Richard-Wagner-Hain

Jahnallee / Am Elsterwehr | Ortsteil: Zentrum-West

Es ist ein beliebter Treffpunkt. Bei angenehmen Temperaturen sitzt es sich gut auf den Treppen der Uferterrasse mit Blick auf das Elsterbecken. Viele ordnen das Areal auf der Westseite des Gewässers bereits dem Leipziger Palmengarten zu. Doch es gehört zum Richard-Wagner-Hain. Der erstreckt sich beidseitig des Elsterbeckens zwischen Zeppelinbrücke und Palmengartenwehr. Die Anlage ist ein „unbequemes Gartendenkmal“. Das hängt mit ihrer Geschichte im Nationalsozialismus zusammen, die auf einer Infotafel anschaulich dargestellt wird.

Nach Jahrhundertflut wird Fluss reguliert


Die
Frankfurter Wiesen sind einst das Überflutungsgebiet der Weißen Elster. Das wird besonders deutlich bei der Jahrhundertflut im Jahr 1909. Die Stadträte reagieren darauf. Sie lassen zur Regulierung des Flusses das Elsterbecken bauen, was zwischen 1913 und 1925 erfolgt. Die neue Flusslandschaft wird von den Leipzigern schnell als Freizeittreff zum Baden und Boot fahren angenommen. Sogar eine große Liegewiese am Ufer entsteht. Ehrgeizige Pläne, die Uferränder zu bebauen, werden schnell verworfen.

Die Idee, für den in Leipzig geborenen Komponisten Richard Wagner einen architektonisch gestalteten Uferpark anzulegen, gibt es bereits 1931 in der Weimarer Republik. Entworfen und umgesetzt wird das Bauwerk allerdings erst im Nationalsozialismus. Der Berliner Gartenarchitekt Gustav Allinger kann die Stadtverwaltung davon überzeugen, ihm den Auftrag für den Entwurf zu übertragen. Einen Wettbewerb gibt es nicht.

Allinger entwirft eine architektonisch gestaltete Gartenanlage mit ausgedehnten Freiräumen. Die wird von Stützmauern und Böschungen eingefasst. Zugleich entsteht eine Gartenhalle, die den Besuchern einen guten Blick über die Gesamtanlage ermöglicht. Auf der Westseite wird ein Wassergarten mit Fontänebecken sowie rahmender Pergola gebaut. Eine Treppe führt hinunter zum Wasser der Weißen Elster. Die Treppenwangen und Stufen bestehen aus Naturstein. Auf zwei Travertin-Blöcken sollten ursprünglich Skulpturen aufgestellt werden, für die es 1939 einen bildhauerischen Wettbewerb gibt. 1939 werden dafür Entwürfe geliefert. Aufgestellt werden sie allerdings nicht mehr. Das verhindert der von den Nationalsozialisten mit dem Überfall auf Polen begonnene Zweite Weltkrieg.

Wagner-Nationaldenkmal wird nicht realisiert


Gescheitert sind auch die Pläne, für Richard Wagner ein großes Denkmal aufzustellen. Dafür gibt es zwar einen Kunst-Wettbewerb, der noch in der Weimarer Republik ausgelobt wird. Als der Sieger gekürt wird, sind allerdings bereits die Nationalsozialisten an der Macht. Dabei kann sich der süddeutsche Bildhauer
Emil Hipp gegen mehr als 650 Konkurrenten durchsetzen. Er entwirft einen 9,5 mal 9,5 Meter breiten und 4 Meter hohen Natursteinblock. Die Seiten werden mit Reliefs geschmückt. Das Wagner-Denkmal soll am Ostufer des Elsterbeckens aufgestellt werden. Hipp erhält den Auftrag. Seinen Entwurf muss er allerdings überarbeiten, damit alles gigantischer ausfällt. Der Denkmalsplatz wird um eine Umfassungsmauer erweitert, auf der weitere 19 Reliefs Szenen aus Wagners Opern darstellen sollen. Am 6. März 1934 legt Reichskanzler Adolf Hitler den Grundstein. Nach seinem Willen soll es fortan „Richard-Wagner-Nationaldenkmal des Deutschen Volkes“ heißen. Tausende Sänger begleiten den Festakt musikalisch. Am 22. Mai 1938 – dem Geburtstag Wagners – ist die Weihe geplant. Die Arbeiten verzögern sich aber, wohl auch wegen fehlender Materialien.

Baufirma gibt Einzelteile an Privatpersonen ab


Hipp arbeitet fast bis zum Kriegsende an seinem Denkmal, das die Stadt Leipzig komplett bezahlt hat. Alle plastischen Arbeiten führt der Künstler selbst aus. Nach dem Krieg lehnt es die Stadtverwaltung allerdings ab, die politisch belasteten Werke anzunehmen. Es ist zwar keine NS-Kunst, wie der Leipziger
Richard-Wagner-Verband später formuliert. Hipp wird aber von den Nationalsozialisten vereinnahmt. Nach dem Zweiten Weltkrieg ist die Aufstellung des Monumentes nahezu undenkbar. Nach den Zerstörungen setzt die Stadtverwaltung andere Prioritäten.

Hipp kann die Lagergebühren nicht aufbringen. Die bauausführende Marmor-Kiefer AG gibt daher Einzelteile des Kunstwerkes an Privatleute ab. 1976 kauft beispielsweise die Stadt Bayreuth die Reliefs „Spinnstube“ und „Siegfrieds Tod“. Sie sind in die Stadtmauer eingelassen. Einige Reliefs stehen in einem Privatgrundstück am Chiemsee.

Wasserfontäne soll wieder sprudeln


Der Richard-Wagner-Hain bleibt von Kriegseinwirkungen weitgehend verschont. Nur in der großen Ufertreppe sind noch Einschusslöcher von den Kampfhandlungen der letzten Kriegstage zu sehen. In der DDR wird die Anlage bepflanzt. Auf der Ostseite entstehen Universitätsgebäude, die heute zum
Campus Jahnallee gehören. Teile der Parkanlage und die Denkmalsfundamente wurden in den 1950er Jahren beseitigt.

Inzwischen hat die Stadt Leipzig die Anlage auf der Westseite des Elsterbeckens denkmalgerecht und unter Wahrung der Bausubstanz saniert. Die Uferterrassen und die Ufertreppe wurden nach achtmonatiger Bauphase am 21. Dezember 2022 eingeweiht. Ziel ist es, sie als Zeitzeugnis zu erhalten. Deshalb werden Freiflächen, wie die Wiese, auch nicht bepflanzt. Geplant ist, die seit 2004 kaputte Wasserfontäne künftig wieder sprudeln zu lassen. Die andere Seite des Elsterbeckens in Höhe des Universitätsgebäudes soll ebenfalls erneuert werden. Wann, ist allerdings noch unklar.

An den jungen Wagner erinnert heute das von Stephan Balkenhol geschaffene Richard-Wgner-Denkmal am Promenadenring. Mit dem Umbau des Areals Matthäikirchhof soll es in den kommenden Jahren besser zur Geltung kommen.

Stand: 19.03.2024

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Historisches Bildmaterial - Richard-Wagner-Hain

Ostfriedhof

Oststraße 119 / Zweinaundorfer Straße | Ortsteil: Anger-Crottendorf

Die Gräber sind zwar etwas versteckt am Friedhofsrand: Der Leipziger Ostfriedhof ist die einzige Begräbnisstätte der Stadt, die ein muslimisches Grabfeld anbietet, das den Bestattungsregeln des Korans entspricht. Die Gräber sind so ausgerichtet, dass die Toten mit Blickrichtung gen Mekka gebettet werden können. Nicht erlaubt ist allerdings, die Toten in weiße Leichentücher zu hüllen und ohne Sarg beizusetzen, wie es die islamische Tradition eigentlich vorschreibt. Das gestattet das sächsische Bestattungsgesetz nicht. Seit 1997 ist es Muslimen möglich, auf dem Ostfriedhof die letzte Ruhe zu finden. Diese Grabanlage ist durch Hecken abgeschirmt, so dass die Angehörigen den Abschied entsprechend ihres religiösen Ritus ungestört ausführen können.

