Bildlexikon Leipzig

Apothekergarten

Linnéstraße 1 / Friedenspark | Ortsteil: Zentrum-Südost

Bei dem im Friedenspark gelegenen und am 1. Juni 2001 wiedereröffneten Apothekergarten der Universität Leipzig handelt es sich um den ältesten Apothekergarten Deutschlands. Dieser entstand aus einem im Jahr 1542 gegründeten „Hortus medicus“, einem Heilpflanzen- und Apothekergarten. Heute beherbergt er auf ca. 3.000 Quadratmetern über 300 Heil-, Gift- und Gewürzpflanzen. Der Apothekergarten dient vorrangig der Ausbildung von Studenten sowie der Weiterbildung von interessierten Apothekern, Biologen und Ärzten und ist öffentlich zugänglich.

Am Anfang war der Klostergarten: Deutschlands ältester Apothekergarten entsteht


Bei dem Friedenspark im Osten Leipzigs handelt es sich um eine grüne Oase der Ruhe nahe dem Zentrum der Messestadt. Am Rande des Parks gelegen entstanden zu Beginn der 2000er Jahre mit dem Duft- und Tastgarten und dem Apothekergarten zwei gegenüberliegende Sonderanlagen, die zum Botanischen Garten der Universität Leipzig gehören.

Die Entstehung von Deutschlands ältestem Apothekergarten reicht knapp 500 Jahre zurück. Bereits zu Gründungszeiten der Universität Leipzig um das Jahr 1409 sollen Mönche im Klostergarten Heilpflanzen kultiviert und an die noch heute existierende Löwen Apotheke geliefert haben. Der Apothekergarten wurde als sogenannter „Hortus medicus“ im Jahr 1542 gegründet. Als der Klostergarten des Dominikanerklosters St. Pauli Mitte des 16. Jahrhunderts der Universität Leipzig übertragen wurde, ging aus ihm der Botanische Garten als einer der ersten seiner Art weltweit hervor. Seit 1890 befindet sich der Apothekergarten am Rande des Friedensparks. In den darauffolgenden Jahrzehnten konnte sich die Grünanlage nicht immer uneingeschränkter Aufmerksamkeit erfreuen und wurde zum Teil über 30 Jahre nicht gepflegt. Um die Jahrtausendwende investierten die Stadt Leipzig sowie die Universität Leipzig rund 1,2 Millionen Mark in die Wiedereröffnung des Apothekergartens am 1. Juni 2001. Die Hälfte der Kosten wurde durch eine Spende des Kölner Pharma-Unternehmens Madaus AG getragen, welches durch die Herstellung von Arzneimitteln aus Pflanzen bekannt wurde. Die Bereitstellung des Grundstücks sowie die Bauplanung übernahm die Stadt Leipzig.

Noch heute erfüllt der nach historischem Vorbild angelegte Apothekergarten die gleiche Aufgabe wie vor 500 Jahren in Form der Vermittlung von Wissen über Heil- und Giftpflanzen für angehende Biologen, Mediziner und Apotheker.

Matestrauch, Sonnenhut und Tollkirsche: Von ätherisch bis hochgiftig


Umgrenzt von einer Eibenhecke und unter hohen Bäumen gelegen, beherbergt der Apothekergarten auf rund 3.000 Quadratmetern Fläche über 300 Heil-, Gift- und Gewürzpflanzen. Die Auswahl der Pflanzen erfolgte nach neuester pharmazeutischer Literatur, Inhaltsstoffen, Giftigkeitsskalen und Wirkungsprinzipien. Gezeigt werden neben den meisten der heute gebräuchlichen und systematisch nach ihrer Wirkung angeordneten Arzneipflanzen auch anerkannte Pflanzendrogen, Giftpflanzen und historisch interessante Arten. Bei der Konzeption der Grünanlage wurde Wert auf die Eingliederung des Apothekergartens in die Leipziger Tradition der Gartenkunst sowie die historischen Vorbilder gelegt. Dazu zählt u.a. die Verwendung von altdeutschen Bezeichnungen im historischen Teil der Grünanlage. Analog zu den damaligen Arzneigärten, den „Horti medici“, ist der Apothekergarten streng formal strukturiert.

Bereits beim Betreten des Gartens erfährt der Besucher auf Schautafeln Wissenswertes zu den Themen Pharmazeutik und Botanik. Im historischen Abschnitt der Anlage befinden sich diverse, bereits vor 450 Jahren in Mitteldeutschland kultivierte Nahrungs-, Arznei- und Zierpflanzen. Neben dem entsprechenden botanischen Namen ist auf einem kleinen Pflanzenschild ebenfalls die historische Bezeichnung angegeben. Formal sind die Beete um einen mittigen Brunnen angeordnet, welcher optisch an einen Blütenkelch erinnert. Letzterer versorgt einen schmalen, in Stein eingefassten Kanal mit Wasser.

Zwei Beete im Apothekergarten beherbergen diverse Giftpflanzen, darunter Schöllkraut, Pfingstrosen und Tollkirschen. Chemisch verwandte Wirkstoffgruppen der Pflanzen befinden sich meist in direkter Nachbarschaft zueinander. Auch das Gefälle der Wirkungsintensität wurde bei der Anordnung der Pflanzen berücksichtigt. So beherbergt der hintere Beetbereich Exemplare mit einem hohen Giftanteil, welcher in Richtung des vorderen Beetbereichs abnimmt. Der benachbarte Gartenteil zeigt eine Auswahl gebräuchlicher, in der modernen Pflanzenheilkunde eingesetzter Arzneipflanzen mit Hinweisen zu den jeweiligen therapeutischen Anwendungsgebieten. Die Anordnung der Pflanzen folgt deren medizinisch relevanten und chemischen Hauptwirkstoffen, darunter Bitterstoffe, Herzglykosiden, ätherische Öle und Gerbstoffe. Dazu zählen etwa Sonnenhut, Schwertlilien, Huflattich, Farn, Matestrauch oder Mariendistel. Auf Schildern an den Beeten und Tafeln an den Wegrändern erfährt der Besucher mehr zum Vorkommen, Anwendungsbereichen, Wirkweisen und Inhaltsstoffen der Pflanzen. 

Neben der Vermittlung von Wissen für Besucher mit und ohne Fachhintergrund ist der Apothekergarten auch ein Ort der Ruhe und Entspannung. Zu beiden Seiten des Weges befinden sich Bänke, welche zum Verweilen einladen.

Stand: 29.11.2023

Bildergalerie - Apothekergarten

Historisches Bildmaterial - Apothekergarten

Friedenspark

Liebigstraße 28 | Ortsteil: Zentrum-Südost

Der Friedenspark wurde am 20. Juli 1983 auf 20 Hektar Fläche als öffentlicher Sportpark sowie Freizeit- und Erholungsort eingeweiht. Auf dem Gelände befand sich zuvor der 1846 angelegte Neue Johannisfriedhof als zweiter städtischer Friedhof mit knapp zwanzigtausend Grabstätten. Nach den schweren Beschädigungen durch Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg wurde die Friedhofsanlage schließlich am 31. Dezember 1970 für die Öffentlichkeit geschlossen. Nach Entwürfen der Landschaftsarchitektin Henriette Krahnstöver plante die Stadt unter dem Arbeitstitel „Johannispark – Park der Jugend“ eine Grünfläche mit Sport- und Freizeitanlagen und stellte diese 1983 fertig. Heute zählen zum Friedenspark diverse Sondergärten, darunter der Apothekergarten sowie der 2007 eröffnete Duft- und Tastgarten. Bemerkenswert sind der alte Baumbestand sowie die zahlreichen Blütensträucher, die den Friedenspark säumen.

Vom Friedhof zum Stadtpark


Im Südosten Leipzigs gelegen zwischen Russischer Gedächtniskirche und Universitätsgelände zählt der Friedensparks zu den bekanntesten Grünanlagen in Leipzig. Neben dem großen Eingangstor an der Nordseite des Parks und den von alten Bäumen gesäumten Hauptalleen lassen vor allem die verwitterten Wandstellengräber auf dessen einstige Funktion schließen. Diese letzten baulichen Relikte befinden sich noch heute in der südlichen Mauer und der Toranlage im Osten der Parkanlage. 

