Kohren-Sahlis

Kohren-Sahlis
PLZ 04655

Inmitten des Kohrener Landes gelegen befindet sich Kohren-Sahlis als Ortsteil der Stadt Frohburg. Als Wahrzeichen der über 1000 Jahre alten Stadt gilt der im Ortskern gelegene und 1928 von Kurt Feuerriegel geschaffene Töpferbrunnen. Kohren-Sahlis erlangte durch seine lange Tradition des Töpferhandwerks überregionale Bekanntheit. Noch heute produzieren und verkaufen hier zwei Töpfereien ortstypische Keramik, darunter die Töpferei Arnold als ältestes Töpferhaus Deutschlands.

Von der kaiserlichen Übereignung und der einflussreichen Familie von Crusius


Inmitten des 600 Hektar Fläche großen Kohrener Landes mit weitläufigen Waldflächen, Bachläufen sowie Rad- und Wanderwegen befindet sich Kohren-Sahlis. Das Ortsbild ist geprägt von malerischen Gassen, Fachwerkhäusern und den bereits von Weitem sichtbaren zwei Rundtürmen auf dem Burgberg als Überreste der früheren Burganlage.

Die Stadt Kohren wurde zu Zeiten der slawischen Besiedlung im frühen Mittelalter im Jahr 974 erstmals in einer vom Bischof Thietmar von Merseburg stammenden Chronik urkundlich erwähnt. In diesem Jahr übereignete Kaiser Otto II. dem Bischof den Forst zwischen Mulde und Saale. 1190 wurden die edelfreien Herren von Kohren zu den Eigentümern der Burg. Ihre in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts aufgebaute Herrschaft währte bis zum Beginn des 14. Jahrhunderts. Als letzte Eigentümer der Burg gelten die Herren von Einsiedel in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Nach der Verlegung ihres Wohnsitzes nach Gnandstein wurde die Burg Kohren als Wohnsitz aufgegeben und 1602 schließlich die Rittergüter Kohren und Sahlis verkauft. Zur Gewinnung von Baumaterial wurde die Burg Kohren schrittweise abgebrochen. Übrig blieben lediglich Teile der Umfassungsmauern der Burganlage sowie die beiden Turmruinen der Bergfriede, welche bis heute das Stadtbild prägen. Vom Burgplateau aus bietet sich ein weitläufiger Rundblick über die Stadt und das hügelige Umland. Im Jahr 1453 erhielt Kohren das Stadtrecht. Mehr als 500 Jahre prägte das Töpferhandwerk das städtische Leben. Zu Hochzeiten zählte Kohren 14 Töpfereien mit 14 Töpfermeistern, 40 Gesellen und 17 Lehrlingen. Durch den Einfluss der Familie von Crusius und ihren Kontakten zu zahlreichen künstlerischen Größen, darunter Felix Mendelssohn BartholdyGottfried Semper und Julius Mosen, entwickelte sich die Stadt zu einem wichtigen kulturellen Zentrum in der Region. Davon zeugt noch heute der Schwind-Pavillon als ehemaliger Musiksalon der Familie von Crusius. Die Stadt galt besonders zu Beginn es 20. Jahrhunderts dank der guten Anbindung durch die bis 1967 nach Kohren-Sahlis fahrende Bimmelbahn als beliebtes Ausflugsziel der Leipziger.

Das Dorf Sahlis wurde erstmals 1350 als Herrensitz, 1445 als Rittersitz und 1551 schließlich als Rittergut erwähnt. Gemeinsam mit Kohren wurde Sahlis 1602 durch die Herren von Einsiedel verkauft. Eigentümer des Ritterguts Sahlis war bis zur Enteignung 1945 die Textilkaufmannsfamilie von Crusius, welche dieses 1754 käuflich erwarb und zur Gutsanlage ausbauen ließ. 1771 entstand dort ein prunkvoller Park im Rokoko-Stil, 1776 der Neubau des Herrenhauses und 1891 die Orangerie mit Schwind-Pavillon. Nach der Vereinigung der Stadt Kohren und des Dorfs Sahlis entstand 1934 die Stadt Kohren-Sahlis. Diese wurde 2018 nach ihrer Eingemeindung Ortsteil der Stadt Frohburg.

Gelebte Töpfertradition: Museum, Brunnen und älteste Töpferei Deutschlands


Als Wahrzeichen von Kohren-Sahlis gilt der Töpferbrunnen auf dem Markt. Dieses auf einem Sockel aus Rochlitzer Porphyrtuff stehende Kunstwerk wurde 1928 als eines der bekanntesten Werke vom berühmten Kunstkeramiker Kurt Feuerriegel geschaffen. Der Brunnen ist deutschlandweit einmalig und gilt als Symbol für das einst den Ort prägende Töpferhandwerk. Ebenfalls auf dem Marktplatz gelegen befindet sich die Hofmannsche Sammlung. Direkt über dem Eingangsportal des Gebäudes ist das ebenfalls von Kurt Feuerriegel geschaffene Tonrelief mit dem Titel „Weberin“ angebracht. Die Hofmannsche Sammlung beinhaltet zahlreiche von Rudolf Hofmann zusammengetragene Gegenstände, welche von der kulturellen Vergangenheit des Kohrener Landes sowie der Stadt Kohren-Sahlis zeugen. Darunter befinden sich neben altkohrener Keramik historische Möbel, Trachten und diverse Textilien. Die Hofmannsche Sammlung kann seit 1999 öffentlich besichtigt werden. Kaum 200 Meter vom Marktplatz entfernt befindet sich in einem der schönsten Fachwerkhäuser des Ortes das Töpfermuseum, welches über die Geschichte des Töpferhandwerks informiert. Das 1763 erbaute Haus wurde bis 1957 aktiv als Töpferei betrieben. Auf zwei Etagen können die Dauer- sowie wechselnden Sonderausstellungen mit altkohrener Keramik vom 17 bis 20. Jahrhundert, Arbeitsmaterialien, Innungskleinodien sowie die noch original erhaltene Töpferstube besichtigt werden.

Zu den beiden noch aktiven Töpfereien zählen die Töpferei Arnold und die Töpferei Müller. In letzterer werden in Handarbeit Schüsseln, Töpfe, Krüge sowie Garten- und Baukeramik mit verschiedenen Glasuren, Farben und Mustern gefertigt und zum Verkauf angeboten. Im Rahmen von Töpferkursen können sich die Besucher selbst an der Töpferscheibe in der Keramikwerkstatt versuchen. Das Töpferhaus Arnold ist die älteste Töpferei Deutschlands. Die Inschrift über dem Giebel des Gebäudes „Seit 1500vierzig und acht, werden hier Töpfer und Schüsseln gemacht“ verweist auf die lange Tradition des Töpferhauses, welches seit 1548 hochwertige Gebrauchs- und Kunstkeramik herstellt. Vorbei an der Töpferei Arnold und die steil verlaufende Burggasse hinauf gelangt man zum Aussichtspunkt mit den beiden die Stadtsilhouette prägenden Rundtürmen der einstigen Burganlage. Ein Abstecher bietet sich auch zur am Bahndamm gelegenen Sommerrodelbahn mit einer Länge von 527 Metern an.Gut einen Kilometer vom Stadtkern entfernt im Frohburger Ortsteil Rüdigsdorf befindet sich der Schwind-Pavillon, der ursprünglich Teil einer Orangerie war. Dieser wurde von 1829 bis 1839 vom einstigen Besitzer des Ritterguts Rüdigsdorf, Wilhelm von Crusius, als Musiksalon errichtet. Namensgebend war der Maler Moritz von Schwind, der neben namhaften Künstlern wie Gottfried Semper und Gustav Adolf Hennig maßgeblich an der klassizistischen Innengestaltung beteiligt war. In den Sommermonaten können Besucher die eindrucksvollen Wandbilder des römisch-antiken Märchens „Amor und Psyche“ bestaunen.

Ausflugsziele für jedermann: Lindigtmühle, Irrgarten und Burg Gnandstein


Nicht wegzudenken aus dem Kohren-Sahliser Veranstaltungskalender ist der traditionelle Töpfermarkt, welcher alljährlich am dritten Maiwochenende stattfindet. Zu diesem Anlass bieten neben den beiden ortsansässigen Töpfereien auch 40 Töpfermeister von außerhalb ihre Ware in authentischer Atmosphäre an. 

Ein lohnenswertes Ausflugsziel rund drei Kilometer entfernt von Kohren-Sahlis ist das Lindenvorwerk mit der Lindigtmühle. Dabei handelt es sich um die einzige noch vollkommen funktionsfähige Wassermühle im Kohrener Land. Das technische Denkmal mit Müllerbuschenkammer, Backhaus und Oberschlächtigem Wasserrad kann jedes Wochenende von April bis Oktober besichtigt werden. Interessierte an einer Führung durch die Mühle in den Sommermonaten können sich im Vorhinein über das Lindenvorwerk anmelden. Neben letzterem befindet sich auch das Mühlenmuseum Lindigtmühle. Die vor dem kleinen See mit Tretboot- und Ruderverleih sowie Minigolfanlage gelegene Gaststätte Lindenvorwerk lädt zum Verweilen und einer Stärkung im Grünen ein. Wenige Meter entfernt befindet sich das Heckenlabyrinth Irrgarten der Sinne, in welchem Besucher durch Experimente und Erklärungen Wissenswertes über die Sinne erfahren. Der Irrgarten ist auch Ausgangspunkt für zahlreiche Wanderwege durch das Umland. Lohnenswert ist auch ein Abstecher zur über 800 Jahre alten Burg Gnandstein, deren 33 Meter hohe Bergfriedbereits von Weitem das Kohrener Land dominiert.

Hahnemann-Denkmal

Richard-Wagner-Platz / Anlage am Goerdelerring
Ortsteil: Zentrum

Das Hahnemann-Denkmal wurde zu Ehren des für einige Zeit in Leipzig wirkenden Begründers der Homöopathie Samuel Hahnemann vom Bildhauer Karl Steinhäusergeschaffen. Die Initiative und Stiftung des Monuments geht auf den Zentralverein homöopathischer Ärzte Deutschlands zurück. Das Hahnemann-Denkmal wurde am 10. August 1851 am heutigen Richard-Wagner-Platz in Form einer lebensgroßen Bronzefigur auf einem Marmorsockel feierlich eingeweiht.

