Bildlexikon Leipzig

Duft- und Tastgarten

Liebigstraße 28 / Friedenspark | Ortsteil: Zentrum-Südost

Der Duft- und Tastgarten im Friedenspark wurde 2017 speziell für Blinde und Sehbehinderte eröffnet und fungiert neben dem benachbarten Apothekergarten als externer Bereich des Botanischen Gartens der Universität Leipzig. Dabei handelt es sich um den Nachgänger des ersten und einzigen Gartens für Blinde und Sehbehinderte in der DDR, welcher 1986 im Rosental eröffnet und in den 1990er Jahren Opfer von Vandalismus wurde. Das 2.000 Quadratmeter große Areal ist durch ein lineares Wegesystem klar strukturiert und mit 16 Themenfeldern sowie mehr als 250 Pflanzenarten ausgestattet, welche von den Besuchern mit allen Sinnen entdeckt werden können. Der Eintritt ist frei.

Vom Rosental in den Friedenspark: Die Anfänge des ersten Duft- und Tastgartens


Im für Blinde und Sehbehinderte konzipierten Duft- und Tastgarten eröffnet sich den Besuchern eine eindrucksvolle Botanik, deren Fokus bewusst nicht auf visuellen Reizen liegt. Im Mittelpunkt stehen stattdessen das Hör-, das Tast- und das Dufterlebnis.

Der erste Garten für Blinde und Sehbehinderte in der DDR wurde im Jahr 1986 im Rosental eröffnet. Da die frei zugängliche Anlage in den 1990er Jahren Opfer von Vandalismus wurde, beschloss man zum Ersatz des zerstörten Areals im Jahr 2002 den Bau eines neuen, besser geschützten Gartens im Stadtgebiet. Auf Initiative von Blindenvertretern beschloss der Stadtrat im Oktober 2002 die Wiedererrichtung des Parks an anderer Stelle. Der Beschluss zur Errichtung eines entsprechenden Areals inmitten des Friedensparks unweit des Apothekergartens und des Botanischen Gartens wurde 2005 verabschiedet. Partner für das Projekt war das Botanische Institut der Universität Leipzig, welches ebenfalls die Pflege des Duft- und Tastgartens verantwortet. Das Grünflächenamt hatte das Projektmanagement, die Planung und den Bau inne, während die Universität Leipzig das integrative Konzept erarbeitete und die Pflanzenauswahl traf. Die Investition belief sich auf 200.000 Euro, inklusive zahlreicher Spenden. Das Areal wurde nach elfmonatiger Bauzeit am 12. September 2017 mit Eröffnungsreden von Oberbürgermeister Burkhard Jung sowie Universitätsdirektor Franz Häuser und Christiane Kohl, Vorsitzende der Kreisorganisation Leipzig-Stadt des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Sachsen e.V., eingeweiht.

Lauschen, riechen, tasten: Ein Erlebnis abseits von visuellen Reizen


Bereits beim Betreten der 2.000 Quadratmeter großen Grünfläche werden Besucher durch die Marmorskulptur
Liebespaar aus dem ehemaligen Blindenpark begrüßt. Der Leipziger Bildhauer Roland Wetzel schuf sie Mitte der 1980er Jahre. Das Areal ist durch ein lineares Wegesystem klar strukturiert und mit 16 Themenfeldern sowie mehr als 250 Pflanzenarten ausgestattet. Der Hauptweg trennt den mit unterschiedlich duftenden Bäumen und Sträuchern bepflanzten äußeren Garten vom mit 78 kleinen Hochbeeten bestückten inneren Garten. Mit der Nase kann man neben dem Duft von Rosen, Robinien und Flieder auch Gräser und Riesenkräuter entdecken. Die Themenbereiche vom Sumpf-, Wasser- oder Obstgarten bis zum Miniaturwald sind in schachbrettartiger Struktur angelegt. Erkunden können die Besucher ebenfalls einen Skulpturgarten sowie eine kleine Grotte. In einem weiteren Bereich des Duft- und Tastgartens steht das Hörerlebnis im Fokus. So kann bereits bei leichtem Wind aufmerksam diversen Pflanzen und dem Bambus, dem Knirschen der Kieselsteine auf dem Gehweg und dem Springbrunnen gelauscht werden.

Der Duft- und Tastgarten bietet ebenfalls Schulklassen und Touristen Erholung. Die Anlage ist barrierefrei. Die Beschilderung wurde gleichlautend in Schwarz- und Brailleschrift angebracht. Zur Vorbeugung von Vandalismusschäden, wie bei der ersten Anlage im Rosental, ist der Garten eingezäunt und wird nachts abgesperrt. 

Ein Besuch des Duft- und Tastgartens empfiehlt sich naturgemäß insbesondere im Frühling. Weiterhin lohnt sich auch ein Besuch des benachbarten Apothekergarten, der ebenfalls als externer Bereich des Botanischen Gartens fungiert. Hier können rund 300 Heil-, Arznei- und Giftpflanzen entdeckt werden, darunter Matestrauch, Huflattich, Artischocke oder Sonnenhut.

Stand: 26.09.2023

Bildergalerie - Duft- und Tastgarten

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Sophie Weinhold
Die gebürtige Leipzigerin studierte in Passau und Marseille Internationales Management und besitzt ein Faible für Fremdsprachen. Neben Englisch und Französisch spricht sie fließend spanisch und italienisch. Bereits als Zwölfjährige führte sie internationale Austauschschüler durch die Stadt und begeisterte sie für Leipzigs Geschichte und Sehenswürdigkeiten. Die Liebe zu Leipzig bestimmt nach wie vor ihre Freizeitgestaltung. Ob Museumsbesuche, Konzerte oder Fahrradtouren in die Umgebung – die kreative Lokalpatriotin findet immer ausreichend Anregungen, um darüber zu schreiben.