Bildlexikon Leipzig

Hahnemann-Denkmal

Richard-Wagner-Platz / Anlage am Goerdelerring Ortsteil: Zentrum

Das Hahnemann-Denkmal wurde zu Ehren des für einige Zeit in Leipzig wirkenden Begründers der Homöopathie Samuel Hahnemann vom Bildhauer Karl Steinhäusergeschaffen. Die Initiative und Stiftung des Monuments geht auf den Zentralverein homöopathischer Ärzte Deutschlands zurück. Das Hahnemann-Denkmal wurde am 10. August 1851 am heutigen Richard-Wagner-Platz in Form einer lebensgroßen Bronzefigur auf einem Marmorsockel feierlich eingeweiht.

„Ähnliches mit Ähnlichem heilen“Aus Selbstversuch entsteht Homöopathie


Am südwestlichen Rand des Richard-Wagner-Platzes am Goerdelerring in den Grünanlagen des Promenadenrings befindet sich seit 1851 ein Denkmal für den Begründer der Homöopathie, Samuel Hahnemann. Sein Schaffen widmete der gebürtige Meißner als praktizierender Arzt und Arzneikundiger der Entwicklung und Verbesserung von Heilmethoden. Er veröffentlichte zahlreiche Übersetzungen und eigene Fachpublikationen, erforschte und dokumentierte die Wirkung von Heilverfahren und Arzneimitteln. 

Die schöpferischen Leistungen Hahnemanns haben zu einem Großteil ihren Ursprung in Leipzig. 1775 kam er mit nur 20 Talern in der Tasche für sein Medizinstudium in die Messestadt, wo er sich zunächst bis 1777 und wieder ab 1790 aufhielt. In einem medizinischen Buch des Engländers William Cullen, welches Hahnemann übersetzte, las er im Jahr 1790 über die Wirkung von Chinarinde gegen Malaria. Da ihn das Geschriebene nicht überzeugte, unternahm er Selbstversuche und gelangte zur Auffassung, dass Krankheiten durch Mittel bekämpft werden können, die bei einem gesunden Menschen Krankheitssymptome hervorrufen können. Aus dieser Erkenntnis formulierte er 1810 in dem in Leipzig publizierten „Organon der rationellen Heilkunde“ seinen berühmten Leitsatz „Ähnliches mit Ähnlichem heilen“, der zum Grundgedanken der Homöopathie wurde.Zwischen 1812 und 1821 betrieb Hahnemann eine eigene Arztpraxis in Leipzig, in der er u.a. Clara Schumanns Vater, Friedrich Wieck, behandelte. Ab 1816 hielt er als Privatdozent Vorlesungen an der Universität Leipzig. Aufgrund seines recht eigenwilligen Charakters und seiner Auffassung, seine Heilmethode sei „der einzig annehmbare und konsequenteste Weg zur Heilung der Menschenkrankheiten“, war er in zahlreiche akademische und fachliche Debatten involviert. Da Hahnemann darauf bestand, seine homöopathischen Arzneien selbst herstellen zu dürfen, brachte er zahlreiche Apotheker gegen sich auf. Hintergrund war die Tatsache, dass ihr Berufsstand als einziger das Privileg besaß, Arzneien zu mischen. Nach Jahren des Kampfes gegen Missgunst und Unverständnis gegenüber seinen homöopathischen Methoden verließ Hahnemann 1821 die Stadt und siedelte 1835 nach Paris über, wo er eine angesehene Praxis eröffnete. Hahnemann starb am 2. Juli 1843 in Paris und wurde auf dem Friedhof Père Lachaise beigesetzt.

Ein Denkmal zu Ehren des ersten Homöopathen


Der Zentralverein homöopathischer Ärzte Deutschlands stiftete dem Begründer der Homöopathie Mitte des 19. Jahrhunderts ein Denkmal. Grundlage waren Spenden von Anhängern der Lehre der Homöopathie aus allen Teilen der Welt. Zu Beginn des Jahres 1851 wandte sich das Komitee an den Leipziger Stadtrat mit der Bitte um einen geeigneten Standort für die bereits beim in Rom tätigen Bildhauer Karl Steinhäuser in Auftrag gegebene Bronzestatue. Diese wurde in der galvanoplastischen Anstalt E. Braun in Leipzig gegossen. Die Grundsteinlegung erfolgte am 23. Mai 1851 am Blumberge, dem heutigen Richard-Wagner-Platz. Die feierliche Einweihung fand anlässlich einer Sitzung des Homöopathischen Zentralvereins am 10. August 1851 statt. Neben Vertretern der Stadt und der Universität waren auch zahlreiche Persönlichkeiten aus dem In- und Ausland anwesend, darunter Ärzte aus Spanien, England, Italien, Frankreich und verschiedenen Teilen Deutschlands. Der Thomanerchor trug eine extra für den Anlass komponierte Kantate mit musikalischer Begleitung vor.

Trotz kleinerer Zwischenfälle überdauerte das Hahnemann-Denkmal den Ersten und Zweiten Weltkrieg unbeschadet: In den 1930er Jahren gab allein der Vorname „Samuel“ Anlass zuBestrebungen, die „Judendenkmäler“, wie das Samuel-Hahnemann-Denkmal und das Samuel-Heinicke-Denkmal, verschwinden zu lassen. Während letzteres 1942 im Rahmen der „Metallspende des deutschen Volkes an den Führer“ eingeschmolzen wurde, blieb das Hahnemann-Denkmal von den Vorhaben verschont.

Der von Hiller & Einsiedel in Leipzig und Dresden geschaffene Sockel aus schlesischem Marmor trägt auf der Vorderseite die Inschrift „Dem Gründer der Homöopathie Sam. Hahnemann, geb. zu Meißen d. 10. April 1755, gest. zu Paris d. 2. Juli 1843, von seinen dankbaren Schülern und Verehrern“. Darauf befindet sich eine lebensgroße Bronzefigur, welche Samuel Hahnemann sitzend und in einem Buch lesend auf dem Marmorsockel zeigt. Im Sockel befindet sich ein Originaldokument einer Verteidigungsschrift Hahnemanns gegen die Leipziger Apotheker. Das Denkmal ist von einem Eisengitter umzäunt, das es vor Vandalismus der Schuljugend schützen sollte, die das Denkmal zwischenzeitlich als Zielscheibe für Wurfübungen verwendete.

Neben dem Hahnemann-Denkmal wird der Begründer der Homöopathie auch im Sächsischen Apothekenmuseum am Thomaskirchhof gewürdigt, in dessen Sammlung sich u.a. Originalschriften Hahnemanns befinden. Anlässlich seines 150. Geburtstages wurde im Leipziger Stadtteil Lindenau eine Straße nach ihm benannt.

Bildergalerie - Hahnemann-Denkmal

Historisches Bildmaterial - Hahnemann-Denkmal

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Sophie Weinhold
Die gebürtige Leipzigerin studierte in Passau und Marseille Internationales Management und besitzt ein Faible für Fremdsprachen. Neben Englisch und Französisch spricht sie fließend spanisch und italienisch. Bereits als Zwölfjährige führte sie internationale Austauschschüler durch die Stadt und begeisterte sie für Leipzigs Geschichte und Sehenswürdigkeiten. Die Liebe zu Leipzig bestimmt nach wie vor ihre Freizeitgestaltung. Ob Museumsbesuche, Konzerte oder Fahrradtouren in die Umgebung – die kreative Lokalpatriotin findet immer ausreichend Anregungen, um darüber zu schreiben.
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