Bildlexikon Leipzig

Grassimuseum

Johannisplatz 5-11
Ortsteil: Zentrum-Südost

Das Grassimuseum zählt zu den größten Museumkomplexen in ganz Deutschland. Es wurde zwischen 1925 und 1929 am Johannisplatz von Hubert Ritter im Stil des Art-déco und der Neuen Sachlichkeit errichtet. Das Grassimuseum beherbergt drei Museen von internationalem Rang, das GRASSI Museum für Angewandte Kunst, das GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig und das Musikinstrumentenmuseum der Universität Leipzig. Seinen Namen verdankt das Museum seinem Stifter, dem Leipziger Kaufmann Franz Dominic Grassi.

Der Mäzen Grassi und die Zwei Millionen Goldmark


Die Geschichte des Grassimuseums reicht bis ins frühe 19. Jahrhundert zurück. Zu dieser Zeit entstanden in Leipzig bedeutende Sammlungen der Völkerkunde und des Kunstgewerbes, welche zunächst von privaten Vereinen getragen wurden. Der Leipziger Bankier und Kaufmann italienischer Herkunft, Franz Dominic Grassi, hinterließ seiner Heimatstadt nach seinem Tod im Jahr 1880 ein Vermögen von rund 2,4 Millionen Goldmarkunter der Prämisse, sie für „Annehmlichkeiten und Verschönerungen der Stadt“ zu nutzen. Neben der Verwendung für prächtige Bauwerke, Parkanlagen und Denkmäler, wurde Grassis großzügiges Vermächtnis für den Bau eines eigenen Gebäudes für die Sammlungen genutzt: Das Alte Grassimuseum wurde nach dem Namen seines Stifters von 1892 bis 1895 im Stil der Neorenaissance und nach Plänen des Stadtbaurats Hugo Licht an der Südseite des damaligen Königsplatzes, heute Wilhelm-Leuschner-Platz, erbaut. Ab 1900 beherbergte es das Museum für Völkerkunde und das Kunstgewerbemuseum Leipzig.

Vom Königsplatz zum Johannisplatz: ein museales Schwergewicht entsteht


Die Ausstellungsflächen des Museums wurden aufgrund der rasant wachsenden Bestände der völkerkundlichen und kunsthandwerklichen Sammlungen schnell zu klein für die alten Gemäuer. Auf Initiative des damaligen Museumsleiters Richard Graul wurde vom Stadtrat ein entsprechender Neubau beschlossen, der den Ausstellungsexponaten angemessenen Platz bieten sollte. Dieser wurde aus Mitteln des Vermächtnisses von Grassi finanziert. Zwischen 1925 und 1929 wurde das neue Grassimuseum nach Entwürfen der Leipziger Architekten Hans Voigt und Carl William Zweck vom Stadtbaurat Hubert Ritter im Stil des Art-déco und der Neuen Sachlichkeit auf dem Johannisplatz neben der Johanniskircheerbaut. Die neue Museumsanlage entstand auf der trapezförmigen Grundfläche des ehemaligen Johannishospitals aus dem 15. Jahrhundert, welches für den Bau des Grassimuseums abgerissen wurde. Die Seitenflügel des Gebäudes zwischen DresdnerStraße und Prager Straße waren ursprünglich auf die 1963 gesprengte Johanniskirche ausgerichtet. Das Gebäude beherbergt seitdem die drei international bedeutsamen Museen, das GRASSI Museum für Angewandte Kunst, das GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig und das Musikinstrumentenmuseum der Universität Leipzig. Im Südflügel des Museums war zu dieser Zeit das Messehaus Grassimuseum untergebracht, wo die 1920 von Richard Graul begründete Grassimesse, eine museumseigene Verkaufsmesse, stattfand. Die dort groß angelegte Schau „Europäisches Kunsthandwerk“ verhalf dem Museum zu internationalem Ansehen und entwickelte sich innerhalb kürzester Zeit zu einem Forum für die Kunstgewerbe-Elite.

Durch die Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg wurden die Sammlungen stark beschädigt und gingen zum Teil verloren. Aufgrund des fortschreitenden baulichen Verfalls des Museums seit 1945 konnte der Betrieb nur sehr eingeschränkt in der reduzierten Ständigen Ausstellung in fünf von ursprünglich 30 Räumen fortgeführt werden. Es folgten Jahrzehnte der Provisorien und der teilweisen oder gänzlichen Schließung der Museumsräume. Im Jahr 2007 wurde das Grassimuseum nach umfassender Sanierung und Modernisierung unter der Leitung des Londoner Architekturbüros David Chipperfield Architects wiedereröffnet. 

: Nach Eröffnung des ersten Ausstellungsrundgangs „Antike bis Historismus“ der neu konzipierten Ständigen Ausstellung 2007 wurde 2010 der zweite Ausstellungrundgang „Asiatische Kunst. Impulse für Europa.“ der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Nach der vollständigen Rekonstruktion der Pfeilerhalle mit typischen Elementen des Art-déco wurde 2012 der dritte Ausstellungsrundgang „Jugendstil bis Gegenwart“ eröffnet.