Auf dem Gelände des heutigen Friedensparks wurde im September 1846 auf zwanzig Hektar Fläche der Neue Johannisfriedhof angelegt, welcher sich bald zu Leipzigs bedeutsamstem Begräbnisplatz entwickelte. Dabei handelte es sich nach dem Alten Johannisfriedhof um den zweiten städtischen Friedhof, welcher sich im Besitz des Johannisstifts befand. Die Friedhofsanlage mit knapp zwanzigtausend Grabstätten folgte der Divise einer maximalen Belegung mit Reihengräbern, wobei die privilegierten Erbbegräbnisplätze an den Trenn- und Umfassungsmauern angesiedelt waren. Die Toranlage am östlichen Friedhofseingang stammte ursprünglich vom Johannishospital am Standort des heutigen Grassimuseums und wurde in den 1880er Jahren von Stadtbaurat Hugo Licht umgestaltet. Der Straßenname „Vor dem Hospitaltore“ erinnert noch heute an die ursprüngliche Herkunft des Portals. Im Jahr 1883 wurde nach Plänen von Hugo Licht im westlichen Teil des Areals eine Friedhofskapelle im Neorenaissance-Stil sowie seitlich angesiedelten Kolonnaden und Trauerhallen erbaut. Diese wurden im Zweiten Weltkrieg von einem Bombenanschlag schwer beschädigt, auch der Friedhof trug zahlreiche Kriegsschäden davon.

Seit dem 31. Dezember 1950 wurden keine Neubelegungen mehr gestattet und es fanden keine Begräbnisse mehr statt. Die Friedhofsanlage wurde schließlich am 31. Dezember 1970 für die Öffentlichkeit geschlossen. Die Reste der Mauern, Grüfte, Grabdenkmäler, Einfassungen und Sträucher wurden abgebrochen und zu einem Hügel aufgeschüttelt, welcher später als Rodelberg genutzt werden sollte. Dabei wurde der stadtgeschichtliche und kunsthistorische Wert vollkommen außer Acht gelassen. Umbettungen auf andere Friedhöfe wurden nur vollzogen, wenn die Angehörigen für die Kosten aufkamen. Von den etwa 120 vom Institut für Denkmalpflege nach ihrer kunst- und stadtgeschichtlichen Bedeutung ausgewählten und geborgenen Grabmälern blieben aufgrund von Vandalismus, Diebstahl, ungeschützter Lagerung und unvorsichtigem Transport im Jahr 1990 nur noch 58 übrig. Diese wurden im Lapidarium des Alten Johannisfriedhofs untergebracht. An einst auf dem Neuen Johannisfriedhof begrabene und bedeutsame Leipziger Persönlichkeiten, darunter Arwed Rossbach, Architekt der Universitätsbibliothek, der Arzt Daniel Gottlob Moritz Schreber oder die Verleger-Familien Reclam und Brockhaus, erinnert nach dem radikalen Abbruch in den 1970er Jahren heute kein Grabmal mehr. Die Art der Abräumung, auf welche das zuständige Büro des Chefarchitekten der Stadt Leipzig offenbar keinerlei Einfluss hatte, kritisierte auch die seit 1978 für die Entwurfsplanung des Friedensparks zuständige Landschaftsarchitektin Henriette Krahnstöver. Die Herausforderung bestand darin, nun ohne die zuvor vorhandenen, raumbildenden Mauern und Strauchbepflanzungen sowie unter Einbezug des großen Schuttberges auf der Nordostseite des Parks die Gestaltung vollkommen neu zu konzipieren. Unter dem Arbeitstitel „Johannispark – Park der Jugend“ beinhaltete die Planung, wie in der DDR üblich, diverse Anlagen für Sport und Freizeit. Dazu zählten Fußball-, Basketball- und Volleyballfelder, ebenso wie Areale für Kegeln, Boccia und Minigolf sowie eine Eislauf- und Rollschuhbahn für die Kinder. Um im mittigen Parkbereich großzügigen Raum für Erholung bieten zu können, wurden die Sport- und Freizeitanlagen am Randbereich gruppiert.

Park in Park: Der Friedenspark und seine Sondergärten


Am 20. Juli 1983 wurde die Anlage unter dem Namen „Friedenspark“ eingeweiht. Neben seiner Funktion als öffentlicher Sportpark sollte er auch als Freizeit- und Erholungsort für die Studenten der Universität dienen. In der neuen Parkanlage wurde dem einst rasterförmigen Grundriss bewusst entgegengearbeitet und versucht, eine landschaftliche Struktur zu etablieren. Der Friedenspark wies für diese Zeit einen bemerkenswerten Ausstattungsgrad auf. Dazu zählten mehrere Sportfelder, welche dem umfassenden Funktionsprogramm früherer Pläne entstammten, ebenso wie drei von Manfred Bellinger geschaffene Spielplätze. Auf dem einstigen Trümmerberg wurden Rutschen und eine Holzburg installiert. Besonders markant war der Einbezug von diversen Rundformen im Friedenspark. Darunter befanden sich eine runde Pergola, welche dem Schachspiel diente oder etwa ein Rundplatz mit der 1983 von Irene Markquardt aus Bronze geschaffenen Skulpturengruppe Studentinnen nahe des südlichen Parkeingangs, an dessen Stelle sich zuvor die Friedhofskapelle befand. Die Skulpturen Drei Grazien von Dieter Dietze sowie Lesende von Waleria Bukowiecka zählten ebenfalls zum plastischen Programm der bildkünstlerischen Konzeption des Friedensparks.

Zu den Sondergärten nahe des Friedensparks zählt der in unmittelbarer Nachbarschaft zum Botanischen Garten im Jahr 2001 eingeweihte Apothekergarten sowie der 2007 eröffnete Duft- und Tastgarten. Im westlichen Bereich des Parks befindet sich inmitten einer großzügigen Rasenfläche mit ungewöhnlicher Bepflanzung ein Gedenkort für die verstorbenen Kinder Leipzigs.

Nach einem Entwurf von Antje Schuhmann wurde am 6. Mai 2011 im Friedenspark eine weitere Sonderanlage eingeweiht, der Gedenkort Die Wiese Zittergras. Er erinnert an die Euthanasieopfer.

Bemerkenswert ist der alte Baumbestand des Friedensparks. Die Mehrheit der Gehölze stammt noch aus der Vorgeschichte des Neuen Johannisfriedhofs. Zu den zahlreichen Blütensträuchern, welche das 20 Hektar große Areal säumen, zählen Forsythien, Hecken- und Kornelkirschen, Haselnuss und Hartriegel. Heute konzentrieren sich die Spiel- und Sportareale an den Rändern, während die Mittelpartie des Friedensparks aus einer weitläufigen Rasenfläche besteht.

Stand: 29.11.2023

Lene-Voigt-Park

Reichpietschstraße | Ortsteil: Reudnitz-Thonberg

Der Lene-Voigt-Park ist eine 10,5 Hektar große Parkanlage im Leipziger Stadtteil Reudnitz-Thonberg. Er befindet sich auf dem Gelände des ehemaligen Eilenburger Bahnhofs etwa zwei Kilometer östlich des Stadtzentrums zwischen Gerichtsweg, Riebeckstraße und Reichpietschstraße. Benannt wurde der Park nach der sächsischen Schriftstellerin und Mundartdichterin Lene Voigt, die um 1920 am damaligen Eilenburger Bahnhof lebte. Das 800 Meter lange und zwischen 80 und 130 Meter breite Arial stellt eine wichtige grüne Oase im einstigen Graphischen Viertel dar.

Die Geschichte eines vergessenen Bahnhofs


In der damals noch selbstständigen Gemeinde Reudnitz lag ab 1872 der Eilenburger Bahnhof als einer der größeren Bahnhöfe Leipzigs. Bis 1942 diente er als Bahnhof für Personenverkehr und verband
Eilenburg mit Leipzig. Zwischen 1874 und 1876 wurde dafür ein Empfangsgebäude errichtet. Der Backsteinbau beherbergte Warte- und Speisesäle und wurde vom Architekten Richard Steche entworfen. 

Im Laufe der Zeit entwickelte sich nördlich und südlich des Bahnhofs das Druckgewerbe und Verlage ließen sich nieder. Dies brachte dem Stadtteil Aufschwung und gab ihm den Namen Graphisches Viertel. Als 1915 der Hauptbahnhof in Betrieb genommen wurde und den Fernverkehr übernahm, sank die Bedeutung des Eilenburger Bahnhofs jedoch. Hier wurden nur noch Personennah- und Güterverkehr entlang geleitet. 

Im Zweiten Weltkrieg erlitt das Stadtviertel schwere Bombenschäden und auch das Empfangsgebäude wurde komplett zerstört. Der bereits 1942 eingestellte Personennahverkehr wurde deshalb nicht mehr aufgenommen. Bis in die 1970er Jahre diente der Eilenburger Bahnhof nur noch zur Güterabfertigung. Danach wurde er als Abstellplatz verwendet, bis er nach und nach verödete.

