Neues Rathaus

Martin-Luther-Ring 4-6
Ortsteil: Zentrum

Das Neue Rathaus gehört zu den bedeutendsten deutschen Rathausbauten der Jahrhundertwende. Es wurde zwischen 1899 und 1905 nach Plänen von Hugo Licht im Stil des Historismus auf dem Terrain der ehemaligen Pleißenburg errichtet und zeichnet sich durch seine künstlerische Innengestaltung und seinen reichen Fassadenschmuck aus. Bei dem begehbaren Rathausturm mit einer Höhe von 114,7 Metern handelt es sich um den höchsten Rathausturm Deutschlands und um eines der Wahrzeichen Leipzigs.

Von der Pleißenburg zum Neuen Rathaus


An der Stelle des heutigen Neuen Rathauses befand sich zuvor die aus dem 13. Jahrhundert stammende mittelalterliche Pleißenburg. In deren Gemäuern fand im Jahr 1519 die berühmte Disputation zwischen Martin Luther und dem katholischen Theologen JohannesEck statt. Im Zuge des Schmalkaldischen Kriegs 1546/47 wurde die Burg zerstört und schließlich auf Initiative des damaligen Bürgermeisters der Stadt, Hieronymus Lotter, zwischen 1550 und 1567 zu einer landesherrlichen Festung ausgebaut. Im Zuge der Industrialisierung und einer Eingemeindungswelle stieg Leipzigs Bevölkerungszahl bis in die 1890er Jahre auf fast eine halbe Million an. Das starke Bevölkerungswachstum der wirtschaftlich und baulich expandierenden Großstadt machte umfangreichere Verwaltungsaufgaben notwendig, für welche das Alte Rathaus am Markt nicht mehr ausreichte. Die Stadt Leipzig kaufte dem sächsischen Fürstenhaus schließlich die Festung Pleißenburg an der südwestlichen Ecke des Innenstadtrings ab, um Platz für einen Neubau zu schaffen. Die Burganlage wurde 1897/98 bis auf den Turmfuß und ein paar Kellergewölbe abgebrochen. Auf der Grundfläche von rund 7.600 Quadratmetern wurde dann die neue „Aktenburg“ errichtet. Aus dem deutschlandweit ausgeschriebenen Wettbewerb zum Entwurf des Neuen Rathauses ging 1897 der Architekt und Stadtbaudirektor Hugo Licht hervor. DenGrundstein für den Bau legte Oberbürgermeister Otto Georgi am 19. September 1899. Am Bau waren namhafte Künstler wie die Bildhauer Georg WrbaCarl SeffnerChristian BehrensJohannes Hartmann und Adolf Lehnert sowie der Architekt Fritz Schumacherbeteiligt. Die feierliche Eröffnung des Neuen Rathauses erfolgte nach sechsjähriger Bauzeit am 7. Oktober 1905 durch Oberbürgermeister Bruno Tröndlin.

Ein imposanter Gebäudekomplex 


Hugo Lichts Entwurf für das Neue Rathaus orientierte sich an der Architektur des Florentiner Palazzo Vecchio im Stil des Späthistorismus. Die Grundfläche des entstandenen Gebäudekomplexes aus hellgrauem Muschelkalkstein bildet auf rund 10.000 Quadratmetern ein unregelmäßiges Fünfeck. Der Bau zählt heute mit 700 Räumen, darunter 442 Büros, zu den größten Rathausbauten der Welt. Hinzu kommen zwei Wandelhallen, der Sitzungssaal des Stadtrates, der Festsaal, die Beratungsräume in der Oberen Wandelhalle und im Turmbereich sowie der Ratsplenarsaal. Dieser gilt als schönster Raum des Neuen Rathauses, denn seine Wände sind durch ein Edelholzpaneel gegliedert und mit kostbaren Stoffen bespannt. Die Kassettendecke ist reich bemalt. 

