Bildlexikon Leipzig

Tapetenwerk

Lützner Straße 91 | Ortsteil: Lindenau

Klangvolle Namen! Die ursprüngliche Leipziger Industrie, wie sie Ende des 19. Jahrhunderts entstand und kräftig expandierte, wies manche Weltmarktfabrik auf. Namen wie Bleichert, Blüthner oder Brehmer sind bis heute geläufig. Und doch waren es tausende viel kleinerer Fabriken, die eher den Alltag und das Nachfrage-Universum der Menschen erreichten. Summarisch heißen sie bis heute oft „Hinterhofbetriebe“. Das ist überhaupt nicht abschätzig gemeint, sondern beschreibt treffend ihren Standort in einer expandierenden Metropole mit einem höchst limitierten Vorrat an Gewerbeflächen. Das Tapetenwerk reiht sich geradezu prototypisch in den Kreis der nützlichen Hersteller der sagenhaften „tausend kleinen Dinge“ ein, die meist erst dann so richtig auffallen, wenn sie mal nicht sofort zur Hand sind. Gleichwohl wäre es müßig, zu erwarten, dass heutzutage noch Tapeten aus dem Tapetenwerk kommen. Wichtigster „Output“ der kräftig umgebauten Fabrik ist vor allem eine facettenreiche Industriekultur.

Am Anfang stand der Wandschmuck


Erinnern Sie sich, wie schwungvoll ABBA-Sängerin
Agnetha Fältskog in dem Video zu „One of us“ ihre neue Wohnung tapeziert? So haben es in der sehr praktisch orientierten DDR Millionen Heimwerker ebenfalls gehalten. Ob sie beim Entfernen der Verpackungshülle von jeder Tapetenrolle einen Blick auf das Etikett des Herstellers geworfen haben, weiß kein Mensch. Hätten sie es getan, wäre auf unzähligen Rollen der Herstellervermerk VEB Tapetenwerk Leipzig aufgetaucht.

Das Werksgelände mit seinen markanten Gebäuden aus der Gründerzeit existiert bis heute. Dort wird sogar der Ursprungsname hochgehalten. Aus gutem Grund.

Die Idee einer industriellen Tapetenfertigung hatten Robert und Adolf Langhammer im Jahre 1883. Lindenau gehörte zu diesem Zeitpunkt noch nicht zur Stadt Leipzig, sondern war eines der stärksten „Industriedörfer“, die sich in einem kompakten Ring rund um die noble Messestadt gruppierten und mit einer immer dichteren Skyline aus rauchenden Schloten von sich reden machten. Dörflich war damals in Lindenau allenfalls noch die Herkunft. Auftrumpfen konnte die selbstständige Gemeinde ebenso wie das benachbarte einstige Bauerndorf Plagwitz mit modernen Fabriken, in die Höhe wachsenden Wohnbauten und einer Pferdebahn, die zuverlässig nach Leipzig verkehrte. Weil es viele wagemutige Fabrikanten dorthin zog, waren die verfügbaren Grundstücke schnell belegt oder gar vergriffen.

Reizvolle, klassische Fabrikarchitektur


So auch im Falle des Tapetenwerks. Viel Fläche zum Wachsen stand nicht zur Verfügung. Die Anordnung der einzelnen Gebäude zeigte es: Vorn die bereits sehr städtische Lützner Straße, hinten eine Ladestelle an den Industriegleisen, die eine Verbindung zum Weltmarkt bahnten. Dazwischen ein schmales Areal mit länglichen Fabrikationsgebäuden, einem Kontorhaus – alles ausgeführt in Ziegelbauweise ohne viel Putz und Zierrat – und mit beengten Verkehrsflächen dazwischen, die eher Schluchten glichen.

An dieser äußeren Gestalt hat sich bis heute wenig geändert. Vorn verläuft die lebendige Lützner Straße mit ihrer Straßenbahntrasse, hinten dehnt sich das Terrain, wo einst die Industriegleise lagen und heute der Henriettenpark zum Verweilen einlädt. Die eigentliche Veränderung steckt in den Fabrikgebäuden selbst.

Dachte zu DDR-Zeiten wahrscheinlich jeder, dort würden „ewig“ Tapeten produziert, kam nach einem gewagten Neustart unter marktwirtschaftlichen Verhältnissen schließlich doch das Aus für den Produktionsbetrieb, der einmal der zweitgrößte deutsche Tapetenhersteller war. Die neue westdeutsche Eigentümerfirma wurde insolvent und riss ihre Leipziger Firmentochter mit in den Strudel der Liquidation. Das Ende des Wandschmucks aus ornamental bedrucktem, robustem Papier war gekommen.

Fast schon ein Sehnsuchtsort der Kreativen


Zwei Architektinnen verfolgten die Idee einer industriekulturellen Umgestaltung und Wiederbelebung der früheren Fabrik und kauften im Jahr 2006 die Immobilie Tapetenwerk der Treuhand-Immobiliengesellschaft ab. Sie planten einen neuen Zuschnitt der historischen Räume für einen „Produktionsbetrieb“ der unkonventionellen Ideen, wie sie nur von besonders Kreativen stammen können. Manchmal stellt das wechselnde, matrixartige Verfahren des inspirierenden Zusammenwirkens verschiedener Berufe – neudeutsch zu Co-Working verklärt – die eigentliche Innovation dar. Im Tapetenwerk heutigen Zuschnitts sind Architekten, Künstler, Handwerker, Kulturmanager, Buchgestalter und Galerien angesiedelt, und sie leben vom intensiven, gegenseitigen Austausch, von dem alle Seiten profitieren. Wert gelegt wird auf Frei-Räume. Und eine einladende Kantine mit schmackhaften Gerichten aus gesunden, regionalen Zutaten gibt es außerdem, wo der angebahnte Gedankenaustausch oft genug weitergeht. 

Bei all diesen schöpferischen Prozessen ist das Tapetenwerk beileibe kein Kokon mit interessanten Leuten, die gern unter sich bleiben wollen, ehe ein Projekt die nötige Reife erreicht hat. Das Tapetenwerk folgt im Gegenteil dem Gedanken größtmöglicher Offenheit. Dafür stehen vor allem die Galerien, und dafür stehen die Tapetenwerkfeste, die regelmäßig zu Rundgängen einladen.

Fachleute, die sich mit der Zukunft der Arbeitswelt beschäftigen, stufen das Tapetenwerk weit oben auf der Skala moderner Ideenproduktion und einer inspirierenden Nutzung historischer Fabrikanlagen ein. Auch die Stadt Leipzig verlegt Workshops, in denen der nationale und internationale Austausch über die Zukunft umbrechender Stadtquartiere und einer gesunden Mischung aus Wohnen und Gewerbe mit auswärtigen Partnern geführt wird, gern in das Tapetenwerk.

An diesem Hotspot der Industriekultur fallen Schranken – falls sie denn überhaupt existiert haben. Besucher sind herzlich willkommen, den Produzenten kreativer Ideen über die Schulter zu schauen und vor allem die Ergebnisse des zeitgenössischen künstlerischen Schaffens am authentischen Entstehungsort in Augenschein zu nehmen. Das Tapetenwerk behauptet damit einen festen Platz in der aktuellen Leipziger Kreativszene.

Stand: 09.06.2022

Bildergalerie - Tapetenwerk

City-Tunnel Leipzig

Willy-Brandt-Platz / Markt / Wilhelm-Leuschner-Platz / Bayerischer Bahnhof | Ortsteil: Zentrum

Er ist das Leipziger Bauwerk mit der längsten und emotionalsten Entstehungsgeschichte – der City-Tunnel. Dabei ist seine Funktion einfach und einleuchtend. Der City-Tunnel soll unter der Leipziger Innenstadt hindurch den Hauptbahnhof direkt mit dem Bayerischen Bahnhof verbinden und damit vermeiden, dass Bahnkunden auf ihrem Weg von einem Ende der Stadt zum anderen „um das Zentrum herum“ fahren müssen.

Eine Idee der Altvorderen lebt wieder auf


Es traf sich, dass der Leipziger Hauptbahnhof im Einheitsherbst 1990 just 75 Jahre alt wurde. Solch ein Anlass eignet sich für tragende Reden. In der Jubiläumsansprache des damals erst seit Kurzem im Amt befindlichen Leipziger Oberbürgermeisters
Hinrich Lehmann-Grube (SPD) fand sich eine kurze Passage, die den gar nicht neuen Gedanken befeuerte, Hauptbahnhof und Bayerischen Bahnhof mit einem unterirdischen Schienenweg miteinander zu verbinden. Die wachsenden Möglichkeiten des vereinten Landes eröffneten wohl auch an dieser Stelle ungeahnte Perspektiven.

Viele europäische Großstädte – London, Paris, Wien, Moskau, St. Petersburg – verfügen seit der Frühzeit der Eisenbahn über Kopfbahnhöfe. Irgendwann wurden diese Stationen in den Metropolen durch eine Ring-U-Bahn miteinander verbunden. In Leipzig, das in einer bescheideneren Liga spielte, musste es dagegen keine Ringlinie sein. Die Überlegungen kreisten hier ja auch um nur zwei Bahnhöfe in mäßiger Entfernung voneinander, und dafür war und ist eine geradlinige Verbindung die Lösung. Immerhin, am Beginn des 20. Jahrhunderts war für Leipzig eine Kleinprofil-U-Bahn auf der Strecke im Stadtinneren geplant. Um die erforderliche Baugrube nicht zweimal ausheben zu müssen, sollte die neue Strecke zeitgleich mit der Ostseite des Hauptbahnhofs entstehen, faktisch also eingebaut werden.

