Bildlexikon Leipzig

Blog

Clara-Zetkin-Park in Leipzig

Ferdinand-Lassalle-Straße / Klingerweg / Wundtstraße / Karl-Tauchnitz-Straße
Ortsteil: Zentrum-West

Der Clara-Zetkin-Park ist mit 40,8 Hektar Fläche Leipzigs größte Parkanlage. Er befindet sich etwa zwei Kilometer südwestlich des Stadtzentrums und wurde nach der Frauenrechtlerin und Politikerin Clara Zetkin benannt. Seit seiner Einweihung stellt er eine wichtige Grünverbindung zwischen der Innenstadt und dem Auwald dar. In der Zeit von 1955 bis 2011 war er mit einer Fläche von 125 Hektar Leipzigs größter Park. Seit 2011 werden nur noch die Parkanlagen des vormaligen Volksparks im Scheibenholz und des König-Albert-Parks als Clara-Zetkin-Park benannt. 

Von der Galopprennbahn zur Parkanlage


Die Entstehung des Clara-Zetkin-Parks reicht bis ins Jahr 1876 zurück, als große Teile des Auwaldes wegen ihrer sumpfigen Bodenverhältnisse lange ungenutzt blieben. Zu dieser Zeit wurde nach Entwürfen des Ratsgärtners Carl Otto Wittenberg der waldartige Teil nördlich der Galopprennbahn als Volksgarten im Scheibenholz angelegt. Die Pferderennbahn repräsentierte zu dieser Zeit das neue Freizeitverhalten aller Bevölkerungsschichten und war Ausdruck des bürgerlichen Repräsentationsbedürfnisses. Zur Aufwertung des Scheibenholzes wurde eine waldartige Anlage mit verschiedenen Wegenetzen und Bepflanzungen geschaffen. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war der nördliche Teil des Parks von Bebauungsplänen bedroht. Carl Otto Wittenberg und Wilhelm Seyfferth, Stifter des benachbarten Johannaparks, konnten diesen entgegenwirken, sodass der durchgehende „grüne Gürtel“ von der Innenstadt über den Johannapark bis zum Auwald bestehen blieb. Als das Areal der früher an das Scheibenholz und an die Pleißeflutrinne angrenzenden Wiesen für die Sächsisch-Thüringische Industrie- und Gewerbeausstellung im Jahr 1897 ausgewählt wurde, kam es zu einer ersten Umgestaltung der Parkstrukturen. Für diesen Zweck wurde eine 60.000 Quadratmeter große Ausstellungsfläche angelegt, zu der ein großes Fontänebecken und das Gelände der heutigen Anton-Bruckner-Allee gehörten. Mit Ende der Ausstellung wurden auch die temporären Bauten wieder beseitigt und der Weg für einen Stadtpark geebnet. Carl Otto Wittenberg ergänzte und verfeinerte die Gestaltung des Parkgeländes, indem er u.a. die heute noch vorhandenen beiden Teiche und die Hauptallee mit einer vierreihigen Lindenbepflanzung anlegte.

Der Weg zum Kulturpark


Anlässlich des 25. Regierungsjubiläums des sächsischen Königs Albert von Sachsen wurde der Park 1898 zum „König-Albert-Park“ umbenannt. Wittenbergs Nachfolger Carl Hampel ergänzte aufwändige Schmuckpflanzungen und die Parterres zu beiden Seiten des Fontänebeckens. Im Jahr 1908 wurde westlich des Elsterflutbetts ein Pavillon aus Gerhards Garten platziert, der noch heute einen Akzent inmitten der weitläufigen Wiesenlandschaft setzt. Ab 1954 wurde der Bereich des König-Albert-Parks mit den benachbarten Anlagen zum „Zentralen Kulturpark Clara Zetkin“ zusammengefasst und zwischen 1955 und 1965 schrittweise ausgebaut. Hinzu kamen u.a. eine Parkgaststätte, die Dahlienterrasse und zahlreiche Liegewiesen.

Aus dem Zusammenschluss der Parks zum „Zentralen Kulturpark“ wurde dieser unter Einbezug von Kultur- und Sportanlagen im Sinne der Kulturparkbewegung weiterentwickelt. Es handelte sich vermutlich um die größte, nach diesen Gesichtspunkten gestaltete Anlage Deutschlands mit entsprechender Vorbildwirkung für andere deutsche Parks dieser Art. Nach dem Vorbild des Moskauer Gorki-Parks sollte die Anlage als Erholungsort für die Bevölkerung dienen. Bis 2011 zählten zum Clara-Zetkin-Park die historischen Parkanlagen Johannapark, Palmengarten, Volkspark Scheibenholz und König-Albert-Park. Seitdem gehören offiziell nur noch die Bereiche des ehemaligen König-Albert-Parks und des bisherigen Volksparks im Scheibenholz zum Clara-Park. Aus diesem Grund steht das Clara-Zetkin-Denkmal nicht mehr im Clara-Zetkin-Park, sondern im Johannapark.

Der Musikpavillon – ein kultureller Treffpunkt im Park


Ein beliebter Ausflugs- und Veranstaltungsort ist der Musikpavillon am heutigen Richard-Strauss-Platz im Clara-Zetkin-Park. Er wurde 1912 aus Mitteln einer Stiftung finanziert und prägt mit seiner markanten Jugendstilarchitektur die Umgebung. Seitdem fanden hier viele Orchesterkonzerte statt, die zur Unterhaltung der Bevölkerung im Grünen dienten und sich von Beginn an großer Beliebtheit erfreuten. In den Sommermonaten und bei schönem Wetter wurden die Konzerte von bis zu 2.000 Menschen besucht. Nach der Wende verfiel der historische Kulturstandort und sollte schon abgerissen werden. Der neue Pächter Eberhard Wiedenmann rettete das Kulturdenkmal 2004 und ließ es durch das Architekturbüro R. Keil denkmalgerecht sanieren. Heute wird der Musikpavillon vom Parkrestaurant genutzt und um einen großzügig angelegten Biergarten ergänzt. Neben den etwa 40 Veranstaltungen pro Jahr werden hier auch gemeinschaftlich Sportveranstaltungen geschaut.

Hier chillt das hippe Leipzig


Ein Knotenpunkt und beliebter Treffpunkt im Clara-Zetkin-Park ist die Sachsenbrücke über dem Elsterflutbett. Gemeinsam mit der Anton-Bruckner-Allee stellt sie eine autofreie Ost-West-Verbindung vom Leipziger Westen in die Innenstadt dar. Der Name der Brücke soll an den Seitenwechsel der sächsischen Truppen von Napoleon zu den Verbündeten in der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 erinnern. Das erste Bauwerk an der heutigen Stelle der Sachsenbrücke entstand im Rahmen der Sächsisch-Thüringischen Industrie- und Gewerbeausstellung 1897. Heute ist die Sachsenbrücke Kulturdenkmal und zugleich beliebter Treffpunkt junger Leipziger. Insbesondere in den lauen Sommermonaten sammeln sich hier Musiker, Tänzer und andere Künstler, während bunte Menschenmassen dicht auf den Bordsteinen sitzen und das Schauspiel beobachten. 

Ein weiterer Publikumsmagnet ist die 1955 errichtete Parkbühne. Bereits in den 1950er Jahren fanden hier regelmäßig Veranstaltungen statt, darunter Freilichtkino, sommerliche Theateraufführungen, Sommerfilmtage und Konzerte. Auch heute ist die Parkbühne Austragungsort zahlreicher Open-Air-Veranstaltungen, wie Konzert- und Kinoaufführungen. 

Am Bootsverleih im Scheibenholz, der sich direkt an der Galopprennbahn und deren beliebtem Biergarten befindet, kann man sich während der Saison Boote ausleihen und Leipzigs Wasserwege erkunden, ebenso vom Bootsverleih Klingerweg aus. Dort befindet sich das 1885 eröffnete Bootshaus Klingerweg des Rudervereins „Sturmvogel“, dessen Gründungsmitglied der Industriepionier Karl Erdmann Heine war. 

Der Clara-Zetkin-Park ist fester Bestandteil im Leipziger Veranstaltungskalender. Hier findet jährlich im Rahmen des Wave Gotik Treffens das Viktorianische Picknick statt. Auch das Leipziger Wasserfest lockt zwischen der Galopprennbahn, Sachsenbrücke und Anton-Bruckner-Allee tausende Besucher. Ebenfalls ein großer Publikumsmagnet ist die Ökofete als größte Umweltmesse Mitteldeutschlands, die mit zahlreichen Ständen auf der Anton-Bruckner-Allee und einem bunten Kulturprogramm Groß und Klein fasziniert.

