Südfriedhof in Leipzig

Friedhofsweg 3
Ortsteil: Probstheida

Der Südfriedhof ist mit einer Fläche von 78 Hektar die größte Friedhofsanlage in Leipzig und gilt als einer der größten und schönsten Parkfriedhöfe Deutschlands. Er befindet sich im Leipziger Süden nur wenige Meter vom Völkerschlachtdenkmal entfernt. Innerhalb seiner großzügig angelegten Grünflächen mit Parkatmosphäre beheimatet er zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Seit der Eröffnung fanden hier über 600.000 Leipziger ihre letzte Ruhe, darunter viele bedeutende Unternehmer, Wissenschaftler, Künstler sowie – bis auf eine Ausnahme – alle Oberbürgermeister. An der Gestaltung der zahlreichen historischen Grabmäler waren bedeutende Bildhauer wie Max Klinger, Adolf Lehnert, Carl Seffner, Walter Arnold und Josef Mágr beteiligt.

Vom Lindenblatt zum Parkfriedhof


Die Erschließungsarbeiten des Friedhofs begannen im Jahr 1885. Neben seiner Funktion als Begräbnisstätte sollte der Südfriedhof als ein Ort der Erholung dienen und entsprechend ausgebaut werden. Nach Plänen des Architekten Hugo Licht und Stadtgartendirektor Otto Wittenberg wurde die Anlage mit einer geschwungenen Wegführung in Form eines Lindenblattes konzipiert. Durch diese gestalterische Besonderheit sollte auf den slawischen Ursprungsnamen Leipzigs als „Der Ort, an dem die Linden stehen“ Bezug genommen werden. Mit der Eröffnung im Jahr 1886 hatten Licht und Wittenberg ein in dieser Form einmaliges Gesamtkunstwerk im Jugendstil geschaffen. Die zumeist auf Friedhöfen bedrückend und eintönig wirkenden Reihengräber wurden parkartig umpflanzt. Die erste Beisetzung fand am 1. Juni 1886 statt. Dabei handelte es sich um den Markthelfer Carl August Schmidt, dessen Grabstelle noch heute in der I. Abteilung des Südfriedhofs besichtigt werden kann.

Neuromanische Baukunst im Grünen 


In den Folgejahren nach seiner Eröffnung war der Südfriedhof als Begräbnisplatz zunächst unter den Leipzigern eher unbeliebt: Diese zogen es vor, sich auf dem Neuen Johannisfriedhof, dem heutigen Friedenspark, bestatten zu lassen. Als der von Wittenberg und Licht beabsichtigte Parkcharakter langsam erkennbar wurde, änderte sich dies und der Südfriedhof füllte sich zusehends. Zwischen 1905 und 1910 erfolgte der Bau des Gebäudekomplexes mit Krematorium im Zentrum des Südfriedhofes nach Entwürfen des Stadtbaurats Otto Wilhelm Scharenberg. Zusammen mit der großen Haupthalle und zwei kleineren Kapellen ist das imposante Gebäude mit dem charakteristischen 63 Meter hohen Glockenturm bereits von Weitem sichtbar. Die gesamte Anlage im neuromanischen Stil wurde der mittelalterlichen Benediktinerabtei Maria Laach nachempfunden. Noch vor der Bauabnahme des Krematoriums erfolgte am 4. Dezember 1909 die erste Einäscherung. Es handelte sich um den Fabrikanten Max Woelker, der als Mitglied im „Verein für Feuerbestattung“ als Erster kremiert wurde. Sein Grab befindet sich in der II. Abteilung des Südfriedhofs und blieb bis heute erhalten. Seitdem stieg der Anteil der Feuerbestattungen stetig an und beträgt heute über 90 Prozent. Das prägte auch die Gestaltung des Südfriedhofs, denn dadurch entstanden seit den 1960er Jahren zahlreiche Grabfelder für Urnenbeisetzungen. Aufgrund der geringen Grabgröße konnten einzelne Bereiche des Friedhofs großzügiger bepflanzt werden, was den Parkcharakter erhöhte. 

Ebenso wie die Hauptkapelle diente die in Kreuzform gehaltene östliche Kapelle überwiegend konfessionellen Trauerfeiern, während die als Sprecherhalle konzipierte westliche Kapelle für weltliche Feiern genutzt wurde. Auf der gesamten Kapellenanlage befinden sich neben den drei Trauerhallen Ost, West und der Großen Trauerhalle einige Abschiedsräume, der Urnenübergaberaum sowie das Kolumbarium und das Krematorium. Die Grundrisse aller Trauerhallen sind in ihrer Form einem griechischen Kreuz nachempfunden. Bis 1924 wurde der Südfriedhof von seinen ursprünglichen 54 Hektar auf 63 Hektar erweitert. Während des Zweiten Weltkriegs erfolgte der Ausbau auf die heutige Fläche von 78 Hektar. In der XXVIII. Abteilung wurden rund 3.500 Opfer der Bombenangriffe auf Leipzig bestattet.

Die großzügig gestalteten Friedhofsteile mit viel Grünfläche beheimaten zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Besonders schön anzusehen sind die etwa 9.000 Rhododendren, die zur Blütezeit im Mai für eine Farbenpracht im Grünen sorgen. Auf den Glatthaferwiesen am Westeingang des Friedhofs können nicht nur Vögel, Hasen und Eichhörnchen beobachtet werden, sondern mit etwas Glück auch Rehe oder Füchse. Der Rhododendrenbestand und die Glatthaferwiesen stehen unter Naturschutz.

Historisch künstlerische Grabkunst zu Ehren von Leipzigs Größen 


Auf dem Südfriedhof befinden sich viele Gräber berühmter Leipziger Persönlichkeiten, darunter jene der Verlegerfamilie Baedecker. Eine weitere berühmte deutsche Verlegerfamilie ist ebenfalls auf dem Südfriedhof vertreten, die Ullsteins. Ferdinand Eduard Ullstein wirkte in Leipzig als Papierhändler und starb 1912. Als künftige Familiengruft wurde ihm im folgenden Jahr eine sechs Meter steil aufsteigende Pyramide errichtet. Deren großes Bronzeportal ziert ein reichgeschmückter Türklopfer, der unbeweglich ist. 

Ihre letzte Ruhestätte fanden auch zahlreiche Gewandhauskapellmeister, darunter Carl Reinecke, Arthur Nikisch und Franz Konwitschny sowie die Thomaskantoren Gustav Schreck, Karl Straube, Günther Ramin und Erhard Mauersberger. Auch der Kabarettist Jürgen Hardt, die bedeutenden Maler Werner Tübke und Wolfgang Mattheuer, die als Begründer der sogenannten Leipziger Schule gelten, sind auf dem Südfriedhof begraben. Sehr sehenswert sind die von berühmten Bildhauern wie Max Klinger, Carl Seffner und Walter Arnold geschaffenen historischen Grabmäler, welche in unterschiedlichen Stilen gestaltet wurden. Eine weitere Besonderheit ist das eindrucksvolle Grabmal von Kurt Masur aus dem Jahr 2017, welches in Gedenken an den weltberühmten Dirigenten und Leipziger Gewandhauskapellmeister als Ehrendenkmal errichtet wurde. Geschaffen hat es der Leipziger Bildhauer Markus Gläser in enger Absprache mit der Witwe Masurs, Tomoko Sakurai

Neben den ursprünglichen Grabmälern wurden einige Grabstätten auf den Südfriedhof umgebettet. Dazu gehört das Grab des Dichters Christian Fürchtegott Gellert vom Alten Johannisfriedhof und jenes des Bankiers und Handelsherren Christian Gottlob Frege und seiner Familie vom Schloss Abtnaundorf

Die Friedhofsbesucher stoßen aber auch auf moderne Kunst. So fertigten die niederländischen Künstler Ron Sluik und Reinier Kurpershoek ein Denkmal für Marinus van der Lubbe, das am 13. Januar 1999 eingeweiht wurde. Van der Lubbe hatte das Berliner Reichstagsgebäude in Brand gesetzt und wurde in einem legendären Prozess im Leipziger Reichsgericht zum Tode verurteilt. Nach seiner Hinrichtung auf dem Schießstand Bienitz bei Rückmarsdorf bestattete man ihn auf dem Südfriedhof. 

Wer sich intensiver mit dem Südfriedhof, den dort beerdigten Personen und der Grabmalkunst beschäftigen möchte, der sollte sich die Reihe „Die Kunst im Stillen“ zulegen, die von Friedhofsforscher Alfred E. Otto Paul verfasst und herausgegeben wird. Im Jahr 2020 erschien bereits Band 7 seiner einzigartigen Reihe, die dazu beiträgt, der Sepulkralkultur mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Führungen über den Südfriedhof bietet regelmäßig die Paul-Benndorf-Gesellschaft zu Leipzig e.V. an.

