Neues Rathaus

Martin-Luther-Ring 4-6
Ortsteil: Zentrum

Das Neue Rathaus gehört zu den bedeutendsten deutschen Rathausbauten der Jahrhundertwende. Es wurde zwischen 1899 und 1905 nach Plänen von Hugo Licht im Stil des Historismus auf dem Terrain der ehemaligen Pleißenburg errichtet und zeichnet sich durch seine künstlerische Innengestaltung und seinen reichen Fassadenschmuck aus. Bei dem begehbaren Rathausturm mit einer Höhe von 114,7 Metern handelt es sich um den höchsten Rathausturm Deutschlands und um eines der Wahrzeichen Leipzigs.

Von der Pleißenburg zum Neuen Rathaus


An der Stelle des heutigen Neuen Rathauses befand sich zuvor die aus dem 13. Jahrhundert stammende mittelalterliche Pleißenburg. In deren Gemäuern fand im Jahr 1519 die berühmte Disputation zwischen Martin Luther und dem katholischen Theologen JohannesEck statt. Im Zuge des Schmalkaldischen Kriegs 1546/47 wurde die Burg zerstört und schließlich auf Initiative des damaligen Bürgermeisters der Stadt, Hieronymus Lotter, zwischen 1550 und 1567 zu einer landesherrlichen Festung ausgebaut. Im Zuge der Industrialisierung und einer Eingemeindungswelle stieg Leipzigs Bevölkerungszahl bis in die 1890er Jahre auf fast eine halbe Million an. Das starke Bevölkerungswachstum der wirtschaftlich und baulich expandierenden Großstadt machte umfangreichere Verwaltungsaufgaben notwendig, für welche das Alte Rathaus am Markt nicht mehr ausreichte. Die Stadt Leipzig kaufte dem sächsischen Fürstenhaus schließlich die Festung Pleißenburg an der südwestlichen Ecke des Innenstadtrings ab, um Platz für einen Neubau zu schaffen. Die Burganlage wurde 1897/98 bis auf den Turmfuß und ein paar Kellergewölbe abgebrochen. Auf der Grundfläche von rund 7.600 Quadratmetern wurde dann die neue „Aktenburg“ errichtet. Aus dem deutschlandweit ausgeschriebenen Wettbewerb zum Entwurf des Neuen Rathauses ging 1897 der Architekt und Stadtbaudirektor Hugo Licht hervor. DenGrundstein für den Bau legte Oberbürgermeister Otto Georgi am 19. September 1899. Am Bau waren namhafte Künstler wie die Bildhauer Georg WrbaCarl SeffnerChristian BehrensJohannes Hartmann und Adolf Lehnert sowie der Architekt Fritz Schumacherbeteiligt. Die feierliche Eröffnung des Neuen Rathauses erfolgte nach sechsjähriger Bauzeit am 7. Oktober 1905 durch Oberbürgermeister Bruno Tröndlin.

Ein imposanter Gebäudekomplex 


Hugo Lichts Entwurf für das Neue Rathaus orientierte sich an der Architektur des Florentiner Palazzo Vecchio im Stil des Späthistorismus. Die Grundfläche des entstandenen Gebäudekomplexes aus hellgrauem Muschelkalkstein bildet auf rund 10.000 Quadratmetern ein unregelmäßiges Fünfeck. Der Bau zählt heute mit 700 Räumen, darunter 442 Büros, zu den größten Rathausbauten der Welt. Hinzu kommen zwei Wandelhallen, der Sitzungssaal des Stadtrates, der Festsaal, die Beratungsräume in der Oberen Wandelhalle und im Turmbereich sowie der Ratsplenarsaal. Dieser gilt als schönster Raum des Neuen Rathauses, denn seine Wände sind durch ein Edelholzpaneel gegliedert und mit kostbaren Stoffen bespannt. Die Kassettendecke ist reich bemalt. 

Die Architektur des Neuen Rathauses erinnert an Vorbilder aus dem Schlossbau der Renaissance im Baustil des Historismus und des Jugendstils. Der Leipziger Architekt Wolfgang Müller fasst die Vereinigung der unterschiedlichen Epochen in der Architektur passend zusammen: „Die Architektur des Gebäudes lehnt sich an den Festungscharakter des Vorgängerbaus an. Sie ist der Tradition alter Stadtbilder mit den Steildächern der Gotik, den Schaugiebeln und Türmen der Renaissance und der üppigen Plastizität des Barocks ebenso verpflichtet wie der Jugendstilkunst“. 1912 wurde das Stadthaus – ebenfalls von Hugo Licht – erbaut. Es ist über einen Brückengang, im Volksmund „Beamtenlaufbahn“, mit dem Neuen Rathaus verbunden.

„Eine neue Burg hat sich erhoben“


Das architektonische Leitbild wurde am oberen Giebel der Hauptfassade in Stein gemeißelt: „Arx nova surrexit“ (Eine neue Burg hat sich erhoben). Die Fassade ist mit einer Vielzahl plastischer Details in Form von Skulpturen und Reliefs mit thematischem Bezug zu Leipzig und seinen Bewohnern geschmückt. Die Stadtgöttin Lipsia bekrönt den Giebel der Eingangsfront, während der Löwe als Wappentier der Stadt in vielen Varianten abgebildet ist. Auch allegorische Figuren für die Justiz, Wissenschaft, Musik, Buchdruckkunst und das Handwerk sowie zahlreiche Tier- und Fabelwesen thronen auf den Giebeln und schmücken die Fassaden. Die nachts blau illuminierte Rathausuhr enthält auch von Weitem gut lesbar die lateinische Umschrift „Mors certa, hora incerta“ (Der Tod ist gewiss, die Stunde ungewiss). Darüber befindet sich eine weibliche Giebelfigur, welche die Weisheit verkörpert. Das Gebäude wird vom 114,7 Meter hohen Rathausturm dominiert, welcher auf dem Fundament des alten Pleißenburgturms fußt und die meisten Gebäude der Stadt weit überragt. Wer den Aufstieg nicht scheut, dem bietet sich nach 252 Stufen vom Aussichtsbalkon des Rathausturmes aus 85 Metern Höhe ein beeindruckender 360 Grad Blick über die Stadt. An der Südwestseite des Neuen Rathauses – Richtung Bundesverwaltungsgericht – befindet sich das Goerdeler-Denkmal zu Ehren des ehemaligen Leipziger Oberbürgermeisters Carl Friedrich Goerdeler, der 1945 von den Nazis, aufgrund seiner Mitwirkung am Hitler-Attentat, hingerichtet wurde.

Ein Blick hinter die Gemäuer


Beim Betreten des Neuen Rathauses fallen auf den Türklinken der Eingangstore metallene Schnecken auf. Diese humorvollen Plastiken wurden vermutlich von den schelmischen Baumeistern angebracht, um das langsame Arbeitstempo der Stadtverwaltung zu symbolisieren. Im Innern des Rathauses entdeckt man weitere gestalterische Details. Das ausgeschmückte Haupttreppenhaus wurde nach dem Vorbild barocker Schlösser gestaltet. Sowohl die Treppenhausanlage als auch der Ratsplenarsaal sind fast im Original erhalten. Der moderne Stadtverordnetensaal ersetzte 1968 den ehemaligen Festsaal. In der Unteren und Oberen Wandelhalle werden heute oft Ausstellungen gezeigt und Empfänge ausgerichtet. Auch das FamilienSpieleFest „Leipzig spielt“ findet hier jährlich statt. 

Anders als der Vorgängerbau erhielt das Neue Rathaus in den Kellergewölben auch einen Ratskeller. Bei diesem handelt es sich heute um ein aus dem früheren historischen Weinkeller hervorgegangenes Restaurant mit gutbürgerlicher sächsischer Küche. Am Pfeilerzum Ratskeller befindet sich ein weiteres plastisches Detail an der Fassade. Dieses zeigt die karikierende Plastik: „Die Steuerlast verschlingt den Bürger“ – ein Verweis auf die Debatten zum Kauf des Areals, auf dem der Bau realisiert wurde. Vor dem Eingang des Ratskellers befindet sich auf dem Burgplatz der Rathausbrunnen. Dieser wurde 1908 von Georg Wrba entworfen und vereint verschiedene Motive aus deutschen Volksmärchen. 

Hochzeit in den Kassematten der ehemaligen Pleißenburg


Hochzeitspaare, die sich an einem besonderen Ort trauen lassen möchten, können dies in den sanierten und umgebauten Gewölben unter dem Neuen Rathaus tun. Die erste Eheschließung in den Kassematten, die damals zu Verteidigungszwecken errichtet wurden, fand am 2. Juni 2017 statt. Das Leipziger Paar Gabriele Lange und Uwe Gradehand feierte hier zu Beginn des Wave Gotik Treffens eine Viktorianische Hochzeit. In den unterirdischen Räumen finden 90 Personen Platz. 

Zusätzlich zu den Kasematten und dem Standesamt im Stadthaus können sich Paare unter anderem auch im Ratsplenarsaal, im Mendelssohn-Haus, im Bach-Museum, im Gohliser Schlösschen, im Herrenhaus Möckern und am Cospudener See trauen lassen.

Bundesverwaltungsgericht / Reichsgericht

Simsonplatz 1
Ortsteil: Zentrum-Süd

Das Bundesverwaltungsgericht, ehemals Reichsgericht, ist seit 2002 Sitz des oberstenVerwaltungsgerichts Deutschlands. Es wurde zwischen 1888 und 1895 von den Architekten Ludwig Hoffmann und Peter Dybwad als Reichsgericht erbaut. Ebenso wie sein Berliner Pendant, der Reichstag, gilt das Gebäude als eindrucksvolles Beispiel Wilhelminischer Staatsarchitektur im Stil des späten Historismus und der italienischen Hochrenaissance.