Dass die Arbeiten zügig begannen, sieht jeder aufmerksame Bahnreisende in Richtung Dresden auf der noch gemächlichen Fahrt durch das Gleisvorfeld des Hauptbahnhofs. Dort weist ein betonierter Einschnitt auf die Gefällestrecke hin, die in den U-Bahn-Tunnel münden sollte. Der Erste Weltkrieg machte diese Pläne zunichte. Alle Aktivitäten rund um den modernen Bau, der Leipzig in die Spitzengruppe der Städte mit einer U-Bahn katapultiert hätte, wurden gestoppt. Im fertig betonierten Tunnelabschnitt unter der Osthalle lagerte in der Notzeit Butter in einem Vorratslager. Später zog in einen Teil des unterirdischen Gewölbes das Zeitkino der DEFA ein, das Reisenden vor der Abfahrt ihres Anschlusszuges ein wenig Zerstreuung bot.

Mitten durch das Zentrum


Was in den 1990er Jahren favorisiert wurde, zeigte einen geänderten Tunnelverlauf. Die Westseite des Hauptbahnhofs fungierte als Fixpunkt des unterirdischen Bahnhofsteils. Als Vorteil erwies sich, dass die Strecke nunmehr unter dem Markt verlaufen konnte. Kein Skeptiker fand deshalb noch einen Anlass, an der Trassenwahl mit Zentrumsbezug zu zweifeln. Wäre einhundert Jahre eher wirklich die U-Bahn projektgetreu entstanden, hätte sie den
Augustusplatz berührt.

Für die geänderte Strecke fiel die Wahl der unterirdischen Haltepunkte dagegen auf den Hauptbahnhof, den Markt, den Wilhelm-Leuschner-Platz und den Bayerischen Bahnhof. Auch die Station Leipzig MDR gehört zur City-Tunnel-Trasse, liegt aber bereits oberirdisch in einem künstlichen Einschnitt. Als befahrene Länge des eigentlichen City-Tunnels ergeben sich damit rund zwei Kilometer. Wenn jemand ungefähr vier Kilometer als Tunnellänge in die Annalen einträgt, addiert er vor lauter Stolz die Längen beider Tunnelröhren.

Bauen unter Kosten- und Termindruck


Einfach verlief die Baugeschichte des City-Tunnels nicht. Für die Finanzierung mussten die Europäische Union, die Bundesrepublik Deutschland, der Freistaat Sachsen, die Deutsche Bahn und die Stadt Leipzig eine einvernehmliche Lösung finden. Bei Kosten von rund einer Milliarde DM (etwa 500 Mio. Euro) trafen sich die Verhandler.

Zuerst suchten Spezialisten im Untergrund der avisierten Linie in einem engen Raster nach Blindgängern aus den Bombenangriffen des Zweiten Weltkriegs. Dann wanderte der Portikus des Bayerischen Bahnhofs zur Seite, und der eigentliche Tunnelvortrieb konnte beginnen. Weil die heilige Barbara Schutzpatronin aller Tunnelbauer der Welt ist, muss eine Frau die Patenschaft für gutes Gelingen übernehmen. In Leipzig war es die Ehefrau des sächsischen Ministerpräsidenten, Angelika Meeth-Milbradt.

Glück brauchten die Bauarbeiter auf ihrer Reise durch den Untergrund der tausendjährigen Stadt Leipzig reichlich. Der wöchentliche Vortrieb stand jeden Sonnabend wie in einem Bautagebuch in der Tagespresse. Doch weit entfernt von Leipzig, gleichwohl aber folgenreich, trugen sich in der Entstehungszeit des City-Tunnels mehrere Brände in Verkehrstunneln der Alpen zu. Daraufhin wurden die europäischen Sicherheitsanforderungen unverzüglich verschärft, was unvermeidlich als Kostentreiber wirkte. Langsam verblassende Querelen mit einigen Baufirmen führten ebenfalls zu finanziellen und terminlichen Konsequenzen. Mit der Auffahrt des ersten Röhrenquerschnitts bis zum Hauptbahnhof, der Demontage der Vortriebsmaschine und der anschließenden zweiten, parallelen Röhre war es nicht getan. Der avisierte Eröffnungstermin 2009 purzelte mehrfach heftig. Zum guten Schluss ging der City-Tunnel am 14. Dezember 2013 in Betrieb, indem er ein ganzes Linienbündel der zeitgleich startenden S-Bahn Mitteldeutschland aufnahm. Im Fünf-Minuten-Takt rollen seither in der Hauptverkehrszeit die silbergrauen Züge unter dem Leipziger Stadtzentrum hindurch und weiter an Endpunkte in Halle und im Umland.

960 Mio. Euro hat das Bauwerk zusammen mit allen begleitenden Arbeiten für die S-Bahn gekostet. Wenn die eiligen Leipziger durch die Stationen hasten, riskieren sie einen Moment lang vielleicht einen Blick auf die Architektur. Jede Tunnelstation ist ein Unikat – ein höchst seltener Fall in Zeiten der Normung und Sparsamkeit. Am Bayerischen Bahnhof hat Peter Kulka seine Spuren hinterlassen, am Leuschnerplatz stammt die Erinnerung an die traditionellen Leipziger Fabrik-Gesichter mit ihren Glasziegeln von Max Dudler aus der Schweiz, und das Ocker der schallschluckenden Lamellen am Markt orientiert sich am Farbton der Ziegel aus Leipzigs Gründerzeit.

Stand: 25.12.2021

Arena Leipzig / Quarterback Immobilien Arena

Am Sportforum 2 / Friedrich Ebert Straße 97 | Ortsteil: Zentrum-Nordwest

Die Verortung der größten Leipziger Sportstätten beinhaltet etwas Besonderes: Bedingt durch den 20 Kilometer langen, mal schmaleren, mal breiteren, durchgängigen Grünzug vom Süden in den Nordwesten des Stadtgebiets bot sich die Gelegenheit, Sport und Natur nahe miteinander zu kombinieren. Die „grüne Lunge“ der Großstadt weitete sich zum vorteilhaften Ort für zentrumsnahe, gut erreichbare Stadionbauten und Trainingsplätze in gesunder Umgebung. So entstand das Sportforum, und die Arena Leipzig komplettierte das weitläufige Ensemble.

Die passende Halle am Sportforum


Sportforum – das war seit der Mitte der 1950er Jahre die funktionale Kombination aus dem
Zentralstadion, der Festwiese davor und dem Schwimmstadion mitsamt den exakt gezogenen, bewachsenen Wällen und den drumherum platzierten Trainingsstätten. Was der Sportstadt Leipzig jedoch fehlte, war eine große, moderne Sporthalle mit ausreichend Platz für Athleten und Zuschauer.

Zehn Jahre nach der deutschen Einheit und der Bewältigung mancher umstellungsbedingter Friktionen nahte der Zeitpunkt für ein erstes Durchatmen und für den Einstieg in entspanntere Projekte. Die fehlende Multifunktionshalle sollte endlich eine spürbare Lücke schließen. Als Bauherr fungierte die Stadt Leipzig. Den Entwurf schufen die Architekten des Stuttgarter Büros asp Arat, Siegel und Partner.

Der bevorzugte Ort? Das Entree zum Sportforum, also das bis dahin unbebaute südöstliche Areal des Geländes. Vom Stil her gab es einen Bruch. Während das Sportforum in seiner ursprünglichen Gestalt bewusst die antikisierende Klassik mit Säulen, Toren und Galerien nachahmte, war für die Arena ein moderner Baukörper mit einer umlaufenden, ebenerdigen Kombination aus Funktionsbereichen mit großen, verglasten Flächen und einem dominanten Zentralbereich vorgesehen. Seit dem Jahr 2000 gewann die kommende Halle Konturen. Über den künftigen Funktionsräumen im Souterrain reckten sich schon bald mächtige Kranarme in die Höhe, um die weit ausgreifenden Dachbinder für das gewölbte Dach zu montieren.

Multifunktional bis in den letzten Winkel


Nach zwei Jahren Bauzeit und Kosten in Höhe von 42 Millionen Euro folgte am 11. Mai 2002 die Eröffnung. Entstanden war die größte Multifunktionshalle der gesamten Stadt, bestehend aus Haupthalle, Allgemeinsporthalle und Judohalle. 

Jede Menge Technik wurde hineingepackt: Überhöhte Kurven für die Laufbahn anlässlich von Leichtathletik-Nutzung, wechselnde Tribünen-Varianten für optimale Sichtverhältnisse, versenkbare Bühnen für Konzert- und Show-Nutzung und natürlich das gesamte Arsenal an elektronischen Zutaten, an Beleuchtungs- und Beschallungstechnik, das selbstverständlich zur Abrundung der nervenkitzelnd spannenden wie der emotionalen Genüsse bei verschiedenen Veranstaltungsformaten dazugehört.

Für die Eröffnungsfeier wurden sämtliche Register gezogen, um den Anwesenden zu zeigen, was sie nun an Sport und Unterhaltung in jeweils angepasster Raumnutzung erwarten können. Steht Leichtathletik auf dem Programm, passen rund 4.000 Besucher in die Haupthalle, gibt es eines der gefragten Konzerte, sind maximal 12.000 Besucher zugelassen. Allgemeinsporthalle und Judohalle sind kleiner gehalten und fassen jeweils nur wenige hundert Zuschauer. Für Flexibilität der Nutzung ist also gesorgt.