Bildergalerie - Südfriedhof in Leipzig

Historisches Bildmaterial - Südfriedhof in Leipzig

Schlosspark Lützschena in Leipzig

Schlossweg 11
Ortsteil: Lützschena-Stahmeln

Die 19 Hektar große historische Parkanlage befindet sich im nordwestlichen Stadtrand von Leipzig. Sie liegt in der Elster-Luppe-Aue im Leipziger Auwald und gehört zum Naturschutzgebiet Burgaue. In dem kontrastreichen Schlosspark existieren Natur und Kultur gleichermaßen und spiegeln die Ideen des einstigen Parkgründers, Maximilian Speck von Sternburg, wider. 

Vom Rittergut zum sentimentalen Landschaftspark


Das heutige Schloss Lützschena wurde einst als Rittergut Üchtritz bekannt und befand sich seit Anfang des 15. Jahrhunderts im Besitz der ursächsischen Adelsfamilie von Üchtritz. 1685 wurde das Gut als „Lustgarten“ betitelt. Dieser Name rührte vom 1743 eingestellten „Lustgärtner“, der unter anderem die Orangerie vor Ort betreute. 

Den Grundstein zur heutigen Landschaftsparkanlage legte der weitgereiste bürgerliche Kaufmann Maximilian Speck von Sternburg. Im Jahr 1822 ersteigerte er das in den napoleonischen Befreiungskriegen stark beschädigte Rittergut einschließlich des dazugehörigen Brauhauses und allen Ländereien. Zwischen 1822 und 1825 ließ er den Park in den feuchten Auen gärtnerisch konzipieren und nach dem englischen Vorbild eines Landschaftsparks gestalten. Eine Herausforderung bei der Konzeption waren die Gewässer rund um den Park: Diese sollten einerseits als stimmungsvolle Elemente und wesentliche Gestaltungsgrundlage eingebettet werden, andererseits mussten entsprechende Dämme zum Schutz vor Hochwasser errichtet werden.

Durch seine früheren Reisen war Maximilian Speck von Sternburg mit den seinerzeit neuesten künstlerischen und geistigen Strömungen vertraut. Dies schlug sich auch in der Konzeption seiner kleinräumigen Gartenszenarien nieder: Religiöse Motive der Vergänglichkeit, wie der Familienfriedhof der Familie Speck von Sternburg, wechseln sich mit klassisch-antikisierenden Elementen, wie dem Diana-Tempel, ab. Als Freund der Kunst ließ Speck von Sternburg in einem Ehrentempel zahlreiche Statuen und Büsten von Persönlichkeiten aufstellen, die er besonders verehrte. Insbesondere die unbewegten Gewässerspiegel vor den Gehölzen des Auwaldes prägten die ruhige Atmosphäre des „sentimentalen Landschaftsparks“, wie der Schlosspark Lützschena häufig betitelt wird. Speck von Sternburg ließ das Rittergut zu einem bedeutenden landwirtschaftlichen Betrieb mit einer eindrucksvollen Bildersammlung aufbauen, die den Besuchern offenstand. Die Sammlung ist heute noch vollständig erhalten und gehört zum wesentlichen Bestand des Museums der bildenden Künste Leipzig

Nach dem Tod von Maximilian Speck von Sternburg im Jahr 1856 nahmen sich sein Sohn Alexander und sein Enkel Alexander James der Neugestaltung des Parks an. Mit Hilfe des Leipziger Architekten Oskar Mothes wurde das Rittergut 1862 nach neugotischem Vorbild als Schloss umgestaltet. Im Park selbst wurden die festen Bauten dem Zeitgeist angepasst und kurzlebige Bauwerke beseitigt. 

Nach dem zweiten Weltkrieg fiel der ländliche Besitz der Familie Speck von Sternburg 1945 in die Bodenreform. Mit der Enteignung ging auch der Verfall des Parks einher. Im Jahr 1998 kaufte schließlich Wolf-Dietrich Freiherr Speck von Sternburg den ehemaligen Familienbesitz zurück und begann mit der Wiederinstandsetzung der Anlage. Somit konnte eines der bedeutendsten Gartendenkmäler der Region rund um Leipzig wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Da der Grundwasserspiegel sank, musste ein umfassendes Gewässermanagement etabliert werden, um eine anhaltende Wasserführung in den Teichen und Gräben im Park zu sicherzustellen. 

Heutiger Schlosspark: Diana-Tempel, Auwaldstation und Schloss Lützschena


Der Schlosspark Lützschena ist naturnah und mit kleinen künstlichen Wasserläufen gestaltet. Zum Park gehören insgesamt fünf Teiche: Der Ententeich, der Rosenteich und der Dreiecksteich bilden eine verbundene Gruppe und befinden sich unweit des Dianateichs. Der Tempelteich, welcher einen Wasserring um die kleine Waldkapelle bildet, liegt im südöstlichen Teil des Parks. Auf einer kleinen Insel im Tempelteich sieht man bereits von Weitem einen restaurierten Backsteinbau von 1826, dabei handelt es sich um eine Waldkapelle. Der ehemalige Familienfriedhof der Familie Speck von Sternburg im südlichen Teil des Parks diente auch den späteren Schlossbewohnern als Begräbnisstätte. Auch heute existieren noch einige Grabmale sowie Reste der Grabkapelle.

Der zentrale Zugang zum Park erfolgt – damals wie heute – über die wiedererrichtete Weiße Brücke über der Weißen Elster. Ein Meilenstein in der Wiederherstellung der ehemaligen Parkstrukturen zu Zeiten Maximilian Speck von Sternburgs war die Restaurierung des Diana-Tempels im Jahr 1999. Dieser befindet sich auf einer in den Diana-Teich ragenden, kleinen Halbinsel. Auf sechs dorischen Säulen unter dem halbkugelförmigen Dach stand dort einst die Statue der Diana, römische Göttin der Jagd und Herrin über die Tiere. Heute ist der Diana-Tempel Symbol des Schlossparks und gleichzeitig ein beliebtes Fotomotiv. Unweit des Diana-Tempels am Rand des Schlossparks befindet sich die Kultur- und Umweltbildungseinrichtung Auwaldstation. In der Blockhütte kann sich der Besucher über den bedeutenden Leipziger Naturraum informieren. Es werden regelmäßig Führungen durch den Schlosspark angeboten.

Das Schloss Lützschena stand zunächst nach der Enteignung seit 1945 leer. 2002 kauften die Herren von Truchsess und von Erfa das Schloss und bewahrten es vor dem endgültigen Verfall. Heute ist das Schloss teilweise für besondere Anlässe wie Vorträge, Kunstausstellungen und Konzerte der Öffentlichkeit zugänglich. 

Die Götter und Göttinnen des Schlossparks


Von den einst zahlreichen Statuen, Skulpturen und Denkmälern im Schlosspark ist heute verhältnismäßig wenig erhalten und restauriert. Alle anderen Kunstwerke fielen Zerstörung oder Diebstahl und Zerstörung zum Opfer. Der Park beinhaltet heute noch die Original-Statue der Aphrodite sowie Nachbildungen des Apollino, der Flora, des Herkules, des Kronos und eines steinernen Greises. 

Außerhalb des Schlossparks an der Weißen Elster steht als „einzige Überlebende“ der Kriegs- und Nachkriegszeit und im Original erhalten die Statue der Aphrodite. Auf der gegenüberliegenden Uferseite des Diana-Tempels trohnt auf einem Sockel die Statue der Flora, Göttin der Blumen und des Frühlings. In der Nachkriegszeit war diese zunächst verschwunden, bis sie 1995 stark beschädigt in einem Schuppen unter Kohlebergen wiederentdeckt und umfassend restauriert werden konnte. Seit 2013 steht die Flora wieder auf ihrem Platz. Gegenüber der Weißen Brücke kann man seit 2011 wieder die Statue des Apollino an seinem historischen Standort bewundern. Dabei handelt es sich um einen Abguss der Dresdner Skulpturensammlung. Auch die Statue des Herkules kehrte 2016 an seine Stelle am Rand des Schlossparks bei der Auwaldstation zurück. Zuvor lagen die Einzelteile der Skulptur viele Jahre lang im Fluss, bevor sie gefunden, wieder zusammengesetzt und zum Teil künstlerisch nachgestaltet wurden. Die Statue eines steinernen Greises thront seit 2015 auf einem Sockel am Rosenteich. Nach dem Fund eines Torsos in einem Vorgarten Lützschenas wurde dieses Modell in Gips abgeformt, abgegossen und die fehlenden Teile des „Wanderers“ ersetzt. 