Ein wilhelminischer Monumentalkoloss entsteht


Die Geschichte des Bundesverwaltungsgerichts reicht bis ins Jahr 1871 zurück. Nachdem sich 17 deutsche Staaten nach dem deutsch-preußischen Krieg am 18. Januar 1871 unterder neuen Kaiserkrone vereint hatten, bedurfte es einer gesamtstaatlichen Verfassung. Voraussetzung für den Bau des Obersten Gerichts war, dass es seinen Standort in keinem der großen Staaten, wie Bayern oder Preußen, haben sollte. Deshalb einigte man sich auf das machtpolitisch unauffällige Leipzig. Von 1879 bis 1895 tagte das Reichsgericht übergangsweise in der Georgenhalle in den ehemaligen Leipziger Fleischhallen am Brühl, Ecke Goethestraße. Als Präsident des Gerichts und Disziplinarhofs fungierte zwischen 1879 und 1891 Eduard von Simson. Aus dem ausgeschriebenen Architekturwettbewerb zum Bau eines neuen Reichsgerichtsgebäudes gingen 1885 der Berliner Architekt Ludwig Hoffmann und der Norweger Peter Dybwad mit ihrem Entwurf als Sieger hervor – und die Errichtung des Monumentalbaus als Sitz des einst höchsten Gerichts des Landes wurde auf den Weg gebracht. Das Reichsgerichtsgebäude wurde zwischen 1888 und 1895 nach seinem Berliner Vorbild, dem Reichstag, errichtet. Sowohl an der Grundsteinlegung am 31. Oktober 1888 als auch an der feierlichen Einweihung am 26. Oktober 1895 nahm Kaiser Wilhelm II. teil. Auch nach dem Untergang des Kaiserreichs 1919 behielt das Oberste Deutsche Gericht an gleicher Stelle seinen Sitz.

Zwischen Reichstagsbrandprozess und Entstehung des Bundesverwaltungsgerichts


Internationale Beachtung wurde dem Reichsgericht durch die Austragung vieler bekannter Prozesse zuteil, darunter das Hochverratsverfahren gegen Karl Liebknecht 1907, der Ulmer Reichswehrprozess 1930 und die nach dem Ersten Weltkrieg geführten Kriegsverbrechensprozesse. Auch der Reichstagsbrandprozess 1933 war einer der aufsehenerregendsten Prozesse in den Gemäuern des Reichsgerichts. Nach derBrandstiftung im Berliner Reichstag in der Nacht vom 27. auf den 28. Februar 1933 wurde der kommunistische Holländer Marinus van der Lubbe im brennenden Gebäude verhaftet. Den Nazis gelang es jedoch nicht, ihm im Reichstagsbrandprozess die Schuld an der Brandstiftung nachzuweisen. Wegen Hochverrats und Brandstiftung veranlassten der Reichspräsident Paul von Hindenburg und die Reichsregierung die Todesstrafe und die Hinrichtung van der Lubbes am 10. Januar 1934. Die mitangeklagten kommunistischen Führer Georgi Dimitroff und Ernst Torgler mussten freigesprochen werden. Mit Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 wurde die Institution des Reichsgerichts von den Alliierten aufgelöstund über mehrere Jahrzehnte von unterschiedlichen Institutionen genutzt, darunter das Institut für Länderkunde, das Sächsische Staatsarchiv und Synchronstudios der DEFA. Die Verhandlungssäle des stark vom Krieg beschädigten Baus dienten zwischen 1952 und 1997 als Georgi-Dimitroff-Museum und beinhalteten die noch erhaltenen Bestände des Museums der bildenden Künste Leipzig.

Nördlich des Bundesverwaltungsgerichts befindet sich der Mühlgrabenbereich mit der im Jahr 2000 nach Plänen von Angela Wandelt neugestalteten Fritz-von-Harck-Anlage. Dabei handelt es sich um eine Grünanlage im Geist der Gründerzeit. Ab 2001 erfolgte die erneute Freilegung des Pleißemühlgrabens auf dem Simsonplatz vor dem Gebäude. Zur optisch wirkungsvollen Ausgestaltung des Uferrands wurden, ebenfalls von Angela Wandeltkonzipiert, Stelen platziert, die nachts leuchten. Nach einer Teilrekonstruktion und umfassenden Sanierung wurde das Justizgebäude 2002 Sitz des Bundesverwaltungsgerichts und beherbergt heute das oberste deutsche Verwaltungsgericht.

Von der rechtsprechenden Veritas über dem Justizpalast


Die Gesamterscheinung des Bundesverwaltungsgerichts repräsentiert auf imposante Weise die Macht des einstigen Reichstagsgebäudes. Die hohen Säulen des Hauptportals in der Mitte des großzügig angelegten Simsonplatzes und die darüber gelegene, die Stadtsilhouette dominierende Kuppel, prägen das beeindruckende Gesamtgefüge. Die siebenjährige Bauphase spiegelt die architektonischen Einflüsse der Zeit wider und vereint Stilelemente unterschiedlicher Architekturströmungen. So wurde das Gebäude als eindrucksvolles Beispiel Wilhelminischer Staatsarchitektur im Stil des späten Historismus mit Einflüssen der italienischen Hochrenaissance errichtet. Die Kuppelsilhouette nach Vorbild des Straßburger Kaiserpalasts versinnbildlicht das Machtgefüge seiner Entstehungszeit. Die 68 Meter hohe Zentralkuppel mit vier Eckobelisken verkörpert die Allmächtigkeit des Kaisers und ist von der göttlichen Skulptur der Veritas als Symbol der Wahrheit gekrönt. Die vom Bildhauer Otto Lessing geschaffene Veritas hebt die Fackel der Wahrheit in den Himmel und vertreibt mit dem Licht des Rechts das Dunkel. Die beiden niedrigeren Kuppeln rechts und links von der Zentralkuppel symbolisieren die Legislative und Exekutive und stehen für den Reichstag und das Reichsgericht. Auf beiden Spitzen thront zur Verdeutlichung der Machtverhältnisse die Kaiserkrone. Am Nordgiebel wird durch die vollplastischen Figuren der Säulenheiligen die deutsche Rechtsgeschichte vom Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert dargestellt: Von links beginnend sind Eike von RepgowJohann Freiherr zu SchwarzenbergJohann Jakob MoserCarl Gottlieb SvarezAnselm von Feuerbachund Friedrich Carl von Savigny abgebildet. Die gesamte Außenfassade ist mit zahlreichen Schmuckelementen und Symbolen gestaltet, darunter Adler, Löwen und Eulen als Zeichen der kaiserlichen Macht, Stärke und Weisheit. Auch das Schwert als Zeichen der richterlichen Gewalt ist mehrmals vertreten. Der Mittelrisalit vor der 126 Meter breiten Hauptfassade wurde nach dem Vorbild antiker Tempel gestalterisch umgesetzt. Die sechs 13 Meter hohen korinthischen Säulen tragen ein mit Figuren geschmücktes Tympanon. Justitia wird in ihren beiden Funktionen, linkerhand in der befreienden und rechterhand in der bestrafenden,abgebildet. Sie trägt ein Schwert als Symbol der richterlichen Gewalt über Leben und Tod in den Händen.

Ein Blick hinter die historischen Gemäuer der Justiz


Das Bundesverwaltungsgericht ist hinter seinen historischen Mauern in den öffentlich zugänglichen Mittelbau unterhalb der Zentralkuppel sowie den Nord- und Südflügel gegliedert. In der Kuppelhalle können die Besucher eine kleine museale Ausstellung zum Reichsgericht besuchen. Die in den Lünetten gelegenen Wandreliefs wurden vom Bildhauer Markus Gläser geschaffen. In den zwei Hauptgeschossen des Komplexes ist neben sechs Sitzungssälen der historische Plenarsaal im Obergeschoss untergebracht. Dieser wurde ehemals für Hochverratsprozesse genutzt, darunter der Reichstagsbrandprozess 1933. Er wurde nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg umfassend saniert, darunter die zahlreichen Wand- und Deckenvertäfelungen aus Eichenholz, Malereien und vergoldeten Stuckverzierungen. Im Südflügel befindet sich der renovierte neobarocke Festsaal mit der ehemaligen Dienstwohnung des Reichsgerichtspräsidenten. Dieser dient dem Bundesverwaltungsgericht als Versammlungsraum für besondere Anlässe und repräsentative Veranstaltungen. Der nebenan gelegene ehemalige Speisesaal des Reichsgerichtspräsidenten wird heute als Konferenzraum genutzt. Im Nordflügel befinden sich neben zahlreichen Dienstzimmern ein zweigeschossiger Lesesaal der privaten Bibliothek des Bundesverwaltungsgerichts. Die historischen Bestände der Bibliothek umfassen rund 240.000 Bände.

Bildergalerie - Bundesverwaltungsgericht / Reichsgericht

Historisches Bildmaterial - Bundesverwaltungsgericht / Reichsgericht

Bosehaus

Thomaskirchhof 15-16
Ortsteil: Zentrum

Das Bosehaus zählt zu den ältesten Gebäuden am Thomaskirchhof. Georg Heinrich Boseließ es zwischen 1709 und 1711 im Stil des Barock umbauen. Bekanntheit erlangte das Bosehaus durch die freundschaftliche Nachbarschaftsbeziehung der Familie Bose und der Familie Johann Sebastian Bachs, die in der gegenüberliegenden Thomasschule lebte. Das Gebäude ist seit 1985 Sitz des Bach-Museums und des Bach-Archivs Leipzig.