Viele der Gräber sind schlicht gehalten und nur mit dem Namen des jeweiligen Verstorbenen versehen, da ein üppiger Grabschmuck im Islam nicht üblich ist. Einige passen sich allerdings den hiesigen Gepflogenheiten an und bepflanzen ihre Gräber. Der Ostfriedhof, mit etwa 19,8 Hektar nach dem Südfriedhof der zweitgrößte kommunale Friedhof in Leipzig, bietet noch reichlich Platz auch für muslimische Bestattungen, die in unberührter Erde erfolgen sollen.

Eine Besonderheit sind ebenfalls zahlreiche russisch-orthodoxe Gräber. Nach der Oktoberrevolution 1917 sind viele Menschen, die dem Adel oder dem Bürgertum angehören, aus Russland geflohen. Einige zieht es damals nach Leipzig, da es hier seit 1913 die Russische Gedächtniskirche mit der Gemeinde St. Alexi gibt.

Leipzig und der ehemalige Dorffriedhof wachsen


Entstanden ist der 1879 eröffnete Ostfriedhof zunächst als einfacher Dorffriedhof für
Reudnitz und später Anger-Crottendorf. Die Kirchgemeinde St. Trinitatis lässt gleich am Eingang Oststraße eine Trauerhalle errichten, die nicht mehr vorhanden ist. Deshalb wird er auch Trinitatisfriedhof genannt. Ein Verwaltungsgebäude steht aber noch. Leipzig entwickelt sich Anfang des 20. Jahrhunderts immer mehr zur Großstadt, der rasante Zuwachs bei der Bevölkerung lässt die Zahl der Begräbnisse daher ansteigen. Zu Beginn der 1940er Jahre wird die Fläche um mehr als das Doppelte erweitert. Prägend für das Aussehen sind Rundbögen, die es bis heute gibt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg sind Bombenschäden auf dem Friedhof zu beklagen. Notleidende Anwohner nutzen einige Freiflächen zum Anbau von Kartoffeln und anderem Gemüse. Auf dem Ostfriedhof ruhen zahlreiche bekannte Leipziger Persönlichkeiten. Dazu gehört Hermann Eduard Förster, der damals in Reudnitz eine Klavierfabrik betreibt. Mit seinem nahezu zwei Meter großen Marmorstein ist die letzte Ruhestätte von Peter Degner, einem bekannten Leipziger Original, nicht zu übersehen.

Ehrenmal für die Opfer des Krieges


Mehrere Gedenkstellen und Mahnmale, an denen an Jahrestagen regelmäßig Kränze niedergelegt werden, prägen das Bild des parkähnlichen Areals. So wird an die Deserteure der Deutschen Wehrmacht erinnert, die standrechtlich auf dem
Schießstand Bienitz bei Rückmarsdorf erschossen worden sind. Ein sowjetischer Ehrenhain entsteht 1947 zum Gedenken an die gefallenen sowjetischen Soldaten. Sehr imposant kommt das polnische Ehrenmal für die Opfer des Zweiten Weltkrieges daher. Es ist wahrscheinlich das monumentalste und gewaltigste Mahnmal auf dem Ostfriedhof. Mit Bronzetafeln erinnert es an 478 polnische Opfer aus Leipzig. Auf einer benachbarten Fläche stehen gewölbte Bronzetafeln, auf denen die Namen und Daten von Zwangsarbeitern stehen. Darüber hinaus erinnert ein Gedenkort an die Opfer der NS-Euthanasie und Kinder-Euthanasie.

Imposant ist die von Oberbaurat Otto Wilhelm Scharenberg neu errichtete Kapelle, die am 24. April 1902 öffnete. Durch die hohen Bäume am Eingang der Kapelle wirkt sie von weitem etwas versteckt. Im Inneren erwartet die Trauernden ein echter Schatz: ein Glockenspiel aus Meissner Porzellan. Es besteht aus sechs Glocken und ist das älteste Porzellanglockenspiel in Leipzig. Seit 1950 ist es zu bestimmten Tageszeiten sowie auf Wunsch bei Trauerfeiern zu hören. Der Ostfriedhof eignet sich sehr gut für Spaziergänge. Bestattungen unter Bäumen sind dort ebenfalls möglich.

Stand: 20.10.2023

Mariannenpark

Adenauerallee, Rohrteichstraße, Schönefelder Allee | Ortsteil: Schönefeld

„Frieden“, ein menschliches Grundbedürfnis, ist in verschiedenen Sprachen auf den Bodenplatten zu lesen. Das deutet auf die Sprachvielfalt der Menschen hin, die in Schönefeld wohnen und natürlich den Mariannenpark nutzen. Das ist ganz im Sinne von Leberecht Migge, dem Schöpfer der Anlage. Er entwirft zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine neue Generation von Volksparks, die einer breiten Bevölkerung für Erholung, Sport und Spiel dienen soll. Der Ausbau der Anlage beginnt 1913. Damit ist Schönefeld, 1915 eingemeindet, dem damals benachbarten Leipzig weit voraus. Der Volkspark, der erst seit 1931 den Namen Mariannenpark trägt, erlebt eine wechselvolle Geschichte.

Die soll dank der neuen Informationstafeln nicht in Vergessenheit geraten. Sie werden im April 2024 eingeweiht, als die Bürgermeister Heiko Rosenthal und Thomas Dienberg den umgestalteten, ehemaligen Ernst-Thälmann-Hain sowie einen neu gestalteten Fitnessplatz an der Rohrteichstraße der Öffentlichkeit übergeben.

Das Testament der Baronesse von Eberstein


Der Mariannenpark ist mittlerweile 22,3 Hektar groß und Ausgangspunkt eines reizvollen Wanderweges entlang der
Parthe. Seine Ursprünge gehen auf Clara Hedwig Baronesse von Eberstein zurück. Die kinderlose Adelige gründet 1881 eine Stiftung für ledige Töchter höherer Beamter und Militärs, die sie nach ihrer Mutter Marianne Freifrau von Eberstein benennt. Sie verfügt, dass Schloss, Gut und Ländereien in den Besitz der Stiftung übergehen. Ihr Wunsch: Der herrschaftliche Park, die alte schöne Lindenallee sowie „das Stück Feld westlich der Allee“ sollen so lange als möglich unbebaut und erhalten bleiben.

Bereits drei Jahre nach dem Tod der Baronesse beschließt der Gemeindevorstand von Schönefeld im Jahre 1903, „das westlich der Lindenallee gelegene Feld als Park oder durch Anpflanzung parkähnlich herzurichten“. Den Zuschlag dafür erhält der bereits erwähnte Leberecht Migge, der auf eine bislang neue architektonische Gestaltungsweise setzt.

Ein Park für das Volk mit Sport- und Spielplätzen


Dafür charakteristisch sind klar voneinander abgegrenzte, regelmäßig angelegte Parkräume mit unterschiedlichen Funktionen, die durch gerade und breite Wege sowie Pflanzungen voneinander getrennt werden. So entstehen weitläufige Sport- und Spielbereiche, darunter für den noch jungen Fußball, und ein Rodelhügel. Migge entwirft eine monumentale Mittelachse, die im Zwickel von Lindenallee und Rohrteichstraße mit einer Promenade beginnt. Auch ein großes rechteckiges Wasserbecken sowie ein Gesellschaftshaus sieht er vor. Dabei greift er auch vorher existierende städtebauliche Pläne auf, die eine 20 Meter breite Verbindungsstrasse zwischen Wohngebäuden im Osten und Westen samt Ulmenallee mitten durch den künftigen Park vorsehen. Die Trasse wird beim Bau der anderen Parkelemente zunächst freigehalten, als Straße allerdings nie errichtet. Der Bereich bekommt erst in den 1970er Jahren eine besondere Bedeutung – als der Ernst-Thälmann-Hain geplant wird.

