Bildlexikon Leipzig

Blog

Krochhochhaus in Leipzig

Goethestraße 2
Ortsteil: Zentrum

Das Krochhochhaus wurde als erstes Hochhaus der Stadt Leipzig und zugleich erstes privates Bankgebäude in dieser Größe in Deutschland errichtet. Es wurde 1927/28 auf Ansinnen des Bankiers Hans Kroch nach Entwürfen von German Bestelmeyer als Bankhaus im Stil des venezianischen Torre dell‘ Orologio geschaffen. Der 43 Meter hohe Bau prägt noch heute das Erscheinungsbild des Augustusplatzes. Seit 2010 beherbergt das Krochhochhaus das Ägyptische Museum der Universität Leipzig, dessen Eingang sich in der Theaterpassage befindet.

Vom Bauskandal zum ersten Hochhaus der Stadt


Nach der Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg versuchte die Weltmessestadt Leipzig das verlorengegangene Selbstbewusstsein zumindest symbolisch durch den Bau von Messepalästen und Hochhäusern nach amerikanischem Vorbild wiederzuerlangen. Während dieses Vorhaben zunächst an der Inflation scheiterte, setzte der Stadtbaurat Hubert Ritter wenig später mit seinem Konzept für einen Hochhausring um die Leipziger Innenstadt einen neuen Impuls. Der Bankier Hans Kroch griff die Idee auf und schlug vor, die Privatbank Kroch nach diesem Vorbild neu zu errichten. Am besten geeignet für ein solches Gebäude war der Augustusplatz, jedoch war dort lediglich das schmale Grundstück der Theaterpassage zwischen Konfektionshaus Bamberger & Hertz und der Dresdner Bank – ehemals Hotel „Schwarzes Bret“ – verfügbar. Den 1926 ausgeschriebenen Architekturwettbewerb „zur Erlangung von Entwürfen für die städtebauliche Ausgestaltung des Augustusplatzes und für die architektonische Durchbildung des Bankhauses Kroch“ gewann der Münchner Architekt German Bestelmeyer. Sein ambitionierter Entwurf für ein alle anderen Bauten überragendes Hochhaus nach dem Vorbild des venezianischen Torre dell‘ Orologio rief bei den Bürgern der Stadt zunächst großen Widerstand hervor. Hintergrund war die Vorschrift, dass sämtliche Neubauten in der exponierten Innenstadtlage die Firsthöhe der bereits bestehenden Bauten nicht überschreiten dürften – schon gar nicht ein Privatbau. Der Entwurf wurde schließlich unter der Voraussetzung genehmigt, dass das Hochhaus die weiteren Gebäude nicht allzu aufdringlich überschreiten dürfe. So konzipierte Kroch die vier Etagen nach Erreichen der Normhöhe als Attrappen und überzeugte damit schließlich die Entscheider. Der 43 Meter hohe Komplex wurde 1927/28 als erstes Hochhaus der Stadt und zugleich erstes privates Bankgebäude in dieser Größe in Deutschland errichtet. Bestelmeyer schuf damit eines der Wahrzeichen Leipzigs, welches noch heute den Augustusplatz prägt, und gab zugleich den Auftakt für den Hochhausbau in Leipzig.

Venezianisches Flair auf dem Augustusplatz


Wer schon einmal auf dem Markusplatz in Venedig stand, dem kommt der imposante Bau des Krochhochhauses sehr bekannt vor – und das mit guten Grund: Der elfgeschossige kalksteinverkleidete Stahlbetonbau wurde nach dem Vorbild des Uhrturms am Markusplatz gestaltet. Passend dazu wurden dem Gebäude zwei bronzene Glockenschläger aufgesetzt. Sie galten zur Eröffnung 1928 als das größte Turmschlagwerk der Welt. Der Schmied Eugen Ehrenbock schuf die 3,30 m hohen Kupferfiguren nach Entwürfen des Bildhauers Josef Wackerle. Letzterer wollte damit einen harten oberen Abschluss des kantigen Gebäudes vermeiden. Der eine Glockenmann, ein Jüngling, schlägt aller 15 Minuten, der andere bärtige Alte schlägt jede volle Stunde. Das darunter gelegene Giebelfeld trägt, ganz im Geist der Handelsstadt, die lateinische Inschrift „Omnia vincit labor“ (Arbeit überwindet alles). Die Turmuhr der Leipziger Firma Berhard Zachariä auf Höhe des elften Obergeschosses wird von zwei reliefierten Löwen flankiert. Die Symbole Venedigs und zugleich Wappentiere Leipzigs spiegeln die Bedeutung und Macht des Bankhauses wider. Der Bezug Leipzigs und der einst dominierenden Welthandelsstadt Venedig war durchaus eine Verbidnung, die damals wie heute gefiel. An der Kugel oberhalb der Uhr werden können die Mondphasen abgelesen werden.

Altes Ägypten im ehemaligen Bankhaus 


In der Schalterhalle des ehemaligen Bankhauses Kroch in der Theaterpassage hat heute das Ägyptische Museum der Universität Leipzig sein Domizil. Die Halle stellt ein bedeutendes Interieur des Leipziger Art déco dar. Besonders eindrucksvoll ist auch der von Josef Wackerle geschaffene Neptunbrunnen aus Terrakotta mit der vergoldeten Figur des Meeresgottes. Im Jahr 2010 wurde das ehemalige Bankhaus zu einem Ort der Wissenschaft und der Forschung umgewidmet, der heute die größte und bedeutendste Universitätssammlung ihrer Art in ganz Deutschland beinhaltet. Die Sammlung setzt sich im Wesentlichen aus archäologischen Funden und Käufen des Ägyptologen und Museumsleiters Georg Steindorff zusammen und umfasst rund 7.000 Objekte. Diese stammen aus fünf Jahrtausenden, insbesondere aus dem unternubischen Aniba. Neben zahlreichen Statuen, alltäglichen Gegenständen und einigen Mumien bildet ein mumienartig gestalteter Sarg mit Hieroglyphen den Grundstock des Museums. Dieser wurde 1840 vom Professor für Archäologie der Universität Leipzig, Gustav Seyffart, in Triest erworben und zählt noch heute zu einer echten Rarität und Attraktion des Museums. 

Das Krochhochhaus hat bis heute nichts von seiner architektonischen Bedeutung eingebüßt. Der Bau wurde mit Muschelkalkplatten verkleidet und weist nur wenig figürliche Ornamentik auf, die auf die unterste und oberste Geschosszone beschränkt ist. Das gesamt Bildprogramm spiegelt die Lebenseinstellung des bodenständigen Bankiers wider und zeugt von seiner Einbindung in die Gesellschaft. Auf den kantigen, mit Naturstein verkleideten Betonsäulen des Eingangsbereichs entdeckt man beim näheren Hinschauen einen symbolischer Bildschmuck. Dieser wurde in der Art frühzeitlicher Ritzzeichnungen ausgeführt. Im Untergeschoss befindet sich die Theaterpassage mit zahlreichen Geschäften. Sie wurde damals so benannt, weil sie unmittelbar zum gegenüberliegenden Neuen Theater auf dem Augustusplatz führte. Dieses wurde im Zweiten Weltkrieg 1943 zerstört. An gleicher Stelle wurde bis 1960 das heutige Opernhaus errichtet.