„Ähnliches mit Ähnlichem heilen“Aus Selbstversuch entsteht Homöopathie


Am südwestlichen Rand des Richard-Wagner-Platzes am Goerdelerring in den Grünanlagen des Promenadenrings befindet sich seit 1851 ein Denkmal für den Begründer der Homöopathie, Samuel Hahnemann. Sein Schaffen widmete der gebürtige Meißner als praktizierender Arzt und Arzneikundiger der Entwicklung und Verbesserung von Heilmethoden. Er veröffentlichte zahlreiche Übersetzungen und eigene Fachpublikationen, erforschte und dokumentierte die Wirkung von Heilverfahren und Arzneimitteln. 

Die schöpferischen Leistungen Hahnemanns haben zu einem Großteil ihren Ursprung in Leipzig. 1775 kam er mit nur 20 Talern in der Tasche für sein Medizinstudium in die Messestadt, wo er sich zunächst bis 1777 und wieder ab 1790 aufhielt. In einem medizinischen Buch des Engländers William Cullen, welches Hahnemann übersetzte, las er im Jahr 1790 über die Wirkung von Chinarinde gegen Malaria. Da ihn das Geschriebene nicht überzeugte, unternahm er Selbstversuche und gelangte zur Auffassung, dass Krankheiten durch Mittel bekämpft werden können, die bei einem gesunden Menschen Krankheitssymptome hervorrufen können. Aus dieser Erkenntnis formulierte er 1810 in dem in Leipzig publizierten „Organon der rationellen Heilkunde“ seinen berühmten Leitsatz „Ähnliches mit Ähnlichem heilen“, der zum Grundgedanken der Homöopathie wurde.Zwischen 1812 und 1821 betrieb Hahnemann eine eigene Arztpraxis in Leipzig, in der er u.a. Clara Schumanns Vater, Friedrich Wieck, behandelte. Ab 1816 hielt er als Privatdozent Vorlesungen an der Universität Leipzig. Aufgrund seines recht eigenwilligen Charakters und seiner Auffassung, seine Heilmethode sei „der einzig annehmbare und konsequenteste Weg zur Heilung der Menschenkrankheiten“, war er in zahlreiche akademische und fachliche Debatten involviert. Da Hahnemann darauf bestand, seine homöopathischen Arzneien selbst herstellen zu dürfen, brachte er zahlreiche Apotheker gegen sich auf. Hintergrund war die Tatsache, dass ihr Berufsstand als einziger das Privileg besaß, Arzneien zu mischen. Nach Jahren des Kampfes gegen Missgunst und Unverständnis gegenüber seinen homöopathischen Methoden verließ Hahnemann 1821 die Stadt und siedelte 1835 nach Paris über, wo er eine angesehene Praxis eröffnete. Hahnemann starb am 2. Juli 1843 in Paris und wurde auf dem Friedhof Père Lachaise beigesetzt.

Ein Denkmal zu Ehren des ersten Homöopathen


Der Zentralverein homöopathischer Ärzte Deutschlands stiftete dem Begründer der Homöopathie Mitte des 19. Jahrhunderts ein Denkmal. Grundlage waren Spenden von Anhängern der Lehre der Homöopathie aus allen Teilen der Welt. Zu Beginn des Jahres 1851 wandte sich das Komitee an den Leipziger Stadtrat mit der Bitte um einen geeigneten Standort für die bereits beim in Rom tätigen Bildhauer Karl Steinhäuser in Auftrag gegebene Bronzestatue. Diese wurde in der galvanoplastischen Anstalt E. Braun in Leipzig gegossen. Die Grundsteinlegung erfolgte am 23. Mai 1851 am Blumberge, dem heutigen Richard-Wagner-Platz. Die feierliche Einweihung fand anlässlich einer Sitzung des Homöopathischen Zentralvereins am 10. August 1851 statt. Neben Vertretern der Stadt und der Universität waren auch zahlreiche Persönlichkeiten aus dem In- und Ausland anwesend, darunter Ärzte aus Spanien, England, Italien, Frankreich und verschiedenen Teilen Deutschlands. Der Thomanerchor trug eine extra für den Anlass komponierte Kantate mit musikalischer Begleitung vor.

Trotz kleinerer Zwischenfälle überdauerte das Hahnemann-Denkmal den Ersten und Zweiten Weltkrieg unbeschadet: In den 1930er Jahren gab allein der Vorname „Samuel“ Anlass zuBestrebungen, die „Judendenkmäler“, wie das Samuel-Hahnemann-Denkmal und das Samuel-Heinicke-Denkmal, verschwinden zu lassen. Während letzteres 1942 im Rahmen der „Metallspende des deutschen Volkes an den Führer“ eingeschmolzen wurde, blieb das Hahnemann-Denkmal von den Vorhaben verschont.

Der von Hiller & Einsiedel in Leipzig und Dresden geschaffene Sockel aus schlesischem Marmor trägt auf der Vorderseite die Inschrift „Dem Gründer der Homöopathie Sam. Hahnemann, geb. zu Meißen d. 10. April 1755, gest. zu Paris d. 2. Juli 1843, von seinen dankbaren Schülern und Verehrern“. Darauf befindet sich eine lebensgroße Bronzefigur, welche Samuel Hahnemann sitzend und in einem Buch lesend auf dem Marmorsockel zeigt. Im Sockel befindet sich ein Originaldokument einer Verteidigungsschrift Hahnemanns gegen die Leipziger Apotheker. Das Denkmal ist von einem Eisengitter umzäunt, das es vor Vandalismus der Schuljugend schützen sollte, die das Denkmal zwischenzeitlich als Zielscheibe für Wurfübungen verwendete.

Neben dem Hahnemann-Denkmal wird der Begründer der Homöopathie auch im Sächsischen Apothekenmuseum am Thomaskirchhof gewürdigt, in dessen Sammlung sich u.a. Originalschriften Hahnemanns befinden. Anlässlich seines 150. Geburtstages wurde im Leipziger Stadtteil Lindenau eine Straße nach ihm benannt.

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Grieg-Begegnungsstätte

Talstraße 10
Ortsteil: Zentrum-Südost

Die Grieg-Begegnungsstätte befindet sich im Gebäude des ehemaligen Leipziger Verlagshauses C. F. Peters. Sie wurde auf Initiative des 1998 gegründeten Vereins Grieg-Begegnungsstätte e.V. am 7. November 2005 feierlich eröffnet und beherbergt neben einer Dauerausstellung zum Leben und Wirken des norwegischen Komponisten den historischen Musiksalon. Edvard Grieg studierte von 1858 bis 1862 am Konservatorium in Leipzig Klavier und Komposition. Seine berühmten Werke wurden vom Leipziger Musikverlag C. F. Peters vertrieben, in dessen Räumlichkeiten Grieg während seiner zahlreichen Leipzig-Aufenthalte sein Domizil hatte. Die Grieg-Begegnungsstätte ist Station 3 auf der Leipziger Notenspur.

Vom hohen Norden nach Leipzig: Start einer Weltkarriere


Norwegens bedeutendster Komponist, Edvard Grieg, war etwa ein halbes Jahrhundert in besonderer Weise mit Leipzig verbunden. Ihn zogen das reiche Musikleben und die Möglichkeit an, von ausgezeichneten Klangkörpern und Virtuosen neue Werke sowie eigene Kompositionen zu hören. Der Norweger war fasziniert von dem geselligen Umgang mit Musikern, musikinteressierten Persönlichkeiten, Komponisten und bedeutenden Interpreten, darunter Peter Tschaikowski und Johannes Brahms, die zu seinen Freunden zählten.

Der am 15. Juni 1843 in Bergen geborene norwegische Komponist kam als 15-jähriger 1858 nach Leipzig, um am von Felix Mendelssohn Bartholdy gegründeten KonservatoriumKlavier und Komposition zu studieren. Grieg wohnte in einem Studentenzimmer in der Dresdner Straße 27. Im Zuge seines vierjährigen Studiums bot sich ihm die Möglichkeit, sich von ausgezeichneten Lehrern wie dem späteren Gewandhauskapellmeister Carl ReineckeLouis PlaídyIgnaz Moscheles oder Ernst Ferdinand Wenzel ausbilden zu lassen. Noch als Student bot Edvard Grieg seine frühen Kompositionen dem Musikverlag von Max Abraham an. Der Leiter des C. F. Peters Verlages, der die große Begabung des Norwegers erkannte, ließ diese drucken und es entwickelte sich zwischen Max Abraham, seinem Nachfolger Henri Hinrichsen und Edvard Grieg ein enges, lebenslanges Freundschaftsverhältnis. Im Jahr 1889 schloss Grieg mit dem Musikverlag C. F. Peters in Leipzig einen Generalvertrag ab, der dem Verlag das alleinige Publikationsrecht seiner Werke einräumte sowie Grieg und seine Frau auf Lebenszeit finanziell absicherte. Während seiner teils monatelangen Aufenthalte in Leipzig in der Konzertsaison konnte er sich stets auf die Gastlichkeit der Leiter des Musikverlages verlassen. Dazu zählten neben der Bereitstellung einer kleinen Wohnung in der dritten Etage des Verlagshauses auch die Organisation von geselligen Zusammenkünften mit Komponisten und Interpreten sowie die Besorgung von Karten für Leipziger Musikaufführungen.

Vom renommierten Musikverlag Peters


Im Gebäude des 1800 in Leipzig gegründeten und weltweit angesehenen Musikverlages C.F. Peters, in dessen oberster Etage Grieg während seiner Leipzig-Aufenthalte logierte, wurde dem berühmten Komponisten mit der Grieg-Begegnungsstätte ein Denkmal geschaffen. Mit dem Bau der großzügigen Gebäudeanlage mit 1.500 Quadratmetern Wohn- und 380 Quadratmetern Gewerbefläche beauftragte Max Abraham 1873/1874 den HofbaumeisterOtto Brückwald, der auch das Bayreuther Festspielhauses errichtete. In Leipzig erbaute er unter anderem die Handelslehranstalt – heute Volkshochschule. Der damalige Eigentümer des Musikverlages C. F. Peters erwarb zu diesem Zeitpunkt die Grundstücke in der Talstraße und in der Lindenstraße, um ein Domizil für den Verlag und Wohnraum für Verleger und Gäste zu schaffen. Der Verlag verlegte neben den Werken Edvard Griegs auch jene der größten zeitgenössischen Komponisten, darunter Johann Sebastian BachGustav MahlerRobert SchumannRichard Wagner und Richard Strauss. Der Nachfolger Max Abrahams, Henri Hinrichsen, arbeitete und lebte in dem Haus gemeinsam mit seiner Familie bis zum Zweiten Weltkrieg. Der Verlag wurde vom Nazi-Regime enteignet sowie Henri Hinrichsen und 14 seiner jüdischen Familienmitglieder verhaftet. Hinrichsen kam 1942 in Auschwitz ums Leben. Zwei seiner Söhne konnten noch emigrieren und gründeten 1938 in London die Hinrichsen Edition Ltd. sowie 1948 in New York die C. F. Peters Corporation. In Deutschland siedelte der Verlag nach dem Krieg nach Frankfurt am Main über, während das Leipziger Stammhaus zum Volkseigenen Betrieb wurde. 1993 wurde das Gebäude an die Rechtsnachfolger der enteigneten Eigentümer zurückgegeben.