Der Entwurf Migges für den Volkspark stößt auch auf Widerstand. Der Leipziger Gartendirektor Carl Hampel legte eine eigene Variante vor, die jedoch abgelehnt wird. Mit der Eingemeindung Schönefelds 1915 fällt der Volkspark Schönefeld allerdings in seine Amtshoheit. Der Düpierte löst sofort den Vertrag mit Migge auf und stoppt den weiteren Ausbau des Parkes – darunter das geplante Bassin. Viele Arbeiten ruhen ohnehin – es ist die Zeit des Ersten Weltkrieges. Hampel geht 1920 schließlich in den Ruhestand.

Nachfolger Nicolaus Hermann August Molzen überarbeitet die Pläne, bemüht sich dabei, die Formensprache von Migge aufzunehmen. Ab Frühjahr 1924 lädt beispielsweise der von Molzen konzipierte Staudengarten zum Spaziergang ein. Auf Bassin und Gesellschaftshaus verzichtet er. Stattdessen plant er eine Zugangspromenade und eine Kriegergedächtnisstätte, um die im Ersten Weltkrieg Gefallenen zu ehren. Die Gedächtnisstätte wird allerdings nicht errichtet. Im April 1928 wurde der Mariannenpark endgültig fertiggestellt.

Ein Thälmann-Hain mit Appellplatz


Den Zweiten Weltkrieg übersteht der Mariannenpark ohne größere Schäden, obwohl der Volkssturm auf dem Rodelberg und den Wiesen Flakgeschütze einsetzt. Im Jahre 1952 übernimmt der VEB Garten- und Landschaftsbau die Pflege. Eine erste Veränderung ist 1954 der Bau eines Wochenheims für Kinder von Eisenbahnern im nordöstlichen Parkteil. Später entsteht eine Freilichtbühne sowie ab Mitte 1972 der „Ernst-Thälmann-Ehrenhain“.

Geehrt wird der ehemalige KPD-Vorsitzende und antifaschistische Widerstandskämpfer Ernst Thälmann, der Vorbild für die Jugend in der DDR wird und dessen Namen die Pionierorganisation trägt. 1974 wird im Hain eine sechs Meter breite Wegeverbindung aus Platten sowie ein Appellplatz mit Mauern, die die Lebensdaten Thälmanns zeigen, befestigt. Aufgestellt wird eine Bronzebüste Thälmanns, die die Bildhauerin Ruthild Hahne auf einem Sockel aus Porphyrblöcken schafft. Es gibt auch ein Rosenbeet, Pflanzkübel und Fahnenstangen, da der Appellplatz für Gelöbnisse und Vereidigungen, etwa für Soldaten der Nationalen Volksarmee, dient. Ende der 1970er Jahre lässt die Stadtverwaltung im Mariannenpark aus Anlass des Sportfestes ein Großschachfeld, Tischtennisplatten, Anlagen für Minigolf, Pendelbahn und andere Sportgeräte aufstellen. Die Freilichtbühne wird 1978/79 neugestaltet.

Vom Gedenkort zum Denkort


Nach der
Friedlichen Revolution verliert der Thälmann-Hain seine ideologische Bedeutung. Schriftzüge und Teile der Anlage werden rückgebaut. Wie der gesamte Mariannenpark steht diese aber unter Denkmalschutz. Bereits 1991 wird das Areal – ebenso wie der im Norden angrenzende Schlosspark Schönefeld mit Schloss und Kirche sowie das Grab der Familie von Eberstein – in die Kulturdenkmalliste des Landes Sachsen aufgenommen. Der ehemalige Ehrenhain wird in den vergangenen Jahren vor allem als Wegeverbindung genutzt. Inzwischen ist er saniert, vom Gedenkort zum Denkort umgestaltet. Neue Sitzgelegenheiten, kleine Spielangebote, Stelen zur Geschichte sowie kleine Tafeln zu Naturschutzthemen sind entstanden. Auf dem neuen Fitnessplatz an der Rohrteichstraße wurden eine Kraftsportanlage sowie viele Geräte zum Trainieren aufgestellt. Bei der Neugestaltung bezog man die Bürger mit ein. Sie wünschen sich noch eine Gaststätte sowie kulturelle Angebote. Diskutiert werden mobile Varianten sowie eine teilweise Nutzung des Gärtnerhauses. Der Rosengarten ist mit Hilfe der Stiftung Bürger für Leipzig ebenfalls erneuert worden.

Ein beliebtes Naherholungsgebiet in Leipzig


Trotz der im Laufe der Zeit vorgenommenen Änderungen hat der Mariannenpark seinen ursprünglichen Charakter weitgehend bewahren können. Elemente, wie die Laubengänge, sind verschwunden. Ob nun beim Joggen, Picknicken, Spazierengehen, Toben auf den Spielplätzen oder bei gutem Wetter einfach ausspannen – der Mariannenpark ist ein beliebtes Naherholungsgebiet für Leipzig und Umgebung. Ein Park für das Volk eben, wie von den Stiftern und Gestaltern einst gewünscht.

Stand: 17.04.2024

Apothekergarten

Linnéstraße 1 / Friedenspark | Ortsteil: Zentrum-Südost

Bei dem im Friedenspark gelegenen und am 1. Juni 2001 wiedereröffneten Apothekergarten der Universität Leipzig handelt es sich um den ältesten Apothekergarten Deutschlands. Dieser entstand aus einem im Jahr 1542 gegründeten „Hortus medicus“, einem Heilpflanzen- und Apothekergarten. Heute beherbergt er auf ca. 3.000 Quadratmetern über 300 Heil-, Gift- und Gewürzpflanzen. Der Apothekergarten dient vorrangig der Ausbildung von Studenten sowie der Weiterbildung von interessierten Apothekern, Biologen und Ärzten und ist öffentlich zugänglich.

Am Anfang war der Klostergarten: Deutschlands ältester Apothekergarten entsteht


Bei dem Friedenspark im Osten Leipzigs handelt es sich um eine grüne Oase der Ruhe nahe dem Zentrum der Messestadt. Am Rande des Parks gelegen entstanden zu Beginn der 2000er Jahre mit dem Duft- und Tastgarten und dem Apothekergarten zwei gegenüberliegende Sonderanlagen, die zum Botanischen Garten der Universität Leipzig gehören.

Die Entstehung von Deutschlands ältestem Apothekergarten reicht knapp 500 Jahre zurück. Bereits zu Gründungszeiten der Universität Leipzig um das Jahr 1409 sollen Mönche im Klostergarten Heilpflanzen kultiviert und an die noch heute existierende Löwen Apotheke geliefert haben. Der Apothekergarten wurde als sogenannter „Hortus medicus“ im Jahr 1542 gegründet. Als der Klostergarten des Dominikanerklosters St. Pauli Mitte des 16. Jahrhunderts der Universität Leipzig übertragen wurde, ging aus ihm der Botanische Garten als einer der ersten seiner Art weltweit hervor. Seit 1890 befindet sich der Apothekergarten am Rande des Friedensparks. In den darauffolgenden Jahrzehnten konnte sich die Grünanlage nicht immer uneingeschränkter Aufmerksamkeit erfreuen und wurde zum Teil über 30 Jahre nicht gepflegt. Um die Jahrtausendwende investierten die Stadt Leipzig sowie die Universität Leipzig rund 1,2 Millionen Mark in die Wiedereröffnung des Apothekergartens am 1. Juni 2001. Die Hälfte der Kosten wurde durch eine Spende des Kölner Pharma-Unternehmens Madaus AG getragen, welches durch die Herstellung von Arzneimitteln aus Pflanzen bekannt wurde. Die Bereitstellung des Grundstücks sowie die Bauplanung übernahm die Stadt Leipzig.