Bildergalerie - Krochhochhaus in Leipzig

Historisches Bildmaterial - Krochhochhaus in Leipzig

Klinger-Haus in Leipzig

Petersstraße 48
Ortsteil: Zentrum

Das malerisch gestaltete Wohn- und Geschäftshaus befindet sich am Südende der Petersstraße und gilt als eines der schönsten Leipziger Bauten. Es wurde 1887 bis 1889 nach Plänen von Arwed Rossbach errichtet. Bei der Gestaltung verwendete Rossbach Elemente der deutschen und niederländischen Renaissance. Davon zeugen die mit Arabesken, Terrakottenverblendungen und Säulen verzierte Fassade, der dreigeschossige Eckerker, der bemalte Putz sowie die beiden prächtigen Giebel im Dachbereich. 

Auftraggeber für den Bau war der Seifenfabrikant Heinrich Louis Klinger, von den Leipzigern auch „Seefen-Klinger“ genannt. Ihm und seinem Vater gehörten vier Grundstücke in der Schlossgasse und Petersstraße. Für den Bau von Klingers Haus ließ er 1880 das vorherige Gebäude abreißen. In diesem hatte sein Sohn, der bedeutende Künstler Max Klinger, das Licht der Welt erblickt. Seit 2008 erinnert am Haus eine Gedenktafel an ihn.

Bildergalerie - Klinger-Haus in Leipzig

Johannapark in Leipzig

Ferdinand-Lassalle-Straße / Karl-Tauchnitz-Straße / Edvard-Grieg-Allee
Ortsteil: Zentrum-West

Der Johannapark ist eine 11 Hektar große Parkanlage am Innenstadtring. Diese wurde zwischen 1858 und 1863 vom Bankier Wilhelm Theodor Seyfferth zu Ehren seiner verstorbenen Tochter Johanna in Auftrag gegeben und im englischen Stil gestaltet. Der Park gilt als wichtiges Denkmal der Gartenkunst, welches von Peter Joseph Lenné, einem der berühmtesten Städtebauer und Gartengestalter, konzipiert wurde. Die Anlage bildet gemeinsam mit dem Clara-Zetkin-Park und dem Palmengarten eine zusammenhängende Parklandschaft. 

Von Feuchtwiesen und Heugewinnung


Die Entstehung des Johannaparks reicht bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts zurück, als Wilhelm Theodor Seyfferth das Areal im Jahr 1853 erwarb: Zu diesem Zeitpunkt war der westliche Teil der Stadt noch von zahlreichen alten Bürgergärten gesäumt, umgeben von feuchten und regelmäßig überschwemmten Auewiesen, die zur Heugewinnung genutzt wurden. Diese Wiesen wurden damals über die hölzerne Heubrücke über der Alten Pleiße erreicht, bei der es sich um den späteren Eingang zum Johannapark handelte. An der Stelle der Heubrücke wurde später der Johannaparkweg angelegt. Dieser ermöglicht heute eine direkte Fahrverbindung bis nach Plagwitz und Connewitz.

Ein Park für Seyfferths Johanna


Den Anstoß zur Errichtung des Parks gab der frühe Tod von Seyfferths ältester Tocher Johanna Nathalie Seyfferth. Der Überlieferung nach musste sie einen Bankier aus Seyfferths Bankhaus heiraten, obwohl ihre Liebe eigentlich dem Gutsbesitzer von Dornreichenbach galt. An diesem Konflikt zerbrach Johanna körperlich und seelisch und verstarb kurze Zeit später an „gebrochenem Herzen“, wie es hieß. In seiner Trauer gab Seyfferth auf dem 1853 gekauften Grundstück einen Park zu Ehren seiner Tochter in Auftrag. Der Bankier wandte sich mit seinem Vorhaben an den Stadtrat mit den Worten „Die Idee, von einem für meine verstorbene Tochter disponiert gewesenem Kapitale, eine Stiftung zu begründen, die nicht bloß ihren Namen sondern auch die vorherrschende Richtung ihres Charakters ‚Andern Freude zu machen‘ verewigen würde, hat mich veranlaßt, die Wiese der Frau Professor Schwägrichen am Kuhstange zu kaufen. Sie in einen Park zu gestalten und diesen Johannapark zu nennen ist meine Absicht.“

Für die gestalterische Umsetzung des Parks wandte sich Wilhelm Theodor Seyfferth an den Landschaftsparkgestalter Peter Joseph Lenné, der ihm bereits im selben Jahr eine erste Konzeption mit Planentwurf nach Seyfferts Vorstellungen vorlegte: Dieser beinhaltete eine zentrale, auf den heutigen Rathausturm ausgerichtete Sichtschneise mit rahmenden Gehölzstrukturen. Anstelle eines anfangs geplanten Flusslaufes durch die Parkanlage sah Lenné auf der sumpfigen Wiese einen kleinen Teich mit Insel und Brücke vor. Für die Umsetzung des Parks kaufte Seyfferth weitere Grundstücke hinzu, darunter Teile der ehemaligen Thomaswiese und der früheren Universitätswiese. Letztlich umgesetzt wurde das Vorhaben vom Leipziger Ratsgärtner Carl Otto Wittenberg, der zuvor als Schüler Lennés für die Arbeiten am Schillerpark zu Rate gezogen wurde. Wittenberg veränderte zwar einige Details in der Konzeption von Lenné, behielt aber die wesentliche Gestaltungsgrundlage bei.

Mit der Fertigstellung im Jahr 1863 übergab Seyfferth den Park der öffentlichen Nutzung. Mit seinem Tod 1881 übereignete er diesen der Stadt und verband mit der Schenkung die Forderung, das Areal niemals zu bebauen, den Namen „Johannapark“ beizubehalten und in alter Schönheit zu bewahren.

Der Johannapark vor und nach dem Krieg


Nach der Übereignung des Parks an die Stadt, ließ der Ratsgärtner Wittenberg die Wege ausbessern sowie die Pflanzungen und Wiesen überarbeiten. 1882/83 erhielt der Teich eine Fontäne. Mit Verlegung des „Schreberplatzes der Westvorstadt“ auf der Thomaswiese wurde der Park bis zur Bismarckstraße, die heutige Ferdinand-Lassalle-Straße, erweitert. Im südwestlichen Teil des Parks wurde 1897 das Bismarckdenkmal von den Bildhauern Adolf Lehnert und Josef Mágr erbaut, welches 1946 demontiert wurde. An seiner Stelle wurde im Jahr 1967 das Clara-Zetkin-Denkmal in Form eines Bronzestandbilds errichtet. Dieses entstand nach einem Entwurf des Leipziger Bildhauers und Professors Walter Arnold zu Ehren des 110. Geburtstages der Politikerin und Frauenrechtlerin Clara Zetkin.

