Bei der 1987 in Leverkusen gegründeten Veranstaltungsreihe „Bierbörse“ handelt es sich in ganz Europa um das erste Open-Air-Event, welches im Franchisesystem ausgerichtet wird. Mittlerweile wird die Bierbörse in etwa 20 deutschen Großstädten ausgetragen.
Veranstalter aus Leipzig ist Organisator der Leipziger Bierbörse
Die erste Leipziger Bierbörse fand vom 9. bis 11. Juli 1999 am Völkerschlachtdenkmal mit rund 80.000 Besuchern statt. Präsentiert wurden ca. 500 verschiedene Biersorten aus 60 Ländern. Als eines der Highlights zum Auftakt wurde das „Ceve Creek“, ein Chilibier aus dem US-amerikanischen Bundesstaat Arizona, mit einer echten rot-grünen Chilischote in der Flasche präsentiert. Weiterhin wurden beispielsweise ein Schokoladenbier sowie Biergelee angeboten. Kleinere, rekordverdächtige Wettbewerbe wie die Kürung der kleinsten Bierflasche oder des stärksten Bieres der Welt sowie ein Musikprogramm mit Live-Bands rundeten die Veranstaltung ab. Seit ihrer Premiere 1999 fand die Leipziger Bierbörse – mit Ausnahme der Corona-Pandemie – alljährlich an einem Sommerwochenende am Völkerschlachtdenkmal bzw. im Jahr 2022 an der Galopprennbahn Scheibenholz statt. Sie wird seither traditionell mit dem Fassbieranstich eröffnet. Jedes Jahr präsentieren etwa 50 verschiedene Aussteller rund 500 verschiedene Biersorten aus aller Welt in gemütlicher Atmosphäre. Seit ihrer Premiere sind die Kriterien für eine Teilnahme als Aussteller an der Leipziger Bierbörse hochgesteckt: Zugelassen sind ausschließlich originale Brauereistände mit Biergarten bzw. Pavillon und passenden Trachten zur Gewährleistung des hohen Veranstaltungsniveaus. Im Zentrum des Events steht der Biergenuss, weshalb auch etwa zwei Drittel der Stände Bierausschank- und ein Drittel Speisegeschäfte ausmachen. Die angebotenen Bierspezialitäten können auch für den heimischen Genuss als Flaschenbiere käuflich erworben werden. Seit 1999 wird die Leipziger Bierbörse vom örtlichen Veranstalter, der Eventagentur Kay Rohr, organisiert. Der Eintritt ist für alle Besucher frei.
Aus vergorenem Brotteig wird Bier
Hefe, Wasser, Getreide und Hopfen: Die Zutaten für das Bierbrauen sind die gleichen und dennoch hat jedes Bier eine andere Geschmacksnote. Da das Nationalgetränk der Deutschen vorrangig aus Gerste gebraut wird, ist es im Volksmund auch unter der Bezeichnung „Gerstensaft“ bekannt. Das erste Bier-ähnliche Erzeugnis erstand vor mehr als 6.000 Jahren in Mesopotamien. Der Überlieferung nach ließ um 4.000 vor Christus ein sumerischer Bäckermeister den Brotteig zu lang in der Sonne stehen. Der durch die Hefekulturen ausgelöste Gärprozess ließ eine vergorene, klebrige Masse mit berauschender Wirkung entstehen. Dabei handelte es sich um den Vorläufer des heutigen Bieres. Wie Wandmalereien und Schriftzeichen belegen, war das Bier bereits bei den Ägyptern bekannt. Zahlreiche Funde von Bieramphoren um 800 vor Christus zeugen auch von einer Bekanntheit unter den Germanen, wo traditionell die Frauen für das Bierbrauen verantwortlich waren. Die Kunst des Bierbrauens wurde insbesondere im frühen Mittelalter in den Klöstern weiterentwickelt. Die Mönche konsumierten das gebraute Bier während ihrer wochenlangen Fastenzeit. Der Überlieferung nach wurde eine Probe des gebrauten Bieres über die Alpen nach Rom gesendet. Dort sollte der Papst höchstpersönlich von der Eignung des Gebräus für den Konsum während der Fastenzeit überzeugt werden. Da das Bier nach dem weiten Weg als saure Brühe in Rom eintraf, empfand er dessen Genuss vielmehr als Buße anstatt einer Wohltat und gab ohne Widerworte seinen päpstlichen Segen.