Große Emotionen im Hallenoval und auf der Bühne


Gleich nach der offiziellen Eröffnung stieg die Arena als Ort der Wahl in den Reigen nationaler und internationaler Sportereignisse ein. Handball, Basketball, Volleyball und Fechten waren mit Meisterschaften verschiedener Ränge bereits mehrfach zu Gast. Deutsche Leichtathletik-Hallenmeisterschaften gastierten in der Arena ebenfalls schon einige Male. Und wenn eine lokale bzw. regionale Mannschaft in einer Ballsportart in der jeweiligen Bundesliga spielt, ist die Arena Leipzig der angesagte Ort für die Heimspiele, wie jüngst bei den Männern des Handball-Bundesligisten
SC DHfK Leipzig.

Ein Riesen-Publikumsrenner ist die Arena Leipzig für mitreißende Live-Musik-Konzerte aller Geschmacksrichtungen. Das üppig lange Spektrum der Akteure, die hier schon auf der Bühne gastierten, reicht von Ost-Legenden wie Karat und Puhdys über Udo Lindenberg, Helene Fischer und Rosenstolz bis zu Rammstein. Bob Dylan, Britney Spears, Iron Maiden und viele andere zauberten internationales Flair unter das Hallendach.

Ambitionierte Hallenpläne 


The show must go on – und deshalb ging auch ein weiterer Trend des Veranstaltungshallen-Business nicht an der Arena Leipzig vorüber: Im Zuge eines Namens-Sponsoring heißt der funktionale Bau seit Oktober 2019 offiziell Quarterback Immobilien Arena, benannt nach einer Leipziger Branchengröße.

Und ein bisschen „Wäre schön gewesen …“ gehört ebenfalls zu den Begleitern der Arena-Historie. Bereits kurz nach ihrer Eröffnung nahm die Halle einen festen Platz in der Leipziger Bewerbung um die Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele 2012 ein. In gewisser Weise war die Arena damals das neueste Aushängeschild moderner Sportstätten, die für die Spiele nicht extra hätten errichtet werden müssen. Die pure Nachhaltigkeit eben.

Folgerichtig war die Olympia-Uhr, die den Zeitraum rückwärts zählte, der bis zur erhofften Eröffnung der Spiele in Leipzig verblieb, für jedermann sichtbar vor der Arena aufgebaut. So inspirierend der Olympia-Traum für die gesamte Stadt und die mitteldeutsche Region auch war – er fiel dann doch eine Größenordnung zu ambitioniert aus, und die Uhr verschwand still und leise.

Apropos: Als die Arena entstand, war Leipzig gerade wieder im Kreis der deutschen Halbmillionenstädte angekommen. Zwanzig Jahre später zählt die begeisterungsfähige Sportstadt bereits mehr als 600.000 Einwohner. Zeit für eine weitere große Multifunktionshalle, befinden viele Entscheider. Eine passende Idee, stimmen erwartungsfreudige Nutzer zu. Indes, im Sportforum reicht der Platz dafür nicht mehr aus. Dieser prominente Ort bleibt der Arena in der Leipziger Sportstättengeschichte vorbehalten.

Stand: 25.05.2022

Bildergalerie - Arena Leipzig / Quarterback Immobilien Arena

Barthels Hof

Hainstraße 1 / Kleine Fleischergasse 2 | Ortsteil: Zentrum

Nur an einer Stelle bietet Leipzig noch die Gelegenheit, die Atmosphäre kennenzulernen, die von den mächtigen, verwinkelten, tief mit der umliegenden Bebauung verwobenen Durchgangshöfen ausging – in Barthels Hof. Zwar rumpelt kein schwer beladener, von erschöpften Pferden gezogener Planwagen mehr über das Kopfsteinpflaster und keine Warenbündel werden in die luftige Höhe der Dachgeschosse gezogen, doch die bauliche Struktur des Handelshofes vermittelt einen überzeugenden Eindruck von der Zeit vor fast 300 Jahren, als Leipzig mit der damals bekannten Welt Handel trieb und dabei wohlhabend wurde.

Rettung im letzten Moment


Barthels Hof steht für eines der zahlreichen Leipziger Wunder, die schon verloren schienen und in den Jahren seit 1990 auf erstaunliche Weise gerettet wurden – auch wenn der Erfolg zwischendurch gefährdet schien.

Der einmalige historische Wert von Barthels Hof war tiefgründigen Kennern ebenso wie oberflächlichen Betrachtern in den 1980er Jahren wohl bewusst. Gleichwohl griffen die Absperrzäune auf dem Hof immer weiter aus, um Besucher vor abstürzenden Fassadenteilen oder lockeren Dachziegeln zu schützen. Um den Zustand von Treppenhäusern und Warenluken wahrheitsgetreu zu beschreiben, musste jeder Berichterstatter zum düsteren Schwelgen im morbiden Charme greifen. Irgendwann war sogar das Gasthaus Barthels Hof niemandem mehr zuzumuten. Trauer und Wehmut ergriffen das kopfschüttelnde Publikum.

Gerade rechtzeitig kam der deutsche Einheits-Herbst des Jahres 1990. Und es nahte Jürgen Schneider aus Kronberg im Taunus. Mit ihm wollte plötzlich jeder zu tun haben, der heute am liebsten nicht mehr an den selbst ernannten „Baulöwen“ erinnert werden möchte. Jürgen Schneider spekulierte wild drauflos. Stöberte er eine verfallende Immobilie mit bleicher Substanz auf, erschlug ungezügelte Spekulation augenblicklich jede gebotene Vorsicht – und das angemessene ökonomische Kalkül erst recht. Doch halt, Schneider gierte ja nicht allein. In seine ergreifenden Hymnen von der vernachlässigten Leipziger Bausubstanz und der gebotenen Mission des „Wachküssens“ stimmten „seine“ Hausbanken lebhaft und wie in Trance mit ein. Eher bekamen vorsichtige, zu raschen Genehmigungen gedrängte Verwaltungsmenschen kalte Füße, als dass die involvierten Geldhäuser zur Mäßigung bereit gewesen wären. Aus der Leipziger Innenstadt wurde allmählich „Schneider-City“, und Barthels Hof war dazu auserkoren, das Immobilien-Reich mit einer Kombination aus Kommerz und dolce vita zu krönen.

Traditionsbewusst umgebaut


Barthels Hof besaß immer innere Werte. An der nordwestlichen Ecke des legendären Marktes gelegen, breitete er sich auf einem Grundstück aus, das in der beengten, aus dem Mittelalter ererbten Stadtstruktur nur bebaut werden konnte, wenn Vorgängergebäude abgerissen wurden. So geschah es. 

Seit 1523 stand hier das Haus Zur Goldenen Schlange, die Leipziger Dependance des Augsburger Bankhauses der Welser und damit ein früher Sachzeuge für den einträglichen Fernhandel. Reichlich zweihundert Jahre später trieben den Leipziger Kaufmann Gottlieb Barthel größere Pläne um. Zwischen 1747 und 1750 entstand Barthels Hof. Der schmucke, über drei Etagen reichende Erker „Zur Goldenen Schlange“ blieb erhalten, doch eine breite Einfahrt von der geschäftigen Straße her gelang nicht. Sie blieb dem nächsten Umbau in den Jahren 1870/71 vorbehalten, der gleich auch noch das Nachbarhaus zu einem stimmigen Ganzen formte. Doch wohin mit dem wertvollen Erker? Der Architekt Bruno Leopold Grimm verlagerte das wertvolle Original kurzerhand in das Innere des Hofes. Seither windet sich die namengebende Schlange dort um ein Kreuz, flankiert von wohl proportionierten baulichen Details, die für Entdecker wie geschaffen scheinen. Am besten mit einem kühlen sächsischen Wein im Glas auf der sommerlichen Terrasse des Gasthauses Barthels Hof. Denn die Traditionsgaststätte gibt es längst wieder, und sie rundet das Ensemble trefflich ab.

Verbliebenes Zeugnis der Leipziger Warenmessen


Der Leipziger Studiosus
Johann Wolfgang Goethe hat die Leipziger Durchgangshöfe ganz im Banne ihrer Funktion beschrieben als „nach zwei Straßen sich wendend, himmelhoch umbaute Hofräume, eine bürgerliche Welt umfassend, großen Burgen, ja Halbstädten ähnlich“. Die Idee war, zu den Handelsmessen in den schmalen Hof zwischen zwei mehrstöckigen Gebäuden hineinzufahren, die Fuhrwerke auf dem Hof zu entladen und das Grundstück ohne beschwerliches Wenden über die rückwärtige Ausfahrt wieder zu verlassen. Deshalb mündet Barthels Hof im hinteren Teil in die Kleine Fleischergasse. 

Alles bestens erhalten und funktional nachzuvollziehen. Unten auf dem Hof das frühere Handelsareal und in den Gewölben die Präsentationsmöglichkeit für begehrte „Mess-Waaren“. Darüber gediegene Wohnräume und die Kontorräume, wo Geschäfte besiegelt, Rechnungen geschrieben und das eingenommene Geld verwahrt wurde. Weit oben ausgedehnte Lagermöglichkeiten, erkennbar am weit herausragenden Kranarm für den Warenaufzug.

Barthels Hof – das ist Leipziger Handelsgeschichte in Stein und Holz. Ein Zeugnis für eine herausragende Aufschwungphase der Stadt und als letzter erhaltener Handelshof aus der Zeit der Warenmesse ein Kleinod.