Die Architektur des Neuen Rathauses erinnert an Vorbilder aus dem Schlossbau der Renaissance im Baustil des Historismus und des Jugendstils. Der Leipziger Architekt Wolfgang Müller fasst die Vereinigung der unterschiedlichen Epochen in der Architektur passend zusammen: „Die Architektur des Gebäudes lehnt sich an den Festungscharakter des Vorgängerbaus an. Sie ist der Tradition alter Stadtbilder mit den Steildächern der Gotik, den Schaugiebeln und Türmen der Renaissance und der üppigen Plastizität des Barocks ebenso verpflichtet wie der Jugendstilkunst“. 1912 wurde das Stadthaus – ebenfalls von Hugo Licht – erbaut. Es ist über einen Brückengang, im Volksmund „Beamtenlaufbahn“, mit dem Neuen Rathaus verbunden.

„Eine neue Burg hat sich erhoben“


Das architektonische Leitbild wurde am oberen Giebel der Hauptfassade in Stein gemeißelt: „Arx nova surrexit“ (Eine neue Burg hat sich erhoben). Die Fassade ist mit einer Vielzahl plastischer Details in Form von Skulpturen und Reliefs mit thematischem Bezug zu Leipzig und seinen Bewohnern geschmückt. Die Stadtgöttin Lipsia bekrönt den Giebel der Eingangsfront, während der Löwe als Wappentier der Stadt in vielen Varianten abgebildet ist. Auch allegorische Figuren für die Justiz, Wissenschaft, Musik, Buchdruckkunst und das Handwerk sowie zahlreiche Tier- und Fabelwesen thronen auf den Giebeln und schmücken die Fassaden. Die nachts blau illuminierte Rathausuhr enthält auch von Weitem gut lesbar die lateinische Umschrift „Mors certa, hora incerta“ (Der Tod ist gewiss, die Stunde ungewiss). Darüber befindet sich eine weibliche Giebelfigur, welche die Weisheit verkörpert. Das Gebäude wird vom 114,7 Meter hohen Rathausturm dominiert, welcher auf dem Fundament des alten Pleißenburgturms fußt und die meisten Gebäude der Stadt weit überragt. Wer den Aufstieg nicht scheut, dem bietet sich nach 252 Stufen vom Aussichtsbalkon des Rathausturmes aus 85 Metern Höhe ein beeindruckender 360 Grad Blick über die Stadt. An der Südwestseite des Neuen Rathauses – Richtung Bundesverwaltungsgericht – befindet sich das Goerdeler-Denkmal zu Ehren des ehemaligen Leipziger Oberbürgermeisters Carl Friedrich Goerdeler, der 1945 von den Nazis, aufgrund seiner Mitwirkung am Hitler-Attentat, hingerichtet wurde.

Ein Blick hinter die Gemäuer


Beim Betreten des Neuen Rathauses fallen auf den Türklinken der Eingangstore metallene Schnecken auf. Diese humorvollen Plastiken wurden vermutlich von den schelmischen Baumeistern angebracht, um das langsame Arbeitstempo der Stadtverwaltung zu symbolisieren. Im Innern des Rathauses entdeckt man weitere gestalterische Details. Das ausgeschmückte Haupttreppenhaus wurde nach dem Vorbild barocker Schlösser gestaltet. Sowohl die Treppenhausanlage als auch der Ratsplenarsaal sind fast im Original erhalten. Der moderne Stadtverordnetensaal ersetzte 1968 den ehemaligen Festsaal. In der Unteren und Oberen Wandelhalle werden heute oft Ausstellungen gezeigt und Empfänge ausgerichtet. Auch das FamilienSpieleFest „Leipzig spielt“ findet hier jährlich statt. 

Anders als der Vorgängerbau erhielt das Neue Rathaus in den Kellergewölben auch einen Ratskeller. Bei diesem handelt es sich heute um ein aus dem früheren historischen Weinkeller hervorgegangenes Restaurant mit gutbürgerlicher sächsischer Küche. Am Pfeilerzum Ratskeller befindet sich ein weiteres plastisches Detail an der Fassade. Dieses zeigt die karikierende Plastik: „Die Steuerlast verschlingt den Bürger“ – ein Verweis auf die Debatten zum Kauf des Areals, auf dem der Bau realisiert wurde. Vor dem Eingang des Ratskellers befindet sich auf dem Burgplatz der Rathausbrunnen. Dieser wurde 1908 von Georg Wrba entworfen und vereint verschiedene Motive aus deutschen Volksmärchen. 

