Leipziger Bierbörse

Straße des 18. Oktober 100 | Ortsteil: Probstheida

Bei der 1987 in Leverkusen gegründeten Veranstaltungsreihe „Bierbörse“ handelt es sich in ganz Europa um das erste Open-Air-Event, welches im Franchisesystem ausgerichtet wird. Mittlerweile wird die Bierbörse in etwa 20 deutschen Großstädten ausgetragen.

Veranstalter aus Leipzig ist Organisator der Leipziger Bierbörse


Die erste Leipziger Bierbörse fand vom 9. bis 11. Juli 1999 am
Völkerschlachtdenkmal mit rund 80.000 Besuchern statt. Präsentiert wurden ca. 500 verschiedene Biersorten aus 60 Ländern. Als eines der Highlights zum Auftakt wurde das „Ceve Creek“, ein Chilibier aus dem US-amerikanischen Bundesstaat Arizona, mit einer echten rot-grünen Chilischote in der Flasche präsentiert. Weiterhin wurden beispielsweise ein Schokoladenbier sowie Biergelee angeboten. Kleinere, rekordverdächtige Wettbewerbe wie die Kürung der kleinsten Bierflasche oder des stärksten Bieres der Welt sowie ein Musikprogramm mit Live-Bands rundeten die Veranstaltung ab. Seit ihrer Premiere 1999 fand die Leipziger Bierbörse – mit Ausnahme der Corona-Pandemie – alljährlich an einem Sommerwochenende am Völkerschlachtdenkmal bzw. im Jahr 2022 an der Galopprennbahn Scheibenholz statt. Sie wird seither traditionell mit dem Fassbieranstich eröffnet. Jedes Jahr präsentieren etwa 50 verschiedene Aussteller rund 500 verschiedene Biersorten aus aller Welt in gemütlicher Atmosphäre. Seit ihrer Premiere sind die Kriterien für eine Teilnahme als Aussteller an der Leipziger Bierbörse hochgesteckt: Zugelassen sind ausschließlich originale Brauereistände mit Biergarten bzw. Pavillon und passenden Trachten zur Gewährleistung des hohen Veranstaltungsniveaus. Im Zentrum des Events steht der Biergenuss, weshalb auch etwa zwei Drittel der Stände Bierausschank- und ein Drittel Speisegeschäfte ausmachen. Die angebotenen Bierspezialitäten können auch für den heimischen Genuss als Flaschenbiere käuflich erworben werden. Seit 1999 wird die Leipziger Bierbörse vom örtlichen Veranstalter, der Eventagentur Kay Rohr, organisiert. Der Eintritt ist für alle Besucher frei.

Aus vergorenem Brotteig wird Bier


Hefe, Wasser, Getreide und Hopfen: Die Zutaten für das Bierbrauen sind die gleichen und dennoch hat jedes Bier eine andere Geschmacksnote. Da das Nationalgetränk der Deutschen vorrangig aus Gerste gebraut wird, ist es im Volksmund auch unter der Bezeichnung „Gerstensaft“ bekannt. Das erste Bier-ähnliche Erzeugnis erstand vor mehr als 6.000 Jahren in Mesopotamien. Der Überlieferung nach ließ um 4.000 vor Christus ein sumerischer Bäckermeister den Brotteig zu lang in der Sonne stehen. Der durch die Hefekulturen ausgelöste Gärprozess ließ eine vergorene, klebrige Masse mit berauschender Wirkung entstehen. Dabei handelte es sich um den Vorläufer des heutigen Bieres. Wie Wandmalereien und Schriftzeichen belegen, war das Bier bereits bei den Ägyptern bekannt. Zahlreiche Funde von Bieramphoren um 800 vor Christus zeugen auch von einer Bekanntheit unter den Germanen, wo traditionell die Frauen für das Bierbrauen verantwortlich waren. Die Kunst des Bierbrauens wurde insbesondere im frühen Mittelalter in den Klöstern weiterentwickelt. Die Mönche konsumierten das gebraute Bier während ihrer wochenlangen Fastenzeit. Der Überlieferung nach wurde eine Probe des gebrauten Bieres über die Alpen nach Rom gesendet. Dort sollte der Papst höchstpersönlich von der Eignung des Gebräus für den Konsum während der Fastenzeit überzeugt werden. Da das Bier nach dem weiten Weg als saure Brühe in Rom eintraf, empfand er dessen Genuss vielmehr als Buße anstatt einer Wohltat und gab ohne Widerworte seinen päpstlichen Segen.

Einer Chronik aus dem Jahr 820 nach Christus zufolge handelte es sich beim Schweizer Kloster St. Gallen um die erste von Mönchen geleitete Brauerei. In den klösterlichen Hopfengärten wurde der Geschmack des Biers fortlaufend verfeinert und intensiv daran gearbeitet, ein starkes und nahrhaftes Bier zu brauen. Zahlreiche Klöster wurden durch das boomende Geschäft mit dem hauseigenen Bier wohlhabend und ihre Braukunst berühmt. Im Zuge der Erschließung internationaler Handelswege versuchten sich immer mehr Bürger am Brauen. Um die damit einhergehende Bierpanscherei zu regulieren, erließen Herzog Wilhelm IV. von Bayern und sein Bruder Ludwig X. am 23. April 1516 eine landesweite Verordnung – das deutsche Reinheitsgebot. Dieses besagt, dass zur Herstellung von Bier lediglich Hopfen, Gerstenmalz und Wasser verwendet werden dürfen.

Das erste „Autofahrerbier“ entsteht


Neben der Entwicklung des Gerstensafts hat auch der Versuch zur Herstellung eines alkoholfreien Biers eine lange Tradition. Ein solches, welches auch als „alkoholfrei“ bezeichnet werden durfte, entstand erst in den 1970er Jahren. Der Braumeister
Ulrich Wappler beschäftigte sich in der damaligen DDR für die in Berlin ansässige VEB Engelhardt-Brauerei mit einem Verfahren zur Herstellung von alkoholfreiem Bier. Das erste sogenannte „Autofahrerbier“ wurde unter dem Namen „Aubi“ im Jahr 1972 auf der Leipziger Messe präsentiert. Dieses wurde vorerst an Autobahnraststätten in der DDR in 0,5-Liter-Flaschen für je 0,75 Mark verkauft. Seit 1998 handelt es sich bei dem „Aubi“ um eine geschützte Marke der in Thüringen beheimateten Dingslebener Privatbrauerei Metzler, wo es mit weniger als 0,5 Volumenprozent Alkoholgehalt hergestellt wird.

Auch die Messestadt Leipzig verfügt über eine vielfältige Bierlandschaft, welche man bei einem Streifzug durch die gemütlichen Biergärten und urigen Kneipen entdecken kann. Weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt ist die Gose, eine mit Koriander und Salz gebraute Bierspezialität. Traditionell kann diese vom Fass in der Gosenschenke Ohne Bedenken genossen werden oder auch in der Bayerischer Bahnhof Gasthaus & Gosebrauerei Leipzig. Beide Gasthäuser brauen die Gose selbst. Selbstgebrautes Bier in historischer Atmosphäre gibt es auch im Brauhaus Napoleon. Eine unscheinbare kleine, kreative Brauerei mit wechselnden Biersorten namens Cliff’s Brauwerk ist im Waldstraßenviertel beheimatet. Seit 2017 beheimatet Leipzigs Brauereien-Landschaft im Süden das „Synde Bräu“, dessen Sortiment von röstigen Dunklen bis zu frischen Ales reicht. Im Ratskeller der Stadt Leipzig im Neuen Rathaus können Gäste das nach modernster Brautechnik hergestellte „Lotteraner“ probieren. Im Stadtteil Reudnitz befindet sich die Sternburg-Brauerei, deren Bier unter dem Spitznamen „Sterni“ weit über die Stadtgrenzen hinaus Kultstatus hat. Das nordöstlich von Leipzig gelegene Krostitz ist für sein in der Krostitzer Brauerei GmbH hergestelltes, feinherbes „Ur-Krostitzer“ in ganz Deutschland bekannt.

Leipzigs süffigstes Fest zu Ehren des Gerstensafts


In den 1980er Jahren stieg in Deutschland die Nachfrage nach einem Fest, welches ausschließlich dem Lieblingsgetränk der Deutschen gewidmet werden und es den Besuchern ermöglichen sollte, diverse Biere aus aller Welt zu verkosten. Die erste Bierbörse in Deutschland wurde im Leverkusener Stadtteil Opladen im Oktober 1987 auf die Beine gestellt. Im Zuge der Gründung eines Franchisesystems für eine Durchführung der Veranstaltungsreihe auf nationaler Ebene durch das Eventbüro Werner Nolden im Jahr 1997 etablierte sich die Bierbörse auch über die Leverkusener Ortsgrenzen in deutschen Großstädten. Bei dem Veranstaltungsformat handelt es sich in ganz Europa um das erste Open-Air-Event, welches im Franchisesystem ausgerichtet wird.