Vom Lost Place zum Hotspot


Im Jahr 1997 beschloss der Leipziger Stadtrat, auf dem verlassenen Gelände einen Stadtpark zu errichten. Ziel war der Aufschwung des Viertels, dessen Bedeutung seit der deutschen Teilung stark zurückgegangen war. So entstand zwischen 2000 und 2004 eine Grünanlage mit regelmäßigem Charakter nach einem Gesamtkonzept des Berliner Landschaftsbüros Kiefer. Die markante längliche Struktur des ehemaligen Bahnhofs blieb dabei erhalten. Diese wurde in drei wesentliche Parkräume eingeteilt. Auf den früheren Bahnanlagen entstand in Ost-West-Ausrichtung ein langgestrecktes Zentrum aus Grünstreifen und Promenaden. Mit Klinker und Ausschussmaterial gefüllte Drahtkäfige, sogenannte Garbionenmauern, dienen gemeinsam mit integrierten Bänken und einer Birkenbepflanzung als Abgrenzung zu den nördlich liegenden Gartenbereichen. Diese werden als individuelle Bewohnergärten genutzt. Markant sind auf dieser Seite auch die oberirdisch verlaufenden Heizungsrohre, die die Eingänge umfassen. Im Süden entstanden mehrere Funktionsräume, einzeln abgetrennt durch Hainbuchenhecken und Stahlelementen. Diese Aktionsbereiche umfassen Spielplätze und einen Märchenwald, Tischtennisplatten und Beachvolleyballfelder sowie Balancespiele und eine Kletterwand. 

Im Planungsprozess gab es eine breite Bevölkerungsbeteiligung. Durch Bürgerforen, Jugendcamps und Workshops konnten sich die Bürger einbringen. Dank diesem großen Raum für eine bürgerliche Mitwirkung wurde 2002 der Europäische Preis für Landschaftsarchitektur verliehen.

Die Ruinen des Parks


Zwischen parktypischem Getümmel stehen noch immer drei verlassene Gebäuderuinen, denen eher weniger Aufmerksamkeit geschenkt wird. So befinden sich am westlichen Ende des Parks zwei ehemalige Güterabfertigungsgebäude. Hohe Zäune sollen Schaulustige vom Betreten abhalten. Während sich diese dennoch gut sichtbar in das Parkgefüge eingliedern, versteckt sich auf der anderen Seite, am östlichen Ende, der alte Lokschuppen. Dieser ist im Sommer fast vollständig von Grün bedeckt und so kaum einsehbar. Nur der Turm lässt die Ruine erahnen. Direkt daneben befindet sich der Anschluss an den begehbaren Grünzug der
Anger-Crottendorfer Bahnschneise. Der Radweg gehört zu dem Projekt Parkbogen Ost, welches den stillgelegten östlichen S-Bahnbogen erschließen und neu aufnehmen will.

Von Prinzessinnen im Holzschloss und Rittern in Secondhand-Ausrüstung


Der Lene-Voigt-Park bietet verschiedene Möglichkeiten für jedes Alter. Vor allem Kinder bis sechs Jahre sind vom Märchenwald-Spielplatz begeistert. Hier treffen Prinzessinnen im Holzschloss auf den Froschkönig oder doch direkt dem tapferen Ritter. Das Areal ist gut einsehbar und so bei Eltern beliebt. Für ältere Kinder gibt es direkt nebenan einen großen Spielplatz. Hier ist die Hauptattraktion die breite Rutsche. 

Auf dem Weg kann ein Stopp an „Lenes Tauscho“ gemacht werden. Der Schrank aus Stahl und Aluminium dient als Tauschregal und lädt zum Stöbern und Tauschen ein. Nicht mehr gebrauchte Gegenstände können hier abgelegt und nach neuen Fundsachen gesucht werden. So wechseln Kleider, Schuhe aber auch Bücher und Geschirr kostenlos den Besitzer. Das Tauschkonzept erfreut sich großer Beliebtheit, wird allerdings auch häufig Opfer von Randale. So brannte der 2021 erbaute erste Schrank im Mai 2023 vollständig aus. Im Juli 2023 konnte der „Lenes Tauscho“-Betreiber Aaron Krautheim mithilfe von Spendengeldern wieder einen neuen Schrank aufbauen.

Café auf Zack


Ein beliebter Treffpunkt am Lene-Voigt-Park ist das
Espresso Zack Zack. Die Kaffeebar wurde 2015 eröffnet und erfreut seitdem mit Kaffeespezialitäten, Röstkaffee vom Partner Omkafè und frischen Backwaren aus der eigenen Backstube die Kunden. Von Espressomaschinen über Kaffeemühlen, Milchaufschäumkännchen und sonstigen Utensilien gibt es außerdem alles, was zur Kaffeezubereitung im eigenen Heim zu gebrauchen ist.

Lene Voigt: Kabarettistin, Mundart-Dichterin, Leipziger Original


„Unsre alde Lene, so gud wie sie is geene!“ titelte eine Leipziger Tageszeitung am 23. Februar 2002, denn die sächsische Mundart-Dichterin war zu diesem Zeitpunkt auf den Leipziger Bühnen mit sieben Programmen präsent. Die Unsterblichkeit von Lene Voigt setzte jedoch erst in den 1980er Jahren ein. Besonders der Schriftsteller
Wolfgang U. Schütte trug mit seinen jahrzehntelangen Forschungen dazu bei, ihr Werk systematisch zu erschließen. Ab 1983 wurden Voigts Bücher wieder aufgelegt. Erster DDR-Verleger ihrer Werke war Norbert Molkenbur. Vorher war das Leipziger Original – das sächsisch als ihre „Vatersprache“ bezeichnete, denn nur ihr Vater habe Dialekt gesprochen – nahezu vergessen. Zur Zeit des Nationalsozialismus wurden ihre Schriften verboten, da sie den „sächsischen Stamm“ verunglimpften und in linksorientierten Zeitungen veröffentlicht wurden. Während der DDR war sächsisch ebenfalls nicht erwünscht. Heute erfreut sich Lene Voigts Werk jedoch einer umso größeren Beliebtheit.

Stand: 29.11.2023

Bildergalerie - Lene-Voigt-Park

Historisches Bildmaterial - Lene-Voigt-Park

Fritz-von-Harck-Anlage

Harkortstraße 1 | Ortsteil: Zentrum-Süd

Die neben dem Bundesverwaltungsgericht gelegene Fritz-von-Harck-Anlage wurde ursprünglich von 1894 bis 1900 als repräsentativer Platz im Gründerzeit-Stil mit Schmuckpflanzungen und Fontäne als Bindeglied zwischen Reichsgericht und Neuem Rathaus angelegt. 1917 wurde sie zu Ehren des Kunstwissenschaftlers und -sammlers Fritz von Harck in die gleichnamige Anlage umbenannt. Nach dem Zweiten Weltkrieg verlor das Areal seine einstige Wirkung, bevor es 1999/2000 nach historischem Vorbild bis 2002 nach Plänen des Grünflächenamts als 4.500 Quadratmeter großer, zeitgenössischer Stadtplatz neugestaltet wurde. Auffällig sind die mit Rasenwellen gestalteten Grünflächen sowie die sechs Meter hohe Fontäne in der neu gestalteten Brunnenanlage.

Von der Nonnenmühle zur repräsentativen Parkanlage


Anstelle der heutigen Fritz-von-Harck-Anlage befanden sich einst die
Nonnenmühle sowie diverse Wasserkunstelemente des ehemaligen städtischen Bewässerungssystems. Das Areal wurde in den Gründerzeitjahren durch die Stadterweiterung überformt. Das einst dörfliche Ambiente entwickelte sich zu einem großstädtischen Charakter, welcher durch einen kanalisierten Pleißemühlgraben, monumentale Bauten und exakte Straßenführung geprägt war. Zwischen 1894 und 1900 wurde ein aufwendig gestalteter, repräsentativer Platz mit Schmuckpflanzungen, Formschnittgehölzen, Wasserbecken, Fontäne und schmiedeeisernen Rabatteneinfassungen geschaffen. Die Anlage ermöglichte einen freien Blick vom Neuen Rathaus am Promenadenring auf das damalige Reichsgerichtsgebäude sowie das Musikviertel und fungierte als entsprechendes Bindeglied zwischen den repräsentativen Bauten. Im Norden wird sie von der Karl-Tauchnitz-Straße, im Osten von der Harkortstraße sowie im Süden von der Wächterstraße umschlossen. Die Grünfläche erhielt 1917 zu Ehren des Kunstwissenschaftlers und Kunstsammlers Dr. Fritz von Harck, welcher der Stadt Leipzig testamentarisch wertvolles Kunstgut und Immobilien vermachte, den Namen Fritz-von-Harck-Anlage. Während des Zweiten Weltkrieges wurden die neun schmiedeeisernen Ziergitter der Anlage eingeschmolzen und das Wasserbecken nach 1945 demontiert. Auch der zentrale Springbrunnen wurde an den Rand des Platzes verlegt sowie 1951 der Pleißemühlgraben verrohrt. Die Anlage wurde durch die Straßenverbreiterung verkleinert. Dadurch verlor sie ihre einst repräsentative Wirkung und die Struktur des Platzes wurde entsprechend des Zeitgeschmackes grundlegend asymmetrisch verändert.

