Hochschule für Grafik und Buchkunst

Wächterstraße 11 | Ortsteil: Zentrum-Süd

Die Geschichte der Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) geht bis in das Jahr 1764 zurück. Damit gilt sie als eine der ältesten Kunstakademien Deutschlands. Während zu ihren ersten Studenten Johann Wolfgang Goethe zählte, gingen auch berühmte Künstler wie Werner Tübke, Neo Rauch und Rosa Loy daraus hervor.

Eine Schule, viele Namen


Ihre Ursprünge fand die HGB in der 1764 gegründeten „Zeichnungs-, Mahlerey- und Architektur-Academie“. Ihr Direktor war
Adam Friedrich Oeser, der auch der Zeichenlehrer von Goethe war. Oeser unterrichtete zunächst in seiner Wohnung, bevor die Akademie in das kurfürstliche Amtshaus umzog. Bald darauf bezogen die Studenten den neuen Sitz in einem Flügel der damaligen Pleißenburg. Im Jahr 1814 wurde Hans Veit Schnorr von Carolsfeld der neue Direktor und führte geregelte Stundenpläne sowie eine Registrierung von Schüleraufnahmen und -abgängen ein. Jedoch wollte sich der Erfolg nicht so recht einstellen, so dass 1868 die Stadtverwaltung den Antrag verfasste, die Akademie aufzulösen. Doch Neureformen brachten überarbeitete Lernkonzepte, wie die Verbindung der künstlerischen Lehre mit dem Werkstattunterricht und eine modernere Gestaltung der Ausbildung in Tages- und Abendkursen. Auch an den Bedürfnissen der in der Stadt ansässigen Industrie und des Buchgewerbes wurde sich wieder vermehrt orientiert, wie es zu Beginn der Akademiegründung üblich war. So bekam die Schule einen spürbaren Aufschwung, was sich auch durch ein eigenes Gebäude zeigte. Dafür wurde 1885 ein Wettbewerb für einen Neubau ausgeschrieben, den der Karlsruher Architekt Otto Warth gewann.

Im Jahr 1900 wurde die Akademie zur „Königlichen Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe“ umbenannt. Seitdem entwickelten sich stetig neue und auch wechselnde Abteilungen und Lehrinhalte. International fand die Hochschule immer mehr Ansehen, so dass sie stetig in städtische, nationale sowie internationale Vorhaben eingebunden wurde. So fand 1914 im 150. Jubiläumsjahr erstmals die Internationale Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik (BUGRA) statt. Ein weiterer Höhepunkt war im Jahr 1927 die erste Internationale Buchkunst-Ausstellung (IBA).

Doch politische Auseinandersetzungen gingen auch an der Hochschule nicht spurlos vorbei. Nach 1933 änderte sich auch hier die politische Ausrichtung spürbar, so dass Lehrkräfte teilweise das Haus verlassen mussten. Dennoch wurde der Unterricht aufrechterhalten – auch nach Bombenschäden im Krieg, die zwei Drittel der Bausubstanz zerstörten. Nach einigen Umstrukturierungen wurde 1947 die Hochschule mit neu eingesetzten Leitern wiedereröffnet. Kurz danach bekam die Schule den Namen, der heute noch erhalten ist: „Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig“. Die Bereiche Malerei, Buchkunst und Fotografie existieren seitdem in wechselnden Strukturen und Bezeichnungen nebeneinander. Vor allem die Malerei verhalf in den 1960er bis 80er Jahren der Hochschule wieder zu internationalem Ansehen, nicht zuletzt durch die „Leipziger Schule“. Diese Strömung innerhalb der zeitgenössischen Kunst geht auf die von Bernhard Heisig gegründete Malklasse zurück. Nach 1990 kam es schließlich zu erneuten Umstrukturierungen, die in der heutigen Gestaltung der Hochschule mündete. Es entstand auch ein neuer und damit vierter Fachbereich, die Medienkunst.

Die Neuorientierung wird sichtbar


Das 167 Meter lange Gebäude der HGB wurde 1887 bis 1890 nach einem Entwurf von
Otto Warth im Stil der italienischen Hochrenaissance errichtet. Dessen Projektpläne waren jedoch zuvor von den königlich sächsischen Oberbauräten Otto Wankel und Carl Hugo Nauck wesentlich überarbeitet worden. Das repräsentative Gebäude besitzt zwei Seitenflügel mit separaten Eingängen und Treppenhäusern. Es besteht aus zwei Eckrisaliten und einem Mittelrisalit, der dominant hervorkommt. Im zweiten Obergeschoss befinden sich zwischen den Fenstern des Mittelrisaliten Nischen, die mit weiblichen Figuren versehen sind. Eine Figur hält eine Schrifttafel, während die andere eine Amphore als symbolischen Topf für Druckfarbe präsentiert. Den Abschluss bildet ein Giebel, an dem heute noch das Hoheitszeichen der Königlichen Akademie erhalten ist – das sächsische Rautenkranzwappen. Im Inneren gibt es große Treppenaufgänge und einen Lichthof mit einer Galerie. Die Räume sind so konzipiert, dass sich die Theorie mit der Praxis verbinden lässt. Die Geschosshöhe liegt bei fünf Metern, während die Ateliers im Dachgeschoss sogar bis zu sechs Meter in die Höhe reichen.