Als die Dielen noch unter Johann Sebastian Bach knarzten… 


Das Bosehaus gegenüber der Thomaskirche zählt zu den schönsten erhaltenen Bürgerhäusern des frühen 18. Jahrhunderts. Das Grundstück, auf dem es steht, gehörte im 13. Jahrhundert zum Areal des Thomasklosters. Da es sich um ein kleineres Bürgerhaushandelte, wurde dem erstmals 1558 erwähnten Gebäude in der Vergangenheit nur wenig Bedeutung zuteil. Nach mehreren Besitzerwechseln ließ Peter Hofmann 1585 bis 1586 anstelle des alten Hauses ein neues errichten. Dabei entstand das Vorderhaus im Stil der Renaissance. Das Haus wurde 1709 von Georg Heinrich Bose, einem angesehen Leipziger Handelskaufmann und Besitzer einer Gold- und Silberwarenmanufaktur, zum Kaufpreis von 8.000 Talern erworben. Im Besitz der weit verzweigten Familie Bose befanden sich auch groß angelegte Barockgärten, welche zu den berühmtesten der ganzen Stadt zählten. Im Jahr 1711 ließ Bose das Gebäude durch den Maurermeister Nikolaus Rempe zu einem großzügigen Kaufmannshaus im Stil des Barock umbauen. Dabei wurden die Seitenflügel und das Hintergebäude neu errichtet. Die Fassade des Vorderhauses wurde mit einem zweigeschossigen Erker ausgebaut. Im hinteren Hofquerflügel wurde 1717 der Sommersaal als repräsentativer Festsaal mit Wandspiegeln, Musikgalerie und einem beweglichen Deckengemälde von Adam Friedrich Oeser eingerichtet. 

Das Bosehaus erlangte insbesondere durch seinen berühmten Nachbarn Johann Sebastian Bach Berühmtheit. Als Thomaskantor wohnte Bach von 1723 bis 1750 in der gegenüberliegenden Thomasschule, die 1902 abgebrochen wurde. Die Familien Bose und Bach pflegten trotz beträchtlicher sozialer Unterschiede ein freundschaftliches Nachbarschaftsverhältnis.

Eine besondere kulturhistorische Bedeutung wurde dem Gebäude unter seinem Besitzer Johann Zacharius Richter zuteil, welcher das Bosehaus 1745 erwarb. Der Schwiegersohn von Georg Heinrich Bose machte es mit der „Richterschen Sammlung“ zum Domizil einer der bedeutendsten Leipziger Kunstsammlungen. Diese umfasste ca. 400 Gemälde, darunter Werke von Rembrandt, Tizian und Rubens, etwa 1.000 Handzeichnungen sowie tausende Kupferstiche. Richters Sohn Johann Thomas Richter erweiterte die Sammlung und machtesie 1764 der Öffentlichkeit zugänglich. Zwischen 1763 und 1773 wurde das Richtersche Haus zum Treffpunkt einflussreicher Zeitgeister, darunter die „Societät von Gelehrten, Schöngeistern, Künstlern und Kunstförderern“. Zu den namhaften Besuchern der Sammlung zählten Johann Wolfgang GoetheChristoph Martin WielandJean Paul und Moses Mendelssohn. Goethe beschreibt in „Dichtung und Wahrheit“, wie sehr er von der Sammlung beeindruckt war. Nach dem Tod seines Bruders Johann Thomas übernahm Johann Friedrich Richter die Sammlung bis zu ihrer Versteigerung 1810.

Ansbacher Bierhallen im Konzert- und Künstlerhaus


Im Jahr 1859 erfuhr das Bosehaus unter seinem neuen Besitzer Johann Ludwig Beck eine umfassende bauliche Veränderung im neuen Zeitgeschmack und unter funktionellen Gesichtspunkten. Die Eingangshalle wurde für Verkaufszwecke mit zwei großen Läden zum Thomaskirchhof hin eingerichtet. Um mehr Platz für Wohnraum zu erlangen, wurde das vierte Obergeschoss hinzugefügt und das hintere Quergebäude erhielt zur Hofseite hin eine Erweiterung über alle Geschosse.

1893 eröffnete der holländische Instrumentensammler Paul de Wit im zweiten Geschoss des Vorderhauses das Musikhistorische Museum, dessen wichtigste Exponate sich heute im Besitz des GRASSI Museums für Musikinstrumente der Universität Leipzig befinden. Mit der kostbaren Sammlung rückte das Bosehaus erneut in den Fokus der Öffentlichkeit. Neben zahlreichen historischen Musikinstrumenten beherbergte das Museum Notenhandschriften, Gemälde und Briefe von Instrumentenbauern und Komponisten. Bis zu de Wits Tod 1925 war das Haus Treffpunkt für Verleger, Künstler und Instrumentenmacher.

Neben seiner Funktion als Wohnhaus und Museum wurde das Bosehaus seit den 1880er Jahren zudem als Veranstaltungsort genutzt. Es war Standort für verschiedene Gaststätten und Spielorte der leichten Muse, darunter die „Ansbacher Bierhallen“. 1910 kam das Bosehaus in den Besitz von Friedrich Wilhelm Reinhardt, dem Direktor der Riebeck-Brauerei in Reudnitz. Reinhardt etablierte in dem Haus mit großem Erfolg das „Konzert- und Künstlerhaus Oberpollinger“. Seit Mitte der 1920er Jahre traten die „Seidel-Sänger-Singspiele“ im Bosehaus auf. Von 1960 bis 1961 wurde im hinteren Quergebäude ein Anbaufür das 1954 gegründete Kabarett „Leipziger Pfeffermühle eingerichtet, welches bis 2007 hier seine Spielstätte hatte. 1973 erfolgte die Einweihung einer kleinen Bach-Gedenkstätte in der Eingangshalle des Bosehauses. Zwischen 1983 und 1985 wurde das Bosehaus unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten saniert und entsprechend der vierflügeligen Hausanlage von 1711 originalgetreu rekonstruiert. Die Umbauarbeiten wurden anlässlich Bachs 300. Geburtstags 1985 fertiggestellt. Im selben Jahr zog auch das Bach-Archiv Leipzig, welches bis dahin seinen Sitz im Gohliser Schlösschen hatte, in das Bosehaus ein und eröffnete hier das „Johann Sebastian Bach-Museum Leipzig“. Damit wurde das Bosehaus zum authentischen Ort und anschaulichen Zeugen, in dessen Gemäuern der große Komponist und Thomaskantor seinerzeit verweilte und musizierte.

Barockes Flair am Thomaskirchhof


Das Bosehaus hat mit seinem zweigeschossigen Kastenerker und der gelben Fassade das typische Aussehen eines barocken Leipziger Bürgerhauses. Über dem gewölbten Erdgeschoss befinden sich zwei Obergeschosse. Ein dreietagiges Mansarddach schließt das Haus nach oben hin ab. Über eine rundbogige Durchfahrt gelangt man in eine geschlossene geometrische Hofanlage mit Fassadenbemalung im Zeitgeist des Barock. Im einst im Stil der Renaissance entstandenen Vorderhaus befindet sich eine zweischiffige, kreuzgratgewölbte Eingangshalle mit toskanischen Säulen und einem Rundbogenportal aus Rochlitzer Porphyrtuff. Das von der Halle abgehende gewölbte Treppenhaus beherbergt eine moderne, geradläufige Treppenanlage mit Sandsteinstufen. Der Südflügel erhielt einen Durchgang zu einem kleinen Garten und zum historischen Sommersaal im zweiten Obergeschoss des Hinterhauses. Der im Stil des Barock rekonstruierte Saal wird heute von einem neuen Deckengemälde des Leipziger Malers Wolfgang Peuker geschmückt, das das verlorengegangene Oesersche Gemälde ersetzt. Angeregt von barocker Plafondmalerei zeigt es eine Allegorie mit Wolkenhimmel. Eine Besonderheit ist die Echokammer, eine Öffnung in der Saaldecke zur darüberliegenden Galerie mit Balustradengeländer. Diese kann mit Hilfe eines beweglichen Holzdeckels geöffnet und geschlossen werden und sorgt heute bei Konzerten für einzigartige Echoeffekte. Im ersten Obergeschoss des Bosehauses ist heute das Bach-Museum untergebracht, im zweiten Obergeschoss befindet sich das Bach-Archiv Leipzig.

Das alljährlich im Juni stattfindende „Bachfest Leipzig“ lockt Bachfans aus der ganzen Welt in die Musikstadt. Bei einem abwechslungsreichen Programm aus weltlichen und kirchlichen Konzerten, Open-Air-Veranstaltungen, Kammerkonzerten und Jazz-Interpretationen wird der berühmte Thomaskantor geehrt.

Bildergalerie - Bosehaus

Bayerischer Bahnhof

Bayerischer Platz / Arthur-Hoffmann-Straße
Ortsteil: Zentrum-Süd

Solch einen Bahnhof muss der geneigte Besucher erst einmal entdecken: Wo früher die Züge ankamen und abfuhren, liegen keine Gleise mehr. Der Name blieb. 126 Jahre nach der Eröffnung des Vorgängers übernahm eine andere Station mit der Traditionsbezeichnung Bayerischer Bahnhof tief unter der Erde eine neue Funktion im Zuge des City-Tunnels. In die ehrwürdigen Gemäuer des früheren Bayerischen Bahnhofs an der Oberfläche zog stattdessen zünftige Gastronomie ein, Eisenbahn-Flair inklusive.