Noch heute erfüllt der nach historischem Vorbild angelegte Apothekergarten die gleiche Aufgabe wie vor 500 Jahren in Form der Vermittlung von Wissen über Heil- und Giftpflanzen für angehende Biologen, Mediziner und Apotheker.

Matestrauch, Sonnenhut und Tollkirsche: Von ätherisch bis hochgiftig


Umgrenzt von einer Eibenhecke und unter hohen Bäumen gelegen, beherbergt der Apothekergarten auf rund 3.000 Quadratmetern Fläche über 300 Heil-, Gift- und Gewürzpflanzen. Die Auswahl der Pflanzen erfolgte nach neuester pharmazeutischer Literatur, Inhaltsstoffen, Giftigkeitsskalen und Wirkungsprinzipien. Gezeigt werden neben den meisten der heute gebräuchlichen und systematisch nach ihrer Wirkung angeordneten Arzneipflanzen auch anerkannte Pflanzendrogen, Giftpflanzen und historisch interessante Arten. Bei der Konzeption der Grünanlage wurde Wert auf die Eingliederung des Apothekergartens in die Leipziger Tradition der Gartenkunst sowie die historischen Vorbilder gelegt. Dazu zählt u.a. die Verwendung von altdeutschen Bezeichnungen im historischen Teil der Grünanlage. Analog zu den damaligen Arzneigärten, den „Horti medici“, ist der Apothekergarten streng formal strukturiert.

Bereits beim Betreten des Gartens erfährt der Besucher auf Schautafeln Wissenswertes zu den Themen Pharmazeutik und Botanik. Im historischen Abschnitt der Anlage befinden sich diverse, bereits vor 450 Jahren in Mitteldeutschland kultivierte Nahrungs-, Arznei- und Zierpflanzen. Neben dem entsprechenden botanischen Namen ist auf einem kleinen Pflanzenschild ebenfalls die historische Bezeichnung angegeben. Formal sind die Beete um einen mittigen Brunnen angeordnet, welcher optisch an einen Blütenkelch erinnert. Letzterer versorgt einen schmalen, in Stein eingefassten Kanal mit Wasser.

Zwei Beete im Apothekergarten beherbergen diverse Giftpflanzen, darunter Schöllkraut, Pfingstrosen und Tollkirschen. Chemisch verwandte Wirkstoffgruppen der Pflanzen befinden sich meist in direkter Nachbarschaft zueinander. Auch das Gefälle der Wirkungsintensität wurde bei der Anordnung der Pflanzen berücksichtigt. So beherbergt der hintere Beetbereich Exemplare mit einem hohen Giftanteil, welcher in Richtung des vorderen Beetbereichs abnimmt. Der benachbarte Gartenteil zeigt eine Auswahl gebräuchlicher, in der modernen Pflanzenheilkunde eingesetzter Arzneipflanzen mit Hinweisen zu den jeweiligen therapeutischen Anwendungsgebieten. Die Anordnung der Pflanzen folgt deren medizinisch relevanten und chemischen Hauptwirkstoffen, darunter Bitterstoffe, Herzglykosiden, ätherische Öle und Gerbstoffe. Dazu zählen etwa Sonnenhut, Schwertlilien, Huflattich, Farn, Matestrauch oder Mariendistel. Auf Schildern an den Beeten und Tafeln an den Wegrändern erfährt der Besucher mehr zum Vorkommen, Anwendungsbereichen, Wirkweisen und Inhaltsstoffen der Pflanzen. 

Neben der Vermittlung von Wissen für Besucher mit und ohne Fachhintergrund ist der Apothekergarten auch ein Ort der Ruhe und Entspannung. Zu beiden Seiten des Weges befinden sich Bänke, welche zum Verweilen einladen.

Stand: 29.11.2023

Bildergalerie - Apothekergarten

Historisches Bildmaterial - Apothekergarten

Friedenspark

Liebigstraße 28 | Ortsteil: Zentrum-Südost

Der Friedenspark wurde am 20. Juli 1983 auf 20 Hektar Fläche als öffentlicher Sportpark sowie Freizeit- und Erholungsort eingeweiht. Auf dem Gelände befand sich zuvor der 1846 angelegte Neue Johannisfriedhof als zweiter städtischer Friedhof mit knapp zwanzigtausend Grabstätten. Nach den schweren Beschädigungen durch Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg wurde die Friedhofsanlage schließlich am 31. Dezember 1970 für die Öffentlichkeit geschlossen. Nach Entwürfen der Landschaftsarchitektin Henriette Krahnstöver plante die Stadt unter dem Arbeitstitel „Johannispark – Park der Jugend“ eine Grünfläche mit Sport- und Freizeitanlagen und stellte diese 1983 fertig. Heute zählen zum Friedenspark diverse Sondergärten, darunter der Apothekergarten sowie der 2007 eröffnete Duft- und Tastgarten. Bemerkenswert sind der alte Baumbestand sowie die zahlreichen Blütensträucher, die den Friedenspark säumen.

Vom Friedhof zum Stadtpark


Im Südosten Leipzigs gelegen zwischen Russischer Gedächtniskirche und Universitätsgelände zählt der Friedensparks zu den bekanntesten Grünanlagen in Leipzig. Neben dem großen Eingangstor an der Nordseite des Parks und den von alten Bäumen gesäumten Hauptalleen lassen vor allem die verwitterten Wandstellengräber auf dessen einstige Funktion schließen. Diese letzten baulichen Relikte befinden sich noch heute in der südlichen Mauer und der Toranlage im Osten der Parkanlage. 

Auf dem Gelände des heutigen Friedensparks wurde im September 1846 auf zwanzig Hektar Fläche der Neue Johannisfriedhof angelegt, welcher sich bald zu Leipzigs bedeutsamstem Begräbnisplatz entwickelte. Dabei handelte es sich nach dem Alten Johannisfriedhof um den zweiten städtischen Friedhof, welcher sich im Besitz des Johannisstifts befand. Die Friedhofsanlage mit knapp zwanzigtausend Grabstätten folgte der Divise einer maximalen Belegung mit Reihengräbern, wobei die privilegierten Erbbegräbnisplätze an den Trenn- und Umfassungsmauern angesiedelt waren. Die Toranlage am östlichen Friedhofseingang stammte ursprünglich vom Johannishospital am Standort des heutigen Grassimuseums und wurde in den 1880er Jahren von Stadtbaurat Hugo Licht umgestaltet. Der Straßenname „Vor dem Hospitaltore“ erinnert noch heute an die ursprüngliche Herkunft des Portals. Im Jahr 1883 wurde nach Plänen von Hugo Licht im westlichen Teil des Areals eine Friedhofskapelle im Neorenaissance-Stil sowie seitlich angesiedelten Kolonnaden und Trauerhallen erbaut. Diese wurden im Zweiten Weltkrieg von einem Bombenanschlag schwer beschädigt, auch der Friedhof trug zahlreiche Kriegsschäden davon.

