Bildlexikon Leipzig

Leipziger Neuseenland

Stadt Leipzig, Landkreis Leipzig, Landkreis Nordsachsen

Das Leipziger Neuseenland ist eine Bergbaufolgelandschaft, welche aus der Flutung stillgelegter Tagebaulöcher entstand. Die weitläufige Seenlandschaft, bestehend aus derzeit mehr als 23 Seen, bildet gemeinsam mit den Fließgewässern Leipzigs das Leipziger Neuseenland. Das Naherholungsgebiet zählt zu den touristischen Aushängeschildern der Stadt und beherbergt eines der reizvollsten Wassersportgebiete Europas.

Vom Tagebaugebiet zur malerischen Seenlandschaft


Das Gebiet des Leipziger Neuseenlandes gehörte zum Mitteldeutschen Braunkohlerevier und präsentierte sich als karge, vom Braunkohleabbau geprägte Landschaft. Obwohl der Raum Leipzig seit jeher von den Flussauen der Weißen Elster, der Pleiße und ihren Nebenflüssen sowie einem Flossgrabensystem geprägt war, suchte man in Leipzig und der Umgebung vergeblich nach Seen. Seit 1704 setzte allmählich der Braunkohlebergbau ein, welcher sich im 18. und 19. Jahrhundert zunächst noch auf Kleingruben und Tiefbau beschränkte und mit dem Aufschluss der Tagebaue Böhlen 1921 und Espenhain 1937 die Landschaft entscheidend prägte. Ab 1981 drang man mit dem Betrieb des Tagebaus Cospuden weiter in das Stadtgebiet vor sowie in weite Teile des südlichen Auwaldes. Durch die aus dem Braunkohletagebau resultierenden erheblichen Abwasserbelastungen verödeten die innerstädtischen Fließgewässer. Der bis dahin florierende Wassertourismus kam zunächst zum Erliegen. 

Im Rahmen der politischen und wirtschaftlichen Wende 1989/90 wurden die Tagebaue sukzessive stillgelegt. Es blieben lediglich die Restlöcher bzw. Tagebaugruben bestehen, durch deren Flutung neue Seen entstehen sollten. Um überschaubare Flutungszeiträume und eine Badewasserqualität für die Seen zu gewährleisten, wurde das Sümpfungswasser aus den Tagebauen Profen und Vereinigtes Schleenhain genutzt. Dieses transportierte man ab 1975 durch eine 75 Kilometer lange Rohrleitung ab, welche aktive und Sanierungstagebaue im Leipziger Süden verband. Einige der Bergbaufolgeseen sind zum Teil bereits mit den innerstädtischen Kanälen und Fließgewässern verbunden. Der Gewässerverbund zwischen den neu entstandenen Seen, den künstlich angelegten Kanälen und den Fließgewässern umfasst derzeit eine Länge von etwa 220 Kilometern.

Maritimes Flair in Zentrumsnähe


Durch die wasserbaulichen Maßnahmen präsentiert sich das Leipziger Neuseenland heute als sorgfältig kultivierte Naturlandschaft mit bewaldeten Flächen, großen Seen, weitläufigen Badestränden und kleinen Inseln. Die derzeit mehr als 23 gefluteten Tagebaulöcher rund um Leipzig, Halle, Bitterfeld und Borna entwickelten sich in den letzten Jahrzehnten zu einem attraktiven Freizeit- und Naherholungsgebiet. Dazu zählen zahlreiche Badeseen, Rad- und Wanderwege, Freizeitattraktionenen, Ferienresorts sowie Veranstaltungen.

Der 400 Hektar große Cospudener See, von Einheimischen auch „Cossi“ genannt, zählt zu einem der beliebtesten Seen des Leipziger Neuseenlandes. Durch seine sehr gute Verkehrsanbindung an das Stadtzentrum und sein maritimes Flair entwickelte er sich in den letzten Jahrzehnten zu einem echten Publikumsmagneten sowie einem beliebtem Ausflugs- und Urlaubsparadies. Der 10,4 Kilometer lange alphaltierte Rundweg um den See wird von Ausflüglern gern zum Wandern, Radfahren und Inlineskaten genutzt, während der zwei Kilometer lange – und damit Sachsens längster – Sandstrand am Nordufer zum Entspannen oder zum Beachvolleyballspielen einlädt. Am Hafen Zöbiker, auch „Pier 1“ genannt, reihen sich Restaurants und Bars mit Sonnenblick aneinander, daneben eine Sauna, ein Fahrgastschiff, diverse Wassersportangebote und ein Boots- und Tretmobilverleih. Über den „Wasserkurs 1“, eine Wasserverbindung von der Innenstadt bis in die Region, kann man innerhalb kürzester Zeit vom Cospudener See durch den Auwald zum Stadthafen Leipzigpaddeln. Ein beendruckender Panoramablick über das Waldgebiet Neue Harth bietet der 35 Meter hohe Aussichtsturm Bistumshöhe am südwestlichen Seeufer, in dessen unmittelbarer Nachbarschaft sich Mitteldeutschlands größter Freizeitpark BELANTIS befindet.