In den Folgejahren wurden das Angebot an verschiedenen Biersorten und in diesem Zuge auch die Anzahl der Bierstände stetig erweitert, die Besucherzahlen stiegen und die Bierbörse erfreute sich zunehmender Beliebtheit. Dabei zeichnet sich die Bierbörse durch ein deutschlandweit einheitliches Konzept und Auftreten aus.

Stand: 04.07.2024

Tapetenwerkfest

Lützner Straße 91 | Ortsteil: Lindenau

Zweimal im Jahr öffnen die Galerien, Ateliers und Werkstätten im Tapetenwerk ihre Türen und laden Kunstinteressierte jeweils am Freitag von 17 bis 0 Uhr zum Tapetenwerkfest sowie am darauffolgenden Samstag und Sonntag zu Frühjahrs- bzw. Herbstrundgängen ein. Dies geschieht zeitgleich an den Wochenenden, an denen auch die Leipziger Baumwollspinnerei zum Rundgang – SpinnereiGalerien einlädt. Wer Kunst, Trends, Begegnungen und Geselligkeit liebt, wird diese Wochenenden in vollen Zügen genießen.

Beim Tapetenwerkfest gibt es ein buntes Programm und die Möglichkeit, bei einem Gläschen Wein mit den anwesenden Künstlern, Galeristen und Kunsthandwerkern persönlich ins Gespräch zu kommen. Fast alle Räume, Treppenhäuser und Flure sind öffentlich zugänglich und werden für die Präsentation von Kunst genutzt. Es werden hauptsächlich neue Positionen aus Kunst, Design, Fotografie, Architektur, Buchdruck und Kunsthandwerk gezeigt. Im Innenhof können sich die Besucher stärken und mit Familie und Freunden feiern und verweilen. Auch das ZWISCHENFISCH-Café und die Werkskantine haben geöffnet.

Termine für individuelle Führungen sowie Gruppenführungen bis 20 Teilnehmer können ganzjährig beim Management des Tapetenwerks angefragt werden. Regelmäßig finden in der Halle C01 Ausstellungen und Workshops statt. Die 320 qm große Halle wird besonders von jungen Kreativen als Präsentations- und Kommunikationsraum genutzt. 

Das 1873 im Stil klassischer Gründerzeitarchitektur erbaute Tapetenwerk besitzt eine Fläche von rund 4.400 qm und produzierte bis August 2006 Tapeten, Papiere und Folien. Nach der Stilllegung der Produktion und der Übernahme durch neue Inhaber entstand der heutige kreative Produktionsstandort. Das Fabrikgelände wurde behutsam saniert, so dass der Charme der alten Industriearchitektur erhalten blieb.

Am 30. April 2007 wurde das Tapetenwerk mit dem Tapetenwerkfest 1.0 eröffnet. Am 26. April 2024 fand das Tapetenwerkfest bereits zum 31. Mal statt.

Stand: 09.05.2024

Leipziger Weihnachtsmarkt

Markt / Augustusplatz und weitere Plätze und Straßen der Innenstadt | Ortsteil: Zentrum

Der Leipziger Weihnachtsmarkt wird alljährlich von Ende November bis zum 23. Dezember auf dem Markt und in weiteren Bereichen der Innenstadt veranstaltet. Organisator ist das Marktamt der Stadt Leipzig. Die Tradition des Leipziger Publikumsmagneten reicht bis ins Jahr 1458 zurück, womit er einer der ältesten und mit über 2,5 Millionen Besuchern einer der größten Weihnachtsmärkte in ganz Deutschland ist. Mit rund 300 Ständen wird ein einzigartiges kulturelles und kulinarisches Angebot geschaffen.

Deutsche Weihnachtsmarkttradition: Vom Fleischmarkt zum mehrwöchigen Event


Weihnachtliche Musik, hell erleuchtete Stände, Duft nach gebrannten Mandeln und Glühwein: Alljährlich in der Vorweihnachtszeit sind Weihnachtsmärkte für jedermann ein beliebtes Ausflugsziel. Die Wurzeln dieser Tradition reichen bis ins 14. Jahrhundert zurück. In Deutschland fanden erste Märkte bereits um das Jahr 1300 statt. Bereits zu früheren Zeiten galt die Versorgung der Besucher mit Speisen und Heißgetränken an diversen Verkaufsständen als wichtiger Bestandteil des Weihnachtsmarktes. Besonders beliebt waren schon damals Stollen, gebrannte Mandeln, Maronen, heiße Schokolade und Glühwein. An zahlreichen Buden wurden auch Weihnachtsartikel und Christbaumschmuck verkauft, während ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm aus Schauspiel- und Musikstücken das Spektakel abrundete. Im Zentrum des Weihnachtsmarktes standen ein riesiger Weihnachtsbaum oder eine große Weihnachtspyramide, die durch ihre festliche Beleuchtung für eine gemütliche Atmosphäre in der kalten Jahreszeit sorgten.

Weihnachtsmärkte sind heute über Deutschland hinaus auch in Österreich, der Schweiz, in Frankreich bis nach Italien und vereinzelt in Osteuropa verbreitet. Im englischsprachigen Raum sind die Kopien deutscher Weihnachtsmärkte unter der Bezeichnung „German Christmas Markets“ sehr populär. In Deutschland sind vor allem bayrische und sächsische Weihnachtsmärkte sehr bekannt. Der berühmteste – und zugleich einer der ältesten – ist der seit 1434 jährlich stattfindende Dresdner Striezelmarkt. Dabei handelte es sich ursprünglich um einen eintägigen Fleischmarkt, auf dem der Weihnachtsbraten ausgewählt werden konnte. Der älteste deutsche Weihnachtsmarkt ist nach dem Münchner Christkindlmarkt der Wenzelsmarkt in Bautzen, dessen Ursprünge bis ins Jahr 1384 zurückreichen. Als Besuchermagnete über die nationalen Grenzen hinaus gelten auch die Erzgebirgischen Weihnachtsmärkte. Die größten befinden sich in Freiberg, Annaberg-Buchholz und Schwarzenberg. Besonders bekannt sind diese für den Verkauf von typisch erzgebirgischer Volkskunst, darunter Schwibbögen und Räuchermännchen.

Tradition seit 1458 – und wie aus Mangelwirtschaft der Märchenwald wurde…


Der Leipziger Weihnachtsmarkt gilt als einer der ältesten Weihnachtsmärkte in Deutschland. Wie aus dem „Leipzigschen Geschichtsbuch“ von 1714 durch den Historiker
Johann Jacob Vogel hervorgeht, reicht seine Tradition bis ins Jahr 1458 zurück: „Anno 1458 hat Churfürst Friedrich Marggraff zu Meissen und Hertzog zu Sachsen den Weynachtsmarckt öffentlich ausgeschrieben und die Stadt wegen der geleisteten treuen Dienste so Ihme von dem Rathe und der Bürgerschaft erweisen damit begnadiget.“

Sehr wahrscheinlich ist der Leipziger Weihnachtsmarkt sogar noch älter. Zu seiner Entstehungszeit fand er nur wenige Tage vor dem Fest statt. Da im Winter traditionell mehrmals geschlachtet wurde, versorgten sich die Leipziger hier vor allem mit Fleisch. Somit wurde die Versorgung der Bevölkerung, die oftmals nicht ausreichend Platz für die eigene Tierhaltung hatte, bis Ostern sichergestellt. Der Weihnachtsmarkt bot auch den Handwerksbetrieben die Möglichkeit, mit dem Verkauf ihrer selbst hergestellten Töpfe und Pfannen, gedrechseltem Spielzeug oder Schnitzerware in den auftragsarmen Wintermonaten dennoch genügend Umsatz zu machen. Vor allem Händler aus anderen Regionen kamen in die Stadt, um ihre Waren in der Vorweihnachtszeit feilzubieten. Somit wurde das Angebot des Leipziger Weihnachtsmarktes bedeutend ausgeweitet und über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Die Verkaufsstände, die sich zunächst auf den Markt beschränkten, wurden auch in die umliegenden Gassen erweitert und der Brauch eines Weihnachtsbaums mit Lametta, Weihnachtsschmuck aus Glas und Lichterketten setzte sich durch. Zu dieser Zeit ähnelte der Weihnachtsmarkt bereits dem heutigen. Überlieferungen aus dem 19. Jahrhundert zufolge waren einige Besucher beinahe überfordert von der Vielzahl an Buden.

