Königshaus

Markt 17 | Ortsteil: Zentrum

Der unmittelbaren Nähe zum Alten Rathaus ist es vermutlich zu verdanken, dass das Königshaus heute seinen Namen trägt. Denn nachdem es als Gästehaus des Leipziger Rates 1560 im Renaissancestil errichtet wurde, ging hier eine lange Reihe illustrer Persönlichkeiten ein und aus. Ein Wendelstein im Inneren erinnert an diesen Ursprung.

Renaissancestil wird zu barockem Flair


Die Geschichte des Gebäudes bzw. seiner Vorgängerbauten geht bis in das 15. Jahrhundert zurück. Der erste Eigentumsnachweis stammt von 1459, seitdem wechselte immer mal der Besitzer. 1704 erwarb schließlich der Quedlinburger Kaufmann
Andreas Dietrich Apel das damals Welschische Haus genannte Gebäude.

Apel wurde 1662 in Quedlinburg geboren und vollzog eine Karriere im Seidenwarenhandel. Nach 1700 errichtete er am Ufer der Pleiße in Leipzig eine Reihe von Fabriken. Diese dienten der Herstellung von Seiden-, Damast- und Atlasstoffen sowie der Gold- und Silbergespinste. Er führte auch einen Garten jenseits der Pleiße, den Apelschen Garten, mit einer Parkanlage und Orangerien.

Fast 200 Jahre lang schrieb die Familie Apel Stadtgeschichte als Ratsherren, Stifter und Künstler. So wurde Heinrich Friedrich Innocentius Apel 1801 Bürgermeister. Sein Sohn Johann August Apel war Stadtrat und schrieb das „Gespensterbuch“. Guido Theodor Apel wurde ebenfalls Schriftsteller für Bühnenstücke und errichtete 44 Apelsteine zur Erinnerung an die Völkerschlacht bei Leipzig 1813.

1707 ließ Andreas Dietrich Apel das Gebäude vom Renaissancestil in den Barockstil umbauen. Dieser Umbau erfolgte durch den Maurermeister Johann Gregor Fuchs, der unter anderem die Fenster erhöhte und die Läden veränderte. Auch ein dreistöckiger Erker aus Holz wurde an die Fassade angebracht, der bis heute die Mittelachse der Vorderseite ziert. Seitdem wurde das Gebäude als Apelsches Haus bezeichnet. Doch Apels Haus diente auch weiterhin als Gästehaus des Leipziger Rates und war für die Kurfürsten von Sachsen das Quartier, wenn sie in Leipzig waren. Sie hatten bereits für Teile des alten Gebäudes einen Mietvertrag und die Stadt mietete auch weiterhin das erste Geschoss an.

Eine lange Reihe glanzvoller Persönlichkeiten


Jahrhunderte lang logierten hier die großen Herrscher. Das Haus war Schauplatz für kurfürstliche Feiern und die ein oder andere Hochzeit. Deshalb war es nicht weit hergeholt, dass ab 1904 die heute gebräuchliche Bezeichnung Königshaus etabliert wurde. 

So legte zum Beispiel im Mai 1698 Zar Peter der Große hier einen Zwischenstopp auf seiner Rückreise von Holland nach Russland ein. Der Legende nach ließ er Kanonen auf dem Markt aufstellen, die immer abgefeuert wurden, wenn im Königshaus ein Toast gesprochen wurde. Auch August der Starke hielt bei seinen Besuchen der Leipziger Messen in diesem Gebäude Hof. 

Während des Siebenjährigen Krieges ging hier der Preußenkönig Friedrich II ein und aus. Er ließ Leipzig besetzen und plünderte die Stadt. Bei einem seiner Besuche ließ er den Dichter Christian Fürchtegott Gellert für ein Gespräch zu sich kommen. Zwar lobte er ihn, soll aber auch seinen Hass gegenüber der deutschen Sprache ausgedrückt haben. Gellert war ebenfalls mutig und forderte den Frieden.

Um bequemen Fußes zum Alten Rathaus zu gelangen, wurde für hochrangige Gäste mehrmals eine hölzerne Brücke vom Königshaus errichtet. Diese hatte ein solches Ausmaß, dass auf der Brücke Soldaten Spalier stehen und salutieren konnten. Doch diese lange Reihe der berühmten Persönlichkeiten hatte nicht immer nur sein Gutes, denn die Stadt hatte dadurch auch hohe Rechnungen zu begleichen.

Vom Gästehaus zur Einkaufsstraße


Bereits im Ersten Weltkrieg wurde das Bürgerhaus zu einem Messepalast der Mustermesse umfunktioniert und von
Gustav Pflaume umgebaut. Der Leipziger Architekt Curt Schiemichen integrierte schließlich die Königshaus-Passage, welche die beiden denkmalgeschützten Gebäude Markt 17 und Petersstraße 13 verbindet.

Im Inneren des Königshauses ist von der ursprünglichen Substanz nur wenig erhalten geblieben. So zum Beispiel die barocken Stuckdecken im ersten Obergeschoss, die an die Glanzzeit des Hauses erinnern sowie ein kunstvoller Kamin. Im Erdgeschoss sind noch Teile der Joche, der Träger des Kreuzgewölbes, sichtbar. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass sich einst im Hintergebäude ein Saal befand, der mit Deckenmalerei geschmückt war. Hier fanden zuletzt die Konzerte der „Musikübenden Gesellschaft“ des Johann Adam Hiller statt, bevor das Orchester in das Alte Gewandhaus zog, das sich am Neumarkt befand. Heute erinnert dort noch die Gedenktafel – Standort Altes Gewandhaus an die Anfänge des Gewandhausorchesters.

Heute dient das Königshaus als Geschäfts- und Bürogebäude und mit seiner Passage als Einkaufszeile mit Geschäften, Restaurants und einem angesagten Club.

Stand: 21.09.2023

Bildergalerie - Königshaus

Historisches Bildmaterial - Königshaus

City-Tunnel Leipzig

Willy-Brandt-Platz / Markt / Wilhelm-Leuschner-Platz / Bayerischer Bahnhof | Ortsteil: Zentrum

Er ist das Leipziger Bauwerk mit der längsten und emotionalsten Entstehungsgeschichte – der City-Tunnel. Dabei ist seine Funktion einfach und einleuchtend. Der City-Tunnel soll unter der Leipziger Innenstadt hindurch den Hauptbahnhof direkt mit dem Bayerischen Bahnhof verbinden und damit vermeiden, dass Bahnkunden auf ihrem Weg von einem Ende der Stadt zum anderen „um das Zentrum herum“ fahren müssen.

Eine Idee der Altvorderen lebt wieder auf


Es traf sich, dass der Leipziger Hauptbahnhof im Einheitsherbst 1990 just 75 Jahre alt wurde. Solch ein Anlass eignet sich für tragende Reden. In der Jubiläumsansprache des damals erst seit Kurzem im Amt befindlichen Leipziger Oberbürgermeisters
Hinrich Lehmann-Grube (SPD) fand sich eine kurze Passage, die den gar nicht neuen Gedanken befeuerte, Hauptbahnhof und Bayerischen Bahnhof mit einem unterirdischen Schienenweg miteinander zu verbinden. Die wachsenden Möglichkeiten des vereinten Landes eröffneten wohl auch an dieser Stelle ungeahnte Perspektiven.

Viele europäische Großstädte – London, Paris, Wien, Moskau, St. Petersburg – verfügen seit der Frühzeit der Eisenbahn über Kopfbahnhöfe. Irgendwann wurden diese Stationen in den Metropolen durch eine Ring-U-Bahn miteinander verbunden. In Leipzig, das in einer bescheideneren Liga spielte, musste es dagegen keine Ringlinie sein. Die Überlegungen kreisten hier ja auch um nur zwei Bahnhöfe in mäßiger Entfernung voneinander, und dafür war und ist eine geradlinige Verbindung die Lösung. Immerhin, am Beginn des 20. Jahrhunderts war für Leipzig eine Kleinprofil-U-Bahn auf der Strecke im Stadtinneren geplant. Um die erforderliche Baugrube nicht zweimal ausheben zu müssen, sollte die neue Strecke zeitgleich mit der Ostseite des Hauptbahnhofs entstehen, faktisch also eingebaut werden.

Dass die Arbeiten zügig begannen, sieht jeder aufmerksame Bahnreisende in Richtung Dresden auf der noch gemächlichen Fahrt durch das Gleisvorfeld des Hauptbahnhofs. Dort weist ein betonierter Einschnitt auf die Gefällestrecke hin, die in den U-Bahn-Tunnel münden sollte. Der Erste Weltkrieg machte diese Pläne zunichte. Alle Aktivitäten rund um den modernen Bau, der Leipzig in die Spitzengruppe der Städte mit einer U-Bahn katapultiert hätte, wurden gestoppt. Im fertig betonierten Tunnelabschnitt unter der Osthalle lagerte in der Notzeit Butter in einem Vorratslager. Später zog in einen Teil des unterirdischen Gewölbes das Zeitkino der DEFA ein, das Reisenden vor der Abfahrt ihres Anschlusszuges ein wenig Zerstreuung bot.

Mitten durch das Zentrum


Was in den 1990er Jahren favorisiert wurde, zeigte einen geänderten Tunnelverlauf. Die Westseite des Hauptbahnhofs fungierte als Fixpunkt des unterirdischen Bahnhofsteils. Als Vorteil erwies sich, dass die Strecke nunmehr unter dem Markt verlaufen konnte. Kein Skeptiker fand deshalb noch einen Anlass, an der Trassenwahl mit Zentrumsbezug zu zweifeln. Wäre einhundert Jahre eher wirklich die U-Bahn projektgetreu entstanden, hätte sie den
Augustusplatz berührt.