Im Zuge der Freilegung des Pleißemühlgrabens 1999/2000 und der Neugestaltung der Fritz-von-Harck-Anlage wurde die historische Wirkung des Platzes in Ansätzen wieder hergestellt. Nach nur eineinhalb Jahren Bauzeit entstand nach Plänen des Grünflächenamts im Jahr 2002 ein 4.500 Quadratmeter großer, moderner Stadtplatz in Verbindung zum offen gelegten Pleißemühlgraben. Finanziert wurde das Projekt von der „Allianz-Stiftung zum Schutz der Umwelt“ mit 1,5 Millionen DM. Weitere 2,7 Millionen stammten aus Fördermitteln sowie von der Stadt Leipzig.

Grüne Oase zwischen Bundesverwaltungsgericht und Neuem Rathaus


Der Entwurf für die heutige Fritz-von-Harck-Anlage zielte auf eine Wiederherstellung nach historischem Vorbild ab und orientierte sich am Grundriss der einstigen repräsentativen gründerzeitlichen Grünanlage. Bei dem neu entstandenen Areal handelt es sich nicht um eine Rekonstruktion, sondern um eine eindeutig zeitgenössische Grünanlage, welche ihr historisches Vorbild auf eine moderne funktionale und ästhetische Gestaltung überträgt.

Bezugnehmend auf die Grünflächen des Bundesverwaltungsgerichtes schafft die Nord-Süd-Achse des Wegekreuzes wieder einen räumlichen Zusammenhang zum angrenzenden Simsonplatz. Die hügelig gestalteten Grünbereiche und die Wiese mit bis zu 90 Zentimeter hohen Rasenwellen stellen einen Bezug zur Nähe der Pleiße sowie zum spannungsvollen Justiz- und Regierungsgebäude her. Platzmitte und zugleich Hauptanziehungspunkt der Fritz-von-Harck-Anlage mit Blick auf das Neue Rathaus ist ein zentraler Aufenthaltsbereich mit großer Holzbank. Die sich dort befindliche neu gestaltete, großflächige Brunnenanlage bestehend aus einfachen geometrischen Körpern mit hellem Glasbelag und bis zu sechs Meter hoher Fontäne wird in der Dunkelheit von Halogenstrahlern beleuchtet und wechselt stetig ihre Farbe. Eine dezent durch ein Lichtfaserkabel erhellte Wasserrinne stellt die Verbindung zwischen dem Brunnen und dem Pleißemühlgraben her. Neben letzterem befinden sich fünf Säulen, welche im Dunkeln bläuliches Licht ausstrahlen. Die Westseite der Anlage wurde mit Neupflanzungen, darunter Buchsbaumhecken und Rhododendren, gestaltet, welche einen Übergang zu den angrenzenden Villengärten schaffen. Inmitten einer niedrigen Bepflanzung befindet sich der Gedenkstein für Dr. Fritz von Harck, während das sich zuvor daneben befindliche Mendelssohn-Denkmal seinen neuen Standort inmitten der Promenadenanlagen unweit des Westportals der Thomaskirche erhielt. Die räumliche Abgrenzung zur Karl-Tauchnitz-Straße wurde durch die Pflanzung diverser neuer Platanen realisiert. 

Vor allem in den Sommermonaten ist die gepflegte Anlage aufgrund ihrer Nähe zur Innenstadt ein beliebter Treffpunkt für Entspannung suchende Passanten und Studenten sowie für Personen, die beim Bundesverwaltungsgericht arbeiten und hier ihre Pause verbringen. 

Stand: 26.09.2023

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Historisches Bildmaterial - Fritz-von-Harck-Anlage

Friedhof Thekla

Tauchaer Straße 134 | Ortsteil: Thekla

Es gibt keinen anderen Friedhof in Leipzig, der sich an einem so malerischen Ort befindet, wie der inmitten der Parthenaue gelegene Friedhof Thekla. Der jahrhundertealte Begräbnisplatz diente schon lange vor der Christianisierung den Slawen als Kultstätte. Bereits im 12. Jahrhundert wurde auf dem Hügel die Kirche Hohen Thekla aus Granitfindlingen errichtet. Die romanische Wehrkirche hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Trotz mehreren Bränden wurde sie immer wieder aufgebaut, ohne dass ihre Ursprünglichkeit verändert wurde. 

Idyllischer Friedhof in Hanglage


Die Kirche Hohen Thekla wird von einem 1,6 Hektar großen Friedhof umschlossen, der sich in einer Hanglage nach Süden erstreckt. Etwa 1.700 Grabstellen sind hier vorhanden. Zahlreiche interessante Grabmäler aus der Zeit des Barocks und des Klassizismus erinnern an die uralte Tradition dieses Friedhofs, der auch ausreichend Platz für neue Grabanlagen bietet. Neben einem Gefühl der Ruhe und des Friedens beeindruckt die Begräbnisstätte mit schattenspendenden Bäumen und einem morbiden Charme, den auch die uralten bemoosten Grabmale ausstrahlen. Neben Gräbern von ehemaligen Pfarrern der Kirche Hohen Thekla, die sich an der Rückseite des Gotteshauses befinden, entdeckt man beim Spaziergang auch das
Kriegerdenkmal 1914-1918 – Friedhof Thekla, das auf den Seitenfeldern die Namen von 54 im Ersten Weltkrieg Gefallenen aus Thekla aufführt. Nur wenige Meter entfernt befindet sich die Friedhofskapelle, die für etwa 40 Personen Sitzplätze bietet.

Gemeinsam mit den Friedhof Schönefeld und dem Friedhof Mockau zählt der Friedhof Thekla zu den Gemeindekirchenfriedhöfen Leipzig Nordost. 

Stand: 26.09.2023

Bildergalerie - Friedhof Thekla

Duft- und Tastgarten

Liebigstraße 28 / Friedenspark | Ortsteil: Zentrum-Südost

Der Duft- und Tastgarten im Friedenspark wurde 2017 speziell für Blinde und Sehbehinderte eröffnet und fungiert neben dem benachbarten Apothekergarten als externer Bereich des Botanischen Gartens der Universität Leipzig. Dabei handelt es sich um den Nachgänger des ersten und einzigen Gartens für Blinde und Sehbehinderte in der DDR, welcher 1986 im Rosental eröffnet und in den 1990er Jahren Opfer von Vandalismus wurde. Das 2.000 Quadratmeter große Areal ist durch ein lineares Wegesystem klar strukturiert und mit 16 Themenfeldern sowie mehr als 250 Pflanzenarten ausgestattet, welche von den Besuchern mit allen Sinnen entdeckt werden können. Der Eintritt ist frei.

Vom Rosental in den Friedenspark: Die Anfänge des ersten Duft- und Tastgartens


Im für Blinde und Sehbehinderte konzipierten Duft- und Tastgarten eröffnet sich den Besuchern eine eindrucksvolle Botanik, deren Fokus bewusst nicht auf visuellen Reizen liegt. Im Mittelpunkt stehen stattdessen das Hör-, das Tast- und das Dufterlebnis.