Zwischen goldener Ananas und bronzener Hirschkuh


Die architektonische Gestaltung des Grassimuseums verbindet eine klare, funktionalistisch orientierte Formensprache mit den expressiven Schmuckformen des Art déco. Der ein- bis dreigeschossige Museumskomplex aus rötlichem Rochlitzer Porphyrtuff wurde im für den Entstehungszeitraum charakteristischen Stil des Art-déco errichtet. Er besteht aus einem einfachen Stahlskelett mit ausfachendem Mauerwerk und einem kupfergedeckten Dach, wobei auf Bauschmuck weitgehend verzichtet wurde. Unweit des Eingangs am Täubchenweg befindet sich das Friccius-Denkmal, welches an die Erstürmung des äußeren Grimmaischen Tores durch die Königsberger Landwehr unter Major Friccius 1813 erinnert. 
Über dem siebentorigen Eingangsbau thront auf dem Architrav in goldener Schrift der Name „Grassimuseum“. Über einen Innenhof, dem „Ehrenhof“, gelangt man zum Mittelbau mit einer breiten, als Säulenhalle konzipierten Durchfahrt, von wo aus die Eingangstreppen zu den beiden Museumsflügeln hinaufführen. Auf dem Dachgesims der durch sechs Kolossalpilaster gegliederten Hauptfassade bekrönt ein aufgesetztes Türmchen mit sechs schmalen Fenstern und einem fast neun Meter hohen dekorativen Aufbau den Komplex. Bei letzterem handelt es sich um eine gezackte, fontainenförmige Schalenform, die optisch einergoldenen Ananas gleichen soll. Über einen Durchgang unter dem Mittelbau gelangt man in einen zweiten Innenhof. Hier befindet sich im Rehgarten die lebensgroße bronzene Art-déco-Plastik einer vom Dresdner Bildhauer Paul Berger 1928 geschaffenen Hirschkuh, die von Diana, der römischen Göttin der Jagd, gestreichelt wird. An den Innenhof schließt unmittelbar der parkähnliche Alte Johannisfriedhof an, welcher als Lapidarium bewusst in die Gestaltung mit einbezogen wurde. Durch das Zusammenspiel aus Kunst, Kultur und Natur stellt das Grassimuseum einen einzigartigen Anziehungspunkt dar.

Vereinte Kontraste von Art-déco bis Bauhaus


Die Gestaltung der Innenbereiche des Museums wurde eher sparsam gehalten. Das weitläufige Haupttreppenhaus beherbergt mit der vom Bauhaus-Künstler Josef Albers 1926 konzipierten Verglasung der bis zu 18 Meter hohen Fenster ein einzigartiges Kunstwerk der Moderne: Die unterschiedlichen geometrischen Variationen bilden einen Kontrast zwischen Außenfassade und Verglasung. Die im Krieg zerstörten Fenster wurden 2011 von der Paderborner Glasmalereiwerkstatt Peters wiederhergestellt. 
Das Herzstück des Museums ist die Pfeilerhalle im GRASSI Museum für Angewandte Kunstaus dem Jahr 1927. Der Raum war bis 1943 einer der repräsentativsten Veranstaltungssäle Leipzigs und musste nach den Kriegszerstörungen umfassend saniert werden. Raumhohe Dreikantpfeiler mit integrierten Schauvitrinen tragen eine laufende Galerieempore, die im Obergeschoss den Übergang in den zur Prager Straße gelegenen Flügel markieren. Mit seinen Formen im Zackenstil und der Farbgebung im vorherrschenden Rot, mit Akzenten in Blau und Gold, repräsentiert die Pfeilerhalle auf besondere Weise den Stil des Art-déco.

Ein Streifzug durch 3.000 Jahre Kunst und Kultur


Das Grassimuseum beheimatet als Museumsquartier drei Museen von internationaler Bedeutung: Das GRASSI Museum für Angewandte Kunst zählt europaweit zu den führenden Häusern für Gestaltung und angewandte Kunst. In wechselnden Ausstellungen zu Kunsthandwerk, Fotografie, Design und Architektur werden Sammlungen und Highlights aus mehreren Jahrhunderten präsentiert. Die Grassimesse bietet alljährlich ein internationales Forum für zeitgenössisches Design und Kunsthandwerk. In der Ständigen Ausstellung mit den Schwerpunkten Bauhaus, Art-déco und Jugendstil kann der Besucher einen Streifzug durch 3.000 Jahre Kunst- und Kulturgeschichte unternehmen. Der Sammlungsbestand umfasst etwa 230.000 Exponate des europäischen und außereuropäischen Kunsthandwerks von der Antike bis zur Gegenwart.

Das GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig zeigt in der Dauerausstellung und diversen Sonderausstellungen ethnologische Sammlungen, die nach den verschiedenen Kontinenten geordnet sind. Den Grundstock des Museums bildet die Sammlung des Dresdner Hofrats und Bibliothekars Gustav Klemm mit etwa 200.000 Objekten.

Das Musikinstrumentenmuseum der Universität Leipzig bietet in seiner Schau- und Studiensammlung Einblicke in die internationale Musik- und Kulturgeschichte aus Zeiten der Renaissance, des Barock und der Zeit Johann Sebastian Bachs in Leipzig. Es ist mit seinen rund 10.000 Ausstellungsobjekten, darunter wertvolle europäische und außereuropäische Instrumente, das zweitgrößte Musikinstrumenten-Museum Europas und Station 5 auf der Leipziger Notenspur.