Bei der Neuorientierung und Umstrukturierung im Jahr 1990 wurde der Umbau abschnittweise bis 2003 realisiert. Neben der Sanierung der Sanierung wurde auch der Innenbereich erneuert. Dazu zählt das Foyer mit den Stuckarbeiten, die Glasdecke mit der Glaspyramide, aber auch die neugestaltete Galerie als Ausstellungsraum. Ebenso wurden technische Neuerungen vorgenommen.

Stand: 02.01.2024

Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V.

Bernhard-Göring-Straße 152 | Ortsteil: Connewitz

„Werfen Sie Ihre Unterlagen nicht weg“ steht auf einer Broschüre. Seit ihrer Gründung sammelt der Verein Archiv Bürgerbewegung Leipzig im Haus der Demokratie alle Dokumente, Zeugnisse und Fotos vom Widerstand und der Opposition in der DDR, von der Bürgerbewegung und den in den Jahren 1989/90 entstandenen Initiativen und Parteien. Ziel ist es, jene Zeitzeugnisse dauerhaft aufzubewahren, zu erschließen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Vor allem für die jüngere Generation. „Entdeckendes Lernen“ heißt das Zauberwort. Die im Haus der Demokratie beheimatete Einrichtung hat sich als außerschulischer Lernort etabliert, will Schülern einzelne Aspekte der DDR-Geschichte erfahrbar machen. 

Neu ist eine digitale Lernplattform zu Jugendkulturen. Auf dieser sind verschiedene Online-Module für Schüler zu Beat, Heavy-Metal, Breakdance, Punk, Neonazis und rechtsextremen Jugendlichen in der DDR sowie zur Umweltbewegung zu finden. Unter dem Titel „Die andere Jugend“ wird dies der offiziellen Jugendkultur gegenübergestellt.

Verein erarbeitet sich guten Ruf


Seit 1991 hat sich der Verein viel Vertrauen und einen guten Ruf erarbeitet, sorgsam mit den Schätzen der
Friedlichen Revolution umzugehen. Noch immer kommen neue Dokumente hinzu. Nicht wenige der Zeitzeugen, die im Wendeherbst 1989/90 diverse Daten sammeln, heimlich fotografieren oder gar kleine Filme drehen, haben sich inzwischen von ihren Schätzen getrennt. Sie wollen sie wohlbehütet wissen – vielleicht aus Angst, dass die Nachkommen sie irgendwann wegwerfen.

Als Gründungsdatum des Archivs Bürgerbewegung gilt der 23. Mai 1991. Seine Wurzeln liegen aber bereits in den Jahren 1987/88, als Oppositionelle die Idee haben, ein eigenes Kommunikationszentrum und eine Umweltbibliothek aufzubauen. Start ist dann in einer Privatwohnung in der Kurt-Eisner-Straße, die der westdeutsche Historiker Klaus Roewer mietet. „Wer zur Friedlichen Revolution forschte, konnte Unterlagen der SED oder der Staatssicherheit einsehen. Die der Opposition waren hingegen nirgendwo gesammelt“, erinnert sich Uwe Schwabe, der Vorstandsvorsitzende des Archivs. Er ist einer der acht Gründungsmitglieder, die das ändern wollen.

Platzprobleme im Haus der Demokratie


1991 bekommt der Verein zwei ABM-Stellen bewilligt, die die Sammlung aufbauen. Diese soll zunächst ein Teil des
Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig werden und in den Neubau am Böttchergäßchen ziehen. Doch der Verein lehnt das ab, um nicht „in der großen Stadtgeschichte unterzugehen“. Er bezieht Räume in der Markusgemeinde in der Dresdner Straße, später in der ehemaligen Iskra-Gedenkstätte in der Russenstraße sowie im Fregehaus. Mittlerweile ist der Verein, der über die Bundesstiftung Aufarbeitung, die Stiftung Sächsische Gedenkstätten sowie die Stadt Leipzig gefördert wird, im Haus der Demokratie in Connewitz beheimatet.

Dort werden die leeren Regale zusehends rar. Der Bestand umfasst bereits mehr als 250 laufende Meter Archivgut. Allein die Fotosammlung beinhaltet etwa 30.000 Bilder von mehr als 30 Fotografen. Auf einem Großteil der Fotos sind illegale Demonstrationen und Veranstaltungen aus den 1980er Jahren dokumentiert, aber auch Friedensgebete in der Nikolaikirche sowie die Akteure des Herbstes 1989 wie Christoph Wonneberger, Christian Führer, Friedrich Magirius, Uwe Schwabe, Jochen Lässig, Rainer Müller, Michael Arnold und Gesine Oltmanns. Es gibt aber auch Bilddokumente von der Beatdemo 1965, der Niederschlagung des Prager Frühlings oder der Subkultur in der DDR. Persönliche Sammlungen, Vor- und Nachlässe, Zeitzeugeninterviews, Audio- und Videoaufnahmen und vieles andere kommen hinzu.

Darüber hinaus bewahrt der Verein Spezialsammlungen auf, wie das komplette Archiv der Vereinigung der Opfer des Stalinismus mit mehr als 1.200 Akten. In dieser Vereinigung organisieren sich ab den 1950er-Jahren Menschen, die in Speziallagern, Gefängnissen und Zuchthäusern der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR leiden müssen und die danach in den Westen Deutschlands fliehen.