Seit dem 31. Dezember 1950 wurden keine Neubelegungen mehr gestattet und es fanden keine Begräbnisse mehr statt. Die Friedhofsanlage wurde schließlich am 31. Dezember 1970 für die Öffentlichkeit geschlossen. Die Reste der Mauern, Grüfte, Grabdenkmäler, Einfassungen und Sträucher wurden abgebrochen und zu einem Hügel aufgeschüttelt, welcher später als Rodelberg genutzt werden sollte. Dabei wurde der stadtgeschichtliche und kunsthistorische Wert vollkommen außer Acht gelassen. Umbettungen auf andere Friedhöfe wurden nur vollzogen, wenn die Angehörigen für die Kosten aufkamen. Von den etwa 120 vom Institut für Denkmalpflege nach ihrer kunst- und stadtgeschichtlichen Bedeutung ausgewählten und geborgenen Grabmälern blieben aufgrund von Vandalismus, Diebstahl, ungeschützter Lagerung und unvorsichtigem Transport im Jahr 1990 nur noch 58 übrig. Diese wurden im Lapidarium des Alten Johannisfriedhofs untergebracht. An einst auf dem Neuen Johannisfriedhof begrabene und bedeutsame Leipziger Persönlichkeiten, darunter Arwed Rossbach, Architekt der Universitätsbibliothek, der Arzt Daniel Gottlob Moritz Schreber oder die Verleger-Familien Reclam und Brockhaus, erinnert nach dem radikalen Abbruch in den 1970er Jahren heute kein Grabmal mehr. Die Art der Abräumung, auf welche das zuständige Büro des Chefarchitekten der Stadt Leipzig offenbar keinerlei Einfluss hatte, kritisierte auch die seit 1978 für die Entwurfsplanung des Friedensparks zuständige Landschaftsarchitektin Henriette Krahnstöver. Die Herausforderung bestand darin, nun ohne die zuvor vorhandenen, raumbildenden Mauern und Strauchbepflanzungen sowie unter Einbezug des großen Schuttberges auf der Nordostseite des Parks die Gestaltung vollkommen neu zu konzipieren. Unter dem Arbeitstitel „Johannispark – Park der Jugend“ beinhaltete die Planung, wie in der DDR üblich, diverse Anlagen für Sport und Freizeit. Dazu zählten Fußball-, Basketball- und Volleyballfelder, ebenso wie Areale für Kegeln, Boccia und Minigolf sowie eine Eislauf- und Rollschuhbahn für die Kinder. Um im mittigen Parkbereich großzügigen Raum für Erholung bieten zu können, wurden die Sport- und Freizeitanlagen am Randbereich gruppiert.

Park in Park: Der Friedenspark und seine Sondergärten


Am 20. Juli 1983 wurde die Anlage unter dem Namen „Friedenspark“ eingeweiht. Neben seiner Funktion als öffentlicher Sportpark sollte er auch als Freizeit- und Erholungsort für die Studenten der Universität dienen. In der neuen Parkanlage wurde dem einst rasterförmigen Grundriss bewusst entgegengearbeitet und versucht, eine landschaftliche Struktur zu etablieren. Der Friedenspark wies für diese Zeit einen bemerkenswerten Ausstattungsgrad auf. Dazu zählten mehrere Sportfelder, welche dem umfassenden Funktionsprogramm früherer Pläne entstammten, ebenso wie drei von Manfred Bellinger geschaffene Spielplätze. Auf dem einstigen Trümmerberg wurden Rutschen und eine Holzburg installiert. Besonders markant war der Einbezug von diversen Rundformen im Friedenspark. Darunter befanden sich eine runde Pergola, welche dem Schachspiel diente oder etwa ein Rundplatz mit der 1983 von Irene Markquardt aus Bronze geschaffenen Skulpturengruppe Studentinnen nahe des südlichen Parkeingangs, an dessen Stelle sich zuvor die Friedhofskapelle befand. Die Skulpturen Drei Grazien von Dieter Dietze sowie Lesende von Waleria Bukowiecka zählten ebenfalls zum plastischen Programm der bildkünstlerischen Konzeption des Friedensparks.

Zu den Sondergärten nahe des Friedensparks zählt der in unmittelbarer Nachbarschaft zum Botanischen Garten im Jahr 2001 eingeweihte Apothekergarten sowie der 2007 eröffnete Duft- und Tastgarten. Im westlichen Bereich des Parks befindet sich inmitten einer großzügigen Rasenfläche mit ungewöhnlicher Bepflanzung ein Gedenkort für die verstorbenen Kinder Leipzigs.

Nach einem Entwurf von Antje Schuhmann wurde am 6. Mai 2011 im Friedenspark eine weitere Sonderanlage eingeweiht, der Gedenkort Die Wiese Zittergras. Er erinnert an die Euthanasieopfer.

Bemerkenswert ist der alte Baumbestand des Friedensparks. Die Mehrheit der Gehölze stammt noch aus der Vorgeschichte des Neuen Johannisfriedhofs. Zu den zahlreichen Blütensträuchern, welche das 20 Hektar große Areal säumen, zählen Forsythien, Hecken- und Kornelkirschen, Haselnuss und Hartriegel. Heute konzentrieren sich die Spiel- und Sportareale an den Rändern, während die Mittelpartie des Friedensparks aus einer weitläufigen Rasenfläche besteht.

Stand: 29.11.2023

Lene-Voigt-Park

Reichpietschstraße | Ortsteil: Reudnitz-Thonberg

Der Lene-Voigt-Park ist eine 10,5 Hektar große Parkanlage im Leipziger Stadtteil Reudnitz-Thonberg. Er befindet sich auf dem Gelände des ehemaligen Eilenburger Bahnhofs etwa zwei Kilometer östlich des Stadtzentrums zwischen Gerichtsweg, Riebeckstraße und Reichpietschstraße. Benannt wurde der Park nach der sächsischen Schriftstellerin und Mundartdichterin Lene Voigt, die um 1920 am damaligen Eilenburger Bahnhof lebte. Das 800 Meter lange und zwischen 80 und 130 Meter breite Arial stellt eine wichtige grüne Oase im einstigen Graphischen Viertel dar.

Die Geschichte eines vergessenen Bahnhofs


In der damals noch selbstständigen Gemeinde Reudnitz lag ab 1872 der Eilenburger Bahnhof als einer der größeren Bahnhöfe Leipzigs. Bis 1942 diente er als Bahnhof für Personenverkehr und verband
Eilenburg mit Leipzig. Zwischen 1874 und 1876 wurde dafür ein Empfangsgebäude errichtet. Der Backsteinbau beherbergte Warte- und Speisesäle und wurde vom Architekten Richard Steche entworfen. 

Im Laufe der Zeit entwickelte sich nördlich und südlich des Bahnhofs das Druckgewerbe und Verlage ließen sich nieder. Dies brachte dem Stadtteil Aufschwung und gab ihm den Namen Graphisches Viertel. Als 1915 der Hauptbahnhof in Betrieb genommen wurde und den Fernverkehr übernahm, sank die Bedeutung des Eilenburger Bahnhofs jedoch. Hier wurden nur noch Personennah- und Güterverkehr entlang geleitet. 

Im Zweiten Weltkrieg erlitt das Stadtviertel schwere Bombenschäden und auch das Empfangsgebäude wurde komplett zerstört. Der bereits 1942 eingestellte Personennahverkehr wurde deshalb nicht mehr aufgenommen. Bis in die 1970er Jahre diente der Eilenburger Bahnhof nur noch zur Güterabfertigung. Danach wurde er als Abstellplatz verwendet, bis er nach und nach verödete.

Vom Lost Place zum Hotspot


Im Jahr 1997 beschloss der Leipziger Stadtrat, auf dem verlassenen Gelände einen Stadtpark zu errichten. Ziel war der Aufschwung des Viertels, dessen Bedeutung seit der deutschen Teilung stark zurückgegangen war. So entstand zwischen 2000 und 2004 eine Grünanlage mit regelmäßigem Charakter nach einem Gesamtkonzept des Berliner Landschaftsbüros Kiefer. Die markante längliche Struktur des ehemaligen Bahnhofs blieb dabei erhalten. Diese wurde in drei wesentliche Parkräume eingeteilt. Auf den früheren Bahnanlagen entstand in Ost-West-Ausrichtung ein langgestrecktes Zentrum aus Grünstreifen und Promenaden. Mit Klinker und Ausschussmaterial gefüllte Drahtkäfige, sogenannte Garbionenmauern, dienen gemeinsam mit integrierten Bänken und einer Birkenbepflanzung als Abgrenzung zu den nördlich liegenden Gartenbereichen. Diese werden als individuelle Bewohnergärten genutzt. Markant sind auf dieser Seite auch die oberirdisch verlaufenden Heizungsrohre, die die Eingänge umfassen. Im Süden entstanden mehrere Funktionsräume, einzeln abgetrennt durch Hainbuchenhecken und Stahlelementen. Diese Aktionsbereiche umfassen Spielplätze und einen Märchenwald, Tischtennisplatten und Beachvolleyballfelder sowie Balancespiele und eine Kletterwand. 

