Leipziger Lerche

u.a. Brühl 14-16 (Handwerksbäckerei Kleinert), Thomaskirchhof 11 (Café Kandler), Brüderstraße 6 (Café Corso)

Die „Leipziger Lerche“ ist eine traditionelle Konditorspezialität in Form einesMürbeteiggebäcks gefüllt mit Marzipan und Konfitüre. Im Zuge des Jagdverbots auf die gleichnamigen Singvögel und deren Verzehr 1876 kreierten Leipziger Konditoren als Entschädigung das süße Gebäck, welches noch heute in vielen traditionellen Bäckereien und Cafés verkauft wird.

Eine herzhafte Leipziger Delikatesse


Nicht nur das uralte Messewesen und die reiche Musiktradition verliehen Leipzig internationale Anerkennung: Auch zahlreiche Spezialitäten sind weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt. Dazu zählt die Leipziger Lerche, ein Mürbeteiggebäck, dessen Herstellung auf einer interessanten Geschichte beruht.

Die Geschichte der Leipziger Lerche reicht bis ins 18. Jahrhundert zurück. Die Feldlerche galt zu dieser Zeit als kulinarische Spezialität in der Messestadt. In den Herbstmonaten von September bis November zogen die Singvögel in Richtung Süden und machten zwischen Elbe und Saale Station. Während dieser Zeit wurden in den Leipziger Flussauen etwa 1,5 Millionen Lerchen von Vogelfängern gefangen und später mit Kräutern und Eiern gebacken.Unmittelbar nach der Jagd wurden die kleinen Singvögel gerupft, einzeln in Papier gewickelt, in Kisten verpackt und ins In- und Ausland bis nach Moskau und Amerika versendet. Die reichen Leipziger Bürger konnten das Festtagsgericht von den „Lerchenfrauen“ erwerben, welche dieses im Salzgässchen, serviert mit Sauerkraut, im Speckmantel oder als gefüllte Pastete, feilboten. 

Die martialischen Anweisungen zeitgenössischer Kochbücher lauteten etwa folgendermaßen: „Man rupft die Lerchen, zieht die Haut vom Kopf, sengt und wischt sie aus. Dann sticht man die Augen aus, reißt die untere Schnabelhälfte mit der Gurgel und dem Schlunde ab, haut die Krallen und die Flügel ab, nimmt den Magen heraus, biegt die Füße um und klemmt sie zwischen die Keulen. Diese legt man über Kreuz und biegt den Kopf nach den Keulchen um, dann sengt man die Vögel ab. Man brät sie in reichlich Butter, langsam gelbbraun, lässt dann geriebene Semmel in der Butter bräunlich werden, legt die Lerchen in eine heiße Schüssel und richtet Butter und Semmel darüber an. Man kann auch nach Belieben einige Wachholderbeeren mit den Lerchen in die Butter legen, so auch mit der Semmel gehackte Petersilie mit durchschwitzen lassen.“ 

Schlägt man im „Leipziger Koch-Buch“ der Susanne Eger aus dem Jahr 1745 nach, dann Findet man unter dem Stichwort „Lerchen“ folgendes Rezept: „Lerchen gefüllt. Wenn die Lerchen gerupft, so blase sie an dem Halse mit einem Feder- Kiel auf, nimm frischen Speck, Hühner- Lebern, Ingber, Pfeffer, Muscatenblumen, ein wenig, Saltz, hacke es untereinander, thue Butter in einem Pfännlein zum Feuer, rühre die Fülle darein, nebst einem Eyer- Dotter. Siehe, dass die Fülle nicht zu dicke werde. Thue es bey dem Hals durch ein klein Trichterlein ein, saltze sie, und binde sie in Lorbeer- Blätter, stecke sie an, brate sie fein gemach, dass sie nicht aufspringen, begiesse sie mit zerlassener Butter.“

Einen warnenden Zusatz führte das 1811 erschienene „Leipziger bürgerliche Koch- Back- und Wirthschaftsbuch für angehende Hausmütter und Köchinnen“ auf: „Man nehme sich bey dem Lerchenessen in Acht, dass man keine kleinen Beine mit verschlinge…“

Das Ende der Lerchenjagd


Das boomende Geschäft der Leipziger Kaufmannschaft führte allmählich zur Überjagung der mittlerweile vom Aussterben bedrohten Singvögel, die dem Menschen durch Vertilgen schädlicher Insekten nützlich waren. Die preußische Poetin Friederike Kempner empörte sich deshalb in einem ihrer Reime: 

Die friedlichen Sänger des Feldes,
Ach nackt und zum Fraße bereit,
Ihr werdet doch Lerchen nicht essen?
Mein Gott, ihr wär`t nicht gescheit!
Die Lerche, die wahre Poetin,
Zum Himmel schwingt sie sich auf,
Ihr Nestlein sorglos am Boden,
Die Senner treten darauf.
In Leipzig aber schlachten
Die singenden Kehlchen sie,
Ach nackt und klein zum Erbarmen,
Ein Schlachten der Poesie!

Bei einem starken Unwetter im August 1860 wurden weitere tausend Singvögel vom Hagel erschlagen, woraufhin die vom grausigen Anblick verschreckten Leipziger Gastwirte die Lerchen von der Speisenkarte nahmen. Vogelfreunde forderten daraufhin energisch ein Jagdverbot auf die fast ausgerotteten Tiere. Durch die anhaltenden Proteste untersagte der sächsische König Albert I. im Jahr 1876 endgültig den Lerchenfang. Die Lerche wurde per Gesetz von der Liste jagdbarer Vögel gestrichen und die Stadt Leipzig verlor damit eine über hundert Jahre alte Einnahmequelle. So wurden für ein Schock – 60 Stück – immerhin bis zu 20 Pfennig als Abgabe gefordert. 

Süßes Traditionsgebäck im Mürbeteigmantel


Um die betrübten Leipziger Gourmets zu entschädigen, kreierten pfiffige Leipziger Konditoren anstatt des gebratenen Vogels ein Mürbeteiggebäck in Form einer Pastete gefüllt mit Marzipan, Mandeln, Nüssen sowie Erdbeerkonfitüre und nannten es „Leipziger Lerche“. Die Konditorspezialität wurde den Singvögeln nachempfunden, wobei die äußere Form an ein Vogelnest erinnert, während die beiden über Kreuz aufgelegten Mürbeteigstreifen den einstigen Faden darstellen, mit welchem das gefüllte Tier zusammengehalten wurde. Bis heute werden die “Leipziger Lerchen” per Hand in sieben verschiedenen Arbeitsgängen nach einem alten Rezept angefertigt. Die Füllung variiert zwischen Kirsch-, Erdbeer- oder Aprikosenkonfitüre.