Authentische Atmosphäre am historischen Ort: Originaler Musiksalon und Dauerausstellung


Im Jahr 1998, 91 Jahre nach Edward Griegs letztem Leipzig-Aufenthalt, wurde der Verein Grieg Begegnungsstätte e.V. gegründet. Dieser machte es sich zur Aufgabe, im Gebäude des einstigen Musikverlages C. F. Peters in der Talstraße 10 eine Gedenk- und Begegnungsstätte zu Ehren des norwegischen Komponisten mit Ausstellung und Musiksalonzu errichten. Mit diesem Vorhaben folgte man dem Appell Henri Hinrichsens in seiner Verlagschronik, dieser geschichtsträchtige Ort solle zukünftigen Generationen öffentlich zugängig gemacht werden. Die feierliche Eröffnung fand am 7. November 2005 statt. Seither beherbergt die Wohnung in der 1. Etage eine Dauerausstellung zum Leben und Wirken Edvard Griegs. Auf der sogenannten Beletage mit dunkler, originaler Holzvertäfelung, kunstvoller Holzdecke, stilechter Tapete aus England und Kamin befindet sich das Herzstück der Grieg-Begegnungsstätte, der historische Musiksalon um 1900. In diesem original erhaltenen und aufwändig sanierten Raum stellte Grieg seinerzeit den Verlegern Max Abraham und später Henri Hinrichsen seine neuesten Kompositionen vor. Unmittelbar nach der Einweihung der Räumlichkeiten wurde ein historischer Flügel der Firma J. L. Duysen aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erworben, welcher regelmäßig bei Konzerten – von Klavier-Rezitalen über Liedermatineen bis hin zu Kammermusikprogrammen – zum Einsatz kommt. Der Musiksalon wird seit 2010 von einer in Porzellan gegossenen Büste Edvard Griegs geziert, welche von der Porzellanmanufaktur Kämmer aus dem thüringischen Rudolstadt-Volkstedt hergestellt und vom Vereinsmitglied Volker Thiel aus Erfurt gesponsert wurde. Im begrünten Innenhof befindet sich die 2009 eingeweihte Grieg-Büste

Neben Konzerten organisiert der Verein Grieg Begegnungsstätte e.V. auch Vorträge, Lesungen und Workshops. Im Mittelpunkt stehen hierbei häufig Norwegen, das Leipziger Musikleben oder die Geschichte des Musikverlages C. F. Peters. In größeren Abständen organisiert der Verein den Internationalen Edvard-Grieg-Kongress, bei welchem Gäste u.a. aus Skandinavien, Großbritannien und den USA begrüßt werden.

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Grassimuseum

Johannisplatz 5-11
Ortsteil: Zentrum-Südost

Das Grassimuseum zählt zu den größten Museumkomplexen in ganz Deutschland. Es wurde zwischen 1925 und 1929 am Johannisplatz von Hubert Ritter im Stil des Art-déco und der Neuen Sachlichkeit errichtet. Das Grassimuseum beherbergt drei Museen von internationalem Rang, das GRASSI Museum für Angewandte Kunst, das GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig und das Musikinstrumentenmuseum der Universität Leipzig. Seinen Namen verdankt das Museum seinem Stifter, dem Leipziger Kaufmann Franz Dominic Grassi.

Der Mäzen Grassi und die Zwei Millionen Goldmark


Die Geschichte des Grassimuseums reicht bis ins frühe 19. Jahrhundert zurück. Zu dieser Zeit entstanden in Leipzig bedeutende Sammlungen der Völkerkunde und des Kunstgewerbes, welche zunächst von privaten Vereinen getragen wurden. Der Leipziger Bankier und Kaufmann italienischer Herkunft, Franz Dominic Grassi, hinterließ seiner Heimatstadt nach seinem Tod im Jahr 1880 ein Vermögen von rund 2,4 Millionen Goldmarkunter der Prämisse, sie für „Annehmlichkeiten und Verschönerungen der Stadt“ zu nutzen. Neben der Verwendung für prächtige Bauwerke, Parkanlagen und Denkmäler, wurde Grassis großzügiges Vermächtnis für den Bau eines eigenen Gebäudes für die Sammlungen genutzt: Das Alte Grassimuseum wurde nach dem Namen seines Stifters von 1892 bis 1895 im Stil der Neorenaissance und nach Plänen des Stadtbaurats Hugo Licht an der Südseite des damaligen Königsplatzes, heute Wilhelm-Leuschner-Platz, erbaut. Ab 1900 beherbergte es das Museum für Völkerkunde und das Kunstgewerbemuseum Leipzig.

Vom Königsplatz zum Johannisplatz: ein museales Schwergewicht entsteht


Die Ausstellungsflächen des Museums wurden aufgrund der rasant wachsenden Bestände der völkerkundlichen und kunsthandwerklichen Sammlungen schnell zu klein für die alten Gemäuer. Auf Initiative des damaligen Museumsleiters Richard Graul wurde vom Stadtrat ein entsprechender Neubau beschlossen, der den Ausstellungsexponaten angemessenen Platz bieten sollte. Dieser wurde aus Mitteln des Vermächtnisses von Grassi finanziert. Zwischen 1925 und 1929 wurde das neue Grassimuseum nach Entwürfen der Leipziger Architekten Hans Voigt und Carl William Zweck vom Stadtbaurat Hubert Ritter im Stil des Art-déco und der Neuen Sachlichkeit auf dem Johannisplatz neben der Johanniskircheerbaut. Die neue Museumsanlage entstand auf der trapezförmigen Grundfläche des ehemaligen Johannishospitals aus dem 15. Jahrhundert, welches für den Bau des Grassimuseums abgerissen wurde. Die Seitenflügel des Gebäudes zwischen DresdnerStraße und Prager Straße waren ursprünglich auf die 1963 gesprengte Johanniskirche ausgerichtet. Das Gebäude beherbergt seitdem die drei international bedeutsamen Museen, das GRASSI Museum für Angewandte Kunst, das GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig und das Musikinstrumentenmuseum der Universität Leipzig. Im Südflügel des Museums war zu dieser Zeit das Messehaus Grassimuseum untergebracht, wo die 1920 von Richard Graul begründete Grassimesse, eine museumseigene Verkaufsmesse, stattfand. Die dort groß angelegte Schau „Europäisches Kunsthandwerk“ verhalf dem Museum zu internationalem Ansehen und entwickelte sich innerhalb kürzester Zeit zu einem Forum für die Kunstgewerbe-Elite.

Durch die Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg wurden die Sammlungen stark beschädigt und gingen zum Teil verloren. Aufgrund des fortschreitenden baulichen Verfalls des Museums seit 1945 konnte der Betrieb nur sehr eingeschränkt in der reduzierten Ständigen Ausstellung in fünf von ursprünglich 30 Räumen fortgeführt werden. Es folgten Jahrzehnte der Provisorien und der teilweisen oder gänzlichen Schließung der Museumsräume. Im Jahr 2007 wurde das Grassimuseum nach umfassender Sanierung und Modernisierung unter der Leitung des Londoner Architekturbüros David Chipperfield Architects wiedereröffnet. 

: Nach Eröffnung des ersten Ausstellungsrundgangs „Antike bis Historismus“ der neu konzipierten Ständigen Ausstellung 2007 wurde 2010 der zweite Ausstellungrundgang „Asiatische Kunst. Impulse für Europa.“ der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Nach der vollständigen Rekonstruktion der Pfeilerhalle mit typischen Elementen des Art-déco wurde 2012 der dritte Ausstellungsrundgang „Jugendstil bis Gegenwart“ eröffnet.

Zwischen goldener Ananas und bronzener Hirschkuh


Die architektonische Gestaltung des Grassimuseums verbindet eine klare, funktionalistisch orientierte Formensprache mit den expressiven Schmuckformen des Art déco. Der ein- bis dreigeschossige Museumskomplex aus rötlichem Rochlitzer Porphyrtuff wurde im für den Entstehungszeitraum charakteristischen Stil des Art-déco errichtet. Er besteht aus einem einfachen Stahlskelett mit ausfachendem Mauerwerk und einem kupfergedeckten Dach, wobei auf Bauschmuck weitgehend verzichtet wurde. Unweit des Eingangs am Täubchenweg befindet sich das Friccius-Denkmal, welches an die Erstürmung des äußeren Grimmaischen Tores durch die Königsberger Landwehr unter Major Friccius 1813 erinnert. 
Über dem siebentorigen Eingangsbau thront auf dem Architrav in goldener Schrift der Name „Grassimuseum“. Über einen Innenhof, dem „Ehrenhof“, gelangt man zum Mittelbau mit einer breiten, als Säulenhalle konzipierten Durchfahrt, von wo aus die Eingangstreppen zu den beiden Museumsflügeln hinaufführen. Auf dem Dachgesims der durch sechs Kolossalpilaster gegliederten Hauptfassade bekrönt ein aufgesetztes Türmchen mit sechs schmalen Fenstern und einem fast neun Meter hohen dekorativen Aufbau den Komplex. Bei letzterem handelt es sich um eine gezackte, fontainenförmige Schalenform, die optisch einergoldenen Ananas gleichen soll. Über einen Durchgang unter dem Mittelbau gelangt man in einen zweiten Innenhof. Hier befindet sich im Rehgarten die lebensgroße bronzene Art-déco-Plastik einer vom Dresdner Bildhauer Paul Berger 1928 geschaffenen Hirschkuh, die von Diana, der römischen Göttin der Jagd, gestreichelt wird. An den Innenhof schließt unmittelbar der parkähnliche Alte Johannisfriedhof an, welcher als Lapidarium bewusst in die Gestaltung mit einbezogen wurde. Durch das Zusammenspiel aus Kunst, Kultur und Natur stellt das Grassimuseum einen einzigartigen Anziehungspunkt dar.