Hochzeit in den Kassematten der ehemaligen Pleißenburg


Hochzeitspaare, die sich an einem besonderen Ort trauen lassen möchten, können dies in den sanierten und umgebauten Gewölben unter dem Neuen Rathaus tun. Die erste Eheschließung in den Kassematten, die damals zu Verteidigungszwecken errichtet wurden, fand am 2. Juni 2017 statt. Das Leipziger Paar Gabriele Lange und Uwe Gradehand feierte hier zu Beginn des Wave Gotik Treffens eine Viktorianische Hochzeit. In den unterirdischen Räumen finden 90 Personen Platz. 

Zusätzlich zu den Kasematten und dem Standesamt im Stadthaus können sich Paare unter anderem auch im Ratsplenarsaal, im Mendelssohn-Haus, im Bach-Museum, im Gohliser Schlösschen, im Herrenhaus Möckern und am Cospudener See trauen lassen.

Museum für Druckkunst Leipzig

Nonnenstraße 38
Ortsteil: Plagwitz

Das 1994 vom Münchner Sammler Eckehart Schumacher-Gebler gegründete Museum für Druckkunst Leipzig stellt einen lebendigen Ort der Industriekultur in der traditionsreichen Verlags- und Buchstadt dar. Als produzierende Werkstatt und Museum gleichermaßen können 500 Jahre Druckgeschichte an rund 100 funktionierenden Maschinen und Pressen in authentischer Atmosphäre erlebt werden. Eine Rarität in Deutschland stellt die voll funktionsfähige Schriftgießerei dar.

500 Jahre Druckgeschichte am authentischen Ort


Das einzigartige Museum befindet sich in einem um 1876 errichteten Gebäude im ehemaligen Industrieviertel Plagwitz. Der Komplex wurde zunächst von einer Firma für Strickmaschinen als Produktionsstätte und ab 1921 beinahe durchgehend als Druckerei- und Verlagshaus genutzt. Ab 1921 wurde die Dr. Karl Meyer GmbH neuer Eigentümer des Gebäudekomplexes und eröffnete ein Jahr später ihre Firma mit den Schwerpunkten: Buch- und Kunstverlag, Reisebuchhandel, Druckerei, Buchbinderei sowie Herstellung von Gegenständen des Kunsthandels. Von 1922 bis 1923 gestaltete der Architekt Edgar Röhrigdie Fassade des Gebäudes um, so dass eines der seltenen Beispiele des Art-déco in Leipzigentstand. Nach dem Zweiten Weltkrieg – den das Objekt unbeschadet überstand – investiertedie Dr. Karl Meyer GmbH in moderne Drucktechnik, darunter den Illustrations- und Mehrfarbendruck. Mit der Bestimmung des Buchhändlers Erich Bernhardt als neuen Treuhändler des Unternehmens durch die Stadt Leipzig wendete sich 1949 das Blatt. Ab 1953 wurde das einstige Privatunternehmen durch Zwangsverstaatlichung in die Offizin Andersen Nexö eingegliedert. Dabei handelte es sich um einen Buchhersteller, unter dessen Dach bis in die 1970er Jahre zahlreiche Druckereien vereint wurden und bis 1990/91 an verschiedenen Standorten in Leipzig produzierten. Ab 1989 wurden mehrere Betriebsstätten der Offizin an die ehemaligen Eigentümer zurückübertragen oder geschlossen.

Der Hochdruckbetrieb in der Nonnenstraße 38 wurde an den Münchner Sammler und Typografen Eckehart Schumacher-Gebler übertragen, dessen Initiative das Museum seine Entstehung verdankt. Er sammelte fast 25 Jahre lang Schriftgussmatrizen, Bleilettern, Stahlstempel sowie Maschinen des Druckgewerbes und schuf ein einzigartiges Ensemble. Schumacher-Geblers Sammlung wurde im 1994 eröffneten Werkstattmuseum für Druckkunst in Leipzig ausgestellt. In den Folgejahren wurde das Museum unter Bewahrung seines Zeitgeistes etappenweise umgebaut und saniert. Die Trägerschaft des Museums übernahm 1999 die von Verena von Mitschke-Collande und dem Unternehmen Giesecke & Devrientgegründete Stiftung Werkstattmuseum für Druckkunst Leipzig. Seitdem gilt das Museum nicht nur als ein authentischer und traditionsreicher Ort der „Schwarzen Kunst“, sondern auch als eine der letzten noch aktiven historischen Druckereien in Leipzig.