Der erste Garten für Blinde und Sehbehinderte in der DDR wurde im Jahr 1986 im Rosental eröffnet. Da die frei zugängliche Anlage in den 1990er Jahren Opfer von Vandalismus wurde, beschloss man zum Ersatz des zerstörten Areals im Jahr 2002 den Bau eines neuen, besser geschützten Gartens im Stadtgebiet. Auf Initiative von Blindenvertretern beschloss der Stadtrat im Oktober 2002 die Wiedererrichtung des Parks an anderer Stelle. Der Beschluss zur Errichtung eines entsprechenden Areals inmitten des Friedensparks unweit des Apothekergartens und des Botanischen Gartens wurde 2005 verabschiedet. Partner für das Projekt war das Botanische Institut der Universität Leipzig, welches ebenfalls die Pflege des Duft- und Tastgartens verantwortet. Das Grünflächenamt hatte das Projektmanagement, die Planung und den Bau inne, während die Universität Leipzig das integrative Konzept erarbeitete und die Pflanzenauswahl traf. Die Investition belief sich auf 200.000 Euro, inklusive zahlreicher Spenden. Das Areal wurde nach elfmonatiger Bauzeit am 12. September 2017 mit Eröffnungsreden von Oberbürgermeister Burkhard Jung sowie Universitätsdirektor Franz Häuser und Christiane Kohl, Vorsitzende der Kreisorganisation Leipzig-Stadt des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Sachsen e.V., eingeweiht.

Lauschen, riechen, tasten: Ein Erlebnis abseits von visuellen Reizen


Bereits beim Betreten der 2.000 Quadratmeter großen Grünfläche werden Besucher durch die Marmorskulptur
Liebespaar aus dem ehemaligen Blindenpark begrüßt. Der Leipziger Bildhauer Roland Wetzel schuf sie Mitte der 1980er Jahre. Das Areal ist durch ein lineares Wegesystem klar strukturiert und mit 16 Themenfeldern sowie mehr als 250 Pflanzenarten ausgestattet. Der Hauptweg trennt den mit unterschiedlich duftenden Bäumen und Sträuchern bepflanzten äußeren Garten vom mit 78 kleinen Hochbeeten bestückten inneren Garten. Mit der Nase kann man neben dem Duft von Rosen, Robinien und Flieder auch Gräser und Riesenkräuter entdecken. Die Themenbereiche vom Sumpf-, Wasser- oder Obstgarten bis zum Miniaturwald sind in schachbrettartiger Struktur angelegt. Erkunden können die Besucher ebenfalls einen Skulpturgarten sowie eine kleine Grotte. In einem weiteren Bereich des Duft- und Tastgartens steht das Hörerlebnis im Fokus. So kann bereits bei leichtem Wind aufmerksam diversen Pflanzen und dem Bambus, dem Knirschen der Kieselsteine auf dem Gehweg und dem Springbrunnen gelauscht werden.

Der Duft- und Tastgarten bietet ebenfalls Schulklassen und Touristen Erholung. Die Anlage ist barrierefrei. Die Beschilderung wurde gleichlautend in Schwarz- und Brailleschrift angebracht. Zur Vorbeugung von Vandalismusschäden, wie bei der ersten Anlage im Rosental, ist der Garten eingezäunt und wird nachts abgesperrt. 

Ein Besuch des Duft- und Tastgartens empfiehlt sich naturgemäß insbesondere im Frühling. Weiterhin lohnt sich auch ein Besuch des benachbarten Apothekergarten, der ebenfalls als externer Bereich des Botanischen Gartens fungiert. Hier können rund 300 Heil-, Arznei- und Giftpflanzen entdeckt werden, darunter Matestrauch, Huflattich, Artischocke oder Sonnenhut.

Stand: 26.09.2023

Volkshain Stünz in Leipzig

Stünz-Mölkauer Weg / Theodor-Neubauer-Straße / Pflaumenallee / Borngasse
Ortsteil: Anger-Crottendorf

Der Volkshain Stünz, auch bekannt als „Stünzer Park“, ist eine rund 11 Hektar große Parkanlage im Osten Leipzigs. Sie wird im Osten und Norden vom Flusslauf der Östlichen Rietzschke begrenzt. Im Westen grenzt der Park an einen Bahndamm, im Süden an mehrere Kleingartenvereine. Das ehemalige Dorf Stünz, 1335 erstmals als „Schtynsch“ urkundlich erwähnt, wurde erst im Jahr 1910 nach Leipzig eingemeindet. 

Vom Dorf zum sportlich-spielerischen Erholungspark


Im Zuge der Industrialisierung und dem damit verbundenen raschen Bevölkerungswachstum in den 1880er Jahren sollten in den ursprünglich weniger grünen östlichen Stadtteilen Leipzigs mehr Grünanlagen zur Naherholung und sportlich-spielerischen Betätigung der Einwohner geschaffen werden. 1892 wurde in einem Bebauungsplan die Errichtung eines Parks im damals eigenständigen Vorort Stünz vorgesehen. Angesichts der erwarteten städtischen Expansion nahm sich der Leipziger Stadtrat zwei Jahre später dem Projekt an. Zu diesem Zeitpunkt war der heutige Ort des Parks noch nicht festgelegt. Der damalige Oberbürgermeister Otto Robert Georgi und Stadtgartendirektor Carl Otto Wittenberg wählten schließlich das Gelände des zu der Zeit noch unabhängigen Vororts Stünz aus und planten den Bau einer weitläufigen Anlage. Nach Fertigstellung der konkreten Baupläne und Kostenvoranschläge 1896 begannen ein Jahr später die Arbeiten. Im April 1898 wurde der Park fertig gestellt und im September des gleichen Jahres feierlich eröffnet. Durch den starken Andrang aus der Stadt wurde im Dezember 1898 ein Parkwächter mit Polizeigewalt im Park eingesetzt. Am 1. Januar 1910 wurde der Volkshain eingemeindet und gehörte fortan zu Leipzig. 

Volkshain Stünz damals und heute


Der letztlich umgesetzte Bebauungsplan des Parks sah ein weitläufig gegliedertes Gelände mit großzügig geschwungenen Wegen, einer geradlinig verlaufenden Hauptallee in Richtung Mölkau und locker angelegten Gehölzpflanzungen vor. Die nach dem Ideal den englischen Landschaftsparks angelegten, großflächigen Rasenspielplätze wurden von dichten Baumreihen, darunter zahlreiche Roteichen, begrenzt. Zwei kleinere Aussichtshügel und ein Teich im westlichen Teil des Parks mit unregelmäßigen Uferlinien sind heute Höhepunkte im Volkshain. 

Direkt neben dem 9500 m² großen Stüntzer Teich steht der Apelstein Nr. 43. Dieser wurde als einer von insgesamt 44 Steinen vom Leipziger Schriftsteller Theodor Apel zwischen 1861 und 1864 errichtet und erinnert an die Kämpfe der Völkerschlacht bei Leipzig 1813. An der Stelle des Apelsteins Nr. 43 machte während der Völkerschlacht eine ostpreußische Landwehrtruppe unter Major Carl Friccius vor dem Sturm auf Leipzig ihre letzte Rast. 

Die ursprünglichen Strukturen des Volkshains sind heute noch weitgehend erhalten. Lediglich die Spielplätze wichen in der Nachkriegszeit einfachen Rasenflächen. Im östlichen Parkteil befindet sich neben einem Kinderspielplatz zum Klettern eine Boule-Bahn. 

Exoten des Parks


Der Baum- und Pflanzenbestand im Volkshain Stünz stammt fast gänzlich aus der Gründerzeit des Parks. Auffallend sind dicht gepflanzte Gruppen von Rotbuchen, die im Herbst mit ihren golden-rötlich gefärbten Blättern das Parkbild prägen. Neben einheimischen Waldpflanzen, wie Gelben Windröschen, Bärlauch und Geflecktem Aronstab sind auch Exoten wie beispielsweise die Amerikanische Weißeiche im Park heimisch: Mit ihren unregelmäßig gelappten und im Herbst weinrot gefärbten Blättern ist sie eine seltene Besonderheit im Park. Auch der Sibirische Blaustern oder die Armenische Traubenhyazinthe wachsen im Park. 

Eine gemütliche Einkehrmöglichkeit am Park ist die Gaststätte Volkshain Stünz. Hier bekommt der Gast regionales Essen und Getränke serviert.

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Historisches Bildmaterial - Volkshain Stünz in Leipzig

Südfriedhof in Leipzig

Friedhofsweg 3
Ortsteil: Probstheida

Der Südfriedhof ist mit einer Fläche von 78 Hektar die größte Friedhofsanlage in Leipzig und gilt als einer der größten und schönsten Parkfriedhöfe Deutschlands. Er befindet sich im Leipziger Süden nur wenige Meter vom Völkerschlachtdenkmal entfernt. Innerhalb seiner großzügig angelegten Grünflächen mit Parkatmosphäre beheimatet er zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Seit der Eröffnung fanden hier über 600.000 Leipziger ihre letzte Ruhe, darunter viele bedeutende Unternehmer, Wissenschaftler, Künstler sowie – bis auf eine Ausnahme – alle Oberbürgermeister. An der Gestaltung der zahlreichen historischen Grabmäler waren bedeutende Bildhauer wie Max Klinger, Adolf Lehnert, Carl Seffner, Walter Arnold und Josef Mágr beteiligt.