Für die geänderte Strecke fiel die Wahl der unterirdischen Haltepunkte dagegen auf den Hauptbahnhof, den Markt, den Wilhelm-Leuschner-Platz und den Bayerischen Bahnhof. Auch die Station Leipzig MDR gehört zur City-Tunnel-Trasse, liegt aber bereits oberirdisch in einem künstlichen Einschnitt. Als befahrene Länge des eigentlichen City-Tunnels ergeben sich damit rund zwei Kilometer. Wenn jemand ungefähr vier Kilometer als Tunnellänge in die Annalen einträgt, addiert er vor lauter Stolz die Längen beider Tunnelröhren.

Bauen unter Kosten- und Termindruck


Einfach verlief die Baugeschichte des City-Tunnels nicht. Für die Finanzierung mussten die Europäische Union, die Bundesrepublik Deutschland, der Freistaat Sachsen, die Deutsche Bahn und die Stadt Leipzig eine einvernehmliche Lösung finden. Bei Kosten von rund einer Milliarde DM (etwa 500 Mio. Euro) trafen sich die Verhandler.

Zuerst suchten Spezialisten im Untergrund der avisierten Linie in einem engen Raster nach Blindgängern aus den Bombenangriffen des Zweiten Weltkriegs. Dann wanderte der Portikus des Bayerischen Bahnhofs zur Seite, und der eigentliche Tunnelvortrieb konnte beginnen. Weil die heilige Barbara Schutzpatronin aller Tunnelbauer der Welt ist, muss eine Frau die Patenschaft für gutes Gelingen übernehmen. In Leipzig war es die Ehefrau des sächsischen Ministerpräsidenten, Angelika Meeth-Milbradt.

Glück brauchten die Bauarbeiter auf ihrer Reise durch den Untergrund der tausendjährigen Stadt Leipzig reichlich. Der wöchentliche Vortrieb stand jeden Sonnabend wie in einem Bautagebuch in der Tagespresse. Doch weit entfernt von Leipzig, gleichwohl aber folgenreich, trugen sich in der Entstehungszeit des City-Tunnels mehrere Brände in Verkehrstunneln der Alpen zu. Daraufhin wurden die europäischen Sicherheitsanforderungen unverzüglich verschärft, was unvermeidlich als Kostentreiber wirkte. Langsam verblassende Querelen mit einigen Baufirmen führten ebenfalls zu finanziellen und terminlichen Konsequenzen. Mit der Auffahrt des ersten Röhrenquerschnitts bis zum Hauptbahnhof, der Demontage der Vortriebsmaschine und der anschließenden zweiten, parallelen Röhre war es nicht getan. Der avisierte Eröffnungstermin 2009 purzelte mehrfach heftig. Zum guten Schluss ging der City-Tunnel am 14. Dezember 2013 in Betrieb, indem er ein ganzes Linienbündel der zeitgleich startenden S-Bahn Mitteldeutschland aufnahm. Im Fünf-Minuten-Takt rollen seither in der Hauptverkehrszeit die silbergrauen Züge unter dem Leipziger Stadtzentrum hindurch und weiter an Endpunkte in Halle und im Umland.

960 Mio. Euro hat das Bauwerk zusammen mit allen begleitenden Arbeiten für die S-Bahn gekostet. Wenn die eiligen Leipziger durch die Stationen hasten, riskieren sie einen Moment lang vielleicht einen Blick auf die Architektur. Jede Tunnelstation ist ein Unikat – ein höchst seltener Fall in Zeiten der Normung und Sparsamkeit. Am Bayerischen Bahnhof hat Peter Kulka seine Spuren hinterlassen, am Leuschnerplatz stammt die Erinnerung an die traditionellen Leipziger Fabrik-Gesichter mit ihren Glasziegeln von Max Dudler aus der Schweiz, und das Ocker der schallschluckenden Lamellen am Markt orientiert sich am Farbton der Ziegel aus Leipzigs Gründerzeit.

Stand: 25.12.2021

Bowlingtreff

Wilhelm-Leuschner-Platz | Ortsteil: Zentrum-Süd

Eine Zukunft ist dem ehemaligen Bowlingtreff auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz gewiss. Er wird das neue Naturkundemuseum, mit dessen Ausstrahlung Leipzig weit über die Stadtgrenzen hinaus in der Champions League spielen will. Museumschef Ronny Maik Leder hat eine vielbeachtete Konzeption vorgelegt, die noch vor ihrer Realisierung mit dem sächsischen Museumspreis 2021 ausgezeichnet worden ist. Bis 2029 soll das neue Museum öffnen. Die Baukosten für die Sanierung und Erweiterung werden nach derzeitiger Prognose auf 83,4 Millionen Euro veranschlagt. Der Freistaat Sachsen hat zugesagt, das Projekt mit etwa 74 Millionen Euro zu fördern.

Erste Bauarbeiten in der ehemaligen Freizeitstätte, die seit 1997 leer steht, haben im März 2023 begonnen. Zunächst wird das Gebäude entkernt, alles schadstoffbelastete Material entfernt, um eine „Gesundatmung“ des Gebäudes zu ermöglichen. Dort sind im Stahlbeton im unterirdischen Komplex nun größere Mängel als gedacht gefunden worden. Der eigentliche Ausbau soll dann 2025 beginnen.

Die bis zu 15 Metern in die Tiefe reichende Immobilie entstand 1925/26 als Umspannwerk und wurde 1986/87 zu einer Freizeitsportstätte samt oberirdischem Oktagon umgebaut. 

Als elektrisches Umformwerk Mitte diente das Vorgängergebäude einst dazu, die Innenstadt – einschließlich der Straßenbahn – stabil mit Gleichstrom zu versorgen. Die Anlage war bis 1965 in Betrieb. Danach wurde sie stillgelegt und in den folgenden Jahren als Lagerraum genutzt. Mitte der 1970er Jahre gab es erste Pläne, sie zur Freizeitstätte auszubauen. Doch die scheiterten. Mitte der 1980er Jahre erhielt der Aufbaustab des damaligen Rates des Bezirkes den Auftrag, das Projekt neu zu beleben.

Freizeittreff entsteht als „Schwarzbau“


Im Frühjahr 1985 wird ein interner Wettbewerb ausgerufen, bei dem sich der Leipziger Architekt
Winfried Sziegoleit mit seinem Entwurf durchsetzen kann. Die Ausführung entsteht als Gemeinschaftswerk. So übernimmt Volker Sieg die Projektleitung und konzipiert auch den Umbau der unterirdischen Gebäudeteile. Es ist ein Projekt der Superlative und wird gewissermaßen als „Schwarzbau“ vorbei an den DDR-Oberen in Ostberlin initiiert. Die konzentrierten sich damals gerade auf die für 1987 geplante 750-Jahrfeier Berlins, für die Bauarbeiter aus der gesamten DDR in die Hauptstadt abgezogen wurden. Die Baustelle in Leipzig wird im Oktober 1986 zum Jugendobjekt der Freien Deutschen Jugend (FDJ) erklärt und Wettbewerbe unter allen beteiligten Bau- und Ausrüstungsbetrieben organisiert.

Bowling statt Kegeln ist zu jener Zeit ein Novum. Wie prächtig der Bowlingtreff wird, erfährt die DDR-Staatsführung erst kurz vor der Eröffnung. Der Bowlingtreff wird im Juli 1987 – zum VIII. Deutschen Turn- und Sportfest der DDR in Leipzig und der Kinder- und Jugendspartakiade – eingeweiht. Entstanden sind 14 Bowlingbahnen – Leipzig hat damit mehr als der Palast der Republik in Berlin (acht Bahnen). Ein Novum ist auch: Der Bowlingtreff beherbergt Leipzigs erstes Fitnessstudio.

Lichtdurchflutete Eingangshalle ist einladend


Der architektonische Anspruch ist hoch: Die lichtdurchflutete Eingangshalle mit achteckigem Grundriss wirkt einladend, soll kein „angsteinflößender Einstiegsschacht“ in die „Unterwelt“ sein, wie es
Wolfgang Hocquél in seinem im Passage Verlag erschienenen Architekturführer betont. Das Oktagon mit vier vom Keller bis zum Dach reichenden Säulen sowie dem Marmorboden wirkt durchaus luxuriös. Neben den Bowlingbahnen gibt es ein Café sowie Gastronomie mit 310 Plätzen, Billardtische, Spielcomputer, eine Skatklause sowie Büroräume. Geöffnet ist täglich, 2.000 bis 2.500 Gäste werden dann meist empfangen. Das Haus schließt 1997, denn es ist nicht mehr ganz zeitgemäß. Investoren ziehen sich zurück.

Danach verfällt der Bowlingtreff an der wichtigen zentralen Einstiegsstelle für den öffentlichen Nahverkehr zusehends. Er wird mit Graffiti verunstaltet. Die Stadtverwaltung tut sich viele Jahre schwer, eine neue Nutzung zu finden und will das Objekt zwischenzeitlich sogar verkaufen. Doch dann entscheidet der Stadtrat, das Haus als Naturkundemuseum fortzuführen und beauftragt Planungen. „Ich bin überzeugt, dass das Projekt ein Leuchtturm mit überregionaler Ausstrahlung und einem großen Mehrwert für die Stadt Leipzig wird“, sagte Kulturbürgermeisterin Skadi Jennicke im November 2022 bei der Vorstellung der Pläne. Das Leipziger Büro Weis & Volkmann Architekten konnte sich beim Wettbewerb durchsetzen. Es favorisiert einen „öffnenden Schwung“ hin zum Eingangsgebäude, gestaltet die bislang flachen Dächer über den unterirdischen Hallen um. Die Osthalle des Ex-Bowlingtreffs wird für Sonderausstellungen genutzt. Die Westhalle beherbergt die Dauerschau. Ihre Decke wird angehoben, um Platz für größere Sammlungsobjekte zu schaffen. Auf der Ostseite wird Material aufgeschüttet, um Einblicke ins Museum von außen zu bieten. So entsteht ein gläsernes Schaufenster.