Dank der strengen Testamentsbestimmungen Seyfferths blieb der Johannapark bis zum Zweiten Weltkrieg beinahe unverändert erhalten. Während des Krieges wurden große Teile der Villenbebauung an der Weststraße, heute Friedrich-Ebert-Straße, zerstört. In diesem Zuge wurde der Park um die Flächen einiger Villengärten erweitert. Ende der 1990er Jahr wurde der Johannapark unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten erneuert und in seinen historischen Strukturen wiederhergestellt.

Bummel durch die Parkhistorie: Denkmäler, Pavillon und Bogenbrücke


Neben dem Clara-Zetkin-Denkmal im südwestlichen Bereich des Parks wurde 1896 zu Ehren des Parkstifters Wilhelm Theodor Seyfferths das Seyfferth-Denkmal im nordöstlichen Teil des Parks errichtet. Der zwei Meter hohe Granitsockel vom Leipziger Architekten Hugo Licht trägt die Aufschrift „Dem Stifter des Johannaparkes die dankbare Stadt“. Die auf dem Sockel befindliche Marmorbüste wurde nach einem Entwurf des Leipziger Bildhauers Melchior zur Straßen schließlich vom Bildhauer Otto Schütze umgesetzt.

Unweit des Seyfferth-Denkmals befindet sich die zwischen 1884 und 1887 erbaute Lutherkirche. Diese setzt im Park einen architektonischen Akzent im neugotischen Stil. Außen am Chor der Kirche befindet sich ein Wandgrabmal der Familie Seyfferth. Das Familienbegräbnis wurde 1927 vom Alten Johannisfriedhof an diese Stelle umgebettet. Der Grabstein an der Kirchenwand aus dem Jahr 1838 stammt vom Bildhauer Friedrich Funk und stellt eine Nachbildung des Grabmals der Stuarts von Canova im Petersdom in Rom dar. An der Stelle des ehemaligen Parkwächterhäuschens steht heute der Pavillon aus dem Robert-Koch-Park. Er wurde 1988 nach vollständiger Rekonstruktion an diese Stelle im Johannapark verlegt. Die zwei hölzernen Bogenbrücken über dem Teich wurden 2017 nach historischem Vorbild neu gefertigt und prägen, damals wie heute, das romantische Parkbild. 

Im Jahr 1996 wurde der Leipziger Unternehmer Walter Cramer, der am 20. Juli 1944 am gescheiterten Attentat auf Adolf Hitler beteiligt war, mit einem Denkmal geehrt. Die Stele aus schwarzem Granit wurde vom Bildhauer Klaus Friedrich Messerschmidt geschaffen.

Bildergalerie - Johannapark in Leipzig

Historisches Bildmaterial - Johannapark in Leipzig

Internationale Ostereierbörse Leipziger Eierlei

Alte Handelsbörse, Naschmarkt 2
Ortsteil: Zentrum

Die seit über 25 Jahren existierende Ostereierbörse findet jährlich während der Osterfeiertage von 10 bis 18 Uhr im Saal der Alten Handelsbörse statt. Rund 30 Aussteller sind präsent, die aus Deutschland und dem Ausland kommen. Wer die Ostereierbörse besucht, kann die in Farben und Formen einzigartigen Kunstwerke nicht nur bestaunen und kaufen, sondern erfährt auch viel über deren Herstellung. 

Bei den verzierten Eiern handelt es sich nicht nur um Hühnereier, sondern auch um Wachteleier, Wellensitticheier, Gänseeier und Straußeneier. Diese wurden kunstvoll mit verschiedenen Techniken behandelt. So können die Besucher sorbische Wachstechniken, schlesische Kratztechnik und Wachsbossiertechnik aus Böhmen und Rumänien bestaunen. Auch Batiktechniken erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Zur ausgestellten Vielfalt zählen auch ganz moderne Ei-Objekte, Materialcollagen, Skulpturen oder Eier im Stil von Fabergè. Für die Gestaltung der Eier werden feine Pinsel, heißes Wachs, spitze Bohrer oder andere Hilfsmittel genutzt, um die zarten Kalkschalen kunstvoll zu bearbeiten.

Ein beliebtes Thema für die Künstler, die Eier gestalten, ist die Bemalung mit Ostermotiven, Blütenmustern, Naturmotiven oder japanischer Zeichenkunst. Die Besucher von „Leipziger Eierlei“ können an den Ständen rund 8.000 bemalte Ostereier bewundern. Wer ein originelles Ostergeschenk nach seinem Geschmack sucht, wird gewiss fündig. 

Bildergalerie - Internationale Ostereierbörse Leipziger Eierlei

Gohliser Schlösschen in Leipzig

Menckestraße 23
Ortsteil: Gohlis-Süd

Das Gohliser Schlösschen wurde zwischen 1775 und 1780 vom Ratsbaumeister Johann Caspar Richter als bürgerlicher Sommerlandsitz erbaut und gehört zu den einzigartigen sächsischen Kleinoden und Höhepunkten der Rokoko-Architektur in Leipzig. Besonders sehenswert ist der von Adam Friedrich Oeser 1771 ausgemalte Festsaal mit dem Deckengemälde „Triumph der Psyche“. Bei dem Schlossgarten mit zentralem Zierbrunnen handelt es sich um den letzten erhaltenen Garten der einst berühmten Leipziger Gartenkultur des Barocks. Heute finden im Gohliser Schlösschen kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte, Theateraufführungen, Ausstellungen sowie Hochzeiten statt.

Vom Sommerlandsitz zum Rokoko-Schlösschen


Die Geschichte des Gohliser Schlösschen reicht über 250 Jahre zurück, als Leipzig noch von einem übelriechenden Wassergraben umgeben war, welcher für schlechte Luft und eine Mückenplage sorgte. Um dem zu entkommen, zog es viele Leipziger in den lauen Sommermonaten hinaus aufs Land in das 20 Minuten entfernte Dorf Gohlis mit weitaus frischerer Luft. Die reicheren Bürger leisteten sich hier ein Sommerhaus. Im Jahr 1755 beauftragte der Leipziger Kaufmann und Ratsbaumeister Johann Caspar Richter den Dresdner Oberlandbaumeister und Begründer des Barocks, Christoph Knöbel, mit dem Bau eines Sommerlandsitzes im Dorf Gohlis. Die Entwürfe dafür werden Friedrich Seltendorff und Johann Christoph Knöffel zugeschrieben. Auch George Werner, der bedeutendste Baumeister des Leipziger Spätbarocks und Rokoko, soll um 1755/56 am Bau des Schlösschens mitgewirkt haben. Da Leipzig zwischen 1756 und 1763 im Siebenjährigen Krieg von preußischen Truppen besetzt wurde, mussten die Innenausbauten zunächst unterbrochen werden. Noch bevor es mit dem Bau weiterging, verstarb Richter. Seine Witwe heiratete wenig später den Geschichtsprofessor der Universität Leipzig, Johann Gottlob Böhme, der das Schlösschen 1780 vollenden ließ. Mit der malerischen Ausgestaltung des Salons wurde der damals prominenteste Leipziger Maler, Adam Friedrich Oeser, beauftragt. Zwischen 1781 und 1792 lebte der Justizrat Johann Hieronymus Hetzer im Schloss. Als Liebhaber der Künste machte er das Schlösschen zum „Musenhof am Rosental“. In dieser Zeit wurde das damals noch vor den Stadttoren gelegene Gohliser Schlösschen als geistiges Zentrum angesehen. In den prunkvollen Gemäuern verkehrten angesehene Bürger, darunter der Verleger Georg Joachim Göschen, der Schriftsteller Christian Gottfried Körner und der Dichter Friedrich Schiller.