Der Zweite Weltkrieg und die Nachkriegszeit hatten einen starken Einfluss auf die Vielfalt der angebotenen Waren. Aufgrund der Mangelwirtschaft in der DDR konnten Spielzeug und Weihnachtsschmuck nicht ausreichend angeboten werden. Deshalb beauftragte die Stadtverwaltung die Werbefirma DEWAG, einen neuen Anreiz auf dem Weihnachtsmarkt zu schaffen: In diesem Zuge ebnete Elke Herschel den Weg für den traditionellen und noch heute sehr beliebten Märchenwald. Die Grafikerin war seit dessen Beginn 1978 für die Gestaltung der Märchenszenen verantwortlich.

Von 1997 bis 2012 erregte der von Tourismusfachmann Richard Schrumpf initiierte Weltgrößte freistehende Adventskalender große Aufmerksamkeit bei Medien und Besuchern. Zuerst in der Richard-Wagner-Straße aufgestellt, später im Böttchergässchen, gelangte er mit einer Größe von 857 Quadratmetern ins Guinness-Buch der Rekorde.

Internationales Flair: Finnisches Dorf, Südtiroler Dorf und Alt Leipzig…


Der Hauptbereich des Weihnachtsmarktes ist der vor dem
Alten Rathaus gelegene Markt. Hier findet alljährlich das Eröffnungsprogramm mit den Auftritten des Thomanerchors sowie der Leipziger Ratspfeifer statt, die vom Rathaus-Balkon musizieren. Auf dem Markt befinden sich inmitten der zahlreichen Verkaufsstände eine rund 20 Meter hohe Tanne und die Marktbühne, auf der ein umfangreiches Weihnachtsprogramm präsentiert wird. Im Café Zimtstern mit Kinderbäckerei werden winterliche Kaffeespezialitäten und hausgemachtes Gebäck in gemütlicher Atmosphäre angeboten. Auf der Marktbühne finden außerdem die Sprechstunden des Weihnachtsmanns statt, der sich höchstpersönlich um die kleinen Besucher kümmert. Seine Ankunft mit einer historischen Dampflok auf dem Hauptbahnhof bejubeln vor allem die kleinen Besucher.

Im benachbarten Salzgässchen befindet sich das historisch nachempfundene Etagenkarussell. Der Historische Weihnachtsmarkt Alt Leipzig auf dem Naschmarkt zwischen Löwenbrunnen und Alter Handelsbörse bringt den Besuchern die Kunst- und Handwerkstradition Leipzigs vom Kerzenzieher bis zum Kunstschmied nahe. Hier werden deftige Spezialitäten und heißer Met angeboten. Auf dem Nikolaikirchhof befindet sich nicht nur Leipzigs größter Adventskranz, sondern auch die größte Weihnachtspyramide, an der heiße Feuerzangenbowle ausgeschenkt wird. Seit 2019 ist die Grimmaische Straße mit einem Magischen Wald geschmückt, bestehend aus leuchtenden Tierfiguren wie Reh, Hase und Fuchs. Internationale Vielfalt wird auf dem Augustusplatz geboten: Hier befindet sich das Finnische Dorf mit landestypischem Handwerk und Köstlichkeiten wie Glögi und Flammlachs. Im benachbarten Südtiroler Dorf vor der Universität Leipzig können die Besucher neben Winzer-Glühwein auch Schüttelbrot und Kaminwurzen genießen. Vor dem Opernhaus werden im Märchenwald Grimms bekannteste Märchen in Lebensgröße dargestellt. In den Motiven wurden Fehler eingebaut, bei deren richtiger Lösung Preise gewonnen werden können. Neben zwei Kinderkarussells befindet sich hier auch das rund 38 Meter hohe Riesenrad, von dem aus sich ein einzigartiger Blick über die weihnachtlich geschmückte Stadt bietet.

Stand: 10.01.2024

Leipziger Buchmesse

Messe-Allee 1 | Ortsteil: Seehausen

In Leipzig wird der Frühling vier Tage lang zum Literaturfrühling. Die Buchmesse lockt mit dem Lesefestival „Leipzig liest“ Jahr für Jahr hunderttausende Besucher, mehr als 2.000 Aussteller sowie viele namhafte Autoren in die Messehallen in den Norden sowie an besondere Orte der Stadt. Im Zoo Leipzig und im Botanischen Garten werden Lesungen rund um Tiere und Natur organisiert, auf dem Südfriedhof eine Krimi- oder Gruselnacht, das Planetarium Schkeuditz widmet sich der Geschichte der Raumfahrt. Bei der Buchmesse rückt jeweils ein Gastland besonders in den Fokus. 2024 sind es unter dem Motto „alles außer flach“ die Niederlande und Flandern. 2025 folgt Norwegen.

Es geht um die Begegnung zwischen Verlagen und „Büchermachenden“ mit ihren Lesern. Literarische Neuerscheinungen bekommen – darunter auch durch den Preis der Leipziger Buchmesse in den Kategorien Belletristik, Sachbuch und Übersetzung – viel Aufmerksamkeit. Die Veranstaltung gilt als erster großer Branchentreff des Jahres. Anders als die Frankfurter Buchmesse ist die Leipziger Buchmesse eine Publikumsmesse. 2024 kommen 283.000 Gäste – rund 9.000 mehr als 2023. Insgesamt 2.085 Verlage aus 40 Ländern haben ihre Neuheiten auf der Frühlingsschau präsentiert. Buchmessechefin Astrid Böhmisch nennt insbesondere den wachsenden Zuspruch durch jüngere Menschen „sehr erfreulich“.

Fans stellen Idole aus Manga und Videospielen nach


Zu diesem Erfolg trägt die
Manga-Comic-Con bei. Das ist die wichtigste deutsche Frühjahrsveranstaltung der Manga- und Comicszene, die in die Buchmesse ebenso wie das Lesefestival „Leipzig liest“ und die Leipziger Antiquariatsmesse integriert ist. Fans können bei Lesungen, Signierstunden oder Workshops auf Stars der Branche treffen. Viele stellen dabei ihre Idole aus Manga, Anime, Filmen und Videospielen nach. Das Ganze nennt sich Cosplay. Der Begriff setzt sich aus den englischen Begriffen Costume und Play zusammen und bedeutet wörtlich übersetzt Kostümspiel. Für viele Cosplayer besteht das Ziel darin, ihre Lieblingsfiguren so originalgetreu wie möglich zu kopieren. Sie schlüpfen in bunte Accessoires, Perücken und meist selbst genähte Kleidung und flanieren durch die Hallen. Es ist aber mehr als Kostümieren, es werden auch typische Verhaltensweisen der jeweils dargestellten Charaktere adaptiert. Ein Highlight ist jedes Jahr der Cosplay-Wettbewerb, bei dem das schönste Kostüm gekürt wird.

Buchmesse hat eine lange Tradition


Die Geschichte der Buchmesse in Leipzig hat eine lange Tradition. Bereits mit der Reformation und dem daraus folgenden Boom des Buchdrucks wird Leipzig zu einem der wichtigsten Druckorte in Europa. Der erste Ratsmessekatalog, der die Neuerscheinungen auflistet, erscheint 1594. Viele Jahrhunderte gilt Leipzig als das Zentrum des deutschen Buchhandels. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg kann die Frankfurter Buchmesse der Leipziger den Rang ablaufen.

Dennoch bleibt sie auch in der DDR für lesehungrige Menschen das Frühjahrsereignis. Immerhin werden auf der Messe DDR-Bücher ausgestellt, die in den Buchhandlungen nicht einfach gekauft werden können, weil die Auflage oft sehr klein bemessen ist. Hinzu kommt: Es gibt viele begehrenswerte Bücher westlicher Autoren und Verlage. Die sind allerdings nur Ausstellungsstücke. Viele Menschen lesen sie gleich am Messestand. Wer das begehrte Buch an einem Tag nicht schafft, kommt oft am nächsten Tag wieder.