Der Schlosspark Lützschena ist ganzjährig frei zugänglich.

Bildergalerie - Schlosspark Lützschena in Leipzig

Historisches Bildmaterial - Schlosspark Lützschena in Leipzig

Rosental in Leipzig

Waldstraße / Marienweg / Emil-Fuchs-Straße / Zöllnerweg
Ortsteil: Zentrum-Nordwest

Das Rosental ist mit 118 Hektar Fläche eine der größten und gleichzeitig ältesten Parkanlagen Leipzigs inmitten des Auwaldes. An dieser Stelle wollte sich einst der Kurfürst von Sachsen, August der Starke, Anfang des 18. Jahrhunderts ein Residenzschloss errichten lassen, was von Leipzigs Stadtvätern trickreich unterbunden wurde. Der Park wird im Süden und Westen durch den Elstermühlgraben, im Norden durch die Parthe und im Osten durch den Zoologischen Garten begrenzt. 

Über 700 Jahre Rosental


Das Rosental wurde erstmals 1318 urkundlich erwähnt. Bereits der Leipziger Historiker Johann Jacob Vogel schrieb 1714 in seinem „Leipziger Chronicon“: Das Rosental „hat den Namen von anmuthigen, schattichten und lustigen Spaziergängen, gleich wie anderweit lustige und annehmliche Oerter den Namen des Paradieses führen, oder wie Weinberge zu Jena, diesseits des Saalestrome, wegen der Anmuthigkeit, die Rosenberge heißen“.

Die Rasenfläche des heutigen Rosentals war ursprünglich vom nördlichen Teil des Leipziger Auwaldes bedeckt. Die Herkunft des Namens „Rosental“ ist bis heute nicht geklärt. Diese Bezeichnung fiel erstmals im Jahr 1318, wobei nicht zu erklären ist, wie sich diese zusammensetzte: Es gab weder ein von Bergen begrenztes Tal, noch wuchsen an der Stelle Rosen. Stattdessen handelte es sich damals um einen reinen Nutzwald der Markgrafen von Meißen, welcher von einem Förster bewirtschaftet wurde. 

Der starke August und die Mückenplage


Der ursprüngliche Wirtschaftswald war bis 1663 im Besitz der sächsischen Kurfürsten. In jenem Jahr verkaufte der verschuldete Kurfürst Johann Georg II. das Gebiet dem Rat der Stadt Leipzig für rund 15.000 Taler. Als August der Starke, ab 1694 Kurfürst von Sachsen, von dem Verkauf erfuhr, focht er diesen mit der Begründung an, dass die Fläche mindestens 45.000 Taler wert sei. Gleichzeitig erhob er energisch Anspruch auf das Rosental. Im Jahr 1704 bestimmte er das Gelände zum Bau eines barocken Lustschlosses. Der Entwurf des Ingenieuroffiziers Johann Christoph Naumann aus dem Jahr 1707 zeigt einen prunkvollen, kuppelbekrönten Schlossbau, umgeben von Kanälen, einem vorgelagerten Parterregarten und im Schnittpunkt von 13 strahlenförmig verlaufenden Sichtschneisen. Da das Geld für den Bau aus der Stadtkasse kommen sollte, wurde das teure Vorhaben vom Rat der Stadt unter wechselnden Ausreden über 10 Jahre hinausgezögert. Einige der Vorwände lauteten, das Rosental werde oft überschwemmt, was den Baugrund ungeeignet machte, im Sommer werde man von lästigem „Mückengeschmeiß“ geplagt und die Überfälle von „Räuberrotten“, die hier ihr Unwesen trieben, würden überhandnehmen. Schließlich ließ der Landesherr von seinem Bauvorhaben ab. Einzig ein hölzerner Aussichtsturm aus Fachwerk blieb damals von seinem ehrgeizigen Projekt übrig. Diesen soll er regelmäßig während seiner Aufenthalte in der Stadt bestiegen und die herrliche Fernsicht genossen haben.

Im Jahr 1777 wurde auf Anregung des Hofrats Johann Gottlob Böhme der sogenannte „Dammweg“ als erster Spazierweg durch das Rosental angelegt. Er führte vom Gohliser Schlösschen zum Rosentaltor bei der Rosentalgasse. Nach der Eröffnung der beiden Cafés auf dem Dammweg „Kalte Madame“ im Jahr 1782 und „Schweizerhäuschen“ im Jahr 1824 – später „Café Bonorand“ – wurde der Weg für Besucher aufgewertet und zur Promenade gemacht. Heute befindet sich der Dammweg mitsamt des erhaltenen „Schweizerhäuschens“ auf dem Gelände des Zoos. 

Der heutige Zustand des Rosentals ist dem Leipziger Kunstgärtner Rudolph Siebeck zu verdanken: Dieser gestaltete die Grünfläche zwischen 1837 und 1840 zum englischen Landschaftspark um. Siebeck nahm durch ein unregelmäßiges Wegenetz und gezielte Neubepflanzung dem barocken Grundriss die strenge Regelmäßigkeit. Sechs der ursprünglich 13 strahlenförmig verlaufenden Sichtschneisen und die große Wiese im vorderen Rosental sind bis heute in der Form erhalten.

Gellert, Zöllner und Peters: Leipzigs verewigte Namen im Rosental


Ende des 19. Jahrhunderts entstanden im südlichen Gebiet des Rosentals zahlreiche Einzeldenkmale namhafter Leipziger Persönlichkeiten. Das erste im Rosental errichtete Denkmal war das Gellert-Denkmal östlich des vorderen Rosentalteichs. Der damals hochverehrte Dichter und Professor für Poesie Christian Fürchtegott Gellert besaß als einziger Leipziger Bürger das Privileg, aus gesundheitlichen Gründen im Rosental auszureiten. Gellert galt gleichzeitig als meistgelesener deutscher Dichter des 18. Jahrhunderts. Das Denkmal wurde 1959 wegen Verfall abgetragen. 

Im Jahr 1868 wurde das Zöllner-Denkmal am Südrand der großen Wiese zu Ehren des Chorleiters und Komponisten Carl Friedrich Zöllner errichtet. Unweit davon befindet sich das Louise-Otto-Peters-Denkmal, das an die bedeutende Frauenrechtlerin erinnert. Dieses befand sich ursprünglich auf dem Alten Johannisfriedhof, bevor es 1925 seinen Platz am Wegrand des ersten öffentlichen Kinderspielplatzes der Stadt bekam. Letzterer wurde 1870 am Zöllnerweg auf Initiative des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins gegründet. 

Von Friedenseiche, Zooschaufenster und Wackelturm


Anfangs war ein städtischer Zugang ins Rosental nur über die Angerbrücke möglich. 1548 entstand mit dem Bau der Rosentalbrücke über den Pleiße- und Elstermühlgraben ein weiterer Zugangsweg. Dieser Bereich rund um das ehemalige Rosentaltor, eines der früheren sieben äußeren Stadttore und gleichzeitig Hauptzugang von der Stadt, zählt zum Denkmalschutzgebiet. 1892 wurde an dieser Stelle am Ende der Rosentalgasse ein 12 Meter hoher Fahnenmast als repräsentative Toranlage errichtet. Von hier aus bietet sich ein malerischer Blick auf den vorderen Wiesenbereich mit dem Rosentalteich. Geradeaus gelangt man zum Blindenpark. Dieser wurde 1986 mit einem botanischem Tast- und Riechgarten angelegt. Direkt dahinter liegen die Hundewiese und die Friedenseiche, die auch zum Bestand des Denkmalschutzgebiets Rosental gehört. Der Baum wurde im Jahr 1871 gepflanzt und erinnert an das Ende des Deutsch-Französischen Kriegs 1870/71.

Eine Besonderheit im östlichen Teil des Parks ist das Zooschaufenster. Dieses entstand 1976 aus einem Entwurf der Leipziger Architekten Gerhard Scholz und Eberhard Göschel, da für den Bau des Zoologischen Gartens Randbereiche des Rosentals beansprucht wurden. Über eine Art Terrasse bieten sich den Spaziergängern Einblicke in die nachgestaltete Afrika-Savanne mit der Kiwara-Lodge

Sehr beliebt sind seit 2003 die Open Air-Konzerte Klassik airleben im Rosental, bei denen sich das Gewandhausorchester zum Abschluss der Gewandhaussaison beim Publikum. 