Auch das Restaurant Glashaus im Clarapark ist seit den 1960er Jahren ein beliebtes Ausflugsziel der Parkbesucher. In den Sommermonaten öffnet der großflächige Biergarten, wo den Gästen regionale und saisonale Speisen und Getränke serviert werden. Für die Kinder wird es nicht langweilig, denn sie können sich unbeschwert im Grünen tummeln.

Bildergalerie - Clara-Zetkin-Park in Leipzig

Historisches Bildmaterial - Clara-Zetkin-Park in Leipzig

Brunnen Badendes Mädchen in Leipzig

Markt 1
Ortsteil: Zentrum

Etwas versteckt befindet sich in einer Nische unter den Arkaden des Alten Rathauses der Zierbrunnen „Badendes Mädchen“. Dafür hatte Johannes Hartmann 1909 ursprünglich eine Bronzeplastik geschaffen, die ein nacktes Mädchen zeigt, das halb auf einem Baumstumpf kniet. Sie steht entspannt auf einer Amphore und blickt nach unten zur Wasserschale. Am Fuße des Sockels befinden sich ein Frosch und zwei Eidechsen als Wasserspeier. 

Leider wurde die originale Plastik in der Nacht zum 7. Oktober 1992 gestohlen und tauchte nie wieder auf. Der Verlust des Kunstwerks wiegt schwer, denn immerhin hatte es sogar den Zweiten Weltkrieg überstanden und endete nicht als „Metallspende des deutschen Volkes“.

Die Hieronymus-Lotter-Gesellschaft hatte 1999 die Idee, anhand alter Fotos eine Kopie der Brunnenplastik herstellen zu lassen. Der Bildhauer Klaus Schwabe nahm sich der Aufgabe an und schuf eine neue Skulptur, die von der Bronzebildgießerei Noack gegossen und am 2. Dezember 2000 an alter Stelle aufgestellt wurde. 

Nur wenige Meter entfernt befindet sich im Durchgang vom Markt zum Naschmarkt das männliche Pendant, der Brunnen „Badender Knabe“ von Carl Seffner.

Bildergalerie - Brunnen Badendes Mädchen in Leipzig

Brunnen Badender Knabe in Leipzig

Markt 1
Ortsteil: Zentrum

Nach dem Umzug der Stadtverwaltung in das Neue Rathaus wurde das Alte Rathaus zwischen 1906 bis 1909 saniert und umgebaut, damit das Stadtgeschichtliche Museum Leipzig einziehen konnte. Während dieser Zeit entstand auf der Seite zum Markt auch der Arkadengang aus Rochlitzer Porphyr. Seitdem steht dort in einer Nische der Brunnen „Badendes Mädchen“ sowie links vor dem Ausgang zum Naschmarkt der Brunnen „Badender Knabe“, um dessen Gestaltung sich Otto Wilhelm Scharenberg seit 1908 bemüht hatte. Sein Entwurf wurde später umgesetzt. Es fanden sich zahlreiche Stifter, die die Realisierung des Brunnens ermöglichten. Sein Unterteil stammt von Johannes Hartmann. Die liebevoll gestaltete Brunnenplastik des Knaben, der auf einer Muschel steht und sich auf dem Kopf einen Schwamm ausdrückt, schuf Leipzigs bekanntester Bildhauer Carl Seffner, der nur wenige Meter weiter auf dem Nachmarkt auch das Goethe-Denkmal realisiert hatte. Sein 1899 geborener Sohn Max soll ihn zur Skulptur des sogenannten Schwammjungen angeregt haben. Die Firma Villeroy & Boch finanzierte die mosaikartige tiefblaue Kachelung des Brunnens, der von Porphyrtuff umrahmt wird und 1912 fertiggestellt wurde. Die Brunnenschale besteht aus Rosengranit.

Bildergalerie - Brunnen Badender Knabe in Leipzig

Botanischer Garten der Universität Leipzig

Linnéstraße 1
Ortsteil: Zentrum-Südost

Der Botanische Garten der Universität Leipzig wurde im Jahr 1543 gegründet. Er beheimatet auf einer Gesamtfläche von etwa drei Hektar Fläche mehr als 10.000 verschiedene Pflanzenarten und gilt als älteste derartige Einrichtung Deutschlands sowie als einer der ältesten Botanischen Gärten weltweit. Der Besuch der Außenanlagen ist kostenlos. Wer die Pflanzenvielfalt in den Gewächshäusern entdecken möchte, bezahlt Eintritt.

Wechselvolle Geschichte in wechselnden Standorten


Die Geschichte des Botanischen Gartens Leipzig reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück. Er entstand im Jahr 1543 aus dem Klostergarten des Dominikanerklosters „St. Pauli“. In diesem Jahr überließ der damalige Herzog Moritz von Sachsen den Garten der Universität als Schenkung. Er wurde zunächst als Arzneipflanzengarten „Hortus medicus“ der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig angelegt. Die dort kultivierten Heilpflanzen dienten damals vorrangig als Anschauungsmaterial für Studenten. Aufgrund von zahlreichen Verwüstungen im Dreißigjährigen Krieg musste die ursprüngliche Anlage zwischen der Universitätskirche St. Pauli und der heutigen Grimmaischen Straße im Jahr 1641 schließen. Zehn Jahr später wurde sie nur wenige Meter weiter in das Universitätsgelände an der Grimmaischen Gasse verlagert und auf 450 Quadratmetern neu eröffnet.

Auch ein bemerkenswertes Herbarium aus über 1.000 verschiedenen Pflanzenarten gehörte zum Hortus Botanicus. Dieses wurde zwischen 1600 und 1606 vom Leipziger Medizinstudenten Georg Kirchen angelegt und enthielt neben Heilpflanzen aus der Umgebung auch zahlreiche exotische Exemplare aus dem Mittelmeerraum und dem damals erschlossenen Teil Südamerikas. Das Bemerkenswerte an diesem Herbarium war die Tatsache, dass einige Pflanzenarten erstmals in Deutschland beschrieben wurden, darunter beispielsweise die Paprika oder die Wunderblume. 

Wegen des begrenzten Platzes in der Innenstadt wurde die botanische Einrichtung im Jahr 1806 in das deutlich größere Areal am Pleißemühlgraben im Bereich des heutigen Bundesverwaltungsgerichts verlegt. Mit der Errichtung des damaligen Reichsgerichts auf dem Gelände wurde der Botanische Garten schließlich 1876/77 an seinen heutigen Standort in der Linnéstraße verlagert. Mit nunmehr 1.200 Quadratmetern Fläche bot sich die Gelegenheit zur Errichtung eines großzügigen Gewächshauskomplexes mit Botanischem Institut. 

Von Zerstörung bis Wiederaufbau


Im Zweiten Weltkrieg wurde der Botanische Garten durch Bombenangriffe im Dezember 1943 und im Februar 1944 fast gänzlich zerstört, darunter auch das Herbarium von Georg Kirchen. Die Zerstörungen führten auch zum fast vollständigen Verlust des Pflanzenbestandes. Lediglich 26 Kalthauspflanzen überlebten in den Gewächshäusern. Im Zuge eines umfassenden Wiederaufbaus bis 1954 entstanden fünf neue Gewächshäuser, in denen bereits ein Jahr später wieder mehr als 2.400 Pflanzenarten gezählt werden konnten. Ab 1991 wurde der Garten umfassend saniert und im Jahr 1998 um ein Schmetterlingshaus ergänzt. Insbesondere bei Sonnenlicht kann der Besucher hunderte tropische Tagschmetterlinge, die mehr als zwei Dutzend verschiedenen Arten angehören, beobachten.

Besuch im Hortus Botanicus Lipsiensis


Im Eingangsbereich des Botanischen Gartens führt der Weg vorbei an der Linné-Büste. Carl von Linné galt im 18. Jahrhundert als Begründer des vorherrschenden Leitbilds botanischer Gärten. Seinem Idealbild nach musste sich die Systematik des botanischen Gartens in ihrer formal und geometrisch gestalteten Anlage repräsentiert werden. Heute erinnern die Einfassungsmauer an der Johannisallee, das Verwaltungsgebäude mit klassizistischer Formensprache sowie die erhaltenen Teile des Gewächshauskomplexes an sechs Jahrhunderte Tradition des Botanischen Gartens und vermitteln historisches Flair.