Im Jahr 1793 wurde das Gohliser Schlösschen an die Stadt Leipzig übereignet unter der Bedingung, für dessen Erhalt und Verschönerung zu sorgen. Während der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 wurde das Schloss geplündert und diente als Militärhospital. 1832 wurde das Areal an die Familie des Halberstädter Domherrn Karl Wilhelm Rudolf von Alvensleben verkauft und 1864 vom Leipziger Kaufmann Christoph Conrad Nietzsche erworben, der auch die Renovierung des gesamten Schlosses veranlasste. 1906 erwarb die Stadt Leipzig das Schloss zurück. Nach einer durch den Stadtrat Friedrich August Hauptmann und den damaligen Oberbürgermeister Carl Friedrich Goerdeler initiierten Sanierung und einem teilweisen Umbau 1934/35 wurde das Gohliser Schlösschen schließlich als „Haus der Kultur“ der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Durch Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg musste das Areal umfassend saniert werden, bevor zwischen 1950 und 1985 Teilbereiche des Schlösschens vom Bach-Archiv Leipzig genutzt wurden. Im Jahr 2003 übernahm der Freundeskreis „Gohliser Schlösschen“ e.V. zunächst den Veranstaltungsbetrieb und wurde 2005 schließlich zum Betreiber.

Sächsisches Kleinod zwischen Parthe und Rosental


Der fünfachsige Haupttrakt des Gohliser Schlösschens besteht aus einer etwa 40 Meter langen Dreiflügelanlage, die sich zwischen Poetenweg und Menckestraße befindet und im Süden von der Parthe begrenzt wird. Das prächtige schmiedeeiserne Tor zur Menckestraße gehörte einst zur bürgerlichen barocken Gartenanlage Gerhards Garten und wurde um 1936 an die heutige Stelle versetzt. Zur Hofseite hin ist das Gebäude eingeschossig gebaut, zur Gartenseite in Richtung Rosental zweigeschossig. Der Bau wird von einem Mansardgeschoss mit Dacherkern und zahlreichen Schmuckelementen des Rokokos abgerundet, welche dem Schlösschen eine vornehme Eleganz verleihen. Den Mitteltrakt schmückt ein 56 Meter hoher, markanter Turmaufbau mit Uhr und Zwiebelhaube. Die Wetterfahne mit den Initialen „C R“ und der Jahreszahl 1756 erinnert an das Baujahr und den einstigen Bauherrn, Caspar Richter. Der Turm war ehemals ein Sichtpunkt, auf den eine der 13 strahlenförmig verlaufenden Alleen des von August dem Starken im Rosental geplanten Schlosses 1707 ausgerichtet war. 

Barocke Atmosphäre im Oesersaal erleben


Durch den langen Zeitraum zwischen Errichtung und Ausbau des einstigen Landhauses präsentiert sich die Inneneinrichtung des Gohliser Schlösschens heute im Stil des 18. Jahrhundert mit bürgerlichem Inventar aus der Zeit um 1900. Sie ist weniger vom Rokoko, sondern mehr vom Klassizismus geprägt. Auf jeder der drei Etagen im Mittelbau befindet sich ein Saal. Das Treppenhaus und die Zimmer neben den imposanten Sälen sind eher schlicht gehalten. Der als Memorial gestaltete Steinsaal im Erdgeschoss ist mit einem klassizistischen Denkmal mit Urne und Schrifttafel in Gedenken an die Bauherren Richter und Böhme ausgestattet. Er ist von der Gartenanlage aus begehbar und wird für Trauerfeiern im würdigen Rahmen genutzt. Im Geschoss darüber befindet sich der imposante Festsaal, der von Adam Friedrich Oeser malerisch ausgestaltet wurde. Das von ihm geschaffene, illusionistische Deckengemälde „Lebensweg der Psyche“ wurde, ebenso wie die Landschaftsgemälde an den Wänden, im Zuge der Restaurierung in den späten 1990er Jahren wiederhergestellt. Im Türbereich befinden sich zusätzlich zwei abendliche Phantasielandschaften, die ebenfalls von Oeser geschaffen wurden. Durch die deckenhohen Fenster im Saal dominiert ein helles, angenehmes Licht, welches mit den zarten Pastelltönen harmoniert und die heitere Stimmung des Rokokos verkörpert. Der Oesersaal wird heute für kulturelle Veranstaltungen und Konzerte sowie für standesamtliche Trauungen genutzt. Im Obergeschoss des Gohliser Schlösschens ist eine Bibliothek mit verglasten Wandschränken untergebracht.

Spaziergang durch den letzten erhaltenen Bürgergarten des Barocks


Der Schlossgarten wurde einst als kleiner Rokokogarten angelegt und später zum englischen Landschaftspark umgestaltet. Dabei handelt es sich um den letzten erhaltenen Bürgergarten der einst berühmten Leipziger Gartenkultur des Barocks. Heute befindet sich hier neben dem zentralen Zierbrunnen das von Adam Friedrich Oeser konzipierte Gellert-Sulzer-Denkmal aus dem Jahr 1935. Dabei handelt es sich um einen klassizistischen Stein, der an den berühmten Dichter Christian Fürchtegott Gellert und den Schweizer Theologen und Philosophen der Aufklärung, Johann Georg Sulzer, erinnert. Er trägt die Inschrift: „Durch Weisheit und Tugend unvergesslich“. Außerdem befindet sich das Friedrich-August-Denkmal zu Ehren des sächsischen Kurfürsten Friedrich August III. im Schlossgarten, welches um 1936 vom Königsplatz an die heutige Stelle versetzt wurde. Am Wasserbecken befinden sich die vom Dresdner Bildhauer Pierre Coudray geschaffenen Skulpturen des römischen Gottes Vertumnus und seiner Frau, der Göttin Pomona. Unweit des Hauptgebäudes gibt es zwei Anbauten. Das westliche Gebäude beherbergte einst die Orangerie, in dem östlichen befanden sich die Kegelbahn und das Billardzimmer. Hier ist heute ein Café untergebracht.