Im nordwestlichen, vorrangig bewaldeten Teil des Rosentals erhebt sich der Rosentalhügel, auch „Scherbelberg“ genannt. Dieser etwa 20 Meter hohe Hügel entstand bis 1896 durch die Aufschüttung von 60.000 Pferdeführen Hausmüll und Schutt. 1896 wurde hier ein 15 Meter hoher, hölzerner Aussichtsturm errichtet, welcher im zweiten Weltkrieg in der Folge des schweren Bombenangriffs am 4. Dezember 1943 niederbrannte. 1975 wurde er durch den 22 Meter hohen, stählernen Aussichtsturm im Rosental ersetzt. Der volkstümlich betitelte „Wackelturm“ zählt heute zu den beliebtesten Aussichtspunkten der Stadt.

Bildergalerie - Rosental in Leipzig

Historisches Bildmaterial - Rosental in Leipzig

Promenadenring in Leipzig

Richard-Wagner-Straße, Georgiring, Augustusplatz, Roßplatz, Martin-Luther-Ring, Dittrichring, Goerdelerring
Ortsteil: Zentrum

Der Leipziger Promenadenring ist der älteste städtische Landschaftspark Deutschlands und eines der herausragendsten Denkmäler der Gartenkunst. Der Park wurde seit 1777 auf den Flächen der ehemaligen Befestigungsanlagen angelegt und umgibt mit einer Länge von 3,6 Kilometern als „grüner Ring“ den Stadtkern. Er ist in den Unteren Park / Müller-Anlage, den Oberen Park / Schwanenteich-Anlage, den Augustusplatz, die Lenné-Anlage, den Martin-Luther-Ring, den Dittrichring und den Goerdelerring/Tröndlinring eingeteilt.

Am Anfang stand die Befestigungsmauer…


Bereits zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurden die ersten grünen Alleen um den Stadtkern gepflanzt. Zu diesem Zeitpunkt war die Leipziger Innenstadt noch von Befestigungsmauern aus dem Mittelalter umgeben. Da der Verteidigungswall der modernen Kriegsführung nicht mehr standhalten konnte, bat der Leipziger Rat die Landesregierung, die Befestigung niederzureißen. König Friedrich August III. erhörte Ende 1769 die Bitte der Stadtväter und schenkte der Stadt die Befestigungsanlagen mit Ausnahme der Pleißenburg. In den 1770er Jahren wurde mit den Abrissarbeiten begonnen. Der Ausbau zu einem grünen Gürtel um den Stadtkern ist dem kunstsinnigen Bürgermeister Carl Wilhelm Müller zu verdanken: Anstatt die gewonnenen Flächen zu vermarkten und zu bebauen, stellte Müller die sozialen und ästhetischen Gesichtspunkte über die wirtschaftlichen und initiierte so den Bau der großzügigen Grünanlage um den Stadtkern. Dieses Engagement ehrten die Leipziger Bürger 1819 mit dem Bürgermeister-Müller-Denkmal, das noch heute an seinem Lieblingsplatz im Unteren Park gegenüber dem Hauptbahnhof steht. 

Ausbau zum Innerstädtischen Grüngürtel


Die Bauplanung des Promenadenrings leitete maßgeblich Johann Friedrich Carl Dauthe. Die äußeren Promenadenanlagen wurden dicht bepflanzt und bildeten eine breite Lindenallee mit Sitzmöglichkeiten für Spaziergänger, die an eine Ringstraße für den Fahrverkehr grenzte. Auch vor den Stadttoren entstanden großzügig angelegte Plätze. Im Jahr 1794 wurde der Ratsgärtner Carl F. Kühn zur Pflege der neu entstandenen Anlagen eingestellt. In der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 wurden die Promenadenanlagen stark verwüstet und in den Folgejahren nach und nach wieder instandgesetzt. 

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stagnierte der Ausbau der Promenadenanlagen, bis auf Initiative von Bürgermeister Otto Koch ab 1857 zunächst der Bereich zwischen dem heutigen Augustusplatz und dem Peterstor nach Entwürfen des preußischen Gartendirektors Peter Joseph Lenné umgestaltet wurde. Im Jahr 1859 waren die umfangreichen Neugestaltungen abgeschlossen. In der Folgezeit initiierte die Stadt weitere Umgestaltungen der übrigen Abschnitte des Promenadenrings. Besondere Aufmerksamkeit wurde dem Bereich des Augustusplatzes beigemessen, welcher ebenfalls nach den Plänen von Lenné neu konzipiert wurde. Der Gartendirektor sah dort großzügige Alleen und formale Schmuckgestaltungen rund um das damalige Bildermuseum vor. 

Neugestaltung und Instandsetzung


In den Folgejahren wurden innerhalb des Promenadenrings zahlreiche Denkmäler zu Ehren berühmter Leipziger Bürger aufgestellt. Allein in der Lenné-Anlage, auch als Schillerpark bekannt, gibt es fünf repräsentative Denkmäler: das Robert-Schumann-Denkmal hinter der Moritzbastei, das Otto-Koch-Denkmal zu Ehren des früheren Bürgermeisters, das Gellert-Denkmal auf der Hauptachse der Anlage, das Schiller-Denkmal Richtung Neumarkt und das Thaer-Denkmal zur Erinnerung an den Agrarwissenschaftler Albrecht Thaer.

Im Jahr 1901 löste der Stadtgartendirektor Carl Hampel seinen Vorgänger Carl Otto Wittenberg ab und begann mit dem Ausbau und der Anpassung des Promenadenrings an die aufstrebende Großstadt. Hampel baute 1904 zunächst das Gebiet rund um das Neue Rathaus mitsamt der angrenzenden nördlichen Promenade bis hin zum Hallischen Tor um. Auch der östliche Promenadenring bis hin zur Goethestraße wurde mit Bau des Hauptbahnhofs ab 1910 umfassend neugestaltet.

Durch den wachsenden Verkehr mussten die Straßen verbreitert werden. Immer mehr Grünfläche wich den Baumaßnahmen. Im Zweiten Weltkrieg wurden durch Bombenangriffe viele markante Gebäude zerstört, die den Promenadenring lange prägten, darunter die Matthäikirche und die 1. Bürgerschule auf der Moritzbastei. Seit 1990 engagiert sich das Grünflächenamt der Stadt Leipzig für eine Wiederherstellung des Promenadenrings unter gartendenkmalpflegerischen Aspekten. So wurden u.a. die Bereiche vor dem Hauptbahnhof und der Thomaskirche durch neue Bepflanzungen aufgewertet.

Die Abschnitte des Promenadenrings und ihre Denkmäler


Dass der Untere Park und Obere Park am Hauptbahnhof ursprünglich bis zum Bau der Goethestraße miteinander verbunden waren und das gemeinsame Herzstück des Promenadenrings bildeten, kann man heute nur noch erahnen. Beim Schwanenteich im Oberen Park handelt es sich um einen Rest des ehemaligen Stadtgrabens, welcher mit Wasser aufgefüllt und zu einem Teich umgestaltet wurde. Hier befinden sich hinter der Oper die Richard-Wagner-Büste sowie an der Goethestraße der Eisenbahnobelisk, der an den Bau der ersten deutschen Fernbahnstrecke von Leipzig nach Dresden erinnert.

Besonders das Erscheinungsbild des Augustusplatzes veränderte sich im Laufe der Zeit gewaltig. Der 1883 errichtete Mendebrunnen ist der einzige erhalten gebliebene Teil der alten Platzanlage. Hinter dem Augustusplatz markiert die 1550 von Hieronymus Lotter erbaute Moritzbasteiden Rand der Lenné-Anlage. Peter Joseph Lenné legte hier eine zentrale Hauptachse an, die quer durch den Park führt. Der Promenadenhügel ist noch heute markante Blickachse zum Neuen Rathaus. Im Sommer wird kaum ein anderer Abschnitt des Promenadenrings von Erholungssuchenden so intensiv genutzt, wie die Lenné-Anlage. 

Die zuvor eher bescheiden gestalteten Grünanlagen am Martin-Luther-Ring erhielten nach Entwürfen von Hampel aufwändige Schmuckbepflanzungen. Hier befindet sich das 1999 eingeweihte Goerdeler-Denkmal, das an Leipzigs mutigen Bürgermeister Carl Friedrich Goerdeler erinnert, der am Hitler-Attentat mitwirkte und nach dessen Scheitern hingerichtet wurde. Westlich der Innenstadt am Dittrichring kann seit Anfang des 20. Jahrhunderts ein einmaliges Zusammenspiel aus rahmender Bebauung und Grünanlage bewundert werden. Die Schmuckbepflanzungen Hampels wurden nach dem Zweiten Weltkrieg durch historische Grünstrukturen und einfache Gehölzbepflanzungen ersetzt. 2008 wurde hinter dem Westportal der Thomaskirche das Mendelssohn-Denkmal aufgestellt, eine detailgetreue Kopie des 1936 zerstörten Originals. Unweit davon entdeckt man weitere bedeutende Denkmale: das Alte Bach-Denkmal und das Plato-Dolz-Denkmal. Sehenswert ist auch der etwas versteckt gelegene Märchenbrunnen, entworfen 1906 von Josef Mágr.

