Unzeitgemäße Zeitgenossen – Bronzeplastik

Grimmaische Straße / östlicher Eingang | Ortsteil: Zentrum

Bei den „Unzeitgemäßen Zeitgenossen“ handelt es sich um eine von Bernd Göbel zwischen 1986 und 1989 geschaffene Bronzeplastik in der Grimmaischen Straße am Augustusplatz. Sie wurde am 14. November 1990 als Geschenk an die Stadt Leipzig der Öffentlichkeit vorgestellt. Platziert auf einem Balken, der optisch an einen Galgen erinnert, befinden sich fünf nackte Figuren. Jede verfügt über ein goldenes Detail als charakteristisches Erfolgsattribut. Das Denkmal verkörpert Kritik an den überholten Denk- und Verhaltensweisen seiner Entstehungszeit und fungiert zugleich als Gegendenkmal mit fünf Antihelden.

Göbels personifizierter Ärger oder: zeitlos zeitgemäße Zeitgenossen?


Vom Augustusplatz kommend markiert den östlichen Eingang der Grimmaischen Straße ein prominent platziertes Denkmal mit fünf unbekleideten Menschen auf einem Balken. Wer die Bronzeplastik interpretieren möchte, der sollte einen Schritt näher herantreten und sich etwas Zeit nehmen, denn die Entstehung dieser fünf Figuren ist ebenso spannend wie nicht mit bloßer Betrachtung zu erklären.

Das von Bernd Göbel zwischen 1986 und 1989 mit dem Titel „Unzeitgemäße Zeitgenossen“ geschaffene Denkmal bildet einen Stadtgestaltiker, eine Pädagogikerin, einen Diagnostiker, einen Kunsttheoretiker und eine Rationalisatikerin ab. Ausschlaggebend für die Ideenschöpfung war Göbels Ärgernis über fünf verschiedene Charaktere, die ihm im Laufe seines Lebens begegneten. Dass ein solcher Unmut ein energischer und zugleich ausdrucksstarker Auftraggeber sein kann, zeigt sich in der Entstehungsgeschichte der „Unzeitgemäßen Zeitgenossen“. 

Angefangen bei einer Pädagogin, die einen Schüler, Göbels Sohn, auf dem Kieker hatte, kurz: die Pädagogikerin. Göbels Ärgernis über den Umgang nahm alsbald im Jahr 1978 in seinem Atelier Gestalt in Form einer aus Gips geformten Pädagogikerin an, deren äußere Haltung ihre innere offenbarte. Einige Zeit später verschlug es Göbel wegen Unwohlsein zum Arzt, einem Diagnostiker, der lieber sich selbst zuhörte, anstatt auf den Herzschlag seines Patienten zu hören. Zu Göbels Verärgerung gesellt sich auch der Kunsttheoretiker, von Vorurteilen, mangelnder Selbstreflexion und einer opportunen Meinung geprägt, ebenso wie die Rationalisatikerin, die den Bürgern Amtsweisheit lehren will. Der letzte im Bunde ist der Stadtgestaltiker, welcher ohne Rücksicht auf die Historie Kirchen, Schlösser und Bürgerhäuser sprengt.

Alsbald versammelten sich die fünf Charaktere, die Bernd Göbel im Laufe der Zeit verärgert hatten, in seinem Atelier im halleschen Lettin. Der Bildhauer fasste den Entschluss, seinen gebündelten und personifizierten Unmut als „Unzeitgemäße Zeitgenossen“, auch „Beginn einer Reihe“, der Öffentlichkeit zu präsentieren. Das Denkmal wurde, wie von Göbel beabsichtigt, mittig am Eingang der Grimmaischen Straße vom Augustusplatz kommend platziert. Durch den prominenten Platz sollte das Kunstwerk einen Denkanstoß im belebten Stadtzentrum geben. Verstärkt wurde dies durch die Höhe des Balkens, dessen Oberkante sich auf nur 1,90 Metern Höhe befindet. Insofern können Passanten nicht problemlos darunter hindurch laufen – ein zwingender und zugleich unaufdringlicher Realismus.

Im Dezember 1988 wurden verschiedene Zitate, welche als Interpretationshilfen am Denkmal platziert werden sollten, dem Kulturverantwortlichen im Rat des Bezirks vorgelegt. Dazu zählten neben siebzehn aus Bernd Göbels Notizen stammenden auch elf weitere vom Kabarettisten Bernd-Lutz Lange. Wiederum sechs Sätze wurden wenig später nachgereicht. Die Entscheidung fiel schließlich im März 1989 auf dreizehn ausgewählte Zitate. Zu Beginn des Jahres 1990 erhielt die Leipziger Bronzebildgießerei T. Noack den Auftrag zur Umsetzung des Bronzegusses. Während der Besichtigung des fertig gestellten Werkes am 13. September 1990 wurde die letztliche Entscheidung für eine tatsächliche Aufstellung des Denkmals gefällt. Im Zusammenhang mit den veränderten gesellschaftlichen Verhältnissen nach dem Ende der DDR war zuletzt nicht sicher gewesen, ob die gesellschaftskritische und künstlerische Wirkung erhalten geblieben war. 

Bernd Göbels Bronzeplastik wurde schließlich als Geschenk an die Stadt Leipzig am 14. November 1990 der Öffentlichkeit vorgestellt. In der dazugehörenden Pressemitteilung hieß es: „Die Anwesenden würdigten das Kunstwerk als ein zeitgemäßes Denkmal voll bitterer Ironie und humanistischem Aufbegehren gegen Dogmatismus. Engstirnigkeit und menschenverachtende Selbstüberhebung, welches ein Jahr nach Beginn der Friedlichen Revolution sowohl jüngste und noch nicht bewältigte Geschichte reflektiert als auch ein Thema von bleibender Aktualität aufgreift.“

Denkanstoß inmitten der Fußgängerzone


Bei den „Unzeitgemäßen Zeitgenossen“ handelt es sich nicht um ein Monument des gesellschaftlichen Fortschritts mit Helden des sozialistischen Alltags, sondern, im Gegenteil, um ein Gegendenkmal mit fünf Antihelden, was die Stimmung zur Entstehungszeit widerspiegelte und zugleich Kritik übte. Platziert auf einem Balken, welcher optisch an einen Galgen erinnert, balancieren die fünf unbekleideten Personen unterschiedliche geometrische Körper und blicken in verschiedene Richtungen. Weiterhin besitzt jede Figur ein goldenes Detail als charakteristisches Erfolgsattribut. Der Stadtgestaltiker trägt einen Lorbeerkranz, der Diagnostiker ein Hörrohr, die Pädagogikerin einen Hammer und die Rationalisatikerin eine Säge, während den Diagnostiker goldene Ohren und Nase kennzeichnen. Mit der Hand am Zünder für den Sprengsatz und den Kopf in Richtung der ehemaligen Universitätskirche St. Pauli geneigt, führt er blind sein Zerstörungswerk aus. Diese Darstellung Göbels spielt auf ebenjene Sprengmeister an, welche die Kirche am 30. Mai 1968 grundlos in die Luft jagten. Die fünf Figuren sind sich der sich allmählich entwickelnden Veränderung ihrer Situation nicht bewusst und stecken von Reflexion in ihren überholten Denk- und Verhaltensweisen fest.

