Südlich von Leipzig und inmitten des Leipziger Neuseenlandes liegt bei Großpösna der Störmthaler See. Das künstlich angelegte Gewässer geht aus der Bergbaugeschichte hervor und ist heute eines der beliebtesten Ausflugsziele rund um Leipzig.
Von der Baggerschaufel zur Badehose
Die Geschichte des Sees geht auf den ehemaligen Braunkohletagebau Espenhain zurück. Zwischen 1937 und 1996 wurden hier ca. 4.000 Hektar Land umgegraben, wofür insgesamt 14 Ortschaften weichen mussten. Über die Zeit wurden 565 Millionen Tonnen Rohbraunkohle abgebaut, die zu Energie, Briketts und Koks, Teer, Schwefel und Fetten gewandelt wurden.
In Folge der politischen und wirtschaftlichen Wende 1989/90 wurden die Tagebaue stillgelegt. So kam auch im Tagebau Espenhain im Jahr 1996 der letzte Bagger zum Stillstand und das zurückgebliebene riesige Loch wurde geflutet. Seit 2001 füllte sich der Störmthaler See und fand schließlich im Jahr 2012 seinen Endwasserstand. Über 10 Jahre wurden 158 Millionen Kubikmeter Wasser hineingelassen. Mit seiner Fläche von ca. 730 Hektar ist er deutlich größer als sein Zwilling, der Markkleeberger See. Der Autobahndamm der A38 teilt den ehemaligen Tagebau: So befindet sich nördlich der Markkleeberger See und südlich der Störmthaler See. Rund 800 Meter trennen die beiden Seen. Durch eine Schleuse kann die Differenz der Wasserspiegel von vier Metern überwunden werden. Für Sicherheitsmaßnahmen ist derzeit die Schleuse für den Boots- und Schiffsverkehr nicht nutzbar.
Die Andenken der alten Zeiten
Als Erinnerung an die Orte, die für den Tagebau weichen mussten, wurde ein Projekt ins Leben gerufen, das 2010 realisiert wurde. Im Rahmen der Initiative „Kunst statt Kohle“ schwimmt heute mitten auf dem See die VINETA. Mit einer Höhe von 15 Metern ist sie derzeit das höchste schwimmende Bauwerk auf einem deutschen See. Die Konstruktion ist der Magdeborner Kirche nachempfunden. Magdeborn, dessen letzte Häuser bis zum Jahr 1980 standen, galt als der größte der nicht mehr vorhandenen Orte mit ehemals 3.200 Einwohnern. Heute dient die VINETA nicht nur als Andenken, sondern wird auch als Veranstaltungsort für Konzerte und Lesungen genutzt. Aber auch für private Feiern und Events kann das schwimmende Gebäude gemietet werden. In Zusammenarbeit mit dem Standesamt Großpösna können sich Verliebte hier ebenfalls trauen lassen.
Mehr über die Geschichte des Bergbaus kann im Bergbau-Technik-Park erforscht werden. Nordwestlich des Sees gelegen, können hier einige der gigantischen Maschinen und Großgeräte aus der Zeit der Kohleförderung bestaunt werden. Auf 5,4 Hektar erfahren Interessierte an 23 Stationen alles über die Gewinnung von Braunkohle.
Auch Wissbegierige der Erdgeschichte kommen am Störmthaler See auf ihre Kosten. Der Geopfad verbindet den Störmthaler mit dem Markkleeberger See und informiert an 16 Stelen über die geologische und archäologische Umwelt. So werden Einblicke in die Erdgeschichte während des Kohleabbaus im Tagebau Espenhain gegeben.
Spaß für Groß und Klein
Insgesamt fünf Badestellen laden zu einem sommerlichen Aufenthalt ein. Eine davon befindet sich am nordöstlichen Ufer in Störmthal. Weiter gen Süden stößt man auf die Badestellen an der Westseite der Magdeborner Halbinsel, am Strand von Dreiskau-Muckern oder am Ferienresort LAGOVIDA. Die Badestelle Grunaer Weg ist außerdem die Heimat der Surfschule Leipzig. Hier gibt es die Möglichkeit, Windsurfen zu erlernen oder Kanus und Stand-Up-Paddling-Boards auszuleihen.