Im Bereich des Goerdelerrings/Tröndlinrings befindet sich heute im ehemaligen Komplex des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit das Museum in der „Runden Ecke“. In der nahe gelegenen Grünanlage wurde 2013 anlässlich des 200. Geburtstages Richard Wagners das Richard-Wagner-Denkmal enthüllt. Die von Stephan Balkenhol geschaffene Plastik steht auf einem von Max Klinger gefertigten Sockel. Nur wenige Meter weiter befindet sich am Richard-Wagner-Platz das 1851 errichtete Hahnemann-Denkmal

Wie der Name „Promenadenring“ verdeutlicht, besteht der Stellenwert des Leipziger Rings bis heute im Promenieren – dem Spazieren entlang attraktiv gestalteter Gartenanlagen.

Bildergalerie - Promenadenring in Leipzig

Historisches Bildmaterial - Promenadenring in Leipzig

Johannapark in Leipzig

Ferdinand-Lassalle-Straße / Karl-Tauchnitz-Straße / Edvard-Grieg-Allee
Ortsteil: Zentrum-West

Der Johannapark ist eine 11 Hektar große Parkanlage am Innenstadtring. Diese wurde zwischen 1858 und 1863 vom Bankier Wilhelm Theodor Seyfferth zu Ehren seiner verstorbenen Tochter Johanna in Auftrag gegeben und im englischen Stil gestaltet. Der Park gilt als wichtiges Denkmal der Gartenkunst, welches von Peter Joseph Lenné, einem der berühmtesten Städtebauer und Gartengestalter, konzipiert wurde. Die Anlage bildet gemeinsam mit dem Clara-Zetkin-Park und dem Palmengarten eine zusammenhängende Parklandschaft. 

Von Feuchtwiesen und Heugewinnung


Die Entstehung des Johannaparks reicht bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts zurück, als Wilhelm Theodor Seyfferth das Areal im Jahr 1853 erwarb: Zu diesem Zeitpunkt war der westliche Teil der Stadt noch von zahlreichen alten Bürgergärten gesäumt, umgeben von feuchten und regelmäßig überschwemmten Auewiesen, die zur Heugewinnung genutzt wurden. Diese Wiesen wurden damals über die hölzerne Heubrücke über der Alten Pleiße erreicht, bei der es sich um den späteren Eingang zum Johannapark handelte. An der Stelle der Heubrücke wurde später der Johannaparkweg angelegt. Dieser ermöglicht heute eine direkte Fahrverbindung bis nach Plagwitz und Connewitz.

Ein Park für Seyfferths Johanna


Den Anstoß zur Errichtung des Parks gab der frühe Tod von Seyfferths ältester Tocher Johanna Nathalie Seyfferth. Der Überlieferung nach musste sie einen Bankier aus Seyfferths Bankhaus heiraten, obwohl ihre Liebe eigentlich dem Gutsbesitzer von Dornreichenbach galt. An diesem Konflikt zerbrach Johanna körperlich und seelisch und verstarb kurze Zeit später an „gebrochenem Herzen“, wie es hieß. In seiner Trauer gab Seyfferth auf dem 1853 gekauften Grundstück einen Park zu Ehren seiner Tochter in Auftrag. Der Bankier wandte sich mit seinem Vorhaben an den Stadtrat mit den Worten „Die Idee, von einem für meine verstorbene Tochter disponiert gewesenem Kapitale, eine Stiftung zu begründen, die nicht bloß ihren Namen sondern auch die vorherrschende Richtung ihres Charakters ‚Andern Freude zu machen‘ verewigen würde, hat mich veranlaßt, die Wiese der Frau Professor Schwägrichen am Kuhstange zu kaufen. Sie in einen Park zu gestalten und diesen Johannapark zu nennen ist meine Absicht.“

Für die gestalterische Umsetzung des Parks wandte sich Wilhelm Theodor Seyfferth an den Landschaftsparkgestalter Peter Joseph Lenné, der ihm bereits im selben Jahr eine erste Konzeption mit Planentwurf nach Seyfferts Vorstellungen vorlegte: Dieser beinhaltete eine zentrale, auf den heutigen Rathausturm ausgerichtete Sichtschneise mit rahmenden Gehölzstrukturen. Anstelle eines anfangs geplanten Flusslaufes durch die Parkanlage sah Lenné auf der sumpfigen Wiese einen kleinen Teich mit Insel und Brücke vor. Für die Umsetzung des Parks kaufte Seyfferth weitere Grundstücke hinzu, darunter Teile der ehemaligen Thomaswiese und der früheren Universitätswiese. Letztlich umgesetzt wurde das Vorhaben vom Leipziger Ratsgärtner Carl Otto Wittenberg, der zuvor als Schüler Lennés für die Arbeiten am Schillerpark zu Rate gezogen wurde. Wittenberg veränderte zwar einige Details in der Konzeption von Lenné, behielt aber die wesentliche Gestaltungsgrundlage bei.

Mit der Fertigstellung im Jahr 1863 übergab Seyfferth den Park der öffentlichen Nutzung. Mit seinem Tod 1881 übereignete er diesen der Stadt und verband mit der Schenkung die Forderung, das Areal niemals zu bebauen, den Namen „Johannapark“ beizubehalten und in alter Schönheit zu bewahren.

Der Johannapark vor und nach dem Krieg


Nach der Übereignung des Parks an die Stadt, ließ der Ratsgärtner Wittenberg die Wege ausbessern sowie die Pflanzungen und Wiesen überarbeiten. 1882/83 erhielt der Teich eine Fontäne. Mit Verlegung des „Schreberplatzes der Westvorstadt“ auf der Thomaswiese wurde der Park bis zur Bismarckstraße, die heutige Ferdinand-Lassalle-Straße, erweitert. Im südwestlichen Teil des Parks wurde 1897 das Bismarckdenkmal von den Bildhauern Adolf Lehnert und Josef Mágr erbaut, welches 1946 demontiert wurde. An seiner Stelle wurde im Jahr 1967 das Clara-Zetkin-Denkmal in Form eines Bronzestandbilds errichtet. Dieses entstand nach einem Entwurf des Leipziger Bildhauers und Professors Walter Arnold zu Ehren des 110. Geburtstages der Politikerin und Frauenrechtlerin Clara Zetkin.

Dank der strengen Testamentsbestimmungen Seyfferths blieb der Johannapark bis zum Zweiten Weltkrieg beinahe unverändert erhalten. Während des Krieges wurden große Teile der Villenbebauung an der Weststraße, heute Friedrich-Ebert-Straße, zerstört. In diesem Zuge wurde der Park um die Flächen einiger Villengärten erweitert. Ende der 1990er Jahr wurde der Johannapark unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten erneuert und in seinen historischen Strukturen wiederhergestellt.

Bummel durch die Parkhistorie: Denkmäler, Pavillon und Bogenbrücke


Neben dem Clara-Zetkin-Denkmal im südwestlichen Bereich des Parks wurde 1896 zu Ehren des Parkstifters Wilhelm Theodor Seyfferths das Seyfferth-Denkmal im nordöstlichen Teil des Parks errichtet. Der zwei Meter hohe Granitsockel vom Leipziger Architekten Hugo Licht trägt die Aufschrift „Dem Stifter des Johannaparkes die dankbare Stadt“. Die auf dem Sockel befindliche Marmorbüste wurde nach einem Entwurf des Leipziger Bildhauers Melchior zur Straßen schließlich vom Bildhauer Otto Schütze umgesetzt.

Unweit des Seyfferth-Denkmals befindet sich die zwischen 1884 und 1887 erbaute Lutherkirche. Diese setzt im Park einen architektonischen Akzent im neugotischen Stil. Außen am Chor der Kirche befindet sich ein Wandgrabmal der Familie Seyfferth. Das Familienbegräbnis wurde 1927 vom Alten Johannisfriedhof an diese Stelle umgebettet. Der Grabstein an der Kirchenwand aus dem Jahr 1838 stammt vom Bildhauer Friedrich Funk und stellt eine Nachbildung des Grabmals der Stuarts von Canova im Petersdom in Rom dar. An der Stelle des ehemaligen Parkwächterhäuschens steht heute der Pavillon aus dem Robert-Koch-Park. Er wurde 1988 nach vollständiger Rekonstruktion an diese Stelle im Johannapark verlegt. Die zwei hölzernen Bogenbrücken über dem Teich wurden 2017 nach historischem Vorbild neu gefertigt und prägen, damals wie heute, das romantische Parkbild. 