Üblich wird es auch, dass ganze Bücher gleich abgeschrieben werden. Etwa von Studenten – einer liest vor und diktiert, ein anderer stenografiert mit. Damit begehrte Bücher nicht einfach im Gedränge verschwinden, hängen sie an Angelsehnen. Doch Bücherklau gibt es trotzdem – die Westverlage stellen sich darauf ein. „Bücherklauen zu DDR-Zeiten war quasi geistiger Mundraub!“ erzählt der Leipziger Kabarettist und Autor Bernd-Lutz Lange in seinem Buch „Mauer, Jeans und Prager Frühling“. Besonders groß ist das Interesse an Autoren, die in der DDR tabu sind. Dazu gehören auch zensierte Werke von unliebsamen DDR-Schriftstellern, die nur in Westverlagen erscheinen können. Bei DDR-Verlagen kommt es sogar vor, dass sie Blindbände in die Regale stellen, weil die Werke noch nicht gedruckt werden konnten.

Die DDR nutzt die Buchmesse als Leistungsschau, um Bücher und Kultur vor internationaler Kulisse in Szene zu setzen. Die DDR-Führung will dabei vor allem die Attraktivität des Sozialismus zeigen. Zudem bringt die Messe Devisen, weil viele Westverlage ihre Werke gern preiswerter als im Westen in der DDR drucken lassen. Die Buch- und Medienwissenschaftlerin Patricia F. Blume hat die Geschichte der Leipziger Buchmesse in der DDR in einem Buch aufgearbeitet, das 2024 im Verlag De Gruyter Saur erschienen ist.

Neues Messekonzept mit „Leipzig liest“ bringt Aufschwung


Mit der
Friedlichen Revolution und der Einheit Deutschlands hört das abgeschottete Leseland DDR auf zu existieren. Der freie Markt schwemmt Bücher im Überfluss in den Osten. Verlage der ehemaligen DDR müssen nun ums Überleben kämpfen. Der ostdeutsche Buchmarkt ist im Umbruch. Die erste eigenständige Leipziger Buchmesse – bislang ist sie Teil der Frühjahrsmesse – öffnet im Frühjahr 1990. Es kommen allerdings nur knapp 25.000 Besucher. Das ist auf den Umbruch des ostdeutschen Buchmarktes im Zuge der deutschen Einheit zurückzuführen. Es wird ein neues Messekonzept erarbeitet, das schon 1991 zu einem Besucherplus führt. Leipzig besinnt sich auf seine lange gewachsene Tradition der Buchkultur. Das bis heute sehr beliebte Lesefestival „Leipzig liest“ wird aus der Taufe gehoben. In jenem Jahr lesen 80 Autoren an knapp 160 Leipziger Orten.

Der Umzug der Buchmesse 1998 vom Messehaus am Markt in der Innenstadt auf das 1996 eröffnete neue Messegelände bringt ihr weiteren Aufschwung. Inzwischen hat sich Leipzig seinen Ruf als Bücherstadt längst zurückerobert. Leipzig ist jedes Jahr buchstäblich im Literaturfieber. Neue Formate wie #buchbar, bei dem Interessierte mit ihrem Autor einen Kaffee trinken können, sind beliebt. „Auch 2024 hat die Leipziger Buchmesse gezeigt, wie stark die Kraft des freien Wortes ist, die es gerade in schwierigen Zeiten wie diesen braucht“, resümiert Martin Buhl-Wagner, Geschäftsführer der Leipziger Messe, in der Abschlussbilanz. Für 2025 ist ein Themenjahr „Buchstadt Leipzig – Stadt des freien Wortes“ geplant. Anlass dafür ist die Gründung des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler in Leipzig 1825. Leipzig will dabei die große Verlagstradition sowie die heutige Lese- und Buchstadt feiern. Im 19. Jahrhundert wächst mit dem Graphischen Viertel ein Areal, in dem sich Verlage wie Brockhaus, Philipp Reclam jr., Breitkopf & Härtel sowie Druckereien und Buchbindereien ansiedeln. Das Deutsche Buchgewerbehaus, der Sitz des Deutschen Buchgewerbevereins, entsteht hier ebenfalls.

Stand: 21.03.2024

Bildergalerie - Leipziger Buchmesse

Historisches Bildmaterial - Leipziger Buchmesse

Wave-Gotik-Treffen (WGT)

Bornaische Straße 210 / agra Messepark Leipzig, Clara-Zetkin-Park sowie weitere Veranstaltungsorte | Ortsteil: Dölitz-Dösen

Das Wave-Gotik-Treffen (WGT) ist das weltweit größte Treffen der Gothic-Szene, welches alljährlich am Pfingstwochenende stattfindet. Zu diesem Anlass pilgern tausende Anhänger der schwarzen Szene nach Leipzig, wo ein stadtweites Rahmenprogramm mit Konzerten, Ausstellungen, Mittelaltermärkten und kulturellen Aufführungen geboten wird. Ein Höhepunkt ist das Viktorianische Picknick im Clara-Zetkin-Park. Das Festival wurde erstmals 1992 im ehemaligen Eiskeller (heute Conne Island) mit ca. 2.000 Besuchern durchgeführt. Heute reisen zum WGT etwa 20.000 Gäste aus ca. 30 Ländern an.

Von England nach Leipzig: Zwischen anfänglicher Ablehnung und Neugier


Seit dem Beginn der 1990er Jahre wird Leipzig alljährlich zum Versammlungsort von Anhängern der schwarzen Szene. Zu Pfingsten pilgern die malerisch gewandeten Gestalten mit verrückten Frisuren und auffälligen Accessoires, skurril geschminkt und phantasievoll ausstaffiert, nach Leipzig und setzen unübersehbare Akzente im Stadtbild. Neben der Innenstadt sind auch die Straßenbahnen, insbesondere zwischen Wahren im Norden und Markkleeberg im Süden, dicht befüllt mit einer bunten Menschen-Mischung ganz in schwarz – und Patchouli-Geruch hängt in der Luft.

Die Gothic-Szene entstand ursprünglich in den 1980er Jahren in England. Hier fand ein Teil der Punkbewegung allmählich Gefallen an der morbid-introvertierten Seite ihres Jugendkults anstatt des dominierenden aggressiv-anarchistischen Bildes. Dem neuen Trend schlossen sich ebenfalls melancholische Teile des punk-fokussierten New Wave sowie die neue Softpop-Bewegung New Romantics an. Der neue Stil gelangte, im Gegensatz zu Punk und New Wave, nur langsam nach Deutschland: Die Punk-Frisuren schienen zu schrill, die Schminke zu grotesk und die Outfits zu schräg. Insbesondere in der DDR wurde die Subkultur gemieden. Erste Anhänger der Szene, sogenannte „Gruftis“, waren ab Mitte der 1980er Jahre in deutschen Großstädten präsent. Die scheinbare Affinität zum Tod erweckte Neugier und Ablehnung zugleich, da sie damit verbundene Urängste berührte, die in der modernen westlichen Gesellschaft in der Regel verdrängt werden. Bei Gothic handelt es sich heute weder um eine bloße Musikrichtung noch um einen jugendlichen Modetrend, sondern vielmehr um einen im Mittelpunkt stehenden Lebensstil. Die Richtung bezeichnet eine bestimmte Weltsicht und ist Ausdruck der Auseinandersetzung mit den fragwürdig gewordenen Wertesystemen der westlichen Industriegesellschaften sowie der Suche nach neuen Inhalten.

Wie Leipzig zur Hauptstadt der internationalen Gothic-Szene wurde…


Das erste Wave-Gotik-Treffen fand 1992 in Leipzig statt. Die Initiatoren der zu diesem Zeitpunkt noch im Untergrund existierenden Bewegung waren Leipziger Gothic-Fans rund um
Michael W. Brunner und Sandro Standhaft, die bereits Anfang Mai 1989 in Potsdam ein ähnliches Treffen organisierten. Der Einladung zu dem Festival der anderen Art in Leipzig folgten etwa 2.000 Besucher und der Jugendclub „Eiskeller“ im Stadtteil Connewitz verwandelte sich mitsamt der angrenzenden Parkanlage in ein schwarzes Camp. In den Folgejahren gewann das Wave-Gotik-Treffen zunehmend an Bekanntheit und Attraktivität. Michael W. Brunner hatte noch bis zum Jahr 2000 die künstlerische Leitung des Festivals inne. Die Besonderheit bestand darin, dass sich das Treffen von Anfang an nicht auf einer Wiese mit Zeltplatz, sondern mitten in der Stadt abspielte. Zu diesem Zeitpunkt konnte noch niemand ahnen, dass sich das WGT einmal zum weltweit größten Treffen der Gothic-Szene entwickeln würde. Zum Rahmenprogramm zählten seit Beginn Lesungen, Film, Theater und Ausstellungen. Am Torhaus Dölitz wird traditionell ein heidnisches Dorf aufgebaut, während in der Moritzbastei ein Mittelalterspektakel stattfindet.