In den „Museen im GRASSI“ finden alljährlich verschiedene Großveranstaltungen statt, die viele Besucher anziehen. Dazu gehören die Museumsnacht Halle und Leipzig und das Grassifest. Bei letzterem werden in den Innenhöfen und Ausstellungen verschiedene Programmpunkte geboten, wie Kreativangebote, Workshops, Führungen sowie ein Musik- und Bühnenprogramm.

Bildergalerie - Grassimuseum

Historisches Bildmaterial - Grassimuseum

Clown-Museum Leipzig

Breite Straße 22
Ortsteil: Reudnitz-Thonberg

Das Clown-Museum Leipzig wurde 2010 von Hans-Dieter Hormann eröffnet. Europas einziges Clown-Museum beherbergt in vier Ausstellungsräumen rund 25.000 Exponate. Auf der Bühne im Foyer finden regelmäßig verschiedene Aufführungen, darunter Gastspiele von international bekannten Clowns, statt.

Aus Sammelleidenschaft wird Europas einziges Clown-Museum


Die Kunst der Clowns und Spaßmacher reicht mehr als 2.000 Jahre zurück. Wohl kein anderer Beruf sorgt für so viel Heiterkeit, wie der eines Clowns. Sein Name leitet sich vermutlich vom französischen „colon“, zu Deutsch Bauer oder Tölpel, ab. Im 16. Jahrhundert war der Clown eine lustige Theaterfigur mit der Aufgabe, ernste Geschichten aufzulockern. Später traten die Spaßmacher auf Jahrmärkten auf, bevor sie ihren festen Platz schließlich im Zirkus fanden. Die Clowns in Süd- und Mitteleuropa waren poetisch, während sie in Russland politisch und in Nordamerika schriller, dicker und größer als anderswo waren. Die charakteristische weiße Schminke im Gesicht, die roten Lippen und Wangen wurden erst im 19. Jahrhundert zu ihrem Erkennungszeichen.

Die Besucher in Europas einzigem Clown-Museum in Leipzig werden mit den Worten Charlie Chaplins: „Ein Tag ohne Lachen ist ein verlorener Tag.“ begrüßt. Der weltberühmten Stummfilmlegende ist in den Räumlichkeiten ein eigener Bereich gewidmet. Das vom Verein „Dipetos Welt der Clowns e.V.“ betriebene Clown-Museum wurde vom heutigen Museumsdirektor Hans-Dieter Hormann im April 2010 eröffnet. Als pensionierter Architekt und passionierter Clown-Bewunderer galt sein Interesse bereits seit seiner Jugend den Komikern mit der roten Nase und den riesigen Schuhen. Seitdem ihn als Neunjährigen eine Clownsfigur im Schaufenster begeisterte, wurde ihm fortan zu verschiedenen Anlässen etwas mit Zirkus-Bezug geschenkt. Aus dem Interesse wurde schließlich eine Sammelleidenschaft für alles mit Clown-Bezug, welche nach Beendigung seiner beruflichen Laufbahn im Clown-Museum mündete. Ziel Hormanns war es, eine Kultur zu erhalten und diese öffentlich zugänglich zu machen.

Alles rund um die Spaßmacher mit roter Nase und riesigen Schuhen


Die Ausstellung beherbergt in vier Räumen rund 25.000 Exponate, darunter ca. 8.000 Clown-Figuren aus unterschiedlichen Materialien und Ländern, mehr als 3.500 Filmplakate, über 800 Bücher, Marionetten, Programmhefte, Filmaufnahmen, Instrumente sowie historische Fotografien und etwa 600 Zeitungen, die älteste stammt aus dem Jahr 1856. Unter den Exponaten befinden sich auch hunderte katalogisierte Originalfotos berühmter Clowns des bekannten Künstlerfotografen Dieter Preiß. Bei zahlreichen Ausstellungsstücken handelt es sich um Geschenke von weltberühmten Stars der Brancheoder deren Verwandten, darunter Original-Kostüme von Walter GalettiOleg Popow und des beliebten von Jiří Vršťala verkörperten Clowns Ferdinand. Auch eine Grock-Marionette, der Original-Schminkkasten von Charlie Rivel und ein Programmheft von seinem Gastspiel im August 1939 im Krystallpalast Varieté befinden sich in der umfangreichen Sammlung. Die Originalpuppen Hurvinek und Spejbl, die als Vater und Sohn bekannten hölzernen Marionetten aus Prag, sind ein Ausstellungshighlight. Im Jahr 2021 entstand ein Ausstellungsraum, welcher allein der Geschichte des Lachens gewidmet ist. Ein über zwei Meter großes Schaubild veranschaulicht die Entwicklung des Lachens und Frohsinns seit der griechischen Mythologie.

Das Clown-Museum verfügt über die Stadtgrenzen hinaus in der erstaunlich großen Szene in Europa über eine noch stärker ausgeprägte Bekanntheit als in Leipzig selbst. Bezüge der Leipziger Clown-Szene bestehen bis hin zu den Theaterreformatoren Johann Christoph Gottsched und Caroline Neuber, die den Hanswurst – einen Vorgänger des Clowns – in Leipzig 1737 von den Bühnen der Stadt vertrieben. Fortan wurden Schauspiele mit literarischem Anspruch und ohne obszöne Improvisationsspiele aufgeführt. Nach dem Verschwinden des Spaßmachers aus dem Theater kehrte er schließlich über den Zirkus und die Jahrmärkte wieder zurück.