Wertvolle Funde zum Sanierungs-Finale


Als Barthels Hof in den 1990er Jahren gründlich saniert wurde, mussten – einem damals vom Sächsischen Landtag soeben erlassenen Gesetz sei Dank – unter dem Pflaster des Hofes Flächengrabungen vorgenommen werden. Was Investoren in solchen, von betulicher Detailarbeit geprägten Monaten üblicherweise zu fiebriger Ungeduld verleitet, erwies sich als Glücksfall. Von Barthels Hof ist es ja nur ein Katzensprung bis zum nachgewiesenen, tausend Jahre zurückliegenden Ursprung der Stadt Leipzig, und entsprechend reichlich fielen die Funde aus – Gefäße, Scherben, Reste von Hausrat aus dem Leipziger Untergrund, ehe der Hof wieder korrekt kopfsteinbepflastert wurde.

Barthels Hof ist der auferstandene bauliche Edelstein geworden, von dem Jürgen Schneider träumte, zu dessen Erweckung er aber untaugliche, ins Kriminelle abrutschende Methoden bemühte. Am Ende verlor er sein Immobilien-Imperium. Der geldgebenden Bank war die erlittene Täuschung peinlich, und sie ließ die begonnene Renovierung nach der Schneider-Pleite im April 1994 möglichst geräuschlos vollenden.

Die zwischenzeitlich zu verkraftende Unruhephase verzögerte die Fertigstellung zwar bis 1997, doch wer denkt heute noch daran, wenn er das Ergebnis bestaunt!? Dank gebührt deshalb vor allem den vielen geschickten Leipziger Bauhandwerkern, die mit Barthels Hof ein riesengroßes Meisterstück abgeliefert haben, an dem sich jeden Tag tausende Besucher erfreuen können. 

Stand: 25.06.2022

Bildergalerie - Barthels Hof

Historisches Bildmaterial - Barthels Hof

Untergrundmessehaus

Markt | Ortsteil: Zentrum

Mancherlei Rekord findet sich in den Annalen der Leipziger Messe – älteste Messe der Welt, erste Mustermesse für die ungestüm expandierende Warenwelt während der Hochindustrialisierung, das Leitmotiv, die Weltmesse der 1920er Jahre zu sein. Ein Bauwerk, das die Welt bis dahin noch nicht gesehen hatte, findet sich ebenfalls unter den Pionierleistungen der Leipziger Messegesellschaft – das Untergrundmessehaus.

Messen in der „guten Stube der Stadt“


Der Eingang in die unterirdische Ausstellungswelt besteht nunmehr schon fast ein Jahrhundert lang ohne auffällige Veränderungen. Rötlicher Rochlitzer Porphyr, ein doppelter Treppenabgang, der in sechs Metern Tiefe zu einer Reihe von Eingangstüren mit eleganten Messingelementen führt, darüber die feingliedrigen Metallbuchstaben „Untergrundmesshalle * Markt.“ Edler Bauschmuck beherrscht die herausgehobenen Flächen. Die Harmonie mit der umgebenden Bestandsbebauung gelang beeindruckend. 

Allerdings – tempi passati – würde heutzutage an dieser Stelle niemand mehr ein unterirdisches Messehaus finden, sondern vielmehr den Eingang zur Station Markt des City-Tunnels. Dass der baugeschichtlich wertvolle Eingangsbereich aus dem Jahr 1925 unbedingt für den Verkehrstunnel aus dem Jahr 2013 erhalten bleiben musste, stand im strengen Forderungskatalog der Denkmalschützer. Auf die vorangegangene, aufgegebene Nutzung weist das originale, gegossene Metallschild mit seiner Erinnerung an die Bauherrenschaft der Leipziger Messe hin.

Die Rolle der Messe für die lokale und regionale Wirtschaft war groß, nur das Leipziger Stadtgebiet war ziemlich klein und bereits kompakt bebaut. Zur Frühjahrsmesse 1919 hätten 2.000 interessierte Aussteller abgewiesen werden müssen, wäre nicht eilig ein hölzernes Provisorium als Messehalle mitten auf dem Markt errichtet worden. Diese Lösung tat dem Geschäft gut, aber sah wirklich nicht attraktiv aus. Fünf Jahre lang musste sich der Leipziger Rat mit der zwar praktischen, aber ästhetisch zweifelhaften Behelfsarchitektur abfinden. Die Stadtspitze verlangte eine bestandskräftige Lösung.

Längst hatten sich Veranstalter, Aussteller und Besucher da schon an den Markt als Messeadresse gewöhnt. Der Platz bildete in der Rückschau das ursprüngliche Leipziger Messeareal mit seinem geschäftigen Treiben am historischen Kreuz von via regia und via imperii, das sich zu einer Weltwirtschaftsfunktion hochgearbeitet hatte. Zentraler ging es einfach nicht. Für einen Neubau anstelle der Baracke vor dem Alten Rathaus verblieb folgerichtig nur der Entwicklungsschritt hinab in die „Etage“ unter dem Straßenraum. Die Idee eines Untergrundmessehauses war geboren. Der Platz für einen Messepalast unter dem Markt hätte auch deshalb nicht passender sein können, weil in der Entstehungszeit des markanten Bauwerks die Messegesellschaft ihren Sitz in der Alten Waage an der Nordseite des weiträumigen Platzes hatte. Die Ausstellungshalle im Souterrain der „guten Stube der Stadt“ lag den Messeverantwortlichen förmlich zu Füßen.

Ein einmaliges Ausstellungsareal


Wer bis dahin den Markt nur als ebene Fläche kannte, sah 1924 plötzlich Bagger anrücken, die den Platz aufgruben. Ein Jahr später lud die Untergrundmessehalle bereits zur Frühjahrsmesse ein, und die Platzfläche darüber, mit dem mittigen
Stadtwappen in der Pflasterung war wieder hergestellt. Dank ihrer Maße von 98 mal 45 Metern bot die neue Messehalle auf 1.800 Quadratmetern Ausstellungsfläche Platz für 175 Aussteller in genormten Kojen.

Der einmaligen Bedeutung der Leipziger Messe in der DDR entsprechend, brachte zu dieser Zeit jeder Aussteller und jeder Besucher einen finanziellen und einen Prestigegewinn. Wie alle anderen Messehäuser der Innenstadt wurde die Nutzfläche der Untergrundmessehalle dringend gebraucht, was ihr zwischen 1986 und 1988 eine umfassende Sanierung bescherte. Als Zutat erhielt die Rückfront des oberen Fassadenteils, das dem Markt zugewandt ist, im Jahr 1979 ein langgestrecktes Gedenkrelief zur Würdigung historischer Ereignisse auf dem Markt. Geschaffen wurde es vom Leipziger Künstler Frank Ruddigkeit.

Doch schon in dem Jahr nach der gelungenen Sanierung begann ein marktwirtschaftlicher Umbruch, in den die Leipziger Messe mit aller Macht hineingezogen wurde. Konzepte änderten sich, Sicherheitsanforderungen innerhalb der historischen Mauern wurden verschärft. Damit war klar, dass die Frist für eine Untergrundmessehalle abläuft. Nur von ihrem historischen Ruhm konnte sie nicht leben, zumal sich alle Augen zu jener Zeit bereits auf das neue Messegelände richteten. Die parallel zur Leipziger Buchmesse veranstaltete Antiquariatsmesse 1993 geriet zum Finale der Ausstellungshalle. Dass sich ihre Türen wenig später noch einmal als Interim für eine Diskothek öffneten, verdeutlichte drastisch, wie stürmisch die Zeitläufe über das ursprüngliche Nutzungskonzept hinweggefegt waren. Ein endgültiges Aus?

Historisches Entree in eine moderne S-Bahn-Station


Mit dem City-Tunnel änderte sich nochmals alles. Die beiden Betonröhren für den Schienenweg führen ja fast diagonal unter dem Markt hindurch. Deshalb mussten sämtliche unterirdischen Einbauten in diesem Teil des Stadtraums entfernt werden, allen voran die Untergrundmessehalle, deren Reste im Jahr 2005 verschwanden. Doch ein repräsentativer Zugang mit historischen Bezügen auf die Vorgänger der neuen S-Bahn-Station war ein Glücksfall.

Zum zweiten Mal nach 1924 verwandelte sich der Markt 2005 in eine Baugrube. Zementsilos standen vor dem Alten Rathaus, und die Bagger drehten sich vor ehrwürdigen Fassaden. Der Terminplan hätte enger kaum sein können, denn es nahte die FIFA-Fußball-WM 2006 mit drei Vorrunden- und einem Viertelfinalspiel in Leipzig und massiven Besucherschüben an allen Spieltagen. Für die Bauleute des City-Tunnels ergab sich ein unerschütterlicher Pflichttermin im Bauablauf: „Deckel drauf“ über der halbfertigen S-Bahn-Station, bevor der Fußball rollte. Das „Sommermärchen“ enthielt eben recht unterschiedliche Facetten.

Ausgebaut wurde die Tunnelstation „Markt“ bis zur Betriebsaufnahme im Dezember 2013. Ob seither jeden Tag mehr Fahrgäste den historischen Eingang zum Untergrundmessehaus passieren, als Besucher an diesem Ort ihren Geschäften während der Messen nachgingen, mögen Statistiker feststellen. 

Stand: 29.12.2021

Bildergalerie - Untergrundmessehaus

Historisches Bildmaterial - Untergrundmessehaus

Wermsdorf

Wermsdorf (Sachsen) | PLZ 04779

Jenseits des Muldentals wird die Landschaft welliger. Wer auf der Autobahn nach Dresden unterwegs ist, spürt, wie das auf Beschleunigung getrimmte Betonband Platz in einem ruhigen ländlichen Raum beansprucht. Doch wer dann – kurz nach der Muldebrücke bei Grimma – einfach an Wermsdorf vorbeirollt, der verpasst etwas. Der Charme der ländlichen Gemeinde entspringt der enormen Spannweite aus bürgerlicher Kleinteiligkeit und aristokratischem Gepräge. Denn Wermsdorf zählt gleich zwei Schlösser – eines davon, Schloss Hubertusburg, hält sogar einen Europarekord.