Naturkundemuseum widmet sich Kunst der Präparation


Museumschef Ronny Maik Leder hat das Ausstellungskonzept mit 430 Themenkomplexen entwickelt. Er rückt unter anderem prähistorische Lebenswelten, die Kunst der Präparation sowie das beeindruckende Spektrum Leipziger Wissenschaftshistorie in verschiedenen Inszenierungen ins Blickfeld. Dazu gehören die Tiefseeexpedition, die der Leipziger Zoologie-Professor
Karl Chun 1898 mit dem Forschungsschiff Valdivia startet sowie Herman Ter Meer als Wegbereiter der modernen Tierpräparation.

Stand: 10.03.2024

Untergrundmessehaus

Markt | Ortsteil: Zentrum

Mancherlei Rekord findet sich in den Annalen der Leipziger Messe – älteste Messe der Welt, erste Mustermesse für die ungestüm expandierende Warenwelt während der Hochindustrialisierung, das Leitmotiv, die Weltmesse der 1920er Jahre zu sein. Ein Bauwerk, das die Welt bis dahin noch nicht gesehen hatte, findet sich ebenfalls unter den Pionierleistungen der Leipziger Messegesellschaft – das Untergrundmessehaus.

Messen in der „guten Stube der Stadt“


Der Eingang in die unterirdische Ausstellungswelt besteht nunmehr schon fast ein Jahrhundert lang ohne auffällige Veränderungen. Rötlicher Rochlitzer Porphyr, ein doppelter Treppenabgang, der in sechs Metern Tiefe zu einer Reihe von Eingangstüren mit eleganten Messingelementen führt, darüber die feingliedrigen Metallbuchstaben „Untergrundmesshalle * Markt.“ Edler Bauschmuck beherrscht die herausgehobenen Flächen. Die Harmonie mit der umgebenden Bestandsbebauung gelang beeindruckend. 

Allerdings – tempi passati – würde heutzutage an dieser Stelle niemand mehr ein unterirdisches Messehaus finden, sondern vielmehr den Eingang zur Station Markt des City-Tunnels. Dass der baugeschichtlich wertvolle Eingangsbereich aus dem Jahr 1925 unbedingt für den Verkehrstunnel aus dem Jahr 2013 erhalten bleiben musste, stand im strengen Forderungskatalog der Denkmalschützer. Auf die vorangegangene, aufgegebene Nutzung weist das originale, gegossene Metallschild mit seiner Erinnerung an die Bauherrenschaft der Leipziger Messe hin.

Die Rolle der Messe für die lokale und regionale Wirtschaft war groß, nur das Leipziger Stadtgebiet war ziemlich klein und bereits kompakt bebaut. Zur Frühjahrsmesse 1919 hätten 2.000 interessierte Aussteller abgewiesen werden müssen, wäre nicht eilig ein hölzernes Provisorium als Messehalle mitten auf dem Markt errichtet worden. Diese Lösung tat dem Geschäft gut, aber sah wirklich nicht attraktiv aus. Fünf Jahre lang musste sich der Leipziger Rat mit der zwar praktischen, aber ästhetisch zweifelhaften Behelfsarchitektur abfinden. Die Stadtspitze verlangte eine bestandskräftige Lösung.

Längst hatten sich Veranstalter, Aussteller und Besucher da schon an den Markt als Messeadresse gewöhnt. Der Platz bildete in der Rückschau das ursprüngliche Leipziger Messeareal mit seinem geschäftigen Treiben am historischen Kreuz von via regia und via imperii, das sich zu einer Weltwirtschaftsfunktion hochgearbeitet hatte. Zentraler ging es einfach nicht. Für einen Neubau anstelle der Baracke vor dem Alten Rathaus verblieb folgerichtig nur der Entwicklungsschritt hinab in die „Etage“ unter dem Straßenraum. Die Idee eines Untergrundmessehauses war geboren. Der Platz für einen Messepalast unter dem Markt hätte auch deshalb nicht passender sein können, weil in der Entstehungszeit des markanten Bauwerks die Messegesellschaft ihren Sitz in der Alten Waage an der Nordseite des weiträumigen Platzes hatte. Die Ausstellungshalle im Souterrain der „guten Stube der Stadt“ lag den Messeverantwortlichen förmlich zu Füßen.

Ein einmaliges Ausstellungsareal


Wer bis dahin den Markt nur als ebene Fläche kannte, sah 1924 plötzlich Bagger anrücken, die den Platz aufgruben. Ein Jahr später lud die Untergrundmessehalle bereits zur Frühjahrsmesse ein, und die Platzfläche darüber, mit dem mittigen
Stadtwappen in der Pflasterung war wieder hergestellt. Dank ihrer Maße von 98 mal 45 Metern bot die neue Messehalle auf 1.800 Quadratmetern Ausstellungsfläche Platz für 175 Aussteller in genormten Kojen.

Der einmaligen Bedeutung der Leipziger Messe in der DDR entsprechend, brachte zu dieser Zeit jeder Aussteller und jeder Besucher einen finanziellen und einen Prestigegewinn. Wie alle anderen Messehäuser der Innenstadt wurde die Nutzfläche der Untergrundmessehalle dringend gebraucht, was ihr zwischen 1986 und 1988 eine umfassende Sanierung bescherte. Als Zutat erhielt die Rückfront des oberen Fassadenteils, das dem Markt zugewandt ist, im Jahr 1979 ein langgestrecktes Gedenkrelief zur Würdigung historischer Ereignisse auf dem Markt. Geschaffen wurde es vom Leipziger Künstler Frank Ruddigkeit.

Doch schon in dem Jahr nach der gelungenen Sanierung begann ein marktwirtschaftlicher Umbruch, in den die Leipziger Messe mit aller Macht hineingezogen wurde. Konzepte änderten sich, Sicherheitsanforderungen innerhalb der historischen Mauern wurden verschärft. Damit war klar, dass die Frist für eine Untergrundmessehalle abläuft. Nur von ihrem historischen Ruhm konnte sie nicht leben, zumal sich alle Augen zu jener Zeit bereits auf das neue Messegelände richteten. Die parallel zur Leipziger Buchmesse veranstaltete Antiquariatsmesse 1993 geriet zum Finale der Ausstellungshalle. Dass sich ihre Türen wenig später noch einmal als Interim für eine Diskothek öffneten, verdeutlichte drastisch, wie stürmisch die Zeitläufe über das ursprüngliche Nutzungskonzept hinweggefegt waren. Ein endgültiges Aus?

Historisches Entree in eine moderne S-Bahn-Station


Mit dem City-Tunnel änderte sich nochmals alles. Die beiden Betonröhren für den Schienenweg führen ja fast diagonal unter dem Markt hindurch. Deshalb mussten sämtliche unterirdischen Einbauten in diesem Teil des Stadtraums entfernt werden, allen voran die Untergrundmessehalle, deren Reste im Jahr 2005 verschwanden. Doch ein repräsentativer Zugang mit historischen Bezügen auf die Vorgänger der neuen S-Bahn-Station war ein Glücksfall.

Zum zweiten Mal nach 1924 verwandelte sich der Markt 2005 in eine Baugrube. Zementsilos standen vor dem Alten Rathaus, und die Bagger drehten sich vor ehrwürdigen Fassaden. Der Terminplan hätte enger kaum sein können, denn es nahte die FIFA-Fußball-WM 2006 mit drei Vorrunden- und einem Viertelfinalspiel in Leipzig und massiven Besucherschüben an allen Spieltagen. Für die Bauleute des City-Tunnels ergab sich ein unerschütterlicher Pflichttermin im Bauablauf: „Deckel drauf“ über der halbfertigen S-Bahn-Station, bevor der Fußball rollte. Das „Sommermärchen“ enthielt eben recht unterschiedliche Facetten.

Ausgebaut wurde die Tunnelstation „Markt“ bis zur Betriebsaufnahme im Dezember 2013. Ob seither jeden Tag mehr Fahrgäste den historischen Eingang zum Untergrundmessehaus passieren, als Besucher an diesem Ort ihren Geschäften während der Messen nachgingen, mögen Statistiker feststellen. 

Stand: 29.12.2021

Bildergalerie - Untergrundmessehaus

Historisches Bildmaterial - Untergrundmessehaus

Sächsische Aufbaubank (SAB)

Gerberstraße 5 | Ortsteil: Zentrum-Nord

Wer baut in Zeiten der „Optimierung des Filialnetzes“ und der Schließung von Geschäftsstellen schon ein neues Hauptquartier für eine Bank? Die Sächsische Aufbaubank (SAB) unternahm 2021 genau diesen bemerkenswerten Schritt und eröffnete ihren neuen Sitz in Leipzig, und zwar in einem Gebäude, das bewusst spektakulär auftrumpfen will.