Im Planungsprozess gab es eine breite Bevölkerungsbeteiligung. Durch Bürgerforen, Jugendcamps und Workshops konnten sich die Bürger einbringen. Dank diesem großen Raum für eine bürgerliche Mitwirkung wurde 2002 der Europäische Preis für Landschaftsarchitektur verliehen.

Die Ruinen des Parks


Zwischen parktypischem Getümmel stehen noch immer drei verlassene Gebäuderuinen, denen eher weniger Aufmerksamkeit geschenkt wird. So befinden sich am westlichen Ende des Parks zwei ehemalige Güterabfertigungsgebäude. Hohe Zäune sollen Schaulustige vom Betreten abhalten. Während sich diese dennoch gut sichtbar in das Parkgefüge eingliedern, versteckt sich auf der anderen Seite, am östlichen Ende, der alte Lokschuppen. Dieser ist im Sommer fast vollständig von Grün bedeckt und so kaum einsehbar. Nur der Turm lässt die Ruine erahnen. Direkt daneben befindet sich der Anschluss an den begehbaren Grünzug der
Anger-Crottendorfer Bahnschneise. Der Radweg gehört zu dem Projekt Parkbogen Ost, welches den stillgelegten östlichen S-Bahnbogen erschließen und neu aufnehmen will.

Von Prinzessinnen im Holzschloss und Rittern in Secondhand-Ausrüstung


Der Lene-Voigt-Park bietet verschiedene Möglichkeiten für jedes Alter. Vor allem Kinder bis sechs Jahre sind vom Märchenwald-Spielplatz begeistert. Hier treffen Prinzessinnen im Holzschloss auf den Froschkönig oder doch direkt dem tapferen Ritter. Das Areal ist gut einsehbar und so bei Eltern beliebt. Für ältere Kinder gibt es direkt nebenan einen großen Spielplatz. Hier ist die Hauptattraktion die breite Rutsche. 

Auf dem Weg kann ein Stopp an „Lenes Tauscho“ gemacht werden. Der Schrank aus Stahl und Aluminium dient als Tauschregal und lädt zum Stöbern und Tauschen ein. Nicht mehr gebrauchte Gegenstände können hier abgelegt und nach neuen Fundsachen gesucht werden. So wechseln Kleider, Schuhe aber auch Bücher und Geschirr kostenlos den Besitzer. Das Tauschkonzept erfreut sich großer Beliebtheit, wird allerdings auch häufig Opfer von Randale. So brannte der 2021 erbaute erste Schrank im Mai 2023 vollständig aus. Im Juli 2023 konnte der „Lenes Tauscho“-Betreiber Aaron Krautheim mithilfe von Spendengeldern wieder einen neuen Schrank aufbauen.

Café auf Zack


Ein beliebter Treffpunkt am Lene-Voigt-Park ist das
Espresso Zack Zack. Die Kaffeebar wurde 2015 eröffnet und erfreut seitdem mit Kaffeespezialitäten, Röstkaffee vom Partner Omkafè und frischen Backwaren aus der eigenen Backstube die Kunden. Von Espressomaschinen über Kaffeemühlen, Milchaufschäumkännchen und sonstigen Utensilien gibt es außerdem alles, was zur Kaffeezubereitung im eigenen Heim zu gebrauchen ist.

Lene Voigt: Kabarettistin, Mundart-Dichterin, Leipziger Original


„Unsre alde Lene, so gud wie sie is geene!“ titelte eine Leipziger Tageszeitung am 23. Februar 2002, denn die sächsische Mundart-Dichterin war zu diesem Zeitpunkt auf den Leipziger Bühnen mit sieben Programmen präsent. Die Unsterblichkeit von Lene Voigt setzte jedoch erst in den 1980er Jahren ein. Besonders der Schriftsteller
Wolfgang U. Schütte trug mit seinen jahrzehntelangen Forschungen dazu bei, ihr Werk systematisch zu erschließen. Ab 1983 wurden Voigts Bücher wieder aufgelegt. Erster DDR-Verleger ihrer Werke war Norbert Molkenbur. Vorher war das Leipziger Original – das sächsisch als ihre „Vatersprache“ bezeichnete, denn nur ihr Vater habe Dialekt gesprochen – nahezu vergessen. Zur Zeit des Nationalsozialismus wurden ihre Schriften verboten, da sie den „sächsischen Stamm“ verunglimpften und in linksorientierten Zeitungen veröffentlicht wurden. Während der DDR war sächsisch ebenfalls nicht erwünscht. Heute erfreut sich Lene Voigts Werk jedoch einer umso größeren Beliebtheit.

Stand: 29.11.2023

Bildergalerie - Lene-Voigt-Park

Historisches Bildmaterial - Lene-Voigt-Park

Fritz-von-Harck-Anlage

Harkortstraße 1 | Ortsteil: Zentrum-Süd

Die neben dem Bundesverwaltungsgericht gelegene Fritz-von-Harck-Anlage wurde ursprünglich von 1894 bis 1900 als repräsentativer Platz im Gründerzeit-Stil mit Schmuckpflanzungen und Fontäne als Bindeglied zwischen Reichsgericht und Neuem Rathaus angelegt. 1917 wurde sie zu Ehren des Kunstwissenschaftlers und -sammlers Fritz von Harck in die gleichnamige Anlage umbenannt. Nach dem Zweiten Weltkrieg verlor das Areal seine einstige Wirkung, bevor es 1999/2000 nach historischem Vorbild bis 2002 nach Plänen des Grünflächenamts als 4.500 Quadratmeter großer, zeitgenössischer Stadtplatz neugestaltet wurde. Auffällig sind die mit Rasenwellen gestalteten Grünflächen sowie die sechs Meter hohe Fontäne in der neu gestalteten Brunnenanlage.

Von der Nonnenmühle zur repräsentativen Parkanlage


Anstelle der heutigen Fritz-von-Harck-Anlage befanden sich einst die
Nonnenmühle sowie diverse Wasserkunstelemente des ehemaligen städtischen Bewässerungssystems. Das Areal wurde in den Gründerzeitjahren durch die Stadterweiterung überformt. Das einst dörfliche Ambiente entwickelte sich zu einem großstädtischen Charakter, welcher durch einen kanalisierten Pleißemühlgraben, monumentale Bauten und exakte Straßenführung geprägt war. Zwischen 1894 und 1900 wurde ein aufwendig gestalteter, repräsentativer Platz mit Schmuckpflanzungen, Formschnittgehölzen, Wasserbecken, Fontäne und schmiedeeisernen Rabatteneinfassungen geschaffen. Die Anlage ermöglichte einen freien Blick vom Neuen Rathaus am Promenadenring auf das damalige Reichsgerichtsgebäude sowie das Musikviertel und fungierte als entsprechendes Bindeglied zwischen den repräsentativen Bauten. Im Norden wird sie von der Karl-Tauchnitz-Straße, im Osten von der Harkortstraße sowie im Süden von der Wächterstraße umschlossen. Die Grünfläche erhielt 1917 zu Ehren des Kunstwissenschaftlers und Kunstsammlers Dr. Fritz von Harck, welcher der Stadt Leipzig testamentarisch wertvolles Kunstgut und Immobilien vermachte, den Namen Fritz-von-Harck-Anlage. Während des Zweiten Weltkrieges wurden die neun schmiedeeisernen Ziergitter der Anlage eingeschmolzen und das Wasserbecken nach 1945 demontiert. Auch der zentrale Springbrunnen wurde an den Rand des Platzes verlegt sowie 1951 der Pleißemühlgraben verrohrt. Die Anlage wurde durch die Straßenverbreiterung verkleinert. Dadurch verlor sie ihre einst repräsentative Wirkung und die Struktur des Platzes wurde entsprechend des Zeitgeschmackes grundlegend asymmetrisch verändert.