Ein Schloss für adliges Jagdvergnügen


Am Anfang stand der Forst. Rund um Wermsdorf war er so wildreich, dass er sich der Aufmerksamkeit des sächsischen Hofes nicht entziehen konnte. Der dichte, gleichwohl lichte Wermsdorfer Forst avancierte zum Jagdrevier der Landesherren. Rückten sie hier zur Parforcejagd an, brauchte es vor allem Raum für all die Herrschaften und die Gerätschaften, um dem edlen Wild nachzustellen, für Kutschen und Pferde. Ein Rittergut mitten in Wermsdorf stieg zum ersten Jagdschloss auf. 

Ihm sieht jeder Besucher den ursprünglichen Zweck an. Ländliches Bauen bedeutete zweckmäßiges Bauen. Symmetrie war nachrangig. Deshalb weist das „Gesicht“ des ersten Wermsdorfer Jagdschlosses – heutzutage vor allem Sitz der Gemeindeverwaltung – unregelmäßige Gebäudeflügel auf. Pragmatismus galt als Leitmotiv: Hier die Gutsverwaltung, da der Pferdestall, dort der Speicher zum Einlagern der Ernte. Eine unprätentiöse, ländliche Idylle.

Dessen ungeachtet zog hier der Dresdner Hofstaat vor allem zur Jagd in den Wäldern ein. Ja, über das bucklige Pflaster des Torweges holperte die Kutsche sogar des sächsischen Kurfürsten. Ja, hinter dem prächtigsten Giebel des Vorderhauses (wo in unseren Tagen der Bürgermeister sein Amtszimmer genießt) befand sich das Schlafgemach, in dem August der Starke sein Haupt zur Nachtruhe bettete und von dem er tagsüber den Blick in Richtung Forst wandte. Ortsgeschichte und Landesgeschichte formen in Wermsdorf eine traute Einheit.

Mitten auf dem Lande ein großartiges Barockschloss


Symbolträchtig an einem 3. November, dem Hubertustag, der an den Schutzpatron der Jagd erinnert, genügte August dem Starken das vorgefundene bescheidene Jagdschloss dann aber doch nicht mehr. Der Landesherr dachte anno 1721 nicht zuletzt an seinen Sohn, der auf Jahre hinaus seine Wermsdorfer Jagdleidenschaft von einer wahrhaft aristokratischen Basis aus pflegen sollte. Der Blick fiel auf den sanft ansteigenden Hügel im Südosten. Dort sollte es entstehen, das neue, repräsentative, überragende, alle bisherigen Maßstäbe sprengende Jagdschloss des sächsischen Adels. Den Namen Hubertusburg kann jedermann mühelos entschlüsseln, der sich auch nur ansatzweise dem Thema Jagd zuwendet. 

Gebaut wurde recht zügig. Nach zwölf Jahren stand 1733 das größte europäische Landschloss, und diesen Spitzenplatz sollte die barocke, dem symmetrischen Zeitgeist des Bauens und Schauens verpflichtete Anlage nie wieder hergeben. Wermsdorf schrieb sich mit einem Gebäudekomplex der Superlative für immer in die europäische Adelsgeschichte ein.

Wechselnde Nutzungen des grandiosen Anwesens


Die Säle sind prächtig, der Ovalsaal ragt noch einmal besonders aus dem Reigen der Gemächer heraus. Die Räume sind beeindruckend hoch. Der Schlosshof gibt sich als Klein-Versailles (oder Loire-Schloss) mitten in Mittelsachsen. Kenner wissen, welches ausgreifende Kleinod sie hier vorfinden. Wer es noch nicht gesehen hat oder gar den Superlativen misstraut, dem sei ein Besuch dringend empfohlen. 

Eingeschrieben in die verworrenen Zeitläufe hat sich das Jagdschloss Hubertusburg allerdings weniger mit seiner faszinierenden Architektur denn vielmehr als erstrangiger Geschichtsort. Zunächst diente der ausgedehnte Gebäudekomplex mit angeschlossenem Park natürlich seinem Bestimmungszweck, der Jagd im Wermsdorfer Forst. Im Laufe der Zeit kreuzten sich hier aber sehr verschiedene Ereignisstränge. Da war zunächst der Siebenjährige Krieg. Als Knotenpunkt sächsisch-preußischer Rivalität löste er tiefe Rachegelüste aus. Die siegreichen Preußen schleppten aus dem Jagdschloss alle beweglichen Gegenstände und Pretiosen weg, derer sie habhaft werden konnten. Verschont blieb einzig und allein die katholische Schlosskapelle, und dieser Glücksfall schmückt die gesamte Anlage bis heute. Raumgestalt und Spitzenakustik fügen sich zusammen mit der original erhaltenen Balustrade für den Landesherrn zu einem beeindruckenden Ganzen. Die Kapelle entging der Plünderung, doch zum Schluss mussten die Ergebnisse des militärischen Ringens besiegelt werden. Es kam 1763 zum Frieden von Hubertusburg, geschlossen in einem Seitenflügel des Jagdschlosses, weil der arg geplünderte zentrale Teil des herrschaftlichen Anwesens dafür nicht mehr geeignet war. Immerhin, Frieden zog ein.

Doch seinen einstigen Spitzenrang hatte das ausgedehnte, aber entleerte Landschloss eingebüßt. Die sich ablösenden Folgenutzungen fielen deshalb eher banal aus: Lager für Landesvorräte, Lazarett für tausende Verwundete der Völkerschlacht bei Leipzig 1813, Gefängnis, Fliegerschule der deutschen Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg, psychiatrisches Fachkrankenhaus. Sogar ein Mythos rankte sich um Gebäudeflügel und Gewölbe: Schloss Hubertusburg stieg zeitweise zu einem der vermuteten Verstecke für das von den Nazis geraubte und danach verschollene, sagenhafte Bernsteinzimmer aus Zarskoje Selo bei St. Petersburg in Russland auf. Eine äußerst blasse Spur.

Sanierung eines Kleinods von Landesbedeutung


Mit der deutschen Einheit änderte sich auch auf Jagdschloss Hubertusburg alles. Das Fachkrankenhaus verließ seine dafür nicht geschaffenen Räume. Die Dächer und Fassaden mussten restauriert werden. Letztere Mammutaufgabe wurde mit Millioneninvestitionen des Freistaates Sachsen geschafft. Damit bietet sich vom Schlosshof auf der östlichen Seite aus wieder der grandiose, majestätische Anblick. Eine Fachmesse für
Jagd & Angeln ist immer im Herbst zu den Nutzungswurzeln des Schlosses zurückgekehrt. Überhaupt bietet der Herbst einen wahrhaft überwältigenden Anblick von Hubertusburg inmitten der bunt gefärbten Natur der Wermsdorfer Forst- und Teichlandschaft. Derweil finden im restaurierten zentralen Gebäudeteil des Schlosses wechselnde Kunst- und Geschichtsausstellungen in Regie der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden statt. 

Und das erste, kleine ländliche Jagdschloss? Die letzten sächsischen Könige haben es noch einmal für ihre Jagden genutzt, ehe 1918 die staatspolitische Einflusslinie der Wettiner gekappt wurde. An König Albert erinnern sich die Wermsdorfer aber gern. Sie haben ihm am Eingang zum ersten, aber auch finalen Wermsdorfer Jagdschloss ein Denkmal gesetzt. 

Die Landschaft rund um den Collm stellt eine Besonderheit dar. Wermsdorf ist von ca. 4.000 Hektar Wald und einer großen Anzahl Seen und Teiche umgeben. Die bekanntesten davon sind der Horstsee und der Döllnitzsee. Eine Besucherattraktion ist das Horstseefischen. Das große Wermsdorfer Fischfest findet jährlich im Oktober statt.

Stand: 06.08.2023

The Westin Leipzig

Gerberstraße 15 | Ortsteil: Zentrum-Nord

Hochhäuser sind ja – erkennbar gewollt – nicht gerade reichlich gesät in Leipzig. Doch eines am nördlichen Rand der City verlässt das gängige Muster auf die auftrumpfendste Art, die denkbar ist: das Hotel The Westin Leipzig.

Irgendwie schmückt sich die Fassade mit einer perlmuttgleich schimmernden Fassade. Wer einen spektakulären spätherbstlichen oder frühlingshaften Sonnenuntergang abpasst, sieht den quaderförmigen Baukörper dann für kurze Zeit triumphal feurig strahlen. Aufregender würde in diesem Moment nicht einmal ein New Yorker Wolkenkratzer die zahlreichen, auf den optischen Kick versessenen Spotter, anlocken.

Japaner betonieren den östlichen Aufstiegswillen


Kaum zu glauben, aber der Hotelbau ist ein Kind der späten DDR. Die Fassade musste glänzen, die Gestalt sollte auftrumpfen. Und in Leipzig wurden während der Frühjahrs- und der Herbstmesse die Geschäfte mit dem Westen eingefädelt, von denen es gar nicht genug geben konnte. Nur an passenden Hotels für die anreisende Business-Elite aus der räumlich nahen, geschäftlich fernen Marktwirtschaft mangelte es schmerzlich. Den Befreiungsschlag besorgte ein Gemeinschaftsprojekt mit der Japan-GDR Project Ltd., Tokyo. Der damals systemübergreifende Deal verschaffte Leipzig das erste Hotel mit wirklich internationalem Standard und einen qualitativen Sprung für alle auswärtigen Gäste, die bis dahin mit Interhotel-Eintönigkeit nicht recht glücklich wurden.