Etwas für jeden Geschmack: Kletterparcours, Kanupark, Geopfad…


Ein beliebtes Ausflugsziel ist auch der 12 Kilometer lange Markkleeberger See mit dem einst für die Bewerbung um die Olympischen Spiele 2012 geplanten Kanupark Markkleeberg, welcher eine der modernsten Wildwasseranlagen der Welt beherbergt. In unmittelbarer Nachbarschaft zum Kanupark befindet sich der Kletterpark Markkleeberg mit einem auf bis zu 13 Meter hohen Holzstämmen errichteten Kletterparcours mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden und einem Panorama-Blick über den See. In den Sommermonaten wird der Markkleeberger See auch zum Paradies für Taucher, Segler und Surfer. Auf dem Geopfad Markkleeberger See–Störmthaler See, bestehend aus 12 an beiden Seen errichteten Stelen, werden Einblicke in die Erdgeschichte während des Braunkohleabbaus im Tagebau Espenhain gegeben. Für Besucher, die ein paar gemütliche Tage am See verbringen möchten, bietet sich ein Aufenthalt im Seepark Auenhain an. Das moderne Ferienresort bietet neben diversen Freizeitangeboten wie Billiard und Beachvolleyball auch eine Wellnesseinrichtung mit vier verschiedenen Themensaunen an. Im Restaurant Seeperle kann man sich auf der Sonnenterrasse mit Blick auf den Markkleeberger See stärken. Von hier aus lohnt sich ein Abstecher in den agra-Park in der Großen Kreisstadt Markkleeberg und ein Besuch im Deutschen Fotomuseum. In der Dauerausstellung „Fotofaszination“ wird die Geschichte der Fotografie illustriert und durch etwa 3.000 Kameramodelle der vergangenen drei Jahrhunderte ergänzt. Wechselnde Foto- und Sonderausstellungen runden das Angebot des Museums ab.

Auch der Störmthaler See in direkter Nachbarschaft zum Markkleeberger See bietet zahlreiche Ausflugsziele. Inmitten des Sees befindet sich mit der schwimmenden Kulturinsel Vineta eines der attraktivsten Ziele in der Seenlandschaft. Dieses im Rahmen der Initiative „Kunst statt Kohle“ entstandene Projekt erinnert an die Orte und Menschen, welche einst dem Braunkohletagebau weichen mussten. Vineta gilt mit einer Höhe von 15 Metern als höchstes schwimmendes Bauwerk auf einem deutschen See und kann mit dem historischen Amphibienfahrzeug oder der Fähre besichtigt werden. Ein paar entspannte Urlaubstage kann man im Ferienresort LAGOVIDA verbringen. Die unmittelbar am See gelegenen Ferienhäuser mit Seeterrasse, Sauna, Badestrand und Minigolfanlage garantieren einen abwechslungsreichen Aufenthalt in malerischer Kulisse des türkisfarbenen Störmthaler Sees. Ein Abstecher lohnt sich auch zur barocken Kirche Störmthal. Diese beherbergt die Zacharias-Hildebrandt-Orgel von 1723, auf welcher einst der ehemalige Thomaskantor Johann Sebastian Bach spielte. Von der Kirche Störmthal aus bietet sich ein Ausflug zum nahegelegenen Schloss Güldengossa an. Dieses idyllische Einöd wurde über mehrere Jahrhunderte hinweg durch sein Rittergut geprägt und 1720 zum repräsentativen Barockschloss mit Park umgebaut. 