So erfolgt die Zubereitung: Mürbeteig nach Grundrezept, Erdbeerkonfitüre, 80 g Margarine, 125 g Zucker, Salz, 2 Eier, 100 g Mehl, 125 g gehackte süße Mandeln oder Kokosraspeln, 5 geriebene bittere Mandeln, 4 Esslöffel Milch, 3 Esslöffel Rum oder Cognac. Leicht gefettete Förmchen mit dünn ausgerolltem Mürbeteig auslegen und jeweils einen Klecks Konfitüre darauf geben. Die schaumig gerührte Margarine mit allen Zutaten (1 Eigelb zurückbehalten) vermengen. Die Masse in die Förmchen füllen, obendrauf kreuzweise zwei schmale, abgerädelte Teigstreifen legen und mit dem verquirlten Eigelb bepinseln. Bei Mittelhitze 25 Minuten backen. Als Gipfel der Verfeinerung gilt eine in die Marzipan-Mandel-Füllung eingebettete Maraschino-Kirsche!

Die „Leipziger Lerche“ ist heute die beliebteste Leipziger Spezialität und in den meisten Bäckereien sowie in vielen Cafés und Restaurants erhältlich. Für die Touristen stellt sie ein originelles Mitbringsel dar, denn Geschäfte wie die Handwerksbäckerei Kleinert, das Café Kandler oder das Café Corso verkaufen die „Leipziger Lerche“ in zahlreichen Variationen. Sie wird zusammen mit einer kleinen Geschichte hübsch verpackt angeboten.

Bildergalerie - Leipziger Lerche

Leipziger Allerlei

u.a. Zills Tunnel, Weinstock, Auerbachs Keller, Barthels Hof, Ratskeller, Max Enk
Ortsteil: Zentrum

Das „Leipziger Allerlei“ gilt als Leipzigs bekannteste Spezialität. Dabei handelt es sich um ein Hauptgericht, welches traditionell aus jungem Frühlingsgemüse, Morcheln, Flusskrebsen und Semmelklößchen zubereitet und in den Frühlingsmonaten serviert wird. Die Ursprünge der regionalen Spezialität reichen bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts zurück. Am 25. September 2021 wurde auf dem Leipziger Markt mit der weltweit „größten Portion Leipziger Allerlei“ ein offizieller Weltrekord aufgestellt.

Zwischen lokaler Spezialität und „Arme-Leute-Essen


Als bekannteste kulinarische Spezialität Leipzigs gilt das „Leipziger Allerlei“, ein Hauptgericht aus Frischgemüsen. Erstmals schriftlich erwähnt wurde das Gericht im sehr ausführlichen und weit verbreiteten Kochbuch der Susanna Eger im Jahr 1745. Zu dieser Zeit verwendete man das, was Boden und Gegend hergaben. Die Stadt war von einem der dichtesten Wälder Europas, dem Auwald, umgeben. Auf dem fruchtbaren Ackerboden wuchsen zahlreiche Pilze, wie Spitzmorcheln, verschiedene Gemüse – und in den Wasserläufen wimmelte es von Flusskrebsen. Die Gastwirte boten das Gericht in der Regel von März bis August an. Insbesondere im 19. und 20. Jahrhundert erlangte die lokale Spezialität große überregionale Bekanntheit und wurde häufig in den Werbeinseraten der Leipziger Gaststuben erwähnt. So warb etwa der Gastwirt von „Lindners Ruhe“ im Gosendorf Eutritzsch mit den Worten „…empfehle ich mich mit Allerlei, großen Krebsen, Entenbraten…“. Die Empfehlung des Allerleis an erster Stelle war vermutlich kein Zufall. Die Herkunft der Bezeichnung „Allerlei“, welche sich um 1900 einbürgerte, ist unklar, die Ergänzung „Leipziger“ scheint das Gemüsegericht jedoch erst mit der Aufnahme in diverse Kochbücher erhalten zu haben. Bis zum Zweiten Weltkrieg galt das Leipziger Allerlei in zahlreichen Familien als typisches Pfingstessen.

Der Überlieferung nach sollten zu Beginn des 19. Jahrhunderts nach den Napoleonischen Kriegen Steuereintreiber und Bettler aus der reichen Stadt vertrieben werden. Statt gutem Speck sollte nur Gemüse auf den Tisch kommen und anstelle des reichhaltigen Allerleis sollte lediglich eine Schüssel Gemüsebrühe ohne Flusskrebse serviert werden, so dass sich die Steuereintreiber und Bettler lieber nach Dresden und Halle orientierten. Diese Gepflogenheit und die Tatsache, dass die Spezialität ab 1900 als „Winter-Allerlei“ aus der Konservendose oder zu DDR-Zeiten als zerkochte Sättigungsbeilage in den Schul- und Betriebskantinen angeboten wurde, sorgten allmählich für den Ruf eines „Arme-Leute-Essens“. Hinzu kam die Ende des 19. Jahrhunderts aus Nordamerika eingeschleppte Krebspest, welche die Edelkrebsbestände in Deutschland nachhaltig dezimierte. Aus diesem Grund werden die Schalentiere heute zumeist aus dem Ausland bezogen und gelten als Delikatesse.

Das Original-Allerlei: Frühlingsgericht von „nur jungen Gemüsen“


Das Markenzeichen des typischen Leipziger Allerleis waren schon immer die jungen und frischen Gemüse. Aus diesem Grund begann die „Allerlei-Saison“ im Mai bzw. Juni und endete im September. Trotz der späteren Verwendung von Konserven blieb das Qualitätskennzeichen die Frische des leichten und geschmackvollen Frühlingsgerichts. Wirte warben stets mit den Worten „Heute Allerlei von nur jungen Gemüsen“. Entsprechend des klassischen überlieferten Rezepts zählen neben den verschiedenen jungen Gemüsesorten, darunter – je nach Jahreszeit – Blumenkohl, Erbsen, Möhren, Kohlrabi und Spargel, auch Semmelklößchen, Morcheln und Krebsschwänze dazu. Abgerundet wird der Klassiker mit aromatischer Krebsbutter. Wichtig war, dass das Gemüse getrennt gedünstet und erst auf dem Teller mit frischem Grün garniert wurde. Das Original „Leipziger Allerlei“ wird üblicherweise ab April serviert, da zu diesem Zeitpunkt die Schonzeit der Flusskrebse endet, die Spargelsaison beginnt und das Junggemüse frisch geerntet wird.