Auf dem senkrechten Balken gravierte Göbel Zitate von Johann Wolfgang Goethe und Bertolt Brecht ein, während auf dem Querbalken der deutsche Dramatiker Rolf Hochhuth zitiert wird: „Selbstverständlich darf man einem Prinzip das Leben opfern – doch nur das eigene“. Der Standpfeiler des Balkens ist umschlungen von mystischen Kreaturen mit Brettern und Seilen. Dies kann als Versuch interpretiert werden, die sich anbahnende Katastrophe in Form eines Zusammenbruchs zu verhindern.

Bernd Göbel war bis 2008 Professor der Bildhauerei an der Hochschule Burg Giebichenstein in Halle. Bis heute verfehlen seine „Unzeitgemäßen Zeitgenossen“ ihre Wirkung nicht. Viele Passanten bleiben in der der belebten Einkaufsmeile überrascht stehen und verweilen oder posieren vor dem skurrilen Denkmal. Es ist eine der meistfotografierten Attraktionen der Stadt Leipzig.

Stand: 26.01.2024

Bildergalerie - Unzeitgemäße Zeitgenossen – Bronzeplastik

Napoleonstein

Friedhofsweg 1 / An der Tabaksmühle | Ortsteil: Stötteritz

In den Parkanlagen rechts vor dem Eingang zum Areal des Völkerschlachtdenkmals befindet sich der Napoleonstein aus dem Jahr 1857. Der „Verein zur Feier des 19. Oktober“ ließ das Denkmal dort errichten, wo Napoleon am 18. Oktober 1813 seinen Befehlsstand einrichtete und die Völkerschlacht bei Leipzig leitete.

Auf den Spuren Napoleons


Der französische Herrscher Napoleon I. war bis zum Jahr 1812 so erfolgreich wie kein anderer Feldherr seit
Alexander dem Großen. Er ging in zahlreichen Kriegen als Sieger hervor, setzte Bekannte und Verwandte als Könige ein und sicherte sich mit Bündnissen ab. Doch immer mehr regte sich Widerstand gegen die französische Vorherrschaft, so dass Napoleon in den Befreiungskriegen zwischen 1813 und 1815 schließlich auf französisches Gebiet zurückgedrängt wurde.

Die größte und wichtigste Schlacht dieser Befreiungskriege fand vom 16. bis zum 19. Oktober 1813 rund um Leipzig statt. In dieser Völkerschlacht schlossen sich Preußen, Österreich, Russland und Schweden zusammen und errangen dabei den entscheidenden Sieg über Napoleon. Mit einer Mehrheit von 295.000 Soldaten und 1.360 Geschützen standen sie den 160.000 französischen Kämpfern mit lediglich 630 Geschützen gegenüber. Nach erbitterten Kämpfen erteilte Napoleon schließlich den Befehl zum Rückzug. Zwar konnte er mit einem Teil seiner Armee in den Morgenstunden des 19. Oktobers nach Westen in Richtung Lindenau entkommen, dennoch boten die Alliierten mit diesem Sieg dem Eroberungszug Napoleons durch Europa Einhalt.

Napoleon und die Tabaksmühle


Doch wo hielt sich Napoleon eigentlich während der Schlacht auf? Um einen möglichst guten Blick auf die Schlachtfelder zu haben, suchte er sich die
Marienhöhe aus. Sie lag zwischen den damaligen Dörfern Stötteritz, Probstheida und Connewitz, südöstlich von Leipzig. Hier stand zu diesem Zeitpunkt die Quandtsche Tabaksmühle, die 1743 vom Leipziger Kaufmann Johann Gottfried Quandt errichtet wurde. Die holländische Mühle diente der Verarbeitung von Tabak, der in Stötteritz angebaut wurde. Mit einem hölzernen Tisch, Karten, einem Schemel und großem Wachfeuer bezog Napoleon neben dieser Mühle seinen Posten. Die Mühle sollte jedoch nicht mehr lange dort stehen, da sie bei der Erstürmung Leipzigs zerstört wurde. Von wem, ist bis heute unklar. Die Mühle wurde nie wieder aufgebaut, jedoch erinnert der Name der Straße „An der Tabaksmühle“ noch heute an sie.

Ein kleiner Stein für einen kleinen Mann


Bereits 1832 wurde genau an dieser Stelle in Gedenken an die Völkerschlacht bei Leipzig ein simpler Gedenkstein errichtet. Dieser wurde später im Grunde des heutigen Napoleonsteins verankert. Auf Initiative des „Vereins zur Feier des 19. Oktobers“ hin wurde das neue Denkmal am 25. Oktober 1857 errichtet und vom Probstheidaer Pastor Blüher eingeweiht. Das Denkmal besteht aus einem gusseisernen, rötlichen Granitblock mit einem Sockel und einer Deckplatte. Darauf liegt ein Kissen mit Nachbildungen des Zweispitzes sowie des Fernrohrs Napoleons. Leidglich der Degen ist heute nicht mehr in Gänze ersichtlich.

Dass der Stein jenen Ort markiert, von dem aus Napoleon 1813 die Schlacht um Leipzig leitete, darauf verweist die Inschrift auf der Ostseite: „Hier weilte Napoleon am 18. Oktober 1813, die Kämpfe der Völkerschlacht beobachtend.“ 

Die Inschrift der Westseite lautete zunächst „Der Herr ist der rechte Kriegsmann. Herr ist sein Name. 2. Mose 15, 3“. Dieser Bibelauszug wurde jedoch später herausgeschlagen und durch Hinweise auf den Standort der Tabaksmühle ersetzt. So steht hier heute geschrieben: „Standort der ehemaligen Quandtschen Tabaksmühle, Befehlsstand Napoleons“.

Der Wächter und seine Gebeine


Zur Zeit der Erbauung des Napoleonsteins gab es den
Südfriedhof und auch den Stadtteil Marienbrunn noch nicht. Somit lag der Standpunkt sehr weit außerhalb der Stadt, weshalb 1869 ein Wächterhäuschen daneben gestellt wurde. Hier lebte in den 1870er Jahren der Alte Peters, ein Invalide aus dem Krieg 1870/71. Offiziell war er als Denkmalswächter angestellt. Gegen einen Obolus erzählte er Interessierten aber auch Geschichten über die Schlacht. In seinem kleinen Haus befand sich ein Kabinett aus Gebeinen, die Bauern über die Jahre fanden. 1886 wurde schließlich der Südfriedhof errichtet. Damit entfiel die Notwendigkeit eines Wächters. Zur Sicherung umschließt heute ein Gitterzaun mit zwölf Säulen das Denkmal.

Im Schatten des großen Nachbarn


Heute ist der Napoleonstein nicht mehr die erste Anlaufstelle für Besucher. Vielmehr zieht es Interessierte zum Völkerschlachtdenkmal in unmittelbarer Nähe. Das von den Leipzigern liebevoll „Völki“ genannte Denkmal wurde genau 100 Jahre nach der Schlacht, am 18. Oktober 1913, eingeweiht. Der Berliner Architekt
Bruno Schmitz arbeitete dabei gemeinsam mit den Bildhauern Christian Behrens und Franz Metzner. Heute ist das Völkerschlachtdenkmal Aussichtsplattform und Museum zugleich. Es gehört gemeinsam mit dem am Fuße des Denkmals befindlichen Museum Forum 1813 zum Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig.