Keine Bank wie andere auch


Normalerweise wechseln Banken aus internem wirtschaftlichen Kalkül an einen neuen Standort. Im Fall der Sächsischen Aufbaubank war das anders. Nicht der spitze Bleistift der Erfolgsrechnung hinterließ für das öffentlich-rechtliche Institut in Analogie zu den vielen privatwirtschaftlichen Repräsentanten der Kreditwirtschaft eine Präferenz für Leipzig, sondern rein politische Kriterien gaben dafür den Ausschlag. Das sächsische Gesetz zur Neuordnung von Standorten der Verwaltung legte 2012 Leipzig als neuen Hauptsitz der SAB fest. Die Sächsische Aufbaubank ist die Förderbank des Freistaats. Die meisten Aktivitäten drehen sich in diesem Institut um gezielte Mittelzuteilung an Unternehmen mit Potential, nicht um Kontoführung oder Kreditgeschäfte im herkömmlichen Sinn. Klassische Bankschalter oder Geldautomaten braucht die SAB deshalb nicht.

Am 9. September 2021 fand die offizielle Eröffnung des Hauptquartiers dieses besonderen Geldhauses in Anwesenheit des halben sächsischen Kabinetts statt. Das bewusst gewählte Datum war der 30. Jahrestag des Instituts.

Ankunft auf dem einstigen Robotron-Areal


Dem Festakt ging eine lange Baugeschichte voraus. Nach der Festlegung auf Leipzig begann die übliche Grundstückssuche. Verstecken wollte sich die SAB nicht, sondern gezielt an den
Promenadenring und an das geschäftige Zentrum der Stadt heranrücken.

In der Gerberstraße wurden die Immobilien-Pfadfinder fündig. Dort erstreckte sich über fünf Büroetagen seit 1969 das Schulungszentrum des Kombinats Robotron. Erwartungsgemäß stand das quaderförmige Gebäude mit seinem 100 Metern Kantenlänge leer, denn zu schulen gab es hier schon lange niemanden mehr. Über das einstige Vorzeigekombinat Robotron der DDR-Wirtschaft war der eisige Wind des Marktzugangs hinweggefegt. Sollte die Sächsische Aufbaubank ausgerechnet hier einziehen? Sie hätte sich in understatement und Bescheidenheit üben können und entschied sich doch für die glatte Gegenstrategie.

Rasch wurde die äußerlich tintenblaue Robotron-Hinterlassenschaft 2012 abgerissen, um Platz für einen Neubau zu schaffen, der bereits im Modell dadurch auffiel, dass er nur Teile des 10.000-Quadratmeter-Areals in die direkte bürotypische Nutzung einbezog und ansonsten lässig mit einer überaus luftigen Weite spielte. Besucher spüren, hier residiert ein Institut, das es nicht nötig hat, mit penibel belegten Quadratmetern zu geizen.

Eine fast schon verschwenderische Raumnutzung


Der Entwurf für das kühne Ensemble stammt vom Londoner Büro ACME, und das ist ein recht selbstbewusstes Akronym für den Anspruch
A company makes everything. Weitere internationale Büros hätten für die SAB gern ihre visionären Vorstellungen fliegen lassen. Dass die Architekturkritik gebannt auf den umgesetzten Entwurf in Leipzig blickt, ist für die ambitionierten Baumeister von der Themse zumindest schon mal die „halbe Miete“. Und die SAB registriert ihren architektonischen Coup voller Genugtuung. Ihre Ansprechpartner finden SAB-Kunden, die als Fördermittel-Bewerber auftreten müssen, in zwei L-förmig angeordneten, vierstöckigen Bürotrakten im nordwestlichen Teil des Grundstücks. Ein reguläres L deuten die beiden Baukörper nur an, denn an die Stelle des inhärenten rechtwinkligen Knicks jedes L tritt hier ein offener Durchlass, der wie eine schmale städtische Gasse anmutet und einen Weg in Richtung Zoo Leipzig öffnet. 

Jeder der beiden Gebäudetrakte löst sich bewusst von der geradlinigen Strenge klassischer Bankgebäude, und schwingt an der Fassade wie ein riesiger, eilig aufgeschichteter Unterlagenstapel, der seiner korrekten Archivierung harrt. Durch das Innere des SAB-Hauptquartiers weht der Zeitgeist immerwährender Flexibilität: angepasst nutzbare Büros, karge Trennwände, stille Rückzugsräume, eine größere Besprechungs- oder Veranstaltungsarena und viel, viel Licht.

Löhr’s Garten als Referenzpunkt


Allerdings flutet die helle Pracht nicht unabgeblendet bis zu den Arbeitsplätzen, denn vor den Bürotrakten – es wäre verwerflich, diese stolz zur Schau getragene Raum-Verschwendung einen „Hof“ zu nennen – recken sich 251 Säulen zwanzig Meter in die Höhe. Erinnern sie an riesige Blumenstengel? Oder an überdimensionierte schlanke Pilze? Ganz oben weiten sie sich jedenfalls in eleganter Linie zu tellerförmigen Trägern, auf denen ein Dach mit der einzigen klaren Kante am Grundstücksrand des Neubaus ruht: 100 mal 100 Meter – wo der Himmel beginnt, ist das SAB-Areal exakt abgesteckt. 

Besucher sollen die Freiflächen der Bank durchschreiten. Landschaftsgärtner griffen auf einen Wechsel aus Anpflanzungen und kleinen Wasserflächen zurück. Die beschwingte Vielfalt an Natur vor den Glas- und Betonkörpern des Bank-Ensembles will die Erinnerung an Löhr’s Garten wachhalten, der sich hier als Lustgarten am historischen Leipziger Stadtrand erstreckte, ehe die gewerbliche Vereinnahmung des Geländes einsetzte. Übrigens erinnert der Namen des benachbarten Gebäudekomplexes der Sparkasse Leipzig und der Landesbank Baden-Württemberg, Löhrs Carré, noch heute an Leipzigs ersten Bürgergarten. 

Zusätzlich zu den Büroräumen und einer Kantine entstand im Innern ein Auditorium mit 200 Sitzplätzen und ein kleines Konferenz-Zentrum, in dem Fachveranstaltungen durchgeführt werden. 

Und Robotron? Mit großem Aufwand vier Wandbilder mit optimistischen Fortschrittsallegorien aus dem niedersinkenden Schulungszentrum zu retten, war die zentrale Forderung der Denkmalschützer vor der Erteilung der Abrissgenehmigung. Angeblich lässt die Raumkonfiguration des Bank-Neubaus nur die Präsentation von drei der vier Werken zu, so dass für das Wandbild von Rolf Kurth ein anderer Ort in Leipzig gesucht wird. Von der Gerberstraße her sind die drei ausgestellten Gemälde von Arno Rink, Frank Ruddigkeit und Klaus Schwabe für jedermann gut zu sehen. Auch für Betrachter ohne Anspruch auf Fördermittel.

Stand: 25.12.2021

Kaufhaus Ebert / Commerzbank

Thomaskirchhof 22 | Ortsteil: Zentrum

Ein Kaufhausbau im Leipziger Zentrum repräsentiert recht kompakt die steinerne Chronik des Einzelhandels der Innenstadt mit all seinen Steilkurven und Abschwüngen, den Umbauten und Funktionswechseln – und ist ein bedeutendes Beispiel des Jugendstils in Leipzig. Es geht um das Kaufhaus Ebert, das unter diesem Namen in keinem aktuellen Stadtplan mehr zu finden ist. Als Hauptfiliale der Commerzbank in Leipzig dagegen schon.

An der Spitze des sächsischen Textil-Einzelhandels


Franz Ebert
war ein talentierter Kaufmann. 1896 – mitten im dritten Wachstums-Jahrzehnt der jungen Großstadt Leipzig – eröffnete er ein Konfektionsgeschäft für Damen und Kinder in der Petersstraße 40. Die Geschäfte liefen prächtig, denn zu den Geschäftsräumen im Parterre des Hauses kamen schon zwei Jahre später die drei oberen Geschosse hinzu und kurze Zeit später zwei Etagen des Nachbarhauses Petersstraße 42. Zu diesem Zeitpunkt müssen die Pläne für ein eigenes Kaufhaus gereift sein, natürlich in der brodelnden Innenstadt. Just im Jahr 1900 wurde an der Ecke Thomaskirchhof/Klostergasse das betagte Amtshaus abgerissen. Dieses exponierte Grundstück sicherte sich Ebert. Der Entwurf für ein Kaufhaus, das dort entstehen sollte, stammte aus dem bekannten einheimischen Architektenbüro Schmidt und Johlige. Mit dem Felsenkeller, Zills Tunnel und Gewerbebauten in der Nonnenstraße hatten August Hermann Schmidt und Arthur Johlige bereits Zeichen gesetzt.

Dem Kaufhaus gaben die Baumeister eine charakteristische Form in Gestalt der abgeschnittenen Ecke, die den Verkaufstempel monumentaler und repräsentativer erscheinen lässt. Das gesamte fünfgeschossige Bauwerk, das 1904 bezogen wurde, spielt schwelgerisch mit den Elementen des Jugendstils und baute in seiner Entstehungszeit eher eine Brücke in das verflossene 19. Jahrhundert anstatt mit reduzierten, funktionaler daherkommenden baulichen Zutaten den Aufbruch in das viel nüchterner auftretende 20. Jahrhundert herauszukehren. Stattdessen eben dominierten elegant schwingende Holztüren unten sowie zierliche Türmchen und eine Krone oben. Vom großzügigen Entree wandten sich die Treppen zu beiden Seiten majestätisch nach oben, und die hohen Fensterflächen auf jeder Verkaufsetage ließen philosophische Schlüsse zu, ob die Käufer ausdrücklich gesehen werden sollten oder ob ihnen bewusst ein unverstellter Blick auf die umgebenden Bauten geboten wurde. Ein großstädtischer Kaufhausbau, der gut zu Leipzig passte, war auf jeden Fall gelungen. Die große Anzahl vergoldeter Fassadenelemente erweckte Aufmerksamkeit und ist für ein Geschäftshaus in Mitteldeutschland einmalig. Den Eingang zum Gebäude zieren zwei imposante Allegorien, welche die weiblichen „Sünden“ Eitelkeit (Superbia) und Genussucht (Luxuria) darstellen. 

