Volkspark Kleinzschocher

Antonienstraße, Kantatenweg | Ortsteil: Kleinzschocher, Schleußig

Ein wenig verwittert ist die Ausschilderung am Hain der Jahresbäume schon. 26 Jahre lang pflanzt die Stadt Leipzig auf der Küchenholzwiese im Volkspark Kleinzschocher jeweils den Baum des Jahres. So entsteht in den Jahren 1989 bis 2014 ein sehenswertes Arboretum, das schon eine Besonderheit im beliebten Volkspark ist. Inzwischen werden die Jahresbäume im Grünen Bogen Paunsdorf gepflanzt, um den offenen Charakter auf der Küchenholzwiese beizubehalten.

Der Volkspark Kleinzschocher ist eine Oase der Ruhe und Erholung – inmitten eines dicht bewohnten Gebietes. Im Volksmund wird er oft Küchenholz genannt. Es handelt sich um eine der größten Grünanlagen von Leipzig, die zudem direkt zum Auwald führt. Zu den Forstbereichen Küchenholz und Hahnholz gibt es keine direkte Abgrenzung. Sie werden meist dem Volkspark zugerechnet, der es damit auf gut 70 Hektar bringt.

Gutspark mit alten Bäumen ist ältester Teil


Der älteste Teil der Anlage gehörte einst zum Rittergutspark. Das dazugehörige Schloss wird im Zweiten Weltkrieg zerstört und später abgerissen. Nur das 
Schösserhaus am Kantatenweg, das durch die Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft saniert werden soll, erinnert noch an die historische Bebauung. Die Gedenktafel Bauernkantate am ehemaligen Eingang ehrt Johann Sebastian Bach, der hier am 30. August 1742 seine Bauernkantate uraufführte.

Schon der Kaufmann David Johann Förster, der das Schloss 1812 erwirbt, will aus dem nahe gelegenen Hahnholz einen öffentlichen Park machen. Doch es vergehen viele Jahrzehnte, bis das realisiert wird. 1920 kauft die Stadt Leipzig das Areal von den Nachfahren der Familie von Tauchnitz. Schloss und Gärtnerei werden zu Wohnzwecken umgestaltet, der Schlosspark bleibt zunächst weiterhin für die Öffentlichkeit gesperrt.

Gartendirektor Nikolaus Molzen entwickelt 1928 ambitionierte Pläne für einen Volkspark in Kleinzschocher, wie auch für den Mariannenpark in Schönefeld. Für das Areal entlang der Antonienstraße liefert er 1928 einen Entwurf. Die Planung setzt zunächst auf eine ausgedehnte, streng symmetrische Anlage. Tummelwiese, Planschwiese, Teich, eine Freilichtbühne sowie ein Uferweg entlang der Weißen Elster gehören zu den Ideen. Schrittweise beginnen die Arbeiten dafür.

Entlang der Küchenholzallee entstehen ein Stauden-Rondell sowie Rosenrabatten. Ein Österreicher-Denkmal, welches an die Beteiligung Österreichs an der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 erinnert, ist der Eingang zu diesem Bereich. Später wird die Planung verändert, der Landschaft der Elsteraue angepasst. Auf die Freilichtbühne wird ebenso verzichtet wie auf einen Teich. Das Sommerbad Kleinzschocher an der Weißen Elster wird am Rande des Areals integriert. Der im englischen Stil angelegte Schlosspark wird ebenfalls Teil der Anlage. Hier sind alte Bäume, wie ein Gingkobaum, ein Trompetenbaum und eine Eibe zu finden.

Weiträumige Anlage als Kontrast


Der Großteil der Anlage ist weiträumig gestaltet – um bewusst einen Kontrast zur Wohnbebauung in
Schleußig, Kleinzschocher und Plagwitz zu setzen. Wer möchte, kann durch eine Allee mit Silberahorn schlendern. Wege führen zur großen Wiese. Nördlich des ehemaligen Schlossparks wird Sport getrieben. Dort finden sich die Anlagen des VfK Blau-Weiß Leipzig mit dem Stadion der Freundschaft. Im Süden sind mehrere Kleingartenanlagen zu finden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg verwildert das Areal zusehends. In den 1950er und 1960er Jahren wird der Park wiederhergestellt und teilweise verändert. Es folgt auch eine Bebauung – etwa für die Gesellschaft für Sport und Technik (GST), die sich in der DDR zunächst für die sportliche Freizeitgestaltung von Heranwachsenden kümmert, später dann vor allem der Vorbereitung junger Männer auf den Wehrdienst dient. Der GST-Stützpunkt wird 1994 von der Stadt Leipzig abgerissen.

Stand: 16.04.2025

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