Mit zunehmender Vergrößerung des Festivals kam es auch zu Komplikationen und die Ausweitung des WGT zu einer internationalen Großveranstaltung kollidierte mit den freiwillig-idealistischen Organisationsstrukturen des unerfahrenen Veranstalterteams. Dies gipfelte beim 9. Wave-Gotik-Treffen im Jahr 2000 in immensen Mehrkosten, die auch durch die erheblich gestiegene Besucherzahl von rund 25.000 nicht kompensiert werden konnten. Die liquiden Mittel waren bereits am zweiten Festivaltag aufgebraucht, Künstlergagen und die Gehälter der etwa 2.000 Beschäftigten konnten nicht mehr gezahlt werden. Anstatt eines Abbruchs der Veranstaltung und allgemeinem Unmut nahmen die Gruftis die Veranstaltung selbst in die Hände. Es wurden Organisationsgruppen und Ordnungsteams aus Freiwilligen gebildet, ein Großteil der angereisten Künstler spielte ohne Gagen und nach improvisierten Ablaufplänen. Die Techniker blieben vor Ort und das Festival konnte friedlich und ohne Vorfälle beendet werden. Seit 2001 wird das WGT von der Chemnitzer Firma „Treffen & Festspielgesellschaft für Mitteldeutschland mbH“ organisiert.

Stadtfarbe schwarz: Von Barockperücke bis Latexoutfit


Inzwischen reisen jedes Jahr rund 20.000 Besucher aus ca. 30 Ländern zum Wave-Gotik-Treffen nach Leipzig. Sorgfältig gefertigte Kleidung, kunstvoll arrangierte Masken, Friseuren und Accessoires werden bewusst zur Schau getragen und ziehen alle Blicke auf sich: Von Reifrücken, Spitzen, Barockperücken, Nabelpiercing und Latexoutfits scheint eine Verkleidung schriller als die andere. Während der vier Festival-Tage wird ein breites Rahmenprogramm geboten, welches sich über die gesamte Stadt verteilt. Die verschiedenen Events finden an ca. 50 Veranstaltungsorten, darunter Museen, Kirchen, Friedhöfe und Theater, statt. Neben Auftritten von etwa 150 Bands aus aller Welt von Klassik bis Heavy Metal auf mehr als 20 Bühnen werden auch zahlreiche kulturelle Veranstaltungen, wie Ausstellungen, Lesungen, Workshops, Modenschauen, Mittelaltermärkte und Club-Partys geboten. Im Kino werden Kult-Filme der Szene gezeigt. Theater, Kabaretts und Oper richten ihre Spielpläne nach dem Spektakel aus. Ein Highlight ist alljährlich das Viktorianische Picknick am Freitagnachmittag im Clara-Zetkin-Park. Hier treffen sich hunderte Festivalteilnehmer im Dark-Romantic- oder Steampunk-Look zu einem Picknick der besonderen Art. Zentraler Anlaufpunkt während des Events ist der
agra Messepark im Süden der Stadt mit großem Zeltplatz, Verkaufsständen und diversen Imbiss-Buden. 

Das Wave-Gotik-Treffen gilt als wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Stadt: Die Besucher verweilen bis zu fünf Nächte in den zum Teil bereits ein Jahr im Voraus reservierten Unterkünften. Leipzig dürfte mit dem Festival jährlich Einnahmen von 12 bis 15 Millionen Euro erzielen. Auch die weltweite mediale Aufmerksamkeit und die Toleranz der Leipziger Bürger gegenüber den oftmals furchteinflößend aussehenden Besuchern, sind bemerkenswert.

Stand: 17.12.2023

Klassik airleben

Rosental | Ortsteil: Zentrum-Nord

Wenn es tausende Menschen mit Picknickdecken, Proviantkörben und Lust nach Musik ins Leipziger Rosental zieht, dann findet wieder das „Klassik airleben“ statt. Jährlich lässt das Gewandhausorchester bei seinem Open-Air-Festival an zwei Sommerabenden klassische Musik durch die Stadt erklingen.

Ein Festival zum Höhepunkt


Das Musikfestival „Klassik airleben“ bildet den Höhepunkt und zugleich auch Abschluss der Spielzeit des Gewandhausorchesters. Jährlich im Juni oder Juli erklingen an zwei aufeinanderfolgenden Abenden mit einsetzender Dämmerung gegen 20:30 Uhr die Melodien bekannter Stücke. Durch die Lautsprecher und zwei Großleinwände können Interessierte dem kostenlosen Konzert lauschen und entspannt von der Picknickdecke betrachten.

Auch für jüngere Musikbegeisterte hat das Festival viel zu bieten. Jeweils am Samstag gibt es bereits ab 16 Uhr ein Extraprogramm für Kinder. Die sogenannten Zwergenkonzerte warten mit kinderfreundlichen Stücken. Außerdem besteht die Möglichkeit, die Musiker kennenzulernen und Instrumente auszuprobieren. Zelte mit verschiedenen Bastelstraßen lassen die Kreativität höher leben und auch mit den angebotenen Spiel- und Entdeckungsmöglichkeiten wird es nicht langweilig.

Klassik für Jedermann


Bereits seit 2003 ist das Rosental direkt neben dem
Zoo Leipzig der Veranstaltungsort des Festivals, das vom Gewandhaus zu Leipzig organisiert wird. Zunächst wurde es lediglich als Ausweichmöglichkeit gesehen, da wegen des Baus des neuen City-Tunnels der Markt als Spielstätte nicht nutzbar war. Dies gefiel allen Beteiligten so gut, dass es im nächsten Jahr, 2004, wiederholt wurde und es einen offiziellen Auftakt unter der Leitung des damaligen Gewandhausdirigenten Herbert Blomstedt gab. In den ersten Jahren wurde die Wiese noch umzäunt und Einlasstickets verkauft. Die Open-Air-Veranstaltung entwickelte sich zum festen Bestandteil der Spielzeit des Gewandhausorchesters, musste jedoch zwischenzeitlich durch fehlende Mittel ausfallen.

2014 stieg schließlich die Porsche AG als Hauptsponsor ein und das „Klassik airleben“ konnte, diesmal bei freiem Eintritt, wieder realisiert werden. Seitdem erklingen Meisterwerke großer Komponisten. Dabei wird das Gewandhausorchester von wechselnden Solisten aus der ganzen Welt unterstützt.

Die Gründung des Gewandhausorchesters


Das Gewandhausorchester besteht aus 185 Berufsmusikern. Mit der Gründung der Konzertgesellschaft „Das Große Concert“ im Jahr 1743 ist es das wohl älteste bürgerliche Sinfonieorchester der Welt. Seinen ersten Konzertsaal und den heutigen Namen erhielt das Gewandhausorchester im Jahr 1781 mit dem Umzug in die Gewerbehalle der Tuchmacher, dem Gewandhaus.
Seit 1981 spielt das Gewandhausorchester im Konzerthaus am Augustusplatz in Leipzig.

Stand: 17.12.2023

 

Bildergalerie - Klassik airleben

Historische Ostermesse

Markt | Ortsteil: Zentrum

Die Leipziger Ostermesse findet alljährlich am Osterwochenende auf dem Markt vor dem Alten Rathaus statt. In altbewährter Tradition bieten zahlreiche Händler und Handwerker in mittelalterlichen Kostümen ihre Waren feil. Die erste Historische Ostermesse fand 1996 statt, als es die Leipziger Messe vor die Tore der Stadt auf das neue Messegelände zog. Abgerundet wird das österliche Markttreiben von einem abwechslungsreichen Bühnenprogramm und dem integrierten „Kleinen Ostermarkt“ mit einer Auswahl an österlichem Kunsthandwerk.

Von den mittelalterlichen „Jahrmärkten“ zu Leipzigs Messen


Der Ausgangspunkt für die Entwicklung der Leipziger Messen war das Meilenprivileg des Stadtbriefes von 1165, dessen Frühgeschichte aufgrund von mangelnder Quellenüberlieferung unklar ist. Nachrichten von deutschen Märkten reichen bis ins Jahr 805 zurück. Im Jahr 1268 sicherte der wettinische
Markgraf Dietrich von Landsberg der Leipziger Bürgerschaft in einer Urkunde zu, „daß alle Kaufleute, woher sie auch kommen mögen, wenn sie Kaufmannswaren in unserer Stadt kaufen oder verkaufen wollen“, vollen Schutz und jede Förderung genießen, selbst dann, wenn „wir mit den Landesherren dieser Kaufleute in offener Fehde liegen“. Bei diesem Privileg handelte es sich um eine wichtige wirtschaftliche Errungenschaft für Leipzig und eine Absicherung der städtischen Kaufmannschaft gegen feudale Willkür auf dem Land. In der Folge besuchten immer mehr Kaufleute die Leipziger Jahrmärkte. Die Wirtschaftskraft der Stadt wuchs und die Handelsbeziehungen zu Süddeutschlands Städten, dem Hanseraum, Polen, Böhmen und Schlesien in Kombination mit der landesherrlichen Förderung forcierten die Entwicklung der Jahrmärkte zu Warenmessen.