Vereinte Kontraste von Art-déco bis Bauhaus


Die Gestaltung der Innenbereiche des Museums wurde eher sparsam gehalten. Das weitläufige Haupttreppenhaus beherbergt mit der vom Bauhaus-Künstler Josef Albers 1926 konzipierten Verglasung der bis zu 18 Meter hohen Fenster ein einzigartiges Kunstwerk der Moderne: Die unterschiedlichen geometrischen Variationen bilden einen Kontrast zwischen Außenfassade und Verglasung. Die im Krieg zerstörten Fenster wurden 2011 von der Paderborner Glasmalereiwerkstatt Peters wiederhergestellt. 
Das Herzstück des Museums ist die Pfeilerhalle im GRASSI Museum für Angewandte Kunstaus dem Jahr 1927. Der Raum war bis 1943 einer der repräsentativsten Veranstaltungssäle Leipzigs und musste nach den Kriegszerstörungen umfassend saniert werden. Raumhohe Dreikantpfeiler mit integrierten Schauvitrinen tragen eine laufende Galerieempore, die im Obergeschoss den Übergang in den zur Prager Straße gelegenen Flügel markieren. Mit seinen Formen im Zackenstil und der Farbgebung im vorherrschenden Rot, mit Akzenten in Blau und Gold, repräsentiert die Pfeilerhalle auf besondere Weise den Stil des Art-déco.

Ein Streifzug durch 3.000 Jahre Kunst und Kultur


Das Grassimuseum beheimatet als Museumsquartier drei Museen von internationaler Bedeutung: Das GRASSI Museum für Angewandte Kunst zählt europaweit zu den führenden Häusern für Gestaltung und angewandte Kunst. In wechselnden Ausstellungen zu Kunsthandwerk, Fotografie, Design und Architektur werden Sammlungen und Highlights aus mehreren Jahrhunderten präsentiert. Die Grassimesse bietet alljährlich ein internationales Forum für zeitgenössisches Design und Kunsthandwerk. In der Ständigen Ausstellung mit den Schwerpunkten Bauhaus, Art-déco und Jugendstil kann der Besucher einen Streifzug durch 3.000 Jahre Kunst- und Kulturgeschichte unternehmen. Der Sammlungsbestand umfasst etwa 230.000 Exponate des europäischen und außereuropäischen Kunsthandwerks von der Antike bis zur Gegenwart.

Das GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig zeigt in der Dauerausstellung und diversen Sonderausstellungen ethnologische Sammlungen, die nach den verschiedenen Kontinenten geordnet sind. Den Grundstock des Museums bildet die Sammlung des Dresdner Hofrats und Bibliothekars Gustav Klemm mit etwa 200.000 Objekten.

Das Musikinstrumentenmuseum der Universität Leipzig bietet in seiner Schau- und Studiensammlung Einblicke in die internationale Musik- und Kulturgeschichte aus Zeiten der Renaissance, des Barock und der Zeit Johann Sebastian Bachs in Leipzig. Es ist mit seinen rund 10.000 Ausstellungsobjekten, darunter wertvolle europäische und außereuropäische Instrumente, das zweitgrößte Musikinstrumenten-Museum Europas und Station 5 auf der Leipziger Notenspur.

In den „Museen im GRASSI“ finden alljährlich verschiedene Großveranstaltungen statt, die viele Besucher anziehen. Dazu gehören die Museumsnacht Halle und Leipzig und das Grassifest. Bei letzterem werden in den Innenhöfen und Ausstellungen verschiedene Programmpunkte geboten, wie Kreativangebote, Workshops, Führungen sowie ein Musik- und Bühnenprogramm.

Bildergalerie - Grassimuseum

Historisches Bildmaterial - Grassimuseum

Gose

u.a. Menckestraße 5 (Gosenschenke „Ohne Bedenken“)
Ortsteil: Gohlis-Süd

Die Gose ist eine obergärige, säuerlich und leicht salzig schmeckende Bierspezialität, welche mit Kochsalz, Koriander und biologischer Milchsäure verfeinert ist und einenAlkoholgehalt von 4,8% vol. besitzt. Dabei handelt es sich um eine der ältesten Biersorten, welche ihren Ursprung in Goslar im Harz hat. Von dort gelangte sie 1738 nach Leipzig.

Von der Gose an die Pleiße


Sie gehört zu Leipzig wie das Allerlei aus dem Gemüsetopf und die Lerchen aus der Bäckerei: die Gose. Ihre erste urkundliche Erwähnung ist auf das Jahr 1332 datiert, was sie zu einer der ältesten Biersorten überhaupt macht. Nach dem Reinheitsgebot von 1516 handelt es sich dabei nicht um ein Bier, sondern eine obergärige Bierspezialität.

Die Herkunft der Gose beginnt am Nordrand des Harzes. Der Name des dort fließenden Flusses „Gose“ geht auf das althochdeutsche Wort „gôze“ zurück, was seinerzeit ein sehr wasserreiches, Überschwemmungen verursachendes Fließgewässer betitelte. Der Name des Flusses wurde im späten Mittelalter an die dort erbaute Kaiserstadt Goslar übertragen. Dort soll Kaiser Otto die Gose bereits im Jahr 1000 gelobt haben. Ab dem 17. Jahrhundertwurden die Biersorten nach ihrem Erfinder, ihren speziellen Eigenschaften oder vorzugszweise nach ihrer Herkunft betitelt. So wurde das in Goslar gebraute Bier „Goslarisch Bier“ bzw. „Gose“ genannt. Der Überlieferung nach soll der preußische Feldmarschall Fürst Leopold I., Herzog von Anhalt-Dessau – auch der „Alte Dessauer“ genannt – die Bierspezialität in Goslar kennengelernt und auf seinen Ländereien im Dorf Glauzig zwischen 1712 und 1715 als „Gludscher Gose“ bzw. „Glauziger Gose“ nachgebraut haben. Auf seinem Weg nach Leipzig im Jahr 1738 kam Fürst Leopold I. in das nahegelegene Dorf Eutritzsch, wo er in einer Schänke einkehrte. Den Krug Bier, der ihm vom Wirt Gieseke gereicht wurde, tat er als ungenießbar ab und vermisste seine geliebte Glauziger Gose. Sein Versprechen an den Wirt, ihm einige Fässer seiner Gose zu schicken sowie ihm eine Ausschankgenehmigung des Rates der Stadt Leipzig einzuholen, setzte er in die Tat um. Gieseke erwarb sich die Zuneigung von Leopold I. in so hohem Maße, dass er zu seinem Leibdiener erwählt wurde, mit ihm nach Dessau ging und dort 1721 die schöne Dessauerin Marie Luise Woche heiratete. Mit ihr zog er zurück nach Eutritzsch und kaufte für 3.000 Taler das Gasthaus an der Heerstraße, welches er „Gosenschänke“ nannte. Übrigens: Das Wort wurde bis ins späte 19. Jahrhundert mit „ä“ geschrieben, später wurde die korrekte Schreibweise mit „e“ verwendet, heute sind beide Schreibweisen anerkannt und verbreitet.

Obwohl die Gose aufgrund ihres aufwändigen Transportweges nicht sonderlich günstig war, wurde sie von den Leipzigern schnell gut aufgenommen. Aufgrund ihrer brautechnischen Besonderheit enthielt die nicht ausgegorene Gose noch so viel Kohlensäure, dass eine Beförderung in verschlossenen Fässern nicht möglich war. So wurde die „Gludscher Gose“ in Glasflaschen mit 2,5 Kannen Kapazität von Goslar ins ca. 70 Kilometer entfernte Leipzig gekarrt. Das Schankmonopol für alle außerhalb von Sachsen gebrauten „ausländischen“ Biere hatte seit 1763 der ratseigene Burgkeller inne. Neben der im Rittergut Sausedlitz zwischen Delitzsch und Bitterfeld vom Grafen Vitzthum von Eckstädt gebrauten „inländischen“ Gose wurde vorzugsweise die ausländische Gose aus den Dörfern Spören und Glauzig ausgeschenkt. Ein gut gehütetes „Gosengeheimnis“ ist die Kenntnis darüber, in welchem Moment während des Brauvorgangs welche Menge der Maische, bestehend aus Malz, Hopfen und Wasser, durch zugesetzte Milchsäure angereichert werden muss.

Goselose Zeiten und Renaissance in Leipzig


Durch die steigende Beliebtheit der obergärigen Bierspezialität brachen unter den Leipziger Gastwirten hitzige Machtkämpfe aus. Da der neue Pächter des Burgkellers, Johann Gottlieb Hermann, sein Schankmonopol durch den Eutritzscher Gosenwirt bedroht sah, wandte er sich 1776 sogar an den Leipziger Rat. Viele Zitate rund um die Gose, wie „Die Studiosen tranken 2 bis 20 Gosen!“ stammten aus jener Zeit, als die Eutritzscher Gosenschenke Wallfahrtsort der Leipziger Studenten war. Einer von ihnen soll kein geringerer als Johann Wolfgang Goethe gewesen sein, der von 1765 bis 1768 als Student in Leipzig verweilte. Um 1900 entwickelte sich die Gose als Leipziger Nationalgetränk zu einem der meist getrunkenen Bierspezialitäten der Stadt.

Mit Beginn des 19. Jahrhunderts wurde die Gose aufgrund der radikalen Änderung der politischen Zustände und des Zerwürfnisses zwischen Sachsen und Preußen knapp. Die Goselieferungen aus dem eng mit Preußen verbundenen Herzogtum Anhalt stockten um 1820. Da Not bekanntlich erfinderisch macht, gab es bereits wenige Jahre später wieder Gose in Eutritzsch. Diese wurde auf dem vom Kaufmann Johann Gottlieb Goedeckegeführten Rittergut Döllnitz bei Halle vom Braumeister Johann Philipp Ledermann gebraut. Ab 1830 wurde diese Gose in Leipzig ausgeschenkt. Zwischen 1844 und 1859 führten zahlreiche Gaststätten die Gose in einem Spezialausschank aus dem Eichenfass. Sie war so beliebt, dass in der Eutritzscher Gosenschenke an einem Sonntag rund 2.500 Flaschen à 0,8 bis 0,9 Liter konsumiert wurden. In Leipzig etablierten sich zu dieser Zeit zahlreiche weitere Gosenschlösschen, Gosenstuben und Gosenschenken. Mit Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Brauerei in Döllnitz enteignet und geschlossen. Erst ab 1949 gab es wieder Gose in Leipzig. Sie wurde nach langwierigen Verhandlungen bis hin zurProduktionsgenehmigung in der Arthur-Hoffmann-Straße von Friedrich Wurzler bis März 1966 gebraut.