Im Jahr 1996 wurde der Leipziger Unternehmer Walter Cramer, der am 20. Juli 1944 am gescheiterten Attentat auf Adolf Hitler beteiligt war, mit einem Denkmal geehrt. Die Stele aus schwarzem Granit wurde vom Bildhauer Klaus Friedrich Messerschmidt geschaffen.

Bildergalerie - Johannapark in Leipzig

Historisches Bildmaterial - Johannapark in Leipzig

Clara-Zetkin-Park in Leipzig

Ferdinand-Lassalle-Straße / Klingerweg / Wundtstraße / Karl-Tauchnitz-Straße
Ortsteil: Zentrum-West

Der Clara-Zetkin-Park ist mit 40,8 Hektar Fläche Leipzigs größte Parkanlage. Er befindet sich etwa zwei Kilometer südwestlich des Stadtzentrums und wurde nach der Frauenrechtlerin und Politikerin Clara Zetkin benannt. Seit seiner Einweihung stellt er eine wichtige Grünverbindung zwischen der Innenstadt und dem Auwald dar. In der Zeit von 1955 bis 2011 war er mit einer Fläche von 125 Hektar Leipzigs größter Park. Seit 2011 werden nur noch die Parkanlagen des vormaligen Volksparks im Scheibenholz und des König-Albert-Parks als Clara-Zetkin-Park benannt. 

Von der Galopprennbahn zur Parkanlage


Die Entstehung des Clara-Zetkin-Parks reicht bis ins Jahr 1876 zurück, als große Teile des Auwaldes wegen ihrer sumpfigen Bodenverhältnisse lange ungenutzt blieben. Zu dieser Zeit wurde nach Entwürfen des Ratsgärtners Carl Otto Wittenberg der waldartige Teil nördlich der Galopprennbahn als Volksgarten im Scheibenholz angelegt. Die Pferderennbahn repräsentierte zu dieser Zeit das neue Freizeitverhalten aller Bevölkerungsschichten und war Ausdruck des bürgerlichen Repräsentationsbedürfnisses. Zur Aufwertung des Scheibenholzes wurde eine waldartige Anlage mit verschiedenen Wegenetzen und Bepflanzungen geschaffen. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war der nördliche Teil des Parks von Bebauungsplänen bedroht. Carl Otto Wittenberg und Wilhelm Seyfferth, Stifter des benachbarten Johannaparks, konnten diesen entgegenwirken, sodass der durchgehende „grüne Gürtel“ von der Innenstadt über den Johannapark bis zum Auwald bestehen blieb. Als das Areal der früher an das Scheibenholz und an die Pleißeflutrinne angrenzenden Wiesen für die Sächsisch-Thüringische Industrie- und Gewerbeausstellung im Jahr 1897 ausgewählt wurde, kam es zu einer ersten Umgestaltung der Parkstrukturen. Für diesen Zweck wurde eine 60.000 Quadratmeter große Ausstellungsfläche angelegt, zu der ein großes Fontänebecken und das Gelände der heutigen Anton-Bruckner-Allee gehörten. Mit Ende der Ausstellung wurden auch die temporären Bauten wieder beseitigt und der Weg für einen Stadtpark geebnet. Carl Otto Wittenberg ergänzte und verfeinerte die Gestaltung des Parkgeländes, indem er u.a. die heute noch vorhandenen beiden Teiche und die Hauptallee mit einer vierreihigen Lindenbepflanzung anlegte.

Der Weg zum Kulturpark


Anlässlich des 25. Regierungsjubiläums des sächsischen Königs Albert von Sachsen wurde der Park 1898 zum „König-Albert-Park“ umbenannt. Wittenbergs Nachfolger Carl Hampel ergänzte aufwändige Schmuckpflanzungen und die Parterres zu beiden Seiten des Fontänebeckens. Im Jahr 1908 wurde westlich des Elsterflutbetts ein Pavillon aus Gerhards Garten platziert, der noch heute einen Akzent inmitten der weitläufigen Wiesenlandschaft setzt. Ab 1954 wurde der Bereich des König-Albert-Parks mit den benachbarten Anlagen zum „Zentralen Kulturpark Clara Zetkin“ zusammengefasst und zwischen 1955 und 1965 schrittweise ausgebaut. Hinzu kamen u.a. eine Parkgaststätte, die Dahlienterrasse und zahlreiche Liegewiesen.

Aus dem Zusammenschluss der Parks zum „Zentralen Kulturpark“ wurde dieser unter Einbezug von Kultur- und Sportanlagen im Sinne der Kulturparkbewegung weiterentwickelt. Es handelte sich vermutlich um die größte, nach diesen Gesichtspunkten gestaltete Anlage Deutschlands mit entsprechender Vorbildwirkung für andere deutsche Parks dieser Art. Nach dem Vorbild des Moskauer Gorki-Parks sollte die Anlage als Erholungsort für die Bevölkerung dienen. Bis 2011 zählten zum Clara-Zetkin-Park die historischen Parkanlagen Johannapark, Palmengarten, Volkspark Scheibenholz und König-Albert-Park. Seitdem gehören offiziell nur noch die Bereiche des ehemaligen König-Albert-Parks und des bisherigen Volksparks im Scheibenholz zum Clara-Park. Aus diesem Grund steht das Clara-Zetkin-Denkmal nicht mehr im Clara-Zetkin-Park, sondern im Johannapark.

Der Musikpavillon – ein kultureller Treffpunkt im Park


Ein beliebter Ausflugs- und Veranstaltungsort ist der Musikpavillon am heutigen Richard-Strauss-Platz im Clara-Zetkin-Park. Er wurde 1912 aus Mitteln einer Stiftung finanziert und prägt mit seiner markanten Jugendstilarchitektur die Umgebung. Seitdem fanden hier viele Orchesterkonzerte statt, die zur Unterhaltung der Bevölkerung im Grünen dienten und sich von Beginn an großer Beliebtheit erfreuten. In den Sommermonaten und bei schönem Wetter wurden die Konzerte von bis zu 2.000 Menschen besucht. Nach der Wende verfiel der historische Kulturstandort und sollte schon abgerissen werden. Der neue Pächter Eberhard Wiedenmann rettete das Kulturdenkmal 2004 und ließ es durch das Architekturbüro R. Keil denkmalgerecht sanieren. Heute wird der Musikpavillon vom Parkrestaurant genutzt und um einen großzügig angelegten Biergarten ergänzt. Neben den etwa 40 Veranstaltungen pro Jahr werden hier auch gemeinschaftlich Sportveranstaltungen geschaut.

Hier chillt das hippe Leipzig


Ein Knotenpunkt und beliebter Treffpunkt im Clara-Zetkin-Park ist die Sachsenbrücke über dem Elsterflutbett. Gemeinsam mit der Anton-Bruckner-Allee stellt sie eine autofreie Ost-West-Verbindung vom Leipziger Westen in die Innenstadt dar. Der Name der Brücke soll an den Seitenwechsel der sächsischen Truppen von Napoleon zu den Verbündeten in der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 erinnern. Das erste Bauwerk an der heutigen Stelle der Sachsenbrücke entstand im Rahmen der Sächsisch-Thüringischen Industrie- und Gewerbeausstellung 1897. Heute ist die Sachsenbrücke Kulturdenkmal und zugleich beliebter Treffpunkt junger Leipziger. Insbesondere in den lauen Sommermonaten sammeln sich hier Musiker, Tänzer und andere Künstler, während bunte Menschenmassen dicht auf den Bordsteinen sitzen und das Schauspiel beobachten. 

Ein weiterer Publikumsmagnet ist die 1955 errichtete Parkbühne. Bereits in den 1950er Jahren fanden hier regelmäßig Veranstaltungen statt, darunter Freilichtkino, sommerliche Theateraufführungen, Sommerfilmtage und Konzerte. Auch heute ist die Parkbühne Austragungsort zahlreicher Open-Air-Veranstaltungen, wie Konzert- und Kinoaufführungen. 

Am Bootsverleih im Scheibenholz, der sich direkt an der Galopprennbahn und deren beliebtem Biergarten befindet, kann man sich während der Saison Boote ausleihen und Leipzigs Wasserwege erkunden, ebenso vom Bootsverleih Klingerweg aus. Dort befindet sich das 1885 eröffnete Bootshaus Klingerweg des Rudervereins „Sturmvogel“, dessen Gründungsmitglied der Industriepionier Karl Erdmann Heine war. 