Die Besucher können im Freigelände des Botanischen Gartens neben beeindruckenden exotischen Altraumbeständen im Arboretum Teich- und Feuchtpflanzenareale, ein Alpinum und zahlreiche pflanzengeografische Sammlungen erkunden. Inzwischen gehören auch ein Apothekergarten „Hortus medicus“ sowie ein Duft- und Tastgarten auf dem Areal des benachbarten Friedensparks zum Botanischen Garten. Die architektonische Strenge der Anlage orientiert sich am historischen Vorbild des Heilpflanzengartens aus der Mitte des 16. Jahrhunderts.

Eine Attraktion: das sanierte Victoriahaus


Das Victoriahaus im Botanischen Garten wurde 1876 nach Plänen des Gartendirektors August Schenk und des Leipziger Baurates Gustav Müller als spezieller Gewächshaustyp zur Kultivierung der tropischen Riesenseerose Victoria amazonica errichtet. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts führte die öffentliche Präsentation der spektakulären Pflanze zu einer weltweiten Verbreitung. Heute existieren nur noch fünf im Original erhaltene Victoriahäuser. Das Leipziger Victoriahaus wurde bis 2018 saniert und ist das drittälteste überhaupt sowie das einzige dieses speziellen Bautyps in Deutschland. Das Gewächshaus besitzt die Form einer flachen, achtseitigen Pyramide. 

Direktoren als botanische Wegbereiter


Der Botanische Garten kann auf eine Tradition bedeutender Direktoren zurückschauen, die dessen Entwicklung prägten. Seinen Höhepunkt erlebte der Botanische Garten unter der Leitung von Paul Ammann zwischen 1664 und 1681. Ammann veröffentlichte das erste Verzeichnis der im Garten und in der Umgebung der Stadt kultivierten Pflanzen. Er bemühte sich außerdem, dem Botanischen Garten eine Stellung in der Lehre zu verschaffen. Teil davon war sein alljährlich durchgeführtes „Herbation“, zu dem er Kollegen und Freunde der Botanik einlud, um ihnen Pflanzen des Botanischen Gartens vorzustellen. Johann Hedwig, Direktor zwischen 1789 und 1799, war Begründer der wissenschaftlichen Mooskunde. Gustav Kunze legte den Grundstock des Leipziger Herbars mit 30.000 Arten. Er war von 1837 bis 1851 Direktor des Botanischen Gartens. Ihnen und zahlreichen weiteren Direktoren ist es zu verdanken, dass sich der Botanische Garten zur heutigen angesehen Lehr- und Forschungsstätte entwickelte.

Bildergalerie - Botanischer Garten der Universität Leipzig

Historisches Bildmaterial - Botanischer Garten der Universität Leipzig

Auwald in Leipzig

Ortsteile: u.a. Lützschena-Stahmeln, Wahren, Leutzsch, Zentrum-Nordwest, Zentrum-Süd, Connewitz

Der Leipziger Auwald ist mit etwa 2.000 Hektar Fläche der größte in einer Stadt gelegene Auwald Europas und gehört zu den größten noch geschlossenen Auwäldern Mitteleuropas. Er gliedert sich als „Stadtwald“ in und um die Stadt Leipzig ein und gilt mit seiner einmaligen Nähe zur Großstadt als seltenes Naturdenkmal. Trotz zahlreicher menschlicher Einflüsse konnte der Leipziger Auwald sich einen sehr naturnahen Charakter erhalten und zählt zum Landschaftsschutzgebiet. Als Teil des Grünen Rings Leipzig kommt ihm neben der forstlichen Nutzung ein außerordentlicher Erholungswert zu. 

Auenlandschaft als Naturschutzgebiet und Erholungszentrum


Der Leipziger Auwald ist in einen nördlichen und einen südlichen Teil gegliedert. Zum nördlichen Teil gehören das Rosental, das Leutzscher Holz, die Burgaue, der Hintere Forst und die Gundorfer Lachen. Der südliche Teil umfasst das Connewitzer Holz mit Wildpark, das Küchenholz, die Lauer, die Nonne und den Zschocherschen Winkel. Beide Teile sind durch das Elsterflutbecken sowie zahlreiche Grünflächen und Parkanlagen, darunter der Clara-Zetkin-Park, der Palmengarten, der Johannapark, der Klingerhain und der Richard-Wagner-Hain, miteinander verbunden.

Zu den Naturschutzgebieten des Auwaldes zählen u.a. die Burgaue, die Luppeaue und das Elsterflutbecken. Als Erholungszentren ausgewiesen sind u.a. der Wildpark, Cospuden sowie der Auensee. Der heutige Auwald wächst größtenteils auf einer etwa sechs Meter dicken Schicht aus Auwaldlehm aus den Flussauen der PleißeLuppe und Elster. Der nährstoffreiche, basische Lehm ermöglichte die Entstehung des artenreichen Mischholzbestandes.

Bewirtschaftung des Auwaldes im Wandel der Zeit


Als Auwald wird ein Wald bezeichnet, der in Überschwemmungsgebieten von Flüssen zu finden ist, wobei der Leipziger Auwald im Überschwemmungsgebiet der Flüsse Elster, Pleiße und Luppe liegt. Bereits seit dem 12. Jahrhundert wurden die nicht überfluteten Waldgebiete größtenteils gerodet. In den folgenden Jahrhunderten entstanden zum Zweck der Regulierung von Überschwemmungen Mühlgräben, wie der Elstermühlgraben und der Pleißemühlgraben, Wehre und Kanäle. Diese sollten die Stadt später an das Wassertransportnetz anschließen.

Der Leipziger Auwald war zunächst in eine überschwemmungsresistente, flussnahe Weichholzaue mit Erlen, Espen, Pappeln und Weiden und eine flussfernere, weniger resistente Hartholzaue mit Eschen, Linden, Eichen und Hainbuchen aufgeteilt. Diese Aufteilung wurde sukzessive durch menschliche Einflussnahme aufgelöst: Durch die veränderte Bewirtschaftung des Auwaldes in Form von Regulierungsmaßnahmen, Nährstoffeintrag und Einschränkung der jährlichen Überschwemmungen kam es zu einer Umstrukturierung des Waldes. Deshalb setzte sich heute ausschließlich eine Hartholzaue mit natürlichen Stickstoffanzeigern wie der Brennnessel und dem Spitzahorn durch.

Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Leipziger Auwald als Mittelwald bewirtschaftet. Im Zuge der Industrialisierung und des enormen Wachstums der Stadt wurde er durch die neuen Industriestandorte Plagwitz und Lindenau im Westen der Stadt erschlossen. Hierfür wurden Auen vor Ort zerschnitten und die natürlichen Flussläufe reguliert, wodurch die periodischen Überflutungen ausblieben. Ende des 19. Jahrhunderts mussten wesentliche Teile des Auwaldes im Süden Leipzigs zugunsten des Braunkohletagebaus weichen. Auch die Grundwasserabsenkungen während des Braunkohleabbaus führten zu einer sukzessiven Austrocknung des Waldgebiets. Nach der Wiedervereinigung trieb die Stadt Leipzig eine erneute saisonale Flutung des Auwaldes voran. Durch zahlreiche Neuaufforstungen wurde zudem versucht, den vergleichsweise geringen übrig gebliebenen Waldanteil zu kompensieren. 

Pflanzenvielfalt in der Hartholzaue


Die heutige Struktur des Leipziger Auwaldes stellt ein direktes Abbild der Stadtgeschichte dar: Durch Eingriffe im 30-jährigen Krieg, Zweiten Weltkrieg, Baumaßnahmen und Industrialisierung wurde der Waldbestand immer wieder entsprechend verändert. Heute kommen neben den für die Hartholzaue typischen Arten auch durch Aufforstung standortfremde Gewächse wie beispielsweise Roteichen, Rotbuchen und Robinien vor. 