Dank seines ausgezeichneten internationalen Rufes und dem damit einhergehenden Vertrauen werden dem Museum immer neue Ausstellungsstücke geschenkt und die Sammlung fortlaufend erweitert. Im Jahr 2014 wurde dem Museum vom World Parlament of Clowns der „Planet of Smile Award“ verliehen. Zu Gast sind jedes Jahr bekannte internationale Clowns, welche dem Museum nicht nur einen Besuch abstatten, sondern auf der kleinen Bühne auftreten. Diese wird auch regelmäßig für diverse Vorführungen für Kindergarten- und Schulkinder genutzt. Ein großer Förderer des originellen Museums ist Thorsten Wolf, Schauspieler sowie Kabarettist des Kabarett-Theaters Leipziger Funzel. Er organisierte für den Erhalt des Museums die Patenschafts-Aktion „Weniger Smartphone – Mehr Phantasie“ und unterstützt es auf vielfältige Weise.

Bildergalerie - Clown-Museum Leipzig

Bergbau-Technik-Park

Großpösna
Am Westufer 2 (Freiluftmuseum an der Bundesautobahn A 38)

In dieser Gegend haben Menschen die Landschaft mit all ihren ursprünglichen Merkmalen komplett umgestaltet. Ein knappes Jahrhundert lang fand ein Totaleingriff in die vorgefundene Natur statt, wie sie zuvor über Jahrtausende hinweg ohne menschliches Zutun entstanden war. Im Leipziger Südraum hat der Braunkohlebergbau das Land und die Menschen geprägt. Akribisch gesammelte technische Sachzeugen im Bergbau-Technik-Park zeigen, mit welch immensem technischen Aufwand und warum der Eingriff in die natürliche Umwelt geschah. Ein Besuch erleichtert die Spurensuche und deckt Zusammenhänge auf. Aus luftiger Höhe eröffnet sich aus Baggerfahrerperspektive ein verstörend-erklärender Blick, wie dicht der Bergbau bis in die frühen 1990er Jahre bereits an die Großstadt herangerückt war, als abrupt der große Stopp verordnet wurde. Die Leipziger Silhouette mit Neuem RathausThomaskircheCity-Hochhaus und Völkerschlachtdenkmal liegt zum Greifen nahe.

Technische Riesen im Leipziger Neuseenland


Der Bergbau-Technik-Park befindet sich zwischen Markkleeberger See und Störmthaler See. Er ist ein Freiluftmuseum und präsentiert im Leipziger Neuseenland Industriekultur pur. Hier stehen keine Modelle in Vitrinen, sondern die zur Ruhe gekommenen Tagebauriesen vermitteln einen selten gewordenen Originaleindruck von den Dimensionen der Kohleförderung und der eingesetzten Technik. 

Kein Museumsbau hätte die beiden größten Exponate beherbergen können, den Bandabsetzer 1115 und den Schaufelradbagger 1547 mit ihren beeindruckenden reichlich 30 Metern Höhe. Beide Großgeräte stammen aus den Jahren 1985 bzw. 1986, haben also nur rund ein Jahrzehnt im aktiven Dienst gestanden – der eine, um Erdmassen, die auf dem Kohleflöz lagerten, über einen weit gespannten Ausleger zu verkippen, der andere, um den eigentlichen Zweck aller Aktivitäten zu erfüllen, nämlich das natürliche Kohlelager abzubauen. Ein vielschichtiges Räderwerk aus Mensch und Maschine griff ineinander, um bei jedem Wetter und an jedem Tag des Jahres Kohle zu fördern. Kräftige E-Loks zogen die Züge mit dem Abraum oder mit dem aufwendig gewonnenen „braunen Gold“. Die beweglichen Gleise mussten hinter den ausgreifenden Baggern kontinuierlich bis zum Abbauort gerückt werden. Der gesamte Zugbetrieb wurde aus Stellwerken gesteuert, die dank ihrer Kufen auf den einzelnen „Etagen“der Tagebaue ebenso beweglich wie die Gleise sein mussten. Armdicke Kabel für die Stromzufuhr wandten sich durch das umgepflügte Gelände und folgten den Baggern und den Werkbahnen.

Von all diesen technischen Sachzeugen blieben typische Vertreter erhalten, die im Bergbau-Technik-Park zu bestaunen sind. „Ich bin Bergmann! Wer ist mehr?“ war ein geflügeltes Wort in der DDR. Es drückte demonstrativ den Stolz dieser Berufsgruppe aus und vermittelte die Überzeugung, unverzichtbar im Wirtschaftsgefüge zu sein. Umso tiefer saß der Schock, als kurz nach der deutschen Einheit aus ökologischen und ökonomischen Gründen beschlossen wurde, den Braunkohleabbau im Süden und Norden von Leipzig drastisch einzuschränken. Die Kohleförderung litt an kompletter Erschöpfung. 