Bildergalerie - Gohliser Schlösschen in Leipzig

Historisches Bildmaterial - Gohliser Schlösschen in Leipzig

Glocke der Demokratie in Leipzig

Augustusplatz
Ortsteil: Zentrum

Seit ihrer Weihe am 9. Oktober 2009, dem 20. Jahrestag der Friedlichen Revolution, regt die Glocke der Demokratie zum Erinnern und Nachdenken ein. Bei dem rund 1,50 Meter hohen und leicht geneigten Denkmal handelt es sich um eine eiförmige Glocke aus Bronze, die sich auf dem Augustusplatz gegenüber dem Eingang zur Grimmaischen Straße befindet. Sie erinnert an die Friedensgebete in der Nikolaikirche und die entscheidende Montagsdemonstration am 9. Oktober 1989, mit der das Ende der DDR „eingeläutet“ wurde. An diesem Tag strömten über 70.000 Demonstranten auf den ehemaligen Karl-Marx-Platz und liefen friedlich über den Innenstadt-Ring. 

Ein lebendiges Denkmal als Geschenk für die Leipziger


Im Frühjahr 2007 schlug das ostdeutsche Gießereinetzwerk dem damaligen Regierungspräsidenten Walter Christian Steinbach vor, den Leipzigern eine sogenannte Demokratieglocke zu stiften, die an die Ereignisse des Herbstes 1989 erinnern sollte. Daraufhin erfolgte durch die Kulturstiftung Leipzig ein Gestaltungswettbewerb, an dem sich die Künstler Marc Hamilton, Jörg Herold, Ute Richter, Sabine Schirdewahn, Jürgen Stollhans und Via Lewandowsky beteiligten. Die achtköpfige Fachjury entschied sich für den Entwurf von Lewandowsky, der die Errichtung einer eiförmigen und golden glänzenden Bronzeglocke vorsah. Deren Ei-Form symbolisiert die Entstehung von neuem Leben. Durch die Höhe von 1,50 Metern setzt der Künstler sein Werk in Beziehung zu den vorbeilaufenden Passanten und hebt es anhand der leuchtenden Oberfläche aus der Masse heraus. Die Glockenschläge erreichen die Menschen täglich zu unterschiedlichen Zeitpunkten, so dass ein lebendiges Denkmal entstanden ist. Die eingravierte Inschrift im Granitring stammt vom Lyriker und Essayisten Durs Grünbein. Er wählte dafür eine traditionelle japanische Gedichtform, das Haiku. Mit diesem bezieht er sich auf die Demokratie und Kunst gleichermaßen. Die rund 1,5 Tonnen schwere Glocke wurde 2009 in der Kunst- und Glockengießerei Lauchhammer gegossen. 

Wann schlägt die Glocke der Demokratie?


Die bronzene Glocke schlägt an jedem Montag um 18:25 Uhr zwölf Mal. Der Grund für diesen Zeitpunkt ist ein Fernschreiben von Generalleutnant Manfred Hummitzsch, dem Leiter der Bezirksverwaltung Leipzig des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) an den Stellvertreter des Ministers für Staatssicherheit, Generaloberst Rudi Mittig und an den Stellvertreter des Ministers, Generalleutnant Gerhard Neiber. Darin heißt es: „…am 09.10.1989 fand ausgehend vom Vorplatz der Nikolaikirche in der Zeit von 18:35 bis 20:30 Uhr eine nicht genehmigte Demonstration…statt,…“. 

An allen anderen Tagen schlägt die Glocke der Demokratie zwischen 8 Uhr und 20 Uhr innerhalb jeder vollen Stunde ein Mal nach dem Zufallsprinzip mit einem bis zu zwölf Schlägen. Damit spannt Via Lewandowsky einen Bogen von der Vergangenheit zu unserer Gegenwart. 

Den meisten Leipzigern ist die tiefere Bedeutung und Funktion des Denkmals nicht bewusst. Es ist jedoch ein beliebter Treffpunkt und wird im Volksmund das „goldene Ei“ genannt.

Bildergalerie - Glocke der Demokratie in Leipzig

Georg Bötticher und Edwin Bormann – Gedenktafel in Leipzig

Markt 1 – Altes Rathaus (Naschmarkt-Seite)
Ortsteil: Zentrum

Im 16. April 1919 wurde die sogenannte „Leonidentafel“, eine Schrifttafel mit zwei Porträtreliefs im Medaillon, an der Rückseite des Alten Rathauses angebracht. Die bronzene Gedenktafel (63 x 64 cm) stifteten die Leoniden anlässlich ihres zehnjährigen Bestehens. Der gesellige Verein war 1909 von Leipziger Künstlern und Wissenschaftlern gegründet worden. Die Gedenktafel erinnert an ihre beiden verstorbenen Gründer Georg Bötticher und Edwin Bormann. Carl Seffner schuf das Relief des Dichters Georg Bötticher, dessen Sohn Joachim Ringelnatz später ebenfalls große Berühmtheit erlangte. Das Porträt des Schriftstellers Edwin Bormann modellierte Hans Zeißig, der auch die Gedenktafel entwarf. Auf ihr steht in erhabenen Versalien der Text: „Georg Bötticher 1849-1918 Edwin Bormann 1851-1912 Dem Andenken zweier Leipziger Dichter, die in heiterem Wort und vertrautem Klang ihrer Heimatliebe ein köstlich Denkmal setzten, widmen diese schlichte Tafel in schwerer Zeit die Leoniden. Nov. 1918.“

Der auf 40 Mitglieder beschränkte Verein der Leoniden traf sich jeden Mittwoch-Abend in verschiedenen Leipziger Lokalitäten, ab 1934 ausschließlich im Leipziger Künstlerhaus am heutigen Nikischplatz. Ziel war, dass sich die „Mitglieder genau kennenlernten und sie durch geistige Anregung die Unterhaltung über das Niveau des Alltagsgeschwätzes erhöben“. (aus: Eugen Mogk, Festschrift 25 Jahre Leoniden, 1935). Der ausschließlich Männern vorbehaltene Freundes- und Gelehrtenbund löste sich 1950 auf.

Bildergalerie - Georg Bötticher und Edwin Bormann – Gedenktafel in Leipzig

Friccius-Denkmal in Leipzig

Täubchenweg 2
Ortsteil: Zentrum- Südost

Das am 19. Oktober 1863 eingeweihte Friccius-Denkmal befindet sich in der Grünanlage links neben dem Grassimuseum und ist Karl Friedrich Friccius gewidmet. Der Rechtsgelehrte war 1813 anlässlich der Befreiungskriege noch einmal dem Militär beigetreten und wurde Major und Kommandeur des 1. Ostpreußischen Landwehr-Bataillons. Während der Völkerschlacht bei Leipzig war er am 19. Oktober 1813 einer der ersten, der durch das Grimmaische Tor in die Stadt Leipzig eindrang. 