Die gegenwärtige Bewirtschaftung des Auwaldes zielt langfristig darauf ab, den Zustand des Auwaldes Mitte des 19. Jahrhunderts wieder zu etablieren. Bestandteile dessen sind zum einen ein wesentlich höherer Anteil an Stieleichen, zum anderen ein strukturiertes, abwechslungsreiches Arten- und Altersklassengemisch. Auffallend ist die Vielfalt der saisonalen Gewächse im Auwald: Während im Frühjahr eine unüberblickbare Fülle an Blüten von Märzenbechern, Veilchen und Buschwindröschen den Auwaldboden bedeckt, übersät wenig später der Bärlauch flächendeckend die Erde. Dieser macht sich bis zur weißen Blüte durch seinen auffälligen Knoblauchgeruch bemerkbar und kommt auch in der Küche in zahlreichen kulinarischen Spezialitäten zum Einsatz. 

Die Arche Noah des Auwalds


Der Burgaue ist von einer artenreichen Fauna mit Reh- und Schwarzwild, Feldhasen, Dachsen, Füchsen und vielen weiteren Säugetieren besiedelt. Hinzu kommen verschiedene Arten an Kriechtieren, Lurchen, Insekten und Spinnen. Insbesondere die Artenvielfalt der Fledermäuse ist beeindruckend: So konnten innerhalb eines Hektars Waldgebiet 75 Prozent der in Sachsen heimischen Fledermausarten nachgewiesen werden. Auch circa 100 verschiedene Brutvogelarten sind im Auwald heimisch. Der im südlichen Auwald gelegene Wildpark hat sich auf die naturnahe Haltung und den aktiven Artenschutz von einheimischen Säugetieren konzentriert. Hier leben auf 40 Hektar etwa 40 verschiedene Tierarten. Eine beliebte Einkehrmöglichkeit im Wildpark ist das Russische Teehaus, welches zudem die lange Geschichte des Leipziger Auwalds illustriert. 

Vom Schlosspark bis zum Auensee – Freizeitgestaltung im Auwald


Zu den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten im Auwald zählen der Schlosspark Lützschena, die Auwaldstation, der Auensee, der Aussichtsturm im Rosental und der Wildpark. Letzterer gilt als echte Oase und Erholungsgebiet inmitten des Auwalds im Nordwesten Leipzigs. Der Auensee ist ein bis zu 10 Meter tiefer Grundwassersee, derursprünglich um 1910 als Kiesgrube für den Bau des Leipziger Hauptbahnhofes ausgehoben wurde. 1914 entstand hier der Luna Park, ein Vergnügungspark mit zahlreichen Fahrgeschäften, Musikpavillon und gastronomischen Einrichtungen. Der Park wurde 1931 zwangsversteigert und es blieb lediglich dessen Hauptrestaurant erhalten, das 1936 in Haus Auensee umbenannt wurde und heute ein bekannter Treffpunkt für kulturelle Veranstaltungen und Konzerte ist. Rund um den Auensee führt seit 1951 die Parkeisenbahnals Liliputbahn, am See selbst befindet sich ein Boots- und Fahrradverleih. 

Durch das ausgedehnte und gut beschilderte Wegenetz werden Spaziergängern, Läufern, Radfahrern und Reitern optimale Bedingungen zur Naherholung geboten. Für ein besonderes Naturerlebnis sorgen zahlreiche urige Gaststätten wie die Domholzschänke, eine direkte Anbindung an den Cospudener See, Fitnessparcours, Grill- und Spielplätze sowie regelmäßige Führungen und Veranstaltungen.

Bildergalerie - Auwald in Leipzig

Aussichtsturm im Rosental in Leipzig

Rosental – Marienweg
Ortsteil: Zentrum-Nordwest

Im hinteren Teil des Rosentals gibt es auf dem Rosentalhügel – so ist er ausgeschildert – eine sehr gute Möglichkeit, Leipzig kostenfrei von oben zu betrachten. Man erreicht ihn am besten mit dem Rad oder zu Fuß. Wer mit der Straßenbahn ankommt, sollte an den Haltestellen „Am Mückenschlösschen“ oder „Stallbaumstraße“ aussteigen. 

Der rund 20 Meter hohe Rosentalhügel entstand zwischen 1887 und 1896 durch Aufschüttung von 120.000 m³ Hausmüll (60.000 Pferdefuhren) und anschließender Begrünung. Er wird deshalb von den Leipzigern liebevoll Scherbelberg oder Monte Scherbelino genannt. Seit 1975 befindet sich dort ein stählerner Aussichtsturm, der 20 Meter hoch und 23 Tonnen schwer ist und mittels Hubschrauber-Einsatz errichtet wurde (Architekt: W. Horn). Im Sommer ist er im dichten Blattwerk des Auwaldes gut versteckt. Wer die 104 Stufen emporsteigen möchte, sollte schwindelfrei sein, denn der Turm wird beim Betreten mehrerer Personen oder starker Windböen in Schwingungen versetzt. Deshalb nennt man ihn im Volksmund auch Wackelturm. Der mühevolle Aufstieg lohnt jedoch, da man von oben einen herrlichen Ausblick über das Rosental und den Auwald hat und die Skyline von Leipzig betrachten kann. Nur der Fockeberg bietet in Leipzig einen ähnlich naturnahen Ausblick. 

Bereits ab 1896 gab es auf dem Rosentalhügel einen 15 Meter hohen, hölzernen Aussichtsturm, der nach einem Entwurf von Hugo Licht – der auch das Neue Rathaus plante – in Form des frühen Jugendstils errichtet wurde. Beim schwersten Luftangriff, den Leipzig im Zweiten Weltkrieg erlebte, brannte der Aussichtsturm am 4. Dezember 1943 ab.

Bildergalerie - Aussichtsturm im Rosental in Leipzig

Historisches Bildmaterial - Aussichtsturm im Rosental in Leipzig

Augustusplatz in Leipzig

Augustusplatz
Ortsteil: Zentrum

Der Augustusplatz ist Dreh- und Angelpunkt des östlichen Stadtzentrums und vereint auf rund 40.000 Quadratmetern Fläche bedeutsame Bauwerke aus verschiedenen Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts. Er wurde nach dem Abriss der Stadtfestigung 1785 angelegt und 1839 nach dem ersten sächsischen König Friedrich August I. benannt. Er gilt noch heute als größter Platz in Sachsen und als einer der größten Stadtplätze in Europa.

Vom Abstellplatz des Handels zu einem der schönsten Plätze Europas


Die Geschichte des Augustusplatzes reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück. Im Schmalkaldischen Krieg wurde 1547 die ursprüngliche Bebauung des Areals, die bis an den Stadtgraben heranreichte, vollkommen niedergebrannt und es entstand eine freie Fläche. Diese wurde auch mit der Befestigung der Stadt durch Kurfürst Moritz von Sachsen nicht wieder aufgebaut. Sie diente fortan vorrangig als Park und Abstellplatz für die Handelsleute, die zu den Leipziger Messen anreisten. Das starke Wachstum der Handelsmetropole sprengte die beengende Stadtbegrenzung, woraufhin die Stadtmauer vor dem Grimmaischen Tor 1785 abgerissen und der Grundstein für eine städtebauliche Gestaltung gelegt wurde. Zwischen 1785 und 1794 planierte Johann Carl Friedrich Dauthe die Fläche durch die Anlage des Oberen Parks, auch Schwanenteichpark genannt, als Teil des den Stadtkern umlaufenden Promenadenrings. Auf dem entstandenen „Grimmaischen Torplatz“ wurden zwei Rasenrondelle angelegt und mit Pappeln umpflanzt.

Ab 1830 setzte die Expansion der Stadt und die sukzessive architektonische Fassung des Grimmaischen Torplatzes ein. Bei dem ersten errichteten Gebäude handelte es sich um das das neue Hauptgebäude der Universität Leipzig. Es wurde zwischen 1831 und 1836 nach Entwürfen von Albert Geutebrück erbaut und von Karl Friedrich Schinkel erweitert. Der Bau erhielt zu Ehren des Sachsenkönigs Friedrich August I. den Namen Augusteum und gab auch 1837 dem Stadtplatz die Bezeichnung Augustusplatz. Zudem war es das erste Gebäude, welches gezielt mit der Hauptfront auf den Platz ausgerichtet war. 1835 wurde im Eckhaus an der Grimmaischen Straße neben der 1240 geweihten gotischen Universitätskirche St. Pauli das Café Français, ab 1914 Café Felsche, erbaut. Dabei handelte es sich um ein über die Stadtgrenzen hinaus bekanntes Kaffeehaus der Spitzenklasse. Im Jahr 1840 errichtete Albert Geutebrück die schräg gegenüberliegende Hauptpost. Das Gebäude war bis 1867 Sitz der wichtigsten Oberpostdirektion Sachsens.

