Bildlexikon Leipzig

Kohren-Sahlis

Kohren-Sahlis PLZ 04655

Inmitten des Kohrener Landes gelegen befindet sich Kohren-Sahlis als Ortsteil der Stadt Frohburg. Als Wahrzeichen der über 1000 Jahre alten Stadt gilt der im Ortskern gelegene und 1928 von Kurt Feuerriegel geschaffene Töpferbrunnen. Kohren-Sahlis erlangte durch seine lange Tradition des Töpferhandwerks überregionale Bekanntheit. Noch heute produzieren und verkaufen hier zwei Töpfereien ortstypische Keramik, darunter die Töpferei Arnold als ältestes Töpferhaus Deutschlands.

Von der kaiserlichen Übereignung und der einflussreichen Familie von Crusius


Inmitten des 600 Hektar Fläche großen Kohrener Landes mit weitläufigen Waldflächen, Bachläufen sowie Rad- und Wanderwegen befindet sich Kohren-Sahlis. Das Ortsbild ist geprägt von malerischen Gassen, Fachwerkhäusern und den bereits von Weitem sichtbaren zwei Rundtürmen auf dem Burgberg als Überreste der früheren Burganlage.

Die Stadt Kohren wurde zu Zeiten der slawischen Besiedlung im frühen Mittelalter im Jahr 974 erstmals in einer vom Bischof Thietmar von Merseburg stammenden Chronik urkundlich erwähnt. In diesem Jahr übereignete Kaiser Otto II. dem Bischof den Forst zwischen Mulde und Saale. 1190 wurden die edelfreien Herren von Kohren zu den Eigentümern der Burg. Ihre in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts aufgebaute Herrschaft währte bis zum Beginn des 14. Jahrhunderts. Als letzte Eigentümer der Burg gelten die Herren von Einsiedel in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Nach der Verlegung ihres Wohnsitzes nach Gnandstein wurde die Burg Kohren als Wohnsitz aufgegeben und 1602 schließlich die Rittergüter Kohren und Sahlis verkauft. Zur Gewinnung von Baumaterial wurde die Burg Kohren schrittweise abgebrochen. Übrig blieben lediglich Teile der Umfassungsmauern der Burganlage sowie die beiden Turmruinen der Bergfriede, welche bis heute das Stadtbild prägen. Vom Burgplateau aus bietet sich ein weitläufiger Rundblick über die Stadt und das hügelige Umland. Im Jahr 1453 erhielt Kohren das Stadtrecht. Mehr als 500 Jahre prägte das Töpferhandwerk das städtische Leben. Zu Hochzeiten zählte Kohren 14 Töpfereien mit 14 Töpfermeistern, 40 Gesellen und 17 Lehrlingen. Durch den Einfluss der Familie von Crusius und ihren Kontakten zu zahlreichen künstlerischen Größen, darunter Felix Mendelssohn BartholdyGottfried Semper und Julius Mosen, entwickelte sich die Stadt zu einem wichtigen kulturellen Zentrum in der Region. Davon zeugt noch heute der Schwind-Pavillon als ehemaliger Musiksalon der Familie von Crusius. Die Stadt galt besonders zu Beginn es 20. Jahrhunderts dank der guten Anbindung durch die bis 1967 nach Kohren-Sahlis fahrende Bimmelbahn als beliebtes Ausflugsziel der Leipziger.

Das Dorf Sahlis wurde erstmals 1350 als Herrensitz, 1445 als Rittersitz und 1551 schließlich als Rittergut erwähnt. Gemeinsam mit Kohren wurde Sahlis 1602 durch die Herren von Einsiedel verkauft. Eigentümer des Ritterguts Sahlis war bis zur Enteignung 1945 die Textilkaufmannsfamilie von Crusius, welche dieses 1754 käuflich erwarb und zur Gutsanlage ausbauen ließ. 1771 entstand dort ein prunkvoller Park im Rokoko-Stil, 1776 der Neubau des Herrenhauses und 1891 die Orangerie mit Schwind-Pavillon. Nach der Vereinigung der Stadt Kohren und des Dorfs Sahlis entstand 1934 die Stadt Kohren-Sahlis. Diese wurde 2018 nach ihrer Eingemeindung Ortsteil der Stadt Frohburg.

Gelebte Töpfertradition: Museum, Brunnen und älteste Töpferei Deutschlands


Als Wahrzeichen von Kohren-Sahlis gilt der Töpferbrunnen auf dem Markt. Dieses auf einem Sockel aus Rochlitzer Porphyrtuff stehende Kunstwerk wurde 1928 als eines der bekanntesten Werke vom berühmten Kunstkeramiker Kurt Feuerriegel geschaffen. Der Brunnen ist deutschlandweit einmalig und gilt als Symbol für das einst den Ort prägende Töpferhandwerk. Ebenfalls auf dem Marktplatz gelegen befindet sich die Hofmannsche Sammlung. Direkt über dem Eingangsportal des Gebäudes ist das ebenfalls von Kurt Feuerriegel geschaffene Tonrelief mit dem Titel „Weberin“ angebracht. Die Hofmannsche Sammlung beinhaltet zahlreiche von Rudolf Hofmann zusammengetragene Gegenstände, welche von der kulturellen Vergangenheit des Kohrener Landes sowie der Stadt Kohren-Sahlis zeugen. Darunter befinden sich neben altkohrener Keramik historische Möbel, Trachten und diverse Textilien. Die Hofmannsche Sammlung kann seit 1999 öffentlich besichtigt werden. Kaum 200 Meter vom Marktplatz entfernt befindet sich in einem der schönsten Fachwerkhäuser des Ortes das Töpfermuseum, welches über die Geschichte des Töpferhandwerks informiert. Das 1763 erbaute Haus wurde bis 1957 aktiv als Töpferei betrieben. Auf zwei Etagen können die Dauer- sowie wechselnden Sonderausstellungen mit altkohrener Keramik vom 17 bis 20. Jahrhundert, Arbeitsmaterialien, Innungskleinodien sowie die noch original erhaltene Töpferstube besichtigt werden.