Der Clara-Zetkin-Park ist fester Bestandteil im Leipziger Veranstaltungskalender. Hier findet jährlich im Rahmen des Wave Gotik Treffens das Viktorianische Picknick statt. Auch das Leipziger Wasserfest lockt zwischen der Galopprennbahn, Sachsenbrücke und Anton-Bruckner-Allee tausende Besucher. Ebenfalls ein großer Publikumsmagnet ist die Ökofete als größte Umweltmesse Mitteldeutschlands, die mit zahlreichen Ständen auf der Anton-Bruckner-Allee und einem bunten Kulturprogramm Groß und Klein fasziniert.

Auch das Restaurant Glashaus im Clarapark ist seit den 1960er Jahren ein beliebtes Ausflugsziel der Parkbesucher. In den Sommermonaten öffnet der großflächige Biergarten, wo den Gästen regionale und saisonale Speisen und Getränke serviert werden. Für die Kinder wird es nicht langweilig, denn sie können sich unbeschwert im Grünen tummeln.

Bildergalerie - Clara-Zetkin-Park in Leipzig

Historisches Bildmaterial - Clara-Zetkin-Park in Leipzig

Botanischer Garten der Universität Leipzig

Linnéstraße 1
Ortsteil: Zentrum-Südost

Der Botanische Garten der Universität Leipzig wurde im Jahr 1543 gegründet. Er beheimatet auf einer Gesamtfläche von etwa drei Hektar Fläche mehr als 10.000 verschiedene Pflanzenarten und gilt als älteste derartige Einrichtung Deutschlands sowie als einer der ältesten Botanischen Gärten weltweit. Der Besuch der Außenanlagen ist kostenlos. Wer die Pflanzenvielfalt in den Gewächshäusern entdecken möchte, bezahlt Eintritt.

Wechselvolle Geschichte in wechselnden Standorten


Die Geschichte des Botanischen Gartens Leipzig reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück. Er entstand im Jahr 1543 aus dem Klostergarten des Dominikanerklosters „St. Pauli“. In diesem Jahr überließ der damalige Herzog Moritz von Sachsen den Garten der Universität als Schenkung. Er wurde zunächst als Arzneipflanzengarten „Hortus medicus“ der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig angelegt. Die dort kultivierten Heilpflanzen dienten damals vorrangig als Anschauungsmaterial für Studenten. Aufgrund von zahlreichen Verwüstungen im Dreißigjährigen Krieg musste die ursprüngliche Anlage zwischen der Universitätskirche St. Pauli und der heutigen Grimmaischen Straße im Jahr 1641 schließen. Zehn Jahr später wurde sie nur wenige Meter weiter in das Universitätsgelände an der Grimmaischen Gasse verlagert und auf 450 Quadratmetern neu eröffnet.

Auch ein bemerkenswertes Herbarium aus über 1.000 verschiedenen Pflanzenarten gehörte zum Hortus Botanicus. Dieses wurde zwischen 1600 und 1606 vom Leipziger Medizinstudenten Georg Kirchen angelegt und enthielt neben Heilpflanzen aus der Umgebung auch zahlreiche exotische Exemplare aus dem Mittelmeerraum und dem damals erschlossenen Teil Südamerikas. Das Bemerkenswerte an diesem Herbarium war die Tatsache, dass einige Pflanzenarten erstmals in Deutschland beschrieben wurden, darunter beispielsweise die Paprika oder die Wunderblume. 

Wegen des begrenzten Platzes in der Innenstadt wurde die botanische Einrichtung im Jahr 1806 in das deutlich größere Areal am Pleißemühlgraben im Bereich des heutigen Bundesverwaltungsgerichts verlegt. Mit der Errichtung des damaligen Reichsgerichts auf dem Gelände wurde der Botanische Garten schließlich 1876/77 an seinen heutigen Standort in der Linnéstraße verlagert. Mit nunmehr 1.200 Quadratmetern Fläche bot sich die Gelegenheit zur Errichtung eines großzügigen Gewächshauskomplexes mit Botanischem Institut. 

Von Zerstörung bis Wiederaufbau


Im Zweiten Weltkrieg wurde der Botanische Garten durch Bombenangriffe im Dezember 1943 und im Februar 1944 fast gänzlich zerstört, darunter auch das Herbarium von Georg Kirchen. Die Zerstörungen führten auch zum fast vollständigen Verlust des Pflanzenbestandes. Lediglich 26 Kalthauspflanzen überlebten in den Gewächshäusern. Im Zuge eines umfassenden Wiederaufbaus bis 1954 entstanden fünf neue Gewächshäuser, in denen bereits ein Jahr später wieder mehr als 2.400 Pflanzenarten gezählt werden konnten. Ab 1991 wurde der Garten umfassend saniert und im Jahr 1998 um ein Schmetterlingshaus ergänzt. Insbesondere bei Sonnenlicht kann der Besucher hunderte tropische Tagschmetterlinge, die mehr als zwei Dutzend verschiedenen Arten angehören, beobachten.

Besuch im Hortus Botanicus Lipsiensis


Im Eingangsbereich des Botanischen Gartens führt der Weg vorbei an der Linné-Büste. Carl von Linné galt im 18. Jahrhundert als Begründer des vorherrschenden Leitbilds botanischer Gärten. Seinem Idealbild nach musste sich die Systematik des botanischen Gartens in ihrer formal und geometrisch gestalteten Anlage repräsentiert werden. Heute erinnern die Einfassungsmauer an der Johannisallee, das Verwaltungsgebäude mit klassizistischer Formensprache sowie die erhaltenen Teile des Gewächshauskomplexes an sechs Jahrhunderte Tradition des Botanischen Gartens und vermitteln historisches Flair.

Die Besucher können im Freigelände des Botanischen Gartens neben beeindruckenden exotischen Altraumbeständen im Arboretum Teich- und Feuchtpflanzenareale, ein Alpinum und zahlreiche pflanzengeografische Sammlungen erkunden. Inzwischen gehören auch ein Apothekergarten „Hortus medicus“ sowie ein Duft- und Tastgarten auf dem Areal des benachbarten Friedensparks zum Botanischen Garten. Die architektonische Strenge der Anlage orientiert sich am historischen Vorbild des Heilpflanzengartens aus der Mitte des 16. Jahrhunderts.

Eine Attraktion: das sanierte Victoriahaus


Das Victoriahaus im Botanischen Garten wurde 1876 nach Plänen des Gartendirektors August Schenk und des Leipziger Baurates Gustav Müller als spezieller Gewächshaustyp zur Kultivierung der tropischen Riesenseerose Victoria amazonica errichtet. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts führte die öffentliche Präsentation der spektakulären Pflanze zu einer weltweiten Verbreitung. Heute existieren nur noch fünf im Original erhaltene Victoriahäuser. Das Leipziger Victoriahaus wurde bis 2018 saniert und ist das drittälteste überhaupt sowie das einzige dieses speziellen Bautyps in Deutschland. Das Gewächshaus besitzt die Form einer flachen, achtseitigen Pyramide. 

Direktoren als botanische Wegbereiter


Der Botanische Garten kann auf eine Tradition bedeutender Direktoren zurückschauen, die dessen Entwicklung prägten. Seinen Höhepunkt erlebte der Botanische Garten unter der Leitung von Paul Ammann zwischen 1664 und 1681. Ammann veröffentlichte das erste Verzeichnis der im Garten und in der Umgebung der Stadt kultivierten Pflanzen. Er bemühte sich außerdem, dem Botanischen Garten eine Stellung in der Lehre zu verschaffen. Teil davon war sein alljährlich durchgeführtes „Herbation“, zu dem er Kollegen und Freunde der Botanik einlud, um ihnen Pflanzen des Botanischen Gartens vorzustellen. Johann Hedwig, Direktor zwischen 1789 und 1799, war Begründer der wissenschaftlichen Mooskunde. Gustav Kunze legte den Grundstock des Leipziger Herbars mit 30.000 Arten. Er war von 1837 bis 1851 Direktor des Botanischen Gartens. Ihnen und zahlreichen weiteren Direktoren ist es zu verdanken, dass sich der Botanische Garten zur heutigen angesehen Lehr- und Forschungsstätte entwickelte.

Bildergalerie - Botanischer Garten der Universität Leipzig

Historisches Bildmaterial - Botanischer Garten der Universität Leipzig

Alter Johannisfriedhof in Leipzig

Johannisplatz
Ortsteil: Zentrum-Südost

Der unmittelbar hinter dem Grassimuseum gelegene Alte Johannisfriedhof ist der älteste Friedhof der Stadt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde er zum Park umgestaltet und wird seitdem als denkmalgeschützte, museale Grünanlage genutzt. Der Friedhof zeichnet sich durch seine Epitaphien und seinen alten Baumbestand aus.