Einer Chronik aus dem Jahr 820 nach Christus zufolge handelte es sich beim Schweizer Kloster St. Gallen um die erste von Mönchen geleitete Brauerei. In den klösterlichen Hopfengärten wurde der Geschmack des Biers fortlaufend verfeinert und intensiv daran gearbeitet, ein starkes und nahrhaftes Bier zu brauen. Zahlreiche Klöster wurden durch das boomende Geschäft mit dem hauseigenen Bier wohlhabend und ihre Braukunst berühmt. Im Zuge der Erschließung internationaler Handelswege versuchten sich immer mehr Bürger am Brauen. Um die damit einhergehende Bierpanscherei zu regulieren, erließen Herzog Wilhelm IV. von Bayern und sein Bruder Ludwig X. am 23. April 1516 eine landesweite Verordnung – das deutsche Reinheitsgebot. Dieses besagt, dass zur Herstellung von Bier lediglich Hopfen, Gerstenmalz und Wasser verwendet werden dürfen.
Das erste „Autofahrerbier“ entsteht
Neben der Entwicklung des Gerstensafts hat auch der Versuch zur Herstellung eines alkoholfreien Biers eine lange Tradition. Ein solches, welches auch als „alkoholfrei“ bezeichnet werden durfte, entstand erst in den 1970er Jahren. Der Braumeister Ulrich Wappler beschäftigte sich in der damaligen DDR für die in Berlin ansässige VEB Engelhardt-Brauerei mit einem Verfahren zur Herstellung von alkoholfreiem Bier. Das erste sogenannte „Autofahrerbier“ wurde unter dem Namen „Aubi“ im Jahr 1972 auf der Leipziger Messe präsentiert. Dieses wurde vorerst an Autobahnraststätten in der DDR in 0,5-Liter-Flaschen für je 0,75 Mark verkauft. Seit 1998 handelt es sich bei dem „Aubi“ um eine geschützte Marke der in Thüringen beheimateten Dingslebener Privatbrauerei Metzler, wo es mit weniger als 0,5 Volumenprozent Alkoholgehalt hergestellt wird.
Auch die Messestadt Leipzig verfügt über eine vielfältige Bierlandschaft, welche man bei einem Streifzug durch die gemütlichen Biergärten und urigen Kneipen entdecken kann. Weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt ist die Gose, eine mit Koriander und Salz gebraute Bierspezialität. Traditionell kann diese vom Fass in der Gosenschenke Ohne Bedenken genossen werden oder auch in der Bayerischer Bahnhof Gasthaus & Gosebrauerei Leipzig. Beide Gasthäuser brauen die Gose selbst. Selbstgebrautes Bier in historischer Atmosphäre gibt es auch im Brauhaus Napoleon. Eine unscheinbare kleine, kreative Brauerei mit wechselnden Biersorten namens Cliff’s Brauwerk ist im Waldstraßenviertel beheimatet. Seit 2017 beheimatet Leipzigs Brauereien-Landschaft im Süden das „Synde Bräu“, dessen Sortiment von röstigen Dunklen bis zu frischen Ales reicht. Im Ratskeller der Stadt Leipzig im Neuen Rathaus können Gäste das nach modernster Brautechnik hergestellte „Lotteraner“ probieren. Im Stadtteil Reudnitz befindet sich die Sternburg-Brauerei, deren Bier unter dem Spitznamen „Sterni“ weit über die Stadtgrenzen hinaus Kultstatus hat. Das nordöstlich von Leipzig gelegene Krostitz ist für sein in der Krostitzer Brauerei GmbH hergestelltes, feinherbes „Ur-Krostitzer“ in ganz Deutschland bekannt.
Leipzigs süffigstes Fest zu Ehren des Gerstensafts
In den 1980er Jahren stieg in Deutschland die Nachfrage nach einem Fest, welches ausschließlich dem Lieblingsgetränk der Deutschen gewidmet werden und es den Besuchern ermöglichen sollte, diverse Biere aus aller Welt zu verkosten. Die erste Bierbörse in Deutschland wurde im Leverkusener Stadtteil Opladen im Oktober 1987 auf die Beine gestellt. Im Zuge der Gründung eines Franchisesystems für eine Durchführung der Veranstaltungsreihe auf nationaler Ebene durch das Eventbüro Werner Nolden im Jahr 1997 etablierte sich die Bierbörse auch über die Leverkusener Ortsgrenzen in deutschen Großstädten. Bei dem Veranstaltungsformat handelt es sich in ganz Europa um das erste Open-Air-Event, welches im Franchisesystem ausgerichtet wird.
In den Folgejahren wurden das Angebot an verschiedenen Biersorten und in diesem Zuge auch die Anzahl der Bierstände stetig erweitert, die Besucherzahlen stiegen und die Bierbörse erfreute sich zunehmender Beliebtheit. Dabei zeichnet sich die Bierbörse durch ein deutschlandweit einheitliches Konzept und Auftreten aus.
Stand: 04.07.2024