Im mittelalterlichen Leipzig fanden die lebenswichtigen Märkte jeweils dienstags und freitags statt. An den Ständen der Bürger und Bauern wurden Waren des täglichen Bedarfs verkauft. Dank eines Privilegs von 1359 unterlag die Bevölkerung von 21 umliegenden Dörfern der Zollfreiheit der Leipziger Wochenmärkte. Die Leipziger Messen wurden im Mittelalter grundsätzlich als „Jahrmärkte“ bezeichnet, wobei das Wort „Messe“ für die Leipziger erst im Jahr 1507 in einem von der kaiserlichen Kanzlei stammenden Schriftstück verwendet worden war. Obwohl bei den Messen und Jahrmärkten zu dieser Zeit der Handel eine zentrale Rolle spielte, waren diese Veranstaltungen nicht immer identisch. Bei den Messen überwog der überregionale, zum Teil internationale Charakter des Marktes sowie des Fernhandels. Der Warengroßhandel war besonders ausgeprägt und die Entwicklung des Geld- und Kreditverkehrs fortgeschritten. Zur Zeit der Erwähnung der Leipziger Jahrmärkte entstand auch die Frankfurter Herbstmesse und die Messen der Champagne galten als die führenden nördlich der Alpen.

Feilschen wie vor 500 Jahren: Leipzigs erste Historische Ostermessen


Die Ursprünge der Historischen Ostermesse reichen ins Jahr 1996 zurück, als die Leipziger Messe auf das neuerbaute Messegelände zog, während der alte Markt vor dem Alten Rathaus blieb. Vom 6. bis zum 14. April 1996 konnten rund 250.000 Besucher die ca. 85 Stände der Hökerer und Handwerker im Salzgäßchen und auf dem Markt besuchen. Anlässlich des 500-jährigen Jubiläums zur Verleihung des Reichsmesseprivilegs durch
Kaiser Maximilian I. wurde im Jahr 1997 unter dem Motto „Das Jahr der Veste“ vom 29. März bis zum 6. April 1997 ein vielfältiges Kulturangebot wie um 1497 geboten. Zwischen 1998 und 2000 fanden die Ostermessen der Romantik nach historischem Vorbild statt. Mit dem Übergang der Warenmessen auf dem Markt zur Mustermesse und den Rückzug in die Messehäuser blieben im Freien zahlreiche Schausteller, Handwerker und Krämer, die es verstanden, ihr Publikum zu unterhalten. Die Ostermesse 2001 stand ganz im Motto des Schwedenjahres. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde Leipzig mehrfach besetzt und befand sich zeitweise unter schwedischer Administration. Die Messen wurden dementsprechend spartanisch gehalten. Um an diese Zeit zu erinnern, waren neben den Ständen der deutschen Handwerker und Hökerer auch schwedische Buden auf der Ostermesse 2001 präsent. Diese boten ihre Waren nach altem Brauch des 17. Jahrhunderts feil. Die Ostermessen zwischen 2002 und 2004 standen im Zeichen des „Renaissance-Mess‘-Spektakels“. Zu dieser Zeit verweilten Philipp Melanchthon und Martin Luther öfter in der Stadt und waren von der internationalen Strahlkraft der Leipziger Messen äußerst beeindruckt. Mit Einzug der Reformation in Leipzig 1539 konnten die Leipziger Buchdrucker nach Abschaffung des Druckverbotes von 1521 die Schriften der Lutheraner veröffentlichen und zur Messe präsentieren.

„Waren zum guten Gebrauche“: Buntes Ostertreiben im authentischen Flair


Heute bieten alljährlich am Osterwochenende ca. 80 Händler in altbewährter Tradition ihre „Waren zum guten Gebrauche“ feil. Seit 1996 stellt der Heureka-Zunftmarkt dar, wie die ausländischen Kaufleute des Mittelalters, darunter Handwerker und Kramer, ihr Gut vor dem Alten Rathaus anboten. An den Buden und Ständen kann ein vielfältiges Angebot von Keramikartikeln und Schmuck über Korbwaren und Feinkost erworben werden. Für ein authentisches historisches Flair auf dem Markt sorgen die Verkäufer in ihren mittelalterlich anmutenden Gewändern. An mehreren Ständen gibt es Met und Honigwein, aber auch saisonale Biere. Die kleinen Gäste können sich auf authentische Verkleidungen mit Holzschwertern, Armbrüsten und Ritterhelmen freuen. Auch eine Fahrt mit den per Kurbel angetriebenen Holzkarussells oder der Kletter-Heurekabahn sorgen für Spaß und Abwechslung. Wer nichts kaufen möchte, der kann einfach über die Ostermesse bummeln und das bunte Treiben bestaunen. Ein tägliches abwechslungsreiches Bühnenprogramm rundet die bis Ostermontag andauernde Veranstaltung ab. Der vom Marktamt der Stadt Leipzig organisierte und auf dem Nordflügel des Marktes in das Marktgeschehen integrierte „Kleine Ostermarkt“ präsentiert österliches Kunsthandwerk. 

Stand: 17.12.2023

Bildergalerie - Historische Ostermesse

Historisches Bildmaterial - Historische Ostermesse

Leipziger Kleinmesse

Cottaweg | Ortsteil: Lindenau

Die beliebte Kleinmesse findet drei Mal im Jahr als Frühlings-, Sommer- und Herbstkleinmesse für jeweils rund vier Wochen auf dem Festplatz Cottaweg statt. Neben zahlreichen Fahr- und Laufgeschäften, darunter Riesenrad, Geisterbahn und Autoscooter, sowie Los- und Schießbuden werden auch kulinarische Spezialitäten angeboten. Organisator ist seit 1992 der Leipziger Schaustellerverein. Die Geschichte des traditionsreichen und beliebten Leipziger Volksfestes reicht bis ins 10. Jahrhundert zurück.

Vom „Fahrenden Volk“ auf der „kleinen Messe“


Jahrmarkt, Kirmes, Rummel: In Leipzig kennt man hierfür seit jeher nur einen Begriff: Kleinmesse. Bereits Ende des 10. Jahrhunderts boten Händler von überall auf einer gemischten Waren- und Schaumesse im Schutz der Burg
urbs Libzi vor Raubrittern ihre Waren feil. Seit es die Leipziger Messe gibt, galt diese nicht nur als international bekanntes Handelsereignis, sondern bot auch eine Zuflucht aus dem eintönigen Alltag. Zu den Händlern gesellte sich das „Fahrende Volk“, darunter Wahrsager, Gaukler, Seiltänzer und Bärenführer, welches am Rande der Handelsgeschäfte in der ganzen Stadt für Unterhaltung sorgte. Löwen, Elefanten, Panoramen und Guckkastenbilder waren beliebte Attraktionen der Messe und schon bald wurden Märkte ohne das bunte Volk unvorstellbar. Einen wesentlichen Aufschwung erfuhr die Kleinmesse durch die Gründung der Stadt Leipzig im Jahr 1165 sowie den knapp hundert Jahre später vom Markgrafen Dietrich von Landsberg erlassenen Schutzbrief, der allen fremden Kaufleuten von und nach den Leipziger Messen Sicherheit für „Person und Habe“ garantierte. Im Jahr 1497 erteilte Kaiser Maximilian I. der Stadt nicht nur das Reichsmesseprivileg, sondern verlieh ihr gleichzeitig auch das Recht zu regelmäßigen Jahrmärkten. Die anfangs als „kleine Messen“ bezeichneten Veranstaltungen sind eng mit Geschichte der Leipziger Messe verbunden, entwickelten sich parallel zum allgemeinen Messegeschehen und erfreuten sich großer Beliebtheit.

