Der Südfriedhof ist mit einer Fläche von 78 Hektar die größte Friedhofsanlage in Leipzig und gilt als einer der größten und schönsten Parkfriedhöfe Deutschlands. Er befindet sich im Leipziger Süden nur wenige Meter vom Völkerschlachtdenkmal entfernt. Innerhalb seiner großzügig angelegten Grünflächen mit Parkatmosphäre beheimatet er zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Seit der Eröffnung fanden hier über 600.000 Leipziger ihre letzte Ruhe, darunter viele bedeutende Unternehmer, Wissenschaftler, Künstler sowie – bis auf eine Ausnahme – alle Oberbürgermeister. An der Gestaltung der zahlreichen historischen Grabmäler waren bedeutende Bildhauer wie Max Klinger, Adolf Lehnert, Carl Seffner, Walter Arnold und Josef Mágr beteiligt.
Vom Lindenblatt zum Parkfriedhof
Die Erschließungsarbeiten des Friedhofs begannen im Jahr 1885. Neben seiner Funktion als Begräbnisstätte sollte der Südfriedhof als ein Ort der Erholung dienen und entsprechend ausgebaut werden. Nach Plänen des Architekten Hugo Licht und Stadtgartendirektor Otto Wittenberg wurde die Anlage mit einer geschwungenen Wegführung in Form eines Lindenblattes konzipiert. Durch diese gestalterische Besonderheit sollte auf den slawischen Ursprungsnamen Leipzigs als „Der Ort, an dem die Linden stehen“ Bezug genommen werden. Mit der Eröffnung im Jahr 1886 hatten Licht und Wittenberg ein in dieser Form einmaliges Gesamtkunstwerk im Jugendstil geschaffen. Die zumeist auf Friedhöfen bedrückend und eintönig wirkenden Reihengräber wurden parkartig umpflanzt. Die erste Beisetzung fand am 1. Juni 1886 statt. Dabei handelte es sich um den Markthelfer Carl August Schmidt, dessen Grabstelle noch heute in der I. Abteilung des Südfriedhofs besichtigt werden kann.
Neuromanische Baukunst im Grünen
In den Folgejahren nach seiner Eröffnung war der Südfriedhof als Begräbnisplatz zunächst unter den Leipzigern eher unbeliebt: Diese zogen es vor, sich auf dem Neuen Johannisfriedhof, dem heutigen Friedenspark, bestatten zu lassen. Als der von Wittenberg und Licht beabsichtigte Parkcharakter langsam erkennbar wurde, änderte sich dies und der Südfriedhof füllte sich zusehends. Zwischen 1905 und 1910 erfolgte der Bau des Gebäudekomplexes mit Krematorium im Zentrum des Südfriedhofes nach Entwürfen des Stadtbaurats Otto Wilhelm Scharenberg. Zusammen mit der großen Haupthalle und zwei kleineren Kapellen ist das imposante Gebäude mit dem charakteristischen 63 Meter hohen Glockenturm bereits von Weitem sichtbar. Die gesamte Anlage im neuromanischen Stil wurde der mittelalterlichen Benediktinerabtei Maria Laach nachempfunden. Noch vor der Bauabnahme des Krematoriums erfolgte am 4. Dezember 1909 die erste Einäscherung. Es handelte sich um den Fabrikanten Max Woelker, der als Mitglied im „Verein für Feuerbestattung“ als Erster kremiert wurde. Sein Grab befindet sich in der II. Abteilung des Südfriedhofs und blieb bis heute erhalten. Seitdem stieg der Anteil der Feuerbestattungen stetig an und beträgt heute über 90 Prozent. Das prägte auch die Gestaltung des Südfriedhofs, denn dadurch entstanden seit den 1960er Jahren zahlreiche Grabfelder für Urnenbeisetzungen. Aufgrund der geringen Grabgröße konnten einzelne Bereiche des Friedhofs großzügiger bepflanzt werden, was den Parkcharakter erhöhte.
