Auf der Schreibmaschine von Karl Liebknecht können Interessierte sogar Texte schreiben. Das funktioniert über das Internet. Die Leipziger Linke, in deren Parteizentrale in der Braustraße 15 das Original aufbewahrt wird, hat die Bedienung so authentisch wie möglich gestaltet. Es handelt sich um eine „Frister & Rossmann, Modell 4“, die zwischen 1904 und 1910 in Berlin hergestellt wurde. Die Webseite enthält das Abbild der originalen Tastatur, mit der sich eigene Texte im Stile klassischer Schreibmaschinen erstellen lassen. Das historische Gerät ist eine Leihgabe des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig.
In einer Vitrine geschützt steht die Schreibmaschine des Gründers der Kommunistischen Partei Deutschlands im Liebknecht-Haus in der Südvorstadt.
Karl Liebknecht wird am 13. August 1871 in Leipzig geboren. Karl Marx und Friedrich Engels sind die Taufpaten des kleinen Karl, sind damals bei der Taufe in der Leipziger Thomaskirche allerdings nicht persönlich anwesend.
Ein Zentrum der deutschen Sozialdemokratie
Vater Wilhelm Liebknecht lebt mit seiner Familie von 1867 bis 1881 in der Erdgeschosswohnung in der Braustraße 15. Mehr als ein Jahrzehnt wird das Haus zum Aktionszentrum der deutschen Sozialdemokratie. Wilhelm Liebknecht gehört zu deren führenden Köpfen. Auch August Bebel ist hier häufig zu Gast. Nach dem Abitur an der Alten Nikolaischule 1890 studiert Karl Rechtswissenschaft und Nationalökonomie, weil die Partei dringend Anwälte braucht. Eine Gedenktafel am Geburtshaus Karl Liebknechts an der Fassade erinnert an den Besuch von Karl Marx im Jahre 1874. Das Wohnhaus wird im Zweiten Weltkrieg zerstört. Danach wird die Erdgeschosswohnung, in der Karl Liebknecht die ersten zehn Lebensjahre verbrachte, restauriert und zur Gedenkstätte umgestaltet. Bereits am 13. August 1946 weiht DDR-Präsident Wilhelm Pieck hier eine Gedenktafel für Karl Liebknecht ein.
Ob Liebknecht auf der Schreibmaschine seine berühmte Rede verfasst hat, die er am 2. Dezember 1914 im Reichstag halten wollte, ist nicht nachgewiesen. „Es ist zwar wahrscheinlich. Wir wissen aber nicht, ab wann er die Maschine benutzt hat“, so Historiker Volker Külow, der für Die Linke im Leipziger Stadtrat sitzt. Als einziger Abgeordneter stimmte Liebknecht 1914 gegen die Bewilligung von Kriegskrediten und löste damit tumultartige Auseinandersetzungen im Parlament aus.
Ein Diebstahl sorgt für Schlagzeilen
Die Schreibmaschine sorgt bundesweit für Schlagzeilen, nachdem sie im November 2001 aus dem Liebknecht-Haus gestohlen wird. „Wir waren in heller Aufregung. Zum Glück stellte sich aber heraus, dass es im Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig zuvor eine Verwechslung gab“, erinnert sich Külow. Beim Diebstahl handelte es sich gar nicht um die originale Schreibmaschine. Die historische Schreibmaschine ist inzwischen besser geschützt. Im Liebknecht-Haus wird noch ein Frack von Liebknecht aufbewahrt, den Enkelin Maja Karlena Liebknecht gestiftet hat. Eine originale Nickelbrille ist im Stadtgeschichtlichen Museum zu finden.
Begegnungsstätte steht allen offen
Die Linken haben das Gebäude von der Stadt Leipzig 1997 in Erbbaupacht übernommen und mittels Spenden saniert und ausgebaut. Es beherbergt heute die Geschäftsstelle des Leipziger Stadtverbandes Die Linke, Abgeordnetenbüros, die Geschäftsstelle des Connewitzer Fußballvereins Roter Stern sowie den Rosa-Luxemburg-Raum auf dem ausgebauten Dachboden. Dort gibt es auch eine Bibliothek sowie Nachbildungen des Herbariums von Rosa Luxemburg. „Wir wollten sie an die Seite von Karl Liebknecht stellen, obwohl sie mit dem Haus nichts zu tun hat“, erklärt Külow. Als Begegnungsstätte ist das Liebknecht-Haus für alle Interessierten offen. Bei schönem Wetter steht auch der Garten zur Verfügung.
Stand: 11.03.2024