Stand: 10.01.2024

Bildergalerie - Napoleonstein

Historisches Bildmaterial - Napoleonstein

Leuchtreklame “Mein Leipzig lob’ ich mir”

Brühl / Am Hallischen Tor | Ortsteil: Zentrum

Bei der denkmalgeschützten Leuchtreklame „Mein Leipzig lob‘ ich mir“ auf dem Dach des Einkaufszentrums Höfe am Brühl handelt es sich um ein Wahrzeichen der Messestadt. Es wurde 1967 von Gerd Dachse in Zusammenarbeit mit der PGH Elektro Thalheim nach einem Entwurf der Gebrauchsgrafiker Theo Hesselbarth und Jürgen Mau geschaffen. Die 100 Meter breite und bis zu fünf Meter lange Anlage besteht aus einer viersprachigen Grußbotschaft „Willkommen in Leipzig“ und dem Goethe-Zitat „Mein Leipzig lob‘ ich mir“. Aufgrund des Gebäudeabrisses am Brühl wurde die Reklame 2007 demontiert, eingelagert und am 26. Juli 2018 wieder nach historischem Vorbild montiert.

Als leuchtende Neonschriftzüge die Messestadt erhellten…


Das leuchtende
Doppel-M auf dem Dach des Wintergartenhochhauses, die Löffelfamilie neben der Feinkost auf der Karl-Liebknecht-Straße, die Kult-Leuchtwerbung Milchbar Pinguin oder „Mein Leipzig lob‘ ich mir“ am Brühl: Dabei handelt es sich nur um drei von einst unzähligen Neonwerbeanlagen, welche Leipzig den Ruf der „Hauptstadt der Leuchtreklamen“ verschafften. Zu DDR-Zeiten tauchten vermutlich ca. hundert leuchtende Neonreklamen die Messestadt in bunte Farben. Im Areal rund um den Promenadenring wurden seit den 1950er Jahren Dutzende Leuchtanlagen, nicht zuletzt auf Geheiß von SED-Chef Walter Ulbricht, geschaffen, dem es bei einem Besuch in seiner Heimatstadt zu dunkel und trist gewesen sein soll. In der Folge wurde das nächtliche Stadtbild durch die Leuchtinstallationen aufgewertet und Leipzig somit zur inoffiziellen Hauptstadt der Neonreklamen. Der Höhepunkt dürfte um 1980 erreicht worden sein, als die Straßenbeleuchtung schwach war und die Reklamen von den Dächern und Fassaden umso heller strahlten. Die Leuchtreklamen warben in der Innenstadt und an größeren Ausfallstraßen etwa für prickelnd frisches Mineralwasser, Zellwolle, doppelt konzentrierte Suppen oder die Leipziger Messe. Seit 1990 verschwand eine Vielzahl der Leuchtreklamen, die nicht unter Denkmalschutz standen, aus dem Stadtbild. Wo Häuser neu gebaut oder saniert wurden, wanderten die oftmals vollkommen verrosteten Neon-Blech-Installationen in die Schrottpresse. Um 2000 wurde das Thema von der Denkmalpflege wieder aufgegriffen und die bedeutendsten Anlagen als origineller Bestandteil des Stadtbildes erhalten. Mittlerweile stehen etwa zwanzig Neon-Schriftzüge in Leipzig unter Denkmalschutz. Oftmals ist es privaten Initiativen oder Immobilieninvestoren zu verdanken, dass die Anlagen wieder leuchten. Federführend bei der Sanierung zahlreicher Reklamen war die Leipziger Firma NEL, deren Vorgängerfirma zu DDR-Zeiten zahlreiche Anlagen gebaut hatte.

Ein Stückchen Stadtgeschichte an den Brühl-Arkaden


Seit 1967 wurden Gäste, die aus dem
Hauptbahnhof traten und in Richtung Innenstadt schauten, mit einer viersprachigen Grußbotschaft „Willkommen in Leipzig“ und dem Goethe-Spruch „Mein Leipzig lob‘ ich mir“ empfangen. Der Satz entstammt Johann Wolfgang Goethes Tragödie „Faust“, in welcher der vorlaute Student Frosch in Auerbachs Keller ruft „Mein Leipzig lob‘ ich mir!? Es ist ein Klein-Paris und bildet seine Leute.“ Dieser Spruch wurde seit dem 19. Jahrhunderts zum geflügelten Wort. Geburtsort dieser und weiterer Leipziger Leuchtreklamen, war das Atelier der Gebrauchsgrafiker Theo Hesselbarth und Jürgen Mau am Lindenauer Markt und später in der Menckestraße direkt neben der Gosenschenke „Ohne Bedenken“. Die von ihnen 1967 gegründete Künstlergruppe „Unda“, lateinisch für „Welle“ oder „Strömung“, war eine der aktivsten Nährböden für die Gestaltung von Neonwerbeanlagen in Leipzig. Mau und Hesselbarth erhielten den Auftrag, für den 1967 am Brühl errichteten Plattenbau eine leuchtende Grußbotschaft für Leipziger Gäste zu entwerfen. Bei dem Goethe-Zitat äußerte die SED zunächst ihre Bedenken, ob ein Vergleich der Messemetropole mit der zu Goethes Zeiten verkommenen französischen Hauptstadt angemessen wäre. Die Debatte dauerte beinahe ein Jahr an, bevor die lokale Parteispitze das Vorhaben schließlich genehmigte. Unda schuf nicht nur den Entwurf für die Leuchtreklame „Mein Leipzig lob‘ ich mir“, sondern auch Entwürfe für viele weitere leuchtende Kunstwerke, welche über Jahrzehnte – und zum Teil noch heute – das Stadtbild prägen. Die Umsetzung des Entwurfes hatte Gerd Dachsel inne, der die Leuchtwerbung mit der damaligen PGH Elektro Thalheim bei Chemnitz herstellte.

Zwischen Einlagerung und Neumontage: Leipzigs Wahrzeichen begrüßt wieder seine Gäste


Bei dem Neonschriftzug handelte es sich um ein Wahrzeichen der Messestadt und zugleich um einen bedeutenden Teil der Stadtgeschichte. Der Dichterspruch prangte in meterhohen Lettern über dem Wohnblock am Innenstadtring. Als die Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft (LWB) im Jahr 2007 ihre Plattenbauten am Brühl abreißen ließ, wurde die denkmalgeschützte Leuchtreklame demontiert und in einer Halle im Landkreis Leipzig eingelagert. Anstelle des früheren Wohnblockes eröffnete am 25. September 2012 das Einkaufszentrum Höfe am Brühl. Nach aufwändiger Sanierung der denkmalgeschützten Leuchtreklame in Höhe von rund 400.000 Euro durch den Essener Brühl-Investor MFI sollte die knapp 100 Meter breite und bis zu fünf Meter hohe Anlage wieder am Dach des Einkaufszentrums montiert werden. Die Sanierungsarbeiten nach historischem Vorbild von 1967 wurden von der Firma Caralux bei Rackwitz in Zusammenarbeit mit dem Amt für Denkmalschutz ausgeführt. 