Grün-Weiß strebt Weiß-Blau entgegen


Der Bayerische Bahnhof war ein Kind des ausgebrochenen Eisenbahnfiebers in den 1830er Jahren. Die Annalen des Eisenbahnknotens Leipzig verzeichnen ihn als dritten Fernbahnhof. Nach dem Dresdner Bahnhof (1837/Gesamtstrecke in die sächsische Landeshauptstadt 1839) und dem Magdeburger Bahnhof (1840) im Nordosten der historischen Kernstadt stieß der Bayerische Bahnhof 1842 das Tor nach Süden weit auf. Mit einem Schienenweg zunächst bis Altenburg und anschließend etappenweise bis Reichenbach und Plauen tastete sich die Strecke in Richtung Hof vor, wo auf bayerischer Seite das neue Verkehrsmittel Eisenbahn geschwind vorankam.

Wie an vier anderen Stellen in Leipzig ebenfalls bot die kompakte, ihre mittelalterliche Enge erst langsam sprengende Stadt keine andere Gelegenheit, als einen Kopfbahnhof anzulegen. Einen Schienenweg mitten durch das historische Leipzig anzulegen, war undenkbar. 

Den ursprünglichen Bayerischen Bahnhof bildeten zwei helle, längliche Gebäudetrakte für die Bahnhofsverwaltung und als Wohnstätte der höheren Bahnbeamten zu beiden Seiten der Gleise für Ankunft und Abfahrt in der viergleisigen Bahnhofshalle. Quer über die Gleise wölbte sich auf der Stadtseite ein klassizistisch gestalteter Portikus mit seinen erhabenen Buchstaben „Sächsisch-Bayersche Staats-Eisenbahn“ und den Flaggen in Grün-Weiß und Weiß-Blau der beiden Freistaaten nebst den entsprechenden Wappen. Ankommende Lokomotiven rollten durch einen Torbogen auf die Drehscheibe vor dem Portikus (in Höhe des heutigen Zugangs zum City-Tunnel) und setzten sich nach dem Drehen in die entgegengesetzte Fahrtrichtung und dem Passieren des benachbarten Torbogens für die Rückfahrt wieder vor ihren Zug. 

Praktisch genutzter Denkmal-Solitär


Mühsam teilreparierte Kriegsschäden verliehen dem bedeutenden Baudenkmal, das sich weiterhin in voller Nutzung befand, in der DDR eine traurige Gestalt. Doch das Traditionsbewusstsein war wach genug, um den Bayerischen Bahnhof auf die Zentrale Denkmalliste zu setzen. Damit erlangte der Denkmalschutz Gesetzeskraft. Eine Zeitlang spornten Träume, hier ein Zentrales Eisenbahnmuseum mit historischen Fahrzeugen einzurichten, sogar die Phantasie an. Alles andere wäre Frevel gewesen – teilte sich der Bayerische Bahnhof in Leipzig mit einer Station in Liverpool doch den Spitzenplatz, ältester in Betrieb befindlicher Bahnhof der Welt aus der Frühzeit der Eisenbahn zu sein.

Sanierung des Klassikers, Wechsel in den Untergrund


„Rettet den Bayerischen Bahnhof in Leipzig“ befanden Münchner Eisenbahn-Enthusiasten, die 1990 viel Gefallen daran gefunden hatten, dass ein Bahnhof mitten in Sachsen mit seinem exklusiven Namen ununterbrochen das Fernweh nach dem weiß-blauen Freistaat im Süden wachgehalten hatte. Rasch begannen sichtbare Reparaturen der angegriffenen Bausubstanz und denkmalpflegerische Arbeiten, die diesen Namen verdienten. Nunmehr konnte an festlichen Tagen der zu alter Schönheit zurückgekehrte Portikus guten Gewissens wieder im Scheinwerferlicht erstrahlen.

Veränderungsdruck nahte von anderer Seite: Endlich ging der alte Traum von einer durchgängigen innerstädtischen Schienenverbindung zwischen dem Hauptbahnhof und dem Bayerischen Bahnhof in Erfüllung. Die Tunnelidee, die bis in das frühe 20. Jahrhundert zurückreichte, sollte im 21. Jahrhundert Realität werden. Das ließ sich nur mit zwei Großvorhaben umsetzen. Der Bayerische Bahnhof verlor seine oberirdischen Bahnanlagen, und der prächtig sanierte Portikus musste während des Tunnelbaus in offener Baugrube für den Anschnitt der Tunnelstrecke zur Seite geschoben werden. Im Juni 2001 verließ der letzte Zug in Anwesenheit einer treuen Fan-Gemeinde den in jeder Beziehung zum Klassiker avancierten Bayerischen Bahnhof.

Gastronomie mit Eisenbahn-Flair


Dicht an dicht gedrängt verfolgte eine riesige Menschenmenge am 10. April 2006 das Zur-Seite-Rücken des 2.800 Tonnen schweren Portikus in seine 30 Meter entfernte Parkposition während des Tunnelbaus. Hin- und Rückfahrt am 30. Oktober 2006 gelangen perfekt. Als der Portikus wieder am westlichen Bahnhofstrakt „andockte“, blieb nicht der geringste Spalt. Und seit dem 13. Dezember 2013 rollen in der Hauptverkehrszeit tief unter dem historischen Bahnhofsareal die Züge der S-Bahn Mitteldeutschland im Fünf-Minuten-Takt in Richtung Innenstadt oder Süden.

Derweil lädt in den historischen Räumen des Empfangsgebäudes die Gasthaus und Gosebrauerei Bayerischer Bahnhof zur Einkehr ein. Vor dem Gebäude ist die Speisekarte in einem Blechkasten mit der Kontur der weltberühmten bayerischen Dampflok-Baureihe S 3/6 in ihrem klassischen Grün zu finden. Der sächsisch-bayerische Traditionsbezug lebt. Alle Speisen tragen bahnpersonalaffine Namen und entstammen dem beliebten deftigen Kreis der Kulinarik. In der warmen Jahreszeit öffnet außerdem ein gemütlicher Biergarten im Schatten des alten Baumbestands. Historische Fotos und Bahnutensilien unterstreichen die Verbundenheit mit der Bahnhofsgeschichte. Während die Mitropa früher einen Teil des Bahnhofsinnenlebens bestritt, dominiert die heutige Gaststätte das historische Gemäuer des Bayerischen Bahnhofs. Eisenbahnfreunde schätzen diesen stets präsenten emotionalen Brückenschlag zu den Ursprüngen des Bahnhofs.

Bildergalerie - Bayerischer Bahnhof

Historisches Bildmaterial - Bayerischer Bahnhof

Bamberger & Hertz / Königsbau

Goethestraße 1
Ortsteil: Zentrum

Der Königsbau am Augustusplatz wurde nach einem Entwurf der Architekten Arthur Johlige und Hermann Schmidt 1911 im neoklassizistischen Stil von der Königsbau AG errichtet. Er beherbergte seit seiner Fertigstellung bis 1938 das jüdische Kaufhaus „Bamberger & Hertz“ der Familie Bamberger. Dabei handelte es sich seinerzeit um ein führendendes Konfektionshaus für Herrenmode in Deutschland. Heute beherbergt der Königsbau Büro- und Geschäftsräumlichkeiten.

Vom renommierten Konfektionshaus in exponierter Lage


Der unmittelbar neben dem Krochhochhaus gegenüber dem Opernhaus gelegene Königsbau prägt als markantes Eckgebäude seit seiner Errichtung 1911 den Augustusplatz. Das Gebäude an der Grimmaischen Straße beherbergte einst das renommierte Konfektionshaus für Herrenmode „Bamberger & Hertz“, dessen Geschichte bis ins späte 19.Jahrhundert zurück reicht.

Der Beiname „Königsbau“ geht auf die Baufirma Königsbau AG zurück, die das von denArchitekten Arthur Johlige und Hermann Schmidt konzipierte Geschäftshaus im neoklassizistischen Stil 1911 realisierte. Der Grundstein für das erfolgreiche Wirken der Unternehmerfamilie Bamberger wurde durch Jacob Bamberger in Worms gelegt, wo er 1876 sein erstes Konfektionshaus gründete. Dessen Schwager Karl Hertz schied nach anfänglichem Mitwirken in der Firma wenig später wieder aus. Der Name „Bamberger & Hertz“ blieb allerdings bestehen und wurde bald zu einem Begriff in der Branche. Anfang des 20. Jahrhunderts expandierte das Unternehmen und eröffnete weitere Filialen in Frankfurt am Main, Köln, Stuttgart, München und Saarbrücken. Am 7. September 1911 entstand auch in Leipzig eine Zweigniederlassung der Frankfurter Hauptniederlassung, wo die Kaufleute Jacob Bamberger und seine beiden Söhne Ludwig und Fritz als Prokuristen tätig waren. 

Am 18. Oktober 1911 fand im neu errichteten Königsbau am Augustusplatz die feierliche Eröffnung des Spezialhauses für maßgeschneiderte Herren- und Knabenbekleidung durch die geschäftsführenden Brüder Heinrich, Ludwig und Fritz Bamberger statt. Der zur Eröffnung noch unfertige Neubau erhielt sein finales Aussehen nach nur sechs Monaten Bauzeit mit der Fertigstellung des Erweiterungsbaus im Oktober 1912. Das Geschäftsmotto „Verkauf nur gegen bar“ und zu „festen Preisen“ ohne Rabatt bewährte sich in Leipzig – wie zuvor auch in den anderen „Bamberger & Hertz“ Filialen. Trotz der gehobenen Preisklasse stellte sich rasch eine Stammkundschaft ein. Das Kaufhaus genoss einen ausgezeichneten Ruf und zählte zu den führenden Konfektionshäusern Deutschlands. Dank seiner exponierten Lage und den nicht vom Modehaus belegten und stets vermieteten Räumen überstand „Bamberger & Hertz“ die schwierigen Jahre des Ersten Weltkriegs und die Inflation verhältnismäßig unbeschadet unter der Leitung von Ludwig Bamberger und Gustav Bamberger.