Wenige Kilometer vom Störmthaler See entfernt erhebt sich die eindrucksvolle Kulisse des Bergbau-Technik-Parks an der Autobahn A 38. Zwei riesige Stahlkolosse zeugen von ihrem einstigen Einsatz im Tagebau und bilden zugleich das Kernstück des Freilichtmuseums. In mehreren Ausstellungsräumen wird über den Braunkohlebergbau, die Entstehung des Leipziger Neuseenlandes und die industriekulturelle Entwicklung des Leipziger Südraums informiert. Ein fester Termin im Veranstaltungskalender von Musikfans ist das alljährlich im August am Störmthaler See stattfindende Highfield-Festival.

Das El Dorado der Wassersportler und Radwanderer


Der etwa 12 Kilometer südlich von Leipzig gelegene Zwenkauer See ist mit rund 970 Hektar der größte See im Leipziger Neuseenland. Er kann vom Wasser aus mit dem Fahrgastschiff MS Santa Barbara oder einem anderen Boot erkundet werden. Der Zwenkauer Hafen bietet eine attraktive Flaniermeile mit diversen Restaurants, Bootsverleihs und Ferienunterkünften, während das nahegelegene Waldgebiet Neue Harth zu ausgiebigen Spaziergängen einlädt. 

Der Kulkwitzer See an der westlichen Stadtgrenze Leipzigs entwickelte sich in den letzten Jahren zu einem Naherholungsparadies für Wassersportler. Das Angebot reicht von zahlreichen Bootsverleihs, zwei Tauchschulen und einer Wasserski- und Wakeboard-Anlage bis hin zu einem Hochseilgarten, einer Minigolfanlage und diversen gastronomischen Einrichtungen. Auch der aus dem Braunkohle-Tagebau „Witznitz II“ hervorgegangene Hainer See bietet vielfältige Wassersportmöglichkeiten, darunter Stand-Up-Paddling, Wasserski und Bananaboat. Im historischen Dorf Kahnsdorf am Südufer des Sees befindet sich die Lagune Kahnsdorf, deren zwei Kilometer lange Promenade zum Flanieren einlädt. Einen Abstecher sollte man unbedingt zum Schillerhaus auf Gut Kahnsdorf mit seinem Café unternehmen. Auf dessen noch im Original erhaltenen Holzdielen flanierten bereits Friedrich SchillerFelix Mendelssohn Bartholdy und Theodor Körner.

Wer das Leipziger Neuseenland zu Fuß erkunden möchte, für den bietet sich die 7-Seen-Wanderung an. Dabei handelt es um eins der größten und teilnehmerstärksten Wanderevents in ganz Deutschland, welches alljährlich im Mai stattfindet. Vom Ausgangspunkt in Markkleeberg führen 11 bis 102 Kilometer lange geführte und ungeführte Touren durch das Leipziger Neuseenland. Auch die von Karl-Detlef Mai entwickelte Phönix-Tour Original „Vom Bergbau zur Seenplatte“ macht Europas größten Landschaftswandel erlebbar und verbindet neben einer Busfahrt durch den aktiven Bergbau touristische Highlights wie Vineta und den Kanupark. Ein Bergbau-Picknick im noch aktiven Tagebau Vereinigtes Schleenhain rundet das Erlebnis ab. Im Rahmen des Radsportevents neuseen classics können Interessierte beim Jedermannrennen zwischen 60, 100 und 300 Kilometer langen Rundkursen wählen, welche unter dem Motto „Rund um die Braunkohle“ auch durch das Neuseenland führen. Für Radfahrer ist auch die Neuseenland-Radroute interessant, da man auf dem etwa 100 Kilometer langen Rundweg den Landschaftswandel der Region nachvollziehen kann.

Bildergalerie - Leipziger Neuseenland

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Sophie Weinhold
Die gebürtige Leipzigerin studierte in Passau und Marseille Internationales Management und besitzt ein Faible für Fremdsprachen. Neben Englisch und Französisch spricht sie fließend spanisch und italienisch. Bereits als Zwölfjährige führte sie internationale Austauschschüler durch die Stadt und begeisterte sie für Leipzigs Geschichte und Sehenswürdigkeiten. Die Liebe zu Leipzig bestimmt nach wie vor ihre Freizeitgestaltung. Ob Museumsbesuche, Konzerte oder Fahrradtouren in die Umgebung – die kreative Lokalpatriotin findet immer ausreichend Anregungen, um darüber zu schreiben.
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