Aufgrund eines andauernden Rechtsstreits mit dem benachbarten Leipzig Marriott Hotel ab 2012 verzögerte sich die Montage um mehrere Jahre. Hintergrund war eine Debatte um die Ausrichtung der historischen Leuchtstreifen vis-à-vis dem Hotel und die damit verbundene Befürchtung, dass sich Gäste von der Helligkeit der Reklame bei Nacht gestört fühlen könnten. Schließlich einigte man sich auf eine Installation des Goethe-Zitates in Richtung Innenstadt bzw. Museum der bildenden Künste, wie zuvor bereits 1967. Die Willkommensgrüße in Deutsch, Englisch, Französisch und Russisch wurden in Richtung Hallisches Tor angebracht, an der Ecke zum Innenstadtring wurden das Leipziger Stadtwappen sowie der Schriftzug „Willkommen in Leipzig“ montiert, der – wie bereits vor 1990 – ankommende Besucher in Leipzig begrüßen soll. 

Seit dem 26. Juli 2018 prangt die Leuchtreklame nach historischem Vorbild am Dach der Höhe am Brühl. 2.200 Meter neueste LED-Neonflex-Schläuche wurden in die knapp 100 Meter lange, fünf Meter hohe und 30 Tonnen schwere Reklame verbaut und lassen den Schriftzug täglich strahlen. 

Stand: 10.01.2024

Bildergalerie - Leuchtreklame “Mein Leipzig lob’ ich mir”

Historisches Bildmaterial - Leuchtreklame “Mein Leipzig lob’ ich mir”

Kaiser-Maximilian-Denkmal

Universitätsstraße / Städtisches Kaufhaus | Ortsteil: Zentrum

Kaiser Maximilian I. ist es zu verdanken, dass Leipzig einst das Große Messeprivileg erhielt. Ihm zu Ehren wurde 400 Jahre später, am 31. August 1897, das Kaiser-Maximilian–Denkmal in der Universitätsstraße enthüllt.

Das Messeprivileg für die Messestadt


Bis ins 15. Jahrhundert hinein war Leipzig keineswegs die einzige Stadt, die Messen abhielt. Vielmehr gab es ein gleichrangiges, mehr oder minder abgestimmtes Verhältnis der mitteldeutschen Messen untereinander. Leipzig hatte somit zunächst kein höheres Messeansehen als Erfurt, Halle oder Naumburg. Mit der Gründung der
Universität Leipzig im Jahr 1409 und der Ablösung Freibergs als Finanzzentrum stieg die Bedeutung Leipzigs gegenüber den anderen Städten. Im Sommer 1458 beschloss man wohl im Rathaus, die Gleichrangigkeit mit den anderen Messen aufzubrechen. Zum Streitthema wurde die Neujahrsmesse von Halle, die es zu konkurrieren galt. Somit kam für Leipzig zu den bekannten Frühjahrs- und Herbstmessen eine dritte Messe hinzu, die Neujahrsmesse. Nach ewigem Hin und Her sowie langem Schriftverkehr wurden im Jahr 1497 alle drei Leipziger Messen zu Reichsmessen ernannt. Auf dem Reichstag zu Worms am 20. Juli 1497 verlieh Kaiser Maximilian I. Leipzig damit das bis dahin größte Messeprivileg. Darin stand unter anderem geschrieben, dass in den benachbarten Territorien keine neuen Messen mehr errichtet werden dürfen. Dies galt auch für den halleschen Neujahrsmarkt. Nur ein paar Jahre später, 1507, sprach der Kaiser ein zweites Privileg aus. Dies besagte, dass der absolute Vorrang Leipzigs nun in allen Bezirken im Umkreis von ca. 120 Kilometer galt. Das sogenannte Stapelrecht verpflichtete die Händler dazu, ihre Ware zuerst in Leipzig anzubieten. So wurden Konkurrenten wie Magdeburg und Erfurt ausgeschaltet. 

Dieser Monopolstellung verdankte Leipzig einen wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Aufschwung. Auch stärkte das die Stadt als wissenschaftlichen Standort.

Der Papst Leo X. bestätigte schließlich 1514 das Reichsmesseprivileg.

Das Städtische Kaufhaus als erstes Haus der Mustermesse


Einige hundert Jahre dauerte dieser Aufschwung an. Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelten sich jedoch die Warenmessen mehr und mehr zu Mustermessen. Die Leipziger erkannten früh den Trend und die Geburtsstunde des
Städtischen Kaufhauses war gekommen. Der neue Messepalast wurde zwischen 1893 und 1901 auf dem Areal zwischen Neumarkt, Kupfergasse, Universitätsstraße und Gewandgässchen in drei Abschnitten gebaut. Bauherr war die Stadt Leipzig. Der erste Bauabschnitt widmete sich der barocken Stadtbibliothek am Gewandgässchen. Die Inbetriebnahme dieser Messeräume begann zur Michaelismesse 1894 und diente als Pilotprojekt der neuen Messeform – der Mustermesse. Die erste offizielle Mustermesse fand dann im März 1895 statt. Das positive Ergebnis führte schließlich zu einem weiteren Umbau. So begann der Abbruch des Zeughausflügels des Gewandhauses und der Umbau wurde schließlich durch den dritten Bauabschnitt am Neumarkt 1901 fertiggestellt. Damit vollzog sich der Schritt von der traditionellen Warenmesse zur zukunftsträchtigen Mustermesse, deren erstes zuhause in Leipzig das Städtische Kaufhaus war. Das neue Messehaus folgte dem Prinzip des Zwangsrundgangs. Die Messebesucher mussten dem Rundgang folgen und waren so gezwungen, an allen Händlern vorbeizugehen. 

Die Gestaltung der Fassade geschah in Anlehnung an die Barockfassade der Stadtbibliothek. Neobarocke Formen waren im Wechsel von Putzflächen und hellen Sandsteinelementen zu sehen. Die Entwürfe kamen dabei von den Architekten des Leipziger Hochbauamts Rayher, Korber und Möller.

Des Kaisers neues Denkmal


Das wohl wichtigste Detail der Fassade findet sich in der Universitätsstraße, an der Ostseite des Städtischen Kaufhauses. Mittig der Vorderseite eines hervorspringenden Gebäudeteils ist ein dreigeschossiges Denkmalensemble zu sehen. Über der Toreinfahrt ist zwischen den beiden Fenstern des ersten Geschosses eine gekuppelte Rundnische eingelassen. Hier steht das übermenschlich große Standbild des Kaisers Maximilian I. Auf der Höhe des zweiten Obergeschosses ist eine schlichte Stuckkartusche zu sehen, die die Inschrift „Erbaut 1895 und 1896 unter König Albert 400 Jahre nach der Bestätigung der Leipziger Messen durch Kaiser Max“ trägt. In der dritten Etage, unter dem Traufgesims, befindet sich eine hochovale Wandnische mit einer betongegossenen Konsolbüste des Merkur, dem Gott des Handels. Der Gebäudeteil schließt nach oben mit einem geschweiften Segmentbogengiebel ab. 

Das Hauptstück und Blickfang dieses Arrangements ist die am 31. August 1897 enthüllte Kaiserstatue aus Bronze. Dass der Leipziger Bildhauer Carl Seffner Bronze für seinen Entwurf verwendete, war zu der Zeit von Stein- und Stuckfiguren eher ungewöhnlich. Gefertigt wurde die Statue von der Dresdner Glocken- und Kunstgießerei Albert Bierling. 