Im Zuge der Freilegung des Pleißemühlgrabens 1999/2000 und der Neugestaltung der Fritz-von-Harck-Anlage wurde die historische Wirkung des Platzes in Ansätzen wieder hergestellt. Nach nur eineinhalb Jahren Bauzeit entstand nach Plänen des Grünflächenamts im Jahr 2002 ein 4.500 Quadratmeter großer, moderner Stadtplatz in Verbindung zum offen gelegten Pleißemühlgraben. Finanziert wurde das Projekt von der „Allianz-Stiftung zum Schutz der Umwelt“ mit 1,5 Millionen DM. Weitere 2,7 Millionen stammten aus Fördermitteln sowie von der Stadt Leipzig.

Grüne Oase zwischen Bundesverwaltungsgericht und Neuem Rathaus


Der Entwurf für die heutige Fritz-von-Harck-Anlage zielte auf eine Wiederherstellung nach historischem Vorbild ab und orientierte sich am Grundriss der einstigen repräsentativen gründerzeitlichen Grünanlage. Bei dem neu entstandenen Areal handelt es sich nicht um eine Rekonstruktion, sondern um eine eindeutig zeitgenössische Grünanlage, welche ihr historisches Vorbild auf eine moderne funktionale und ästhetische Gestaltung überträgt.

Bezugnehmend auf die Grünflächen des Bundesverwaltungsgerichtes schafft die Nord-Süd-Achse des Wegekreuzes wieder einen räumlichen Zusammenhang zum angrenzenden Simsonplatz. Die hügelig gestalteten Grünbereiche und die Wiese mit bis zu 90 Zentimeter hohen Rasenwellen stellen einen Bezug zur Nähe der Pleiße sowie zum spannungsvollen Justiz- und Regierungsgebäude her. Platzmitte und zugleich Hauptanziehungspunkt der Fritz-von-Harck-Anlage mit Blick auf das Neue Rathaus ist ein zentraler Aufenthaltsbereich mit großer Holzbank. Die sich dort befindliche neu gestaltete, großflächige Brunnenanlage bestehend aus einfachen geometrischen Körpern mit hellem Glasbelag und bis zu sechs Meter hoher Fontäne wird in der Dunkelheit von Halogenstrahlern beleuchtet und wechselt stetig ihre Farbe. Eine dezent durch ein Lichtfaserkabel erhellte Wasserrinne stellt die Verbindung zwischen dem Brunnen und dem Pleißemühlgraben her. Neben letzterem befinden sich fünf Säulen, welche im Dunkeln bläuliches Licht ausstrahlen. Die Westseite der Anlage wurde mit Neupflanzungen, darunter Buchsbaumhecken und Rhododendren, gestaltet, welche einen Übergang zu den angrenzenden Villengärten schaffen. Inmitten einer niedrigen Bepflanzung befindet sich der Gedenkstein für Dr. Fritz von Harck, während das sich zuvor daneben befindliche Mendelssohn-Denkmal seinen neuen Standort inmitten der Promenadenanlagen unweit des Westportals der Thomaskirche erhielt. Die räumliche Abgrenzung zur Karl-Tauchnitz-Straße wurde durch die Pflanzung diverser neuer Platanen realisiert. 

Vor allem in den Sommermonaten ist die gepflegte Anlage aufgrund ihrer Nähe zur Innenstadt ein beliebter Treffpunkt für Entspannung suchende Passanten und Studenten sowie für Personen, die beim Bundesverwaltungsgericht arbeiten und hier ihre Pause verbringen. 

Stand: 26.09.2023

Bildergalerie - Fritz-von-Harck-Anlage

Historisches Bildmaterial - Fritz-von-Harck-Anlage

Friedhof Thekla

Tauchaer Straße 134 | Ortsteil: Thekla

Es gibt keinen anderen Friedhof in Leipzig, der sich an einem so malerischen Ort befindet, wie der inmitten der Parthenaue gelegene Friedhof Thekla. Der jahrhundertealte Begräbnisplatz diente schon lange vor der Christianisierung den Slawen als Kultstätte. Bereits im 12. Jahrhundert wurde auf dem Hügel die Kirche Hohen Thekla aus Granitfindlingen errichtet. Die romanische Wehrkirche hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Trotz mehreren Bränden wurde sie immer wieder aufgebaut, ohne dass ihre Ursprünglichkeit verändert wurde. 

Idyllischer Friedhof in Hanglage


Die Kirche Hohen Thekla wird von einem 1,6 Hektar großen Friedhof umschlossen, der sich in einer Hanglage nach Süden erstreckt. Etwa 1.700 Grabstellen sind hier vorhanden. Zahlreiche interessante Grabmäler aus der Zeit des Barocks und des Klassizismus erinnern an die uralte Tradition dieses Friedhofs, der auch ausreichend Platz für neue Grabanlagen bietet. Neben einem Gefühl der Ruhe und des Friedens beeindruckt die Begräbnisstätte mit schattenspendenden Bäumen und einem morbiden Charme, den auch die uralten bemoosten Grabmale ausstrahlen. Neben Gräbern von ehemaligen Pfarrern der Kirche Hohen Thekla, die sich an der Rückseite des Gotteshauses befinden, entdeckt man beim Spaziergang auch das
Kriegerdenkmal 1914-1918 – Friedhof Thekla, das auf den Seitenfeldern die Namen von 54 im Ersten Weltkrieg Gefallenen aus Thekla aufführt. Nur wenige Meter entfernt befindet sich die Friedhofskapelle, die für etwa 40 Personen Sitzplätze bietet.

Gemeinsam mit den Friedhof Schönefeld und dem Friedhof Mockau zählt der Friedhof Thekla zu den Gemeindekirchenfriedhöfen Leipzig Nordost. 

Stand: 26.09.2023

Bildergalerie - Friedhof Thekla

Duft- und Tastgarten

Liebigstraße 28 / Friedenspark | Ortsteil: Zentrum-Südost

Der Duft- und Tastgarten im Friedenspark wurde 2017 speziell für Blinde und Sehbehinderte eröffnet und fungiert neben dem benachbarten Apothekergarten als externer Bereich des Botanischen Gartens der Universität Leipzig. Dabei handelt es sich um den Nachgänger des ersten und einzigen Gartens für Blinde und Sehbehinderte in der DDR, welcher 1986 im Rosental eröffnet und in den 1990er Jahren Opfer von Vandalismus wurde. Das 2.000 Quadratmeter große Areal ist durch ein lineares Wegesystem klar strukturiert und mit 16 Themenfeldern sowie mehr als 250 Pflanzenarten ausgestattet, welche von den Besuchern mit allen Sinnen entdeckt werden können. Der Eintritt ist frei.

Vom Rosental in den Friedenspark: Die Anfänge des ersten Duft- und Tastgartens


Im für Blinde und Sehbehinderte konzipierten Duft- und Tastgarten eröffnet sich den Besuchern eine eindrucksvolle Botanik, deren Fokus bewusst nicht auf visuellen Reizen liegt. Im Mittelpunkt stehen stattdessen das Hör-, das Tast- und das Dufterlebnis.