Ein passendes Grundstück war schnell gefunden. Die Gerberstraße als nördliches Einfallstor zur Stadt (für alle aus Richtung Flughafen bzw. Autobahn Anreisenden) bot auf einer Brache den geeigneten Platz. Für den 2. September 1978 findet sich die Grundsteinlegung in den Annalen. In der Baugrube präsentierten die japanischen Partner an diesem Tag ein Modell, von dem sich alle Leipziger fast ungläubig angezogen fühlten: Soviel Metropolenglanz in unserer strebsamen, aber irgendwie in ihrem Tatendrang gebremsten Stadt? 

Es wurde wahr. Auf das Richtfest am 28. März 1980 folgte die Übergabe des 96 Meter aufragenden „ersten Hauses am Platze“ am 13.März 1981 – pünktlich zur Frühjahrsmesse, denn ein vergleichbarer Rhythmus galt in dieser Stadt damals nicht. 

Allein schon der japanische Garten mit Wasserspielen und Laternen längs der Gerberstraße war einen Sonntagsspaziergang wert. Und erst das japanische Restaurant Sakura – bereits außerhalb der Leipziger Messen (wenn nicht die Preiskategorie M gleich Messe galt) ein fremdländisches, hoch willkommenes Geschmackserlebnis, mit dem kein Gastgeber etwas falsch machen konnte. Des weiteren das italienische Restaurant (man glaubt es heutzutage kaum, aber damals etwas angenehm Exotisches) und die kleine Bar im Eingangsbereich und und und… In den damals 447 Zimmern des Hotels wohnte ja kein Leipziger, und es wäre auch gar nicht gegangen, denn das Hotel, das nach dem antiken Gott der Händler Merkur getauft wurde, war ein Devisenhotel. Der ewig klamme, kleine ostdeutsche Staat versuchte damit einen Teil der hohen Kosten wieder einzuspielen, die beim Bau angefallen waren. Voll belegt strahlte das Hotel abends genau so, wie sich die Einheimischen den Glanz der weiten Welt erträumten.

Zuverlässige Konstante im geschäftigen Einheits-Deutschland


Acht Jahre nach der Eröffnung des Hotels Merkur hauchte die DDR ihre nur reichlich vierzig Jahre währende Existenz aus. Und damit fluteten erst recht all die Geschäftsleute nach Leipzig, die im Systemwandel ihre einmalige Chance erkannten und unbedingt nutzen wollten. Wenn sie nicht selber zuvor als Messegäste schon einmal „Merkur“-Bekanntschaft gemacht hatten, bekamen sie von Ost-Kundigen garantiert den heißen Tipp „Merkur“. In diesen Wochen erstrahlte das Haus jeden Abend so, wie es jedermann bisher nur aus den legendären Messezeiten kannte. Kaum eine Präsentation der tsunamigleich auf den neuen Markt strebenden Firmen ging ohne „Merkur“ (falls die Markt-Eroberer bereit waren, die hochschnellenden Sonderpreise quasi als Eintrittsgebühr zu bezahlen). Das Bankett- und Kongresszentrum sah täglich neue Stars der Wirtschaftswelt. Manches Hotelzimmer wandelte sich im Handumdrehen zu einer einstweiligen Firmen- oder Bank-Repräsentanz.

Ewig steigt solch eine Welle natürlich nicht. Die Physik des Geschäfts verlangt, Investitionen nachzuschießen. Die Deutsche Interhotel Holding als Eigentümerin des Hauses musste sich 1993 beim Abklingen der anfänglichen heißen deutschen Einheits-Geschäfte nach einem neuen Betreiber umschauen. Aus dem „Merkur“ wurde damals das InterContinental Leipzig. Mit frischem Kapital begannen nach einem knappen Jahrzehnt intensiver Nutzung umfangreiche Renovierungen. Zehn Jahre lang prangte der Schriftzug InterContinental ganz oben am Gebäude. Dann erzwang das wetterwendische Hotel-Business einen erneuten Betreiberwechsel. Auf InterContinental folgte The Westin aus der amerikanischen Unternehmensgruppe Starwood Hotels & Resorts. Daraufhin flossen 2005 fünf Millionen Euro in aufgemöbelte nunmehr 436 Zimmer und weitere dreieinhalb Millionen in das Nobelrestaurant Falco, auf dass im 27. Stock der spektakuläre Blick auf Leipzig trefflich mit internationaler Spitzengastronomie kombiniert werde. Der kulinarische Steilflug brachte zwei Sterne ein. Noch einmal fünf Millionen Euro werteten 2006 die Klasse von Lobby, Hallenbar und Wintergarten auf. The Westin Leipzig zielt vor allem auf Geschäftsreisende.

Ständiges Ringen um den Spitzenplatz

 

Beim Start vor über vierzig Jahren umsorgten 640 Beschäftigte im Hotel Merkur die umworbenen, vor allem internationalen Gäste. Inzwischen wird die gesamte Hotelbranche in einer geschäftigen Stadt wie Leipzig von einem noch hektischeren Geschäft getrieben. Eine Kernmannschaft von rund 200 Mitarbeitern im The Westin kümmert sich heutzutage um sämtliche Belange der anspruchsvollen Kundschaft. Outsourcing hat auch an dieser Stelle vieles möglich gemacht, was für die Kundschaft mit keinerlei Qualitätseinbußen verbunden ist. Im Gegenteil. Einschlägige Rankings bescheinigen dem Leipziger The Westin ununterbrochen einen Stammplatz unter den zehn besten deutschen Business Hotels und die Position des Primus in den östlichen Bundesländern.

Für die Kunden läuft die Identifikation mit einem Haus stets über die angesehene Kette, die es betreibt. Wichtig ist die Marke. Deshalb dürften die Wenigsten mitbekommen haben, dass die Immobilie noch ein paar mehr Wechsel mitgemacht hat, als der Markenname verrät. Die feine Trennung in den Eigentümer des Hauses und den möglichst internationalen Betreiber ist wenig aufregend für eine Gästeschar, die einfach zuverlässig verwöhnt werden möchte. Wer weiß deshalb schon, dass die Immobilie von The Westin seit 2016 dem französischen Konzern Covivio gehört? Geht es nach seinen Plänen, wird das Hochhaus mit seinen Anbauten im Norden durch zwei neue Bürotürme mit einem Übergang zu den 32 variablen Räumen im Kongressbereich ergänzt. Die bisherige Baugeschichte des Hauses an der Gerberstraße findet deshalb wohl eine passende Fortsetzung.

Allein schon die drei aufeinanderfolgenden Namen des Hotels bieten eine vortreffliche Gelegenheit, jüngste vier Jahrzehnte Leipziger Stadtgeschichte in eine plakative Formel zu packen: „Merkur went InterContinental and became The West in Leipzig.“ Wie passend! 

Stand: 25.04.2022

Bildergalerie - The Westin Leipzig

Historisches Bildmaterial - The Westin Leipzig

Zeitgeschichtliches Forum Leipzig

Grimmaische Straße 6 | Ortsteil: Zentrum

Wer diesen historischen Zeugenstand betritt, wird mit einem Riesenschritt konfrontiert. Es ist Der Jahrhundertschritt des Leipziger Künstlers Wolfgang Mattheuer aus dem Jahr 1974. Die zweieinhalb Meter hohe Bronzeplastik steht als Schlüssel-Metapher für das zerrissene 20. Jahrhundert. Ein besserer Zugang zum Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig, das die deutsche Teilung, den Vereinigungsprozess beider deutscher Staaten ebenso wie die Fortschritte und Hemmnisse des wiedervereinigten Landes thematisiert, ist kaum denkbar.

Scheinbar Selbstverständliches als Schatz bewahren


Bereits im Aufzug werden die Besucher in authentische Tondokumente förmlich eingehüllt. Sie reichen von der selbstreferenziellen, historischen Lüge „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten“ aus dem Juni 1961 bis zum zehntausendstimmigen „Wir sind das Volk“ aus dem Leipziger Umbruchs-Herbst 1989. 

Die Idee, auf jeden Fall in Leipzig ein Zeitgeschichtliches Forum einzurichten, stammt aus den frühen Einheitsjahren nach 1990. Rasant überstürzten sich damals die Ereignisse, so dass erfahrene Historiker gewissermaßen aus der unmittelbaren Bewegung heraus dringend empfahlen, Erinnerungen und passende Erinnerungsstücke aufzubewahren, damit sie im Sturzbach des Geschehens nicht für immer verloren gehen. Das Zeitgeschichtliche Forum (ZGF) als Filiale des Bonner Hauses der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland einzurichten, stand fest. Gleichwohl war zu klären, wo im Vergleich mit der beschaulichen Universitätsstadt am Rhein, denn die Dependance im brodelnden Leipzig verortet werden könnte. Entwürfe sprießen zahlreich, und die Entscheidung lief auf einen Neubau hinaus. Es bot sich an, dafür recht symbolträchtig keinen Solitär an einem einsamen Ort zu wählen, sondern einen Lückenschluss im Leipziger Zentrum. Die Grundsatzentscheidung fiel zügig, und gebaut wurde in einem passenden Terminraster. Der zehnte Jahrestag der deutschen Einheit stand als Eröffnungstermin fest und wurde eingehalten.