Ein Blick hinter die Art-déco-Mauern


Das historische Ensemble des denkmalgeschützten Museumsgebäudes verfügt seit den Renovierungsarbeiten 1922/23 über eine Fassadenfront im Stil des Art-déco. Besonders auffallend ist die Tatsache, dass sich das Eingangsportal des Museums nicht symmetrisch zur Mittelachse des Gebäudes, sondern seitlich versetzt, befindet. Die oberste Etage wird von einem Dreiecksgiebel betont. Der rechteckige Innenhof ist von roten Klinkerbauten mit gelben Fensterbögen begrenzt und repräsentiert das authentische Flair der Industriearchitektur aus der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. Eine Besonderheit im Museum stellt auch der Fahrstuhl im Treppenhaus aus dem Jahr 1922 dar, welcher über einen außergewöhnlichen Brems-Mechanismus verfügt.

Als ehemaliges Druckereigebäude handelt es sich bei dem Museum für Druckkunst Leipzig um einen authentischen Ort der Industriekultur, der nicht nur visuell, sondern auch haptisch erlebt werden kann. Dies wird bereits beim Betreten der Ausstellungsräume und dem für eine aktive Druckerei charakteristischen Duftgemisch aus Öl, Schmiere und Druckfarbe deutlich. Fachleute führen die betriebsbereiten Maschinen und Pressen täglich vor. Die Besucher haben die Möglichkeit, sich an einigen Stationen selbst auszuprobieren. Dabei steht neben der Vermittlung druckgeschichtlicher und typografischer Kenntnisse ein praktisch-experimenteller Umgang mit den Druckutensilien im Vordergrund.

„Schwarze Kunst“ zum Bestaunen und Mitmachen


Auf vier Sammlungsetagen werden in den Werkstätten an rund 100 funktionstüchtigen Maschinen die vier wichtigsten historischen Drucktechniken veranschaulicht, der Hochdruck, der Tiefdruck, der Flachdruck und der Durchdruck. Den Schwerpunkt der Sammlung bildet der seit dem 15. Jahrhundert angewandte Hochdruck als älteste Drucktechnik. Dazu zählen der traditionelle Buchdruck und der Holzstich, welcher zur Reproduktion von Bildern dient. Im Bereich des Hochdrucks praktiziert das Museum neben dem traditionellen Handsatz auch den gegen Ende des 19. Jahrhunderts entwickelten Maschinensatz. Eine deutschlandweite Rarität stellt die voll funktionsfähige Schriftgießerei dar, in welcher Bleibuchstaben manuell oder maschinell gegossen werden. Anhand einer umfassenden Sammlung von funktionstüchtigen Zeilensetz- und Zeilengießmaschinen wird die historische Herstellung von Satz lebendig dargestellt. In zahlreichen Setzkästen kann man die Bleilettern und Werkzeuge des Handsetzens betrachten. Darüber hinaus beherbergt das Museum eine deutschlandweit einzigartige Kollektion an Holz- und Bleilettern, Stahlstempeln und Matrizen in rund 4.000 Schriftarten europäischen und orientalischen Ursprungs.

Bildnerische Techniken werden im Museum durch die zum Tiefdruck gehörende Radierung und den Kupferstich sowie die zum Flachdruck zählende Lithografie und den Lichtdruckrepräsentiert. Die unterschiedlichen Druckvorgänge können die Besucher an zahlreichen Druckmaschinen und -pressen von der Aufnahme des Papiers bin hin zur Ablage des fertigen Bogens unmittelbar erleben. In der ständigen Ausstellung werden verschiedene Tiegeldruck- und Kniehebelpressen sowie eine hölzerne Spindelpresse präsentiert, welche das Druckverfahren aus Zeiten der industriellen Revolution veranschaulicht. Die historischen Druckmaschinen stammen von namhaften Herstellern, darunter MAN, Heidelberg sowie König & Bauer. Dabei handelt es sich um Zeugnisse des Druckgewerbes aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Die Sammlung wird durch eine voll ausgestattete Handbuchbinderei, eine komplett funktionsfähige Werkstatt für den Holzstich um 1900 sowie eine mit rund 3.500 Fachliteraturen ausgestattete Präsenzbibliothek ergänzt.