Die Zubereitung des Original-Rezepts sieht folgende Teilschritte vor: Zunächst wird das Gemüse, darunter etwa junger Kohlrabi, grüne Erbsen, ein Bund Spargel, eine Rose Blumenkohl und ein Bund Karotten, geputzt und gleichmäßig geschnitten. Der Kohlrabi, die Schotenkörner und die Karotten werden jeweils separat in Butter gedünstet, während die Blumenkohlröschen im mit Salz und Butter zugesetzten Milchwasser gekocht werden. Der geschnittene Spargel wird in einer Fleischbrühe gegart und die Morcheln in Butter weich gedämpft. Die gesottenen Krebsschwänze werden zerteilt, die ausgebrochenen Schwänze beiseite gelegt und die geputzten Nasen mit Salz abgerieben. In schaumig gerührter Butter werden vier Eidotter und der Eischnee mit abgeriebener Muskatnuss und Semmelbröseln vermengt. Ein Teil der Masse wird in die Krebsnasen gefüllt und diese anschließend in Butter hellbraun gebacken, aus dem anderen Teil werden Klößchen geformt. Letztere werden fünf Minuten in Salzwasser gekocht. Aus einer Mehlschwitze sowie Spargel- und Blumenkohlwasser wird eine dicke Soße gekocht, welche auf das in eine Schüssel gefüllte Mischgemüse gegeben wird. Die Klößchen und Krebsschwänze werden dazugegeben, alles mit brauner Butter beträufelt und obenauf die Morcheln und Krebsscheren drapiert.

Neben dieser klassischen Zubereitung gibt es weitere Variationen des Gerichts, darunter eine etwas einfachere Variante, bei welcher die Krebsschwänze und Semmelklößchen weggelassen und anstatt der Morcheln Champignons verwendet werden. Die Soße wird mit Sahne verfeinert und das Gemüse mit frischer Petersilie garniert.

Eine halbe Tonne Allerlei auf dem Leipziger Markt…


Im Rahmen der 44. Leipziger Markttage erzielte der Internationale Kochkunstverein Leipzig 1884 e.V. am 25. September 2021 einen offiziellen Weltrekord mit der weltweit „größtenPortion Leipziger Allerlei“. Mit 542 Kilogramm Zutaten wurden die insgesamt 40 Köche auf dem Markt mit der offiziellen Urkunde des Rekord-Instituts für Deutschland ausgezeichnet.Ziel der Aktion war es außerdem, die Öffentlichkeit wieder auf das Originalrezept der Spezialität aufmerksam zu machen und das Gericht von seinem oftmals als spießig angesehenen Image zu befreien. Die zubereitete Portion wurde nach der Zertifizierung durch den Rekordrichter Rolf Allerdissen zum Verzehr freigegeben.

Bildergalerie - Leipziger Allerlei

Leipziger Allasch

Bayrischer Platz 1 (Gasthaus und Gosebrauerei Bayerischer Bahnhof)
Ortsteil: Zentrum-Südost

Der Leipziger Allasch ist ein unter Verwendung von Kümmeldestillat hergestellter Kümmellikör, der sich durch einen hohen Alkoholgehalt von etwa 38% vol., ein starkes Kümmelaroma und einen hohen Zuckerzusatz auszeichnet. Er wurde 1830 von Handelsleuten aus Riga zur Leipziger Messe importiert und ab 1923 in der Branntwein- und Likörfabrik von Wilhelm Horn hergestellt. Die Leipziger Traditionsspirituose wird noch heute nach dem überlieferten Horn’schen Rezept hergestellt.

„Einen kümmeln geh’n“: Wie der Allasch in die Reichsmessestadt gelangte


Der Leipziger Allasch ist, ebenso wenig wie das Leipziger Allerlei, die Leipziger Lercheund die Gose, nicht mehr aus Leipzig wegzudenken. Seine Geschichte reicht bis zur frühen Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. Der Name des Kümmelschnapses leitet sich vom Gut Allaži bei Riga in Lettland ab, wo der Allasch seit 1823 von der Familie von Blanckenhagen ursprünglich hergestellt wurde. Im Jahr 1830 exportierten baltische Handelsleute ihn zur Leipziger Messe, wo der Schnaps schnell auf Freunde stieß. Die ortsansässigen Destillerien begannen alsbald selbst mit der Herstellung des Digestifs, der sich zu einer beliebten Spirituose in der Region entwickelte. Der Kümmellikör zählte lange Zeit als eine der meistgetrunkenen Spirituosen in Deutschland. Sogar der Ausdruck „Einen kümmeln geh’n“ bürgerte sich als Synonym für den Kneipenbesuch ein. Seit 1923 wurde der „Echte Leipziger Allasch“ in der traditionsreichen, von Wilhelm Horn gegründeten, Branntwein- und Likörfabrik hergestellt. In Zeiten von hoher Inflation, die sich „nur im Suff ertragen ließen“, versuchte Wilhelm Horn im krisenfest gewähnten Spirituosengeschäft sein Glück: Am 26. Januar 1923 verwirklichte der Rheinländer seine Geschäftsidee und eröffnete in der Menckestraße neben dem Schillerhaus seine Branntwein- und Likörfabrik. Unter dem Motto „Horn – die Marke für jedermann“ traf er den Zeitgeist, da die „goldenen Zwanziger“ wieder mehr Optimismus unter die Leute brachten.

In Zeiten der Muster-Messe zog es zahlreiche Besucherströme in das prosperierende Leipzig und kaum ein Besucher verließ die Stadt, ohne die berüchtigte Gose zumindest probiert zu haben. Zu dieser Zeit erlebte auch der Kümmel aus dem Hause Horn einen Aufschwung. Die Destillateure verfeinerten die Rezeptur des Allasch und der Digestif wurde zu einer Edelmarke und einem Leipziger Original. Die Geschäftsräume in Gohlis wurdenbald zu klein, woraufhin die Fabrik 1927 ihre erste Verkaufsstelle in der Arndtstraße 33 eröffnete. Dort explodierte der Verkauf geradezu und das Unternehmen zählte fortan zu den großen deutschen Likör- und Branntweinproduzenten. Bereits im Jahr 1933 besaß die Firma Wilhelm Horn 29 Verkaufsstellen im gesamten Stadtgebiet sowie Filialen in Wurzen, Weißenfels, Oschatz, Naumburg, Meißen, Grimma, Dresden und Halle. Nach zwischenzeitlicher Vervolkseignung in der DDR-Zeit versuchte Klaus Horn, Sohn des verstorbenen Wilhelm Horns, in den 1990er Jahren einen Neustart mit der Familiemarke. Viele Supermarktketten wollten die Horn-Serie, darunter auch den Leipziger Allasch, allerdings nicht in ihr Sortiment aufnehmen, da die Leute nach der Wiedervereinigung eher nach Westmarken verlangten, als nach lokalen Produkten. Dies gipfelte in der Insolvenz des Unternehmens. Im April 2005 eröffnete schließlich in der Arndtstraße 33 in der Südvorstadt Horns Erben an jener Stelle, wo sich Jahrzehnte zuvor die Weinstube „Wilhelm Horn“ mit der gesamten Produktpalette der Horns befand. In der Kulturstätte locken heute neben den Spirituosen vor allem Konzerte, Lesungen, Theater und Tanz in die urigen Räumlichkeiten.