Vom Lindenblatt zum Parkfriedhof


Die Erschließungsarbeiten des Friedhofs begannen im Jahr 1885. Neben seiner Funktion als Begräbnisstätte sollte der Südfriedhof als ein Ort der Erholung dienen und entsprechend ausgebaut werden. Nach Plänen des Architekten Hugo Licht und Stadtgartendirektor Otto Wittenberg wurde die Anlage mit einer geschwungenen Wegführung in Form eines Lindenblattes konzipiert. Durch diese gestalterische Besonderheit sollte auf den slawischen Ursprungsnamen Leipzigs als „Der Ort, an dem die Linden stehen“ Bezug genommen werden. Mit der Eröffnung im Jahr 1886 hatten Licht und Wittenberg ein in dieser Form einmaliges Gesamtkunstwerk im Jugendstil geschaffen. Die zumeist auf Friedhöfen bedrückend und eintönig wirkenden Reihengräber wurden parkartig umpflanzt. Die erste Beisetzung fand am 1. Juni 1886 statt. Dabei handelte es sich um den Markthelfer Carl August Schmidt, dessen Grabstelle noch heute in der I. Abteilung des Südfriedhofs besichtigt werden kann.

Neuromanische Baukunst im Grünen 


In den Folgejahren nach seiner Eröffnung war der Südfriedhof als Begräbnisplatz zunächst unter den Leipzigern eher unbeliebt: Diese zogen es vor, sich auf dem Neuen Johannisfriedhof, dem heutigen Friedenspark, bestatten zu lassen. Als der von Wittenberg und Licht beabsichtigte Parkcharakter langsam erkennbar wurde, änderte sich dies und der Südfriedhof füllte sich zusehends. Zwischen 1905 und 1910 erfolgte der Bau des Gebäudekomplexes mit Krematorium im Zentrum des Südfriedhofes nach Entwürfen des Stadtbaurats Otto Wilhelm Scharenberg. Zusammen mit der großen Haupthalle und zwei kleineren Kapellen ist das imposante Gebäude mit dem charakteristischen 63 Meter hohen Glockenturm bereits von Weitem sichtbar. Die gesamte Anlage im neuromanischen Stil wurde der mittelalterlichen Benediktinerabtei Maria Laach nachempfunden. Noch vor der Bauabnahme des Krematoriums erfolgte am 4. Dezember 1909 die erste Einäscherung. Es handelte sich um den Fabrikanten Max Woelker, der als Mitglied im „Verein für Feuerbestattung“ als Erster kremiert wurde. Sein Grab befindet sich in der II. Abteilung des Südfriedhofs und blieb bis heute erhalten. Seitdem stieg der Anteil der Feuerbestattungen stetig an und beträgt heute über 90 Prozent. Das prägte auch die Gestaltung des Südfriedhofs, denn dadurch entstanden seit den 1960er Jahren zahlreiche Grabfelder für Urnenbeisetzungen. Aufgrund der geringen Grabgröße konnten einzelne Bereiche des Friedhofs großzügiger bepflanzt werden, was den Parkcharakter erhöhte. 

Ebenso wie die Hauptkapelle diente die in Kreuzform gehaltene östliche Kapelle überwiegend konfessionellen Trauerfeiern, während die als Sprecherhalle konzipierte westliche Kapelle für weltliche Feiern genutzt wurde. Auf der gesamten Kapellenanlage befinden sich neben den drei Trauerhallen Ost, West und der Großen Trauerhalle einige Abschiedsräume, der Urnenübergaberaum sowie das Kolumbarium und das Krematorium. Die Grundrisse aller Trauerhallen sind in ihrer Form einem griechischen Kreuz nachempfunden. Bis 1924 wurde der Südfriedhof von seinen ursprünglichen 54 Hektar auf 63 Hektar erweitert. Während des Zweiten Weltkriegs erfolgte der Ausbau auf die heutige Fläche von 78 Hektar. In der XXVIII. Abteilung wurden rund 3.500 Opfer der Bombenangriffe auf Leipzig bestattet.

Die großzügig gestalteten Friedhofsteile mit viel Grünfläche beheimaten zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Besonders schön anzusehen sind die etwa 9.000 Rhododendren, die zur Blütezeit im Mai für eine Farbenpracht im Grünen sorgen. Auf den Glatthaferwiesen am Westeingang des Friedhofs können nicht nur Vögel, Hasen und Eichhörnchen beobachtet werden, sondern mit etwas Glück auch Rehe oder Füchse. Der Rhododendrenbestand und die Glatthaferwiesen stehen unter Naturschutz.

Historisch künstlerische Grabkunst zu Ehren von Leipzigs Größen 


Auf dem Südfriedhof befinden sich viele Gräber berühmter Leipziger Persönlichkeiten, darunter jene der Verlegerfamilie Baedecker. Eine weitere berühmte deutsche Verlegerfamilie ist ebenfalls auf dem Südfriedhof vertreten, die Ullsteins. Ferdinand Eduard Ullstein wirkte in Leipzig als Papierhändler und starb 1912. Als künftige Familiengruft wurde ihm im folgenden Jahr eine sechs Meter steil aufsteigende Pyramide errichtet. Deren großes Bronzeportal ziert ein reichgeschmückter Türklopfer, der unbeweglich ist. 

Ihre letzte Ruhestätte fanden auch zahlreiche Gewandhauskapellmeister, darunter Carl Reinecke, Arthur Nikisch und Franz Konwitschny sowie die Thomaskantoren Gustav Schreck, Karl Straube, Günther Ramin und Erhard Mauersberger. Auch der Kabarettist Jürgen Hardt, die bedeutenden Maler Werner Tübke und Wolfgang Mattheuer, die als Begründer der sogenannten Leipziger Schule gelten, sind auf dem Südfriedhof begraben. Sehr sehenswert sind die von berühmten Bildhauern wie Max Klinger, Carl Seffner und Walter Arnold geschaffenen historischen Grabmäler, welche in unterschiedlichen Stilen gestaltet wurden. Eine weitere Besonderheit ist das eindrucksvolle Grabmal von Kurt Masur aus dem Jahr 2017, welches in Gedenken an den weltberühmten Dirigenten und Leipziger Gewandhauskapellmeister als Ehrendenkmal errichtet wurde. Geschaffen hat es der Leipziger Bildhauer Markus Gläser in enger Absprache mit der Witwe Masurs, Tomoko Sakurai

Neben den ursprünglichen Grabmälern wurden einige Grabstätten auf den Südfriedhof umgebettet. Dazu gehört das Grab des Dichters Christian Fürchtegott Gellert vom Alten Johannisfriedhof und jenes des Bankiers und Handelsherren Christian Gottlob Frege und seiner Familie vom Schloss Abtnaundorf

Die Friedhofsbesucher stoßen aber auch auf moderne Kunst. So fertigten die niederländischen Künstler Ron Sluik und Reinier Kurpershoek ein Denkmal für Marinus van der Lubbe, das am 13. Januar 1999 eingeweiht wurde. Van der Lubbe hatte das Berliner Reichstagsgebäude in Brand gesetzt und wurde in einem legendären Prozess im Leipziger Reichsgericht zum Tode verurteilt. Nach seiner Hinrichtung auf dem Schießstand Bienitz bei Rückmarsdorf bestattete man ihn auf dem Südfriedhof. 

Wer sich intensiver mit dem Südfriedhof, den dort beerdigten Personen und der Grabmalkunst beschäftigen möchte, der sollte sich die Reihe „Die Kunst im Stillen“ zulegen, die von Friedhofsforscher Alfred E. Otto Paul verfasst und herausgegeben wird. Im Jahr 2020 erschien bereits Band 7 seiner einzigartigen Reihe, die dazu beiträgt, der Sepulkralkultur mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Führungen über den Südfriedhof bietet regelmäßig die Paul-Benndorf-Gesellschaft zu Leipzig e.V. an.

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Schlosspark Lützschena in Leipzig

Schlossweg 11
Ortsteil: Lützschena-Stahmeln

Die 19 Hektar große historische Parkanlage befindet sich im nordwestlichen Stadtrand von Leipzig. Sie liegt in der Elster-Luppe-Aue im Leipziger Auwald und gehört zum Naturschutzgebiet Burgaue. In dem kontrastreichen Schlosspark existieren Natur und Kultur gleichermaßen und spiegeln die Ideen des einstigen Parkgründers, Maximilian Speck von Sternburg, wider. 