Italienische Hochrenaissance trifft auf Klassizismus


Zwischen 1856 und 1858 wurde auf der Südseite des Platzes, an der heutigen Stelle des Gewandhauses, das Museum der bildenden Künste errichtet. Der Entwurf von Ludwig Lange im Stil der italienischen Renaissance wurde durch die stetig wachsende Sammlung im Zeitraum 1880 bis 1886 von Hugo Licht erweitert. Die Universität erhielt zusätzliche Bauten und gestaltete das Augusteum ebenfalls im Stil der Hochrenaissance um. 1868 wurde von Carl Ferdinand Langhans an der Stelle der heutigen Opernhauses das Neue Theater im Stil des Spätklassizismus errichtet. Die bescheiden gehaltenen, klassizistischen Fassaden des Postgebäudes, des Museums der bildenden Künste und des Augusteums wurden nach der Reichsgründung 1871 im Stil der italienischen Hochrenaissance aufwendig umgestaltet. 1886 wurde vor dem Museum der bildenden Künste der Mendebrunnen mit seinem etwa 18 Meter hohen Granit-Obelisken eingeweiht. Die eher ländliche Bebauung des Platzes wich mehrgeschossigen Mietshäusern mit Läden und Verkaufsräumen. So entstanden zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Kaufhaus Bamberger & Hertz, die Dresdner Bank, das Europahaus und das Krochhochhaus. Auf dem Grundstück des ehemaligen Wohnhauses von Bürgermeisters Carl Wilhelm Müller schuf der holländische Architekt Hendrik Petrus Berlage zwischen 1901 und 1903 das Niederländische Haus, ein bedeutendes Geschäftshaus. Nun galt der Augustusplatz mit seiner durchdachten Bebauung als einer der schönsten und größten Stadtplätze Europas.

Das neue Aushängeschild des sozialistischen Staates


Leider wurden im Bombenhagel des 4. Dezember 1943 fast alle Bauwerke des Augustusplatzes schwer beschädigt. Die Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg stellten zwar einen starken Einschnitt dar, jedoch wären viele Baustrukturen wiederherzustellen gewesen. Am 1. August 1945 wurde der Augustusplatz umbenannt und hier fortan Karl-Marx-Platz, auch um seine Bedeutung für die Arbeiterbewegung hervorzuheben. Es begann eine neue Bauplanung. Der Rat des Stadtkreises schrieb hierfür 1952 einen Ideenweebewerb für die städtebauliche und verkehrstechnische Gestaltung aus unter der Prämisse, die Stellung als politisches und kulturelles Zentrum der Stadt zu wahren. Die Pläne für den Wiederaufbau fielen schließlich dem Anspruch des DDR-Regimes zum Opfer, den Aufbau eines sozialistischen Stadtzentrums umzusetzen. Anstelle des Neuen Theaters wurde das heutige Opernhaus 1960 errichtet. Im selben Jahr wurde mit der Bebauung der Ostseite des Karl-Marx-Platzes begonnen, darunter die Neugestaltung der Hauptpost zwischen 1961 und 1964, in der sich heute u.a. die Felix Suiten im Lebendigen Haus befinden. Von 1963 bis 1965 entstand das Hotel Deutschland, heute Radisson Hotel. Am 30. Mai 1968 wurden die im Krieg wie durch ein Wunder vollkommen erhaltene Universitätskirche St. Pauli und das nur teilzerstörte Augusteum auf Beschluss der SED und des Staatsratsvorsitzenden Walter Ulbricht gesprengt. Stattdessen wurde ein Ensemble freistehender Universiätsgebäude errichtet und das 142 Meter hohe, benachbarte Universitätshochhaus, heute City-Hochhaus, von Hermann Henselmann geschaffen. Die Neugestaltung des Karl-Marx Platzes wurde 1981 mit dem Bau des Gewandhauses zu Leipzig anstelle des Museums der bildenden Künste abgeschlossen. Der 1886 eingeweihte Mendebrunnen überstand als einziges Bauwerk des Platzes den Krieg und die sozialistischen Bebauungspläne.

Lichtfest, Märchenwald und Beachvolleyball zwischen Oper und Gewandhaus


Weltweite Aufmerksamkeit wurde dem Karl-Marx-Platz durch die Friedliche Revolution am 9. Oktober 1989 zuteil, als er zum Versammlungsort für rund 70.000 Leipziger wurde, die für Reformen in der DDR demonstrierten. Dieser Tag markierte schließlich das Ende der DDR. An das historische Ereignis erinnert noch heute die bronzene, eiförmige Glocke der Demokratie, auch Freiheitsglocke genannt. Diese wurde anlässlich des 20. Jahrestages der Montagsdemonstrationen am 9. Oktober 2009 eingeweiht. 

Am 3. Oktober 1990 wurde der Karl-Marx-Platz wieder zum Augustusplatz zurück benannt. Im selben Jahr wurde der Platz auch Kulisse der ersten, unvergessenen Kundgebung Helmut Kohls. 1998 wurde der Augustusplatz für den Bau einer Tiefgarage unterkellert und nach Plänen von Bernhard Winkler grundlegend neugestaltet. Die nachts erhellten runden Aufbauten der Tiefgarageneingänge in Form von Milchglaszylindern gehören zum Beleuchtungskonzept des Platzes. Um die Achse zwischen Oper und Gewandhaus mehr zu betonen, erhielt der Mendebrunnen vor dem Gewandhaus ein Pendant in Form einer Fontäne vor der Oper. Die neu gesetzten Lindenreihen erinnern an die früheren Promenadenbepflanzungen. An der Stelle der gesprengten Paulinerkirche wurde zwischen 2007 und 2017 nach Entwürfen des niederländischen Architekten Erick von Egeraat das „Paulinum – Aula und Universitätskirche St. Pauli“ errichtet.

Heute ist der Augustusplatz ganzjährig Austragungsort zahlreicher Veranstaltungen. Zu den Highlights zählen das Beachvolleyball-Event SachsenBeach, das Leipziger Stadtfest und das Lichtfest Leipzig am 9. Oktober. Mehrmals im Jahr findet hier auch der Wochenmarkt statt. Während der Weihnachtszeit sind im Rahmen des Leipziger Weihnachtsmarkts das Finnische Weihnachtsdorf, das Südtiroler Dorf und der Märchenwald Besuchermagnete.

Bildergalerie - Augustusplatz in Leipzig

Historisches Bildmaterial - Augustusplatz in Leipzig

Altes Rathaus in Leipzig

Markt 1
Ortsteil: Zentrum

Das Alte Rathaus befindet sich am Markt. Es ist eines der bedeutendsten Bauwerke der deutschen Renaissance und ein Wahrzeichen Leipzigs. Es wurde 1556 als erstes Renaissance-Rathaus in Deutschland von Hieronymus Lotter errichtet und diente bis 1905 als Sitz der Stadtverwaltung. Heute beherbergt das Alte Rathaus das Stadtgeschichtliche Museum Leipzig.

Vom Tuchhaus zum „schönsten Renaissancebau nördlich der Alpen“

Das Alte Rathaus dominiert mit seiner 87 Meter langen Fassade beinahe die gesamte Ostseite des Marktes. Mittels eines Durchgangs unterhalb des Rathausturms, in dem sich der Eingang zum heutigen Stadtgeschichtlichen Museum befindet, gelangt man zur Rückseite des Baus. Hier befindet sich der Naschmarkt mit der Alten Handelsbörse. Im Norden wird es durch das Salzgässchen begrenzt, im Süden durch die Grimmaische Straße.

Das Alte Rathaus blickt auf eine fast 500-jährige Historie zurück und spiegelt die Leipziger Stadtgeschichte wider. Im 19. Jahrhundert wurde es auch als „schönster Renaissance-Bau nördlich der Alpen“ bezeichnet. Das Gebäude entstand ursprünglich auf den Grundmauern eines alten Handelshauses der Tuchherren und seines gotischen Vorgängerbaus aus dem Jahr 1480. Nach nur neun Monaten Bauzeit wurde der imposante Renaissance-Bau 1556/57 nach Plänen des damaligen Bürgermeisters Hieronymus Lotter errichtet. Mit dem Tod des Baumeisters Paul Speck übernahm Anfang 1557 Paul Widemann die Arbeiten. Den Baumeistern lag zu dieser Zeit weder etwas an einer wohl proportionierten Abstimmung des Baus noch an einer streng gegliederten, symmetrischen Fassade mit horizontalem Abschluss. Durch die Überbauung der Vorgängerbauten entstand eine asymmetrische Teilung der Rathaus-Fassade, welche noch heute in Form eines Knicks zu erkennen ist. Diese unregelmäßige Aufteilung lässt sich insbesondere an der zur Ostseite des Markts gerichteten Schaufassade erkennen: So hat der Rathausturm seinen Platz nicht wie gewöhnlich in der Mitte der Fassade, sondern wurde stattdessen im Goldenen Schnitt mit asymmetrisch aufgeteilten Zwerchgiebeln links und rechts entworfen.