Einen großen Raum unter den Schaustellungen nahm bereits seit den ersten Tagen des „Fahrenden Volkes“ die Vorführung seltener oder wilder Tiere ein. Im Mittelalter dominierten insbesondere Magier, Dresseure, Akrobaten und Puppenspieler die Szenerie. Der Überlieferung nach balancierte ein Seiltänzer mit einer Schubkarre vom Turm des Alten Rathauses bis auf den Markt hinunter. Ein Pferd konnte angeblich Geld zählen, die Stunde angeben oder sich betrunken stellen. Wenig später begeisterten die ersten Karussells das Publikum. Die Schausteller, die ihren festen Platz bereits auf den Oster- und Michaelismessen hatten, schlugen ihre Stände, Buden, Kabinette und Menagerien im Stadtzentrum oder auf dem Plätzen auf dem Innenstadtring auf. Besonders beliebt waren der Johannisplatz, der Naschmarkt, der Nikolaikirchhof, der Roßplatz, der Schulplatz und der Fleischerplatz – heute Goerdelerring – und der Königsplatz – heute Wilhelm-Leuschner-Platz. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war eine sichtbare Auflockerung der Schaumesse zu erkennen. Dies war neben der Nutzbarmachung von Elektrizität insbesondere dem Aufkommen neuer Vergnügungseinrichtungen wie der amerikanischen Luftschaukel oder dem nach 1870 erstmals gesehenen Riesenrad zu verdanken.

Traditionelles Volksfest vor dem Frankfurter Tor


Mit den für eine Großstadt notwendigen Bauten wie
Hauptfeuerwache und Markthalle sowie den Straßenbahntrassen wurden immer mehr der einstigen Areale für die Schausteller und Kleinhändler gesperrt. Hinzu kam, dass die sich immer größerer Beliebtheit erfreuenden Fahrgeschäfte und riesigen Schankzelte immer aufwändiger und der Platzbedarf zunehmend größer wurde. Am 1. Februar 1905 stimmten die Stadtverordneten dem Vorschlag der Stadtväter zu, ein eigens für das Volksfest konzipiertes Gelände vor dem Frankfurter Tor einzurichten. Auf einem Teil der ehemaligen Ranstädter Weide zwischen der heute verrohrten Alten Elster und dem damals noch existierenden Leutzscher Weg wurde nördlich der heutigen Arena Leipzig ein befestigter Platz angelegt. Nach nur zwei Jahren Bauzeit wurde das neue Areal der Kleinmesse am 7. April 1907 eröffnet. Auf dem großzügigen Platz waren in vier Längsreihen angeordnet diverse Verkaufsbuden, Hippodrom, eine Berg- und Talbahn, Ponyschule und Luftschaukeln angesiedelt, die neben Panoramen, Kinematographen und Theatern für Zugpferde, Affen, Hunde und Katzen das Bild prägten. Auch ein Panoptikum, ein Irrgarten, Schauzelte, ein Athleten- und Marionettentheater, Kasperletheater, Schießstände und eine Glasbläserei prägten die Szenerie. Nicht wegzudenken war in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts Seiferts Oskar, der vom allseits beliebten Händler Oskar Seifert mit sächsischem Charme betrieben wurde. Er machte aus jeder einfachen Verkaufshandlung ein Unterhaltungsprogramm. Der quadratische, nach allen Seiten offene Stand, war stets dicht umlagert von Besuchern, die sich vor den Waren, darunter Nadeln, Garn, Löffel, Kämme und Hosenträger, tummelten.

Auf dem neuen Gelände an der heutigen Friedrich-Ebert-Straße wurden zwischen 1907 und 1935 insgesamt 58 Kleinmessen von der Stadt Leipzig veranstaltet. Als die Nationalsozialisten am Frankfurter Tor einen riesigen Aufmarschplatz namens „Adolf-Hitler-Feld“ einrichteten, musste die Kleinmesse 1936 ihren Standort auf das ausgedehnte Areal auf Lindenauer Seite des Elsterflutbetts am Cottaweg verlegen.

„Kommse näher, kommse ran!“ – Von Twister bis Fliegerkarussell


Im Zweiten Weltkrieg kam die Kleinmesse zum Erliegen. Die Einschränkungen und das teilweise gänzliche Verbot der Veranstaltungstätigkeit, die Einberufung der Männer zur Wehrmacht und Bombenschäden machten ein Reisen nach Schaustellerart beinahe unmöglich. Als größte Attraktion galt bis dahin die „Himalaya-Gebirgsbahn“, eine hölzerne Achterbahn mit einer Größe von 173 mal 28 Metern. Diese wurde nach dem Krieg nicht mehr in Betrieb genommen, stattdessen wurde mit deren Holz das schwer beschädigte Dach des
Alten Rathauses repariert. Noch vor der ersten Mustermesse nach dem Krieg im Mai 1946 kehrte die Kleinmesse einen Monat zuvor im April zurück und entwickelte sich erneut zum beliebtesten Volksfest in der Region. Es lockten neben Geisterbahnen, Kettenkarussell und Auto-Scooter auch Attraktionen wie das große Karussell „Nuckelpinne“ von Hermann Kunth oder die Schiffs- und Überschlagschaukel „Rinck’s Looping the loop“. Die sozialistische Mangelwirtschaft bereitete den Schaustellern anfangs Schwierigkeiten, darunter eine frühzeitige Schließung um 21 Uhr, ein Verbot von Bierausschank, eine Zuteilung von Material und Treibstoff und eine Verweigerung der Gewerbeerlaubnis. Mit viel Geschick und Eigeninitiative gelang es den Schaustellern, ihre alten Karussels bestmöglich auf dem neuesten technischen Stand zu halten und Neuheiten zu entwickeln. Walter Seifert baute beispielsweise nach dem Krieg das druckgesteuerte Fliegerkarussell „Kosmoplane“, während Erich Schleinitz den hyraulischen „Weltenraumbummler“ und sein Sohn Bernd Schleinitz einen elektronischen Schießstand sowie das „Drehende Haus“ entwickelte. Der DDR-Staatszirkus war mit modernen westlichen Fahrgeschäften ausgestattet, darunter Baby-Flug, Twister und Satellit. Viele Leipziger verbinden mit der Erinnerung an die Kleinmesse zu DDR-Zeiten auch Geflügelbratwurst ohne Darm, Waffeln mit Schlagschaum oder rote Fassbrause für 21 Pfennige. 1957 ging ein großer Teil des Platzes an den VEB Kraftverkehr. Dennoch blieb der Zuspruch ungebrochen: Allein im Jahr 1978 wurde die durchschnittliche Besucherzahl der Kleinmesse mit 600.000 beziffert.

Mit der politischen Wende brach auch für das beliebte Volksfest eine neue Ära an. Die Schausteller mussten mit großem Einsatz um den Erhalt des Kleinmesseplatzes kämpfen. Am 23. Januar 1990 wurde der 1886 gegründete Leipziger Schaustellerverein e.V. reaktiviert, der seit 1992 eigenverantwortlich drei mehrwöchige Kleinmessesaisons auf dem Festplatz Cottaweg auf einer Fläche von rund 40.000 Quadratmetern mit ca. 40 Schaustellern organisiert. Die Kleinmesse ist nach wie vor ein Publikumsmagnet. An Familientagen locken ermäßigte Preise, an Samstagen die traditionellen Höhenfeuerwerke.

Stand: 29.11.2023

Bildergalerie - Leipziger Kleinmesse

Historisches Bildmaterial - Leipziger Kleinmesse

Rundgang – SpinnereiGalerien

Spinnereistraße 7 / Leipziger Baumwollspinnerei | Ortsteil: Lindenau

Drei Mal im Jahr – im Frühling, Herbst und Winter – finden an Wochenenden auf dem Gelände der ehemaligen Leipziger Baumwollspinnerei die Rundgänge der SpinnereiGalerien statt, die tausende Besucher und Medienvertreter aus aller Welt anziehen. Rund ein Dutzend Galerien und die HALLE 14 präsentieren neue Ausstellungen. Auch die Mehrzahl der in rund hundert Künstlerateliers und Werkstätten tätigen Kreativen lädt die Besucher ein, hinter die Kulissen zu schauen. Ob Maler, Fotograf, Designer oder Schmuck- und Modemacher – der Rundgang bietet eine hervorragende Möglichkeit, mit den hier lebenden und arbeitenden Künstlern der ehemaligen Fabrikstadt ins Gespräch zu kommen. 

Der erste Rundgang – Spinnerei Galerien fand in der heutigen Form im Jahr 2005 statt und baute auf dem Konzept des Galerienrundgangs von Michael Berninger und Bernd Tischer von der Culturtraeger GmbH auf. Diese hatten zuvor fünf Jahre lang die Liebhaber der zeitgenössischen Kunst zu Rundgängen eingeladen, damit diese städtische Museen, öffentliche Galerien sowie private kommerzielle Galerien entdecken. Ein Shuttle-Service erleichterte die Wege von der Innenstadt zur Baumwollspinnerei und zu den weiter entfernten Museen und Galerien. Seit Ende 2005 lädt die Baumwollspinnerei zu ihren eigenen Rundgängen ein. Zu sehen sind vor allem Werke aus Malerei, Fotografie, Skulptur und zahlreiche Installationen von nationalen und internationalen Künstlern. 