Das Haus sei „mit allen technischen Neuerungen eingerichtet“ und biete „dem kaufenden Publikum die größten Bequemlichkeiten“, versprach die Werbung. In der sachlichen Diktion der Einzelhandelsökonomie bot der Konsumtempel etwa 5.000 Quadratmeter Nutzfläche, was rund einem Sechstel des späteren, nicht weit entfernten Primus unter der wechselnden Flagge vom Kaufhaus Althoff / Centrum / Karstadt entsprach. Mit seinem Neubau schwang sich Franz Ebert erst recht in die Spitzengruppe des Leipziger Einzelhandels auf. Anzeigen lockten die Kunden in das „größte Spezialhaus für Damen- und Kinder-Kleidung in Sachsen.“ Dass mitten in Leipzig sortimentstypisch auch Pelze offeriert wurden, versteht sich. Dem bürgerlichen Leipzig öffnete sich eine angemessene Angebotswelt.

Langer Weg vom Kaufhaus zum Bankhaus


Kaufhausgründer Franz Ebert starb im Jahr 1922. Die unruhige, kritische Zeit nach dem Ersten Weltkrieg war sicher keine Erfolgsphase für den Einzelhandel. Mit der Hyperinflation im Spätherbst des darauffolgenden Jahres war der Tiefpunkt erreicht. Es folgte eine zaghafte Stabilisierung. Der Bezug auf Franz Ebert in einer Publikation der Leipziger Handelskammer im Jahr 1925 mit dem Versprechen „sein Werk aber besteht weiter und wird von seinen Erben in seinem Geiste nach altbewährten Grundsätzen fortgeführt“ wirkt wie die trotzige Botschaft, aus einer schwierigen Lage das Beste zu machen. Bald mussten kapitalkräftige Anteilseigner in das Privatunternehmen geholt werden, um die Marktposition zu verteidigen. Aus dieser Zeit stammt die Bezeichnung „Indanthren-Haus“, das eine neue Marke setzte und älteren Leipzigern noch Jahrzehnte später geläufig war. Hinter dem Kunstwort Indanthren verbirgt sich eine Produktbezeichnung für licht- und farbecht gefärbte Textilien unter Nutzung entsprechender Stoffe aus dem Chemiekonzern IG Farben. 

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das von Franz Ebert gegründete Kaufhaus der Konsumgenossenschaft übertragen, die ganz im Sinne der versprochenen Wandels zum Besseren daraus das „Kaufhaus Fortschritt“ machte. Am dominanten Textilsortiment gab es keine Änderung. Derweil kam das einst stolz auftrumpfende Gebäude immer mehr in die Jahre. Das Gold der Figuren auf den Schildern am Eingang war längst stumpf geworden und mit einer Staubschicht bedeckt. Der Charme des Treppenhauses schwand, und die hölzernen Fußbodendielen auf den Verkaufsetagen knarrten und ächzten verdächtig. Unverhofft trug sich noch ein deutliches Aufbäumen zu: Als es in der bleiern lastenden Atmosphäre der 1980er Jahre darauf ankam, wenigstens ein bisschen Erlebniskauf vorzuspielen – ein Gefühl, das reiselustige DDR-Bürger inzwischen bereits in Ungarn und in historischen Einzelhandelsgeschäften in der Tschechoslowakei kennen und schätzen gelernt hatten – wurde das Gehäuse des traditionsreichen Kaufhauses Ebert aufwendig saniert und als Kaufhaus Topas weiter genutzt. In Sachen Textil für eine breite Käuferschicht blieb das Topas ein kleiner Edelstein, gemessen an damaligen Ansprüchen.

Die Privatisierung des früheren DDR-Einzelhandels in der Treuhand-Phase ab 1990 stellte dagegen alles auf den Kopf. Viel zu verspielt erschien nunmehr das dekorative Interieur des Kaufhauses, reichlich unökonomisch die Relation von Verkaufs- zur Gesamtfläche. In dieser Situation schlug die Commerzbank zu und leitete den Wandel des Kaufhauses zu einem Bankgebäude ein. Die großen Fensterflächen im Erdgeschoss sollten der Leipziger Kunst vorbehalten sein, warben die Frankfurter Banker, um ungebremst und mit Leipziger Wohlwollen den Umbau beginnen zu können. Ob diese Kunst-Vision wohl jemals kommt?

Zweimal trugen sich teure Havarien an Vorabenden geplanter Bank-Eröffnungen im Gehäuse des einstigen Textilkaufhauses zu. Doch die Leipziger sind ja – mehrheitlich – nicht abergläubisch, und so blieben allenfalls komische Koinzidenzen in Erinnerung. Ob auch das Bankgeschäft „nach altbewährten Grundsätzen fortgeführt“ wird? Im Zuge der Bankenkrise 2008 musste die Commerzbank jedenfalls mit staatlichen Milliardenbeträgen gerettet werden – und damit irgendwie auch das Kaufhaus Ebert in Leipzig.

Stand: 26.09.2023

Bildergalerie - Kaufhaus Ebert / Commerzbank

Historisches Bildmaterial - Kaufhaus Ebert / Commerzbank

Doppel M / Muster Messe (MM)

Prager Straße – Osttor Alte Messe | Ortsteil: Probstheida

Doppel-M


Das Doppel-M wurde als Symbol für die in Leipzig erfundene „Mustermesse“ im Auftrag des „Meßamts für die Mustermessen“ von
Erich Gruner entworfen und 1917 anlässlich der Herbstmesse der Öffentlichkeit präsentiert. Seitdem entwickelte sich das Messe-Zeichen innerhalb kürzester Zeit zu einer Marke von internationaler Bekanntheit. Trotz der nur bis 1991 verwendeten Bezeichnung „Mustermesse“ handelt es sich bei dem Doppel-M noch heute um das repräsentative Symbol der Leipziger Messe, welches im Stadtbild in überdimensionaler Größe am Eingang zur Alten Messe, auf dem Wintergartenhochhaus sowie auf dem Messeturm am Neuen Messegelände vertreten ist.

Von der Waren- zur Mustermesse: Das älteste Warenzeichen der deutschen Messewirtschaft entsteht


Zu den weltbekannten Symbolen der Leipziger Messe zählen das
Messemännchen ebenso wie das Doppel-M. Letzteres ist noch heute an verschiedenen Stellen im Leipziger Stadtbild anzutreffen: So dreht sich das Doppel-M bereits von Weitem sichtbar auf dem Wintergartenhochhaus am Hauptbahnhof, bildet ein 27 Meter hohes Eingangstor zum ehemaligen Messegelände, der „Alten Messe“, unweit des Völkerschlachtdenkmals und prangt als Landmarke am 85 Meter hohen Turm des heutigen Messegeländes, der „Neuen Messe“, im Norden der Stadt.

Als Schnittpunkt der zwei wichtigen Fernhandelsstraßen Via Imperii und Via Regia war Leipzig bereits im Mittelalter Zentrum von Markt haltenden Händlern. Daran erinnert heute u.a. die Bodentafel Leipzig im Schnittpunkt alter Handelsstraßen, die sich gegenüber der Alten Waage auf dem Markt befindet. Gemeinsam mit dem Stadtrecht erhielt Leipzig im Jahr 1165 zugleich auch das Marktrecht: Aus Märkten wurden Messen, welche der Stadt großen Reichtum bescherten. Im Zuge der Industrialisierung und der Möglichkeit zur Massenproduktion gelangte Leipzig Ende des 19. Jahrhunderts an räumliche Kapazitätsgrenzen und die Messen weltweit gerieten in eine existenzbedrohende Krise. Die Zeit der reinen Warenmesse, bei welcher der Verkauf von Produkten im Vordergrund stand, war vorbei. Stattdessen fanden die Leipziger 1894 eine Alternative, welche das Überleben der Branche sicherstellen würde: die Mustermesse. Das Konzept dieser an die neuen Bedingungen der Industrie angepassten Messeform sah vor, dass die Kaufleute ihre Handelsgegenstände nur noch präsentierten und Bestellungen entgegennahmen. Die technischen Entwicklungen ermöglichten eine zunehmende Herstellung der Waren in Serie sowie eine direkte Lieferung an die Kunden. Insofern fungierte das Doppel-M als ältestes Warenzeichen der deutschen Messewirtschaft nicht nur als Wegbereiter für das moderne Messewesen weltweit, sondern stellte zugleich auch eine Zäsur dar, welche der gesamten Branche das Fortbestehen sicherte.