Kaiser Maximilian wurde entsprechend der Mode der Zeit in eleganter Renaissancerüstung abgebildet. Er trägt einen charakteristisch kurzen Waffenrock und dazu ein schräg sitzendes Barett. Seine Brust ziert eine Kette mit dem Zeichen des Ordens vom Goldenen Vlies, dessen Souverän er war. In seiner Rechten trägt er ein zusammengerolltes, gesiegeltes Dokument, vermutlich das Messeprivileg. Seine linke Hand ruht auf dem Schwert. Mit einem leicht überheblichen Blick und hängenden Mundwinkeln blickt er auf das Treiben unter ihm. Ihm zu Füßen ist die Inschrift „Kaiser Maximilian I. / Carl Seffner 1897“ zu lesen. Diese wurde nachträglich im Jahr 1997 angebracht. Im Jahr 1989, nachdem die Statue alle Bombenangriffe und jegliche Gefahren überlebte, wurde sie zu Restaurierungszwecken abgenommen und kehrte 1995 nach einem kurzen Zwischenstopp in Wien wieder an ihren Platz zurück.

Der letzte Ritter


Kaiser Maximilian I. stammte aus dem Hause Habsburg und wurde am 22. März 1459 in der Wiener Neustadt geboren. Als einziger Erbe von Kaiser Friedrich III. heiratete er 1477 Maria von Burgund. Im Jahre 1486 wird er zunächst römisch-deutscher König, bevor er 1493 die Regentschaft seines Vaters übernahm. 1508 wurde er schließlich zum römisch-deutschen Kaiser ausgerufen.
Durch seine Vorliebe für Turniere trug er den Beinamen „der letzte Ritter“. Während er Innsbruck zu seinem bevorzugten Aufenthalt erklärte, hatte er Leipzig vermutlich nie gesehen. Kaiser Maximilian I. verstarb am 12. Januar 1519 in Wels auf einer Durchreise von Innsbruck nach Linz. 

Stand: 10.01.2024

Bildergalerie - Kaiser-Maximilian-Denkmal

Historisches Bildmaterial - Kaiser-Maximilian-Denkmal

Faust-Skulpturen in der Mädler-Passage

Grimmaische Straße 2-4 | Ortsteil: Zentrum

Sobald der Haupteingang der Mädler-Passage von der Grimmaischen Straße kommend passiert ist, fällt der Blick direkt auf die überlebensgroßen Gestalten am Treppenabgang zum Auerbachs Keller. Seit 1913 stehen hier die Faust-Skulpturen – ausdrucksvolle Statuen deutscher Literaturgeschichte.

Auf einen Tanz mit dem Teufel


Die Figurengruppen mit den 2 Meter hohen Bronzefiguren zieren den Eingang zum Restaurant Auerbachs Keller. Einst wurden sie vom Leipziger Bildhauer und Jugendstilkünstler
Mathieu Molitor entworfen. Er gewann den Wettbewerb, der vom Bauherrn der Mädler-Passage, dem Kofferfabrikanten Anton Mädler, initiiert wurde. Gegossen wurden die Figuren schließlich von der Gladenbeck AG Berlin-Friedrichshagen, bevor sie im September 1913 aufgestellt wurden. 

Die Statuen lassen sich in zwei Figurengruppen einteilen. Auf der einen Seite stehen Faust und Mephisto, die sich drei Gesellen gegenübersehen. Während Faust den Arm erhoben hat, beugt sich der mittlere Geselle nach vorn und ballt die Hand zur Faust. Scheinbar nur mühsam lässt er sich von seinen Kollegen abhalten, handgreiflich zu werden. Dieses Schauspiel gibt die Szene aus Johann Wolfgang Goethes Faust I wieder, in der Mephisto die drei Gesellen in seinen Bann zieht und der Wein aus dem Tisch läuft und Feuer fängt. Die Gesellen erwachen genau in diesem Moment aus ihrem Zauberrausch.

Ein bisschen Glück schadet nie


Der Standort der Figuren kommt nicht von ungefähr, war doch Auerbachs Keller neben dem Fassritt Fausts auch der Austragungsort für die dargestellte verwunschene Szene. So dienen die Skulpturen nicht zuletzt auch der Werbung für das Restaurant, das heute zu den berühmtesten fünf Restaurants weltweit gehört. Auffällig ist auch der linke Fuß von Faust, der von einer Vielzahl von Berührungen schon golden glänzt. Ähnlich wie in Verona die Julia-Statue, soll auch hier das Berühren des Fußes Glück bringen.

Stand: 10.01.2024

Bildergalerie - Faust-Skulpturen in der Mädler-Passage

Historisches Bildmaterial - Faust-Skulpturen in der Mädler-Passage

Etzoldsche Sandgrube – Park und Gedenkort

Prager Straße / Paulinerweg / Augustinerstraße / Russenstraße | Ortsteil: Probstheida

Auf dem obersten Plateau des mit Bäumen bewachsenen Hügels wird der Besucher mit einem schönen Blick aufs Völkerschlachtdenkmal belohnt. Mit dem Bau des Steinernen Riesen in Probstheida ist die Etzoldsche Sandgrube eng verbunden. Schließlich ist das Areal mit dem heutigen Park einst entstanden, um Sand für den Denkmalsbau zu gewinnen. Inzwischen ist der aus vielen Trümmern entstandene 12 Meter hohe Hügel in der Parkanlage ein Gedenkort. Viele Reste historischer Gebäude, darunter die bei der Umgestaltung des Augustusplatzes am 30. Mai 1968 gesprengte Universitätskirche St. Pauli, liegen unter der aufgetürmten Erde.

Sandgrube wird zur Deponie für Trümmer


Weniger als einen Kilometer ist das Areal vom Völkerschlachtdenkmal entfernt, dessen Bau im Jahre 1898 beginnt. Neben anderen Baumaterialien wird dafür auch Sand benötigt, der in der Grube ihres einstigen Besitzers Etzold ausgehoben wird. Die Grube bleibt nach dem Denkmalbau in Betrieb – liegt dann aber brach. Nach den anglo-amerikanischen Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg auf Leipzig sind viele Trümmer zu beräumen. Die Etzoldsche Sandgrube wird für diese zur Deponie. Bis in die erste Hälfte der 1980er Jahre hinein dient die Grube, die bald zum Hügel anwächst, zur Ablagerung von Bauschutt. Und bis zur
Friedlichen Revolution wissen wohl nur wenige Leipziger, dass die Grube quasi zur Grabstätte der Kirchen und anderer Kulturgüter ihrer Stadt geworden ist. Forscher wollen nach wie vor herausfinden, ob möglicherweise auch Särge mit Gebeinen dort lagern. Viele Leipziger Honoratioren sind in der Gruft unter der alten Paulinerkirche am Augustusplatz beigesetzt worden. Ihre Gebeine sind vor der Sprengung in einer Nacht- und Nebel-Aktion an einen bis heute unbekannten Ort geschafft worden. Es ist unklar, ob es der Südfriedhof ist. Die Spuren sind vom DDR-Ministerium für Staatssicherheit offenbar gut getilgt worden, viele Fragen bleiben derzeit unbeantwortet.