Die Gosetradition erlebte eine Renaissance, als der Gastronom Lothar Goldhahn die verfallene Gosenschenke „Ohne Bedenken“ der Wirtsfamilie Carl Cajeri umfassend renovieren ließ. Am 10. Mai 1986 wurde hier – fast 20 Jahre nach Schließung der letzten Gosenschenke – in Leipzig wieder Gose ausgeschenkt. Seitdem kann man die traditionelle Döllnitzer Rittergutsgose in mehr als 100 Gaststätten genießen. Seit dem Jahr 2000 wird in der Lokalität Bayerischer Bahnhof Gasthaus und Gosebrauerei die Leipziger Gose gebraut und ausgeschenkt. Auch der Ratskeller Leipzig und die Gosenschenke „Ohne Bedenken“ brauen seit ein paar Jahren ihre eigene Gose. 

„Was unter den Blumen die Rose, ist unter den Bieren die Gose!“


Da die Gose kein Lagerbier ist, waren ein passendes Wetter und ein zügiger Austrank Voraussetzung für ihre Aufbewahrung, da sie ansonsten schnell verdarb. Der Goseprozess geschieht erst in der Flasche und dauert zwischen sechs und achtzehn Tagen. Der Heferest steigt dabei nach oben, wo er im Flaschenhals einen undurchlässigen Pfropf bildet, der das Entweichen der übrigen Kohlensäure unterbindet. Die Kellertemperatur hat einen entscheidenden Einfluss auf die Dauer des Reifeprozesses, welcher bei heißenTemperaturen schneller vonstatten geht. Die dunkelgrünen, flachbauchigen Glasflaschen in Form eines Bockbeutels fassten einen Liter und beanspruchten bei der Lagerung, verglichen zu Fassbier, viel Platz und waren aufgrund ihres filigranen Halses äußerst fragil.

Der Gose wird oft eine Ähnlichkeit mit dem Berliner Weißbier nachgesagt. Für all diejenigen, denen die Original-Gose zu sauer ist, wurden zahlreiche Rezepte zum Verfeinern des Geschmacks erfunden. Eine beliebte Variante war – damals wie heute – der Zusatz desKümmelschnapses Allasch, welche „Regenschirm“ genannt wird. Der Likör wurde in kleinen achteckigen Gläsern serviert, die mit der nach unten spitz zusammenlaufenden Form wie zugeklappte Regenschirme aussahen. Der Spruch „Ohne Kümmel ist die Gose, allezeit `ne halbe Chose“ gilt auch heute noch. Wird die Gose mit einem Sirup, wie Mango, Erdbeereoder Waldmeister, versetzt, spricht man vom „Sonnenschirm“, verfeinert mit einem Kirschlikör ist es die „Frauenfreundliche“. Gosentrinker prosten sich übrigens nicht mit „Zum Wohl“ sondern mit „Goseanna“ zu.

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Goethe-Denkmal

Naschmarkt
Ortsteil: Zentrum

Das 1903 eingeweihte Goethe-Denkmal befindet sich auf dem Naschmarkt vor der Alten Handelsbörse. Es zeigt den von Carl Seffner geschaffenen jungen Goethe während seiner Studienzeit in Leipzig von 1765 bis 1768. Dabei handelt es sich um das erste und einzige öffentliche Denkmal zu Ehren des berühmten Dichters in der Messestadt.

Ein marmorner Goethe für die Messestadt


Leipzig zählt zu einer der bedeutsamsten Wirkungsstätten Johann Wolfgang Goethes in Deutschland. Der junge Dichter kam am 3. Oktober 1765 als 16-jähriger für sein Jurastudium in die Messestadt und verbrachte bis zum 28. August 1768 drei Jahre seines Lebens dort.

Im Gegensatz zu anderen Goethe-Städten wie Weimar oder Frankfurt am Main, machte man sich in Leipzig vergleichsweise spät Gedanken um ein Denkmal zu Ehren des berühmten Dichters. Erst mit dem nahenden Goethe-Jubiläum anlässlich seines 150. Geburtstags 1899 wurde die Idee für ein repräsentatives Standbild konkreter. Dazu trugen maßgeblich der Leipziger Stadtarchivar und -bibliothekar Gustav Wustmann sowie sein einstiger Schüler und zwischenzeitlicher Direktor des Museums der bildenden Künste, Julius Vogel, bei. Der Überlieferung nach skizzierte der bekannte deutsche Bildhauer Carl Seffner auf Vogels Ansinnen hin um 1895 ein Standbild des jungen Goethe. Daraufhin schloss sich ein Denkmalkomitee zusammen, darunter die Bürgermeister Bruno Töndlin und Otto Georgi, und startete 1898 einen Spendenaufruf. Zunächst war die Errichtung einer entsprechenden Marmorstatue in einer Grünanlage, z.B. im Rosental, auf dem Alten Johannisfriedhof an Käthchen Schönkopfs Grab oder am Schwanenteich, angedacht. Aufgrund von fehlenden Mitteln ließ sich ein solches Denkmal jedoch nicht bis zum Jubiläumsjahr 1899 umzusetzen.

Vom Turnlehrer Wehner zum Bronzenen Goethe


Ein weiterer Entwurf Seffners aus dem Jahr 1897 sah ein barockisierendes Postament mit den seitlichen Porträtmedaillons von Friederike Oeser und Käthchen Schönkopf vor. Nach der Ausstellung des Entwurfs im Leipziger Kunstverein 1899 wurde der Standort des nunmehr als Bronzestatue geplanten Denkmals im Mai 1901 auf dem Naschmarkt festgelegt. Ein entsprechendes Probemodell mit einem dem Standort entsprechenden schlichteren Empire-Sockel wurde bereits im selben Monat aufgestellt. Dieses schenkte Seffner 1910 der Nikolaischule, während Julias Vogel ein passendes Postament stiftete. Beides ging jedoch im Zuge der Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg verloren

Als Vorlage für den Guss des jungen Goethe diente Seffner das lebende Modell des 28-jährigen Turnlehrers Carl Wehner mit einem entsprechenden Theaterkostüm. Da dem Bildhauer kein Bildnis des Leipziger Goethe vorlag, orientierte er sich an Porträts aus späteren Lebzeiten und an einer Lebendmaske aus dem Jahr 1807. Das Denkmal Carl Seffners prägt seitdem die Vorstellung Goethes während seines dreijährigen Aufenthalts in Leipzig, obgleich der Dichterdamals wesentlich jünger war und anders aussah. Die Kosten des Denkmals beliefen sich auf rund 44.000 Mark, wovon die Stadt jeweils 10.000 Mark aus dem Vermächtnis von Franz Dominic Grassi und aus der Ferdinand-Rhode-Stiftung bezuschusste. Das Goethe-Denkmal wurde am 28. Juni 1903 auf dem Naschmarkt vor der Alten Handelsbörse eingeweiht.

Käthchen und Friederike neben dem jungen Dichter


Das 2,65 Meter hohe bronzene Goethe-Standbild steht auf einem 2,50 Meter hohen Sockel aus rotem Granit nach Entwürfen des Architekten Max Bischoff und zeigt den galanten jungen Goethe im Rokokokostüm. In der rechten Hand hält er ein kleines Gedichtbüchlein. Einer historischen Interpretation zufolge kommt Goethe gerade von einem Spaziergang aus dem Rosental und läuft über den Naschmarkt in Richtung Auerbachs Hof, wo sein Freund Ernst Wolfgang Behrisch wohnt. Im mehretagigen Weinkeller des Gebäudekomplexes soll sich 1525 der Fassritt von Faust und Mephisto abgespielt haben, den Goethe in seinem Drama Faust I verewigte. Diese Legende wird bis heute am authentischen Ort, in Auerbachs Keller, lebendig gehalten. Durch das Schrittmotiv auf dem Goethe-Denkmal verlieh Seffner dem jungen Dichter eine ungezwungene, natürlich wirkende Leichtigkeit, die an die landläufigen Werther-Vorstellungen erinnert. Außerdem soll der „Schritt“ symbolisch für die Entwicklung vom jungen Leipziger Studenten zum Dichter-Genie stehen.

Die Vorderseite des Postaments trägt auf einem lorbeerumkränzten Goldmedaillon die Inschrift „Johann Wolfgang Goethe“. Auf der Rückseite wird mit den Lettern „Student in Leipzig 1765-68“ an seinen Leipzig-Aufenthalt erinnert. Zu beiden Seiten des Postaments sind die marmornen Medaillons zweier Mädchenbildnisse angebracht. Bei dem frontalen östlichen Relief rechterhand handelt es sich um Anna Katharina „Käthchen“ Schönkopf, die Tochter des Wirts, in dessen Gasthof Goethe während seiner Studienzeit in Leipzig sein Mittagsessen einzunehmen pflegte und die zugleich seine erste große Liebe war. Das westliche Relief auf der linken Seite zeigt im Seitenprofil Friederike Oeser nach einer Zeichnung ihres Vaters um etwa 1768. Zur Tochter seines Leipziger Zeichenlehrers, dem bedeutenden Maler Adam Friedrich Oeser, pflegte Goethe eine freundschaftliche Beziehung. Die beiden anmutigen Bildnisse stellen einen festen lokalen Bezug zur Stadt dar und zeigen das mit Leipzig verbundene dichterische Werk Goethes auf. Die Lorbeerverzierungen repräsentieren ein typisches Graphikmotiv während der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, der Zeit vor Goethes Leipzig-Aufenthalt, und stellen zugleich einen gestalterischen Bezug zur dahinter liegenden Alten Handelsbörse dar.

Beim von Carl Seffner geschaffenen Goethe-Denkmal handelt es sich, abgesehen von der verlorenen Fassadenfigur an der Universitätsbibliothek des Bildhauers Melchior zur Strassens, um das erste und nach wie vor einzige öffentliche Denkmal zu Ehren des Dichters in Leipzig. Da keine authentischen Goethestätten mehr in Leipzig existieren, repräsentiert das Goethe-Denkmal auf dem Naschmarkt eine Art Lebenszeugnis aus der Leipzig-Zeit des jungen Goethe.

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Gasthaus Barthels Hof

Hainstraße 1
Ortsteil: Zentrum

Das Gasthaus Barthels Hof ist eines der ältesten und traditionsreichsten Lokale. Es befindet sich seit 1750 im Barthels Hof, dem letzten erhaltenen barocken Durchgangshof in Leipzig, in dessen Räumlichkeiten früher Handelsleute aus aller Welt ihre Waren anboten. Unter dem Motto „bewusst, regional, nachhaltig“ wird typisch sächsische Küche angeboten. Betreiber ist seit 2012 die Leipziger Familie Grahl.