Rettung für die Riesen 


Nunmehr kehrten sich Berufsstolz und Traditionsbewusstsein der Bergleute dahin, ausgesuchte technische Sachzeugen einer ganzen industriellen Epoche zu bewahren und – so lange es geht – durch lebendige Berichte der Männer und Frauen, die unter komplizierten Bedingungen damit gearbeitet hatten, sachkundig zu begleiten. Bagger, Schienenfahrzeuge, Raupenschlepper, Speziallader und vieles mehr sollten für nachfolgende Generationen aufbewahrt werden. Dank des 2002 gegründeten Vereins Bergbau-Technik-Park e.V. und seiner Unterstützer aus den umliegenden Kommunen und aus der öffentlichen Verwaltung wurde die stillgelegte Technik gerettet. Ohne dieses Engagement wären vor allem die beiden riesigen Bagger – der eine 2.400 Tonnen, der andere 1.300 Tonnen schwer – längst verschrottet worden und den Weg allen alten Eisens gegangen. So jedoch halten sie in der weitläufigen Ausstellung die Erinnerung an den Großtagebau Espenhain wach.

Reichlich „Kohle“ nach der Kohle


Großtagebau Espenhain? Es gibt ihn nicht mehr. Eine vom Menschen geformte Landschaft kehrte stattdessen zurück. Das war immer so geplant, wurde in der DDR aber eher nachrangig, gemessen an der Priorität der nie enden wollenden „Schlacht um Kohle“, betrieben. Die drastische Einschränkung der Braunkohleförderung in den 1990er Jahren ging als Glücksfall einher mit dem sofortigen Schwenk zum Sanierungsbergbau. Nach der Kohle rollte „die Kohle“an. In die entstehende größte Landschaftsbaustelle der Welt flossen Milliardenbeträge. 

Aus den Restlöchern, die nach der Materialentnahme aus dem Schoß der Erde übrigblieben, entstanden anmutige künstliche Seen, was anfangs nur wenige glauben wollten. Die verkippten Erdmassen im Rücken der Abbauseite der aufgelassenen Gruben wurden planiert, mit schnell wachsenden Gehölzen bepflanzt und mit einem Wegenetz für Wanderer erschlossen. Der Bergbau-Technik-Park ruht auf aufgefülltem Gelände des früheren Tagebaus. Es scheint, als würden die Bagger hoch über ihrem einstigen Einsatzrevier aufragen. Und die vorüberführende Autobahn, wo mancher Fahrer beim ersten Mal von den schieren Dimensionen der ausgestellten Technikzeugen nebenan überrascht ist, gründet in weiten Abschnitten auf Betonpfählen, die in das frisch aufgeschüttete, erst allmählich zur Ruhe kommende Erdreich getrieben wurden. Die Abkehr von der Kohleförderung und die Rekultivierung der Landschaft sollten schließlich schnell geschehen.

Dass nunmehr das für 2038 vereinbarte und „idealerweise“ vielleicht auf 2030 vorgezogene Ende des Braunkohlebergbaus in ganz Deutschland viel schneller kommt, als noch vor wenigen Jahren absehbar war, steigert den Wert der bewahrten Technik im Bergbau-Technik-Park. Sie hat die Zeugenschaft für eine komplizierte industrielle Epoche übernommen.

Bildergalerie - Bergbau-Technik-Park

Bach-Museum Leipzig

Thomaskirchhof 15-16
Ortsteil: Zentrum

Das Bach-Museum befindet sich seit seiner Gründung 1985 im Bosehaus am Thomaskirchhof. Die multimediale und interaktive Dauerausstellung widmet sich dem Leben und Wirken Johann Sebastian Bachs und seiner Familie und rückt seine Bedeutung für die Musikstadt Leipzig in den Fokus.

Authentische Atmosphäre im Bosehaus


Der Name Johann Sebastian Bach prägt maßgeblich die kulturelle Identität der Musikstadt Leipzig. Neben der Thomaskirche, in der Bach von 1723 bis 1750 als Thomaskantor wirkte, war die benachbarte Thomasschule seine Wohn- und Wirkungsstätte. Hier wohnte er bis zu seinem Tod mit seiner Familie, unterrichtete Schüler und komponierte zahlreiche seiner Stücke. Auch das der Thomasschule gegenübergelegene Bosehaus galt als eine wichtige Wirkungsstätte des Thomaskantors. Die Familien Bach und Bose pflegten ein freundschaftliches Nachbarschaftsverhältnis und Bach selbst musizierte des Öfteren in dem Haus.

1985 öffnete das Bach-Museum im ehemaligen Wohnhaus des Kaufmanns Georg Heinrich Bose seine Pforten. Der Ort wurde sorgfältig gewählt. So war es Werner Neumann, Musikwissenschaftler und langjähriger Direktor des Bach-Archivs, welcher in den 1970er Jahren erstmals die Verbindung zwischen den Familien Bach und Bose nachgewiesen hatte. Die Beherberbung des 1950 gegründeten Bach-Archivs und des neu gegründeten Bach-Museums im Bosehaus war deshalb nur konsequent, da die Thomasschule als originale Wohnstätte des Thomaskantors nach ihrem Abriss 1902 nicht mehr zur Verfügung stand. Damit wurde das Haus zum anschaulichen Zeugen der unmittelbaren Lebenswelt des großen deutschen Komponisten und Musikers von Weltrang.