Das Alte Rathaus wird baulich verändert – Besonderheiten und Merkwürdigkeiten

1564 erhielt das Alte Rathaus zusätzlich einen hölzernen Laubengang und einen Altan unmittelbar über dem Turmportal, welcher zu besonderen Anlässen von den Ratsherren betreten wurde. Im Zuge von Renovierungsarbeiten 1599 wurde am Rathausturm eine Schlaguhr vom Annaberger Uhrmacher Georg Werner angebracht. Im selben Jahr wurde über dem Altan ein kleiner Pfeiferstuhl geschaffen, auf dem die Stadtpfeifer zu Festlichkeiten spielten. Der Ratssaal diente seinerzeit für Staatsempfänge, Handwerkerfeste und für Gerichtsverhandlungen, woran der noch heute erhaltene Richterstuhl erinnert.

Im Zuge einer ersten Restaurierung des Alten Rathauses 1672 wurde unter dem Hauptgesims eine das Gebäude umlaufende und später vergoldete lateinische Schrift angebracht, bei der es sich um die weltweit längste Inschrift dieser Art handelt. Sie beinhaltet eine Huldigung an den Landesherrn sowie den ersten Vers aus dem 127. Psalm. Im Jahr 1703 erhielt der Rathausturm zur Nord-, Süd- und Ostseite jeweils eine prunkvolle astronomische Uhr. Das größte Ziffernblatt an der Marktseite zeigt zusätzlich die Mondphasen an. 1744 wurde der Rathausturm von Christian Döring erhöht und mit einer barocken Turmhaube bekrönt. Durch die wachsende Einwohnerzahl und die zunehmenden administrativen Aufgaben mit Beginn des 20. Jahrhunderts wurden Überlegungen angestellt, das Alte Rathaus zugunsten eines neuen, größeren Rathauses abzureißen. Durch die Mehrheit von nur einer Stimme wurde 1904 vom geplanten Abriss abgesehen. Stattdessen wurde der Sitz der Stadtverwaltung 1905 in das Neue Rathaus verlagert.

Aus Alt mach Neu: die Scharenbergsche Sanierung

Sein heutiges Erscheinungsbild verdankt das Alte Rathaus im Wesentlichen der umfassenden Sanierung unter der Leitung des Stadtbaurats Otto Wilhelm Scharenberg zwischen 1906 und 1909. Dabei sollte das Bauwerk im Wesentlichen originalgetreu rekonstruiert und ausgebessert werden. Im Erdgeschoss auf der Marktseite wurde anstelle der vorherigen hölzernen Verkaufslauben ein steinerner Arkadengang aus rotem Rochlitzer Porphyr geschaffen. In die einzelnen Kaufgewölbe unter den Arkaden zogen kleine Geschäfte ein, während der Festsaal fortan für öffentliche Veranstaltungen genutzt wurde. Das Alte Rathaus wurde zum Stadtgeschichtlichen Museum umfunktioniert, welches am 11. Dezember 1911 eröffnete. Im Durchgang vom Markt zum Naschmarkt wurden 1909 zwei Zierbrunnen aufgestellt. Der Brunnen „Badender Knabe“ stammt von Carl Seffner. Johannes Hartmann schuf den Brunnen „Badendes Mädchen“, der sich in einer Fassadennische links neben dem Durchgang zum Markt befindet. 

Durch die Bombenangriffe auf Leipzig im Zweiten Weltkrieg wurde das Alte Rathaus 1943 stark beschädigt, wobei der Turm und das Dachgeschoss des Gebäudes vollkommen ausbrannten. Mit dem Wiederaufbau und der Restaurierung von 1946 bis 1950 unter dem verantwortlichen Architekten Walter Gruner war das Alte Rathaus eines der ersten historischen Gebäude der Stadt, das instandgesetzt wurde. Aus dieser Zeit stammt auch der charakteristische ockerfarbene Anstrich.

Ein Blick hinter die geschichtsträchtigen Gemäuer


Während die Fassaden im Zuge des Umbaus zwischen 1906 und 1909 weitgehend ihr Aussehen von 1557 behielten, kam es im Inneren des Alten Rathauses zu größeren Umgestaltungen. Das erste Stockwerk wird beinahe vollständig vom früheren 43 Meter langen Festsaal, der früheren Ratsdiele, eingenommen. Hier kann heute eine Gemäldegalerie mit Bildnissen sächsischer Kurfürsten begutachtet werden. In das Gestühl darunter wurden Porträts Leipziger Stadtrichter eingebaut, welche um 1800 von Anton Graff geschaffen wurden. Die vier Prunkkamine aus dem Jahr 1610 stammen von Friedrich Fuß. Im Festsaal ist auch das 25 Quadratmeter große Stadtmodell ausgestellt, welches 1823 von Johann Christoph Merzdorf geschaffen wurde. Hierbei handelt es sich um ein einzigartiges Exponat von kulturgeschichtlichem Wert, welches die mittelalterliche Stadtstruktur Leipzigs vor Beginn der industriellen Revolution zeigt. 

Im Durchgang vom Festsaal zur benachbarten Ratsstube hängt ein Porträt von Hieronymus Lotter. In der Ratsstube selbst unterzeichnete Johann Sebastian Bach 1723 seinen Anstellungsvertrag als Thomaskantor. Der Raum unmittelbar neben der Ratsstube ist exklusiv Bach und seinem Schaffen gewidmet. Hier befindet sich auch das nachweislich einzige authentische Porträt des Thomaskantors, welches von Elias Gottlob Haussmann im Jahr 1746 geschaffen wurde. Im Nebenraum wird die Leipziger Musiktradition erlebbar gemacht und ist der Kirchenmusik vor Bach und der frühen Geschichte des Gewandhausorchesters gewidmet. Hier sind Raritäten wie die Gründungsurkunde der Gewandhauskonzerte von 1781, ein Modell des ersten Gewandhaussaales im Maßstab 1:25 sowie das Dirigentenpult aus dem einstigen Konzertsaal ausgestellt. Sehenswert sind auch das Landschaftszimmer mit Malereien aus dem Spätbarock, die Schatzkammer sowie das Tapetenzimmer aus Kochs Hof, welches 1749 von Benjamin Calau geschaffen wurde.

Einen Besuch wert ist das Restaurant „Altes Rathaus“, das sächsische Küche und zahlreiche Bierspezialitäten anbietet. Hier sitzt man entspannt unter den Rathaus-Arkaden und genießt den Blick auf das Markt-Getümmel.

Bildergalerie - Altes Rathaus in Leipzig

Historisches Bildmaterial - Altes Rathaus in Leipzig

Alter Johannisfriedhof in Leipzig

Johannisplatz
Ortsteil: Zentrum-Südost

Der unmittelbar hinter dem Grassimuseum gelegene Alte Johannisfriedhof ist der älteste Friedhof der Stadt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde er zum Park umgestaltet und wird seitdem als denkmalgeschützte, museale Grünanlage genutzt. Der Friedhof zeichnet sich durch seine Epitaphien und seinen alten Baumbestand aus.

Spiegel der Stadtgeschichte


Die Geschichte des Alten Johannisfriedhofs reicht mehr als 700 Jahre zurück und spiegelt die Leipziger Stadtentwicklung auf besondere Weise wider. Im Jahr 1278 erwarb die Genossenschaft der Leprakranken vier Morgen Land vor dem Grimmaischen Tor. Ende des 13. Jahrhunderts wurde dort schließlich ein Hospital für Leprakranke mit angrenzender Friedhofsanlage errichtet. Im Jahr 1305 wurde erstmals eine Kapelle auf dem Gelände erwähnt, die Johannis dem Täufer – dem Schutzheiligen der Leprakranken – geweiht war. Dabei handelte es sich um die spätere Johanniskirche, die bis zu ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg das Zentrum des Friedhofs darstellte. 1476 wurde der Friedhof zum ersten Mal erweitert und im selben Jahr als „Stadtgottesacker“ geweiht. 