Der Kümmellikör heute: Eiskalter Digestif, Gosenschnaps oder Longdrink


2005 kaufte der Leipziger Brau- und Gaststättenbetrieb Bayerischer Bahnhof die Rechte an der Marke und stellt seitdem neben dem Original Leipziger Allasch auch die Leipziger Gose in gewohnter Rezeptur her. Der Name Horn lebt auch auf dem Etikett fort. Während die Herstellung des Original Allasch in Lettland 1944 endete, erfreut sich der Kümmelschnaps in Leipzig noch heute großer Beliebtheit. Als süßer und hochprozentiger Kümmellikör passte er gut zur Gose, sodass die Leipziger obergärige, leicht säuerliche Bierspezialität in Kombination mit dem Allasch als „Regenschirm“ bekannt wurde. Da dieser bei den Gästen seit dem Import 1830 in den ca. 80 Gosenschänken und Goseausschankstellen auf großen Anklang stieß, prägten sich auch der Spruch „Ohne Allasch bleibt die Gose allezeit `ne halbe Chose!“ und der Begriff „Gosenschnaps“ ein.

Eiskalt serviert nach einem reichhaltigen Essen wird dem Kümmelschnaps eine verdauungsfördernde Wirkung nachgesagt. Wem der pure Allasch zu viel des Guten ist, der sollte die Mixgetränke probieren, die auf der hochprozentigen Leipziger Spezialität basieren. Beim Drachen-Allasch etwa handelt es sich um einen erfrischenden Longdrink aus Allasch, Wodka, Ananassaft, Likör 43, Sauerkirschsaft und Soda. Wer eine Allasch-Limonade bestellt, der erhält eine Mischung aus Zitronensaft und Zuckersirup versetzt mit Echtem Leipziger Allasch. 

Der Leipziger Allasch wird heute in zahlreichen Leipziger Lokalitäten wie Gasthaus und Gosebrauerei Bayerischer BahnhofGosenschenke „Ohne Bedenken“Barthels Hofund Lutherburg ausgeschenkt. Er kann aber auch im Einzelhandel und in der TouristInformation Leipzig käuflich erworben werden.

Bildergalerie - Leipziger Allasch

Gose

u.a. Menckestraße 5 (Gosenschenke „Ohne Bedenken“)
Ortsteil: Gohlis-Süd

Die Gose ist eine obergärige, säuerlich und leicht salzig schmeckende Bierspezialität, welche mit Kochsalz, Koriander und biologischer Milchsäure verfeinert ist und einenAlkoholgehalt von 4,8% vol. besitzt. Dabei handelt es sich um eine der ältesten Biersorten, welche ihren Ursprung in Goslar im Harz hat. Von dort gelangte sie 1738 nach Leipzig.

Von der Gose an die Pleiße


Sie gehört zu Leipzig wie das Allerlei aus dem Gemüsetopf und die Lerchen aus der Bäckerei: die Gose. Ihre erste urkundliche Erwähnung ist auf das Jahr 1332 datiert, was sie zu einer der ältesten Biersorten überhaupt macht. Nach dem Reinheitsgebot von 1516 handelt es sich dabei nicht um ein Bier, sondern eine obergärige Bierspezialität.

Die Herkunft der Gose beginnt am Nordrand des Harzes. Der Name des dort fließenden Flusses „Gose“ geht auf das althochdeutsche Wort „gôze“ zurück, was seinerzeit ein sehr wasserreiches, Überschwemmungen verursachendes Fließgewässer betitelte. Der Name des Flusses wurde im späten Mittelalter an die dort erbaute Kaiserstadt Goslar übertragen. Dort soll Kaiser Otto die Gose bereits im Jahr 1000 gelobt haben. Ab dem 17. Jahrhundertwurden die Biersorten nach ihrem Erfinder, ihren speziellen Eigenschaften oder vorzugszweise nach ihrer Herkunft betitelt. So wurde das in Goslar gebraute Bier „Goslarisch Bier“ bzw. „Gose“ genannt. Der Überlieferung nach soll der preußische Feldmarschall Fürst Leopold I., Herzog von Anhalt-Dessau – auch der „Alte Dessauer“ genannt – die Bierspezialität in Goslar kennengelernt und auf seinen Ländereien im Dorf Glauzig zwischen 1712 und 1715 als „Gludscher Gose“ bzw. „Glauziger Gose“ nachgebraut haben. Auf seinem Weg nach Leipzig im Jahr 1738 kam Fürst Leopold I. in das nahegelegene Dorf Eutritzsch, wo er in einer Schänke einkehrte. Den Krug Bier, der ihm vom Wirt Gieseke gereicht wurde, tat er als ungenießbar ab und vermisste seine geliebte Glauziger Gose. Sein Versprechen an den Wirt, ihm einige Fässer seiner Gose zu schicken sowie ihm eine Ausschankgenehmigung des Rates der Stadt Leipzig einzuholen, setzte er in die Tat um. Gieseke erwarb sich die Zuneigung von Leopold I. in so hohem Maße, dass er zu seinem Leibdiener erwählt wurde, mit ihm nach Dessau ging und dort 1721 die schöne Dessauerin Marie Luise Woche heiratete. Mit ihr zog er zurück nach Eutritzsch und kaufte für 3.000 Taler das Gasthaus an der Heerstraße, welches er „Gosenschänke“ nannte. Übrigens: Das Wort wurde bis ins späte 19. Jahrhundert mit „ä“ geschrieben, später wurde die korrekte Schreibweise mit „e“ verwendet, heute sind beide Schreibweisen anerkannt und verbreitet.

