Ob Hobby-Fotograf, Geschichtenliebhaber oder Wissbegieriger – im Deutschen Fotomuseum kommen alle ins Staunen. Im agra-Park in Markkleeberg gelegen, kann hier die faszinierende Entwicklung der Fotografie ab 1839 entdeckt werden.
Von den Anfängen in Mölkau
Seine Ursprünge findet das heutige Deutsche Fotomuseum im Leipziger Stadtteil Mölkau. Hier erwarb der Gründer Peter Langner 1983 ein Grundstück, auf dem er mit seiner Frau am 19. August 1989 schließlich das sogenannte Fotokabinett eröffnete. Der Name war den DDR-Bedingungen geschuldet, die es ihnen verbat, ihre private Ausstellung „Museum“ zu nennen. Das Kabinett konnte die Wende überstehen, musste jedoch 1992 aufgrund von Krankheit schließen. Nur zwei Jahre später, nach dem Tod des Museumsgründers, eröffnete Kerstin Langner 1994 gemeinsam mit dem Kurator Andreas J. Mueller das Kamera- und Fotomuseum Mölkau. Ein neues Konzept verband Technik mit Historie und Kunst. Doch die beeindruckende historische Sammlung sprengt den Platz des Fachwerkhauses in Mölkau und es musste etwas Neues gefunden werden. Fündig wurde man schließlich in Markkleeberg.
Ein Bauwerk mit Geschichte
Doch nicht nur das Museum hat Geschichte, auch das Gebäude, das es heute sein Zuhause nennt. Es wurde Ende der 1990er Jahre im alten Herfurthschen Landschaftspark in Markkleeberg erbaut, wo sich heute der agra-Park befindet. Das Museumsgebäude zeichnet sich durch eine Fensterfront zum Park und eine riesige Rotunde aus, wodurch es an das New Yorker Guggenheim-Museum erinnert. Der Grund des Baus war eine Sammlung von Landwirtschaftsmaschinen, die hier als ein zweiter Teil des Deutschen Landwirtschaftsmuseums Stuttgart-Hohenheim gezeigt wurde. 2001 wurde die Sammlung jedoch geschlossen und sollte 2003 mit einem neuen Konzept wieder eröffnen. Doch durch Kürzungen der Gelder wurde das Vorhaben schließlich gestoppt.
Danach wurde es das Zuhause von Repliken der chinesischen Terrakotta-Krieger. Die Galeristen Hannelore und Roland Freyer eröffneten hier die Dauerausstellung „Center of Chinese Arts and Culture“ zu chinesischer Kulturgeschichte. Bis zum November 2005 verweilten die wertvollen Figuren hier, danach ging es für sie weiter auf Tournee durch Europa. Das hieß für das Gebäude allerdings auch Leerstand für einige Jahre. Doch 2013 schließlich zog das jetzige Museum ein. Die Eröffnung des Deutschen Fotomuseums fand am 27. August 2013 statt, bevor im November 2014 auch die neuen Räume für die Sonderausstellungen eröffnete.
Ein Rundgang durch das Museum
Betritt man das Foyer des Museums, steht man auch schon mittendrin in der Welt der Fotografie – alte Fotoalben hinter dem Ticketschalter, Vitrinen mit Technik und Diaprojektoren und alte Kameras. Geht man nach links weg, erschließt sich der Raum für Kabinettausstellungen. Rechter Hand befindet sich ein Café mit integriertem Shop für Fotobücher und -postkarten. Dahinter schließt sich der Raum für die jeweilige Sonderausstellung an.
Zurück im Foyer befindet sich die Dauerausstellung mit dem Namen „Fotofaszination“ in der nicht übersehbaren Rotunde. Dabei kommt man an einer Reprokamera aus dem Jahr 1895 vorbei. Daran schließt sich eine schiefe Ebene an, die sich spiralförmig nach oben windet und die Ausstellung über technische, kulturhistorische und künstlerische Entwicklung der Fotografie ab 1839 beherbergt.
Der Rundgang nach oben beginnt mit dem ersten Teil, in dem sich alles um das 19. Jahrhundert dreht. Hier werden frühe Portraits, alte Stadtansichten von Leipzig, Reisefotografien und Kunstfotografie gezeigt. Gelangt man in den 1. Stock, findet man sich in einer Ateliersituation um 1900 wieder. Neben Kameras und Portraits gibt es alte Dunkelkammerrequisiten und Kopierautomaten.
Weiter die Wendelstiege nach oben befindet sich der 2. Teil der Ausstellung, das 20. Jahrhundert. Neben Portraits folgen hier auch Bilder der Naziherrschaft, das kriegszerstörte Leipzig und Fotografien aus der DDR. Im 2. Stock befindet sich eine Hommage an den Gründer Peter Langner, aber auch Aktfotografien sowie Kameras und Fotozubehör.
Insgesamt umfasst die Sammlung ca. 5.000 Kameras und 70.000 Bilder. Die Schwerpunkte reichen von Fotografien aus dem 19. Jahrhundert, über Klassiker der Fotografiegeschichte und Fotografien aus der DDR, bis hin zu erotischer Fotografie und zeitgenössischer internationaler Fotokunst.
Mit seiner Kombination aus Technik und Kunst ist das Deutsche Fotomuseum das einzige seiner Art in Deutschland und darf sich demnach zu recht so nennen. Auch der Standort tut sein Übriges dazu, ist doch die Region rund um Leipzig ein historisches Zentrum der Kameraindustrie und Fotoverlage. Betreiber des Museums ist bereits seit 1994 der Kamera- und Fotomuseum Leipzig e.V., die Betreuung und Pflege übernehmen nach wie vor die Kuratorin Kerstin Langner und der Direktor Andreas J. Mueller.
Langner – Fotograf, Sammler, Museumsgründer
Peter Langner studierte von 1968 bis 1973 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst. Er war Diplomfotograf und Sammler und organisierte in den 1980er Jahren große Ausstellungen zur Geschichte der Fotografie in Leipzig, Berlin und Paris. Nebenher sammelte er über 20 Jahre historische Kameras und Zubehör. Mit der Eröffnung seines Kabinetts konnte er diese endlich der Öffentlichkeit zeigen. Jedoch erkrankte er 1992 schwer und starb schließlich 1994.
Stand: 18.01.2025