Feilschen, handeln und Verträge begießen im letzten barocken Durchgangshof


Das Traditionslokal Barthels Hof gilt neben Adressen wie Auerbachs Keller und dem Thüringer Hof als eines der ältesten und traditionsreichsten Restaurants in Leipzig. Es befindet sich direkt am Markt. Das Gebäudeensemble wurde 1747 bis 1750 von George Werner für den Kaufmann und Stadthauptmann Gottfried Barthel als Bank- und Handelshaus erbaut. Im 16. Jahrhundert wurde der Leipziger Messe wachsende Bedeutung beigemessen. Kaufleute aus aller Welt reisten mit ihren Produkten zur ältesten Warenmesse Deutschlands nach Leipzig und die Stadt entwickelte sich zu einem bedeutenden Umschlagplatz für europäische Handelswaren. Die Messedurchgangshöfe dienten als Verkaufsniederlage sowie Empfangs- und Wohnquartier für die Händler. Die Räume waren mit Handeslwaren, Käufern, Verkäufern, Schreibern, Geldwechslern, Schaulustigen und Aufsehern gefüllt. Während hier tagsüber gefeilscht, gehandelt, Kontakte geknüpft und Geschäfte gemacht wurden, wurden die ausgehandelten Verträge abends zünftig in„Barthels Weinschänke“ begossen. Auch der junge Johann Wolfgang Goethe, der 1765 nach Leipzig kam, soll hier Gast gewesen sein. Dieser Teil des Gewölbes diente schon immer dem leiblichen Wohle. Erster Besitzer des Gasthauses war Hanns Tollhardt. Zwischenzeitlich betrieb der Kaufmann Carl Friedrich Weber seinerzeit ein insbesondere bei den Händlern beliebtes Lokal. Auch einer der im 18. Jahrhundert so beliebten Italienerkeller hatte hier bereits sein Domizil. 1890 etablierte sich die um die Jahrhundertwende vielbesuchte Weinstube von Paege, eine Zeitlang waren die Räume als Egerer Bierstuben bekannt.

Auch zu DDR-Zeiten war das Gasthaus Barthels Hof eine gefragte Adresse. Infolge zunehmenden Verfalls musste das Lokal 1987 geschlossen werden und wurde Dank des Engagements der Deutschen Genossenschats-Hypotheken-Bank AG und der Deutschen Genossenschaftsbank denkmalschutzgerecht rekonstruiert. Nach Abschluss der Sanierung konnte das Gasthaus nach vierjähriger Bauzeit am 18. Januar 1997 seine Neueröffnung unter dem neuen Inhaber Lutz Albrecht von der Fantastic GmbH feiern. Auf der Speisekarte standen überwiegend sächsische Gerichte aus gut bürgerlicher Küche von„Thomanernudeln“ bis zu „Jungfer Kristin Becks Kaninchenkeule“ und der „Leipziger Lerche mit Würzbirne“. Seit 2012 wird das Traditionslokal von Thorsten Grahl und seiner Familie geführt. Aufgrund eines verheerenden Brandes wegen Brandstiftung am 31. Januar 2019 musste Barthels Hof für 13 Monate schließen. Im Zuge der umfassenden Sanierungsarbeiten wurde das historische Gewölbe neu gestaltet und das Lokal Ende Februar 2020 wieder geöffnet.

Regional sächsische Küche in barockem Gewand


Unter dem greentable-zertifizierten Motto „bewusst. regional. nachhaltig.“ werden im Gasthaus Barthels Hof typisch sächsische Speisen und Getränke serviert. Passend zur Saison werden immer neue Gerichte kreiert und mit viel Liebe zum Detail angerichtet. Auf der Speisekarte stehen regionale Spezialitäten, wie die Leipziger Rinderroulade, Sächsischer Sauerbraten und Karpfenfilet aus Wermsdorf. Auch Klassiker wie das Traditionsgebäck Leipziger Lerche, die obergärige Bierspezialität Gose und der Kümmellikör Leipziger Allasch sind erhältlich. Eine Besonderheit sind die Menüs „1.000 Jahre Leipzig“ und „Luthers Familienessen“. Ersteres wurde anlässlich des Stadtjubiläums 2015 eingeführt und soll auf die Vielfalt der heimischen Küche aufmerksam machen. Das exklusive 5-Gänge-Menü besteht aus regionalen Klassikern, feinen Delikatessen und einfachen, rustikalen Speisen, wie die „Alt Leipziger Warmbiersuppe“. Begleitet wird die kulinarische Reise in die Vergangenheit von Anekdoten und Erklärungstexten, die etwa über das jeweilige Gericht oder dessen Komponenten berichten. So wird dem Gast neben dem kulinarischen Erlebnis auch der historische Hintergrund der sächsischen Esskultur näher gebracht. Das Menü „Luthers Familienessen“ wurde anlässlich des Jubiläums „500 Jahre Reformation“ 2017 kreiert und präsentiert ein Familienessen wie zu Luthers Zeiten. Anregung für die Zusammenstellung der Gerichte war „Das Luther Melanchthon Kochbuch“.Martin Luther und seine Frau Katharina von Bora liebten Geselligkeit und gutes Essen und empfingen in ihrer Wohnstätte regelmäßig Gäste zu Speis‘ und Trank. Zu den angebotenen Speisen zählen etwa gebeiztes Zanderfilet auf Wiesenkräutern, Kräuterschweinenacken und „Armer Ritter“. Das gesamte Menü wird ausschließlich auf Tongeschirr mit Messer und Löffel aufgetischt, denn Gabeln gab es zu Luthers Zeiten noch nicht.

Urige Atmosphäre im Zechgewölbe und gelebte Musiktradition in Barthels Schänke


Im Erdgeschoss befindet sich zum Innenhof gelegen „Barthels Schänke“. Der Raum bietet Platz für 60 Personen und ist mit Massivholz-Tischen, bequemen braunen Lederstühlen und gepolsterten Sitzflächen ausgestattet. Die Wände der historischen Mauern von 1750 wurden im Zuge der Sanierung nach dem Brand 2019 von der Künstlerin Jana Müller im Auftrag der Möbelwerkstätten Klotzsche in zarten Goldtönen bemalt sowie kunstvoll mit individuellen Malereien und Ornamenten gestaltet, welche einen Bezug zu Leipzigs Tradition als Handels- und Messestadt haben. An den Wänden befinden sich elf mit Hilfe einer speziellen Drucktechnik geschaffene Portraits von berühmten Musikern, denen Leipzig seinen Ruf als Musikstadt zu verdanken hat. Dazu zählen Gustav MahlerRichard WagnerFanny HänselFranz LisztFrédéric ChopinGeorg Philipp TelemannFelix Mendelssohn BartholdyAlbert LortzingClara SchumannKurt Masur sowie gegenüber der Eingangstür Johann Sebastian Bach. Im Erdgeschoss befindet sich auch die benachbarte „Webers Speisestube“, benannt nach dem Kaufmann Carl Friedrich Weber, der hier bereits zu früheren Zeiten ein Lokal betrieb. Der Raum bietet 40 Plätze und verbindet moderne mit historischen Stilelementen. Er wurde bewusst nach dem Vorbild einer Suppenküche im 18. Jahrhundert und mit uriger hölzerner Theke gestaltet

Eine Wendeltreppe führt hinab in „Tollhardts Zechgewölbe“ aus dem Jahr 1497. Die über 500 Jahre alte Brauküche wurde nach dem ersten Besitzer des Hauses benannt. Das tonnenförmige prächtige Gewölbe verläuft fast 360 Grad um die Barinsel mit Biertheke in der Mitte des Raumes mit gedrechselten Säulen und darauf befindlichen bleiverglasten Aufsätzen. Für uriges, gemütliches Ambiente sorgen die kleinen Thekentische und Sitzgruppen mit Bänken, die sich zum Teil unter baldachinartigen, in warmem Dunkelbraun gestalteten Holzverkleidungen befinden, auf denen alte Küchen- und Brauutensilien ausgestellt sind. Der Klinkerfußboden, unbearbeitete Findlinge und die unverputzten Wände nach historischem Vorbild erinnern an die über 500-jährige Geschichte des urigen Raumes.Das Zechgewölbe bietet Platz für 70 Personen und eignet sich gut für Feiern jeder Art. In den warmen Monaten können die Gäste auf dem großzügigen Freisitz im barocken Durchgangshof mit 200 Plätzen die historische Atmosphäre bei einer hausgemachten Bowle oder einem frischgezapften Ur-Krostitzer Bier abseits des belebten Barfüßgässchens genießen.

Bildergalerie - Gasthaus Barthels Hof

Clown-Museum Leipzig

Breite Straße 22
Ortsteil: Reudnitz-Thonberg

Das Clown-Museum Leipzig wurde 2010 von Hans-Dieter Hormann eröffnet. Europas einziges Clown-Museum beherbergt in vier Ausstellungsräumen rund 25.000 Exponate. Auf der Bühne im Foyer finden regelmäßig verschiedene Aufführungen, darunter Gastspiele von international bekannten Clowns, statt.

Aus Sammelleidenschaft wird Europas einziges Clown-Museum


Die Kunst der Clowns und Spaßmacher reicht mehr als 2.000 Jahre zurück. Wohl kein anderer Beruf sorgt für so viel Heiterkeit, wie der eines Clowns. Sein Name leitet sich vermutlich vom französischen „colon“, zu Deutsch Bauer oder Tölpel, ab. Im 16. Jahrhundert war der Clown eine lustige Theaterfigur mit der Aufgabe, ernste Geschichten aufzulockern. Später traten die Spaßmacher auf Jahrmärkten auf, bevor sie ihren festen Platz schließlich im Zirkus fanden. Die Clowns in Süd- und Mitteleuropa waren poetisch, während sie in Russland politisch und in Nordamerika schriller, dicker und größer als anderswo waren. Die charakteristische weiße Schminke im Gesicht, die roten Lippen und Wangen wurden erst im 19. Jahrhundert zu ihrem Erkennungszeichen.

Die Besucher in Europas einzigem Clown-Museum in Leipzig werden mit den Worten Charlie Chaplins: „Ein Tag ohne Lachen ist ein verlorener Tag.“ begrüßt. Der weltberühmten Stummfilmlegende ist in den Räumlichkeiten ein eigener Bereich gewidmet. Das vom Verein „Dipetos Welt der Clowns e.V.“ betriebene Clown-Museum wurde vom heutigen Museumsdirektor Hans-Dieter Hormann im April 2010 eröffnet. Als pensionierter Architekt und passionierter Clown-Bewunderer galt sein Interesse bereits seit seiner Jugend den Komikern mit der roten Nase und den riesigen Schuhen. Seitdem ihn als Neunjährigen eine Clownsfigur im Schaufenster begeisterte, wurde ihm fortan zu verschiedenen Anlässen etwas mit Zirkus-Bezug geschenkt. Aus dem Interesse wurde schließlich eine Sammelleidenschaft für alles mit Clown-Bezug, welche nach Beendigung seiner beruflichen Laufbahn im Clown-Museum mündete. Ziel Hormanns war es, eine Kultur zu erhalten und diese öffentlich zugänglich zu machen.