Obwohl die Gose aufgrund ihres aufwändigen Transportweges nicht sonderlich günstig war, wurde sie von den Leipzigern schnell gut aufgenommen. Aufgrund ihrer brautechnischen Besonderheit enthielt die nicht ausgegorene Gose noch so viel Kohlensäure, dass eine Beförderung in verschlossenen Fässern nicht möglich war. So wurde die „Gludscher Gose“ in Glasflaschen mit 2,5 Kannen Kapazität von Goslar ins ca. 70 Kilometer entfernte Leipzig gekarrt. Das Schankmonopol für alle außerhalb von Sachsen gebrauten „ausländischen“ Biere hatte seit 1763 der ratseigene Burgkeller inne. Neben der im Rittergut Sausedlitz zwischen Delitzsch und Bitterfeld vom Grafen Vitzthum von Eckstädt gebrauten „inländischen“ Gose wurde vorzugsweise die ausländische Gose aus den Dörfern Spören und Glauzig ausgeschenkt. Ein gut gehütetes „Gosengeheimnis“ ist die Kenntnis darüber, in welchem Moment während des Brauvorgangs welche Menge der Maische, bestehend aus Malz, Hopfen und Wasser, durch zugesetzte Milchsäure angereichert werden muss.

Goselose Zeiten und Renaissance in Leipzig


Durch die steigende Beliebtheit der obergärigen Bierspezialität brachen unter den Leipziger Gastwirten hitzige Machtkämpfe aus. Da der neue Pächter des Burgkellers, Johann Gottlieb Hermann, sein Schankmonopol durch den Eutritzscher Gosenwirt bedroht sah, wandte er sich 1776 sogar an den Leipziger Rat. Viele Zitate rund um die Gose, wie „Die Studiosen tranken 2 bis 20 Gosen!“ stammten aus jener Zeit, als die Eutritzscher Gosenschenke Wallfahrtsort der Leipziger Studenten war. Einer von ihnen soll kein geringerer als Johann Wolfgang Goethe gewesen sein, der von 1765 bis 1768 als Student in Leipzig verweilte. Um 1900 entwickelte sich die Gose als Leipziger Nationalgetränk zu einem der meist getrunkenen Bierspezialitäten der Stadt.

Mit Beginn des 19. Jahrhunderts wurde die Gose aufgrund der radikalen Änderung der politischen Zustände und des Zerwürfnisses zwischen Sachsen und Preußen knapp. Die Goselieferungen aus dem eng mit Preußen verbundenen Herzogtum Anhalt stockten um 1820. Da Not bekanntlich erfinderisch macht, gab es bereits wenige Jahre später wieder Gose in Eutritzsch. Diese wurde auf dem vom Kaufmann Johann Gottlieb Goedeckegeführten Rittergut Döllnitz bei Halle vom Braumeister Johann Philipp Ledermann gebraut. Ab 1830 wurde diese Gose in Leipzig ausgeschenkt. Zwischen 1844 und 1859 führten zahlreiche Gaststätten die Gose in einem Spezialausschank aus dem Eichenfass. Sie war so beliebt, dass in der Eutritzscher Gosenschenke an einem Sonntag rund 2.500 Flaschen à 0,8 bis 0,9 Liter konsumiert wurden. In Leipzig etablierten sich zu dieser Zeit zahlreiche weitere Gosenschlösschen, Gosenstuben und Gosenschenken. Mit Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Brauerei in Döllnitz enteignet und geschlossen. Erst ab 1949 gab es wieder Gose in Leipzig. Sie wurde nach langwierigen Verhandlungen bis hin zurProduktionsgenehmigung in der Arthur-Hoffmann-Straße von Friedrich Wurzler bis März 1966 gebraut.

Die Gosetradition erlebte eine Renaissance, als der Gastronom Lothar Goldhahn die verfallene Gosenschenke „Ohne Bedenken“ der Wirtsfamilie Carl Cajeri umfassend renovieren ließ. Am 10. Mai 1986 wurde hier – fast 20 Jahre nach Schließung der letzten Gosenschenke – in Leipzig wieder Gose ausgeschenkt. Seitdem kann man die traditionelle Döllnitzer Rittergutsgose in mehr als 100 Gaststätten genießen. Seit dem Jahr 2000 wird in der Lokalität Bayerischer Bahnhof Gasthaus und Gosebrauerei die Leipziger Gose gebraut und ausgeschenkt. Auch der Ratskeller Leipzig und die Gosenschenke „Ohne Bedenken“ brauen seit ein paar Jahren ihre eigene Gose. 

„Was unter den Blumen die Rose, ist unter den Bieren die Gose!“


Da die Gose kein Lagerbier ist, waren ein passendes Wetter und ein zügiger Austrank Voraussetzung für ihre Aufbewahrung, da sie ansonsten schnell verdarb. Der Goseprozess geschieht erst in der Flasche und dauert zwischen sechs und achtzehn Tagen. Der Heferest steigt dabei nach oben, wo er im Flaschenhals einen undurchlässigen Pfropf bildet, der das Entweichen der übrigen Kohlensäure unterbindet. Die Kellertemperatur hat einen entscheidenden Einfluss auf die Dauer des Reifeprozesses, welcher bei heißenTemperaturen schneller vonstatten geht. Die dunkelgrünen, flachbauchigen Glasflaschen in Form eines Bockbeutels fassten einen Liter und beanspruchten bei der Lagerung, verglichen zu Fassbier, viel Platz und waren aufgrund ihres filigranen Halses äußerst fragil.

Der Gose wird oft eine Ähnlichkeit mit dem Berliner Weißbier nachgesagt. Für all diejenigen, denen die Original-Gose zu sauer ist, wurden zahlreiche Rezepte zum Verfeinern des Geschmacks erfunden. Eine beliebte Variante war – damals wie heute – der Zusatz desKümmelschnapses Allasch, welche „Regenschirm“ genannt wird. Der Likör wurde in kleinen achteckigen Gläsern serviert, die mit der nach unten spitz zusammenlaufenden Form wie zugeklappte Regenschirme aussahen. Der Spruch „Ohne Kümmel ist die Gose, allezeit `ne halbe Chose“ gilt auch heute noch. Wird die Gose mit einem Sirup, wie Mango, Erdbeereoder Waldmeister, versetzt, spricht man vom „Sonnenschirm“, verfeinert mit einem Kirschlikör ist es die „Frauenfreundliche“. Gosentrinker prosten sich übrigens nicht mit „Zum Wohl“ sondern mit „Goseanna“ zu.