Bachs Antlitz begrüßt die Besucher


Die erste Ausstellung im Museum beherbergte vier Räume im 1. Obergeschoss des Vorderhauses sowie zwei für Sonderausstellungen vorgesehene kleinere Kabinette. Anlässlich Bachs 250. Todestags im Jahr 2000 wurde die Ausstellung erstmals neugestaltetund um ein Hörkabinett sowie einen Medienraum erweitert. Zwischen 2008 und 2010 wurde das Museum erneut erweitert, neu gestaltet und zu Bachs 325. Geburtstag, am 21. März 2010, feierlich eröffnet. Es wurde ein eingeschossiger Anbau mit einem Raum für Sonderausstellungen und einer Schatzkammer ergänzt, welcher sich gemeinsam mit dem neu eingerichteten Lustgarten an den historischen Südflügel ansiedelt. Seit der Gründung des Museums wurden in den Raumlichkeiten bislang rund 100 Sonderausstellungen gezeigt.

Im Foyer des Museums bietet sich den Besuchern der Anblick einer Marmorbüste Bachs im Alter von 60 Jahren. Diese 1897 von Carl Seffner geschaffene Büste entstand in Verbindung mit dem Denkmalprojekt für den Thomaskantor, welches Ende des 19. Jahrhunderts in Leipzigs initiiert wurde. Neben dem Alten Bach-Denkmal von 1843 in den Parkanlagen des Dittrichrings sollte ein zweites Denkmal entstehen. Nach der Wiederentdeckung des Bach-Grabs auf dem Alten Johannisfriedhof und der Identifizierung von Bachs Gebeinen, an der Seffner maßgeblich geteiligt war, wurden entsprechende Abgüsse des Schädels modelliert und mit den bestehenden Bach-Porträts abgeglichen. Nach diesem Vorbild entstanden 1908 das von Carl Seffner geschaffene Neue Bach-Denkmal auf dem Thomaskirchhof sowie mehrere Büsten, darunter jene im Bach-Museum aus Marmor.

Ein Rundgang durch die Dauerausstellung


Auf einer Fläche von rund 450 Quadratmetern bietet die multimediale und interaktive Ausstellung in zwölf thematisch unterteilten Räumen eindrucksvolle Einblicke in das Leben und Wirken Bachs und seiner Familie. Die Schatzkammer im Erdgeschoss beherbergt die wertvollsten Museumsbestände. An der Stirnseite des Raumes befindet sich das wohl herausragendste Ausstellungsstück des Bach-Museums: eines von lediglich zwei authentischen Porträts Johann Sebastian Bachs. Dieses wurde 1748 vom Maler Elias Gottlob Haußmann geschaffen und dem Museum 2015 vom amerikanischen Musikwissenschaftler William Scheide vererbt. In der Vitrine im Zentrum des Raumes sind originale Schriften aus der Feder Bachs ausgestellt. Seine Notenhandschriften und Drucke müssen aufgrund ihrer Fragilität mehrmals jährlich ausgetauscht werden.

Unter den Musikerfamilien des Barocks prägte wohl keine das musikalische Leben Mitteldeutschlands so herausragend, wie die Familie Bach. Dies thematisiert ein klingender Stammbaum in der Dauerausstellung, welcher die Familienmitglieder sowie deren Kompositionen in den Fokus rückt. Die Grundlage stellte Johann Sebastian Bach selbst zur Verfügung, als er in seinem „Urspung der musikalisch-Bachschen Familie“ Kurzbiografien der 53 männlichen Familienmitglieder, darunter Instrumentenbauer, Kantoren sowie Stadt- und Hofmusiker, vorstellte. Ein weiteres Ausstellungsstück ist eine massive Eisentruhe, welche als einziges bekanntes Möbelstück aus dem Besitz der Familie Bach stammt. Diese Tatsache wurde erst 2009 bekannt, als eine Besucherin auf dem Innendeckel der bis dahin im Dommuseum Meißen als Spendenbehälter genutzten Truhe das Monogramm Bachs entdeckte. Die Initialen „JSB“ sind einmal von links nach rechts und einmal spiegelverkehrt zu lesen und werden von einer fünfzackigen Krone komplettiert.

Von der antiken Johannis-Orgel über barocke Klänge im Sommersaal


Im Zentrum der Ausstellung steht eine Orgel, welche das wichtigste Instrument des Thomaskantors war. Seine Orgelstücke zählten zu den anspruchsvollsten, die jemals komponiert wurden, wobei nicht nur sein Orgelspiel selbst, sondern auch seineBegutachtung neu erbauter oder reparierter Orgeln hoch geschätzt wurde. Auf einem ausgestellten Orgelspieltisch ist die vom Orgelbaumeister Johann Scheibe für die ehemalige Johanniskirche erbaute Orgel zu sehen, die von Bach höchstpersönlich 1743 geprüft und für gut befunden worden war. Bei dem Spieltisch handelt es sich um das einzige erhaltene Relikt der Bach-Orgel in Leipzig. Es ist eine Dauerleihgabe des GRASSI Museums für Musikinstrumente der Universität Leipzig.

Zu Bachs wertvollsten Handschriftenbeständen, die im Museum ausgestellt sind, zählen 44 Stimmensätze der Choralkantaten von 1724 bis 1725. Unmittelbar nach seinem Amtsantritt als Thomaskantor 1723 verschrieb sich Bach dem ehrgeizigen Projekt, für jeden Sonn- und Feiertag eine Kantate zu komponieren und diese aufzuführen. Nach Fertigstellung der Partituren ergänzten Kopisten oder Familienmitglieder die entsprechenden Stimmensätze für das Orchester und den Chor. Vor jeder wöchentlichen Aufführung in der Thomas- oder der Nikolaikirche korrigierte Bach die Abschriften und studierte die Kantaten ein.