Spiegel der Stadtgeschichte


Die Geschichte des Alten Johannisfriedhofs reicht mehr als 700 Jahre zurück und spiegelt die Leipziger Stadtentwicklung auf besondere Weise wider. Im Jahr 1278 erwarb die Genossenschaft der Leprakranken vier Morgen Land vor dem Grimmaischen Tor. Ende des 13. Jahrhunderts wurde dort schließlich ein Hospital für Leprakranke mit angrenzender Friedhofsanlage errichtet. Im Jahr 1305 wurde erstmals eine Kapelle auf dem Gelände erwähnt, die Johannis dem Täufer – dem Schutzheiligen der Leprakranken – geweiht war. Dabei handelte es sich um die spätere Johanniskirche, die bis zu ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg das Zentrum des Friedhofs darstellte. 1476 wurde der Friedhof zum ersten Mal erweitert und im selben Jahr als „Stadtgottesacker“ geweiht. 

Als auf anderen Friedhöfen immer wieder hygienische Probleme und sogar die Pest auftraten, bestimmte Herzog Georg von Sachsen den Friedhof schließlich im Jahr 1536 zum alleinigen Begräbnisplatz der Stadt. Allein zwischen 1484 und 1834 wurden rund 257.000 Bestattungen vollzogen. In den folgenden Jahrzehnten wurde der Friedhof systematisch erweitert und es entstand eine streng architektonische Anlage mit Gruftbauten entlang der Umfassungsmauer. Nach schweren Verwüstungen im Dreißigjährigen Krieg wurde der Friedhof wieder wiederhergestellt. Unter dem Altarraum der Johanniskirche wurden 1750 Johann Sebastian Bach und 1769 der Dichter Christian Fürchtegott Gellert beigesetzt. Gellerts Gebeine befinden sich heute auf dem Südfriedhof, Bachs sterbliche Überreste wurden 1950 in die Thomaskirche überführt. Während der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 diente der Friedhof als Lager für Gefangene und Verwundete. Die Johanniskirche wurde als Lazarett genutzt. Bis zur letzten offiziellen Bestattung am 24. Dezember 1883 wurde die Anlage um mehrere Abteilungen nach Osten ausgedehnt.

Auf dem Weg zur Neugestaltung


Mit der Verbreiterung des Täubchenwegs und der Prager Straße sowie dem Bau der Gutenbergschule ab 1928 wurden die ursprünglichen Friedhofsgrenzen nach vorheriger Erweiterung von allen Seiten wieder stark begrenzt. Mit Errichtung des benachbarten Grassimuseums zwischen 1925 und 1929 wurden die westlichen Abteilungen I und II des Alten Johannisfriedhofs nach ihrer Säkularisierung überbaut und flächenweise zu Grünanlagen mit vereinzelten Grabmälern umgestaltet. Durch die sukzessive Begrenzung des Friedhofs verloren auch viele Gräber ihren ursprünglichen Standort. Die im Zweiten Weltkrieg beschädigte Johanniskirche wurde 1949 schließlich gesprengt. In den Nachkriegsjahrzehnten geriet der Johannisfriedhof zunehmend in Vergessenheit und verwahrloste. Im Jahr 1981 wurde er schließlich für Sanierungsarbeiten geschlossen, welche sich bis zur Wiedereröffnung 1995 hinzogen.

Grabmalkunst vom alten Ägypten bis zum Barock


Heute zeichnet sich der Alte Johannisfriedhof durch großzügig angelegte Rasenflächen und Altbaumbestände aus. Infolge der Instandsetzung wurden die Abteilungen III, IV und V nach historischen Plänen neugestaltet: Es entstand ein geordnetes Lapidarium mit Grabmonumenten des Neuen Johannisfriedhofs, dem heutigen Friedenspark. Auf dem Friedhof wurden zudem Tafeln angebracht, die über die zahlreichen stadt- und kunsthistorisch bedeutenden Einzelgrabmäler auf den Rasenflächen und an den Friedhofsmauern informieren. Die etwa 400 erhaltenen Grabmäler vereinen heute einen interessanten Abriss der Leipziger Grabmalkunst aus Barock, Klassizismus und Historismus. Von den bis zum 20. Jahrhundert typischen Gruftbauten ist heute lediglich die Baumgärtnersche Gruft erhalten. Die barocke Grabstätte wurde 1726 von Christian Döring und 1825 vom Verlagsbuchhändler Friedrich Gotthelf Baumgärtner erworben. Sie befindet sich hinter dem Grassimuseum. 

Besonders eindrucksvoll sind die zahlreichen Gestaltungselemente und Symbole an den Grabstätten aus den Jahrhunderten. An Sockel in Säulen- oder Würfelform mit bekränzten oder tuchumhüllten Urnen reihen sich Stelen und lebensgroßen Marmorfiguren. Eine Sandsteinsäule mit ägyptischen Ritzzeichnungen sowie hieroglyphischer und griechischer Inschrift wurde zu Ehren des Ägyptologen Friedrich August Wilhelm Spohn errichtet. Auch eine einmalige Vielfalt symbolischer Darstellungen lässt sich auf dem Friedhof wiederfinden: Neben Totenköpfen, Sternen, Gebeinen, Kruzifixen und Palmenzweigen symbolisieren nach unten gerichteten Fackeln das Erlöschen des Lebenslichts. Wer aufmerksam hinschaut, kann das Symbol des Schmetterlings als Zeichen der Metamorphose, ebenso wie Gerippe, Lorbeerkränze und Schwerter entdecken.

Ruhestätte bedeutender Persönlichkeiten


Auf dem Alten Johannisfriedhof werden viele bedeutende Persönlichkeiten der älteren Geschichte Leipzigs geehrt, darunter Richard Wagners Vater, Mutter und Schwester. Auch die Gräber von Goethes Jugendliebe Anna Katharina Schönköpf, von ihm „Käthchen“ genannt, sowie im Lapidarium von der Verlegerfamilie Brockhaus und Anton-Philipp-Reclam. Weiterhin haben auf dem Friedhof berühmte Bürgermeister wie Wilhelm Otto Koch und Bruno Tröndlin, engagierte Frauenrechtlerinnen wie Auguste Schmidt und Loise Otto-Peters, Unternehmer wie Karl Erdmann Heine oder prominente Teilnehmer der Völkerschlacht bei Leipzig wie John Motherby und Karl Friedrich Friccius ihre letzte Ruhe gefunden. Spaziergänger werden auf dem Friedhof auf weitere bekannte Namen stoßen wie z.B. auf Thomaskantor Christian Weinlig, der als Komponist und Lehrer Richard Wagners in die Geschichte einging. An Carl Friedrich Zöllner, der mit seinem Lied „Das Wandern ist des Müllers Lust“ berühmt wurde, erinnert ein Grabstein sowie im Rosental das Zöllner-Denkmal

Höhepunkte der Grabmalkunst


Einige besonders wertvolle Objekte der Grabmalkunst befinden sich an einer Reliefwand. Ganz links fällt eine Reliefgrabtafel mit hervorstehenden Figuren von Joseph Kaffsack ins Auge. Diese gehörte zum Grab der Buchhändlerfamilie Karl Franz Köhler. Daneben befindet sich das prachtvolle Familiengrab des Apothekers und Homöopathen Willmar Schwabe. Auf der Grababdeckung steht die übergroße Statue einer attraktiven jungen Frau, die sich einen Schleier über den Kopf zieht und den linken Arm sehnsuchtsvoll zum Himmel streckt. Entworfen hat sie der Bildhauer Josef Mágr, ebenso die beiden an der Wand angebrachten Reliefplatten. Sehenswert ist auch das 2017 wieder aufgestellte schmiedeiserne Tor der 1746 abgerissenen Pomselschen Gruft. Es befindet sich am Originalstandort.

Faust wird zu Grabe getragen


Anlässlich des Goethe-Jahres 1999 inszenierte der damalige Schauspiel-Intendant Wolfgang Engel eine siebenstündige Theater-Inszenierung „Faust I und II“, bei der auch der Alte Johannisfriedhof Aufführungsort war. Hier liegt Rosalie Marbach begraben, die erste Leipziger Gretchen-Darstellerin. Mit Bussen fuhr das Publikum vom Auerbachs Keller zum Friedhof und erlebte hier im Fackelschein ein mystisches Satyrspiel und Fausts Grablegung als augenzwinkerndes Ende.

Bildergalerie - Alter Johannisfriedhof in Leipzig

Historisches Bildmaterial - Alter Johannisfriedhof in Leipzig

error: Dieser Inhalt ist geschützt! Es ist nicht gestattet, diesen Inhalt zu kopieren. Vielen Dank für Ihr Verständnis.