Vom Rittergut zum sentimentalen Landschaftspark


Das heutige Schloss Lützschena wurde einst als Rittergut Üchtritz bekannt und befand sich seit Anfang des 15. Jahrhunderts im Besitz der ursächsischen Adelsfamilie von Üchtritz. 1685 wurde das Gut als „Lustgarten“ betitelt. Dieser Name rührte vom 1743 eingestellten „Lustgärtner“, der unter anderem die Orangerie vor Ort betreute. 

Den Grundstein zur heutigen Landschaftsparkanlage legte der weitgereiste bürgerliche Kaufmann Maximilian Speck von Sternburg. Im Jahr 1822 ersteigerte er das in den napoleonischen Befreiungskriegen stark beschädigte Rittergut einschließlich des dazugehörigen Brauhauses und allen Ländereien. Zwischen 1822 und 1825 ließ er den Park in den feuchten Auen gärtnerisch konzipieren und nach dem englischen Vorbild eines Landschaftsparks gestalten. Eine Herausforderung bei der Konzeption waren die Gewässer rund um den Park: Diese sollten einerseits als stimmungsvolle Elemente und wesentliche Gestaltungsgrundlage eingebettet werden, andererseits mussten entsprechende Dämme zum Schutz vor Hochwasser errichtet werden.

Durch seine früheren Reisen war Maximilian Speck von Sternburg mit den seinerzeit neuesten künstlerischen und geistigen Strömungen vertraut. Dies schlug sich auch in der Konzeption seiner kleinräumigen Gartenszenarien nieder: Religiöse Motive der Vergänglichkeit, wie der Familienfriedhof der Familie Speck von Sternburg, wechseln sich mit klassisch-antikisierenden Elementen, wie dem Diana-Tempel, ab. Als Freund der Kunst ließ Speck von Sternburg in einem Ehrentempel zahlreiche Statuen und Büsten von Persönlichkeiten aufstellen, die er besonders verehrte. Insbesondere die unbewegten Gewässerspiegel vor den Gehölzen des Auwaldes prägten die ruhige Atmosphäre des „sentimentalen Landschaftsparks“, wie der Schlosspark Lützschena häufig betitelt wird. Speck von Sternburg ließ das Rittergut zu einem bedeutenden landwirtschaftlichen Betrieb mit einer eindrucksvollen Bildersammlung aufbauen, die den Besuchern offenstand. Die Sammlung ist heute noch vollständig erhalten und gehört zum wesentlichen Bestand des Museums der bildenden Künste Leipzig

Nach dem Tod von Maximilian Speck von Sternburg im Jahr 1856 nahmen sich sein Sohn Alexander und sein Enkel Alexander James der Neugestaltung des Parks an. Mit Hilfe des Leipziger Architekten Oskar Mothes wurde das Rittergut 1862 nach neugotischem Vorbild als Schloss umgestaltet. Im Park selbst wurden die festen Bauten dem Zeitgeist angepasst und kurzlebige Bauwerke beseitigt. 

Nach dem zweiten Weltkrieg fiel der ländliche Besitz der Familie Speck von Sternburg 1945 in die Bodenreform. Mit der Enteignung ging auch der Verfall des Parks einher. Im Jahr 1998 kaufte schließlich Wolf-Dietrich Freiherr Speck von Sternburg den ehemaligen Familienbesitz zurück und begann mit der Wiederinstandsetzung der Anlage. Somit konnte eines der bedeutendsten Gartendenkmäler der Region rund um Leipzig wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Da der Grundwasserspiegel sank, musste ein umfassendes Gewässermanagement etabliert werden, um eine anhaltende Wasserführung in den Teichen und Gräben im Park zu sicherzustellen. 

Heutiger Schlosspark: Diana-Tempel, Auwaldstation und Schloss Lützschena


Der Schlosspark Lützschena ist naturnah und mit kleinen künstlichen Wasserläufen gestaltet. Zum Park gehören insgesamt fünf Teiche: Der Ententeich, der Rosenteich und der Dreiecksteich bilden eine verbundene Gruppe und befinden sich unweit des Dianateichs. Der Tempelteich, welcher einen Wasserring um die kleine Waldkapelle bildet, liegt im südöstlichen Teil des Parks. Auf einer kleinen Insel im Tempelteich sieht man bereits von Weitem einen restaurierten Backsteinbau von 1826, dabei handelt es sich um eine Waldkapelle. Der ehemalige Familienfriedhof der Familie Speck von Sternburg im südlichen Teil des Parks diente auch den späteren Schlossbewohnern als Begräbnisstätte. Auch heute existieren noch einige Grabmale sowie Reste der Grabkapelle.

Der zentrale Zugang zum Park erfolgt – damals wie heute – über die wiedererrichtete Weiße Brücke über der Weißen Elster. Ein Meilenstein in der Wiederherstellung der ehemaligen Parkstrukturen zu Zeiten Maximilian Speck von Sternburgs war die Restaurierung des Diana-Tempels im Jahr 1999. Dieser befindet sich auf einer in den Diana-Teich ragenden, kleinen Halbinsel. Auf sechs dorischen Säulen unter dem halbkugelförmigen Dach stand dort einst die Statue der Diana, römische Göttin der Jagd und Herrin über die Tiere. Heute ist der Diana-Tempel Symbol des Schlossparks und gleichzeitig ein beliebtes Fotomotiv. Unweit des Diana-Tempels am Rand des Schlossparks befindet sich die Kultur- und Umweltbildungseinrichtung Auwaldstation. In der Blockhütte kann sich der Besucher über den bedeutenden Leipziger Naturraum informieren. Es werden regelmäßig Führungen durch den Schlosspark angeboten.

Das Schloss Lützschena stand zunächst nach der Enteignung seit 1945 leer. 2002 kauften die Herren von Truchsess und von Erfa das Schloss und bewahrten es vor dem endgültigen Verfall. Heute ist das Schloss teilweise für besondere Anlässe wie Vorträge, Kunstausstellungen und Konzerte der Öffentlichkeit zugänglich. 

Die Götter und Göttinnen des Schlossparks


Von den einst zahlreichen Statuen, Skulpturen und Denkmälern im Schlosspark ist heute verhältnismäßig wenig erhalten und restauriert. Alle anderen Kunstwerke fielen Zerstörung oder Diebstahl und Zerstörung zum Opfer. Der Park beinhaltet heute noch die Original-Statue der Aphrodite sowie Nachbildungen des Apollino, der Flora, des Herkules, des Kronos und eines steinernen Greises. 

Außerhalb des Schlossparks an der Weißen Elster steht als „einzige Überlebende“ der Kriegs- und Nachkriegszeit und im Original erhalten die Statue der Aphrodite. Auf der gegenüberliegenden Uferseite des Diana-Tempels trohnt auf einem Sockel die Statue der Flora, Göttin der Blumen und des Frühlings. In der Nachkriegszeit war diese zunächst verschwunden, bis sie 1995 stark beschädigt in einem Schuppen unter Kohlebergen wiederentdeckt und umfassend restauriert werden konnte. Seit 2013 steht die Flora wieder auf ihrem Platz. Gegenüber der Weißen Brücke kann man seit 2011 wieder die Statue des Apollino an seinem historischen Standort bewundern. Dabei handelt es sich um einen Abguss der Dresdner Skulpturensammlung. Auch die Statue des Herkules kehrte 2016 an seine Stelle am Rand des Schlossparks bei der Auwaldstation zurück. Zuvor lagen die Einzelteile der Skulptur viele Jahre lang im Fluss, bevor sie gefunden, wieder zusammengesetzt und zum Teil künstlerisch nachgestaltet wurden. Die Statue eines steinernen Greises thront seit 2015 auf einem Sockel am Rosenteich. Nach dem Fund eines Torsos in einem Vorgarten Lützschenas wurde dieses Modell in Gips abgeformt, abgegossen und die fehlenden Teile des „Wanderers“ ersetzt. 

Der Schlosspark Lützschena ist ganzjährig frei zugänglich.

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Rosental in Leipzig

Waldstraße / Marienweg / Emil-Fuchs-Straße / Zöllnerweg
Ortsteil: Zentrum-Nordwest

Das Rosental ist mit 118 Hektar Fläche eine der größten und gleichzeitig ältesten Parkanlagen Leipzigs inmitten des Auwaldes. An dieser Stelle wollte sich einst der Kurfürst von Sachsen, August der Starke, Anfang des 18. Jahrhunderts ein Residenzschloss errichten lassen, was von Leipzigs Stadtvätern trickreich unterbunden wurde. Der Park wird im Süden und Westen durch den Elstermühlgraben, im Norden durch die Parthe und im Osten durch den Zoologischen Garten begrenzt. 