Als auf anderen Friedhöfen immer wieder hygienische Probleme und sogar die Pest auftraten, bestimmte Herzog Georg von Sachsen den Friedhof schließlich im Jahr 1536 zum alleinigen Begräbnisplatz der Stadt. Allein zwischen 1484 und 1834 wurden rund 257.000 Bestattungen vollzogen. In den folgenden Jahrzehnten wurde der Friedhof systematisch erweitert und es entstand eine streng architektonische Anlage mit Gruftbauten entlang der Umfassungsmauer. Nach schweren Verwüstungen im Dreißigjährigen Krieg wurde der Friedhof wieder wiederhergestellt. Unter dem Altarraum der Johanniskirche wurden 1750 Johann Sebastian Bach und 1769 der Dichter Christian Fürchtegott Gellert beigesetzt. Gellerts Gebeine befinden sich heute auf dem Südfriedhof, Bachs sterbliche Überreste wurden 1950 in die Thomaskirche überführt. Während der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 diente der Friedhof als Lager für Gefangene und Verwundete. Die Johanniskirche wurde als Lazarett genutzt. Bis zur letzten offiziellen Bestattung am 24. Dezember 1883 wurde die Anlage um mehrere Abteilungen nach Osten ausgedehnt.

Auf dem Weg zur Neugestaltung


Mit der Verbreiterung des Täubchenwegs und der Prager Straße sowie dem Bau der Gutenbergschule ab 1928 wurden die ursprünglichen Friedhofsgrenzen nach vorheriger Erweiterung von allen Seiten wieder stark begrenzt. Mit Errichtung des benachbarten Grassimuseums zwischen 1925 und 1929 wurden die westlichen Abteilungen I und II des Alten Johannisfriedhofs nach ihrer Säkularisierung überbaut und flächenweise zu Grünanlagen mit vereinzelten Grabmälern umgestaltet. Durch die sukzessive Begrenzung des Friedhofs verloren auch viele Gräber ihren ursprünglichen Standort. Die im Zweiten Weltkrieg beschädigte Johanniskirche wurde 1949 schließlich gesprengt. In den Nachkriegsjahrzehnten geriet der Johannisfriedhof zunehmend in Vergessenheit und verwahrloste. Im Jahr 1981 wurde er schließlich für Sanierungsarbeiten geschlossen, welche sich bis zur Wiedereröffnung 1995 hinzogen.

Grabmalkunst vom alten Ägypten bis zum Barock


Heute zeichnet sich der Alte Johannisfriedhof durch großzügig angelegte Rasenflächen und Altbaumbestände aus. Infolge der Instandsetzung wurden die Abteilungen III, IV und V nach historischen Plänen neugestaltet: Es entstand ein geordnetes Lapidarium mit Grabmonumenten des Neuen Johannisfriedhofs, dem heutigen Friedenspark. Auf dem Friedhof wurden zudem Tafeln angebracht, die über die zahlreichen stadt- und kunsthistorisch bedeutenden Einzelgrabmäler auf den Rasenflächen und an den Friedhofsmauern informieren. Die etwa 400 erhaltenen Grabmäler vereinen heute einen interessanten Abriss der Leipziger Grabmalkunst aus Barock, Klassizismus und Historismus. Von den bis zum 20. Jahrhundert typischen Gruftbauten ist heute lediglich die Baumgärtnersche Gruft erhalten. Die barocke Grabstätte wurde 1726 von Christian Döring und 1825 vom Verlagsbuchhändler Friedrich Gotthelf Baumgärtner erworben. Sie befindet sich hinter dem Grassimuseum. 

Besonders eindrucksvoll sind die zahlreichen Gestaltungselemente und Symbole an den Grabstätten aus den Jahrhunderten. An Sockel in Säulen- oder Würfelform mit bekränzten oder tuchumhüllten Urnen reihen sich Stelen und lebensgroßen Marmorfiguren. Eine Sandsteinsäule mit ägyptischen Ritzzeichnungen sowie hieroglyphischer und griechischer Inschrift wurde zu Ehren des Ägyptologen Friedrich August Wilhelm Spohn errichtet. Auch eine einmalige Vielfalt symbolischer Darstellungen lässt sich auf dem Friedhof wiederfinden: Neben Totenköpfen, Sternen, Gebeinen, Kruzifixen und Palmenzweigen symbolisieren nach unten gerichteten Fackeln das Erlöschen des Lebenslichts. Wer aufmerksam hinschaut, kann das Symbol des Schmetterlings als Zeichen der Metamorphose, ebenso wie Gerippe, Lorbeerkränze und Schwerter entdecken.

Ruhestätte bedeutender Persönlichkeiten


Auf dem Alten Johannisfriedhof werden viele bedeutende Persönlichkeiten der älteren Geschichte Leipzigs geehrt, darunter Richard Wagners Vater, Mutter und Schwester. Auch die Gräber von Goethes Jugendliebe Anna Katharina Schönköpf, von ihm „Käthchen“ genannt, sowie im Lapidarium von der Verlegerfamilie Brockhaus und Anton-Philipp-Reclam. Weiterhin haben auf dem Friedhof berühmte Bürgermeister wie Wilhelm Otto Koch und Bruno Tröndlin, engagierte Frauenrechtlerinnen wie Auguste Schmidt und Loise Otto-Peters, Unternehmer wie Karl Erdmann Heine oder prominente Teilnehmer der Völkerschlacht bei Leipzig wie John Motherby und Karl Friedrich Friccius ihre letzte Ruhe gefunden. Spaziergänger werden auf dem Friedhof auf weitere bekannte Namen stoßen wie z.B. auf Thomaskantor Christian Weinlig, der als Komponist und Lehrer Richard Wagners in die Geschichte einging. An Carl Friedrich Zöllner, der mit seinem Lied „Das Wandern ist des Müllers Lust“ berühmt wurde, erinnert ein Grabstein sowie im Rosental das Zöllner-Denkmal

Höhepunkte der Grabmalkunst


Einige besonders wertvolle Objekte der Grabmalkunst befinden sich an einer Reliefwand. Ganz links fällt eine Reliefgrabtafel mit hervorstehenden Figuren von Joseph Kaffsack ins Auge. Diese gehörte zum Grab der Buchhändlerfamilie Karl Franz Köhler. Daneben befindet sich das prachtvolle Familiengrab des Apothekers und Homöopathen Willmar Schwabe. Auf der Grababdeckung steht die übergroße Statue einer attraktiven jungen Frau, die sich einen Schleier über den Kopf zieht und den linken Arm sehnsuchtsvoll zum Himmel streckt. Entworfen hat sie der Bildhauer Josef Mágr, ebenso die beiden an der Wand angebrachten Reliefplatten. Sehenswert ist auch das 2017 wieder aufgestellte schmiedeiserne Tor der 1746 abgerissenen Pomselschen Gruft. Es befindet sich am Originalstandort.

Faust wird zu Grabe getragen


Anlässlich des Goethe-Jahres 1999 inszenierte der damalige Schauspiel-Intendant Wolfgang Engel eine siebenstündige Theater-Inszenierung „Faust I und II“, bei der auch der Alte Johannisfriedhof Aufführungsort war. Hier liegt Rosalie Marbach begraben, die erste Leipziger Gretchen-Darstellerin. Mit Bussen fuhr das Publikum vom Auerbachs Keller zum Friedhof und erlebte hier im Fackelschein ein mystisches Satyrspiel und Fausts Grablegung als augenzwinkerndes Ende.

Bildergalerie - Alter Johannisfriedhof in Leipzig

Historisches Bildmaterial - Alter Johannisfriedhof in Leipzig

Alte Handelsbörse in Leipzig

Naschmarkt 2 |
Ortsteil: Zentrum

Die Alte Handelsbörse ist das älteste, noch erhaltene Versammlungsgebäude der Leipziger Kaufmannschaft und zugleich der älteste Barockbau der Stadt. Sie wurde 1678 auf Initiative Leipziger Kaufleute errichtet, diente 200 Jahre lang als repräsentativer Versammlungs- und Handelsort und wird seit 1962 für kulturelle Veranstaltungen genutzt.