Der erste Garten für Blinde und Sehbehinderte in der DDR wurde im Jahr 1986 im Rosental eröffnet. Da die frei zugängliche Anlage in den 1990er Jahren Opfer von Vandalismus wurde, beschloss man zum Ersatz des zerstörten Areals im Jahr 2002 den Bau eines neuen, besser geschützten Gartens im Stadtgebiet. Auf Initiative von Blindenvertretern beschloss der Stadtrat im Oktober 2002 die Wiedererrichtung des Parks an anderer Stelle. Der Beschluss zur Errichtung eines entsprechenden Areals inmitten des Friedensparks unweit des Apothekergartens und des Botanischen Gartens wurde 2005 verabschiedet. Partner für das Projekt war das Botanische Institut der Universität Leipzig, welches ebenfalls die Pflege des Duft- und Tastgartens verantwortet. Das Grünflächenamt hatte das Projektmanagement, die Planung und den Bau inne, während die Universität Leipzig das integrative Konzept erarbeitete und die Pflanzenauswahl traf. Die Investition belief sich auf 200.000 Euro, inklusive zahlreicher Spenden. Das Areal wurde nach elfmonatiger Bauzeit am 12. September 2017 mit Eröffnungsreden von Oberbürgermeister Burkhard Jung sowie Universitätsdirektor Franz Häuser und Christiane Kohl, Vorsitzende der Kreisorganisation Leipzig-Stadt des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Sachsen e.V., eingeweiht.

Lauschen, riechen, tasten: Ein Erlebnis abseits von visuellen Reizen


Bereits beim Betreten der 2.000 Quadratmeter großen Grünfläche werden Besucher durch die Marmorskulptur
Liebespaar aus dem ehemaligen Blindenpark begrüßt. Der Leipziger Bildhauer Roland Wetzel schuf sie Mitte der 1980er Jahre. Das Areal ist durch ein lineares Wegesystem klar strukturiert und mit 16 Themenfeldern sowie mehr als 250 Pflanzenarten ausgestattet. Der Hauptweg trennt den mit unterschiedlich duftenden Bäumen und Sträuchern bepflanzten äußeren Garten vom mit 78 kleinen Hochbeeten bestückten inneren Garten. Mit der Nase kann man neben dem Duft von Rosen, Robinien und Flieder auch Gräser und Riesenkräuter entdecken. Die Themenbereiche vom Sumpf-, Wasser- oder Obstgarten bis zum Miniaturwald sind in schachbrettartiger Struktur angelegt. Erkunden können die Besucher ebenfalls einen Skulpturgarten sowie eine kleine Grotte. In einem weiteren Bereich des Duft- und Tastgartens steht das Hörerlebnis im Fokus. So kann bereits bei leichtem Wind aufmerksam diversen Pflanzen und dem Bambus, dem Knirschen der Kieselsteine auf dem Gehweg und dem Springbrunnen gelauscht werden.

Der Duft- und Tastgarten bietet ebenfalls Schulklassen und Touristen Erholung. Die Anlage ist barrierefrei. Die Beschilderung wurde gleichlautend in Schwarz- und Brailleschrift angebracht. Zur Vorbeugung von Vandalismusschäden, wie bei der ersten Anlage im Rosental, ist der Garten eingezäunt und wird nachts abgesperrt. 

Ein Besuch des Duft- und Tastgartens empfiehlt sich naturgemäß insbesondere im Frühling. Weiterhin lohnt sich auch ein Besuch des benachbarten Apothekergarten, der ebenfalls als externer Bereich des Botanischen Gartens fungiert. Hier können rund 300 Heil-, Arznei- und Giftpflanzen entdeckt werden, darunter Matestrauch, Huflattich, Artischocke oder Sonnenhut.

Stand: 26.09.2023

Volkshain Stünz in Leipzig

Stünz-Mölkauer Weg / Theodor-Neubauer-Straße / Pflaumenallee / Borngasse
Ortsteil: Anger-Crottendorf

Der Volkshain Stünz, auch bekannt als „Stünzer Park“, ist eine rund 11 Hektar große Parkanlage im Osten Leipzigs. Sie wird im Osten und Norden vom Flusslauf der Östlichen Rietzschke begrenzt. Im Westen grenzt der Park an einen Bahndamm, im Süden an mehrere Kleingartenvereine. Das ehemalige Dorf Stünz, 1335 erstmals als „Schtynsch“ urkundlich erwähnt, wurde erst im Jahr 1910 nach Leipzig eingemeindet. 

Vom Dorf zum sportlich-spielerischen Erholungspark


Im Zuge der Industrialisierung und dem damit verbundenen raschen Bevölkerungswachstum in den 1880er Jahren sollten in den ursprünglich weniger grünen östlichen Stadtteilen Leipzigs mehr Grünanlagen zur Naherholung und sportlich-spielerischen Betätigung der Einwohner geschaffen werden. 1892 wurde in einem Bebauungsplan die Errichtung eines Parks im damals eigenständigen Vorort Stünz vorgesehen. Angesichts der erwarteten städtischen Expansion nahm sich der Leipziger Stadtrat zwei Jahre später dem Projekt an. Zu diesem Zeitpunkt war der heutige Ort des Parks noch nicht festgelegt. Der damalige Oberbürgermeister Otto Robert Georgi und Stadtgartendirektor Carl Otto Wittenberg wählten schließlich das Gelände des zu der Zeit noch unabhängigen Vororts Stünz aus und planten den Bau einer weitläufigen Anlage. Nach Fertigstellung der konkreten Baupläne und Kostenvoranschläge 1896 begannen ein Jahr später die Arbeiten. Im April 1898 wurde der Park fertig gestellt und im September des gleichen Jahres feierlich eröffnet. Durch den starken Andrang aus der Stadt wurde im Dezember 1898 ein Parkwächter mit Polizeigewalt im Park eingesetzt. Am 1. Januar 1910 wurde der Volkshain eingemeindet und gehörte fortan zu Leipzig. 

Volkshain Stünz damals und heute


Der letztlich umgesetzte Bebauungsplan des Parks sah ein weitläufig gegliedertes Gelände mit großzügig geschwungenen Wegen, einer geradlinig verlaufenden Hauptallee in Richtung Mölkau und locker angelegten Gehölzpflanzungen vor. Die nach dem Ideal den englischen Landschaftsparks angelegten, großflächigen Rasenspielplätze wurden von dichten Baumreihen, darunter zahlreiche Roteichen, begrenzt. Zwei kleinere Aussichtshügel und ein Teich im westlichen Teil des Parks mit unregelmäßigen Uferlinien sind heute Höhepunkte im Volkshain. 

Direkt neben dem 9500 m² großen Stüntzer Teich steht der Apelstein Nr. 43. Dieser wurde als einer von insgesamt 44 Steinen vom Leipziger Schriftsteller Theodor Apel zwischen 1861 und 1864 errichtet und erinnert an die Kämpfe der Völkerschlacht bei Leipzig 1813. An der Stelle des Apelsteins Nr. 43 machte während der Völkerschlacht eine ostpreußische Landwehrtruppe unter Major Carl Friccius vor dem Sturm auf Leipzig ihre letzte Rast. 

Die ursprünglichen Strukturen des Volkshains sind heute noch weitgehend erhalten. Lediglich die Spielplätze wichen in der Nachkriegszeit einfachen Rasenflächen. Im östlichen Parkteil befindet sich neben einem Kinderspielplatz zum Klettern eine Boule-Bahn. 

Exoten des Parks


Der Baum- und Pflanzenbestand im Volkshain Stünz stammt fast gänzlich aus der Gründerzeit des Parks. Auffallend sind dicht gepflanzte Gruppen von Rotbuchen, die im Herbst mit ihren golden-rötlich gefärbten Blättern das Parkbild prägen. Neben einheimischen Waldpflanzen, wie Gelben Windröschen, Bärlauch und Geflecktem Aronstab sind auch Exoten wie beispielsweise die Amerikanische Weißeiche im Park heimisch: Mit ihren unregelmäßig gelappten und im Herbst weinrot gefärbten Blättern ist sie eine seltene Besonderheit im Park. Auch der Sibirische Blaustern oder die Armenische Traubenhyazinthe wachsen im Park. 

Eine gemütliche Einkehrmöglichkeit am Park ist die Gaststätte Volkshain Stünz. Hier bekommt der Gast regionales Essen und Getränke serviert.

Bildergalerie - Volkshain Stünz in Leipzig

Historisches Bildmaterial - Volkshain Stünz in Leipzig

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