Als am 19. Oktober 1863 anlässlich des 50. Jahrestags der Völkerschlacht an der heutigen Abzweigung der Naunhofer Straße von der Prager Straße der Grundstein für ein zukünftiges Völkerschlachtdenkmal gelegt wurde, begab sich der Festzug anschließend an die Stelle, wo Major Karl Friedrich Friccius vor 50 Jahren mit seiner Landwehr in Leipzig eingedrungen war. Dort wurde feierlich das von der Stadt Leipzig gestiftete Friccius-Denkmal enthüllt. Als Standort hatte man den Übergang der Dresdner Straße zum Johannisplatz gewählt, da sich dort 1813 das Äußere Grimmaische Tor befand. 

Das Friccius-Denkmal ist ein Sandsteinmonument und besteht aus fünf Teilstücken. Der Sockel wurde aus Rochlitzer Porphyr gefertigt, das Denkmal aus Postelwitzer Sandstein. Verziert ist es durch umlaufende Friese mit unterschiedlichen klassizistischen Motiven. Gekrönt wird das Denkmal mit einem quadratischen Aufsatz aus Eisenguss, auf dem sich ein Mörserwurfgeschoss, umgeben von vier 12pfündigen und acht 3pfündigen Kanonenkugeln, befindet. Die Vorder- und Rückseite dekorieren zwei Sandsteinkränze aus Lorbeerblättern und Eichenlaub. Das noch heute erhaltene Bronzemedaillon mit dem Porträt des Majors wurde von der Stadt Berlin gestiftet, von Hermann Schievelbein 1865 modelliert und von Hermann Gladenbeck gegossen. Auf der Vorderseite befindet sich die vertiefte Inschrift: „Hier erstürmte die Königsberger Landwehr unter Führung des Major Friccius am 19. Oktober 1813 das Äußere Grimmaische Tor“.

Im Jahr 1927 wurde das Denkmal, das vor dem Eckgebäude Salomonstraße 1 stand, an die Nordseite des Grassimuseums versetzt. Der Eigentümer des Objektes, die Bank für Handel und Gewerbe, wollte in das Erdgeschoss einen neuen Zugang von der Dresdner Straße einbauen, so dass das Denkmal störte. Diesem Umstand verdank das Friccius-Denkmal seine heutige Existenz, denn das gesamte Areal rund um die Salomonstraße 1 wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Im Jahr 1995 wurde das Friccius-Denkmal umfassend restauriert.

Bildergalerie - Friccius-Denkmal in Leipzig

Historisches Bildmaterial - Friccius-Denkmal in Leipzig

Deutsches Kleingärtnermuseum – Schrebergärten in Leipzig

Aachener Straße 7
Ortsteil: Zentrum-West

Leipzig weist deutschlandweit mit über 270 Kleingartenanlagen und über 39.000 Parzellen auf einer Fläche von rund 1.240 Hektar prozentual gesehen die größte Dichte an Kleingärten auf. Das entspricht mehr als 30 Prozent der Grünflächen in der ganzen Stadt. Nicht umsonst gilt Leipzig in Anbetracht dieser Dimensionen als heimliche Hauptstadt der deutschen Kleingärtner. Hinzu kommt, dass sich im Vereinshaus des 1864 gegründeten Kleingärtnervereins Dr. Schreber, dem ältesten Schreberverein überhaupt, das weltweit einzigartige Deutsche Kleingärtnermuseum befindet. Am authentischen Ort informieren neben der Dauerausstellung und häufigen Sonderausstellungen die drei begehbaren Außenanlagen über die Entwicklung der „kleinen Gärten“.

Kleingärten für Erholungssuchende


Bereits seit dem Mittelalter gab es zahlreiche Bürgergärten vor den Toren der Stadt. 1832 entstand aus der Geländesenke „Johannistal“ in der südöstlichen Vorstadt von Leipzig eine Gartenfläche, welche von erwerbslosen Arbeitern erschlossen wurde. Hier befindet sich bis heute die älteste Kleingartenanlage Sachsens und die zweitälteste Deutschlands. Sie wird vom Kleingartenverein Johannistal 1832 bewirtschaftet, der noch heute 141 unter Denkmalschutz stehende Gärten von ehemals 221 besitzt.

Infolge der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert und der starken Urbanisierung wurden die Wohnverhältnisse in den deutschen Städten immer prekärer und der allgemeine Gesundheitszustand der Bevölkerung verschlechterte sich gravierend. Das Bedürfnis nach Kleingärten zur Entzerrung der Wohnsituation und zu Erholungszwecken wurde seitens der Bürger immer lauter. Infolgedessen entstand in Deutschland das organisierte Kleingartenwesen, insbesondere in Sachsen und Berlin. Ausgehend vom 19. Jahrhundert wurden Gartenanlagen angelegt und es entwickelte sich ein ausgeprägtes Gemeinschaftsleben. Zu dieser Zeit handelte es sich um Vereine der Naturheilbewegung, Schrebergärten und Gartenanlagen von Fabriken und Institutionen. Jeder Achte der heutigen Leipziger Kleingartenvereine wurde bereits im 19. Jahrhundert gegründet.

Wiege der Schreberbewegung


Richtungsweisend für die heute bekannten Schrebergärten war die Schreberbewegung ab Mitte des 19. Jahrhundert. Aufgrund des Namens ist die Auffassung weit verbreitet, dass der Leipziger Arzt und Pädagoge Daniel Gottlob Moritz Schreber maßgeblich für die Erfindung der Schrebergärten verantwortlich war. Tatsächlich war es aber sein Schwiegersohn und zugleich Schuldirektor Ernst Innocenz Hauschild, auf den die Entstehung der Schrebergärten zurückgeht. Schreber beschäftigte sich seinerzeit mit Fragen der Volksgesundheit und der Erziehung und setzte sich dafür ein, im Freien Spielplätze zu bauen, damit sich Kinder und Jugendliche unter pädagogischer Anleitung körperlich betätigen konnten. Erst auf Initiative von Hauschild, der diesen Ansatz wieder aufgriff, wurde 1864 der erste Erziehungsverein unter dem Namen „Schreberverein“ gegründet. Der Verein errichtete zudem einen Spiel- und Turnplatz nördlich des Johannaparks, um den Mangel an Spielmöglichkeiten auszugleichen. 1869 ließ der pensionierte Lehrer Carl Ludwig Gesell am Rande des Spielplatzes Kinderbeete anlegen, in denen die Kinder das Gärtnern lernen sollten. Als diese aber schnell die Freude am Gärtnern verloren, griffen die Eltern selbst zu Hacke und Spaten und aus den Kinderbeeten an der Schreberschen Spielwiese wurden Familienbeete. Die Beete wurden parzelliert, umzäunt und mit Lauben ausgestattet. Damit schlug die Geburtsstunde des Schrebergartens. 