Vom Holzstand zum barocken Handelshaus


Die Alte Handelsbörse befindet sich auf dem Naschmarkt, welcher vom Salzgässchen, der Grimmaischen Straße und der Westseite des Alten Rathauses begrenzt wird. Sie gehört heute zum Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig.
Leipzig blickt auf eine jahrhundertelange Handelstradition zurück und galt mit der Leipziger Messe einst als eine der bedeutendsten Metropolen des weltweiten Handels. Zahlreiche Kaufleute ließen sich in der Stadt nieder und begründeten ihren Reichtum. Einige Fernhandelskaufleute kamen aus italienischen und flandrischen Handelsstätten mit weitaus prunkvolleren Börsen als dem hölzernen Stand nahe der Alten Waage auf dem Markt. Die Leipziger Kaufleute, die auch einen großen Einfluss auf die Politik und architektonische Entwicklung hatten, fanden die heimischen Bedingungen im nach dem Dreißigjährigen Krieg stark verschuldeten Leipzig beschämend. Schließlich wurden Forderungen nach einem städtischen Versammlungsgebäude für die Abwicklung größerer Börsengeschäfte, welches mit dem europäischen Handel mithalten könne, laut. Die Initiative der 30 Handelsherren wurde vom Stadtrat am 6. Mai 1678 bewilligt und noch im selben Monat der Grundstein für die Börse gelegt. Die Entwürfe für den Bau stammten vermutlich vom Dresdner Oberlandbaumeister Johann Georg Starcke. Das zweigeschossige Gebäude wurde 1679 unter der Leitung des Ratsmaurermeisters Christian Richter errichtet und bereits vor dessen Vollendung am 13. Oktober desselben Jahres von der Kaufmannschaft genutzt. Zu diesem Zeitpunkt ließ sich noch nicht erahnen, dass hier das erste Leipziger Bauwerk im barocken Stil und nicht nach dem bisher üblichen streng geometrischen antiken Vorbild entstehen sollte.

Tauschen, wettbieten und verhandeln in internationaler Atmosphäre


Die Räumlichkeiten im Erdgeschoss wurden ab 1682 für den Messewarenhandel an auswärtige Kaufleute vermietet, während der prunkvoll ausgestaltete Börsensaal im Obergeschoss erst 1687 fertiggestellt und fortan für Wechsel- und Geldgeschäfte genutzt wurde. Die Händler tauschten bei einem „guten Umtrunk“ Informationen über Handelswege, Preise und Risiken zu Absatzmärkten aus. Die Börse diente auch als Auktionshaus zur Versteigerung von Grundstücken, Häusern und beschlagnahmten Handelswaren. Kurfürst Friedrich August I. ließ 1699 im Erdgeschoss ein Kreditinstitut nach italienischem Vorbild einer „Banco di Depositi“ einrichten, wo die Händler ihr Geld zu wechselnden Zinsen anlegen, auswärtige Währung umtauschen und Kredite aufnehmen konnten. Die Bankfunktion der Börse wurde 1706 mit der Neuordnung des sächsischen Finanzwesens durch den Kurfürsten beendet.

Nach Vollendung der mit dekorativen Blumen- und Früchtegirlanden verzierten, lichten Fassade wurde die barocke Pracht des Bauwerks erkennbar. Trotz einer zwischenzeitlichen Erweiterung der Börse 1816 durch einen Vorbau, erwies sich das Gebäude als zu klein für das stark wachsende Messeaufkommen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Deshalb wurde die Börse im selben Jahr nach Plänen der Baumeister Johann Carl Friedrich Dauthe und Friedrich Weinbrenner umgebaut, erweitert und der Vorbau wieder entfernt.
Daraufhin wurde von 1883 bis 1886 am Tröndlinring 2 die Neue Börse errichtet. Mit ihrer Fertigstellung wurde das Gebäude auf dem Naschmarkt fortan als Alte Börse bezeichnet. Durch Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg wurde die Neue Börse 1943 vollkommen zerstört und, im Gegensatz zur ebenfalls völlig ausgebrannten Alten Börse, nicht wieder aufgebaut. Dabei gingen die prunkvolle Stuckdecke des schweizerischen Baumeisters und Stuckateurs Giovanni Simonetti und die Deckenmalereien von Johann Heinrich Am Ende im prunkvollen Börsensaal unwiederbringlich verloren. Gut zwölf Jahre nach der Zerstörung begann 1955 der Wiederaufbau der Alten Börse, die 1962 in vereinfachter Form wiederhergestellt wurde. Die heutige charakteristische Farbgebung wurde 1994 ergänzt. Seitdem wird sie für kleinere Kongresse und verschiedene kulturelle Anlässe genutzt. Auch die Internationale Ostereierbörse Leipziger Eierlei findet hier seit über 25 Jahren statt.

Die Rathausfrage


Durch die zunehmenden administrativen Aufgaben infolge des starken Einwohnerwachstums Ende des 19. Jahrhunderts plante die Stadt ein neues, größeres Rathaus. 1877 beschloss der Stadtrat den Abriss der Alten Börse zugunsten eines größeren Rathauses. Aus Kostengründen wurde der Beschluss 1883 wieder verworfen. Zwischenzeitlich gab es die Idee, einen kleineren Neubau des Rathauses zu entwickeln, der mit der Alten Handelsbörse und dem Alten Rathaus verbunden werden sollte. Auch dieser Plan wurde nicht umgesetzt und die Alte Börse diente den Stadtverordneten von 1887 bis zur Fertigstellung des Neuen Rathauses 1905 als Sitzungssaal.

Wenn sich Barock und Renaissance vereinen… 



Der pavillonartige Bau der Alten Handelsbörse erstrahlt heute in historischem weißen Gewand und mit zahlreichen vergoldeten Schmuckelementen. Das Gebäude weist durch seinen streng rechteckigen Bau mit fünf Fensterachsen in der Breite und sieben Fensterachsen in der Länge charakteristische Elemente der Renaissance auf. Von dem kleinen, von einer weißen Sandsteinbalustrade umfassten Vorhof, führt eine doppelseitige Treppenanlage zum oberen Stockwerk mit dem Börsensaal. Über dem Giebel des schmalen Eingangsportals sind zwei geflügelte Knaben abgebildet, die das vergoldete Relief des Leipziger Stadtwappens tragen. Damit bekundete man früher, dass es sich um eine offizielle städtische Institution handelt.

Die Alte Handelsbörse vereint gestalterische Elemente des italienischen und niederländischen Barocks, was ihre Einmaligkeit in der Leipziger Architektur betont. Die Fensterbrüstungen der Fassaden werden von plastischen, vergoldeten Girlanden nach niederländischem Vorbild geschmückt. Der gerade Dachabschluss weist Elemente der italienischen Architektur auf. Auf den vier Ecken der umlaufenden Balustrade wurden die zwei Meter hohen Figuren der römischen Gottheiten Apollo, Venus, Merkur und Minerva platziert. Dabei handelt es sich um originalgetreue Kopien der einst vom Bildhauer Hans Caspar Sandtmann 1683 erbauten und im Zweiten Weltkrieg zerstörten Sandsteinfiguren.

Mittelalterliches Treiben zwischen jungem Goethe und Löwenbrunnen


Auf einem hohen Sockel vor der Alten Börse befindet sich das Goethe-Denkmal. Das 1903 von Carl Seffner geschaffene Bronzestandbild zeigt den jungen Johann Wolfgang von Goethe im Zeitkostüm mit kaum 20 Jahren und erinnert an seine fast dreijährige Studienzeit in Leipzig. An der Grimmaischen Straße auf dem Naschmarkt befindet sich der 1918 nach Plänen von Hugo Licht neugestaltete Löwenbrunnen. Dabei handelt es sich um den ältesten noch funktionierenden Brunnen der Stadt.
Alljährlich zur Adventszeit verwandelt sich das Areal vor der Alten Handelsbörse zum mittelalterlichen Weihnachtsmarkt „Alt Leipzig“. Dort kann man historischen Handwerkern bei der Arbeit zusehen und Leckereien wie Heurekaner und warmen Met probieren.

Bildergalerie - Alte Handelsbörse in Leipzig

Historisches Bildmaterial - Alte Handelsbörse in Leipzig

error: Dieser Inhalt ist geschützt! Es ist nicht gestattet, diesen Inhalt zu kopieren. Vielen Dank für Ihr Verständnis.