Veranstaltungskalender voller Höhepunkte


Im Jahr 2018 wurden die „Künstlerischen Drucktechniken des Hochdrucks, Tiefdrucks, Flachdrucks und Durchdrucks und deren Mischformen“ mit Beschluss der Deutschen UNESCO-Kommission in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Damit wird insbesondere in Zeiten der Digitalisierung die Relevanz des Analogen für die heutige Gesellschaft herausgestellt.

Neben der Dauerausstellung werden in wechselnden Sonderausstellungen u.a. Kunstwerkevon nationalen und internationalen Künstlern ausgestellt, welche die historischen Werkstätten sowie die Maschinen und Pressen zur Umsetzung ihrer künstlerischen Vorhaben nutzten. Besucher können den Künstlern dabei über die Schulter schauen und mit ihnen ins Gespräch kommen. Auf diese Weise wird das Kulturerbe künstlerischer Drucktechniken lebendig gehalten und erlebbar gemacht. Das Angebot des Museums wird zudem durch thematische Führungen und Workshops für jede Altersklasse abgerundet. Auch die alljährlichen Leipziger Typotage gehören zum festen Bestandteil des Veranstaltungskalenders.

Bildergalerie - Museum für Druckkunst Leipzig

Mendelssohn-Haus

Goldschmidtstraße 12
Ortsteil: Zentrum-Südost

Das 1844 errichtete Mendelssohn-Haus im Stil des Spätklassizismus und Biedermeiers war zwischen 1845 und 1847 Wohn- und Sterbehaus des Gewandhauskapellmeisters Felix Mendelssohn Bartholdy. Es ist europaweit die letzte erhaltene Privatadresse des berühmten Komponisten und beherbergt heute ein Museum.

Vom ersten Gewandhauskapellmeister mit Taktstock


Leipzig gilt seit jeher als Musikstadt von Weltrang und war Heimstatt vieler berühmter Musiker. Unweit des Gewandhauses in der Goldschmidtstraße 12, früher Königstraße 5, befindet sich das Mendelssohn-Haus, welches als Wohn- und Sterbehaus des bedeutendsten Komponisten der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Felix Mendelssohn Bartholdy, von großer kulturgeschichtlicher Bedeutung für die Stadt ist. Es ist zudem Station auf der Leipziger Notenspur.

Das Mendelssohn-Haus wurde 1844/45 vom Maurermeister Johann Heinrich Waltherjunior als viergeschossiges Wohnhaus im Stil des Spätklassizismus und Biedermeiers errichtet. Als der 26-jährige Felix Mendelssohn Bartholdy im Herbst 1835 nach Leipzig kam, um den Posten des Gewandhauskapellmeisters anzutreten, herrschte in der aufstrebenden und schnell wachsenden Handelsstadt ein aufklärerischer Geist. Leipzigs ganzer Stolz galt der Musik, insbesondere dem Gewandhaus und seinem Orchester. Mendelssohns ersten Auftritt als Gewandhauskapellmeister am 4. Oktober 1835 beschrieb Robert Schumannbegeistert: „Hunderte Herzen flogen ihm zu im selben Augenblick“. Mendelssohn war dabei der erste Gewandhauskapellmeister, der einen Taktstock benutzte. Im Jahr 1837 heiratete erCécile Jeanrnaud und das junge Paar bezog eine geräumige Wohnung nahe der ehemaligen Pleißenburg. Nach zwischenzeitlichen Verpflichtungen in Berlin kehrten der Gewandhauskapellmeister und seine Familie 1845 endgültig nach Leipzig zurück und bezogen die Beletage mit neun Zimmern in der Königstraße 5. Mendelssohn läutete auch die Renaissance der Musik von Johann Sebastian Bach ein und brachte das erste Bach-Denkmal in den Grünanlagen des Promenadenrings vor der Thomaskirche auf den Weg. Im Jahr 1843 gründete Mendelssohn in Leipzig das Conservatorium. Es handelte sich um die erste Musikhochschule in Deutschland. 