Charakteristisch für die heutigen Schrebervereine ist der zentrale Gemeinschaftsbereich mit Spielmöglichkeiten, welcher der Allgemeinheit offensteht. Auch Nicht-Kleingärtner können die Kleingartenanlagen nutzen. Innerhalb der Leipziger Anlagen gibt es ca. 110 öffentliche Spielplätze. Die ursprüngliche Struktur der Gärten mit gemeinschaftlicher Spielwiese im Zentrum der Anlage ist heute noch im „Schreberverein Leipzig-Lindenau“ sowie in den Kleingartenanlagen „Südvorstadt“ und „Dr. Schreber“ erkennbar.

Besuchermagnet: Deutsches Kleingärtnermuseum


Bei dem 1864 gegründeten „Kleingärtnerverein Dr. Schreber“ handelt es sich um den ältesten Schreberverein, der Ursprung für alle weiteren Schrebervereine ist. Die Kleingartenanlage steht unter Denkmalschutz und verfügt über 160 Parzellen mit einer durchschnittlichen Größe von 165 Quadratmetern. Weiterhin gibt es eine große und eine kleine Vereinswiese mit historischen Spielgeräten für Kinder. Bis heute prägt der Verein die Geschichte der Kleingärtnerbewegung. Dazu trägt als Besuchermagnet das weltweit einzigartige Deutsche Kleingärtnermuseum bei, das sich im ehemaligen Vereinshaus befindet. Dieses wurde 1896 vom Architekten Carl Fischer errichtet. Die Kosten von 22.000 Mark konnten durch Spenden und private Darlehensscheine gedeckt werden. Nach zehnmonatiger Bauzeit wurde das Vereinshaus eingeweiht und in der Presse als „Zauberschlösschen“ bezeichnet. Ursprünglich war das Fachwerkgebäude mit Schiefer gedeckt. Nach seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde ab 1992 der markante Turm wieder aufgebaut und das Haus saniert. Anschließend konnte am 23. August 1996 in der ersten Etage das Deutsche Kleingärtnermuseum eröffnet werden. Den Besuchern wird seitdem die Geschichte des organisierten deutschen Kleingartenwesens von den Anfängen bis zur Gegenwart nähergebracht. Zur Ausstellung gehören der nach dem Vorbild eines Kleingartens um 1900 umgesetzte Museumsgarten, der mit historischen Bänken und Spielgeräten ausgestattete „Schreberplatz“ sowie historische Lauben aus Sachsen. 

Bereits in den 1920er Jahren bestand die Idee, eine Ausstellung zur Geschichte des ersten Schrebervereins zu präsentieren, die auch zur DDR-Zeit weiterverfolgt wurde. Doch erst 1992 konnte mit der Gründung des Vereins „Deutsches Museum der Kleingärtnerbewegung“ und der Rekonstruktion der oberen Etagen im Vereinshaus das Fundament gelegt werden. Bereits 1993 gab es die erste Sonderausstellung. Im Jahr 2000 wurde der Museumsgarten eröffnet, der nach Vorbildern der Zeit um 1900 gestaltet ist. Die neue Dauerausstellung „Deutschlands Kleingärtner vom 19. zum 21. Jahrhundert“ zog nach ihrer Eröffnung 2001 viele Besucher an. Seit 2008 wird sie durch jährlich wechselnde Kabinettausstellungen ergänzt. Im Jahr 2004 wurde der Laubengarten in der Außenanlage des Museums für die Besucher zugänglich gemacht und zeigt vier historische Gartenlauben. Der dritte Schaugarten eröffnete 2014 im Jubiläumsjahr „150 Jahre Schreberbewegung“ und zeigt anhand von Gartengestaltung und Laubeneinrichtung die Nutzung der Kleingärten um 1980 in der DDR. Datschen und Kleingärten hatten während dieser Zeit einen hohen Freizeitwert. So kamen im Sommer 1989 auf 13 Millionen erwachsene Ostdeutsche rund 2.6 Millionen Wochenendgrundstücke und rund 855.000 Kleingärten. 

Im Vereinshaus befindet sich die beliebte Gaststätte Schrebers – Restaurant und Biergarten, die neben dem urigen Restaurant einen großen Biergarten direkt an der Festwiese betreibt. In der Kleingartensparte gegenüber dem Vereinshaus steht das Schreber-Hauschild-Denkmal

Einen Ausflug wert: Leipzigs Gartenlokale


Wer zur Abwechslung mal nicht sein Stammlokal um die Ecke besuchen möchte, sondern es vorzieht, im Grünen an frischer Luft rustikal zu speisen und ein kühles Bier zu genießen, dem bieten sich vor allem während der Sommermonate viele Möglichkeiten in Leipzig. Abseits der bekannten Pfade beherbergen die über 270 Kleingartenanlagen rund 70 Gartenlokale, von denen viele historisch bedeutsam sind.

Bildergalerie - Deutsches Kleingärtnermuseum – Schrebergärten in Leipzig

Historisches Bildmaterial - Deutsches Kleingärtnermuseum – Schrebergärten in Leipzig

Deutsche Nationalbibliothek in Leipzig

Deutscher Platz 1
Ortsteil: Zentrum-Südost

Die Deutsche Nationalbibliothek wurde 1912 als zentrale Archivbibliothek des gesamten deutschen Schriftguts im In- und Ausland gegründet. Gemeinsam mit ihrem zweiten Standort in Frankfurt am Main umfasst der Bestand derzeit mehr als 39 Millionen Objekte, was sie zur größten Bibliothek Deutschlands macht.

Die Entstehung des kollektiven Gedächtnisses der Nation 


Die Deutsche Nationalbibliothek wird durch eine ovalflächige Grünfläche mit doppelreihiger Lindenumpflanzung von den zwei gegenüberliegenden Nachbarbauten, dem Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie und dem Biotechnologisch-Biomedizinischem Zentrum, auch Biocity Leipzig, getrennt.

Die Initiative für den Bau der Deutschen Nationalbibliothek, ehemals Deutsche Bücherei, ging im Jahr 1909 vom Börsenverein der Deutschen Buchhändler aus.
Leipzig hatte sich Ende des 19. Jahrhunderts zur weltweit bedeutendsten Stadt für Handelsmessen und das Buchgewerbe entwickelt. Bereits im 18. Jahrhundert waren alle der Buchbranche angehörenden Institutionen in der Buchstadt ansässig. Aus diesem Grund lag die Entscheidung nahe, die Deutsche Bücherei 1912 ebenfalls in Leipzig anzusiedeln. Letztere nahm am 1. Januar 1913 ihren Betrieb zunächst provisorisch als Buchhändlerbörse auf, da sich der Neubau der Bibliothek durch Uneinigkeiten zum Standort verzögerte. Seitdem machte es sich die Deutsche Bücherei zur Aufgabe, das deutschsprachige Schriftgut aus dem In- und Ausland vor Ort lückenlos zu sammeln, zu archivieren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. 