Verein organisiert Ausstellungen


Ein Großteil der Dokumente wurde bereits in ein Außenlager geschafft. Der Verein organisiert zudem Ausstellungen, etwa zur Situation von Ausländern in der DDR, zur Pressefreiheit oder zum Mythos der
Montagsdemonstrationen. Letzteres sei sehr wichtig, betonen die Akteure um Archivleiterin Saskia Paul. Denn Montagsdemos werden auch von Menschen, die heute mit demokratiefeindlichen Ansichten demonstrieren, für ihre Zwecke vereinnahmt. Darüber hinaus arbeitet der Verein Bürgerarchiv mit anderen Leipziger Akteuren in einer Arbeitsgruppe am Projekt Stolpersteine. Dabei soll an die Schicksale von Juden, Sinti und Roma, politisch und konfessionell Verfolgten, Homosexuellen sowie „Euthanasie“-Opfern im Nationalsozialismus erinnert werden. 

Um die Originale vor zu häufiger Benutzung zu schützen, werden ausgewählte Objekte seit 2016 digitalisiert und in einer Online-Datenbank zugänglich gemacht. Dabei ist ein Archivverbund, bestehend aus dem Archiv Bürgerbewegung Leipzig, der Umweltbibliothek in Großhennersdorf und dem Martin-Luther-King-Zentrum für Gewaltfreiheit und Zivilcourage in Werdau, entstanden. Alle drei sammeln Zeugnisse zu Widerstand und Opposition in der Sowjetischen Besatzungszone und in der DDR. Das Leipziger Archiv stellt inzwischen 20.000 Sammelobjekte online zur Nutzung bereit, im eigenen System sind mittlerweile 90.000 digitalisiert.

Stand: 11.03.2024

Bildergalerie - Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V.

Universität Leipzig

Augustusplatz 10 | Ortsteil: Zentrum

Die 1409 als Alma Mater Lipsiensis gegründete Universität Leipzig ist die zweitälteste ohne Unterbrechung betriebene Universität Deutschlands. Bestehend aus 14 Fakultäten und 149 angebotenen Studiengängen beherbergt sie rund 31.000 Studenten, darunter etwa 3.000 ausländische Kommilitonen aus 130 Ländern. Ihr heutiges Erscheinungsbild im Stil der zeitgenössischen Moderne geht auf die Umgestaltung ab 2004 nach Entwürfen des niederländischen Architekten Erick van Egeraat zurück.

Intellektuelles Asyl für die Prager Elite in Leipzig


Die Gründung der Universität Leipzig reicht bis ins frühe 15. Jahrhundert zurück. Sie ist eng mit der Geschichte der Prager Karls-Universität verbunden, an welcher zahlreiche deutsche Studenten immatrikuliert waren. Die Studenten, Professoren und Magister hatten sich dort gemäß ihren Herkunftsländern zu vier Nationen – der böhmischen, der bayerischen, der polnischen und der sächsischen – zusammengeschlossen. Die Landmannschaften wählten in einer festgelegten Abfolge ihren Rektor. Im Zuge politischer, sozialer und religiöser Konflikte veranlasste der amtierende deutsche König
Wenzel IV. im Kuttenberger Dekret vom 18. Januar 1409 eine einseitige Änderung des Stimmrechts in den Gremien der Universität zugunsten der böhmischen Universitätsnation. Aus Protest gegen die Bevorzugung der böhmischen Nation und den Verlust ihrer Privilegien kündigten die anderen drei Nationen ihre Mitgliedschaft an der Universität Prag. Der Leipziger Landesherr Markgraf Friedrich IV. bot ihnen intellektuelles Asyl im wettinischen Leipzig. Durch die Anwesenheit der geistigen Elite Deutschlands sah er die Chance zur Gründung einer eigenen Universität. Der Lehrbetrieb wurde bereits im Juli 1409 in einem vom Rat der Stadt zur Verfügung gestellten Gebäude provisorisch aufgenommen. Am 9. September 1409 erteilte der neu gewählte Papst Alexander V. schließlich die Zustimmung für die Gründung der Alma Mater Lipsiensis. Die Universität Leipzig übernahm die bereits in Prag und anderen deutschen Universitäten gängige Gliederung in Nationen und ergänzte diese um eine meißnerische Landmannschaft. Am 2. Dezember 1409 fand im Refektorium des Thomasklosters eine feierliche Zeremonie zur Universitätsgründung statt. Noch am gleichen Tag wurde der Schlesier Johann Otto von Münsterberg zum Rektor gewählt. Der Bischof von Merseburg, Nikolaus Lubich, stärkte als Kanzler und Konservator die universitäre Eigenständigkeit.