Wer lieber nicht selbst am Steuer sitzen möchte, kann einen Ausflug mit dem Fahrgastschiff MS WACHAU unternehmen. Ab der Anlegestelle LAGOVIDA geht es für zwei Stunden einmal über den See und zurück. Doch nicht nur weit, sondern auch hoch hinaus geht es am Störmthaler See. Genauer am VINETA-Bistro. Mit dem Jetlev VINETA-Fly kann man den See von oben sehen. Wer von Adrenalin nicht genug bekommt, bucht eine Tour mit dem 8-rädrigen Amphibienfahrzeug ARGO. Damit kann sowohl das Land als auch das Wasser erkundet werden. Auch die Magdeborner Halbinsel hat noch einiges zu bieten. So garantiert der Erlebnisparcours Outdoor-Spaß von Bogenschießen bis Axtwerfen. Außerdem findet am Ufer der Halbinsel seit 2010 jährlich im August das Highfield Festival statt, bei dem nationale und internationale Indie- und Rockbands über 30.000 Besucher rocken.
Kulinarisch unterwegs
Bei einem langen Tag am See darf ein kulinarischer Zwischenstopp nicht fehlen. Im VINETA-Bistro findet sich alles für den großen und kleinen Hunger. Ebenfalls auf der Halbinsel kann man das Restaurant Casa Marina besuchen, das zum LAGOVIDA-Ferienresort gehört. Highlight sind hier die kulinarischen Themenabende, die im Sommer angeboten werden.
Kaffee und Kuchen gibt es im Gasthof Muckern. Der Gasthof Störmthal und das Sportlerheim befinden sich in der Nähe des Störmthaler Aussichtspunktes.
Das Café im Pfarrhaus Störmthal lädt ebenfalls zum Verweilen ein. Die benachbarte Kreuzkirche Störmthal stammt aus dem 15. Jahrhundert, wurde im 17. Jahrhundert umgebaut und 1722 erweitert. Eine Attraktion dieser Kirche ist die 1723 erbaute Hildebrandt-Orgel mit 14 Registern. Sie ist eine der wenigen erhaltenen Orgeln, die Johann Sebastian Bach spielte. Er weihte sie am 2. November 1723 ein und führte seine eigens für die Orgelprüfung komponierte Kantate „Höchsterwünschtes Freudenfest“ (BMV 194) auf. Im Nebengebäude lädt eine Ausstellung zum Leben und Wirken des Pfarrers, Theologen, liberalen Politikers und Parlamentariers Friedrich Naumann ein, der 1860 hier geboren wurde.
Einmal rund herum
Der Störmthaler See ist umgeben von einem ca. 25 Kilometer langen Rundweg. Vor allem bei Fahrradfahrern und Inlineskatern ist der asphaltierte Uferweg beliebt. Dank seiner Nähe zum Ufer genießt man vom Weg aus tolle Blicke auf das Wasser. Auch einige auf dem Weg liegende Aussichtspunkte laden dazu ein, den Blick über den See schweifen zu lassen. Während am Südufer ein maritimer Hafen für Segelboote wartet, wächst am Westufer seit 2022 der Johann-Sebastian-Bach-Wald. Initiiert von Michael Maul, dem Intendanten des jährlich stattfindenden Bachfest Leipzig, soll dieser in den nächsten Jahren auf eine Fläche von 25 Hektar heranwachsen.
Am Nordufer startete im Jahr 2024 nach einem jahrelangen Rechtsstreit wieder der Weinanbau. Auf der von der örtlichen Agrar-Flächen-AG erworbenen und vom Freistaat Sachsen genehmigten Fläche wachsen 1.200 Weinreben auf 2.400 Quadratmetern. Damit wurde die Grundlage für die weitere Entwicklung des Nordufers geschaffen. Östlich des Sees und der Gemeinden befindet sich das Waldgebiet Oberholz.
Entspannte Pausen lohnen sich also, um alle Wahrzeichen, Badestellen und Ausblicke zu erkunden und zu genießen. Rastplätze sind ausreichend vorhanden.
Stand: 06.01.2025