Alles rund um die Spaßmacher mit roter Nase und riesigen Schuhen


Die Ausstellung beherbergt in vier Räumen rund 25.000 Exponate, darunter ca. 8.000 Clown-Figuren aus unterschiedlichen Materialien und Ländern, mehr als 3.500 Filmplakate, über 800 Bücher, Marionetten, Programmhefte, Filmaufnahmen, Instrumente sowie historische Fotografien und etwa 600 Zeitungen, die älteste stammt aus dem Jahr 1856. Unter den Exponaten befinden sich auch hunderte katalogisierte Originalfotos berühmter Clowns des bekannten Künstlerfotografen Dieter Preiß. Bei zahlreichen Ausstellungsstücken handelt es sich um Geschenke von weltberühmten Stars der Brancheoder deren Verwandten, darunter Original-Kostüme von Walter GalettiOleg Popow und des beliebten von Jiří Vršťala verkörperten Clowns Ferdinand. Auch eine Grock-Marionette, der Original-Schminkkasten von Charlie Rivel und ein Programmheft von seinem Gastspiel im August 1939 im Krystallpalast Varieté befinden sich in der umfangreichen Sammlung. Die Originalpuppen Hurvinek und Spejbl, die als Vater und Sohn bekannten hölzernen Marionetten aus Prag, sind ein Ausstellungshighlight. Im Jahr 2021 entstand ein Ausstellungsraum, welcher allein der Geschichte des Lachens gewidmet ist. Ein über zwei Meter großes Schaubild veranschaulicht die Entwicklung des Lachens und Frohsinns seit der griechischen Mythologie.

Das Clown-Museum verfügt über die Stadtgrenzen hinaus in der erstaunlich großen Szene in Europa über eine noch stärker ausgeprägte Bekanntheit als in Leipzig selbst. Bezüge der Leipziger Clown-Szene bestehen bis hin zu den Theaterreformatoren Johann Christoph Gottsched und Caroline Neuber, die den Hanswurst – einen Vorgänger des Clowns – in Leipzig 1737 von den Bühnen der Stadt vertrieben. Fortan wurden Schauspiele mit literarischem Anspruch und ohne obszöne Improvisationsspiele aufgeführt. Nach dem Verschwinden des Spaßmachers aus dem Theater kehrte er schließlich über den Zirkus und die Jahrmärkte wieder zurück.

Dank seines ausgezeichneten internationalen Rufes und dem damit einhergehenden Vertrauen werden dem Museum immer neue Ausstellungsstücke geschenkt und die Sammlung fortlaufend erweitert. Im Jahr 2014 wurde dem Museum vom World Parlament of Clowns der „Planet of Smile Award“ verliehen. Zu Gast sind jedes Jahr bekannte internationale Clowns, welche dem Museum nicht nur einen Besuch abstatten, sondern auf der kleinen Bühne auftreten. Diese wird auch regelmäßig für diverse Vorführungen für Kindergarten- und Schulkinder genutzt. Ein großer Förderer des originellen Museums ist Thorsten Wolf, Schauspieler sowie Kabarettist des Kabarett-Theaters Leipziger Funzel. Er organisierte für den Erhalt des Museums die Patenschafts-Aktion „Weniger Smartphone – Mehr Phantasie“ und unterstützt es auf vielfältige Weise.

Bildergalerie - Clown-Museum Leipzig

Café Kandler im Teehaus

Thomaskirchhof 11
Ortsteil: Zentrum

Das Café Kandler befindet sich seit 1989 auf dem Thomaskirchhof gegenüber der Thomaskirche. Das Gebäude wurde 1882/1883 von Carl Planer im Stil des Historismus für den Berliner Juwelier Richard Heine erbaut und beherbergte ab 1979 ein Teehaus. In dem traditionsreichen Kaffeehaus werden neben hausgemachten Konditoreiwaren von höchster Qualität auch Tee- und Kaffeekreationen sowie Leipziger Spezialitäten angeboten. Weitere Kandler-Cafés befinden sich in Specks Hof, am Pier 1 am Cospudener See, in der Wildparkgaststätte und im Zoologischen Garten.

Konditorkunst von Leipziger Lerche bis Nougat-Krokant-Stolle


Gegenüber dem Bach-Denkmal vor der Thomaskirche befindet sich seit 1989 das Café Kandler als erstklassiger Treffpunkt für Liebhaber von diversen Tee- und Kaffeespezialitäten, exquisiten Torten, Kuchen und Eis. Hier können die Gäste zu jeder Jahreszeit Kaffeehausqualität auf höchstem Niveau mit Blick auf zwei der berühmtesten Sehenswürdigkeiten inmitten der Innenstadt erleben. Der Name Kandler steht für Konditoreiwaren von höchster Qualität: Alle Spezialitäten werden in der Kandler-Konditorei täglich frisch aus erstklassigen Rohstoffen hergestellt. Beim Betreten des Traditionshauses bietet sich den Besuchern direkt ein überwältigender Anblick auf das üppige Kuchenbuffet, darunter Klassiker wie etwa die Bach-Torte.

Aus dem Angebot des Café Kandler nicht wegzudenken sind echte Leipziger Spezialitäten wie die Leipziger Räbchen und die Leipziger Lerche. Das mit Marzipan gefüllte Mürbeteiggebäck, welches im Zuge des Jagdverbots auf die gleichnamigen Singvögel 1876 von Leipziger Konditoren als Entschädigung kreiert wurde, ist ein Muss für jeden Besucher der Stadt. Auch der Bachtaler, eine Praline bestehend aus Haselnussmürbeteig, einer Ganache-Creme und einer Kaffeebohne, wird exklusiv im Café Kandler angeboten. Diese Leipziger Spezialität wurde anlässlich Johann Sebastian Bachs 250. Todestages und des bevorstehenden Bachjahres – Bach 2000 – im Jahr 1999 vom Leipziger Konditor René Kandler kreiert. Bis heute wird der Bachtaler nur original von den Leipziger Kandler-Konditoren hergestellt. In der Weihnachtszeit bietet das Café Kandler von den Confiseuren eigens kreierte Plätzchen-Spezialitäten wie Zimtdaggel und Kokosknusperli an. Neben Baumkuchen und Lebkuchen runden acht verschiedene Stollensorten – von Klassikern mit Rosinen und Mandeln bis zu Besonderheiten mit Walnuss-Dattel, Aprikose-Cranberry und Nougat-Krokant – das Sortiment ab. Alle Kreationen werden nach Rezepten aus der hauseigenen Konditorei hergestellt. Zum Angebot zählen außerdem verschiedene Kandler-Tees und selbstgerösteter Kaffee. Wer Wissenswertes rund die Teetraditionen aus Friesland, England oder Russlands bei landestypischen Snacks erfahren möchte, der kann an einem vom Café Kandler angebotenen Teeseminar „Teatalk“ teilnehmen. Angeboten werden auch diverse Veranstaltungen wie Pralinenkurse, bei welchen die Teilnehmer unter Anleitung eines Konditors eigene Variationen edler Pralinen aus hochwertigen Zutaten kreieren können. Diese werden im Anschluss verkostet und die Rezepte für zu Hause zur Verfügung gestellt.

Vom Juweliersgebäude zum traditionsreichen Konditor im Teehaus


Das Café Kandler befindet sich in einem viergeschossigen Eckbau. Die Putzfassade des Gebäudes ist mit aufwändigen Sandsteingliederungen und plastischem Schmuck mit einer sich über mehrere Etagen erstreckenden Pilastergliederung gestaltet. Ein Walmdach mit Gauben rundet den Gebäudekomplex ab. Im Innenbereich des Café Kandler, welches sich über insgesamt zwei Stockwerke erstreckt, blieben die Galerie und die gusseisernen Säulen hinter der reich verzierten hölzernen Ladenzone erhalten.

Das Gebäude wurde 1882/83 von Carl Planer im Stil des Historismus für den Berliner Juwelier Richard Heine errichtet. Auf letzteren weist die Initiale „H“ über der Türeinfassung hin. Heine richtete in dem Gebäude seine Werkstatt und sein Geschäft ein und veranlasste im Jahr 1883 einen Generalumbau, im Zuge dessen der Komplex seine reich gestaltete Fassade im Stil der Neorenaissance erhielt. Der Überlieferung nach soll Heine Opfer eines Raubmords geworden sein. 

Nach dem Zweiten Weltkrieg richtete ein Kunsthändler in dem Gebäude eine Galerie ein, später dienten die Räumlichkeiten einem Geschäft für Dekostoffe und Tapeten als Domizil, bis es ab 1979 als Teehaus mit noblem Interieur der Jahrhundertwende genutzt wurde. Neben 80 Teevariationen wie Pickwick-, Assam-, Schlaraffen-, Havanna-, Früchte- oder Imkertee und flambiertem Tee wurden auch Speisen wie Würstchen, Sandwiches und frischer Kuchen aus der Gohliser Bäckerei Heyer serviert. Geraucht werden durfte in der oberen Etage. Als besonders attraktiv wahrgenommen wurde die Umsicht und Gediegenheit der Kellnerinnen, die Eleganz der Einrichtung sowie das nostalgische Flair. Kunstvoll eingefasste Spiegel verliehen den Räumlichkeiten eine gewisse Transparenz, Velourbespannung an den Wänden und der textile Fußbodenbelag dämpften die Akustik. Trotz des erhöhten Preissegments waren im Teehaus fast immer Studenten anzutreffen und die Lokalität galt als beliebter Anlaufpunkt der in der Thomaskirche probenden Thomaner, Musiker und Dirigenten. Das Teehaus war als Sehenswürdigkeit der Messestadt auch bei Reisegruppen sehr beliebt, die bei den 40 Plätzen im Innenbereich und 56 Plätzen auf dem Sommer-Freisitz Mühe hatten, eine Sitzgelegenheit zu finden. Aufgrund eines Brandes im August 1992 wurde das Haus erheblich beschädigt und 1997/98 umfassend restauriert. Seitdem beherbergt das Gebäude das beliebte und stets hoch frequentierte Café Kandler. In den Sommermonaten bietet sich den Gästen des Kaffeehauses auf dem Freisitz auf dem Thomaskirchhof ein guter Blick auf die Thomaskirche, das Bach-Denkmal und den rund 100 Meter entfernten Markt.