Bildergalerie - Gose

Historisches Bildmaterial - Gose

Gasthaus Barthels Hof

Hainstraße 1
Ortsteil: Zentrum

Das Gasthaus Barthels Hof ist eines der ältesten und traditionsreichsten Lokale. Es befindet sich seit 1750 im Barthels Hof, dem letzten erhaltenen barocken Durchgangshof in Leipzig, in dessen Räumlichkeiten früher Handelsleute aus aller Welt ihre Waren anboten. Unter dem Motto „bewusst, regional, nachhaltig“ wird typisch sächsische Küche angeboten. Betreiber ist seit 2012 die Leipziger Familie Grahl.

Feilschen, handeln und Verträge begießen im letzten barocken Durchgangshof


Das Traditionslokal Barthels Hof gilt neben Adressen wie Auerbachs Keller und dem Thüringer Hof als eines der ältesten und traditionsreichsten Restaurants in Leipzig. Es befindet sich direkt am Markt. Das Gebäudeensemble wurde 1747 bis 1750 von George Werner für den Kaufmann und Stadthauptmann Gottfried Barthel als Bank- und Handelshaus erbaut. Im 16. Jahrhundert wurde der Leipziger Messe wachsende Bedeutung beigemessen. Kaufleute aus aller Welt reisten mit ihren Produkten zur ältesten Warenmesse Deutschlands nach Leipzig und die Stadt entwickelte sich zu einem bedeutenden Umschlagplatz für europäische Handelswaren. Die Messedurchgangshöfe dienten als Verkaufsniederlage sowie Empfangs- und Wohnquartier für die Händler. Die Räume waren mit Handeslwaren, Käufern, Verkäufern, Schreibern, Geldwechslern, Schaulustigen und Aufsehern gefüllt. Während hier tagsüber gefeilscht, gehandelt, Kontakte geknüpft und Geschäfte gemacht wurden, wurden die ausgehandelten Verträge abends zünftig in„Barthels Weinschänke“ begossen. Auch der junge Johann Wolfgang Goethe, der 1765 nach Leipzig kam, soll hier Gast gewesen sein. Dieser Teil des Gewölbes diente schon immer dem leiblichen Wohle. Erster Besitzer des Gasthauses war Hanns Tollhardt. Zwischenzeitlich betrieb der Kaufmann Carl Friedrich Weber seinerzeit ein insbesondere bei den Händlern beliebtes Lokal. Auch einer der im 18. Jahrhundert so beliebten Italienerkeller hatte hier bereits sein Domizil. 1890 etablierte sich die um die Jahrhundertwende vielbesuchte Weinstube von Paege, eine Zeitlang waren die Räume als Egerer Bierstuben bekannt.

Auch zu DDR-Zeiten war das Gasthaus Barthels Hof eine gefragte Adresse. Infolge zunehmenden Verfalls musste das Lokal 1987 geschlossen werden und wurde Dank des Engagements der Deutschen Genossenschats-Hypotheken-Bank AG und der Deutschen Genossenschaftsbank denkmalschutzgerecht rekonstruiert. Nach Abschluss der Sanierung konnte das Gasthaus nach vierjähriger Bauzeit am 18. Januar 1997 seine Neueröffnung unter dem neuen Inhaber Lutz Albrecht von der Fantastic GmbH feiern. Auf der Speisekarte standen überwiegend sächsische Gerichte aus gut bürgerlicher Küche von„Thomanernudeln“ bis zu „Jungfer Kristin Becks Kaninchenkeule“ und der „Leipziger Lerche mit Würzbirne“. Seit 2012 wird das Traditionslokal von Thorsten Grahl und seiner Familie geführt. Aufgrund eines verheerenden Brandes wegen Brandstiftung am 31. Januar 2019 musste Barthels Hof für 13 Monate schließen. Im Zuge der umfassenden Sanierungsarbeiten wurde das historische Gewölbe neu gestaltet und das Lokal Ende Februar 2020 wieder geöffnet.

Regional sächsische Küche in barockem Gewand


Unter dem greentable-zertifizierten Motto „bewusst. regional. nachhaltig.“ werden im Gasthaus Barthels Hof typisch sächsische Speisen und Getränke serviert. Passend zur Saison werden immer neue Gerichte kreiert und mit viel Liebe zum Detail angerichtet. Auf der Speisekarte stehen regionale Spezialitäten, wie die Leipziger Rinderroulade, Sächsischer Sauerbraten und Karpfenfilet aus Wermsdorf. Auch Klassiker wie das Traditionsgebäck Leipziger Lerche, die obergärige Bierspezialität Gose und der Kümmellikör Leipziger Allasch sind erhältlich. Eine Besonderheit sind die Menüs „1.000 Jahre Leipzig“ und „Luthers Familienessen“. Ersteres wurde anlässlich des Stadtjubiläums 2015 eingeführt und soll auf die Vielfalt der heimischen Küche aufmerksam machen. Das exklusive 5-Gänge-Menü besteht aus regionalen Klassikern, feinen Delikatessen und einfachen, rustikalen Speisen, wie die „Alt Leipziger Warmbiersuppe“. Begleitet wird die kulinarische Reise in die Vergangenheit von Anekdoten und Erklärungstexten, die etwa über das jeweilige Gericht oder dessen Komponenten berichten. So wird dem Gast neben dem kulinarischen Erlebnis auch der historische Hintergrund der sächsischen Esskultur näher gebracht. Das Menü „Luthers Familienessen“ wurde anlässlich des Jubiläums „500 Jahre Reformation“ 2017 kreiert und präsentiert ein Familienessen wie zu Luthers Zeiten. Anregung für die Zusammenstellung der Gerichte war „Das Luther Melanchthon Kochbuch“.Martin Luther und seine Frau Katharina von Bora liebten Geselligkeit und gutes Essen und empfingen in ihrer Wohnstätte regelmäßig Gäste zu Speis‘ und Trank. Zu den angebotenen Speisen zählen etwa gebeiztes Zanderfilet auf Wiesenkräutern, Kräuterschweinenacken und „Armer Ritter“. Das gesamte Menü wird ausschließlich auf Tongeschirr mit Messer und Löffel aufgetischt, denn Gabeln gab es zu Luthers Zeiten noch nicht.

