Denkmal am Südrand der großen Wiese zu Ehren des Chorleiters und Komponisten Carl Friedrich Zöllner errichtet. Unweit davon befindet sich das Louise-Otto-Peters-Denkmal, das an die bedeutende Frauenrechtlerin erinnert. Dieses befand sich ursprünglich auf dem Alten Johannisfriedhof, bevor es 1925 seinen Platz am Wegrand des ersten öffentlichen Kinderspielplatzes der Stadt bekam. Letzterer wurde 1870 am Zöllnerweg auf Initiative des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins gegründet. 

Von Friedenseiche, Zooschaufenster und Wackelturm


Anfangs war ein städtischer Zugang ins Rosental nur über die Angerbrücke möglich. 1548 entstand mit dem Bau der Rosentalbrücke über den Pleiße- und Elstermühlgraben ein weiterer Zugangsweg. Dieser Bereich rund um das ehemalige Rosentaltor, eines der früheren sieben äußeren Stadttore und gleichzeitig Hauptzugang von der Stadt, zählt zum Denkmalschutzgebiet. 1892 wurde an dieser Stelle am Ende der Rosentalgasse ein 12 Meter hoher Fahnenmast als repräsentative Toranlage errichtet. Von hier aus bietet sich ein malerischer Blick auf den vorderen Wiesenbereich mit dem Rosentalteich. Geradeaus gelangt man zum Blindenpark. Dieser wurde 1986 mit einem botanischem Tast- und Riechgarten angelegt. Direkt dahinter liegen die Hundewiese und die Friedenseiche, die auch zum Bestand des Denkmalschutzgebiets Rosental gehört. Der Baum wurde im Jahr 1871 gepflanzt und erinnert an das Ende des Deutsch-Französischen Kriegs 1870/71.

Eine Besonderheit im östlichen Teil des Parks ist das Zooschaufenster. Dieses entstand 1976 aus einem Entwurf der Leipziger Architekten Gerhard Scholz und Eberhard Göschel, da für den Bau des Zoologischen Gartens Randbereiche des Rosentals beansprucht wurden. Über eine Art Terrasse bieten sich den Spaziergängern Einblicke in die nachgestaltete Afrika-Savanne mit der Kiwara-Lodge

Sehr beliebt sind seit 2003 die Open Air-Konzerte Klassik airleben im Rosental, bei denen sich das Gewandhausorchester zum Abschluss der Gewandhaussaison beim Publikum. 

Im nordwestlichen, vorrangig bewaldeten Teil des Rosentals erhebt sich der Rosentalhügel, auch „Scherbelberg“ genannt. Dieser etwa 20 Meter hohe Hügel entstand bis 1896 durch die Aufschüttung von 60.000 Pferdeführen Hausmüll und Schutt. 1896 wurde hier ein 15 Meter hoher, hölzerner Aussichtsturm errichtet, welcher im zweiten Weltkrieg in der Folge des schweren Bombenangriffs am 4. Dezember 1943 niederbrannte. 1975 wurde er durch den 22 Meter hohen, stählernen Aussichtsturm im Rosental ersetzt. Der volkstümlich betitelte „Wackelturm“ zählt heute zu den beliebtesten Aussichtspunkten der Stadt.

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Historisches Bildmaterial - Rosental in Leipzig

Sophie Weinhold
Sophie Weinhold
Die gebürtige Leipzigerin studierte in Passau und Marseille Internationales Management und besitzt ein Faible für Fremdsprachen. Neben Englisch und Französisch spricht sie fließend spanisch und italienisch. Bereits als Zwölfjährige führte sie internationale Austauschschüler durch die Stadt und begeisterte sie für Leipzigs Geschichte und Sehenswürdigkeiten. Die Liebe zu Leipzig bestimmt nach wie vor ihre Freizeitgestaltung. Ob Museumsbesuche, Konzerte oder Fahrradtouren in die Umgebung – die kreative Lokalpatriotin findet immer ausreichend Anregungen, um darüber zu schreiben.