Das tragische Schicksal der Familie Bamberger


Mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten 1933 und den fortschreitenden Repressionen gegenüber den jüdischen Bürgern wurde zunächst deren Ausschaltung aus der Wirtschaft erklärtes Staatsziel. Amtlich ausgesprochene Lieferbeschränkungen und -verbotebeeinflussten nachhaltig das Ladengeschäft und die Umsätze sanken stetig. Immer mehr Kunden hatten Angst, in einem jüdischen Geschäft einzukaufen und dabei gesehen zu werden. Aufgrund des immer größer werdenden Drucks entschied sich die Familie Bamberger im Juli 1936 zur Auflösung des Unternehmens. Seit 1938 gab es Bestrebungen zur Enteignung des Traditionshauses. In der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde „Bamberger & Hertz“ in Brand gesetzt und die Brüder Bamberger beschuldigt, das Haus selbst angezündet zu haben, um die ansehnliche Versicherungssumme zu erhalten. Wegen Brandstiftung und Versicherungsbetrug angeklagt wurden Ludwig und Gustav Bamberger inhaftiert, die Firma am 10. Dezember 1938 enteignet und das Familienunternehmen aufgelöst. Die Brüder starben später im Konzentrationslager. An das ehemalige Kaufhaus und das tragische Schicksal der Familie Bamberger erinnert heute eine an der Fassade des Gebäudes angebrachte Gedenktafel. 

Vom Familienunternehmen zum Geschäftshaus


Der Königsbau wurde nach dem Zweiten Weltkrieg als eines der ersten Gebäude am Augustusplatz wieder aufgebaut und von 1998 bis 2000 grundlegend saniert. Der Komplex beherbergte einst auch das 1926 vom Konditormeister Ernst Fischer als Konzert- und Lesecafé eröffnete Café Corso. Es galt neben Fischers Kaffeehaus Fürst Reichskanzler, einem Lesecafé mit etwa 200 in- und ausländischen Zeitungen, als legendäre und traditionsreiche Leipziger Institution und befindet sich heute in der Brüderstraße. 1949 zog im Erdgeschoss die Firma Blumen Hanisch ein. Zu DDR-Zeiten war das BaukombinatLeipzig, später Erste Baugesellschaft Leipzig, der Hauptnutzer. 1992 wurde das Gebäude den in Israel und den USA lebenden Kindern von Ludwig Bamberger zurückübertragen. Diese verkauften den Königsbau an den Bauunternehmer Jürgen Schneider, der das Hausbei der Deutschen Industriekreditbank (IKB) hoch belieh. Nach dem Schneider-Konkurs 1994 erwarb die IKB das Gebäude und veräußerte es später an das Versicherungsunternehmen Alte Leipziger.

Heute handelt es sich beim Königsbau um eine Büro- und Geschäftsgebäude mit diversenArztpraxen, einer Bank, einer Bäckerei mit Café und verschiedenen Dienstleistern. Hinter der neoklassizistischen Sandsteinfassade mit ionischen Säulen in den Obergeschossenbefinden sich fünf Stockwerke und ein glasüberdachter Innenhof. Das Dach ist mit vier rundbogigen Zwerchgiebeln gestaltet.

Bildergalerie - Bamberger & Hertz / Königsbau

Historisches Bildmaterial - Bamberger & Hertz / Königsbau

Alte Nikolaischule

Nikolaikirchhof 2
Ortsteil: Zentrum

Die Alte Nikolaikirche wurde 1512 unter dem Namen „Schola Nikolaitana“ als erste Bürgerschule Leipzigs eröffnet und gilt als bedeutendes Kulturdenkmal. Sie beherbergt heute neben dem gleichnamigen Gasthaus eine dem berühmten Nikolaitaner Richard Wagner gewidmete Dauerausstellung, das Antikenmuseum der Universität Leipzig sowie eine Veranstaltungsetage mit der historischen Richard-Wagner-Aula.

Die erste Bürgerschule der Stadt entsteht


Die Geschichte der Alten Nikolaischule reicht bis in das 14. Jahrhundert zurück. Zu dieser Zeit entwickelte sich Leipzig als Schnittpunkt der West-Ost-Handelsverbindung und mit drei Messen im Jahr zu einem der wichtigsten Warenumschlagplätze Europas. Gleichzeitig stieg auch der Bildungsanspruch in der Stadt. Das Leipziger Patriziat forderte deshalb den Bau einer Schule ähnlich der Thomasschule, jedoch ohne das zeitaufwendige Singen in Gottesdiensten. Angestrebt wurde eine Lateinschule, welche ihre Schüler nicht auf die Handelstätigkeit, sondern auf ein Studium vorbereiten sollte. Ziel war es, eine eigeneBildungs- und Verwaltungsschicht aufzubauen. 1395 genehmigte Papst Bonifatius IX. der Stadt die Errichtung einer eigenen Schule innerhalb der Kirchgemeindegrenzen von St. Nikolai. Die Realisierung der Pläne stieß allerdings auf heftigen Widerstand seitens der Augustiner-Chorherren des Thomasstiftes, welche das Bildungsmonopol der 1212 gegründeten Thomasschule bewahren wollten. Das päpstliche Privileg von 1395 konnte schließlich erst mehr als hundert Jahre später im Jahr 1510 nach zahlreichen Ratsbeschlüssen zur Errichtung der Stadtschule verwirklicht werden. Der Thomasstift überließ dem Rat widerwillig das baufällige Gebäude der Küsterei auf dem Nikolaikirchhof. Dieses wurde unmittelbar abgebrochen, lediglich der Keller mit dem Tonnengewölbe blieb bestehen. Darauf entstand ein zweistöckiger, unmittelbar an seine Nachbarhäuser anschließender Neubau in Traufstellung zum Kirchhof und zur Nikolaikirche. Das Gebäude wurde im Herbst 1512 einschließlich der Ausstattung seiner Schulstuben fertiggestellt. Die„Schola Nikolaitana“ nahm als erste Bürgerschule der Stadt unter ihrem Schulmeister, dem Magister Johannes Rumpfer, ihren Betrieb auf. Der Unterricht erfolgte in vier Klassenstufen. Zu den Fächern zählten Latein, Singen und Schreiben. Im Gegensatz zur Thomasschule musste für den Besuch der Nikolaischule ein Schulgeld entrichtet werden.

Unter den engagierten und humanistischen Rektoren Johannes Musler und Dr. Wolfgang Meurer erlebte die Nikolaischule ihre erste Blütezeit und die Zahl der Schüler stieg deutlich an. Die unteren der nunmehr sechszügigen Klassen entsprachen einer Grundschule, während die oberen auf das universitäre Studium vorbereitet wurden. Das Bildungsideal zu dieser Zeit sah eine „geistig freie, selbstständig denkende Persönlichkeit“ vor, weshalb das breit gefächerte Unterrichtsprogramm auch Fächer wie Griechisch, Rhetorik und die Aufführung klassischer Tragödien beinhaltete. Im Jahr 1547 wurden die nunmehr 150Schüler von fünf Lehrern unterrichtet.

Die Schola Nikolaitana und ihre berühmten Schüler


Auf die erste Aufbauetappe des Leipziger Bildungswesens folgte eine durch die Einführung der Reformation und die daraus resultierende Umgestaltung der Schule hervorgerufene Stagnation. Die Belastungen durch den Schmalkaldischen Krieg und ein verheerender Brand des Schulgebäudes 1551 schienen den Untergang der Nikolaischule zu besiegeln. Schließlich entstand 1553 ein steinerner Neubau, der von den Leipziger Baumeistern Jacob Griebe und Leonhard Oelfaß von 1596 bis 1597 umgesetzt wurde. Die zwei beengten Schulhäuser wurden zu einem Baukörper vereinigt und in Form eines dreistöckigen Schulhauses der Renaissance zum Kirchhof ausgerichtet.

In der Geschichte der Schule ragten insbesondere vier Nikolaischüler besonders heraus: Gottfried Wilhelm Leibnitz, Universalgenie und bedeutender Philosoph, und Christian Thomasius, der später in der Epoche der Aufklärung berühmt gewordene Staats- und Rechtsgelehrte. Leibnitz war von 1658 bis 1661 Schüler an der Nikolaischule, Thomasius von 1665 bis 1770. Auch der namhafte Dichter und Schriftsteller Johann Gottfried Seumesowie der berühmte Komponist und Dirigent Richard Wagner besuchten 1779/80 bzw. 1828 bis 1830 die Nikolaischule. Daran erinnert noch heute eine Tafel an der Gebäudefassade. 

Mit der industriellen Revolution und dem damit einhergehenden wachsenden Bildungsanspruch kam es zu einem erneuten sprunghaften Anstieg der Schülerzahl. Das zu eng gewordene Schulgebäude wurde nach Plänen des Rektors Albert Forbiger 1826/27 erweitert. Dabei wurde das Eckhaus mit Giebelstellung zum Nikolaikirchhof einbezogen. Im neuen Westflügel wurde das Schulhaus in der zweiten Etage um eine Aula und einen Festsaal bereichert und erhielt insgesamt sieben Auditorien. Da die Schülerzahl inzwischen auf 372 angewachsen war, verlagerte man das Nikolaigymnasium 1872 in einen Neubau in der Königstraße, der heutigen Goldschmidtstraße. Dieser wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Nach dem Auszug des alten Gymnasiums wurde das Gebäude multikommunal genutzt. Die Universität Leipzig wurde 1953 neuer Rechtsträger und neben der Bau- und Handelshochschule Leipzig Nutzer der Alten Nikolaischule. Aufgrund seiner Baufälligkeit wurde das Gebäude 1976 durch die Bauaufsicht gesperrt. Aufgrund von fehlenden Mitteln zur Sanierung erfolgten zehn Jahre später der Abriss des Hofgebäudes und desTreppenhauses. Am 10. Oktober 1990 wurde die Alte Nikolaischule durch einen Beschluss der Stadtverordnetenversammlung an die Kulturstiftung Leipzig übertragen und zwischen 1991 und 1994 umfassend saniert. 