Exponate auf Dauer und im dauernden Wechsel


Das ZGF heißt aus gutem Grund nicht Museum. Selbstverständlich kommen die beiden Etagen der Dauerausstellung nicht ohne die Präsentation zeitgenössischer Exponate aus der Alltags-, Wirtschafts-, Kultur- und Militärgeschichte aus. Die frühere Grenze zwischen den beiden deutschen Staaten spielt dabei eine besondere Rolle. Als Zielgruppen wendet sich das Forum sowohl an die Erlebens-Generation der Teilungs-Epoche und des Vereinigungsprozesses als auch in besonderer Weise an junge Menschen, für die all die aufwühlenden Jahre reiner Geschichtsstoff sind, weil sie – gefühlt – unvorstellbar lange zurückzuliegen scheinen. Spätestens hier kommt der Forums-Aspekt unmittelbar zum Tragen. Das dritte Obergeschoss besteht aus einem großen Veranstaltungssaal und bietet Platz für die regelmäßigen Sonderausstellungen. Veranstaltungen des Zeitgeschichtlichen Forums Leipzig sind meist keine Termine des gepflegten, gedämpften akademischen Austauschs, sondern Hochämter des wogenden Meinungsstreits – wenn es um das Wirken der Treuhand geht, die Arbeitsmarktpolitik der frühen 1990er Jahre, den schwierigen Integrationsprozess der Streitkräfte beider deutscher Staaten oder die Deutungshoheit über den „ganz normalen“ Alltag in der DDR. Für den Deutschlandfunk bilden solche Dialog- und Publikumsrunden beliebte Sendeplätze, weil sie förmlich „hineinziehen“ in typische Kontroversen und auf verminte Klischee-Gelände mit Aufmerksamkeits-Garantie leiten. Auch
Leipzig liest, eines der größten europäischen Begegnungsforen zwischen zeitgenössischen Autoren und ihrem sensibilisierten Publikum, verzichtet in den jeweils dafür reservierten vier Tagen im März nie auf eine ganze Abfolge von Lesungen, die Appetit machen auf wichtige Neuerscheinungen des Buchmarktes.

Lehrreiche Blicke nach drüben und draußen


Wahre Renner sind die Sonderausstellungen im Zeitgeschichtlichen Forum. Die gesamte Architektur des Hauses ist auf Rundgänge und die passende Demonstration von Ereignis-Abläufen ausgelegt. Ob es – in jüngster Zeit – um die voneinander abweichende Vorstellung von Luxus in DDR und BRD ging, um die Funktion des Designs, die Auflösung der Nationalen Volksarmee unter dem Titel „Ab morgen Kameraden“ oder die Widerspiegelung des Alltags in verschiedenen Spielfilmproduktionen beider deutscher Staaten – immer sind Spannungsbögen weitab von einer weichgespülten Erinnerungskultur garantiert. Das trifft besonders auch auf jene Themen zu, bei denen die Perspektive von eigenen Erlebnissen und Empfindungen zum Blick nach draußen oder von draußen auf die deutsche Wirklichkeit wechselt, wie in den legendären Sonderausstellungen zur Vertriebenen-Problematik oder zum Verhältnis zu Großbritannien oder den USA.

Aktuell kann ein Zeitgenössisches Forum nur bleiben, wenn es selbst mit der Zeit geht. Wer die Präsentation 1999 erstmals gesehen hat, wird sie heutzutage wohl kaum wiedererkennen. Zu viel ist seither geschehen und wurde für wert befunden, verdientermaßen einen Forumsplatz zu belegen. Umbrüche und ihre Reflexion sind deshalb eine Konstante des Hauses.

Das Vermächtnis des Digedags-Erfinders


Und manchmal sorgen glückliche Zufälle für spektakuläre Bereicherungen der Sammlung. So geschehen, als
Hannes Hegen, den jedes Kind der DDR als Schöpfer der Zeitschrift „Mosaik“ und damit der drei Digedags kennt, der im Westen aber kaum bekannt war, am Ende eines langen, schöpferischen Lebens über einen Vorlass seiner Zeichnungen, der Entwürfe, der Probedrucke und des mediengeschichtlich ungemein aufschlussreichen Briefwechsels mit den Behörden der DDR nachdachte. Hegen beschloss, das alles sei in Leipzig, im ZGF am besten aufgehoben. Er fand Gelegenheit, sich selbst noch davon zu überzeugen, dass diese Entscheidung richtig war. Mittlerweile wurden Teile dieses Fundus der besonderen Art bereits in mehreren Ausstellungen gezeigt und von Workshops begleitet. Das ZGF hütet nach fester Überzeugung aller „Mosaik“-Fans also einen ganz besonderen Schatz, an dem man sich auch nach Jahrzehnten nicht sattsehen kann. Aus Sicht der Verantwortlichen des Zeitgeschichtlichen Forums gehört das „Mosaik“ übrigens in die Kategorie Comic, auch wenn dieser Begriff in der DDR verpönt war. Dort erschien die kostbare Bückware unter der Rubrik Bilderzeitschrift. Deutsch-deutsche Geschichte in Reinkultur.

Stand: 29.01.2023

Kupfersaal Leipzig

Kupfergasse 2 | Ortsteil: Zentrum

Strahlkraft erreicht die Kupfergasse im Leipziger Zentrum vor allem dann, wenn ein prominenzverdächtiger roter Teppich vor der breiten Eingangstür zu dem Gebäude im oberen Teil der schmalen Straßenverbindung liegt. Das zugehörige Etablissement erhielt seinen Namen von der vorüberführenden, klassisch gepflasterten Gasse – es ist der Kupfersaal. Baulich und programmatisch schlägt er einen bemerkenswerten Bogen von Leipzigs Vergangenheit in die Gegenwart der Großstadt. Kommerz, Kalorien und Kultur hießen bzw. heißen die Triebkräfte.

Restaurant in einem Messepalast


Kupfergasse von Osten her – das ist der raumfüllende Eindruck von der Fassade des einstigen
Kaufhauses Althoff/Centrum/Karstadt. Kupfergasse von Westen her – das wirkt wie die pure Dominanz des City-Hochhauses. Dazwischen liegt im Erdgeschossbereich der Kupfersaal. Seine Geschichte vollständig aufzuzeichnen, hieße, eine Monographie eines ganzen City-Quartals zu verfassen.

Dicht drängte sich die Bebauung hier immer. Sie war messegetrieben, und aus Leipziger Perspektive ist das meist Erklärung genug für den Wandel, der vom Handel profitierte. Ganze Häuserzeilen fielen, an deren Stelle in den Jahren 1912/13 einer der neuen innerstädtischen Messepaläste emporwuchs. Die Jahre unmittelbar vor dem Ersten Weltkrieg markierten den unbestrittenen Höhepunkt in Leipzigs bürgerlicher Entwicklung, auf die heutzutage gern schwärmerisch zurückgeblickt wird. Die Leipziger Messe brummte, die Vermögen wuchsen, die Stadt nahm einen Spitzenplatz in Deutschland ein. Doch welchen Namen sollte der neue Messepalast zwischen Neumarkt, Kupfergasse und Magazingasse denn passenderweise tragen? Die Bauherren erinnerten sich an das – für den Neubau abgerissene – Gasthaus Dresdner Hof im oberen Teil der Magazingasse und gaben dem ganzen Neubau diesen Namen. Das Messehaus Dresdner Hof, eine Oase der Pharmafirmen und der Kosmetikbranche, öffnete sich mit reich geschmückter Fassade vor allem zum Neumarkt hin, und auf der Seite der Magazingasse entstanden ein repräsentativer Empfangsbereich sowie die Bier- und Speisegaststätte Naumann-Bräu. Hinterer Teil des Dresdner Hofs – das klingt ein bisschen nach Abgeschiedenheit, war es aber nicht. Mit tausend Plätzen rangierte Naumann-Bräu an der Spitze der gesamten Leipziger Innenstadt-Gastronomie. Gedruckte Reiseführer stuften das Restaurant in die Kategorie „Alt-Leipzig“ ein und setzten ein X davor – das signalisierte: mit Unterhaltungsmusik. Namensgeber war die Brauerei Naumann – nach der marktführenden Riebeck-Brauerei einer der Platzhirsche der Brauereiindustrie in der Messestadt. Damit ist die Spur gelegt zu jenem Teil des Hauses, aus dem viele Wechsel und Wenden später der Kupfersaal werden sollte.

Beliebte Mensa der Universität


Durch den Zweiten Weltkrieg, der in der Innenstadt beträchtliche Gebäudeschäden hinterließ, kam der Dresdner Hof vergleichsweise glimpflich davon. Er bewahrte seine Messetradition und bot 500 Ausstellern begehrte Standflächen. An der Ecke Neumarkt/Magazingasse lud das
Filmkunsttheater Casino ein, das heutzutage wohl Programmkino heißen würde, und den Empfangsbereich bespielte ab 1980 das Kabarett academixer als academixer-Keller im klassischen Art deco. Schon Jahre vorher war das ehemalige Naumann-Bräu der Karl-Marx-Universität zugesprochen worden, die darin eine Mensa für die vielen Studenten und Mitarbeiter der innerstädtischen Sektionen und Institute einrichtete. Das „Kind“ bekam einen epochetypischen Namen und hieß fortan Kalinin-Mensa, benannt nach dem formalen sowjetischen Staatsoberhaupt der Vorkriegszeit, Michail Kalinin – soviel symbolische Verbeugung „vor den Freunden“ musste damals sein. Nicht der Name bescherte dieser Mensa außerordentliche Beliebtheit, sondern das schnöde Faktum, dass dort selbst die unspektakulärste Gemeinschaftsverpflegung immer ein bisschen besser schmeckte als in anderen Mensen der Uni, auch wenn es „bloß“ um Bratwurst mit Sauerkraut und Salzkartoffeln ging. Essenmarken für die Kalinin-Mensa im Vorverkauf zu erwerben, war unbedingt ratsam.