Für Kulturinteressierte haben während der Rundgänge auf dem Spinnerei-Gelände auch der Künstlerbedarf „boesner“, verschiedene Druckereien, das Künstlerbuch „Lubok“ sowie die gemeinnützige HALLE 14 geöffnet. Besonders letzte empfiehlt sich für einen Besuch. Nachdem der 1890/91 errichtete Industriebau zehn Jahre leer gestanden hatte, trafen sich im Dezember 2002 auf dem Spinnereigelände Wissenschaftler und Künstler aus verschiedenen Ländern, um über die Umnutzung von Industriebauten zu diskutieren. Fünf Jahre später eröffnete in der HALLE 14, deren Umbau vom Leipziger Architekturbüro Quartier Vier und dem Künstler Tilo Schulz umgesetzt wurde, das Besucherzentrum und die Kunstbibliothek mit in den Wänden integrierten Regalen und über 15.000 Büchern und anderen Medien. An der Besuchertheke kann man sich auch während des Rundgangs über die Ausstellungen in der HALLE 14 und in den anderen Galerien auf dem Spinnereigelände informieren. Als Treffpunkt und Ruhezone dient ein tribünenartig aufgebauter Bereich rechts neben dem Eingang. Der fünfgeschossige, rund 20.000 Quadratmeter große Bau, ist nach seiner Sanierung Heimstatt für viele Kreative und präsentiert im hinteren Bereich auf rund 2.000 Quadratmetern zeitgenössische Kunst. 

Nach der Schließung der im Jahr 1907 größten Baumwollspinnerei Kontinentaleuropas entstand Anfang der 1990er Jahre eine der interessantesten Produktions- und Ausstellungsstätten für zeitgenössische Kunst und Kultur in Europa. Seit 2001 fördert eine Verwaltungsgesellschaft und Geschäftsführung den allmählichen Aus- und Umbau der Gebäude und trug dazu bei, dass die Spinnerei zu dem wurde, was sie heute ist. Die Fabrikstadt genießt inzwischen hohes internationales Ansehen.

Stand: 27.09.2023

Bildergalerie - Rundgang – SpinnereiGalerien

Leipziger Weinfest

Markt | Ortsteil: Zentrum

Das Leipziger Weinfest findet alljährlich über eine Woche in den Sommermonaten statt und wird vom Marktamt der Stadt Leipzig veranstaltet. Auf dem Markt bieten etwa 30 Aussteller aus ganz Deutschland und einigen europäischen Ländern ihre Weine zum Genießen an. Das ursprünglich in den späten 1990er Jahren als Promotionsveranstaltung ins Leben gerufene Weinfest hat sich mittlerweile als eine der beliebtesten und bestbesuchten Veranstaltungen etabliert. Ein abwechslungsreiches Bühnenprogramm mit Live-Musik und aufwändig geschmückte Stände und Sitzbänke runden den Weingenuss ab.

Alljährlich zur Sommerzeit verwandelt sich der Leipziger Markt vor dem Alten Rathaus im Rahmen des Weinfestes in die größte Weinstube der Stadt. Winzer aus verschiedenen Anbaugebieten in Sachsen, ganz Deutschland und Europa – von Ungarn über Österreich bis Südtirol und Frankreich – bieten an ihren aufwändig gestalteten Verkaufsständen hochwertige Weine zum Verkosten und Genießen an.

Sachsens 800jährige Weintradition


Die sächsische Weintradition reicht bis ins 12. Jahrhundert zurück, als ein Mönch aus dem
Kloster Altzella erstmals von einer Weinstraße in der Region berichtete. Bereits zu Zeiten des Bischofs Benno von Meißen soll in der Region Wein angebaut worden sein. Überlieferungen aus dem Jahr 929 n. Chr. zufolge berichteten auch die Truppen von Heinrich I. von diversen Weinstöcken im Elbtal. In einer Urkunde von 1161 wurde die Existenz von Weinbergen im Meisatal bestätigt. Das höfische Weingut Hoflößnitz rief schließlich im 17. Jahrhundert das 6.000 Hektar umfassende sächsische Weinanbaugebiet ins Leben, welches später aufgrund des Baubooms und der Reblaus fast vollständig zerstört und im Jahr 1907 offiziell als verseucht deklariert wurde. Mit dem Ende der DDR wurden in den 1990er Jahren rund 220 Hektar neu aufgerebt. Die Sächsische Weinstraße, welche zwischen Pirna und Diesbar-Seußlitz verläuft, wurde offiziell im Jahr 1992 eingeweiht. Der Weinbau in Sachsen entwickelte sich zu einem Aushängeschild für die Region mit einem vielfältigen Angebot, welches jedes Jahr zahlreiche Besucher und Weinwanderer anlockt. Heute zählt das Weinbaugebiet Sachsen als nordöstlichstes sowie kleinstes zusammenhängendes seiner Art in Deutschland. Seit der Aufrebung in den 1990er Jahren hat sich das Weinbaugebiet flächenmäßig verdoppelt und umfasst mittlerweile rund 492 Hektar Rebfläche, welche von etwa 2.500 Winzern bewirtschaftet wird.

Von der kleinen Promotionsveranstaltung zu Leipzigs größter Weinstube


Das Leipziger Weinfest startete ursprünglich als Promotionsveranstaltung eines rheinländischen Weinbauverbandes in den späten 1990er Jahren. Nachdem diese die ersten Jahre gut angenommen wurde, sollte das Format vom Veranstalter wenig später eingestellt werden. Da die involvierten Winzer von Leipzig sehr angetan waren, plädierten sie für eine Fortführung des Weinfestes durch das Marktamt der Stadt Leipzig, welches bis dahin als genehmigende Behörde involviert war. Das Marktamt übernahm die Veranstaltung in Eigenregie und öffnete das Weinfest ab 2007 für weitere Regionen und Anbieter. Zu diesem Zeitpunkt war das Fest mit acht bis elf Teilnehmern recht überschaubar. Im Jahr 2014 wurde das Konzept durch Marktamtsleiter
Walter Ebert und sein Team überarbeitet. Die Winzer warb man aktiv an. Dadurch wurde die Veranstaltung immer erfolgreicher, so dass weitere interessierte Winzer und Besucher nach Leipzig kamen und sich das Format als eine der beliebtesten Veranstaltungen etablierte. Im Pandemiejahr 2021 konnte das Weinfest als eine von wenigen größeren Veranstaltungen in Leipzig unter strengen Auflagen, mit reduzierter Teilnehmerzahl und 17 Ständen stattfinden. Waren auf dem Weinfest ursprünglich nur deutsche Winzer anwesend, sind seit einigen Jahren auch Weingüter aus Ungarn, Österreich, Südtirol und Frankreich vertreten.

Ein Glas Rotes in stimmungsvoller Atmosphäre


Eröffnet wird das Weinfest jedes Jahr von der amtierenden sächsischen Weinkönigin, welche alljährlich im Herbst vom Sächsischen Weinbauverband gewählt wird. Zu den Aufgaben der Repräsentantin des sächsischen Weinbaugebietes zählen zahlreiche Termine im Jahr, wie die Eröffnung von Weinfesten, Messen sowie Gespräche mit Presse-, Rundfunk- und Fernsehvertretern. Voraussetzung für die Wahl sind u.a. gute Kenntnisse über das sächsische Weinbaugebiet und nicht zuletzt die Freude am Wein.

An rund 30 Weinständen können neben den etwa 200 verschiedenen Weinen auch Sekte, Weintraubenliköre und Weinbrände verkostet werden. Zu den Stammgästen und langjährigen Ausstellern, die vom Weinfest nicht mehr wegzudenken sind, zählen die sächsische Kelterei Oese, das sächsische Weingut Schloss Wackerbarth und die Winzergenossenschaft Freyburg aus Sachsen-Anhalt. Mehrere Gastronomen bieten auf dem Weinfest zudem weintypische Speisen an, darunter Käseplatten und Flammkuchen. Ein tägliches Bühnenprogramm mit Live-Musik, von Rock bis Jazz, rundet die Veranstaltung ab. Die Weinfreunde können in stimmungsvoller Atmosphäre auf einer der Sitzbänke ein Glas Wein genießen. Die Besucherzahlen des sich seit Jahren auf Wachstumskurs befindlichen Weinfestes bewegen sich zwischen 25.000 und 30.000. 

Stand: 27.09.2023

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