Gasthaus, Dauerausstellung und Konzerte in authentischem Ambiente 


Ihr heutiges Erscheinungsbild erhielt die Alte Nikolaischule im Zuge zahlreicher Umbautenum 1900. Aus dieser Zeit zeugt noch die von Hugo Licht zwischen 1900 und 1906 für die Königliche Garnisonswache erbaute dekorative dreibogige Arkade. Bei der Sanierung in den1990er Jahren setzten die Architekten bewusst auf einen Kontrast zwischen neu Gebautem und historischer Bausubstanz. Der schlicht gehaltene Putzbau mit den Tür- und Fenstergewänden aus Rochlitzer Porphyrtuff sowie dem Konsolgesims unterhalb der Traufe bewahrten sich bis heute ihr Erscheinungsbild aus dem späten 16. Jahrhundert. Auch die bemalte Holzdecke im Eingangsbereich sowie das sich über der Tür befindliche Stadtwappen stammen aus dieser Epoche. Im Gebäudeinneren führt eine moderne Treppe aus Glas und Stahl zu den Etagen. Im Untergeschoss beherbergt die Alte Nikolaischule dieim Mai 2013 anlässlich des 200. Geburtstages von Richard Wagner eröffnete Dauerausstellung „Der junge Richard Wagner 1813 bis 1834“. Diese widmet sich als erste Ausstellung überhaupt ausschließlich der Persönlichkeit des jungen Genies. Im Fokus stehen dabei sein Umfeld, seine Jugend, sein musikalischer Werdegang und sein Frühwerk. Im Erdgeschoss befindet sich das Gasthaus „Alte Nikolaischule“. Der zentrale Gastraum, heute der historische Leibnitzsaal, befindet sich im Auditorium aus dem 16. Jahrhundert. In dem restaurierten Saal kann man an den Wänden Fragmente der wiederentdeckten lateinischen Inschriften bewundern. Das 1. Obergeschoss beherbergt das Antikenmuseum der Universität Leipzig. Dabei handelt es sich um eine der ältesten und bedeutsamsten Sammlungen römischer und griechischer Altertümer an Universitäten in ganz Deutschland. Sie zeigt rund 10.000 originale Gegenstände. Im 2. Obergeschoss befindet sich die historische Richard-Wagner-Aula im Stil des Klassizismus. Dabei handelt es sich um den einzigen authentischen Ort in Leipzig, der unmittelbar mit dem Wirken Richard Wagners verknüpft ist. Zur Ausstattung gehört neben einem modernen Blüthner-Flügel ein historisches Broadwood-Klavier aus dem Jahr 1835. Mit ihren 100 Plätzen wird die Aula für Veranstaltungen unterschiedlicher Art, darunter Theaterprojekte, Lesungen und Konzerte, genutzt. Im Foyer vor der Aula finden wechselnde Ausstellungen statt. 

Bildergalerie - Alte Nikolaischule

Historisches Bildmaterial - Alte Nikolaischule

Wintergartenhochhaus

Wintergartenstraße 2
Ortsteil: Zentrum

Hochhäuser prägen die Silhouette vieler deutscher Großstädte. Meistens handelt es sich dabei um Bürotürme, denen zugetraut wird, dass sie das Selbstverständnis der darin residierenden Banken oder Industriekonzerne prägnant, ja eindringlich herauskehren. Anders in Leipzig. Hier rangiert ein Wohnhochhaus in der Spitzengruppe der höchsten Bauwerke. Über viele Jahre hinweg ließ es sich der Höhe nach von keinem anderen deutschen Wohnturm übertreffen – das Wintergartenhochhaus.  

Dominante des Aufbauwerks


Ende der 1960er war das Aufbauwerk in Leipzig nach den Zerstörungen der alten Stadt im Zweiten Weltkrieg im Wesentlichen geschafft. Großzügiger als im Sinne bloßer Stadtreparatur sollte nunmehr geplant und gebaut werden. „Dominanten“ fanden Eingang in den Sprachgebrauch der Baumeister und der an Architektur und Städtebau interessierten breiten Öffentlichkeit. Die Messestadt Leipzig sollte in die Höhe wachsen und an fünf Stellen den Siegeszug einer sich überlegen dünkenden „neuen Gesellschaftsordnung“ gestalterisch in Beton gießen. Die „neuen sozialistischen Stadtzentren“ wurden kräftig propagiert – und im Mai 1968 steckte in der Leipziger Volkszeitung die erste vierfarbige Beilage dieses Blattes mit zahlreichen Planzeichnungen und Modellen, wie schön alles werden sollte. Fünf Hochhäuser – die Dominanten des Forschrittsversprechens und der Schlaglichtauftritte vor dem zwei Mal pro Jahr anreisenden internationalen Messepublikum – sollten eine weithin sichtbare Skyline formen (auch wenn solch ein Amerikanismus damals im Sprachgebrauch fehlte). Es ging neben dem Wohnhochhaus Wintergartenstraße um das Hochhaus der Karl-Marx-Universität (heute City-Hochhaus), ein Hotel am Friedrich-Engels-Platz (heute Goerdelerring, nicht realisiert), ein Hochhaus am Bayerischen Bahnhof als Entree zur Straße des 18. Oktober (nicht realisiert) und einen weiteren Wohnturm im Zentrum der Messemagistrale (nicht realisiert). Die schwindende Umsetzungsquote der hochfliegenden Pläne war der Diskrepanz zwischen Präsentationswunsch und Baukosten für die speziell, keineswegs am Fließband projektierten Hochhäuser geschuldet. Plattenbau ging schneller und war billiger.

Ein Hochhaustraum geht in Erfüllung


Doch an der Wintergartenstraße ging der Hochhaustraum in Erfüllung. Auf dem benachbarten Hauptbahnhof kamen die Messegäste mit den Sonderzügen und mit den Pendelbussen vom Flughafen an. Dort verflocht sich der Stadtverkehr mit dem hereinflutenden Autostrom. Es war die angemessene Stelle, um ein Achtungszeichen in der Symbolgestalt eines erhobenen Zeigefingers zu setzen.

Die geschwungene Einfädelung Promenadenring/Wintergartenstraße ist ein prominenter Ort. Deshalb war Stadtbaurat Hubert Ritter mit seiner legendären Vision einer Ringcity schon in den 1920er Jahren auf die Idee gekommen, an der Ostseite des Hauptbahnhofs ein Hochhaus zu platzieren. Der Krieg hinterließ dagegen an diesem Fleck den Torso des Hotels Stadt Rom. Es fiel 1969, um das Baufeld für das Hochhaus zu räumen, auch wenn die Bodenbeschaffenheit für einen Vielgeschosser an diesem Fixpunkt nicht ideal ist. Mit einer massiven Betonwanne ließen sich die Nachteile korrigieren.

Das Wohnhochhaus entstand zwischen 1970 und 1972. Im wahrhaft praktischen Mittelpunkt stand der erstmals für ein Bauwerk dieser Dimension angewandte Betongleitkern. Wie es damit vorangeht, stand jeden Morgen mit der Regelmäßigkeit des Wetterberichts oder des Fernsehprogramms in der Tageszeitung. Ein gedrucktes Bautagebuch gewissermaßen. Die Tatra-Transportbetonmischer rollten nach einem strengen Plan an. Fiel einer aus, sprang sofort ein vorgehaltenes Ersatzfahrzeug ein. Für die laufenden Messungen der Maßhaltigkeit des Gleitkerns kam erstmals hochmoderne Lasertechnologie zum Einsatz. Die Kontinuität und Zuverlässigkeit des Wachsens prägte alle Abläufe.

Attraktive Perspektiven jederzeit und allerorten


Architektonische Leitidee des Wohnhochhauses, entworfen von Horst Siegel, sind die 16 Außenecken des symmetrischen Grundrisses aller 26 Wohnetagen, die sich optisch durch abgeschrägte Balkonvorderseiten zum Eindruck eines achteckigen Baukörpers verdichten. Rote Sichtflächen an den Vorderseiten der Balkone und die vorgefertigte schneeweiße Außenhaut unterstrichen den herausgehobenen, immer besonders reinlich wirkenden Auftritt des Bauwerks in einem sich ändernden Stadtbild.

Und erst die Aussicht! Egal, auf welcher Seite jemand in der sozial wohlweislich durchmischten Hausgemeinschaft eine Wohnung bekam, für eine überzeugende Perspektive war gesorgt. Die Sonnenaufgänge im Osten der Stadt! Das Innenstadtpanorama im Süden! Das wuselige, großstädtische Umfeld des Hauptbahnhofs! Lob kam und kommt von allen Seiten. Das Wohnhochhaus Wintergartenstraße – wiewohl ein Solitär – stand trotzdem nicht allein. Unten nahm das zweietagige Restaurant Stadt Dresden die leicht geschwungene Linie des Georgirings auf, und nach Osten erstreckte sich der ebenfalls zweigeschossige, ausgreifende Bauriegel des „Einkaufszentrums am Hauptbahnhof“ mit dem Hortex-Markt, der jeden Morgen mit frischem Obst und Gemüse aus Polen direkt beliefert wurde.