Das imposante Hauptgebäude wurde zwischen 1914 und 1916 nach Plänen des Dresdner Architekten Oskar Pusch unter dem Baumeister Karl Schmidt und dem Leipziger Baurat Karl Julius Baer auf dem Deutschen Platz auf rund 4.000 Quadratmetern errichtet. Durch die Luftangriffe auf Leipzig im Zweiten Weltkrieg 1943 blieb die Deutsche Bücherei aufgrund der Brandschäden zunächst bis November 1945 geschlossen. Als Folge der deutschen Teilung nach dem Zweiten Weltkrieg entstand in Frankfurt am Main 1946 die Deutsche Bibliothek als zweiter Standort für die Archivierung deutschsprachiger Literatur. Beide Einrichtungen in Leipzig und in Frankfurt am Main wurden mit der Wiedervereinigung des Landes 1990 wieder zu einer Institution zusammengefasst und tragen seit 2006 den Namen „Deutsche Nationalbibliothek“. 

Goethe, Bismarck und Gutenberg gaffen von historistischen Mauern


Die architektonische Gestaltung der Deutschen Nationalbibliothek entstand im Zuge der baulichen Erweiterungen und vereint verschiedene Stilepochen auf einem Areal: Vom Historismus der Gründerzeit über die Neue Sachlichkeit, den geradlinigen Bau der DDR-Moderne und den Zweckbau des Bücherturms bis hin zur Reform-Architektur der Gegenwart. Besonders charakteristisch ist das 1916 fertig gestellte Hauptgebäude im Stil der Frührenaissance. Der 120 Meter lange, konkav geschwungene Bau wirkt ebenso massiv wie elegant und besitzt neben den in die Fassade eingezogenen Rundturm-Vorsprüngen zu beiden Seiten ein reich geschmücktes Portal. Der bauplastische Schmuck hebt den kulturellen Anspruch seines Bauherrn hervor: Eine monumentale Freitreppe führt zu den drei Eingangstüren und flankierenden Fenstern hinauf, die beide mit vergoldeten, schmiedeeisernen Gittern verziert sind. Über den Türen begrüßen den Besucher die vom Dresdner Bildhauer Fritz Kretzschmar geschaffenen steinernen Gaffköpfe von Johann Wolfgang Goethe, Otto von Bismarck und Johannes Gutenberg. Diese stehen sinnbildlich für die Kunst, den Reichsgedanken und die Druckkunst. Oberhalb des Eingangsportals verteilen sich zwischen den Fenstern des 1. Stockwerks sechs allegorische Figuren, welche von Adolf Lehnert, Felix Pfeifer und Johannes Hartmann stammen. Sie stehen allegorisch für den Handel und die Wissenschaft und verkörpern Technik, Kunst, Justiz, Philosophie, Theologie und Medizin. Die Runderker tragen das sächsische und das Reichswappen. An der Fassade zu beiden Seiten der Figuren sind zwei Inschriften angebracht. Während die linke aus Friedrich Schillers Gedicht „Der Spaziergang“ stammt, handelt es sich bei der rechten um den Spruch von Minister Karl Friedrich Vitzthum von Eckstädt anlässlich der Grundsteinlegung des Bauwerks. Die reich gestaltete Fassade wird mit der vom Schlossermeister Hermann Kayser geschaffenen, schmiedeeisernen Uhr mit den goldenen Schriftzeichen vom Leipziger Buchkünstler Walter Tiemann oberhalb des Eingangsportals komplettiert.

Ein Blick hinter die Fassaden des achtgeschossigen Hauptgebäudes zeigt die reiche Innengestaltung der Bibliotheksräume. Die Wand im Eingangsbereich ist mit einem Glasmosaik von Max Seliger ausgestaltet. Das wertvollste Objekt ist das vom Jugendstilmeister Ludwig von Hofmann im großen Lesesaal geschaffene Gemälde „Der Brunnen des Lebens“. 

Der Weg zur größten Bibliothek Deutschlands


Die Deutsche Bücherei wurde zwischen 1934 und 2011 aufgrund des täglich um tausende Bücher wachsenden Bestands bereits vier Mal erweitert und um angrenzende Bauten ergänzt. Von 1934 bis 1936 wurde die Ostseite der Deutschen Bücherei erstmals in traditioneller Bauweise erweitert. Es entstanden zusätzliche Magazinflächen und der „Kleine Lesesaal“, der heutige Lesesaal für Naturwissenschaften.1959 wurde mit dem zweiten Erweiterungsbau an der Nordwestseite begonnen. Unter der Leitung von Gerhart Helmer entstand bis 1963 ein zusätzlicher Gebäudekomplex, welcher die ursprünglichen Planungen in seiner Gesamtkonzeption abrundete. 

Zwischen 1976 und 1982 entstand mit dem Bau der Büchertürme neben dem Hauptgebäude der dritte Erweiterungsbau der Deutschen Bücherei. Die vom Architekten Arnd Schultheiß konzipierten 55 Meter hohen und fensterlosen Türme mit weißgrauer Betonfassade beherbergen in fünf Magazinsegmenten, 14 Geschossen und neun Zwischengeschossen rund fünf Millionen Bände. Die Gleitschalungsbauweise orientiert sich nicht am historischen Gebäudeensemble, sondern an den Punkthochhäusern auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Aus einem europaweit ausgeschriebenen Architekturwettbewerb für einen vierten Erweiterungsbau ging im Jahr 2002 die Stuttgarter Architektin Gabriele Glöckler hervor. Dem Konzept „Umschlag. Hülle. Inhalt“ folgend entstand von 2007 bis 2011 ein Gebäude in Form eines stilisierten, liegenden Buchs aus Glas und Aluminium, welches alle Gebäudekomplexe zu einem Ensemble mit 240 Metern Fassadenlänge zusammenführt. Auf sechs über- und drei unterirdischen Stockwerken sind neben Magazinen und einem Lesesaal die Ausstellungsfläche des bereits 1884 gegründeten Deutschen Buch- und Schriftmuseums angesiedelt. Im Innenhof des Gebäudes wurde für das Deutsche Musikarchiv ein neuer Lesesaal entworfen und eingeweiht. 

Zusätzlich zur deutschsprachigen Literatur als eigentlichem Sammlungsgebiet der Bibliothek, gibt es auch eine Reihe von besonderen Sammlungen, die den Auftrag der Bibliothek ergänzen und abrunden. Dazu gehört die zwischen 1933 und 1945 aus Deutschland verbannte Exilliteratur, welche besonders intensiv gepflegt wird. In einem gesonderten Lesesaal wird Literatur zu den Themengebieten Holocaust, Shoah, Antisemitismus und Rassismus bereitgestellt.

Bildergalerie - Deutsche Nationalbibliothek in Leipzig

Historisches Bildmaterial - Deutsche Nationalbibliothek in Leipzig

error: Dieser Inhalt ist geschützt! Es ist nicht gestattet, diesen Inhalt zu kopieren. Vielen Dank für Ihr Verständnis.