Zum Bach-Museum gehört auch ein kleiner Museumsgarten, welcher dem luxuriösen Lustgarten der Familie Bose, dem Großbosischen Garten, zu Beginn des 18. Jahrhunderts nachempfunden ist. Dieser war mit einer Länge von 32 Metern und einer Breite von 18 Metern um einiges größer als der heutige Rosengarten. Hier ließ die Familie Bose Obstbäume, barocke Zierbeete und eine Sommerlaube anlegen, während sich in der Mitte des Gartens ein steinerner Springbrunnen befand. Es wird angenommen, dass sich die Familie Bach selbst des Öfteren bei einem ihrer vielen Besuche bei der Familie Bose in dem Garten aufgehalten haben soll. Ein weiterer Teil des Museums ist der Sommersaal, wo vermutlich Bach selbst musizierte. In seinem barocken Ambiente finden regelmäßig Kammerkonzerte der Musik des 17. und 18. Jahrhunderts statt.

Bildergalerie - Bach-Museum Leipzig

Deutsches Kleingärtnermuseum – Schrebergärten in Leipzig

Aachener Straße 7
Ortsteil: Zentrum-West

Leipzig weist deutschlandweit mit über 270 Kleingartenanlagen und über 39.000 Parzellen auf einer Fläche von rund 1.240 Hektar prozentual gesehen die größte Dichte an Kleingärten auf. Das entspricht mehr als 30 Prozent der Grünflächen in der ganzen Stadt. Nicht umsonst gilt Leipzig in Anbetracht dieser Dimensionen als heimliche Hauptstadt der deutschen Kleingärtner. Hinzu kommt, dass sich im Vereinshaus des 1864 gegründeten Kleingärtnervereins Dr. Schreber, dem ältesten Schreberverein überhaupt, das weltweit einzigartige Deutsche Kleingärtnermuseum befindet. Am authentischen Ort informieren neben der Dauerausstellung und häufigen Sonderausstellungen die drei begehbaren Außenanlagen über die Entwicklung der „kleinen Gärten“.

Kleingärten für Erholungssuchende


Bereits seit dem Mittelalter gab es zahlreiche Bürgergärten vor den Toren der Stadt. 1832 entstand aus der Geländesenke „Johannistal“ in der südöstlichen Vorstadt von Leipzig eine Gartenfläche, welche von erwerbslosen Arbeitern erschlossen wurde. Hier befindet sich bis heute die älteste Kleingartenanlage Sachsens und die zweitälteste Deutschlands. Sie wird vom Kleingartenverein Johannistal 1832 bewirtschaftet, der noch heute 141 unter Denkmalschutz stehende Gärten von ehemals 221 besitzt.

Infolge der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert und der starken Urbanisierung wurden die Wohnverhältnisse in den deutschen Städten immer prekärer und der allgemeine Gesundheitszustand der Bevölkerung verschlechterte sich gravierend. Das Bedürfnis nach Kleingärten zur Entzerrung der Wohnsituation und zu Erholungszwecken wurde seitens der Bürger immer lauter. Infolgedessen entstand in Deutschland das organisierte Kleingartenwesen, insbesondere in Sachsen und Berlin. Ausgehend vom 19. Jahrhundert wurden Gartenanlagen angelegt und es entwickelte sich ein ausgeprägtes Gemeinschaftsleben. Zu dieser Zeit handelte es sich um Vereine der Naturheilbewegung, Schrebergärten und Gartenanlagen von Fabriken und Institutionen. Jeder Achte der heutigen Leipziger Kleingartenvereine wurde bereits im 19. Jahrhundert gegründet.

Wiege der Schreberbewegung


Richtungsweisend für die heute bekannten Schrebergärten war die Schreberbewegung ab Mitte des 19. Jahrhundert. Aufgrund des Namens ist die Auffassung weit verbreitet, dass der Leipziger Arzt und Pädagoge Daniel Gottlob Moritz Schreber maßgeblich für die Erfindung der Schrebergärten verantwortlich war. Tatsächlich war es aber sein Schwiegersohn und zugleich Schuldirektor Ernst Innocenz Hauschild, auf den die Entstehung der Schrebergärten zurückgeht. Schreber beschäftigte sich seinerzeit mit Fragen der Volksgesundheit und der Erziehung und setzte sich dafür ein, im Freien Spielplätze zu bauen, damit sich Kinder und Jugendliche unter pädagogischer Anleitung körperlich betätigen konnten. Erst auf Initiative von Hauschild, der diesen Ansatz wieder aufgriff, wurde 1864 der erste Erziehungsverein unter dem Namen „Schreberverein“ gegründet. Der Verein errichtete zudem einen Spiel- und Turnplatz nördlich des Johannaparks, um den Mangel an Spielmöglichkeiten auszugleichen. 1869 ließ der pensionierte Lehrer Carl Ludwig Gesell am Rande des Spielplatzes Kinderbeete anlegen, in denen die Kinder das Gärtnern lernen sollten. Als diese aber schnell die Freude am Gärtnern verloren, griffen die Eltern selbst zu Hacke und Spaten und aus den Kinderbeeten an der Schreberschen Spielwiese wurden Familienbeete. Die Beete wurden parzelliert, umzäunt und mit Lauben ausgestattet. Damit schlug die Geburtsstunde des Schrebergartens. 

