Bildlexikon Leipzig

Schlosspark Lützschena in Leipzig

Schlossweg 11 Ortsteil: Lützschena-Stahmeln

Die 19 Hektar große historische Parkanlage befindet sich im nordwestlichen Stadtrand von Leipzig. Sie liegt in der Elster-Luppe-Aue im Leipziger Auwald und gehört zum Naturschutzgebiet Burgaue. In dem kontrastreichen Schlosspark existieren Natur und Kultur gleichermaßen und spiegeln die Ideen des einstigen Parkgründers, Maximilian Speck von Sternburg, wider. 

Vom Rittergut zum sentimentalen Landschaftspark


Das heutige Schloss Lützschena wurde einst als Rittergut Üchtritz bekannt und befand sich seit Anfang des 15. Jahrhunderts im Besitz der ursächsischen Adelsfamilie von Üchtritz. 1685 wurde das Gut als „Lustgarten“ betitelt. Dieser Name rührte vom 1743 eingestellten „Lustgärtner“, der unter anderem die Orangerie vor Ort betreute. 

Den Grundstein zur heutigen Landschaftsparkanlage legte der weitgereiste bürgerliche Kaufmann Maximilian Speck von Sternburg. Im Jahr 1822 ersteigerte er das in den napoleonischen Befreiungskriegen stark beschädigte Rittergut einschließlich des dazugehörigen Brauhauses und allen Ländereien. Zwischen 1822 und 1825 ließ er den Park in den feuchten Auen gärtnerisch konzipieren und nach dem englischen Vorbild eines Landschaftsparks gestalten. Eine Herausforderung bei der Konzeption waren die Gewässer rund um den Park: Diese sollten einerseits als stimmungsvolle Elemente und wesentliche Gestaltungsgrundlage eingebettet werden, andererseits mussten entsprechende Dämme zum Schutz vor Hochwasser errichtet werden.

Durch seine früheren Reisen war Maximilian Speck von Sternburg mit den seinerzeit neuesten künstlerischen und geistigen Strömungen vertraut. Dies schlug sich auch in der Konzeption seiner kleinräumigen Gartenszenarien nieder: Religiöse Motive der Vergänglichkeit, wie der Familienfriedhof der Familie Speck von Sternburg, wechseln sich mit klassisch-antikisierenden Elementen, wie dem Diana-Tempel, ab. Als Freund der Kunst ließ Speck von Sternburg in einem Ehrentempel zahlreiche Statuen und Büsten von Persönlichkeiten aufstellen, die er besonders verehrte. Insbesondere die unbewegten Gewässerspiegel vor den Gehölzen des Auwaldes prägten die ruhige Atmosphäre des „sentimentalen Landschaftsparks“, wie der Schlosspark Lützschena häufig betitelt wird. Speck von Sternburg ließ das Rittergut zu einem bedeutenden landwirtschaftlichen Betrieb mit einer eindrucksvollen Bildersammlung aufbauen, die den Besuchern offenstand. Die Sammlung ist heute noch vollständig erhalten und gehört zum wesentlichen Bestand des Museums der bildenden Künste Leipzig

Nach dem Tod von Maximilian Speck von Sternburg im Jahr 1856 nahmen sich sein Sohn Alexander und sein Enkel Alexander James der Neugestaltung des Parks an. Mit Hilfe des Leipziger Architekten Oskar Mothes wurde das Rittergut 1862 nach neugotischem Vorbild als Schloss umgestaltet. Im Park selbst wurden die festen Bauten dem Zeitgeist angepasst und kurzlebige Bauwerke beseitigt. 

Nach dem zweiten Weltkrieg fiel der ländliche Besitz der Familie Speck von Sternburg 1945 in die Bodenreform. Mit der Enteignung ging auch der Verfall des Parks einher. Im Jahr 1998 kaufte schließlich Wolf-Dietrich Freiherr Speck von Sternburg den ehemaligen Familienbesitz zurück und begann mit der Wiederinstandsetzung der Anlage. Somit konnte eines der bedeutendsten Gartendenkmäler der Region rund um Leipzig wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Da der Grundwasserspiegel sank, musste ein umfassendes Gewässermanagement etabliert werden, um eine anhaltende Wasserführung in den Teichen und Gräben im Park zu sicherzustellen. 

Heutiger Schlosspark: Diana-Tempel, Auwaldstation und Schloss Lützschena


Der Schlosspark Lützschena ist naturnah und mit kleinen künstlichen Wasserläufen gestaltet. Zum Park gehören insgesamt fünf Teiche: Der Ententeich, der Rosenteich und der Dreiecksteich bilden eine verbundene Gruppe und befinden sich unweit des Dianateichs. Der Tempelteich, welcher einen Wasserring um die kleine Waldkapelle bildet, liegt im südöstlichen Teil des Parks. Auf einer kleinen Insel im Tempelteich sieht man bereits von Weitem einen restaurierten Backsteinbau von 1826, dabei handelt es sich um eine Waldkapelle. Der ehemalige Familienfriedhof der Familie Speck von Sternburg im südlichen Teil des Parks diente auch den späteren Schlossbewohnern als Begräbnisstätte. Auch heute existieren noch einige Grabmale sowie Reste der Grabkapelle.