In dieser Kombination glitt das Wintergartenhochhaus nahtlos in die deutsche Einheit. Eigentümer des Komplexes wurde im nunmehr marktwirtschaftlichen Gewand die städtische Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft LWB. Sie verkürzt den Namen ihres Juwels gern auf Wiga und hat sich ihm bewusst dadurch genähert, dass sie ihren neuen Unternehmenssitz zu Füßen des damals rund 40 Jahre alten Hochhauses errichtete. Um dieses Vorhaben auf dem kompliziert geformten Grundstück umsetzen zu können, mussten das Restaurant und das Einkaufszentrum abgerissen werden. Leer blieb die Fläche selbstverständlich nicht. Im Anschluss an die gründliche Sanierung des Hochhauses vor der FIFA Fußball-WM 2006 entstanden neben dem genannten LWB-Hauptquartier ein Hotel und schicke Wohnbauten, die es – gemessen an der sich bietenden Aussicht – natürlich nicht mit einer der oberen Etagen des Hochhauses aufnehmen können.

Ach ja, die Höhe. Fast 107 Meter sind es bis zur Oberkante des Doppel-M der Leipziger Messe, das sich von Beginn an in luftiger Höhe dreht. Auf fast 96 Meter Höhe schichten sich die Wohnetagen. Damit war das Wintergartenhochhaus bis zum Jahr 2020 in ganz Deutschland das höchste reine Wohngebäude. Dann stürmte der Grand Tower in Leipzigs Partnerstadt Frankfurt am Main mit seinen 180 Metern Höhe auf 47 Etagen an die Spitze. Sei’s drum: Für Wohnungen im Wiga führt die LWB eine Warteliste.

Bildergalerie - Wintergartenhochhaus

Historisches Bildmaterial - Wintergartenhochhaus

Romanushaus in Leipzig

Katharinenstraße 23 / Brühl 18
Ortsteil: Zentrum

Das Romanushaus wurde zwischen 1701 und 1704 von Johann Gregor Fuchs für Leipzigs Bürgermeister Franz Conrad Romanus erbaut. Das Stadtpalais gehört zu den Leitbauten sächsischer Barockarchitektur und gilt als prächtigstes Bürgerhaus der Stadt. 

Vom Bürgermeister Romanus und dem 150.000 Taler Betrug 


Die Geschichte des Romanushauses reicht bis ins späte 17. Jahrhundert zurück. Der in Leipzig geborene Franz Conrad Romanus arbeitete zu dieser Zeit als Rechtsanwalt in seiner Heimatstadt. Der sächsische Kurfürst Friedrich August I. wurde auf den jungen Advokaten aufmerksam und empfahl dem Leipziger Rat mit Nachdruck, diesen mit dem Bürgermeisteramt zu betrauen. Mit gerade einmal 30 Jahren trat Romanus schließlich im Jahr 1701 das Amt an. Während seiner Zeit als Bürgermeister setzte er sich für den Ausbau der kommunalen Infrastruktur ein: Nur vier Monate nach seinem Amtseintritt brachte er die Einführung der ersten öffentlichen Straßenbeleuchtung der Stadt auf den Weg und ließ später eine Kanalisation bauen. Während seiner zweiten Amtszeit begründete er über die Beschaffung städtischer Sänften und die Anstellung entsprechender Träger Leipzigs öffentlichen Nahverkehr und bewirkte dir Gründung des Armenamtes.

Romanus hatte schon längere Zeit mit dem Gedanken gespielt, sich in exponierter Lage ein prunkvolles Wohnhaus bauen zu lassen, welches seinem hohen Amt würdig war. 1698 erbte er das Eckhaus zwischen Katharinenstraße und Brühl und kaufte die drei angrenzenden Häuser dazu. Auf den Grundstücken der vier Vorgängerbauten ließ Romanus von 1701 bis 1704 vom Dresdner Ratsmaurermeister Johann Gregor Fuchs ein prächtiges Wohnpalais im Stil des Dresdner Barocks errichten. Die Baukosten beliefen sich auf 150.000 Taler – etwa die Hälfte dessen, was später die Dresdner Frauenkirche kosten sollte – und überstiegen deutlich die Vermögensverhältnisse des jungen Bürgermeisters. Um die Kosten decken zu können, erstellte er gefälschte Ratsschuldscheine. Als der Betrug aufflog, kannte August der Starke bei seinem Günstling keine Gnade und Romanus kam 1705 als Gefangener auf die Festung Königsstein, wo er nach 41 Jahren Haft 1746 starb.

Poesie und Seidenhandel in barocken Gemäuern


Nach der Inhaftierung von Romanus fiel das Stadtpalais in den Besitz seiner Ehefrau Christiana Maria. Die gemeinsame Tochter Christiana Mariana von Ziegler kehrte zu ihrer Mutter ins Romanushaus zurück und gründete dort einen der ersten literarisch-musikalischen Salons in Deutschland, welcher sich zur „Begegnungsstätte von Bürgern, Gelehrten und Künstlern“ entwickelte. Johann Sebastian Bach, der seit 1723 als Thomaskantor in Leipzig tätig war, vertonte 1725 neun ihrer geistlichen Kantaten-Dichtungen und ließ diese aufführen. Der Schriftsteller Johann Christoph Gottsched ernannte die „Zieglerin“ 1730 zum ersten und einzigen weiblichen Mitglied seiner „Deutschen Gesellschaft“ in Leipzig, wo sie zwei Mal den Preis der Poesie gewann.

Mit dem Verkauf des Romanushauses an den Hofrat Oertel verblieb es von 1735 bis 1770 im Oertelschen Familienbesitz, bis es 1770 an den Weinhändler George Wilhelm Richter veräußert wurde. Letzterer eröffnete 1772 im zweiten Obergeschoss des Romanushauses das vornehme „Richtersche Café“, welches zum Treffpunkt von Künstlern, Literaten und Verlegern wurde und in dem auch Friedrich Schiller des Öfteren zu Gast war. 1792 tagte in den barocken Gemäuern die erste gesellschaftliche Vereinigung des deutschen Buchhandels. Zwei Jahre später verkaufte Richter das Gebäude an den wohlhabenden französischen Kaufmann Jean Marc Albert Dufour-Féronce, der dort eine Seidenwarenhandlung betrieb. Dufour veranlasste eine umfassende Renovierung unter der Leitung von Johann Carl Friedrich Dauthe, bevor er das Haus 1795/96 bezog. Bis 1905 trug das Gebäude zwischenzeitlich den Namen „Dufoursches Haus“. Von 1906 bis 1907 wurde das barocke Palais vom Architekten Otto Paul Burghardt restauriert. Während einer weiteren Sanierung in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre wurden die Stuckdecken und die Hofflügel zerstört, welche Mitte der 1990er Jahren mitsamt der 1874 abgebrochenen Belvedere in ihrer ursprünglichen Form wiederhergestellt wurden.

Putten, Stuckgirlanden und Belvedere im historischen Stadtkern


Mit dem Bau des Romanushauses legte der Ratsmaurer Fuchs den Grundstein für die Blütezeit des bürgerlichen Barock in Leipzig. Es galt seinerzeit in „Umfang wie Stil gleich neu und außerordentlich“ (Nikolaus Pevsner). Die Ausgestaltung spiegelt auch das Selbstbewusstsein des bürgerlichen Bauherrn auf eindrucksvolle Art wider. Fortan wurde etwa ein Drittel der städtischen Gebäude im barocken Zeitgeist erbaut oder umgebaut. 

Über dem sockelartigen Erdgeschoss des Romanushauses, in welchem sich einst Kaufgewölbe für den Messehandel befanden, erheben sich drei verschieden hohe Obergeschosse. In diese gelangt man über eine geradläufige Treppenanlage mit Figurennischen. Der barocke Bau ist mit typischen Schmuckelementen wie Girlanden an den Eingängen, Giebeln und Fensterbrüstungen dekoriert. Die Nordfassade am Brühl wird mit ihren dreizehn Fenstern von mehreren Risaliten geschmückt. Der Mittelrisalit vor den Obergeschossen ist von vier angedeuteten Säulen mit ionischen Kapitellen und prachtvoll ornamentierten Dachgiebeln ausgestaltet. Oberhalb des Mittelrisalits befinden sich die Figuren der Minerva und der Fama. Die Brüstungsfelder zeigen liegende Putten, Festons sowie überkreuzte Palm- und Blätterzweige. Besonders eindrucksvoll ist das Belvedere nach italienischem Vorbild über dem Mansarddach, welches sich als optisch separates Aussichtsgeschoss mit dem Sommersaal über dem Gebäude erhebt. Im ersten Obergeschoss der sechs Fenster breiten Ostfassade auf der Katharinenstraße befindet sich ein Balkon, während der darüberliegende Mittelteil in einem breiten barocken Dachgiebel abschließt.

Vom Merkur in der Wandnische


Zwischen Nord- und Ostfassade ist ein zweigeschossiger Eckerker mit einem Balkon auf Höhe des zweiten Obergeschosses zu sehen. Darunter befindet sich in einer von zwei Säulen flankierten Wandnische die Merkur-Statue, dem griechischen Gott des Handels und der Diebe. Diese wurde vom Dresdner Hofbildhauer Balthasar Permoser geschaffen. Mit der Fertigstellung des Romanushauses befand sich die Statue allerdings noch nicht an ihrem heutigen Platz in der Wandnische, sondern wurde zunächst 1752 im Schlosspark Schwerin aufgestellt. Nachdem die Figur in den 1950er Jahren durch eine Kopie ersetzt wurde, gelangte das Original schließlich nach Leipzig und schmückte die Nische des Romanushauses bis in die 1990er Jahre. Als die Stadt Schwerin den Merkur zurückverlangte, wurde auf Anregung der Kulturstiftung Leipzig ein entsprechender Nachguss vom Bildhauer Markus Gläser geschaffen und 2006 an derselben Stelle wieder aufgestellt. 