Die Nachricht vom frühen Tod seiner Schwester Fanny Hensel am 14. Mai 1847 schockte ihn zutiefst, so dass er sich aus dem öffentlichen Leben zurückzog und mehrere Monate Urlaub machte. Nach zahlreichen Schlaganfällen verstarb der begnadete Künstler am 4. November 1847 im Alter von 38 Jahren in seiner Leipziger Wohnung.

Vom Fotolabor zum Museum mit internationaler Strahlkraft


Die bereits seit dem 19. Jahrhunderts einsetzende und unter den Nationalisozialisten gipfelnde Verachtung von Musikern mit jüdischer Herkunft sorgte für die Diffamierung von Mendelssohns reichem Werk, welches teilweise in Vergessenheit geriet. Auch während der DDR-Zeit verwahrloste das Mendelssohn-Haus. Die Wohnetage der Mendelssohns wurde zwischenzeitlich als Fotolabor genutzt und kaum jemandem war bekannt, dass der berühmte Kapellmeister in ebendiesem Haus seine letzten Lebensjahre verbracht hatte. Als nach 1989 Pläne zur Umgestaltung des Gebäudes in ein Möbelhaus oder gar zu dessen Abriss auftauchten, wurde auf Initiative des damaligen Gewandhauskapellmeisters Kurt Masur1991 die Internationale Mendelssohn-Stiftung e.V. ins Leben gerufen. Der Verein erwarb das Wohnhaus samt Grundstück und machte es sich zur Aufgabe, das Gebäude vor weiterem Verfall zu bewahren, umfassend zu sanieren und zum Kulturzentrum mit internationaler Strahlkraft umzugestalten. Dank der finanziellen Unterstützung weltweiter Sponsoren gelang es der Stiftung, das Mendelssohn-Haus anlässlich des 150. Todestages Felix Mendelssohn Bartholdys am 4. November 1997 nach nur 11-monatiger Sanierungszeit als Museum zu eröffnen. Das Mendelssohn-Haus wurde 2001 als ein „Kultureller Gedächtnisort mit besonderer nationaler Bedeutung“ in das Blaubuch der Bundesregierung aufgenommen.

Multimediale Ausstellungsräume in authentischen Gemäuern


Das Mendelssohn-Haus gilt als herausragendes Beispiel der selten gewordenen spätklassizistischen Wohnhausarchitektur. Seit der Eröffnung 1997 werden in der restaurierten Neun-Zimmer-Wohnung der Mendelssohns im ersten Obergeschossauthentische Einblicke in das Leben und Wirken des berühmten Musikers sowie in die Wohnkultur des Klassizismus und Spätbiedermeiers gegeben. Die nachempfundenen Wohn- und Arbeitsbereiche sind mit originalen Möbeln, Noten und Briefen des Komponisten ausgestattet. Dazu gehören ein Mäntelchen im Kinderzimmer von Sohn Carl, Nähutensilien im Kabinett von Gattin Cécile und ein originales Kochbuch. Von Mendelssohns Begabung als Aquarellmaler und Zeichner zeugen zahlreiche Bilder an den Wänden. Der Musiksalon in der Beletage, wo einst Mendelssohns Musikparthien stattfanden und namhafte Persönlichkeiten wie Richard Wagner oder Robert Schumann und Clara Schumann zu Besuch waren, dient der aktiven Aufrechterhaltung des musikalischen Erbes Mendelssohns. Hier finden jeden Sonntag um 11 Uhr kammermusikalische Konzerte verschiedenster Musikepochen von renommierten oder aufstrebenden Künstlern statt.