1409/1410 gehörten der Universität Leipzig 369 Studenten und 43 Hochschullehrer an. Die Gründung erstreckte sich über die klassischen Fakultäten Theologie, Medizin und Jurisprudenz, hinzu kam der Fachbereich Artistik, darunter die „Sieben freien Künste“ Rhetorik, Grammatik, Dialektik, Geometrie, Arithmetik, Astronomie und Musik. Für den Lehrbetrieb standen zwei Gebäude aus landesherrlichem Besitz zur Verfügung: das „Große Kolleg“ in der heutigen Goethe-/Ritterstraße sowie das „Kleine Kolleg“ in der Schlossgasse bei der einstigen Pleißenburg, dem heutigen Neuen Rathaus. Aus Platzmangel wurden auch die Thomaskirche und die Nikolaikirche als Unterrichtsstätten genutzt. Die Alma Mater finanzierte sich neben kirchlichen Schenkungen sowie landesherrlichen und städtischen Zuwendungen durch Steuern und Naturalien aus universitätseigenen Dörfern. Die Mehrheit der Magister verdiente ihren Unterhalt durch Studiengebühren, wobei die zwölf Magister des Großen Kollegs vom Landesherrn ein jährliches Gehalt von 30 Gulden bezogen. Die Studenten wohnten zunächst in angemieteten Unterkünften ihrer Magister oder in unter Aufsicht der verantwortlichen Lehrkräfte stehenden Wohnheimen.

Bildungsoffensive und Erweiterung der Universität


Allein im Gründungsjahr stellten die Studenten knapp elf Prozent der Gesamtbevölkerung Leipzigs dar. Da die Universität die Finanzkraft der Stadt erheblich steigerte, wurde diese durch Verleihung von akademischen Privilegien und die Befreiung von städtischen Abgaben bereits unmittelbar nach ihrer Gründung vom Rat der Stadt beworben. Die Studenten profitierten durch den steuerfreien Ausschank einer beachtlichen Menge Bier und durften ihre Unterkünfte auch privat vermieten. Durch die Berufung des Mediziners
Nikolaus Schulte als ersten Universitätsangehörigen in den Leipziger Rat stärkten die Stadtväter 1435 auch intellektuell ihre Reihen. Herzog Moritz von Sachsen beschloss am 26. Mai 1542 einen jährlichen Zuschuss an die Alma Mater von 2.000 Gulden. 

Im Zuge der Reformation wurde die Universität 1539/40 auf Initiative des amtierenden Rektors Caspar Borner umfassend umgestaltet: Fächer wurden spezialisiert, Lehrinhalte und -methoden modernisiert und neue Disziplinen eingeführt. Auf Weisung von Herzog Moritz wurde der Universitäts-Ausbau vorangetrieben. Der Universität Leipzig wurden fünf Dörfer aus dem ehemaligen Besitz des Thomasklosters übertragen. Sie erhielt neben finanziellen Mitteln wertvolle Bibliotheksbestände. Zur wertvollsten Errungenschaft zählte die Übereignung der Liegenschaften des säkularisierten Dominikanerklosters St. Pauli am Grimmaischen Tor am 22. April 1544. Auf dem Klostergelände entstanden Unterkünfte für Studenten sowie Professoren. Es stand auch genügend Platz für die Hörsäle der Fakultäten und die Bibliothek zur Verfügung. Nach ihrer äußeren und inneren Neugestaltung erlebte die Universität in Mitte des 16. Jahrhunderts einen Aufschwung. Dank der Reformierung der Lehrinhalte durch den Rektor Joachim Camerarius stieg die Zahl der Studenten sprunghaft an und es entstand eine der größten und modernsten Universitäten Deutschlands.

Von der Alma Mater zur Karl-Marx-Universität der DDR-Moderne


Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Universität Leipzig zum Zentrum der geistigen Elite in Mitteldeutschland. Zu ihren berühmt gewordenen Studenten zählten unter anderem
Johann Wolfgang Goethe, Gottfried Wilhelm Leibnitz, Gotthold Ephraim Lessing, Robert Schumann, Richard Wagner und Friedrich Nietzsche.

Ab 1830 erfolgte eine bauliche Expansion der Universität. Nach Plänen von Karl Friedrich Schinkel und Albert Geutebrück entstand 1836 das nach König Friedrich August benannte Augusteum im schlichten, klassizistischen Stil. Im Zuge der Neugestaltung des Universitätskomplexes am Augustusplatz von 1892 bis 1897 nach Plänen von Arwed Rossbach wurde auch das Augusteum im Stil der Neorenaissance umgestaltet. Aufgrund der stetig wachsenden Studentenzahl erwies sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Unterbringung aller universitären Bereiche am innerstädtischen Standort nicht länger möglich. Folglich wurden die medizinischen und naturwissenschaftlichen Bereiche entlang der Liebigstraße sowie an der Johannisallee angesiedelt. Die Universitätsbibliothek fand in der Beethovenstraße ihren neuen Standort.

In den Kriegsjahren 1943 bis 1945 wurden ca. 60 Prozent der Bausubstanz der Alma Mater zerstört. In den Plänen des SED-Regimes zur städtischen Umgestaltung im sozialistischen Stil spielte auch der Wiederaufbau der 1953 in Karl-Marx-Universität umbenannten Bildungseinrichtung eine wichtige Rolle. In diesem Zuge wurden die im Krieg beinahe unbeschädigt gebliebene Universitätskirche St. Pauli sowie das teilweise zerstörte Augusteum auf Anweisung von Walter Ulbricht am 30. Mai 1968 gesprengt. Zwischen 1968 und 1975 entstand nach Plänen von Hermann Henselmann ein neuer Campus in Form eines um einen Innenhof gruppierten Neubaukomplexes mit Hörsaal- und Seminargebäude, Hauptgebäude und Mensa. Das ebenfalls von 1968 bis 1972 neu erbaute City-Hochhaus im Stil der DDR-Moderne diente der Universität bis 1994 als Sitz verschiedener Fakultäten und Sektionen und wird heute als modernes Bürohochhaus genutzt.