Zurück zur Kultur – Location mit City-Flair


Nach 1990 änderte sich für den Dresdner Hof – fast – alles. Die academixer nahmen weiterhin die Zeitläufe auf die Schippe, und hatten dafür allen Grund. Das Filmkunsttheater Casino schloss, die Leipziger Messe verabschiedete sich aus der Innenstadt und hinterließ mit dem einstigen Ausstellungspalast ein grundsolides Gebäude, das sich großenteils in einen Seniorenstift verwandelte. Auch für die Kalinin-Mensa kam das Aus. Der traditionsreiche Saal durchlebte anschließend ein unstetes Interregnum als eine Art Ausweichquartier für allerlei flüchtige Verkaufsaktionen wie den Schreibwarenladen „Pfennigpfeiffer“. 

Aus der attraktiven historischen Hülle ließ sich selbstverständlich mehr machen. Seit 2017 betreibt die Leipziger Philharmonie – anfangs gemeinsam mit dem Lyvelyrix e.V. – den rundum renovierten Saal mit seiner beeindruckenden Akustik. Kreative Wortprogramme und verschiedene Musikgenres dominieren das Programm. Lesungen, Poetry Slam und spannungsgeladene Diskussionen finden ihr Publikum ebenso wie klassische Musik und saisonale Höhepunkte. Die Bühne, die viel größer wirkt, als man ihr das von der Kupfergasse her zutraut, wird außerdem gern durch verschiedene Veranstalter genutzt, die für ein anspruchsvolles Publikum auf der nimmermüden Jagd nach einer „angesagten location“ sind. 560 Besucher finden in dem Saal Platz. Eine Bar im Eingangsbereich wirkt als Magnet und komfortabler Entschleunigungsbereich vor vielen der hierher ziehenden Events. 

Der Kupfersaal tut dem gesamten Gebäude gut, weil er wieder urbanes Leben in die schmale Gasse gebracht hat, um die es viel zu lange so verdächtig still geworden war. 

Stand: 09.02.2022

Bildergalerie - Kupfersaal Leipzig

Historisches Bildmaterial - Kupfersaal Leipzig

Kunstkraftwerk Leipzig

Saalfelder Straße 8b | Ortsteil: Neulindenau

Die Kunst formt nun schon ein paar Jahre lang das Haupt-„Produkt“ dieses Betriebs. Doch als Kraftwerk symbolisierte der Standort lange Zeit gänzlich andere Energien. Sie unterstützten das Aufblühen des Stadtteils Lindenau, und die Fixierung auf Kunst setzt nun Energien des Funktionswandels und der Kreativwirtschaft frei. Das Kunstkraftwerk Leipzig hat eine neue Leitfunktion übernommen. Ein Kraftort zeitgemäßer Energien ist es geblieben.

Pionierrolle in der Stromproduktion für die Straßenbahn


Besuchern begegnet das langgezogene Gelände des Kunstkraftwerks als lässig zugeschnittenes Tortenstück. Im Süden fehlt die Spitze. An dieser Schmalseite fügen sich das geschmiedete Eingangstor und ein kleines Kontorgebäude eng aneinander. Klassisch holpriges Kopfsteinpflaster weist Neugierigen den Weg in eine industrielle Vergangenheit. An der westlichen Grundstückskante schmiegen sich Fabrikhallen an die Fahrzeughallen der
Leipziger Verkehrsbetriebe. Im Osten fällt das Areal hinter einer Baumreihe steil zum Karl-Heine-Kanal, dem künstlichen Wasserweg der Leipziger Hochindustrialisierung, ab. Und im Norden komplettiert der weite Bogen der Eisenbahnstrecke nach Zeitz und Gera die Tortenstückgestalt. Mehr Industrie und Verkehr in einer sich wechselseitig verstärkenden Nachbarschaft war in der Entstehungszeit des Kraftwerks schwer vorstellbar.

Der elektrische Funke zündete in einem Umfeld voller Hoffnung auf ein gutes, neues Jahrhundert im Jahr 1900. Elektrische Straßenbahnen gab es zu diesem Zeitpunkt erst seit vier Jahren in Leipzig. In der Straßenbahngesellschaft lief ein forcierter Netzausbau in die frisch eingemeindeten Stadtteile im Westen. Den erforderlichen Strom bezog sie aus einem eigenen Kraftwerk direkt am Straßenbahndepot. Viel später gelangte die frühe Energiezentrale von den Leipziger Verkehrsbetrieben zum Energiekombinat. Dadurch konnten die betagten Kessel in den 1960er Jahren durch neue ersetzt werden. Es blieben die letzten Investitionen. 1992 erloschen in diesem Betrieb die Feuer.

Kulturelle Erweckung mit Klassikbezug


Lange schlummerten die massiven Backsteingebäude einer ruinösen Zukunft entgegen, ehe der Architekt
Ulrich Maldinger und der Medizinstatistik-Professor an der hiesigen Universität, Markus Löffler, beschlossen, viel Geld und jede Menge Ideen in die gründliche Umgestaltung des Kraftwerks zu investieren. Sie kauften das dringend pflegebedürftige Industriedenkmal. Nach umfangreichen Bauwerksanierungen zog die Kunst ein. Ihr werden vollkommen neue Präsentationsformen geboten.

Besucher betreten das ehemalige Kesselhaus mit seinen hohen Fensterreihen von der Seite her und stoßen zuerst auf weiß gekalkte Wände und eine patriotisch-politische Losung, die ihre Entstehungszeit in der DDR nicht verleugnen kann. Schwere Stahltüren verschließen Seitengänge und den früheren Kohlebunkerschlund. Denkmalatmosphäre rundum. Die eigentliche Arena ist eine klassische Industriehalle von respektablen Ausmaßen und mit typischen, unverputzten Ziegelwänden. Hier standen die mit Kohle beheizten Kessel und nebenan die elektrischen Umformer. Nur ein funktionslos gewordener Portalkran mit einem mächtigen Haken an schwerer Eisenkette weist gegenständlich auf die längst vergangene Nutzung hin.

Das jüngst investierte Kapital steckt in Hochleistungs-Präsentationstechnik mit raffinierten Überblendfunktionen der 360-Grad-Projektoren und in Audiotechnik, die in der Halle Achtung gebietende Halleffekte erzeugt. Reflektiert werden die eingespielten Klänge eben nicht von den edlen Hölzern eines akustisch optimierten modernen Konzertsaals, sondern von den kahlen Wänden einer Werkhalle. Klingt unerhört. Und die Aromenkomposition der Luft lässt sich am besten als dezent würzig mit einem gelegentlichen herben Kohlehauch aus den Poren des geschichtsträchtigen Mauerwerks deuten. 

Über die eher schrundigen und keineswegs glatten Wände laufen rund 20 Minuten lang die mit eindrücklichen Musikstücken untermalten immersiven Präsentationen. Einen fast vollkommenen Eindruck vermittelt die Betrachterposition im Zentrum der Halle. Präsentierte Bewegung findet rundherum statt. Seit 2018 ist das Programm des Kunstkraftwerks deutlich italienisch geprägt. Familiale und familiäre Linien in der Biografie von Markus Löffler haben diese Richtung vorgezeichnet. Italienische Spezialisten stimmten ihre kunsthistorische Sicht gefühlvoll auf die ungewöhnliche Umgebung ab. Renaissance-Kunstwerke von da Vinci, Raffael und Michelangelo beziehen ihren Spannungsbogen aus der unmittelbaren Konfrontation mit Leipziger Industriekultur. Die beiden Ebenen unterschiedlicher Klassik harmonieren perfekt. Die Projektoren holen mit höchster Auflösung aus den Kunstwerken Details hervor, die sich selbst direkt vor den Originalen nicht zwangsläufig erschließen. Ersetzt deshalb ein Besuch im Kunstkraftwerk in Lindenau einen Besuch in den Uffizien in Florenz oder in anderen Weltzentren der Kunst in Italien? Keineswegs, denn es geht eher darum, mit dem unaufdringlich auf Details gerichteten Blick die Lust auf die originalen Gesamtkunstwerke anzufüttern und ein latent vorhandenes Reisefieber weiter anzuheizen.

Energiespender des Kulturkalenders


Das Kunstkraftwerk ist nach kurzer Zeit im geschäftigen Leipziger Kultur- und Event-Spektrum angekommen. Mit staunenswerten Präsentationen, der Teilnahme an diversen Festivals vom Pflichtstück
Leipzig liest bis zum Tag des offenen Denkmals sowie saisonalen Schaueinlagen, wie der Präsentation neapolitanischer Weihnachtskrippen, hat sich das Kunstkraftwerk die Zuneigung einer wachsenden Fan-Gemeinde erobert. Im Jahr 2021 fand erstmals das Bright Festival Connect statt. Internationale Künstler kommen seitdem jährlich für drei Tage nach Leipzig und bieten dem staunenden Publikum immersive Kunst, interaktive Installationen, Live-Performances, virtuelle und augmented Virtuality, Video-Mapping und Lichtdesign. Tagsüber gibt es zusätzlich Workshops und abends Live Sets. 

Mancher Event-Manager weiß außerdem, dass er mit einer stimmungsvollen Firmenfeier in der umfunktionierten Werkhalle nichts falsch machen kann. Und zum Jahr der Industriekultur in Sachsen – 2020 – lief eine spezielle Präsentation Leipziger Industriefotografie aus 140 Jahren. Dem Lichtbildfundus wurde Dynamik eingehaucht. Wer bis dahin annahm, rund um das Kraftwerk die vielgestaltigen Spuren der industriellen Vergangenheit bereits bestens zu kennen, sah sich eines Besseren belehrt. 

Stand: 15.01.2023