Heute beherbergt das Romanushaus das ur-sächsische Restaurant Romanushof, wo die Gäste saisonale und regionale Spezialitäten genießen können. Neben sächsischer Hausmannskost werden auch königliche Leibspeisen aus längst vergangener Zeit serviert, darunter hausgebackene Brote, deftige Bierhappen und saftige Rinderbraten. In den lauen Sommermonaten lädt der idyllische Innenhof zum Verweilen und Genießen in historischem und mediterranem Flair ein.

Bildergalerie - Romanushaus in Leipzig

Historisches Bildmaterial - Romanushaus in Leipzig

Krochhochhaus in Leipzig

Goethestraße 2
Ortsteil: Zentrum

Das Krochhochhaus wurde als erstes Hochhaus der Stadt Leipzig und zugleich erstes privates Bankgebäude in dieser Größe in Deutschland errichtet. Es wurde 1927/28 auf Ansinnen des Bankiers Hans Kroch nach Entwürfen von German Bestelmeyer als Bankhaus im Stil des venezianischen Torre dell‘ Orologio geschaffen. Der 43 Meter hohe Bau prägt noch heute das Erscheinungsbild des Augustusplatzes. Seit 2010 beherbergt das Krochhochhaus das Ägyptische Museum der Universität Leipzig, dessen Eingang sich in der Theaterpassage befindet.

Vom Bauskandal zum ersten Hochhaus der Stadt


Nach der Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg versuchte die Weltmessestadt Leipzig das verlorengegangene Selbstbewusstsein zumindest symbolisch durch den Bau von Messepalästen und Hochhäusern nach amerikanischem Vorbild wiederzuerlangen. Während dieses Vorhaben zunächst an der Inflation scheiterte, setzte der Stadtbaurat Hubert Ritter wenig später mit seinem Konzept für einen Hochhausring um die Leipziger Innenstadt einen neuen Impuls. Der Bankier Hans Kroch griff die Idee auf und schlug vor, die Privatbank Kroch nach diesem Vorbild neu zu errichten. Am besten geeignet für ein solches Gebäude war der Augustusplatz, jedoch war dort lediglich das schmale Grundstück der Theaterpassage zwischen Konfektionshaus Bamberger & Hertz und der Dresdner Bank – ehemals Hotel „Schwarzes Bret“ – verfügbar. Den 1926 ausgeschriebenen Architekturwettbewerb „zur Erlangung von Entwürfen für die städtebauliche Ausgestaltung des Augustusplatzes und für die architektonische Durchbildung des Bankhauses Kroch“ gewann der Münchner Architekt German Bestelmeyer. Sein ambitionierter Entwurf für ein alle anderen Bauten überragendes Hochhaus nach dem Vorbild des venezianischen Torre dell‘ Orologio rief bei den Bürgern der Stadt zunächst großen Widerstand hervor. Hintergrund war die Vorschrift, dass sämtliche Neubauten in der exponierten Innenstadtlage die Firsthöhe der bereits bestehenden Bauten nicht überschreiten dürften – schon gar nicht ein Privatbau. Der Entwurf wurde schließlich unter der Voraussetzung genehmigt, dass das Hochhaus die weiteren Gebäude nicht allzu aufdringlich überschreiten dürfe. So konzipierte Kroch die vier Etagen nach Erreichen der Normhöhe als Attrappen und überzeugte damit schließlich die Entscheider. Der 43 Meter hohe Komplex wurde 1927/28 als erstes Hochhaus der Stadt und zugleich erstes privates Bankgebäude in dieser Größe in Deutschland errichtet. Bestelmeyer schuf damit eines der Wahrzeichen Leipzigs, welches noch heute den Augustusplatz prägt, und gab zugleich den Auftakt für den Hochhausbau in Leipzig.

Venezianisches Flair auf dem Augustusplatz


Wer schon einmal auf dem Markusplatz in Venedig stand, dem kommt der imposante Bau des Krochhochhauses sehr bekannt vor – und das mit guten Grund: Der elfgeschossige kalksteinverkleidete Stahlbetonbau wurde nach dem Vorbild des Uhrturms am Markusplatz gestaltet. Passend dazu wurden dem Gebäude zwei bronzene Glockenschläger aufgesetzt. Sie galten zur Eröffnung 1928 als das größte Turmschlagwerk der Welt. Der Schmied Eugen Ehrenbock schuf die 3,30 m hohen Kupferfiguren nach Entwürfen des Bildhauers Josef Wackerle. Letzterer wollte damit einen harten oberen Abschluss des kantigen Gebäudes vermeiden. Der eine Glockenmann, ein Jüngling, schlägt aller 15 Minuten, der andere bärtige Alte schlägt jede volle Stunde. Das darunter gelegene Giebelfeld trägt, ganz im Geist der Handelsstadt, die lateinische Inschrift „Omnia vincit labor“ (Arbeit überwindet alles). Die Turmuhr der Leipziger Firma Berhard Zachariä auf Höhe des elften Obergeschosses wird von zwei reliefierten Löwen flankiert. Die Symbole Venedigs und zugleich Wappentiere Leipzigs spiegeln die Bedeutung und Macht des Bankhauses wider. Der Bezug Leipzigs und der einst dominierenden Welthandelsstadt Venedig war durchaus eine Verbidnung, die damals wie heute gefiel. An der Kugel oberhalb der Uhr werden können die Mondphasen abgelesen werden.

Altes Ägypten im ehemaligen Bankhaus 


In der Schalterhalle des ehemaligen Bankhauses Kroch in der Theaterpassage hat heute das Ägyptische Museum der Universität Leipzig sein Domizil. Die Halle stellt ein bedeutendes Interieur des Leipziger Art déco dar. Besonders eindrucksvoll ist auch der von Josef Wackerle geschaffene Neptunbrunnen aus Terrakotta mit der vergoldeten Figur des Meeresgottes. Im Jahr 2010 wurde das ehemalige Bankhaus zu einem Ort der Wissenschaft und der Forschung umgewidmet, der heute die größte und bedeutendste Universitätssammlung ihrer Art in ganz Deutschland beinhaltet. Die Sammlung setzt sich im Wesentlichen aus archäologischen Funden und Käufen des Ägyptologen und Museumsleiters Georg Steindorff zusammen und umfasst rund 7.000 Objekte. Diese stammen aus fünf Jahrtausenden, insbesondere aus dem unternubischen Aniba. Neben zahlreichen Statuen, alltäglichen Gegenständen und einigen Mumien bildet ein mumienartig gestalteter Sarg mit Hieroglyphen den Grundstock des Museums. Dieser wurde 1840 vom Professor für Archäologie der Universität Leipzig, Gustav Seyffart, in Triest erworben und zählt noch heute zu einer echten Rarität und Attraktion des Museums. 

Das Krochhochhaus hat bis heute nichts von seiner architektonischen Bedeutung eingebüßt. Der Bau wurde mit Muschelkalkplatten verkleidet und weist nur wenig figürliche Ornamentik auf, die auf die unterste und oberste Geschosszone beschränkt ist. Das gesamt Bildprogramm spiegelt die Lebenseinstellung des bodenständigen Bankiers wider und zeugt von seiner Einbindung in die Gesellschaft. Auf den kantigen, mit Naturstein verkleideten Betonsäulen des Eingangsbereichs entdeckt man beim näheren Hinschauen einen symbolischer Bildschmuck. Dieser wurde in der Art frühzeitlicher Ritzzeichnungen ausgeführt. Im Untergeschoss befindet sich die Theaterpassage mit zahlreichen Geschäften. Sie wurde damals so benannt, weil sie unmittelbar zum gegenüberliegenden Neuen Theater auf dem Augustusplatz führte. Dieses wurde im Zweiten Weltkrieg 1943 zerstört. An gleicher Stelle wurde bis 1960 das heutige Opernhaus errichtet.

Bildergalerie - Krochhochhaus in Leipzig

Historisches Bildmaterial - Krochhochhaus in Leipzig

Klinger-Haus in Leipzig

Petersstraße 48
Ortsteil: Zentrum

Das malerisch gestaltete Wohn- und Geschäftshaus befindet sich am Südende der Petersstraße und gilt als eines der schönsten Leipziger Bauten. Es wurde 1887 bis 1889 nach Plänen von Arwed Rossbach errichtet. Bei der Gestaltung verwendete Rossbach Elemente der deutschen und niederländischen Renaissance. Davon zeugen die mit Arabesken, Terrakottenverblendungen und Säulen verzierte Fassade, der dreigeschossige Eckerker, der bemalte Putz sowie die beiden prächtigen Giebel im Dachbereich. 

Auftraggeber für den Bau war der Seifenfabrikant Heinrich Louis Klinger, von den Leipzigern auch „Seefen-Klinger“ genannt. Ihm und seinem Vater gehörten vier Grundstücke in der Schlossgasse und Petersstraße. Für den Bau von Klingers Haus ließ er 1880 das vorherige Gebäude abreißen. In diesem hatte sein Sohn, der bedeutende Künstler Max Klinger, das Licht der Welt erblickt. Seit 2008 erinnert am Haus eine Gedenktafel an ihn.

Bildergalerie - Klinger-Haus in Leipzig

error: Dieser Inhalt ist geschützt! Es ist nicht gestattet, diesen Inhalt zu kopieren. Vielen Dank für Ihr Verständnis.