600 Jahre Geschichte im modernen Gewand


Die Neugestaltung des innerstädtischen Universitätskomplexes am Augustusplatz nach der politischen Wende 1989 war zunächst heftig umstritten und mündete in jahrelangen Diskussionen über den Umgang mit der DDR-Architektur. Nachdem die Entwürfe aus einem ersten Architekturwettbewerb abgelehnt wurden, entschied sich die Fachjury im Rahmen eines zweiten Wettbewerbs 2004 für den Entwurf des niederländischen Architekten Erick van Egeraat. Der neu konzipierte innerstädtische Campus setzt sich aus saniertem Seminargebäude, neu erbautem Institutionsgebäude mit Ladenzeile im Erdgeschoss, Hörsaalgebäude, Campusbibliothek und neuerbauter Mensa am Park gegenüber der Moritzbastei zusammen. Zahlreiche weitere Fakultäten befinden sich nach wie vor an mehreren Standorten in der Stadt verteilt. Zudem nahm Egeraat die alte Ansicht des Augusteums sowie der Universitätskirche wieder auf und interpretierte die historischen Bauten im modernen Antlitz neu. Insofern sollte beim Betrachten des Komplexes ein Wiedererkennungseffekt und eine optische Assoziation mit den verloren gegangenen Bauwerken ausgelöst werden. Anstelle der 1968 gesprengten Universitätskirche entstand zwischen 2007 und 2017 das Paulinum – Aula und Universitätskirche St. Pauli.

Das neue Augusteum wurde 2012 eröffnet und beherbergt als Hauptgebäude des Campus das Auditorium mit etwa 800 Sitzplätzen, die Fakultät für Informatik und Mathematik, eine Galerie und Büroräumlichkeiten. Das sogenannte Schinkeltor wurde als letztes erhaltenes Detail des alten Augusteums als Innenhofzugang zum Neuen Augusteum integriert und die fehlenden Musenfiguren auf der Balustrade durch den Leipziger Bildhauer Markus Gläser ergänzt. Im Innenhof der Universität, dem sogenannten „Leibnitzforum“, befindet sich heute das 1883 von Ernst Hähnel geschaffene Leibniz-Denkmal des einstigen Schülers der Universität, Gottfried Wilhelm Leibnitz, in Form einer Bronzestatue.

Stand: 10.02.2024

Universitätsbibliothek (Bibliotheca Albertina)

Beethovenstraße 6 | Ortsteil: Zentrum-Süd

Die Universitätsbibliothek wurde von 1887 bis 1891 nach Plänen von Arwed Rossbach im Stil der italienischen Hochrenaissance erbaut. Sie gehört zu den ältesten deutschen Universitätsbibliotheken und umfasst einen Bestand von mehr als 5,5 Millionen Medieneinheiten und etwa 6.500 Zeitschriften.

Von der Bibliotheca Paulina zur Bibliotheca Albertina


In unmittelbarer Nachbarschaft zum
Bundesverwaltungsgericht erhebt sich der beeindruckende Bau der Universitätsbibliotek, auch „Bibliotheca Albertina“ genannt. Gemeinsam mit dem für das Gewandhausorchester errichteten Neuen Gewandhaus, dem Konservatorium und der Kunstgewerbeschule bildete sie das Zentrum des neu entstandenen Musikviertels. 

Die Wurzeln der Universitätsbibliothek reichen bis ins 16. Jahrhundert zurück. Im Jahr 1543 wurde die Bibliotheca Paulina als erste Bibliothek der Universität Leipzig gegründet und im Paulinerkloster auf dem Augustusplatz untergebracht. Durch den stetigen Wachstum der Buchbestände auf mehr als 250.000 Bände entwickelte sich die Universitätsbibliothek bis Ende des 19. Jahrhunderts zur umfangreichsten ihrer Art in Deutschland. Um ihrer Größe und Bedeutung gerecht zu werden, wurde im Juni 1885 ein Wettbewerb zur Gestaltung eines repräsentativen Bibliotheksgebäudes im neu entstanden Musikviertel ausgeschrieben. Durch das Handels- und Messewesen hatte sich Leipzig Mitte des 19. Jahrhunderts zur Großstadt entwickelt, so dass die Vorstädte ab 1871 für die Errichtung von repräsentativen Bauten mit einbezogen wurden. Als letztes Vorstadtviertel der Gründerzeit entstanden im Musikviertel neben imposanten Villen für das Leipziger Großbürgertum auch bedeutsame öffentliche Kultur- und Justizbauten im Stil des wilhelminischen Historismus. Die neue Universitätsbibliothek sollte gegenüber des zwischen 1882 und 1884 erbauten prachtvollen Neuen Gewandhauses in der Beethovenstraße entstehen. Der in der Dresdner Tradition Gottfried Sempers und Hermann Nicolais stehende Architekt Arwed Rossbach ging aus den 34 eingereichten Konzepten mit seinem Entwurf „Philadelphos” als Sieger hervor. Nach vierjähriger Bauzeit wurde das Bibliotheksgebäude am 24. Oktober 1891 zu Ehren des obersten Dienstherrs der Universität Leipzig sowie dem regierenden sächsischen König Albert als Bibliotheca Albertina eingeweiht. Die Universitätsbibliothek, die etwa 800.000 Bände beherbergte und rund 150 Lesern Platz bot, gilt als Rossbachs bedeutendstes Werk.