Kirchensprengung ist politischer Akt


Die Sprengung der Universitätskirche St. Pauli, seit 1543 Bestandteil der
Universität Leipzig, ist ein politischer Akt gewesen. Der Sakralbau ist den Machthabern der DDR, die den Karl-Marx-Platz (heute Augustusplatz) nach sozialistischen Vorstellungen umgestalten wollen, ein Dorn im Auge. Deshalb muss die Kirche ebenso verschwinden wie das zentrale Gebäude des Augusteums, das zwar beschädigt war, aber zu retten gewesen wäre. Doch die SED-Oberen forcieren die Entwicklung eines zentralen Platzes, der für politische Manifestationen, Feiern und Volksfeste geeignet ist. Die politische Neuorientierung der als Karl-Marx-Universität benannten Universität soll durch eine andere Architektur manifestiert werden.

Bis zu 26 Meter tief werden die Trümmer am Grund der Etzoldschen Sandgrube gelagert. Viele Bauten aus dem Leipziger Osten landen ebenfalls hier. Das bekannteste ist die Markuskirche, die 1973 aufgegeben und 1978 gesprengt wird. 

Nach der Friedlichen Revolution kommen die Geheimnisse der Sandgrube ans Licht. Es ist die Evangelische und Katholische Studentengemeinde, die hier eine kreuzförmige Holzstele zum Gedenken aufstellt. Das ist am 23. Mai 2003.

Klanginstallation erinnert an Kirche


Im Jahr 2010 beginnt die Stadt Leipzig, hier einen Gedenkort einzurichten. Zu diesem Zweck wird der Park neu erschlossen, auf dem Plateau entsteht eine Klanginstallation von
Erwin Stache. „Verlorene Töne“ sollen an diesen verlorenen Ort erinnern. Der Gedenkort lädt ein, das abgesenkte Oval zu betreten und die Installation selbst auszuprobieren. Wer die eingelassenen Schieferplatten berührt, erzeugt mit Trittgeräuschen zunächst den Eindruck, als würde er sich auf hohlem Boden bewegen. Stimmen von Zeitzeugen, Orgelpfeifen und Stadtgeräusche sind zu hören. Die Töne schwellen an, bis plötzlich – als Hinweis auf das plötzliche Verschwinden des Sakralbaus – alle Geräusche abrupt verstummen. Die Klanginstallation ist nur in der wärmeren Jahreszeit in Betrieb (meist April bis Oktober).

Landschaftsarchitektur und Klangkunst wirken hier auf inspirierende Weise zusammen. Der Gedenkort ist zwar von Bäumen umgeben. In Richtung Augustusplatz bleibt aber eine freie Sichtachse. Auf diese Weise gelingt es, den einstigen Standort der Universitätskirche mit dem Ort ihrer Ablagerung räumlich zu verknüpfen. An Informationstafeln wird zudem über den historisch bedeutsamen Ort informiert. Der Park an der Etzoldschen Sandgrube ist auch bei Erholungssuchenden beliebt. Er ist ein idyllischer Ort mit Wiesenflächen und einem großen Kinderspielplatz. Auch Naturfreunde kommen hier auf ihre Kosten, denn der größtenteils wild aufgewachsene Wald ist eine Fundgrube seltener Pflanzenarten, darunter der in in Sachsen seltene Weiße Schwalbenwurz. Neben Robinien und verschiedenen Ahornarten gibt es auch Eschen, Pappeln, Silberweiden und Schwarzkiefern. Die Fläche des Parks hat eine Größe von 10,2 Hektar. 

Wer die Etzoldsche Sandgrube besuchen möchte, erreicht diese u.a. mit der Straßenbahnlinie 15 (Haltestelle Russenstraße).

Stand: 10.01.2024

Bildergalerie - Etzoldsche Sandgrube – Park und Gedenkort

Erinnerungskreuz an die Johanniskirche

Johannisplatz | Ortsteil: Zentrum-Südost

Das Erinnerungskreuz an die ehemalige Johanniskirche befindet sich auf dem Johannisplatz vor der Westseite des Grassimuseums. Es markiert den Standort des Johanniskirchturms und erinnert an den Bombenangriff auf Leipzig vom 3. zum 4. Dezember 1943. Bei diesem wurde die seit 1305 bestehende Johanniskirche schwer getroffen und brannte aus. Die Reste des Kirchenschiffs wurden am 19. Februar 1949 abgerissen. Der Kirchturm blieb vorerst bestehen und wurde 1957 sogar rekonstruiert. Den SED-Parteifunktionären mit ihrer Vision des sozialistischen Stadtumbaus war der barocke Kirchturm als christliches Symbol jedoch ein Dorn im Auge, so dass er am 9. Mai 1963 gesprengt wurde. 

Der Verein Johanniskirchturm e.V. engagiert sich seit seiner Gründung am 15. März 2003 für die Wiedererrichtung des Johanniskirchturms, der auch eine wichtige Sichtachse zur Universität Leipzig darstellt. Seit 1993 erinnert auf dem geschichtsträchtigen Areal des Johannisplatzes ein Holzkreuz an die Zerstörung der Johanniskirche. Auf Initiative des Johanniskirchturm e.V. wurde das marode Denkmal im Jahr 2013 durch ein neues Kreuz ersetzt, das der Leipziger Künstler Heinz-Jürgen Böhme aus Eichenholz fertigte. Auf dem Querbalken des rund 4 Meter hohen Kreuzes brachte er die schlichte Inschrift an: ZUR ERINNERUNG.

Stand: 10.01.2024

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Connewitzer Kreuz

Bornaische Straße, Wolfgang-Heinze-Straße, BIedermannstraße | Ortsteil: Connewitz

„Connewitzer Spitze“ – ein Sport- und Bewegungsparcours zwischen Wolfgang-Heinze-Straße, Biedermannstraße und Bornaischer Straße – im Leipziger Ortsteil Connewitz ist wohl eine Wortschöpfung der Neuzeit. Nur eine nicht mehr benutzte Gleiskurve trennt sie vom Kulturdenkmal mit dem nachgebildeten Weichbildzeichen, das dem Areal seinen Namen gab: dem Connewitzer Kreuz

Das ist leicht zu übersehen, da das „Kreuz“ mit seinem pulsierenden Leben und der starken Verkehrsbelastung durch sieben aufeinandertreffende Straßen kein zentraler Platz ist, auf dem die Menschen verweilen.

Ein Zeichen für städtische Gerichtsbarkeit


Das Kulturdenkmal hat die Zeiten überstanden. Errichtet wird es 1536 im Auftrag der Stadt Leipzig. Die achteckige, fast fünf Meter hohe steinerne Säule aus
Rochlitzer Porphyr sowie einer Sandsteintafel als Krone zeigt das Leipziger Stadtwappen sowie einen Totenkopf zu Füßen des Gekreuzigten. Geschaffen hat sie Hans Pfretzschner, der damalige Ratssteinmetz. Auf der Connewitz zugewandten Seite ist ein liegendes Kreuz abgebildet sowie die Jahreszahl der Aufstellung zu lesen. Die Säule ersetzt ältere hölzerne Kreuze, die die Stadt seit 1436 in Auftrag gegeben hat. 