Der zentrale Zugang zum Park erfolgt – damals wie heute – über die wiedererrichtete Weiße Brücke über der Weißen Elster. Ein Meilenstein in der Wiederherstellung der ehemaligen Parkstrukturen zu Zeiten Maximilian Speck von Sternburgs war die Restaurierung des Diana-Tempels im Jahr 1999. Dieser befindet sich auf einer in den Diana-Teich ragenden, kleinen Halbinsel. Auf sechs dorischen Säulen unter dem halbkugelförmigen Dach stand dort einst die Statue der Diana, römische Göttin der Jagd und Herrin über die Tiere. Heute ist der Diana-Tempel Symbol des Schlossparks und gleichzeitig ein beliebtes Fotomotiv. Unweit des Diana-Tempels am Rand des Schlossparks befindet sich die Kultur- und Umweltbildungseinrichtung Auwaldstation. In der Blockhütte kann sich der Besucher über den bedeutenden Leipziger Naturraum informieren. Es werden regelmäßig Führungen durch den Schlosspark angeboten.

Das Schloss Lützschena stand zunächst nach der Enteignung seit 1945 leer. 2002 kauften die Herren von Truchsess und von Erfa das Schloss und bewahrten es vor dem endgültigen Verfall. Heute ist das Schloss teilweise für besondere Anlässe wie Vorträge, Kunstausstellungen und Konzerte der Öffentlichkeit zugänglich. 

Die Götter und Göttinnen des Schlossparks


Von den einst zahlreichen Statuen, Skulpturen und Denkmälern im Schlosspark ist heute verhältnismäßig wenig erhalten und restauriert. Alle anderen Kunstwerke fielen Zerstörung oder Diebstahl und Zerstörung zum Opfer. Der Park beinhaltet heute noch die Original-Statue der Aphrodite sowie Nachbildungen des Apollino, der Flora, des Herkules, des Kronos und eines steinernen Greises. 

Außerhalb des Schlossparks an der Weißen Elster steht als „einzige Überlebende“ der Kriegs- und Nachkriegszeit und im Original erhalten die Statue der Aphrodite. Auf der gegenüberliegenden Uferseite des Diana-Tempels trohnt auf einem Sockel die Statue der Flora, Göttin der Blumen und des Frühlings. In der Nachkriegszeit war diese zunächst verschwunden, bis sie 1995 stark beschädigt in einem Schuppen unter Kohlebergen wiederentdeckt und umfassend restauriert werden konnte. Seit 2013 steht die Flora wieder auf ihrem Platz. Gegenüber der Weißen Brücke kann man seit 2011 wieder die Statue des Apollino an seinem historischen Standort bewundern. Dabei handelt es sich um einen Abguss der Dresdner Skulpturensammlung. Auch die Statue des Herkules kehrte 2016 an seine Stelle am Rand des Schlossparks bei der Auwaldstation zurück. Zuvor lagen die Einzelteile der Skulptur viele Jahre lang im Fluss, bevor sie gefunden, wieder zusammengesetzt und zum Teil künstlerisch nachgestaltet wurden. Die Statue eines steinernen Greises thront seit 2015 auf einem Sockel am Rosenteich. Nach dem Fund eines Torsos in einem Vorgarten Lützschenas wurde dieses Modell in Gips abgeformt, abgegossen und die fehlenden Teile des „Wanderers“ ersetzt. 

Der Schlosspark Lützschena ist ganzjährig frei zugänglich.

Bildergalerie - Schlosspark Lützschena in Leipzig

Historisches Bildmaterial - Schlosspark Lützschena in Leipzig

Sophie Weinhold
Sophie Weinhold
Die gebürtige Leipzigerin studierte in Passau und Marseille Internationales Management und besitzt ein Faible für Fremdsprachen. Neben Englisch und Französisch spricht sie fließend spanisch und italienisch. Bereits als Zwölfjährige führte sie internationale Austauschschüler durch die Stadt und begeisterte sie für Leipzigs Geschichte und Sehenswürdigkeiten. Die Liebe zu Leipzig bestimmt nach wie vor ihre Freizeitgestaltung. Ob Museumsbesuche, Konzerte oder Fahrradtouren in die Umgebung – die kreative Lokalpatriotin findet immer ausreichend Anregungen, um darüber zu schreiben.