Leipziger Notenspur

Standort der Notenspur-Station 1: Augustusplatz 9 – Gewandhaus zu Leipzig | Ortsteile: Zentrum / Zentrum-Ost / Zentrum-Südost

Die Stadt Leipzig verfügt auch heute noch über eine weltweit einmalige Dichte an authentischen Wohn- und Wirkungsstätten international bekannter Musiker und Komponisten. Diese werden auf der am 12. Mai 2012 eröffneten Leipziger Notenspur mit 23 Stationen und einer Gesamtlänge von 5,3 Kilometern auf erlebnisreiche Weise miteinander verbunden. Die Idee für diese Attraktion stammt von Werner Schneider.

Spaziergang durch 800 Jahre Musikgeschichte


In Leipzig wirkten viele bekannte Musiker und Komponisten, darunter in der Epoche des Barock Johann Sebastian Bach und Georg Philipp Telemann, während die Epoche der Romantik von Felix Mendelssohn Bartholdy, Robert Schumann und Clara Schumann, Richard Wagner und Albert Lortzing geprägt war. Die Reihe herausragender Komponisten setzt sich bis ins 20. Jahrhundert mit Gustav Mahler, Edvard Grieg, Max Reger und Leoš Janáček fort. Auch der Thomanerchor gilt als weltweites Aushängeschild der Stadt. Eine Vielzahl der Wohn- und Wirkungsstätten der Musiker sind bis heute erhalten. Dadurch können 800 Jahre Musikgeschichte, davon 300 Jahre herausgehoben durch Komponisten von Weltrang, bei einem Spaziergang durch die Innenstadt erlebt werden. Dazu zählen Kaffeehäuser, Museen, Gedenkstätten, Kirchen, Bürgerhäuser und Ausbildungsstätten. Um diesem einzigartigen Erbe eine Klammer zu geben und eine Dachmarke für die Musikstadt zu schaffen, wurde im Jahr 2012 die Leipziger Notenspur eröffnet.

Die Idee zum Projekt stammte 1998 vom Physikprofessor und späteren Projektleiter Werner Schneider, der in der jahrhundertelangen Musiktradition und zahlreichen kaum bekannten Originalschauplätzen der Stadt ein großes touristisches Potenzial sah. Vor allem die Gäste der Stadt sollten anhand der Notenspur ihr Wissen über die Musikstadt auf anschauliche Weise erweitern sowie weniger bekannte Einrichtungen entdecken. Ziel der Initiative war es, eine dauerhafte Verbindung der Musiktradition und Musikgegenwart mit der Architektur, den Grünflächen, den öffentlichen Räumen und den Bürgern zu schaffen und diese erlebbar zu machen. Im Herbst 2005 starteten einige Mitarbeiter der Leipziger Hochschulen und verschiedener Musikinstitutionen, darunter Petra DießnerEszter Fontana und Hella Brock, eine Initiative, um die Durchführbarkeit sowie den Nutzen des Projektes für die Stadt Leipzig aufzuzeigen. In größtenteils ehrenamtlicher Tätigkeit erstellten sie eine Kostenkalkulation sowie einen Vorentwurf des geplanten Wegeleitsystems. Das Vorhaben wurde im Herbst 2006 in Kooperation mit der Leipzig Tourismus und Marketing GmbH gestartet, deren Geschäftsführer Volker Bremer das touristische Potenzial der Notenspur schnell erkannte. Der Beitritt aller namhaften Musikinstitutionen Leipzigs als aktive Partner bis Anfang 2007 war schließlich ausschlaggebend für die aktive Unterstützung des Projektes durch die Stadtverwaltung. Am 12. Mai 2012 wurde die Leipziger Notenspur mit einem Musik- und Bürgerfest unter dem Motto „Musik bewegt die Stadt“ auf dem Markt feierlich eröffnet. Aufgrund ihrer internationalen Bedeutung und Einzigartigkeit erhielt die Leipziger Notenspur im März 2018 das Europäische Kulturerbe-Siegel.

23 authentische Orte der Musik zum Sehen, Hören und Anfassen


Auf der Route der 5,3 Kilometer langen Notenspur befinden sich 23 Stationen. Ebenerdig ziehen sich geschwungene Edelstahlintarsien als Spur durch die Stadt und markieren die Route. Stelen und Informationstafeln geben in deutscher und englischer Sprache Auskunft zur Bedeutung der einzelnen Stationen. Zusätzlich informiert ein Audio-Leitsystem über die Leipziger Musikgeschichte: Musikbeispiele und Hörspiele können über eine App oder den Audioguide abgerufen werden und sorgen für einen Stadtrundgang mit einzigartigem Musikerlebnis. Die Grundidee zur Gestaltung der Edelstahlintarsien und Informationstafeln geht auf das 1849 von Robert Schumann vertonte Gedicht von Eduard Mörike „Er ist‘s“ zurück. In diesem Gedicht zieht der Frühling gleich einem blauen flatternden Band durch die Lüfte. Dieses wird mit dem Himmel assoziiert und verkörpert den Neubeginn sowie die Harmonie des Jahreszeitenwandels.