Fünfmal Kandler in unterschiedlichen Lokalitäten für jeden Geschmack


Zwei der insgesamt fünf Kandler Cafés befinden sich unmittelbar in der Innenstadt. Neben dem Standort des traditionellen Kaffeehauses am Thomaskirchhof gibt es ein weiteres Café im Specks Hof gegenüber der Nikolaikirche. Außerhalb des Stadtzentrums befindet sich das Kandler Café im Hafen Zöbigker/Pier 1 am Cospudener See, wo die Besucher die Kaffeespezialitäten in maritimem Ambiente genießen können. Wer ein ruhiges Flair fernab des Großstadttrubels bevorzugt, dem bietet sich eine Kandler-Einkehrmöglichkeit inmitten des Wildparks in der Wildparkgaststätte im satten Grün unweit des Wildschweingeheges. Hier werden neben den Kreationen der Konditorei auch frisch zubereitete Speisen aus der Region angeboten. Weitere Kandler-Kreationen kann man inmitten des Zoologischen Gartens im Teichcafé und im Bärenburg-Café mit Blick auf die Elefanten und Pelikanegenießen.

Bildergalerie - Café Kandler im Teehaus

Bundesverwaltungsgericht / Reichsgericht

Simsonplatz 1
Ortsteil: Zentrum-Süd

Das Bundesverwaltungsgericht, ehemals Reichsgericht, ist seit 2002 Sitz des oberstenVerwaltungsgerichts Deutschlands. Es wurde zwischen 1888 und 1895 von den Architekten Ludwig Hoffmann und Peter Dybwad als Reichsgericht erbaut. Ebenso wie sein Berliner Pendant, der Reichstag, gilt das Gebäude als eindrucksvolles Beispiel Wilhelminischer Staatsarchitektur im Stil des späten Historismus und der italienischen Hochrenaissance.

Ein wilhelminischer Monumentalkoloss entsteht


Die Geschichte des Bundesverwaltungsgerichts reicht bis ins Jahr 1871 zurück. Nachdem sich 17 deutsche Staaten nach dem deutsch-preußischen Krieg am 18. Januar 1871 unterder neuen Kaiserkrone vereint hatten, bedurfte es einer gesamtstaatlichen Verfassung. Voraussetzung für den Bau des Obersten Gerichts war, dass es seinen Standort in keinem der großen Staaten, wie Bayern oder Preußen, haben sollte. Deshalb einigte man sich auf das machtpolitisch unauffällige Leipzig. Von 1879 bis 1895 tagte das Reichsgericht übergangsweise in der Georgenhalle in den ehemaligen Leipziger Fleischhallen am Brühl, Ecke Goethestraße. Als Präsident des Gerichts und Disziplinarhofs fungierte zwischen 1879 und 1891 Eduard von Simson. Aus dem ausgeschriebenen Architekturwettbewerb zum Bau eines neuen Reichsgerichtsgebäudes gingen 1885 der Berliner Architekt Ludwig Hoffmann und der Norweger Peter Dybwad mit ihrem Entwurf als Sieger hervor – und die Errichtung des Monumentalbaus als Sitz des einst höchsten Gerichts des Landes wurde auf den Weg gebracht. Das Reichsgerichtsgebäude wurde zwischen 1888 und 1895 nach seinem Berliner Vorbild, dem Reichstag, errichtet. Sowohl an der Grundsteinlegung am 31. Oktober 1888 als auch an der feierlichen Einweihung am 26. Oktober 1895 nahm Kaiser Wilhelm II. teil. Auch nach dem Untergang des Kaiserreichs 1919 behielt das Oberste Deutsche Gericht an gleicher Stelle seinen Sitz.

Zwischen Reichstagsbrandprozess und Entstehung des Bundesverwaltungsgerichts


Internationale Beachtung wurde dem Reichsgericht durch die Austragung vieler bekannter Prozesse zuteil, darunter das Hochverratsverfahren gegen Karl Liebknecht 1907, der Ulmer Reichswehrprozess 1930 und die nach dem Ersten Weltkrieg geführten Kriegsverbrechensprozesse. Auch der Reichstagsbrandprozess 1933 war einer der aufsehenerregendsten Prozesse in den Gemäuern des Reichsgerichts. Nach derBrandstiftung im Berliner Reichstag in der Nacht vom 27. auf den 28. Februar 1933 wurde der kommunistische Holländer Marinus van der Lubbe im brennenden Gebäude verhaftet. Den Nazis gelang es jedoch nicht, ihm im Reichstagsbrandprozess die Schuld an der Brandstiftung nachzuweisen. Wegen Hochverrats und Brandstiftung veranlassten der Reichspräsident Paul von Hindenburg und die Reichsregierung die Todesstrafe und die Hinrichtung van der Lubbes am 10. Januar 1934. Die mitangeklagten kommunistischen Führer Georgi Dimitroff und Ernst Torgler mussten freigesprochen werden. Mit Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 wurde die Institution des Reichsgerichts von den Alliierten aufgelöstund über mehrere Jahrzehnte von unterschiedlichen Institutionen genutzt, darunter das Institut für Länderkunde, das Sächsische Staatsarchiv und Synchronstudios der DEFA. Die Verhandlungssäle des stark vom Krieg beschädigten Baus dienten zwischen 1952 und 1997 als Georgi-Dimitroff-Museum und beinhalteten die noch erhaltenen Bestände des Museums der bildenden Künste Leipzig.

Nördlich des Bundesverwaltungsgerichts befindet sich der Mühlgrabenbereich mit der im Jahr 2000 nach Plänen von Angela Wandelt neugestalteten Fritz-von-Harck-Anlage. Dabei handelt es sich um eine Grünanlage im Geist der Gründerzeit. Ab 2001 erfolgte die erneute Freilegung des Pleißemühlgrabens auf dem Simsonplatz vor dem Gebäude. Zur optisch wirkungsvollen Ausgestaltung des Uferrands wurden, ebenfalls von Angela Wandeltkonzipiert, Stelen platziert, die nachts leuchten. Nach einer Teilrekonstruktion und umfassenden Sanierung wurde das Justizgebäude 2002 Sitz des Bundesverwaltungsgerichts und beherbergt heute das oberste deutsche Verwaltungsgericht.

Von der rechtsprechenden Veritas über dem Justizpalast


Die Gesamterscheinung des Bundesverwaltungsgerichts repräsentiert auf imposante Weise die Macht des einstigen Reichstagsgebäudes. Die hohen Säulen des Hauptportals in der Mitte des großzügig angelegten Simsonplatzes und die darüber gelegene, die Stadtsilhouette dominierende Kuppel, prägen das beeindruckende Gesamtgefüge. Die siebenjährige Bauphase spiegelt die architektonischen Einflüsse der Zeit wider und vereint Stilelemente unterschiedlicher Architekturströmungen. So wurde das Gebäude als eindrucksvolles Beispiel Wilhelminischer Staatsarchitektur im Stil des späten Historismus mit Einflüssen der italienischen Hochrenaissance errichtet. Die Kuppelsilhouette nach Vorbild des Straßburger Kaiserpalasts versinnbildlicht das Machtgefüge seiner Entstehungszeit. Die 68 Meter hohe Zentralkuppel mit vier Eckobelisken verkörpert die Allmächtigkeit des Kaisers und ist von der göttlichen Skulptur der Veritas als Symbol der Wahrheit gekrönt. Die vom Bildhauer Otto Lessing geschaffene Veritas hebt die Fackel der Wahrheit in den Himmel und vertreibt mit dem Licht des Rechts das Dunkel. Die beiden niedrigeren Kuppeln rechts und links von der Zentralkuppel symbolisieren die Legislative und Exekutive und stehen für den Reichstag und das Reichsgericht. Auf beiden Spitzen thront zur Verdeutlichung der Machtverhältnisse die Kaiserkrone. Am Nordgiebel wird durch die vollplastischen Figuren der Säulenheiligen die deutsche Rechtsgeschichte vom Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert dargestellt: Von links beginnend sind Eike von RepgowJohann Freiherr zu SchwarzenbergJohann Jakob MoserCarl Gottlieb SvarezAnselm von Feuerbachund Friedrich Carl von Savigny abgebildet. Die gesamte Außenfassade ist mit zahlreichen Schmuckelementen und Symbolen gestaltet, darunter Adler, Löwen und Eulen als Zeichen der kaiserlichen Macht, Stärke und Weisheit. Auch das Schwert als Zeichen der richterlichen Gewalt ist mehrmals vertreten. Der Mittelrisalit vor der 126 Meter breiten Hauptfassade wurde nach dem Vorbild antiker Tempel gestalterisch umgesetzt. Die sechs 13 Meter hohen korinthischen Säulen tragen ein mit Figuren geschmücktes Tympanon. Justitia wird in ihren beiden Funktionen, linkerhand in der befreienden und rechterhand in der bestrafenden,abgebildet. Sie trägt ein Schwert als Symbol der richterlichen Gewalt über Leben und Tod in den Händen.

Ein Blick hinter die historischen Gemäuer der Justiz


Das Bundesverwaltungsgericht ist hinter seinen historischen Mauern in den öffentlich zugänglichen Mittelbau unterhalb der Zentralkuppel sowie den Nord- und Südflügel gegliedert. In der Kuppelhalle können die Besucher eine kleine museale Ausstellung zum Reichsgericht besuchen. Die in den Lünetten gelegenen Wandreliefs wurden vom Bildhauer Markus Gläser geschaffen. In den zwei Hauptgeschossen des Komplexes ist neben sechs Sitzungssälen der historische Plenarsaal im Obergeschoss untergebracht. Dieser wurde ehemals für Hochverratsprozesse genutzt, darunter der Reichstagsbrandprozess 1933. Er wurde nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg umfassend saniert, darunter die zahlreichen Wand- und Deckenvertäfelungen aus Eichenholz, Malereien und vergoldeten Stuckverzierungen. Im Südflügel befindet sich der renovierte neobarocke Festsaal mit der ehemaligen Dienstwohnung des Reichsgerichtspräsidenten. Dieser dient dem Bundesverwaltungsgericht als Versammlungsraum für besondere Anlässe und repräsentative Veranstaltungen. Der nebenan gelegene ehemalige Speisesaal des Reichsgerichtspräsidenten wird heute als Konferenzraum genutzt. Im Nordflügel befinden sich neben zahlreichen Dienstzimmern ein zweigeschossiger Lesesaal der privaten Bibliothek des Bundesverwaltungsgerichts. Die historischen Bestände der Bibliothek umfassen rund 240.000 Bände.

Bildergalerie - Bundesverwaltungsgericht / Reichsgericht

Historisches Bildmaterial - Bundesverwaltungsgericht / Reichsgericht

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