Zu den beiden noch aktiven Töpfereien zählen die Töpferei Arnold und die Töpferei Müller. In letzterer werden in Handarbeit Schüsseln, Töpfe, Krüge sowie Garten- und Baukeramik mit verschiedenen Glasuren, Farben und Mustern gefertigt und zum Verkauf angeboten. Im Rahmen von Töpferkursen können sich die Besucher selbst an der Töpferscheibe in der Keramikwerkstatt versuchen. Das Töpferhaus Arnold ist die älteste Töpferei Deutschlands. Die Inschrift über dem Giebel des Gebäudes „Seit 1500vierzig und acht, werden hier Töpfer und Schüsseln gemacht“ verweist auf die lange Tradition des Töpferhauses, welches seit 1548 hochwertige Gebrauchs- und Kunstkeramik herstellt. Vorbei an der Töpferei Arnold und die steil verlaufende Burggasse hinauf gelangt man zum Aussichtspunkt mit den beiden die Stadtsilhouette prägenden Rundtürmen der einstigen Burganlage. Ein Abstecher bietet sich auch zur am Bahndamm gelegenen Sommerrodelbahn mit einer Länge von 527 Metern an.Gut einen Kilometer vom Stadtkern entfernt im Frohburger Ortsteil Rüdigsdorf befindet sich der Schwind-Pavillon, der ursprünglich Teil einer Orangerie war. Dieser wurde von 1829 bis 1839 vom einstigen Besitzer des Ritterguts Rüdigsdorf, Wilhelm von Crusius, als Musiksalon errichtet. Namensgebend war der Maler Moritz von Schwind, der neben namhaften Künstlern wie Gottfried Semper und Gustav Adolf Hennig maßgeblich an der klassizistischen Innengestaltung beteiligt war. In den Sommermonaten können Besucher die eindrucksvollen Wandbilder des römisch-antiken Märchens „Amor und Psyche“ bestaunen.

Ausflugsziele für jedermann: Lindigtmühle, Irrgarten und Burg Gnandstein


Nicht wegzudenken aus dem Kohren-Sahliser Veranstaltungskalender ist der traditionelle Töpfermarkt, welcher alljährlich am dritten Maiwochenende stattfindet. Zu diesem Anlass bieten neben den beiden ortsansässigen Töpfereien auch 40 Töpfermeister von außerhalb ihre Ware in authentischer Atmosphäre an. 

Ein lohnenswertes Ausflugsziel rund drei Kilometer entfernt von Kohren-Sahlis ist das Lindenvorwerk mit der Lindigtmühle. Dabei handelt es sich um die einzige noch vollkommen funktionsfähige Wassermühle im Kohrener Land. Das technische Denkmal mit Müllerbuschenkammer, Backhaus und Oberschlächtigem Wasserrad kann jedes Wochenende von April bis Oktober besichtigt werden. Interessierte an einer Führung durch die Mühle in den Sommermonaten können sich im Vorhinein über das Lindenvorwerk anmelden. Neben letzterem befindet sich auch das Mühlenmuseum Lindigtmühle. Die vor dem kleinen See mit Tretboot- und Ruderverleih sowie Minigolfanlage gelegene Gaststätte Lindenvorwerk lädt zum Verweilen und einer Stärkung im Grünen ein. Wenige Meter entfernt befindet sich das Heckenlabyrinth Irrgarten der Sinne, in welchem Besucher durch Experimente und Erklärungen Wissenswertes über die Sinne erfahren. Der Irrgarten ist auch Ausgangspunkt für zahlreiche Wanderwege durch das Umland. Lohnenswert ist auch ein Abstecher zur über 800 Jahre alten Burg Gnandstein, deren 33 Meter hohe Bergfriedbereits von Weitem das Kohrener Land dominiert.

Bildergalerie - Kohren-Sahlis

Sophie Weinhold
Sophie Weinhold
Die gebürtige Leipzigerin studierte in Passau und Marseille Internationales Management und besitzt ein Faible für Fremdsprachen. Neben Englisch und Französisch spricht sie fließend spanisch und italienisch. Bereits als Zwölfjährige führte sie internationale Austauschschüler durch die Stadt und begeisterte sie für Leipzigs Geschichte und Sehenswürdigkeiten. Die Liebe zu Leipzig bestimmt nach wie vor ihre Freizeitgestaltung. Ob Museumsbesuche, Konzerte oder Fahrradtouren in die Umgebung – die kreative Lokalpatriotin findet immer ausreichend Anregungen, um darüber zu schreiben.