Die einzelnen Stationen sind im Durchschnitt jeweils etwa 225 Meter voneinander entfernt.
Ausgehend vom Gewandhaus zu Leipzig als Station 1 verbindet die Notenspur die wichtigsten Stationen der Leipziger Musikgeschichte: Mendelssohn-Haus (2), Grieg-Begegnungsstätte (3), Ehemalige Musikbibliothek Peters (4), GRASSI Museum für Musikinstrumente (5), Alter Johannisfriedhof (6), Schumann-Haus Leipzig (7), Grafisches Viertel mit Musikverlagen – Notenwand (8), Richard-Wagner-Büste (9), Oper Leipzig (10), Alte Nikolaischule (11), Nikolaikirche (12), Altes Rathaus (13), Museum der bildenden Künste mit Beethoven-Skulptur (14), Zum Arabischen Coffe Baum (15), Hôtel de Saxe (16), Thomaskirche (17), Bach-Museum (18), Geburtshaus Clara Wieck (19), Altes Konservatorium (20), Standort Erstes Gewandhaus (21), Paulinum – Aula und Universitätskirche St. Pauli (22) und MDR-Kubus (23).

Von Notenwand bis Klangdusche: Unterwegs auf den Spuren von Leipzigs Musikelite


Nicht nur aufgrund seiner Musik zog es im 19. Jahrhundert Komponisten aus aller Welt nach Leipzig. Auch die östlich des Stadtzentrums angesiedelten Verlage im Grafischen Viertel machten Leipzig zu dieser Zeit zum weltweiten Zentrum des Musikverlagwesens. Vor allem entlang der Querstraße siedelten sich berühmte Verlage an. Berühmte Komponisten wie Felix Mendelssohn Bartholdy veröffentlichten ihre Werke zum Beispiel beim
Verlag Breitkopf & Härtel. Leipzigs Adressbuch umfasste um 1900 mehr als 2.200 Firmen des Buchhandels und Buchgewerbes. Die Blütezeit des Musikverlagswesens fand durch die Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg ein jähes Ende. Rund 80 Prozent des Viertels wurden zerstört und über 50 Millionen Bücher verbrannt. Auf der Station 8 der Leipziger Notenspur wird den einst weltbekannten Musikverlagen mit der von Moosbauer & Huennerkopf gestalteten Notenwand gedacht. Diese stellt die Entwicklung der Notenschrift dar und lädt mit einer Kombination aus visuellen und akustischen Elementen zum spielerischen Entdecken der Musik sein. Die Informationen zur Geschichte der Musikverlage werden mit Klangbeispielen und musikalischen Rätseln untermalt.

Eine weitere Besonderheit auf der Leipziger Notenspur zwischen den Stationen 14 und 15 ist die Interaktive Klanginstallation in Kretschmanns Hof. Im Durchgang zwischen Hainstraße und Katharinenstraße können die Besucher hier unter einer sogenannten „Klangdusche“ Musik- und Stadtklängen aus drei Jahrhunderten lauschen. Nach Bedienung des entsprechenden Knopfes stellt man sich unter ein großes blaues Hörrohr mit einem Foto des alten Leipzigs und lauscht den Klängen u.a. von Bach oder Grieg.

Das Projekt Leipziger Notenspur gliedert sich in vier Notenrouten: die Leipziger Notenspur, den Leipziger Notenbogen, den Leipziger Notenweg und das Leipziger Notenrad. Der Notenweg ist ein etwa acht Kilometer langer Spaziergang durch Leipzigs Grünanlagen, der markante Punkte der musikalischen Vergangenheit und Gegenwart verbindet. Das Notenrad umfasst eine rund 40 Kilometer lange Strecke, auf welcher bei einer Fahrradtour musikgeschichtlich interessante Orte außerhalb des Stadtkerns erkundet werden können. Der Notenbogen ist ein fünf Kilometer langer Spaziergang Im Westen des Stadtzentrums, bei welchem die Musik des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts im Fokus steht.

Die Leitidee der Leipziger Notenspur „Musik wohnt unter uns und verbindet uns, indem wir sie miteinander teilen“ wird einmal jährlich im Rahmen der Notenspur-Nacht der Hausmusik gelebt. Aber auch mit thematischen Stadtführungen, Ausstellungen, Kinderfesten, dem Schneeblumen-Gedenkweg und dem Maskottchen Toni machen der Notenspur e.V. und seine Unterstützer regelmäßig auf die Musikstadt Leipzig aufmerksam.

Stand: 30.03.2022

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