Das Messesymbol zwischen weltweiter Bekanntheit und Modeeinflüssen


Für zwanzig Jahre, von der ersten Mustermesse 1895 bis 1915, blieb die Leipziger Mustermesse weltweit einzigartig. Die Entstehung von Konkurrenzmessen in anderen europäischen Großstädten, darunter Berlin und London, führten während des Ersten Weltkrieges im Jahr 1916 zur Gründung des „Meßamts für die Mustermessen“. Diese einheitliche Behörde hatte künftig die Organisation der Messen sowie die Kommunikation mit potenziellen Ausstellern inne. Zur Wahrung von Leipzigs Ruf als traditionelle Messestadt beschloss das „Meßamt für die Mustermessen“ die Einführung eines Firmenzeichens für die Leipziger Mustermesse. Dieses sollte sich bei Ausstellern und Besuchern leicht einprägen, eine Wiedererkennbarkeit garantieren und Sprachbarrieren überwinden. Ziel war eine künftige Firmierung aller organisatorischen, werblichen und kommerziellen Belange der Leipziger Messe unter diesem Zeichen. Den Auftrag zur Entwicklung dieses Logos erhielt im April 1917 der Leipziger Grafiker, Maler und künstlerische Beirat im Messeamt Erich Gruner. Nach nur knapp sieben Monaten entstand das Doppel-M, welches bis heute als Markenzeichen der Leipziger Messe dient. Mitten im Ersten Weltkrieg zur Herbstmesse 1917 wurde das neue Symbol erstmal der Öffentlichkeit präsentiert. In seiner ersten Fassung hatte Gruner drei übereinanderstehende „M“s entworfen. Den Zwischenraum zwischen den beiden Initialen interpretierte er als dritten Buchstaben, welche für das „Meßamt für die Mustermessen“ stehen sollte. Das dritte „M“ geriet allerdings schnell in Vergessenheit. Das Doppel-M, welches fortan auf allen Publikationen, Werbematerialien und im Schriftverkehr der Leipziger Messe verwendet wurde, erhielt innerhalb kürzester Zeit weltweite Bekanntheit.

Rund 40 Jahre nach dessen Einführung, am 15. März 1956, wurde das Messe-Logo in der Schweiz international registriert und ist seitdem als eingetragenes Markenzeichen in rund 60 Ländern weltweit geschützt. Im Zuge dessen war es Ausstellern und Partnern der Messegesellschaft gestattet, das Doppel-M lediglich in eindeutigem Bezug zur Leipziger Messe zu verwenden. Ferner durfte dieses nicht in zusätzliche Gestaltungen einbezogen und nur in festgelegten Proportionen verwendet werden sowie musste freistehen. Im Laufe der Jahrzehnte war das Doppel-M einer Reihe von modischen Einflüssen unterworfen. Um 1920 wurde die von Gruner bevorzugte klare Formgebung des Symbols etwa von einer verschnörkelten, vom Rokoko inspirierten Variante abgelöst. Zwischenzeitlich wurde ein wehendes Band oder später der Schriftzug „Leipzig“ hinzugefügt. In den 1960er Jahren etablierte sich schließlich die bis heute verwendete Variante in Form eines freistehenden, schmalen und hohen Doppel-Ms.

Dreimal Doppel-M im Leipziger Stadtbild


Auch nach dem Übergang von der Waren- zur Mustermesse konnte das räumliche Kapazitätsproblem nicht gelöst werden und es bedurfte eines neuen Ausstellungsplatzes. Hierfür diente ab 1920 zunächst das Areal unweit des Völkerschlachtdenkmals, wo 1913 bereits die
Internationale Baufach-Ausstellung (IBA) ausgetragen worden war. Der Bau von neuen Hallen komplettierte das Gelände als neuen Veranstaltungsort für die Technische Messe, wo auch während der DDR mehrere Messen stattfanden. Eines der Bauwerke aus jener Zeit ist das 27 Meter hohe, unter Denkmalschutz stehende Doppel-M in Stahlskelettkonstruktion und mit Aluminiumblech verkleidet, welches sich noch heute am Eingang zur Alten Messe an der Prager Straße befindet. Die Gestaltungen der Eingangsportale in Form des Doppel-Ms entstanden anlässlich der Jubiläumsmesse im Frühjahr 1965. Das Konzept für dieses Doppel-M stammt von den Leipziger Architekten Martin Lehmann und Manfred Weigend. Die anderen beiden der ursprünglich drei baugleichen Doppel-Ms, welche die drei der einst vier Haupteingänge der Technischen Messe kennzeichneten, wurden abgerissen. Auf dem Gelände fand 1991 die letzte große Universalmesse statt, bevor das Areal in ein Gewerbegebiet umgewandelt und in Alte Messe umbenannt wurde. Das einstige Messegelände wird heute unterschiedlich genutzt: Im Sowjetischen Pavillon befindet sich das Stadtarchiv, in der Messehalle 11 ein Supermarkt. Ferner entstanden verschiedenen Neubauten, darunter die Bio-City Leipzig, welche das Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie beherbergt.

Im Norden Leipzigs befindet sich seit der Gründung der Leipzig Messe GmbH im Jahr 1991 das moderne Neue Messegelände. Der Name „Mustermesse“ war bis zu diesem Zeitpunkt gebräuchlich. Dort wurden 1996 die Neue Messe und das Congress Center Leipzig eröffnet. Seitdem ersetzten etwa dreißig Fachmessen die klassischen Frühjahrs- und Herbstmessen. Seit 1998 findet vor Ort auch die Leipziger Buchmesse statt. Das Doppel-M krönt den 90 Meter hohen Messeturm und ist bereits von Weitem sichtbar.

Stand: 26.09.2023

Bildergalerie - Doppel M / Muster Messe (MM)

Deutsches Buchgewerbehaus / Bugra-Messehaus

Gutenbergplatz 3 und 5 / Gerichtsweg 24 | Ortsteil: Zentrum-Südost

Buchgewerbe und Graphik bilden in Leipzig historisch und funktional eine eng verschlungene, unzertrennliche Gemeinschaft. Das Bündnis reicht so weit, dass gelegentlich sogar das Kunstwort Bugra herhalten muss, um die Einheit der schönen, anspruchsvollen Seiten der „schwarzen Kunst“ zu verdeutlichen. Erkennbare Gestalt gewann das gelungene Zusammenspiel von Buchgewerbe und Graphik im Bugra-Messehaus. Aufwändig restauriert hält es heutzutage die Erinnerung an eine grandiose Epoche des Leipziger Buchwesens wach. 

Branchensitz im Weltzentrum der Polygraphie


Ohne Übertreibung, Leipzig war Ende des 19. Jahrhunderts die Welthauptstadt der Polygraphie. Mochten in der Phase der Hochindustrialisierung anderswo bereits höhere Auflagen populärer Werke gedruckt werden – in Leipzig war die noble Gattung des schön und gediegen gestalteten Buches zu Hause. International hoch angesehene Professoren der
Universität Leipzig steuerten anspruchsvolle Inhalte bei. Die Creme der deutschen Buchverlage hatte hier ihren Sitz. Zehntausende Frauen und Männer arbeiteten in den Druckereien, Buchbindereien und Verlagsbuchhandlungen. Die Maschinen kamen aus Leipziger Weltmarktfabriken, wie Gebrüder Brehmer Maschinenfabrik oder Karl Krause Maschinenfabrik, die bekanntesten Schriften entstammten spezialisierten Gießereien, alle denkbaren Papierqualitäten wurden hier gehandelt, und die Druckfarben waren ebenfalls „Made in Leipzig“. Kaum eine Innovation der Branche kam ohne aktives Leipziger Zutun aus. Und über allem Glanz der Branche wölbte sich die Leipziger Buchmesse. Klar, dass deshalb auch der 1884 gegründete Deutsche Buchgewerbeverein – die reichsweite Dachorganisation der Branche – in Leipzig ihren Sitz nahm. Sie brauchte ein passendes Gehäuse, das die große Tradition mit dem bewusst repräsentierten Anspruch des gewerblichen Erfolgs sichtbar zusammenfügte. So entstand zwischen 1898 und 1901 das Buchgewerbehaus als Pendant zum benachbarten Buchhändlerhaus. Vom schwedischen Architekten Emil Hagberg im Stil der Hochrenaissance gehalten, hob sich der Bau bewusst historisierend von anderen Gebäuden jener Umbruchperiode ab, die sich zunehmend mit zurückhaltender Funktionalität begnügten. Das Deutsche Buchgewerbehaus war dagegen für den tiefen, geschichtlichen Atem ersonnen.

Erinnerung an den Fortschritt der Buchproduktion


1888 befand der Leipziger Oberbürgermeister
Otto Georgi, „dass die Bande, welche den deutschen Buchhandel seit geraumer Zeit mit unsrer Stadt verknüpft haben, auch noch für lange Zeit als unzerreißbar sich erweisen werden.“ Der fromme Wunsch ließ sich ein Jahrzehnt später nahtlos auf das Buchhändlerhaus und seinen Trägerverein übertragen. Das Buchgewerbehaus beherbergte die Büros der graphischen Mitgliedsvereine und spannte in seinen Ausstellungsräumen einen weiten Bogen von den neuesten gezeigten Maschinen bis zu herausragenden Verlagsproduktionen eines jeden Jahres sowie bis zum Deutschen Buchgewerbe-Museum. Den räumlichen Mittelpunkt bildete die prächtige Gutenberghalle, in der ein drei Meter hohes Standbild von Johannes Gutenberg, dem Erfinder des Buchdrucks mit mechanischen Lettern, huldigte. Zwei kleinere Porträtbüsten würdigten Alois Senefelder, den Erfinder der Lithographie, und Friedrich Koenig, den Erfinder der Schnelldruckpresse. Drei Namen – drei epochale Fortschritte der Buchproduktion.

Erweiterungsbau für das Bugra-Haus


Eine finale Steigerung der Leipziger Marktposition im Bereich Buchgewerbe und Graphik sollte die für das Jahr 1940 geplante Gutenberg-Reichsausstellung bringen. Dafür schuf der Leipziger Architekt
Curt Schiemichen einen Erweiterungsbau des Buchgewerbehauses für Buch, Schrift und zugehörige Maschinerie. Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs verhinderte jedoch die geplante Schau eines der friedlichsten und kulturell hochstehendsten Gewerbe, die denkbar sind. Höchste Ansprüche mündeten stattdessen in erschütternde Zerstörung. Beim ersten schweren britischen Bombenangriff auf Leipzig am 4. Dezember 1943 stand das weltberühmte Leipziger Graphische Viertel in Flammen. Historiker vergleichen den kulturellen Verlust mit dem Brand der Bibliothek von Alexandria in der Antike. Auch das Buchgewerbehaus wurde arg in Mitleidenschaft  gezogen.