Über 700 Jahre Rosental


Das Rosental wurde erstmals 1318 urkundlich erwähnt. Bereits der Leipziger Historiker Johann Jacob Vogel schrieb 1714 in seinem „Leipziger Chronicon“: Das Rosental „hat den Namen von anmuthigen, schattichten und lustigen Spaziergängen, gleich wie anderweit lustige und annehmliche Oerter den Namen des Paradieses führen, oder wie Weinberge zu Jena, diesseits des Saalestrome, wegen der Anmuthigkeit, die Rosenberge heißen“.

Die Rasenfläche des heutigen Rosentals war ursprünglich vom nördlichen Teil des Leipziger Auwaldes bedeckt. Die Herkunft des Namens „Rosental“ ist bis heute nicht geklärt. Diese Bezeichnung fiel erstmals im Jahr 1318, wobei nicht zu erklären ist, wie sich diese zusammensetzte: Es gab weder ein von Bergen begrenztes Tal, noch wuchsen an der Stelle Rosen. Stattdessen handelte es sich damals um einen reinen Nutzwald der Markgrafen von Meißen, welcher von einem Förster bewirtschaftet wurde. 

Der starke August und die Mückenplage


Der ursprüngliche Wirtschaftswald war bis 1663 im Besitz der sächsischen Kurfürsten. In jenem Jahr verkaufte der verschuldete Kurfürst Johann Georg II. das Gebiet dem Rat der Stadt Leipzig für rund 15.000 Taler. Als August der Starke, ab 1694 Kurfürst von Sachsen, von dem Verkauf erfuhr, focht er diesen mit der Begründung an, dass die Fläche mindestens 45.000 Taler wert sei. Gleichzeitig erhob er energisch Anspruch auf das Rosental. Im Jahr 1704 bestimmte er das Gelände zum Bau eines barocken Lustschlosses. Der Entwurf des Ingenieuroffiziers Johann Christoph Naumann aus dem Jahr 1707 zeigt einen prunkvollen, kuppelbekrönten Schlossbau, umgeben von Kanälen, einem vorgelagerten Parterregarten und im Schnittpunkt von 13 strahlenförmig verlaufenden Sichtschneisen. Da das Geld für den Bau aus der Stadtkasse kommen sollte, wurde das teure Vorhaben vom Rat der Stadt unter wechselnden Ausreden über 10 Jahre hinausgezögert. Einige der Vorwände lauteten, das Rosental werde oft überschwemmt, was den Baugrund ungeeignet machte, im Sommer werde man von lästigem „Mückengeschmeiß“ geplagt und die Überfälle von „Räuberrotten“, die hier ihr Unwesen trieben, würden überhandnehmen. Schließlich ließ der Landesherr von seinem Bauvorhaben ab. Einzig ein hölzerner Aussichtsturm aus Fachwerk blieb damals von seinem ehrgeizigen Projekt übrig. Diesen soll er regelmäßig während seiner Aufenthalte in der Stadt bestiegen und die herrliche Fernsicht genossen haben.

Im Jahr 1777 wurde auf Anregung des Hofrats Johann Gottlob Böhme der sogenannte „Dammweg“ als erster Spazierweg durch das Rosental angelegt. Er führte vom Gohliser Schlösschen zum Rosentaltor bei der Rosentalgasse. Nach der Eröffnung der beiden Cafés auf dem Dammweg „Kalte Madame“ im Jahr 1782 und „Schweizerhäuschen“ im Jahr 1824 – später „Café Bonorand“ – wurde der Weg für Besucher aufgewertet und zur Promenade gemacht. Heute befindet sich der Dammweg mitsamt des erhaltenen „Schweizerhäuschens“ auf dem Gelände des Zoos. 

Der heutige Zustand des Rosentals ist dem Leipziger Kunstgärtner Rudolph Siebeck zu verdanken: Dieser gestaltete die Grünfläche zwischen 1837 und 1840 zum englischen Landschaftspark um. Siebeck nahm durch ein unregelmäßiges Wegenetz und gezielte Neubepflanzung dem barocken Grundriss die strenge Regelmäßigkeit. Sechs der ursprünglich 13 strahlenförmig verlaufenden Sichtschneisen und die große Wiese im vorderen Rosental sind bis heute in der Form erhalten.

Gellert, Zöllner und Peters: Leipzigs verewigte Namen im Rosental


Ende des 19. Jahrhunderts entstanden im südlichen Gebiet des Rosentals zahlreiche Einzeldenkmale namhafter Leipziger Persönlichkeiten. Das erste im Rosental errichtete Denkmal war das Gellert-Denkmal östlich des vorderen Rosentalteichs. Der damals hochverehrte Dichter und Professor für Poesie Christian Fürchtegott Gellert besaß als einziger Leipziger Bürger das Privileg, aus gesundheitlichen Gründen im Rosental auszureiten. Gellert galt gleichzeitig als meistgelesener deutscher Dichter des 18. Jahrhunderts. Das Denkmal wurde 1959 wegen Verfall abgetragen. 

Im Jahr 1868 wurde das Zöllner-Denkmal am Südrand der großen Wiese zu Ehren des Chorleiters und Komponisten Carl Friedrich Zöllner errichtet. Unweit davon befindet sich das Louise-Otto-Peters-Denkmal, das an die bedeutende Frauenrechtlerin erinnert. Dieses befand sich ursprünglich auf dem Alten Johannisfriedhof, bevor es 1925 seinen Platz am Wegrand des ersten öffentlichen Kinderspielplatzes der Stadt bekam. Letzterer wurde 1870 am Zöllnerweg auf Initiative des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins gegründet. 

Von Friedenseiche, Zooschaufenster und Wackelturm


Anfangs war ein städtischer Zugang ins Rosental nur über die Angerbrücke möglich. 1548 entstand mit dem Bau der Rosentalbrücke über den Pleiße- und Elstermühlgraben ein weiterer Zugangsweg. Dieser Bereich rund um das ehemalige Rosentaltor, eines der früheren sieben äußeren Stadttore und gleichzeitig Hauptzugang von der Stadt, zählt zum Denkmalschutzgebiet. 1892 wurde an dieser Stelle am Ende der Rosentalgasse ein 12 Meter hoher Fahnenmast als repräsentative Toranlage errichtet. Von hier aus bietet sich ein malerischer Blick auf den vorderen Wiesenbereich mit dem Rosentalteich. Geradeaus gelangt man zum Blindenpark. Dieser wurde 1986 mit einem botanischem Tast- und Riechgarten angelegt. Direkt dahinter liegen die Hundewiese und die Friedenseiche, die auch zum Bestand des Denkmalschutzgebiets Rosental gehört. Der Baum wurde im Jahr 1871 gepflanzt und erinnert an das Ende des Deutsch-Französischen Kriegs 1870/71.

Eine Besonderheit im östlichen Teil des Parks ist das Zooschaufenster. Dieses entstand 1976 aus einem Entwurf der Leipziger Architekten Gerhard Scholz und Eberhard Göschel, da für den Bau des Zoologischen Gartens Randbereiche des Rosentals beansprucht wurden. Über eine Art Terrasse bieten sich den Spaziergängern Einblicke in die nachgestaltete Afrika-Savanne mit der Kiwara-Lodge

Sehr beliebt sind seit 2003 die Open Air-Konzerte Klassik airleben im Rosental, bei denen sich das Gewandhausorchester zum Abschluss der Gewandhaussaison beim Publikum. 

Im nordwestlichen, vorrangig bewaldeten Teil des Rosentals erhebt sich der Rosentalhügel, auch „Scherbelberg“ genannt. Dieser etwa 20 Meter hohe Hügel entstand bis 1896 durch die Aufschüttung von 60.000 Pferdeführen Hausmüll und Schutt. 1896 wurde hier ein 15 Meter hoher, hölzerner Aussichtsturm errichtet, welcher im zweiten Weltkrieg in der Folge des schweren Bombenangriffs am 4. Dezember 1943 niederbrannte. 1975 wurde er durch den 22 Meter hohen, stählernen Aussichtsturm im Rosental ersetzt. Der volkstümlich betitelte „Wackelturm“ zählt heute zu den beliebtesten Aussichtspunkten der Stadt.

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