Charakteristisch für die heutigen Schrebervereine ist der zentrale Gemeinschaftsbereich mit Spielmöglichkeiten, welcher der Allgemeinheit offensteht. Auch Nicht-Kleingärtner können die Kleingartenanlagen nutzen. Innerhalb der Leipziger Anlagen gibt es ca. 110 öffentliche Spielplätze. Die ursprüngliche Struktur der Gärten mit gemeinschaftlicher Spielwiese im Zentrum der Anlage ist heute noch im „Schreberverein Leipzig-Lindenau“ sowie in den Kleingartenanlagen „Südvorstadt“ und „Dr. Schreber“ erkennbar.

Besuchermagnet: Deutsches Kleingärtnermuseum


Bei dem 1864 gegründeten „Kleingärtnerverein Dr. Schreber“ handelt es sich um den ältesten Schreberverein, der Ursprung für alle weiteren Schrebervereine ist. Die Kleingartenanlage steht unter Denkmalschutz und verfügt über 160 Parzellen mit einer durchschnittlichen Größe von 165 Quadratmetern. Weiterhin gibt es eine große und eine kleine Vereinswiese mit historischen Spielgeräten für Kinder. Bis heute prägt der Verein die Geschichte der Kleingärtnerbewegung. Dazu trägt als Besuchermagnet das weltweit einzigartige Deutsche Kleingärtnermuseum bei, das sich im ehemaligen Vereinshaus befindet. Dieses wurde 1896 vom Architekten Carl Fischer errichtet. Die Kosten von 22.000 Mark konnten durch Spenden und private Darlehensscheine gedeckt werden. Nach zehnmonatiger Bauzeit wurde das Vereinshaus eingeweiht und in der Presse als „Zauberschlösschen“ bezeichnet. Ursprünglich war das Fachwerkgebäude mit Schiefer gedeckt. Nach seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde ab 1992 der markante Turm wieder aufgebaut und das Haus saniert. Anschließend konnte am 23. August 1996 in der ersten Etage das Deutsche Kleingärtnermuseum eröffnet werden. Den Besuchern wird seitdem die Geschichte des organisierten deutschen Kleingartenwesens von den Anfängen bis zur Gegenwart nähergebracht. Zur Ausstellung gehören der nach dem Vorbild eines Kleingartens um 1900 umgesetzte Museumsgarten, der mit historischen Bänken und Spielgeräten ausgestattete „Schreberplatz“ sowie historische Lauben aus Sachsen. 

Bereits in den 1920er Jahren bestand die Idee, eine Ausstellung zur Geschichte des ersten Schrebervereins zu präsentieren, die auch zur DDR-Zeit weiterverfolgt wurde. Doch erst 1992 konnte mit der Gründung des Vereins „Deutsches Museum der Kleingärtnerbewegung“ und der Rekonstruktion der oberen Etagen im Vereinshaus das Fundament gelegt werden. Bereits 1993 gab es die erste Sonderausstellung. Im Jahr 2000 wurde der Museumsgarten eröffnet, der nach Vorbildern der Zeit um 1900 gestaltet ist. Die neue Dauerausstellung „Deutschlands Kleingärtner vom 19. zum 21. Jahrhundert“ zog nach ihrer Eröffnung 2001 viele Besucher an. Seit 2008 wird sie durch jährlich wechselnde Kabinettausstellungen ergänzt. Im Jahr 2004 wurde der Laubengarten in der Außenanlage des Museums für die Besucher zugänglich gemacht und zeigt vier historische Gartenlauben. Der dritte Schaugarten eröffnete 2014 im Jubiläumsjahr „150 Jahre Schreberbewegung“ und zeigt anhand von Gartengestaltung und Laubeneinrichtung die Nutzung der Kleingärten um 1980 in der DDR. Datschen und Kleingärten hatten während dieser Zeit einen hohen Freizeitwert. So kamen im Sommer 1989 auf 13 Millionen erwachsene Ostdeutsche rund 2.6 Millionen Wochenendgrundstücke und rund 855.000 Kleingärten. 

Im Vereinshaus befindet sich die beliebte Gaststätte Schrebers – Restaurant und Biergarten, die neben dem urigen Restaurant einen großen Biergarten direkt an der Festwiese betreibt. In der Kleingartensparte gegenüber dem Vereinshaus steht das Schreber-Hauschild-Denkmal

Einen Ausflug wert: Leipzigs Gartenlokale


Wer zur Abwechslung mal nicht sein Stammlokal um die Ecke besuchen möchte, sondern es vorzieht, im Grünen an frischer Luft rustikal zu speisen und ein kühles Bier zu genießen, dem bieten sich vor allem während der Sommermonate viele Möglichkeiten in Leipzig. Abseits der bekannten Pfade beherbergen die über 270 Kleingartenanlagen rund 70 Gartenlokale, von denen viele historisch bedeutsam sind.

Bildergalerie - Deutsches Kleingärtnermuseum – Schrebergärten in Leipzig

Historisches Bildmaterial - Deutsches Kleingärtnermuseum – Schrebergärten in Leipzig

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