Doch als endlich wieder Frieden einzog und Leipzig in einer fundamental veränderten Welt seine führende Marktstellung nicht zuletzt in der Polygraphie zurückzuerlangen versuchte, musste auf der „ewigen“ Suche nach ausreichender Ausstellungsfläche für die Messe auch das inzwischen nur noch so firmierende Bugra-Messehaus mit allem herhalten, was nutzbar schien.

Wandel vom Messehaus zum Wohngebäude


Mühsam in Teilen wieder hergestellt, verlor das Messehaus Bugra in den Jahren des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg seine berühmte Gutenberg-Festhalle. Immerhin fand in dem Gebäude die Branche Polygraphie wieder eine Heimstatt – mit einem technischen Profil von Weltgeltung der gezeigten Maschinen. Erst ab den 1960er Jahren bezogen Polygraph und seine westlichen Branchennachbarn auf der
Technischen Messe eine neue Heimstatt.

Der Name Bugra blieb, doch die Ausstellungsetagen gehörten fortan den Bereichen Foto, Kino, Optik und Labortechnik. Weltfirmen zeigten hier ihre exzellenten Erzeugnisse in deutlichem Kontrast zum stark beschädigten und nur mühsam renovierten Gebäude. 1990 keimte neue Hoffnung. Aus dem Bugra sollte voller Euphorie wieder ein angemessenes Museum für Druckkunst werden. Das Vorhaben blieb jedoch stecken und verschwand auf Nimmerwiedersehen von der Tagesordnung. Nur wenige erklärte Verehrer von Buchgewerbe und Graphik wussten, dass sich im Fundus des Museums für Buch- und Schriftkunst der Deutschen Nationalbibliothek noch ein höchst attraktives Modell des Bugra-Hauses in seiner ursprünglichen Gestalt befand.

Aus den Dachrinnen des Originals reckten sich inzwischen Birken in die Höhe. Das Bauwerk schien verloren, bis zwischen 2015 und 2017 eine kaum noch für möglich gehaltene Sanierung des prächtigen Gebäudes gelang. Die exzellent herausgeputzte Fassade, instandgesetzte Verzierungen aus Sandstein und zurückgewonnene allegorische Darstellungen rund um Papier und Buch haben ein Kleinod wiederbelebt. Damit einher ging die Umwandlung in ein Wohngebäude. Doch Leipzig hat – äußerlich – das Bugra-Messehaus zurück, zusammen mit der wehmütigen Erinnerung an einstige Weltgeltung in einer industriellen Schlüsselbranche am authentischen Ort. Diese Sanierungsleistung schuf einen markanten Gewinn für das Stadtbild.

Stand: 26.09.2023

Bildergalerie - Deutsches Buchgewerbehaus / Bugra-Messehaus

Historisches Bildmaterial - Deutsches Buchgewerbehaus / Bugra-Messehaus

Buntgarnwerke

Nonnenstraße 17-21 und Holbeinstraße 14, 16, 18a-18h | Ortsteil: Plagwitz und Schleußig

Einzelne Bauwerke können so üppig dimensioniert, gleichwohl so harmonisch gestaltet sein, dass ihnen auch die Lage zu beiden Seiten eines größeren Gewässers nichts ausmacht – sie werden als zusammenhängendes Ensemble erkannt und wahrgenommen. Auf die Buntgarnwerke, die ihren Ausgangspunkt in Plagwitz nahmen und in den Jahren ihres ungestümen industriellen Wachstums über die Weiße Elster hinweg am anderen Ufer nach Schleußig ausgriffen, trifft dieser Befund uneingeschränkt zu. 

Kein Wollfaden wird hier mehr gesponnen. Dafür wohnt es sich umso attraktiver direkt am Wasser, wo im Sommer die Ausflugsboote in derart dichter Folge vorbei gleiten wie auf anderen Magistralen die Automobile. Gelungene Umnutzung früherer Industriegebäude sagen Fachleute dazu. 

Florierende Geschäfte mit bunten Garnen


Im Jahre 1875 zog es die im Leipziger Textilhandel versierten Kaufleute
Carl Augustin Tittel und August Andreas Krüger in das aufstrebende Plagwitz vor die Tore der Stadt. Ihre Gründungsidee zielte auf eine Dampffärberei, um im Herstellungsprozess der Textilien mit seinen zahlreichen vorgelagerten Stufen Fuß zu fassen. Es war jene Zeit, als die durch Karl Heine vorangetriebenen Erschließungsarbeiten auf den früheren Agrarflächen im Vorfeld von Leipzig Früchte zu tragen begannen. Tittel und Krüger fanden ein geeignetes Gewerbegrundstück direkt an der Weißen Elster. Zwischen 1887 und 1895 entstand nach Plänen der Architekten Ottomar Jummel sowie Pfeiffer & Händel das unverwechselbare Gebäude der Buntgarnwerke. Zwölf Jahre nach der Ansiedlung beschreibt ein Firmenporträt bereits einen „großartigen Fabrikkomplex dieses Welthauses.“

Die Geschäfte liefen gut. 1887 wurde die Sächsische Wollgarnfabrik AG, vormals Tittel & Krüger, in das Handelsregister eingetragen. Die folgende Unternehmensgeschichte verlief vor allem als Baugeschichte, deren Spuren bis heute zu besichtigen sind. Auf die ersten bescheidenen Anbauten an die ursprüngliche Dampffärberei folgten schon bald die sogenannten Hochbauten, die fünf Stockwerke hoch aufragten und wohl entscheidend zum Wandel des Erscheinungsbildes des einstigen Bauerndorfs Plagwitz beitrugen. 1888 entstand der Hochbau West, der sich ein reichliches Jahrhundert später in die Elsterlofts verwandelte. Die Architekten des Umbaus fanden in den 1990er Jahren zwei günstige Voraussetzungen vor – die in der Entstehungszeit von den Eigentümern der Wollgarnfabrik geforderte attraktive Bauweise, die der Backsteinarchitektur ein möglichst repräsentatives Erscheinungsbild entlocken sollte sowie die stabile Konstruktion mit gusseisernen Trägern, die ja erforderlich war, um den schweren, in ununterbrochener Bewegung schwingenden Maschinenpark sicher zu tragen. Zusammen mit der Lage am Flussufer ergab sich daraus eine nahezu ideale Umbau-Perspektive. 

Industriearchitektur von besonderer Qualität


Der nach Leipzig gewechselte Architekt
Gunnar Volkmann geriet beim Blick auf den Stadtteil ins Schwärmen: „Plagwitz hat alle Chancen. Aus dem Ruhrgebiet kommend, ist man fasziniert vom geschlossenen Bild dieses Leipziger Stadtteils“, schrieb er 1999. Denn die Wollgarnfabrikanten hatten es ja nicht bei einem Hochbau belassen. Die Expansion des Unternehmens verlangte nach weiteren Fabrikräumen für die inzwischen mehr als 2.000 Beschäftigten. Ab 1897 entstanden die Hochbauten Mitte und Nord – ebenfalls am Plagwitzer Ufer der Weißen Elster bzw. entlang der Nonnenstraße. 1906 folgte auf dem gegenüberliegenden Schleußiger Ufer der Hochbau Süd, nunmehr allerdings in Stahlbetonbauweise, die sich in jenen Jahren durchzusetzen begann. 

Den eiligen innerbetrieblichen Austausch zwischen den Hochbauten zu beiden Seiten der Weißen Elster stellte eine zweietagige, überdachte und verglaste Brücke in Höhe der zweiten und dritten Obergeschosse her. Ebenfalls von Ufer zu Ufer spannte sich eine genietete Gitterbrücke, auf der das bereits seit 1888 vom Bahnhof Plagwitz heranführende Anschlussgleis bis vor den Schleußiger Betriebsteil verlängert wurde.

Alle Bauten der Wollgarnfabrik zusammen verfügten über eine Bruttogeschossfläche von rund 100.000 Quadratmetern, was annähernd der Ausstellungsfläche des heutigen Geländes der Leipziger Messe im Norden der Stadt entspricht. Der weiße Schwan, das eingetragene Warenzeichen der Wollgarnfabrik, war eine Weltmarke. Das Unternehmen, das nach dem Zweiten Weltkrieg enteignet wurde, in Volkseigentum überging und fortan als VEB Buntgarnwerke firmierte, behauptete sich in den schwierigen Textilkonjunkturen des 20. Jahrhunderts bis zum Jahr 1990. Doch als die wankende DDR durch die deutsch-deutsche Währungsunion am 1. Juli 1990 im Handumdrehen in die Weltwirtschaft integriert wurde, kam das schnelle Aus. Den Kostenvorteil asiatischer Produzenten konnte das Leipziger Unternehmen nicht wettmachen. Dafür begann mit umfangreichen Sanierungsarbeiten unter der Regie verschiedener engagierter Eigentümer ein neuer Lebensabschnitt der Buntgarnwerke. Von der Maschinerie befreit, wandelten sich die Hochbauten am Elsterufer vor allem zu gefragten Lofts.