Von der Kriegsruine zum klimatisierten Bücherpalast


Kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Universitätsbibliothek durch einen Bombenangriff am 6. April 1945 zu zwei Dritteln zerstört. Besonders betroffen waren der Mitteltrakt mit dem großen Lesesaal, das repräsentative Treppenhaus sowie große Teile des Süd- und Ostflügels. Die wertvollen Buchbestände waren zuvor in Schlössern im Raum Leipzig und in den Katakomben des
Völkerschlachtdenkmals sicher untergebracht worden, so dass die Universitätsbibliothek kaum Verluste hinnehmen musste. Bereits wenige Monate nach der Zerstörung wurde das ruinöse Gebäude durch eine provisorische Sicherung wieder nutzbar gemacht und die Bücher wurden aus Raumnot zunächst im Keller gestapelt. Etwa 40.000 Bände galten als verschollen oder wurden von der Roten Armee beschlagnahmt und abtransportiert. Obwohl es seit 1956 zahlreiche Pläne für den Wiederaufbau gab, wurden die notwendigen Gelder erst ab 1990 durch die Volkskammer der DDR zur Verfügung gestellt. Ab 1992 begann die Sanierung, die das Architekturbüro HJW + Partner plante.

Bei fortlaufendem Betrieb erfolgte zunächst die Rekonstruktion des Ostflügels und die Sanierung des Treppenhauses. Das äußere Erscheinungsbild der Bibliotheca Albertina wurde unter Anpassung der inneren Struktur an die veränderten Anforderungen eines modernen Bibliotheksbetriebs vollständig wiederhergestellt. Die durch den rasant gewachsenen Buchbestand erforderlichen Erweiterungen wurden maßgeblich durch die Einbeziehung der ehemaligen Innenhöfe erreicht: Durch die Überdachung des Posthofs und des Kohlenhofs wurden zwei moderne Lesesäle mit großflächigem Areal für Freihandliteratur sowie Magazinbereichen in den darunterliegenden Stockwerken geschaffen. Nach zehnjähriger Bauphase von 1992 bis 2002 wurden die Wiederaufbau- und Sanierungsarbeiten abgeschlossen. Heute umfasst die Universitätsbibliothek als eine der ältesten Bibliotheken Deutschlands rund 960 Arbeitsplätze, einen Bestand von über 5,5 Millionen Medieneinheiten und etwa 6.500 Zeitschriften.

Italienische Kunst und Architektur trifft auf geballtes Wissen


Die Universitätsbibliothek präsentiert sich heute als monumentale Vierflügelanlage mit einer 107 Meter langen Sandsteinfassade, welche Elemente der italienischen Hochrenaissance und der barocken Schlossbaukunst Frankreichs vereint. Die mit korinthischen Kapitellen gestalteten Kolossalsäulen tragen das fünfachsige Mittelrisalit. Der Rustikasockel umfasst das Souterrain und die Hochparterre, während die Obergeschosse durch ein kantiges Gesims optisch abgesetzt sind. Das Mittelrisalit ist mit einer reich gestalteten Attika mit vier von
Arthur Trebs geschaffenen Figuren gestaltet, welche die vier Fakultäten Theologie, Philosophie, Rechtswissenschaft und Medizin verkörpern. Zwei darüber stehende Wappenhalter präsentieren das Universitätssiegel. Die zwischen den versinnbildlichten Fakultäten liegenden Reliefs stammen vom Bildhauer Adolf Lehnert, der auch die Porträtmedaillons an den Seitenrisaliten schuf. Diese zeigen Michelangelo, Albrecht Dürer, Johannes Otto von Münsterberg, den Gründungsrektor der Universität, und Caspar Borner, den ersten Bibliothekar. Unterhalb der Medaillons befanden sich einst acht überlebensgroße Statuen, welche von Werner Stein und Melchior zur Strassen geschaffen wurden. Heute sind noch die am linken Seitenrisalit befindlichen Standbilder von Friedrich dem Streitbaren, dem Gründer der Universität 1409, und dem Kurfürsten Moritz von Sachsen erhalten. Das Eingangsportal ist mit drei Rundbogenportalen, vergitterten Oberlichtern und reich ornamentierten Metalltüren gestaltet. Die drei Köpfe in den plastisch ausgearbeiteten Schlusssteinen der Eingangsbögen verkörpern die Schönheit, Weisheit und Stärke und wurden vom Berliner Bildhauer Josef Kaffsack geschaffen. In der Freimaurerei gelten diese als die drei tragenden Säulen im Ritual. 