Ebenso wie die Hauptkapelle diente die in Kreuzform gehaltene östliche Kapelle überwiegend konfessionellen Trauerfeiern, während die als Sprecherhalle konzipierte westliche Kapelle für weltliche Feiern genutzt wurde. Auf der gesamten Kapellenanlage befinden sich neben den drei Trauerhallen Ost, West und der Großen Trauerhalle einige Abschiedsräume, der Urnenübergaberaum sowie das Kolumbarium und das Krematorium. Die Grundrisse aller Trauerhallen sind in ihrer Form einem griechischen Kreuz nachempfunden. Bis 1924 wurde der Südfriedhof von seinen ursprünglichen 54 Hektar auf 63 Hektar erweitert. Während des Zweiten Weltkriegs erfolgte der Ausbau auf die heutige Fläche von 78 Hektar. In der XXVIII. Abteilung wurden rund 3.500 Opfer der Bombenangriffe auf Leipzig bestattet.
Die großzügig gestalteten Friedhofsteile mit viel Grünfläche beheimaten zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Besonders schön anzusehen sind die etwa 9.000 Rhododendren, die zur Blütezeit im Mai für eine Farbenpracht im Grünen sorgen. Auf den Glatthaferwiesen am Westeingang des Friedhofs können nicht nur Vögel, Hasen und Eichhörnchen beobachtet werden, sondern mit etwas Glück auch Rehe oder Füchse. Der Rhododendrenbestand und die Glatthaferwiesen stehen unter Naturschutz.
Historisch künstlerische Grabkunst zu Ehren von Leipzigs Größen
Auf dem Südfriedhof befinden sich viele Gräber berühmter Leipziger Persönlichkeiten, darunter jene der Verlegerfamilie Baedecker. Eine weitere berühmte deutsche Verlegerfamilie ist ebenfalls auf dem Südfriedhof vertreten, die Ullsteins. Ferdinand Eduard Ullstein wirkte in Leipzig als Papierhändler und starb 1912. Als künftige Familiengruft wurde ihm im folgenden Jahr eine sechs Meter steil aufsteigende Pyramide errichtet. Deren großes Bronzeportal ziert ein reichgeschmückter Türklopfer, der unbeweglich ist.
Ihre letzte Ruhestätte fanden auch zahlreiche Gewandhauskapellmeister, darunter Carl Reinecke, Arthur Nikisch und Franz Konwitschny sowie die Thomaskantoren Gustav Schreck, Karl Straube, Günther Ramin und Erhard Mauersberger. Auch der Kabarettist Jürgen Hardt, die bedeutenden Maler Werner Tübke und Wolfgang Mattheuer, die als Begründer der sogenannten Leipziger Schule gelten, sind auf dem Südfriedhof begraben. Sehr sehenswert sind die von berühmten Bildhauern wie Max Klinger, Carl Seffner und Walter Arnold geschaffenen historischen Grabmäler, welche in unterschiedlichen Stilen gestaltet wurden. Eine weitere Besonderheit ist das eindrucksvolle Grabmal von Kurt Masur aus dem Jahr 2017, welches in Gedenken an den weltberühmten Dirigenten und Leipziger Gewandhauskapellmeister als Ehrendenkmal errichtet wurde. Geschaffen hat es der Leipziger Bildhauer Markus Gläser in enger Absprache mit der Witwe Masurs, Tomoko Sakurai.
Neben den ursprünglichen Grabmälern wurden einige Grabstätten auf den Südfriedhof umgebettet. Dazu gehört das Grab des Dichters Christian Fürchtegott Gellert vom Alten Johannisfriedhof und jenes des Bankiers und Handelsherren Christian Gottlob Frege und seiner Familie vom Schloss Abtnaundorf.
Die Friedhofsbesucher stoßen aber auch auf moderne Kunst. So fertigten die niederländischen Künstler Ron Sluik und Reinier Kurpershoek ein Denkmal für Marinus van der Lubbe, das am 13. Januar 1999 eingeweiht wurde. Van der Lubbe hatte das Berliner Reichstagsgebäude in Brand gesetzt und wurde in einem legendären Prozess im Leipziger Reichsgericht zum Tode verurteilt. Nach seiner Hinrichtung auf dem Schießstand Bienitz bei Rückmarsdorf bestattete man ihn auf dem Südfriedhof.
Wer sich intensiver mit dem Südfriedhof, den dort beerdigten Personen und der Grabmalkunst beschäftigen möchte, der sollte sich die Reihe „Die Kunst im Stillen“ zulegen, die von Friedhofsforscher Alfred E. Otto Paul verfasst und herausgegeben wird. Im Jahr 2020 erschien bereits Band 7 seiner einzigartigen Reihe, die dazu beiträgt, der Sepulkralkultur mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Führungen über den Südfriedhof bietet regelmäßig die Paul-Benndorf-Gesellschaft zu Leipzig e.V. an.