Attraktives Leben am Flussufer


Den schönsten Blick auf den Gebäudekomplex gewinnt der Betrachter zweifellos von der Straßenbrücke über die Weiße Elster, die jetzt
Karlbrücke heißt. So majestätisch, mit klarer Betonung der horizontalen und vertikalen Fassadengliederung ragten die Hochbauten schon in den über hundert Jahren auf, als sich in den hell erleuchteten Fabriksälen alles um gefärbte Wolle drehte. Doch – um ehrlich zu sein – verfielen damals nur wenige Passanten auf die Idee, sich von der Brücke her dem Genuss der klassischen Industriearchitektur hinzugeben. Zu geruchsintensiv wälzte sich damals die Weiße Elster dahin. Dass der industrielle Strukturbruch mit dem Beginn einer groß angelegten Sanierung der Gewässer einherging, war deshalb ein Glücksfall, von dem die heutigen Bewohner der Buntgarnwerke besonders profitieren. 

Einige Büros und Einzelhandelsflächen runden das neue Profil in Deutschlands größtem Industriedenkmal ab. Und als größter erhaltener Industriekomplex der Gründerzeit hält das Areal sogar den einschlägigen Europarekord. 

Äußerlich also alles perfekt? Leider nicht vollkommen. Die Eisenbahnbrücke wurde im Jahr 2015 demontiert, weil der Zahn der Zeit zu stark an der Stahlstruktur genagt hatte. Würde die Brücke über die Weiße Elster heute noch stehen – sie wäre als Fußweg eine perfekte Verknüpfung für alle Besucher der wunderbar aufgefrischten Buntgarnwerke.

Stand: 26.09.2023

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Historisches Bildmaterial - Buntgarnwerke

Alte Waage

Markt 4 | Ortsteil: Zentrum

Die Alte Waage befindet sich am Markt unweit des Alten Rathauses und wurde 1555 nach Plänen von Hieronymus Lotter von Paul Speck als charakteristischer Renaissance-Bau errichtet. Sie diente bis 1820 dem Wiegen und Verzollen von eintreffenden Waren in der Handelsstadt. Von 1661 bis 1712 befand sich im Waagengebäude zudem das erste Leipziger Postamt. Bis 1862 diente das Gebäude als Geschäftsstelle der Kommunalgarde, ab 1917 beherbergte es das neugegründete Messeamt der Leipziger Messe. Nach der Zerstörung des Gebäudes im Zweiten Weltkrieg wurde die Marktfassade nach historischem Vorbild mit vierstufigem Staffelgiebel und Gesimsen aus Rochlitzer Porphyr von Wolfgang Müller 1963/64 rekonstruiert.

Registrieren, wiegen, verzollen: Reges Treiben in Leipzigs Handelsgebäude

 

Die Alte Waage blickt auf eine fast 500-jährige Historie zurück und zählte als Dreh- und Angelpunkt eintreffender Waren einst zu den wichtigsten Gebäuden der Handelsstadt. Sie gilt als bedeutendes kulturgeschichtliches Zeugnis der Stadt. Nachdem Leipzig 1497 von Kaiser Maximilian I. das Reichsmesseprivileg sowie 1507 das Stapel- und Waagerecht erhalten hatte, unterlagen alle ein- und ausgehenden Waren der Waagepflicht sowie der Festlegung der Zollabgaben. Für diesen Zweck wurde der Vorgängerbau der Alten Waage in Betracht gezogen, wo sich bereits ein städtisches Waagengebäude befand. Dieses erwirtschaftete damals, nach dem Burgkeller, die zweithöchsten Einnahmen für die Stadt. Nachdem sie ihr Zunfthaus an der Grimmaischen Straße dem Rat der Stadt zu Verwaltungszwecken überlassen mussten, bezogen die Tuchmacher in dem gotischen Vorgängerbau der Alten Waage im Jahr 1469 ihre Zunfträume im zweiten Geschoss. Da dieses Gebäude den Anforderungen des Messeverkehrs bald nicht mehr gewachsen war, wurde es abgebrochen und 1555 auf ratseigenem Grundstück die Ratswaage neu erbaut. Trotz fehlender urkundlicher Belege ist davon auszugehen, dass Leipzigs damaliger Bürgermeister Hieronymus Lotter, der auch federführend am Bau der Moritzbastei und des Alten Rathauses beteiligt war, als Architekt mitwirkte. Anzunehmen ist, dass Lotter die Oberaufsicht des Baus innehatte sowie als Bürgermeister – und somit als Bauherr – entsprechenden Einfluss auf die Baupläne und die Ausführung ausübte. Der Bau soll von Lotters Gehilfen Paul Speck, der zu dieser Zeit das Amt des Obermeisters innehatte, ausgeführt worden sein. Da sich die Ratswaage bald nach ihrer Fertigstellung als zu klein erwies, erwarb der Rat der Stadt das angrenzende Nachbarhaus in der Katharinenstraße 1 aus dem Jahr 1530 und ließ beide Gebäude im Innern um 1570 miteinander verbinden.

Multifunktionales Gebäude mit Ratsweinschänke

 

Die Ermittlung und Verzollung der Waren gemäß städtischer Taxe erfolgte in der Ratswaage, in welcher insbesondere zu Messezeiten reges Treiben herrschte. Die Waage für Fuhrmannsgut und Kaufmannswaren befand sich nicht im Hauptgebäude am Markt, sondern im Erdgeschoss der Katharinenstraße 1. Bei der von den Kaufleuten zu entrichtenden Gebühr handelte es sich mit einem Viertel der gesamten städtischen Jahreseinkünfte um eine wichtige Einnahmequelle der Stadt. Die nach Warensorten gestaffelten Abgaben waren mit dem Landesherrn zu teilen. Für diese Zwecke war das dreigeschossige Gebäude der Ratswaage multifunktional ausgerichtet: Im Erdgeschoss befanden sich die Amts- und Schreibstuben des Waageamtes, wo die Angestellten die Gewichte der Importe sowie die Zölle für Stadt und Landesherren notierten. Der Keller beherbergte die Ratsweinschänke, in deren Trinkstube die Patrizier edle Weine und Import-Biere genossen sowie Fernhändler die Vertragsabschlüsse mit ihren Partnern feierten. Die Herrentrinkstube im ersten Geschoss stand allen gut situierten Bürgern der Stadt offen, darunter Krämer, Händler, Innungsmeister und Messebesucher aus dem In- und Ausland. In diesen Gemäuern erholten sich ebenfalls die Händler von ihren langen Reisen und tauschten Neuigkeiten aus. 

Die Waage zwischen wechselnder Nutzung und Kriegszerstörung


Mitte des 17. Jahrhunderts wurde die Waage vor das Hallische Tor verlagert, während sich von 1661 bis 1712 im Gebäude der Ratswaage am Markt vor dessen Umzug in die Thomasgasse das erste Leipziger Postamt befand. Noch bis zum frühen 19. Jahrhundert stand die Waage für einen Ort der Wiegegeschäfte und der Geselligkeit. Die Taxierung der Waren aller Messeverkäufer fand bis 1820 in der Ratswaage statt, bevor vor dem Grimmaischen Tor und Hallischen Tor neue Waageplätze geschaffen wurden. Zu diesem Zeitpunkt erhielt das Gebäude seinen heutigen Namen Alte Waage. Bis 1862 diente das Gebäude als Geschäftsstelle der Kommunalgarde. Krämer und Kaufleute bezogen das Untergeschoss, während im Obergeschoss die Stadtverordneten tagten. Ab 1917 zog das neugegründete Messeamt in die Räumlichkeiten ein und nahm nach langwierigen Verhandlungen am 8. Februar offiziell seine Arbeit auf. Die Gründung war im Wesentlichen ein Ergebnis der herben Rückschläge, welche die Messe mit Beginn des Ersten Weltkrieges verkraften musste. So reisten zur Herbstmesse 1914 weniger als 300 Aussteller an. Das zuvor im Städtischen Kaufhaus untergebrachte Amt war schließlich Ausgangspunkt des Aufschwungs der Leipziger Messen zwischen den beiden Weltkriegen, welches die bisherige Organisation der Messen vollkommen änderte.

Am 4. Dezember 1943 fiel die Alte Waage einem Bombenangriff der Westalliierten zum Opfer. Im Jahr 1963 beschloss der Rat der Stadt den Wiederaufbau der Fassade im Stil der Renaissance, während man auf eine Rekonstruktion des vorgelagerten Treppenturms aufgrund seiner Hinderlichkeit verzichtete. Dieser wurde bereits 1861 abgebrochen und durch ein innen liegendes Treppenhaus ersetzt. Die Rekonstruktion der Fassade nach Entwürfen des Leipziger Architekten Wolfgang Müller war im Jahr 1964 abgeschlossen. 

Leipzigs einstiger Händlertreff im historischen Gewand


Der dreigeschossige Bau mit dem charakteristischen vierstufigen Staffelgiebel, den Fenstergewänden und Gesimsen aus Rochlitzer Porphyr sowie der Sonnenuhr unterhalb des Daches gilt als wesentlicher Teil des historischen Bildes des Markts. Bekrönt wird das Gebäude mit einer Wetterfahne, welche das Jahr des Wiederaufbaus zeigt. Der zur Katharinenstraße gelegene Teil des Gebäudes wurde entsprechend des Zeitgeistes des Wiederaufbaus modern gehalten, in Sichtbeton erbaut und mit Porphyrplatten ausgestaltet. Die benachbarten Gebäude der Alten Waage, das Wohn- und Geschäftshaus Markt 5 und der Baarmanns Hof (Markt 6), entstanden in den 1920er Jahren für die Darmstädter Bank als kombinierte Wohn- und Geschäftshäuser.

Stand 26.09.2023

Bildergalerie - Alte Waage

Historisches Bildmaterial - Alte Waage

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