Das Eingangsportal führt in das lichtdurchflutete repräsentative Marmortreppenhaus mit umlaufender Galerie und hohen Rundbogenarkaden. Tageslicht fällt durch das gläserne Dach, was die weißen ionischen Säulen aus Marmor und Naturstein noch strahlender erscheinen lässt. Von der breiten zweiflügeligen Haupttreppe aus, die zu den Lesesälen hinauf führt, präsentiert sich vor dem früheren Eingang zum großen Lesesaal die illusionistisch angelegte, dekorative Kuppelausmalung vom Leipziger Maler Richard Hesse im Stil des Giulio Romano. Diese wurde originalgetreu rekonstruiert, während auf die einstige polychrone Ausmalung der Wandflächen und Kuppeln verzichtet wurde. In den ehemaligen und nunmehr überdachten Innenhöfen befinden sich zwei Lesesäle als Freihandlesebereiche. Neben dem „Alten Hauptlesesaal”, der optisch an sein berühmtes kreisrundes Vorbild im British Museum in London erinnert, ist insbesondere der Lesesaal im Hof West beeindruckend: Eine spezielle Stahl-Glas-Konstruktion, die den Saal zur Decke hin abschließt, durchflutet diesen mit Licht.

Im Foyer der Bibliothek führt ein Wandelgang zum Café Alibi, welches den Studenten tagsüber zum Verweilen dient und abends häufig für Veranstaltungen genutzt wird. Im Wandelgang befindet sich eine Fotogalerie, die die Geschichte der Bibliotheca Albertina dokumentiert. Seit Mai 2021 ist der unter der Haupttreppe gelegene Schauraum „Papyrus Ebers“ Teil der Dauerausstellung. Bei dem über 18 Meter langen Papyrus Ebers handelt es sich um die längste und einzig vollständig überlieferte Schriftrolle altägyptischer Heilkunde.

Stand: 27.09.2023

Bildergalerie - Universitätsbibliothek (Bibliotheca Albertina)

Historisches Bildmaterial - Universitätsbibliothek (Bibliotheca Albertina)

Deutsche Nationalbibliothek in Leipzig

Deutscher Platz 1
Ortsteil: Zentrum-Südost

Die Deutsche Nationalbibliothek wurde 1912 als zentrale Archivbibliothek des gesamten deutschen Schriftguts im In- und Ausland gegründet. Gemeinsam mit ihrem zweiten Standort in Frankfurt am Main umfasst der Bestand derzeit mehr als 39 Millionen Objekte, was sie zur größten Bibliothek Deutschlands macht.

Die Entstehung des kollektiven Gedächtnisses der Nation 


Die Deutsche Nationalbibliothek wird durch eine ovalflächige Grünfläche mit doppelreihiger Lindenumpflanzung von den zwei gegenüberliegenden Nachbarbauten, dem Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie und dem Biotechnologisch-Biomedizinischem Zentrum, auch Biocity Leipzig, getrennt.

Die Initiative für den Bau der Deutschen Nationalbibliothek, ehemals Deutsche Bücherei, ging im Jahr 1909 vom Börsenverein der Deutschen Buchhändler aus.
Leipzig hatte sich Ende des 19. Jahrhunderts zur weltweit bedeutendsten Stadt für Handelsmessen und das Buchgewerbe entwickelt. Bereits im 18. Jahrhundert waren alle der Buchbranche angehörenden Institutionen in der Buchstadt ansässig. Aus diesem Grund lag die Entscheidung nahe, die Deutsche Bücherei 1912 ebenfalls in Leipzig anzusiedeln. Letztere nahm am 1. Januar 1913 ihren Betrieb zunächst provisorisch als Buchhändlerbörse auf, da sich der Neubau der Bibliothek durch Uneinigkeiten zum Standort verzögerte. Seitdem machte es sich die Deutsche Bücherei zur Aufgabe, das deutschsprachige Schriftgut aus dem In- und Ausland vor Ort lückenlos zu sammeln, zu archivieren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. 

Das imposante Hauptgebäude wurde zwischen 1914 und 1916 nach Plänen des Dresdner Architekten Oskar Pusch unter dem Baumeister Karl Schmidt und dem Leipziger Baurat Karl Julius Baer auf dem Deutschen Platz auf rund 4.000 Quadratmetern errichtet. Durch die Luftangriffe auf Leipzig im Zweiten Weltkrieg 1943 blieb die Deutsche Bücherei aufgrund der Brandschäden zunächst bis November 1945 geschlossen. Als Folge der deutschen Teilung nach dem Zweiten Weltkrieg entstand in Frankfurt am Main 1946 die Deutsche Bibliothek als zweiter Standort für die Archivierung deutschsprachiger Literatur. Beide Einrichtungen in Leipzig und in Frankfurt am Main wurden mit der Wiedervereinigung des Landes 1990 wieder zu einer Institution zusammengefasst und tragen seit 2006 den Namen „Deutsche Nationalbibliothek“. 