Jene Weichbildzeichen zeigten damals an, dass das Gebiet der städtischen Verwaltungshoheit und Gerichtsbarkeit unterliegt. Das ist für die Kaufleute wichtig, die sich Leipzig nähern. Über die heutige Kochstraße reisen die aus dem Süden kommenden Handelsleute entlang der Via imperii – eine der bekanntesten alten Fernhandelsstraßen – zur Leipziger Messe. 1877 wird die Südstraße (heute: Karl-Liebknecht-Straße) als geradlinige Verbindung vom Kreuz zur Stadt Leipzig fertig gestellt. Im Jahr 1891 erfolgt die Eingemeindung des Dorfes Connewitz, das damals etwa 15. 600 Einwohnern hatte.

Original steht im Alten Rathaus


Solche Weichbildzeichen gab es damals übrigens an allen vier Ausfallwegen der Handelsstadt. Jenes in Connewitz bliebt als einziges davon erhalten. Das durch Umwelteinflüsse stark beschädigte „Connewitzer Kreuz“ wurde im Jahr 1994 durch eine Kopie ersetzt, für die sich benachbarte Kirchgemeinden wie jene der
Paul-Gerhardt-Kirche sowie die Sparkasse Leipzig eingesetzt hatten. Das Original befindet sich im Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig im Alten Rathaus. Der Leipziger Bildhauer Markus Gläser hat es restauriert. Die Kopie des Connewitzer Kreuzes wurde am 8. September 1994 in feierlicher Form von Kulturdezernent Georg Girardet und Denkmalpfleger Wolfgang Hocquél vom Regierungspräsidium der Öffentlichkeit übergeben. An diesem Tag öffnet auch das Beratungszentrum Leipzig-Connewitz der Sparkasse an der Scheffelstraße.

Stand: 10.01.2024

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Brückensprengungsdenkmal

Thomasiusstraße 1 / Ranstädter Steinweg | Ortsteil: Zentrum-West

Anlässlich des 50. Jahrestags der Völkerschlacht bei Leipzig wurde das Brückensprengungsdenkmal vom „Verein zur Feier des 19. October“ am 19. Oktober 1863 eingeweiht. Es erinnert an die Sprengung der dort gelegenen Elsterbrücke, welche den Verfolgern des aus Leipzig flüchtenden französischen Heeres den Weg abschneiden sollte. Durch die verfrühte Explosion fanden tausende Soldaten den Tod.

Vom Korporal Lafontaine und dem verfrüht gezündeten Sprengsatz


Das Brückensprengungsdenkmal befindet sich im
Waldstraßenviertel am Ranstädter Steinweg unmittelbar am Elstermühlgraben zwischen Richard-Wagner-Platz und Waldplatz. Am 19. Oktober 1813 wurde der Ranstädter Steinweg mit seiner am westlichen Ausgang gelegenen Brücke sowie der auf einem Damm in Richtung Lindenau führenden Chaussee Schauplatz einer tragischen Explosion.

Nach der am Vorabend verlorenen Völkerschlacht zog sich Napoleon mit seinen französischen Truppen am 19. Oktober 1813 aus Leipzig zurück. Die Route in Richtung Thüringen führte über einen einzigen möglichen Weg entlang des Ranstädter Steinwegs nach Lindenau. Um zu verhindern, dass seine Gegner die Verfolgung aufnahmen, gab der französische Kaiser vorsorglich den Befehl, die Sprengung der Straßendammbrücken vorzubereiten. Der polnische Heeresführer unter Napoleon, Fürst Józef Antoni Poniatowski, deckte mit seinen Soldaten den Rückzug. Auf der schmalen, über den Elstermühlgraben führenden Steinbrücke am äußeren Stadttor stauten sich die Flüchtenden mitsamt ihren Wagen und Pferden. Napoleon selbst war mit großer Verzögerung über das Peterstor am Ranstädter Steinweg und am Stau vorbei am Naundörfchen an der Elsterbrücke angekommen. Auf letzterer wurde eine große Ladung Sprengstoff deponiert, welche unmittelbar nach Sichtung der Verfolger durch Korporal Lafontaine und drei seiner Männer gezündet werden sollte. Ein Großteil des französischen Heeres befand sich bereits auf dem Marsch nach Markranstädt. Etwa 20.000 Soldaten, darunter die den Rückzug deckende Truppe, waren noch jenseits der Brücke. Kaum war Napoleon außer Reichweite, wurde die Brücke von ersten Kanonenkugeln einer kleinen, vom Rosental kommenden und sich auf die Brücke zu bewegenden Gruppe russischer Jäger getroffen. Wie befohlen zündete Korporal Lafontaine nach eigenem Ermessen die sich auf einem Floß unterhalb der Brücke befindliche Sprengladung. In der Folge fanden bereits durch die Explosion zahlreiche Soldaten den Tod oder ertranken im Hochwasser führenden Fluss. Da die Brücke zu früh gesprengt wurde, war der Fluchtweg nun für 20.000 Mann des französischen Heeres abgeschnitten. Viele starben beim Versuch der Flussdurchquerung, wieder andere ergaben sich den anstürmenden Verbündeten. Etwa 40.000 der napoleonischen Soldaten, darunter 36 Generäle, gerieten in Gefangenschaft. Unter unermüdlichen Kämpfen erreichte auch Poniatowski stark verwundet die Elster nach der Sprengung. Beim Versuch der Durchquerung ertrank er. Die Grabplatte in Gedenken an den polnischen Fürsten befindet sich noch heute auf dem Alten Johannisfriedhof.

Sandstein und Granit am Elstermühlgraben


Anlässlich des 50. Jahrestags der Völkerschlacht zu Leipzig und auf den Tag fünfzig Jahre nach der Brückensprengung wurde vom „Verein zur Feier des 19. October“ am 19. Oktober 1863 das Brückensprengungsdenkmal eingeweiht. Der Entschluss zur Errichtung eines Denkmals in Erinnerung an das Ereignis von 1813 wurde bereits im Jahr 1861 auf der Generalversammlung des Vereins gefasst. Die Stadt Leipzig genehmigte das Vorhaben und stellte das erforderliche Areal in Form einer dreieckigen, vom Elstermühlgraben begrenzten Grünflache am Ranstädter Steinweg, Ecke Thomasiusstraße, kostenlos zur Verfügung. Bedingung war, dass am Denkmal keine Inschrift gegen das französische Volk angebracht werden sollte. Bestrebungen zur Abtragung des Denkmals und das Anlegen einer Grünanlage konnten nach 1945 unter Verweis auf entgegenstehende Anordnungen der Sowjetischen Militäradministration abgelehnt werden. Stattdessen wurden Mittel für eine Restauration und Reparatur des das Denkmal umgebenen Gitterzaunes bereitgestellt. Letzterer wurde aus Gründen der besseren Sichtbarkeit im Jahr 1953 zwischenzeitlich entfernt. Im April 1983 wurde das Brückensprengungsdenkmal erneut restauriert. Im Zuge der Freilegung des Elstermühlgrabens wurde das Denkmal etwas versetzt und am 20. Mai 2006 neu geweiht. Lediglich ein Punkt blieb offen: die Wiederherstellung des ursprünglichen Erscheinungsbildes. Historische Vorlagen belegen eine den oberen Absatz des Hauptblocks umlaufende Reihe aus 16 Kanonenkugeln.