Urige Atmosphäre im Zechgewölbe und gelebte Musiktradition in Barthels Schänke


Im Erdgeschoss befindet sich zum Innenhof gelegen „Barthels Schänke“. Der Raum bietet Platz für 60 Personen und ist mit Massivholz-Tischen, bequemen braunen Lederstühlen und gepolsterten Sitzflächen ausgestattet. Die Wände der historischen Mauern von 1750 wurden im Zuge der Sanierung nach dem Brand 2019 von der Künstlerin Jana Müller im Auftrag der Möbelwerkstätten Klotzsche in zarten Goldtönen bemalt sowie kunstvoll mit individuellen Malereien und Ornamenten gestaltet, welche einen Bezug zu Leipzigs Tradition als Handels- und Messestadt haben. An den Wänden befinden sich elf mit Hilfe einer speziellen Drucktechnik geschaffene Portraits von berühmten Musikern, denen Leipzig seinen Ruf als Musikstadt zu verdanken hat. Dazu zählen Gustav MahlerRichard WagnerFanny HänselFranz LisztFrédéric ChopinGeorg Philipp TelemannFelix Mendelssohn BartholdyAlbert LortzingClara SchumannKurt Masur sowie gegenüber der Eingangstür Johann Sebastian Bach. Im Erdgeschoss befindet sich auch die benachbarte „Webers Speisestube“, benannt nach dem Kaufmann Carl Friedrich Weber, der hier bereits zu früheren Zeiten ein Lokal betrieb. Der Raum bietet 40 Plätze und verbindet moderne mit historischen Stilelementen. Er wurde bewusst nach dem Vorbild einer Suppenküche im 18. Jahrhundert und mit uriger hölzerner Theke gestaltet

Eine Wendeltreppe führt hinab in „Tollhardts Zechgewölbe“ aus dem Jahr 1497. Die über 500 Jahre alte Brauküche wurde nach dem ersten Besitzer des Hauses benannt. Das tonnenförmige prächtige Gewölbe verläuft fast 360 Grad um die Barinsel mit Biertheke in der Mitte des Raumes mit gedrechselten Säulen und darauf befindlichen bleiverglasten Aufsätzen. Für uriges, gemütliches Ambiente sorgen die kleinen Thekentische und Sitzgruppen mit Bänken, die sich zum Teil unter baldachinartigen, in warmem Dunkelbraun gestalteten Holzverkleidungen befinden, auf denen alte Küchen- und Brauutensilien ausgestellt sind. Der Klinkerfußboden, unbearbeitete Findlinge und die unverputzten Wände nach historischem Vorbild erinnern an die über 500-jährige Geschichte des urigen Raumes.Das Zechgewölbe bietet Platz für 70 Personen und eignet sich gut für Feiern jeder Art. In den warmen Monaten können die Gäste auf dem großzügigen Freisitz im barocken Durchgangshof mit 200 Plätzen die historische Atmosphäre bei einer hausgemachten Bowle oder einem frischgezapften Ur-Krostitzer Bier abseits des belebten Barfüßgässchens genießen.

Bildergalerie - Gasthaus Barthels Hof

Café Kandler im Teehaus

Thomaskirchhof 11
Ortsteil: Zentrum

Das Café Kandler befindet sich seit 1989 auf dem Thomaskirchhof gegenüber der Thomaskirche. Das Gebäude wurde 1882/1883 von Carl Planer im Stil des Historismus für den Berliner Juwelier Richard Heine erbaut und beherbergte ab 1979 ein Teehaus. In dem traditionsreichen Kaffeehaus werden neben hausgemachten Konditoreiwaren von höchster Qualität auch Tee- und Kaffeekreationen sowie Leipziger Spezialitäten angeboten. Weitere Kandler-Cafés befinden sich in Specks Hof, am Pier 1 am Cospudener See, in der Wildparkgaststätte und im Zoologischen Garten.

Konditorkunst von Leipziger Lerche bis Nougat-Krokant-Stolle


Gegenüber dem Bach-Denkmal vor der Thomaskirche befindet sich seit 1989 das Café Kandler als erstklassiger Treffpunkt für Liebhaber von diversen Tee- und Kaffeespezialitäten, exquisiten Torten, Kuchen und Eis. Hier können die Gäste zu jeder Jahreszeit Kaffeehausqualität auf höchstem Niveau mit Blick auf zwei der berühmtesten Sehenswürdigkeiten inmitten der Innenstadt erleben. Der Name Kandler steht für Konditoreiwaren von höchster Qualität: Alle Spezialitäten werden in der Kandler-Konditorei täglich frisch aus erstklassigen Rohstoffen hergestellt. Beim Betreten des Traditionshauses bietet sich den Besuchern direkt ein überwältigender Anblick auf das üppige Kuchenbuffet, darunter Klassiker wie etwa die Bach-Torte.

Aus dem Angebot des Café Kandler nicht wegzudenken sind echte Leipziger Spezialitäten wie die Leipziger Räbchen und die Leipziger Lerche. Das mit Marzipan gefüllte Mürbeteiggebäck, welches im Zuge des Jagdverbots auf die gleichnamigen Singvögel 1876 von Leipziger Konditoren als Entschädigung kreiert wurde, ist ein Muss für jeden Besucher der Stadt. Auch der Bachtaler, eine Praline bestehend aus Haselnussmürbeteig, einer Ganache-Creme und einer Kaffeebohne, wird exklusiv im Café Kandler angeboten. Diese Leipziger Spezialität wurde anlässlich Johann Sebastian Bachs 250. Todestages und des bevorstehenden Bachjahres – Bach 2000 – im Jahr 1999 vom Leipziger Konditor René Kandler kreiert. Bis heute wird der Bachtaler nur original von den Leipziger Kandler-Konditoren hergestellt. In der Weihnachtszeit bietet das Café Kandler von den Confiseuren eigens kreierte Plätzchen-Spezialitäten wie Zimtdaggel und Kokosknusperli an. Neben Baumkuchen und Lebkuchen runden acht verschiedene Stollensorten – von Klassikern mit Rosinen und Mandeln bis zu Besonderheiten mit Walnuss-Dattel, Aprikose-Cranberry und Nougat-Krokant – das Sortiment ab. Alle Kreationen werden nach Rezepten aus der hauseigenen Konditorei hergestellt. Zum Angebot zählen außerdem verschiedene Kandler-Tees und selbstgerösteter Kaffee. Wer Wissenswertes rund die Teetraditionen aus Friesland, England oder Russlands bei landestypischen Snacks erfahren möchte, der kann an einem vom Café Kandler angebotenen Teeseminar „Teatalk“ teilnehmen. Angeboten werden auch diverse Veranstaltungen wie Pralinenkurse, bei welchen die Teilnehmer unter Anleitung eines Konditors eigene Variationen edler Pralinen aus hochwertigen Zutaten kreieren können. Diese werden im Anschluss verkostet und die Rezepte für zu Hause zur Verfügung gestellt.