Goethe, Bismarck und Gutenberg gaffen von historistischen Mauern


Die architektonische Gestaltung der Deutschen Nationalbibliothek entstand im Zuge der baulichen Erweiterungen und vereint verschiedene Stilepochen auf einem Areal: Vom Historismus der Gründerzeit über die Neue Sachlichkeit, den geradlinigen Bau der DDR-Moderne und den Zweckbau des Bücherturms bis hin zur Reform-Architektur der Gegenwart. Besonders charakteristisch ist das 1916 fertig gestellte Hauptgebäude im Stil der Frührenaissance. Der 120 Meter lange, konkav geschwungene Bau wirkt ebenso massiv wie elegant und besitzt neben den in die Fassade eingezogenen Rundturm-Vorsprüngen zu beiden Seiten ein reich geschmücktes Portal. Der bauplastische Schmuck hebt den kulturellen Anspruch seines Bauherrn hervor: Eine monumentale Freitreppe führt zu den drei Eingangstüren und flankierenden Fenstern hinauf, die beide mit vergoldeten, schmiedeeisernen Gittern verziert sind. Über den Türen begrüßen den Besucher die vom Dresdner Bildhauer Fritz Kretzschmar geschaffenen steinernen Gaffköpfe von Johann Wolfgang Goethe, Otto von Bismarck und Johannes Gutenberg. Diese stehen sinnbildlich für die Kunst, den Reichsgedanken und die Druckkunst. Oberhalb des Eingangsportals verteilen sich zwischen den Fenstern des 1. Stockwerks sechs allegorische Figuren, welche von Adolf Lehnert, Felix Pfeifer und Johannes Hartmann stammen. Sie stehen allegorisch für den Handel und die Wissenschaft und verkörpern Technik, Kunst, Justiz, Philosophie, Theologie und Medizin. Die Runderker tragen das sächsische und das Reichswappen. An der Fassade zu beiden Seiten der Figuren sind zwei Inschriften angebracht. Während die linke aus Friedrich Schillers Gedicht „Der Spaziergang“ stammt, handelt es sich bei der rechten um den Spruch von Minister Karl Friedrich Vitzthum von Eckstädt anlässlich der Grundsteinlegung des Bauwerks. Die reich gestaltete Fassade wird mit der vom Schlossermeister Hermann Kayser geschaffenen, schmiedeeisernen Uhr mit den goldenen Schriftzeichen vom Leipziger Buchkünstler Walter Tiemann oberhalb des Eingangsportals komplettiert.

Ein Blick hinter die Fassaden des achtgeschossigen Hauptgebäudes zeigt die reiche Innengestaltung der Bibliotheksräume. Die Wand im Eingangsbereich ist mit einem Glasmosaik von Max Seliger ausgestaltet. Das wertvollste Objekt ist das vom Jugendstilmeister Ludwig von Hofmann im großen Lesesaal geschaffene Gemälde „Der Brunnen des Lebens“. 

Der Weg zur größten Bibliothek Deutschlands


Die Deutsche Bücherei wurde zwischen 1934 und 2011 aufgrund des täglich um tausende Bücher wachsenden Bestands bereits vier Mal erweitert und um angrenzende Bauten ergänzt. Von 1934 bis 1936 wurde die Ostseite der Deutschen Bücherei erstmals in traditioneller Bauweise erweitert. Es entstanden zusätzliche Magazinflächen und der „Kleine Lesesaal“, der heutige Lesesaal für Naturwissenschaften.1959 wurde mit dem zweiten Erweiterungsbau an der Nordwestseite begonnen. Unter der Leitung von Gerhart Helmer entstand bis 1963 ein zusätzlicher Gebäudekomplex, welcher die ursprünglichen Planungen in seiner Gesamtkonzeption abrundete. 

Zwischen 1976 und 1982 entstand mit dem Bau der Büchertürme neben dem Hauptgebäude der dritte Erweiterungsbau der Deutschen Bücherei. Die vom Architekten Arnd Schultheiß konzipierten 55 Meter hohen und fensterlosen Türme mit weißgrauer Betonfassade beherbergen in fünf Magazinsegmenten, 14 Geschossen und neun Zwischengeschossen rund fünf Millionen Bände. Die Gleitschalungsbauweise orientiert sich nicht am historischen Gebäudeensemble, sondern an den Punkthochhäusern auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Aus einem europaweit ausgeschriebenen Architekturwettbewerb für einen vierten Erweiterungsbau ging im Jahr 2002 die Stuttgarter Architektin Gabriele Glöckler hervor. Dem Konzept „Umschlag. Hülle. Inhalt“ folgend entstand von 2007 bis 2011 ein Gebäude in Form eines stilisierten, liegenden Buchs aus Glas und Aluminium, welches alle Gebäudekomplexe zu einem Ensemble mit 240 Metern Fassadenlänge zusammenführt. Auf sechs über- und drei unterirdischen Stockwerken sind neben Magazinen und einem Lesesaal die Ausstellungsfläche des bereits 1884 gegründeten Deutschen Buch- und Schriftmuseums angesiedelt. Im Innenhof des Gebäudes wurde für das Deutsche Musikarchiv ein neuer Lesesaal entworfen und eingeweiht. 

Zusätzlich zur deutschsprachigen Literatur als eigentlichem Sammlungsgebiet der Bibliothek, gibt es auch eine Reihe von besonderen Sammlungen, die den Auftrag der Bibliothek ergänzen und abrunden. Dazu gehört die zwischen 1933 und 1945 aus Deutschland verbannte Exilliteratur, welche besonders intensiv gepflegt wird. In einem gesonderten Lesesaal wird Literatur zu den Themengebieten Holocaust, Shoah, Antisemitismus und Rassismus bereitgestellt.

Bildergalerie - Deutsche Nationalbibliothek in Leipzig

Historisches Bildmaterial - Deutsche Nationalbibliothek in Leipzig

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