Altes Bach-Denkmal

Dittrichring (gegenüber Nr. 8) | Ortsteil: Zentrum

Das Alte Bach-Denkmal wurde am 23. April 1843 zu Ehren des einstigen Thomaskantors Johann Sebastian Bach vor der damaligen Thomasschule enthüllt. Heute steht die aus Sandstein gefertigte Säule auf dem Promenadenring zwischen Thomaskirche und Dittrichring und gilt als das weltweit älteste Bachdenkmal.

Ein Mann großer Werke


Ein Leipzig ohne Johann Sebastian Bach kann man sich heute nicht mehr vorstellen. Nicht umsonst gilt er als einer der wichtigsten Wegbereiter und Begründer Leipzigs als Musikstadt. Geboren am 21. März 1685 in Eisenach, zog es ihn für seine Hauptschaffensperiode nach Leipzig, wo er zwischen 1723 und 1750 als Musikdirektor und Kantor in den vier großen Kirchen wirkte. Vor allem in der Thomaskirche war er sehr aktiv und leitete dort den schon damals weltberühmten
Thomanerchor. Neben der Ausbildung von über 300 Thomanern schuf er jeden Sonntag neue Kantaten und komponierte große Werke wie die berühmte Matthäus-Passion und die Johannes-Passion. Er galt als einer der geistreichsten und größten Klavier- und Orgelspieler und dennoch nahm die Stadt seinen Tod am 28. Juli 1750 kaum zur Kenntnis. Bach wurde im vorderen Teil des Alten Johannisfriedhofs begraben und geriet schnell in Vergessenheit. Grund hierfür war der Wandel des musikalischen Geschmacks, nach dem der Barockstil als altmodisch betitelt wurde. 

Die Bach-Renaissance wird ausgerufen


Wie sehr Bach in Vergessenheit geriet, macht eine Schrift von
Robert Schumann deutlich: „Viele Stunden lang forschte ich kreuz und quer, ich fand keinen J. S. Bach. Als ich den Totengräber darum fragte, schüttelte er über die Obskurität des Mannes den Kopf und meinte, Bachs gäbs viele…“.

Schließlich waren es Vertreter der musikalischen Romantik, die Bach und seine Werke wiederentdeckten. Allen voran war hier der Komponist und spätere Gewandhauskapellmeister Felix Mendelssohn Bartholdy beteiligt. Er war es, der die Musik Johann Sebastian Bachs wieder in die Kirchen und auch auf die Bühnen brachte. Mit seiner Aufführung der Matthäus-Passion 1829 in der Berliner Singakademie löste er eine europaweite Bach-Renaissance aus. Mendelssohn gab auch den Anstoß, Bach durch ein Denkmal in seiner langjährigen Wirkstätte Leipzig zu ehren. Dafür sammelte er selbst Einnahmen aus extra dafür angesetzten Konzerten, natürlich mit Bachs Werken. Darunter war die Matthäus-Passion vertreten, die dadurch am 4. April 1841 erstmals in Leipzig wiederaufgeführt wurde. Die Erlöse der Konzerte flossen in die Umsetzung des Bach-Denkmals. 

Ein Denkmal für Bach


Mit dem Denkmal beauftragt wurde der Dresdner Akademieprofessor
Eduard Bendemann. Unterstützung erhielt er von Julius Hübner und Ernst Rietschel. Die sich nach oben verjüngende Säule aus Sandstein wurde schließlich vom Bildhauer Hermann Knaur und dem Leipziger Steinmetzmeister Friedrich Moritz Hiller realisiert. Der Mittelteil mit seinem Säulenbündel und den vier freistehenden, gewundenen Ecksäulen steht auf einem sechseckigen Sockel. Obenauf befindet sich ein Gehäuse mit vier gotischen Tabernakeln, zu jeder Himmelsrichtung eine. Die Nordseite ist geprägt von der Büste des Komponisten als Halbplastik. Zur Ostseite hin ist ein orgelspielender Genius zu sehen, der Bach als Künstler und Orgelspieler darstellt. Einen Hinweis auf den Komponisten der Kirchenmusik zeigt das Relief zur Südseite. Hier sind zwei Genien abgebildet, mit Palmenzweigen und Dornenkronen. Auf der Westseite ist schließlich ein Schüler unterrichtender Genius zu sehen, der den Lehrer- und Kantorberuf Bachs darstellt. Als Genius wird der persönliche Schutzgeist eines Mannes mit dem Ausdruck seiner Persönlichkeit bezeichnet. Bekrönt wird das Denkmal mit einer Kreuzblume. Ein schmiedeisernes Gitter mit bronzenen Zierteilen umfasst das Kunstwerk, dessen Errichtung sich im Jahr 2035 zum 200. Mal jährt. 

1843 wurde die Säule an seinem Platz, der damals unmittelbar hinter der Thomasschule lag, aufgestellt. Nach einem von Mendelssohn veranstaltetem Konzert im Gewandhaus zu Leipzig wurde es am 23. April 1843 feierlich enthüllt und der Stadt übergeben. Hier war unter anderem auch ein Enkel Bachs, ein 81-jähriger Mann, samt Familie aus Berlin angereist. 

Der Gedenkstein wurde im Laufe der Zeit mehrmals restauriert, jedoch nie beschädigt oder zerstört. Er überstand somit alle gesellschaftlichen Umbrüche und auch Bombenangriffe auf Leipzig. 

Ein Denkmal kommt selten allein


In unmittelbarer Nähe des Alten Bach-Denkmals wurde anlässlich des 200. Geburtstages Johann Sebastian Bachs ein weiteres Denkmal errichtet. Direkt vor dem Südportal der Thomaskirche steht nach einigen Jahren der Planung eine überlebensgroße Statue Bachs aus Bronze. Der Entwurf von
Carl Seffner zeigt Bach als vitalen Kantor und Komponisten vor einer Orgel stehend. Das neue Bach-Denkmal wurde am Kantaten-Sonntag am 17. Mai 1908 eingeweiht. Gemeinsam mit der dahinter liegenden Thomaskirche als Wirkstätte Bachs bot dieser Ort einen historischen Rahmen für die Errichtung des Denkmals. Nicht zuletzt deshalb, weil die vermeintlichen Überreste Bachs in der Thomaskirche unter einer bronzenen Grabplatte ruhen. Direkt gegenüber können Interessierte in das Leben und Wirken Bachs eintauchen. Im 1711 erbauten Bosehaus befindet sich heute das Bach-Museum. Bach verkehrte oft hier, da er mit dem Kaufmann Georg Heinrich Bose und seiner Familie gut befreundet war. Beide Familien musizierten gern miteinander. Im Jahr 1985 zog das Bach-Archiv ins Bosehaus und eröffnete die erste Ausstellung des Bach-Museums. 

Stand 29.11.2023

Bildergalerie - Altes Bach-Denkmal

Historisches Bildmaterial - Altes Bach-Denkmal

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Theresa Wappes
Aufgewachsen in Erfurt, zog sie zum Studium nach Leipzig und fühlte sich hier sofort zuhause. Neben ihrem Studium der Medien- und Kommunikationswissenschaften erkundet sie die Stadt und findet immer neue großartige Ecken. Ob mit dem Fahrrad zum See, Flohmärkte und Konzerte an verschiedensten Orten oder ein Kaffeeklatsch in einem der zahlreichen Cafés - die entdeckte Liebe zu Leipzig prägt ihre Freizeit. Theresa arbeitete im Tourismus und schreibt für Nachrichtenagenturen wie dpa/news aktuell, pressetext und MyNewsdesk.
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