Vom Juweliersgebäude zum traditionsreichen Konditor im Teehaus


Das Café Kandler befindet sich in einem viergeschossigen Eckbau. Die Putzfassade des Gebäudes ist mit aufwändigen Sandsteingliederungen und plastischem Schmuck mit einer sich über mehrere Etagen erstreckenden Pilastergliederung gestaltet. Ein Walmdach mit Gauben rundet den Gebäudekomplex ab. Im Innenbereich des Café Kandler, welches sich über insgesamt zwei Stockwerke erstreckt, blieben die Galerie und die gusseisernen Säulen hinter der reich verzierten hölzernen Ladenzone erhalten.

Das Gebäude wurde 1882/83 von Carl Planer im Stil des Historismus für den Berliner Juwelier Richard Heine errichtet. Auf letzteren weist die Initiale „H“ über der Türeinfassung hin. Heine richtete in dem Gebäude seine Werkstatt und sein Geschäft ein und veranlasste im Jahr 1883 einen Generalumbau, im Zuge dessen der Komplex seine reich gestaltete Fassade im Stil der Neorenaissance erhielt. Der Überlieferung nach soll Heine Opfer eines Raubmords geworden sein. 

Nach dem Zweiten Weltkrieg richtete ein Kunsthändler in dem Gebäude eine Galerie ein, später dienten die Räumlichkeiten einem Geschäft für Dekostoffe und Tapeten als Domizil, bis es ab 1979 als Teehaus mit noblem Interieur der Jahrhundertwende genutzt wurde. Neben 80 Teevariationen wie Pickwick-, Assam-, Schlaraffen-, Havanna-, Früchte- oder Imkertee und flambiertem Tee wurden auch Speisen wie Würstchen, Sandwiches und frischer Kuchen aus der Gohliser Bäckerei Heyer serviert. Geraucht werden durfte in der oberen Etage. Als besonders attraktiv wahrgenommen wurde die Umsicht und Gediegenheit der Kellnerinnen, die Eleganz der Einrichtung sowie das nostalgische Flair. Kunstvoll eingefasste Spiegel verliehen den Räumlichkeiten eine gewisse Transparenz, Velourbespannung an den Wänden und der textile Fußbodenbelag dämpften die Akustik. Trotz des erhöhten Preissegments waren im Teehaus fast immer Studenten anzutreffen und die Lokalität galt als beliebter Anlaufpunkt der in der Thomaskirche probenden Thomaner, Musiker und Dirigenten. Das Teehaus war als Sehenswürdigkeit der Messestadt auch bei Reisegruppen sehr beliebt, die bei den 40 Plätzen im Innenbereich und 56 Plätzen auf dem Sommer-Freisitz Mühe hatten, eine Sitzgelegenheit zu finden. Aufgrund eines Brandes im August 1992 wurde das Haus erheblich beschädigt und 1997/98 umfassend restauriert. Seitdem beherbergt das Gebäude das beliebte und stets hoch frequentierte Café Kandler. In den Sommermonaten bietet sich den Gästen des Kaffeehauses auf dem Freisitz auf dem Thomaskirchhof ein guter Blick auf die Thomaskirche, das Bach-Denkmal und den rund 100 Meter entfernten Markt.

Fünfmal Kandler in unterschiedlichen Lokalitäten für jeden Geschmack


Zwei der insgesamt fünf Kandler Cafés befinden sich unmittelbar in der Innenstadt. Neben dem Standort des traditionellen Kaffeehauses am Thomaskirchhof gibt es ein weiteres Café im Specks Hof gegenüber der Nikolaikirche. Außerhalb des Stadtzentrums befindet sich das Kandler Café im Hafen Zöbigker/Pier 1 am Cospudener See, wo die Besucher die Kaffeespezialitäten in maritimem Ambiente genießen können. Wer ein ruhiges Flair fernab des Großstadttrubels bevorzugt, dem bietet sich eine Kandler-Einkehrmöglichkeit inmitten des Wildparks in der Wildparkgaststätte im satten Grün unweit des Wildschweingeheges. Hier werden neben den Kreationen der Konditorei auch frisch zubereitete Speisen aus der Region angeboten. Weitere Kandler-Kreationen kann man inmitten des Zoologischen Gartens im Teichcafé und im Bärenburg-Café mit Blick auf die Elefanten und Pelikanegenießen.

Bildergalerie - Café Kandler im Teehaus

Bachtaler

Thomaskirchhof 11 und Nikolaistraße 3 (Café Kandler)
Ortsteil: Zentrum

Der original Leipziger Bachtaler wird nur von den Konditoren des Café Kandler hergestellt und ist in den Filialen am Thomaskirchhof 11 und in der Nikolaistraße 3 erhältlich. Kreiert wurde die süße Köstlichkeit im Jahr 1999 anlässlich des bevorstehenden Bachjahres „Bach 2000“. Während dieses Festjahres erinnerte Leipzig mit vielen Aktivitäten an den 250. Todestag von Johann Sebastian Bach.

Der Bachtaler repräsentiert beste sächsische Konditorkunst und besteht aus einer Kuvertüreschale, die mit einer Canachecreme – einer harmonischen Verbindung aus Sahne und Buttercreme – gefüllt wird. Ergänzt wird die Füllung durch einen Moccanougat. Als Referenz an die Kaffeesachsen und an Leipzig als Zentrum der Kaffeehauskultur, befindet sich in der Mitte des Bachtalers eine Kaffeebohne. Wenn man diese zerbeißt, verbreitet sich im Mund ein angenehmer Kaffeegeschmack. Deshalb passt es gut, wenn man die süße Spezialität zusammen mit einer Tasse Kaffee genießt. Alle Zutaten des Bachtalers werden von einem Haselnussmürbeteig bedeckt. 

Der Bachtaler wird vom Café Kandler als Einzelexemplar oder in einer größeren Stückzahl in verschiedenen Geschenkverpackungen verkauft. Auf der Vorderseite befindet sich das berühmte Bach-Porträt, das Elias Gottlob Haussmann in zwei Fassungen 1746 und 1748 als Ölgemälde malte. Das Porträt von 1746 wird im Stadtgeschichtlichen Museum Leipziggezeigt. Das Bach-Porträt von 1748 gelangte 2014 aus Privatbesitz ins Bach-Museum Leipzig und wird dort in der „Schatzkammer“ ausgestellt.

Bildergalerie - Bachtaler

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