Das Brückensprengungsdenkmal wurde vom Maurermeister Franz Otto Georg Steib, der Leipziger Eisengießerei Götz & Nestmann sowie dem Leipziger Steinmetzmeister Ernst Julius Einsiedel geschaffen. Das aus Sandstein und Granit gefertigte überlebenshohe Denkmal erinnert optisch an einen Würfel mit mehrstufigem Unterbau. Dieser trägt die Inschrift „Sprengung der Brücke bei dem Rückzuge des französischen Heeres am 19. October 1813“. Der Sockelbereich besteht aus Kleinpflaster in Granitschwellenumrandung, während die Stufen und das Denkmal selbst aus Postaer Sandstein gefertigt wurden. Bekrönt wird es mit einer Sprenggranate als Eisenguß in Form einer stilisiert aufzüngelnden Flamme. Letztere soll in der Gießerei der Gebrüder Karl Harkort und Gustav Harkort gegossen worden sein. Als historisch belegt gilt mittlerweile die Einbeziehung von Kanonenkugeln zu einem früheren Zeitpunkt. Diese bildeten zu jener Zeit den strukturellen Übergang zur nächsthöheren Stufe. Wann und weshalb die Kugeln abgenommen wurden, ist noch ungeklärt. Großzügig umfasst wird das Brückensprengungsdenkmal von einem eisernen Gitterzaun.

Stand: 10.01.2024

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Historisches Bildmaterial - Brückensprengungsdenkmal

Synagogendenkmal / Große Gemeindesynagoge

Gottschedstraße 3 / Ecke Zentralstraße | Ortsteil: Zentrum-West

Umsäumt von niedrigen Sträuchern stehen 140 Bronzestühle an der Gottschedstraße, die die meisten Leipziger als Kneipenmeile kennen. Einladend sehen sie nicht gerade aus. Sie gehören zu einem begehbaren Denkmal, das die beiden Leipziger Architekten Anna Dilengite und Sebastian Helm für das Eckgrundstück Gottschedstraße/Zentralstraße geschaffen haben. Es erinnert an die Große Gemeindesynagoge, die während der Novemberpogrome in der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 in Brand gesteckt und zerstört wird. Die leeren Stühle sind voller Symbolik. Die Nationalsozialisten haben nicht nur ein bedeutendes Gebäude unweit des Promenadenringes zerstört. Auch die Menschen, die in die Synagoge zum Gebet kommen, sind fort. Ausgegrenzt, verfolgt, vertrieben, ermordet. Stege führen nun hinein in die Reihen. Besucher sollen sich durchaus mal setzen, verweilen und vor allem nachdenken. Sich an diesem Gedenkort mit der Geschichte der ehemaligen Großen Gemeindesynagoge beschäftigen. Durch diese Gestaltung wird auch das räumliche Vakuum des Ortes schmerzhaft bloßgelegt.

Eine Synagoge auch für Messebesucher


Die Große Gemeindesynagoge wird auch
„der Tempel“ genannt. Das Gotteshaus ist die älteste und bedeutendste Synagoge Leipzigs und wurde nach Plänen von Otto Simonson, einem Schüler von Gottfried Semper, mit etwa 1.600 Plätzen auf einem trapezförmigen Grundriss konzipiert. Das Gebäude muss groß genug sein, um auch von den jüdischen Handelsleuten, die regelmäßig zur Leipziger Messe in die Stadt kommen, genutzt zu werden. Die Grundsteinlegung erfolgt am 9. September 1854. 

Ein Jahr später, am 10. September 1855, kann Rabbiner Adolf Jellinek es bereits einweihen. Das im maurischen Stil errichtete Gotteshaus ist stilprägend für den Synagogenbau in Deutschland in dieser Zeit. Bei seiner Weihe wirkt der Thomanerchor mit. Die Gemeinde ist liberal. Sogar eine Ladegast-Orgel gibt es ab 1868. Diese liberale Ausrichtung führt allerdings zu Akzeptanzproblemen mit den zugewanderten orthodoxen Juden. Deshalb wird für sie die Ez-Chaim-Synagoge in Apels Garten 4/Otto-Schill-Straße errichtet, die in der Reichspogromnacht vom 9. zum 10. November 1938 ebenfalls zerstört wurde. 

Gedenkstein erinnert an die Zerstörung


Um an die Zerstörung der Großen Gemeindesynagoge zu erinnern, wurde am 18. November 1966 an der ehemaligen Nordfassade ein Gedenkstein aus Cottaer Sandstein aufgestellt. Der Leipziger Bildhauer
Hans-Joachim Förster entwarf ihn. Das Grundstück der ehemaligen Synagoge diente viele Jahrzehnte als Parkplatz und Standort einer Trafostation. Nach der Friedlichen Revolution im Herbst `89 gibt es Restitutionsansprüche.

Bereits im Juni 1994 beschließt der Stadtrat, in der Gottschedstraße eine würdige Gedenkstätte für die mehr als 13.000 ermordeten und verfolgten Leipziger Juden zu errichten. Doch das Vorhaben zieht sich hin, da komplizierte Grundstücksfragen zu klären sind. So bemüht sich auch die Jewish Claims Conference als Sachwalterin erbenlosen jüdischen Besitzes um das Grundstück. Sie zieht ihre Ansprüche dann aber zurück. 

1997 wird die Stadt Leipzig Eigentümerin der Fläche. Gemeinsam mit der Israelitischen Religionsgemeinde zu Leipzig lobt sie einen sachsenweit offenen anonymen Wettbewerb aus, zu dem auch internationale Künstler eingeladen sind. Die Leipziger Architekten Anna Dilengite und Sebastian Helm gehen zwar nicht als Sieger aus dem Wettbewerb hervor. Favoriten der Jury sind zunächst ein strenger Kubus aus Beton und Glas sowie alternativ ein Labyrinth aus Glasplatten, auf denen die Namen aller ermordeten Leipziger Juden stehen sollen.

Doch Dilengite und Helm überzeugen mit ihrem Entwurf den Stadtrat. Die Gedenkstätte für verfolgte, ausgegrenzte und ermordete jüdische Bürger wird am 24. Juni 2001 im Beisein des israelischen Botschafters in Deutschland, Shimon Stein, eingeweiht. „Die Menschen sollen sich auf die Stühle setzen und beim Aufstehen die Erinnerung mitnehmen“, sagte er damals.

Brodyer Synagoge bleibt erhalten


An der Grundstücksgrenze steht eine Wand aus Sichtbeton mit Texten in englischer, deutscher und hebräischer Sprache auf jeweils drei Bronzetafeln. Wie die Synagoge aussieht, können auch Nichtsehende in Braille-Schrift ertasten.

Von den Leipziger Synagogen ist lediglich die Brodyer Synagoge in der Keilstraße, die 1904 in ein Wohnhaus hinein gebaut wurde, in ihrer ursprünglichen Funktion erhalten geblieben. Dort konnten beherzte Anwohner im November 1938 den Brandherd löschen. Die Inneneinrichtung sowie Fernster wurden dennoch demoliert. Das Gebäude der Brodyer Synagoge wird „arisiert“, dient danach als Seifenfabrik und wird im Oktober 1945 wieder als Synagoge geweiht. Heute ist sie die Gemeindesynagoge der Israelitischen Religionsgemeinde zu Leipzig.

Stand: 17.12.2023

Bildergalerie - Synagogendenkmal / Große Gemeindesynagoge

Historisches Bildmaterial - Synagogendenkmal / Große Gemeindesynagoge

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