Seit 2014 wird im Erdgeschoss des Mendelssohn-Hauses mit Hilfe von modernster Technik eine interaktive Annäherung an Mendelssohns Musik gewährleistet. Im Effektorium gruppieren sich um ein Dirigentenpult mit Touchscreen 13 Stelen, welche das Mendelssohnsche Orchester verkörpern. Der Besucher kann in einigen Werken des berühmten Komponisten zwischen modernen und historischen Instrumenten sowie zwischen den Konzertorten wählen und das Orchester mit einem Taktstock entsprechend dirigieren. Die dirigierenden Bewegungen entscheiden über Lautstärke und Tempo der Musik, während die Partitur auf einem Bildschirm exakt zu den musikalischen Befehlen mitläuft. Über das Treppenhaus mit der rekonstruierten und teilweise erhaltenen historischen Fassung gelangt man in die erste und zweite Ausstellungsetage. Anlässlich von Mendelssohns 170. Todestags wurde das Museum 2017 um neue Ausstellungsräume im zweiten Obergeschoss erweitert. Dort befindet sich seitdem die weltweit einzige ständige Ausstellung zu Mendelssohns Schwester, der berühmten Komponistin Fanny Hensel. Fannys Lebenswerk wird in sieben Räumen dargestellt, wobei ihr Klavierzyklus „Das Jahr“, bestehend aus zwölf Klavierstücken, welche die 12 Monate eines Jahres symbolisieren, den roten Faden der Ausstellung bildet. Die Ausstellungsräume zeigen unter anderem eine Briefwand, die von Fannys andauerndem Einfluss auf ihren Bruder Felix erzählt und ein großes Wandbild als Schnappschuss der Berliner Wohnung von Fanny und Wilhelm Hensel. Auch das Internationale Kurt-Masur-Institut siedelte sich 2017 im zweiten Obergeschoss an. In einer kleinen Ausstellung wird das musikalische und politische Wirken des bedeutenden Gewandhauskapellmeisters dokumentiert und sein Erbe lebendig gehalten.

Italienischer Palazzo des Spätklassizismus


Das viergeschossige Mendelssohn-Haus ist entsprechend der Epoche des Spätklassizismus schlicht und zweckmäßig mit dennoch großzügiger Fassadengestaltung gehalten. Die Architektur spiegelt die Einflüsse der nach 1830 einsetzenden italienische Neorenaissance wider. Der vom Baumeister Johann Wilhelm Walther junior seitlich aufgeführte quadratische Turm bildet eine Eckdominante, dessen oberste Etage mit Rundbogenfenstern das Gebäude überragt. Die klare geometrische Form des Gebäudes wird durch den unter dem flachen Walmdach liegenden Konsolgesims nochmals hervorgehoben und erinnert an einen italienischen Palazzo mit Flachdach. An das Mendelssohn-Haus grenzt ein gepflegter Garten mit einer Remise, in welcher ein Kindermuseum eingerichtet ist. Im Sommer lädt der Garten zum Verweilen ein und bietet eine einladenden Kulisse für hochkarätige Konzerte. Auch als Ort für Hochzeiten erfreut sich das Mendeleohn-Haus großer Beliebtheit.

Bildergalerie - Mendelssohn-Haus

Historisches Bildmaterial - Mendelssohn-Haus

Mendebrunnen

Augustusplatz
Ortsteil: Zentrum

Der 1886 erbaute Mendebrunnen im Stil des Neobarock ist die größte und prächtigste Brunnenanlage in Leipzig und zugleich das älteste Bauwerk auf dem Augustusplatz. Er wurde von Adolf Gnauth und Jacob Ungerer erbaut und erinnert als eines der letzten Zeugnisse an den ehemaligen Status des Augustusplatzes als einer der schönsten und größten Stadtplätze Europas.

Von Frau Mende und ihrem Freudenhaus


Der Kontrast des Mendebrunnens zu den umliegenden modernen Bauten könnte kaum größer sein. Die neobarocke Anlage verkörpert die einstige Pracht des Augustusplatzes. Der Name des Brunnens geht auf seine Stifterin Marianne Pauline Mende zurück. Die 1881 verstorbene Witwe des Leipziger Kaufmanns Ferdinand Wilhelm Mende verfügte in ihrem Testament von 1867 die Stiftung eines Brunnens, welcher der Verschönerung der Stadt dienen sollte. Da die Baukosten von rund 189.000 Goldmark durch die von ihr gestiftete Summe von 150.000 Goldmark nicht gedeckt werden konnten, wurde die Differenz aus dem Nachlass des Bankiers und Kaufmanns Franz Dominic Grassi entnommen. Grassivermachte der Stadt nach seinem Tod sein Gesamtvermögen in Höhe von 2,3 Millionen Goldmark, wovon zahlreiche Bauten und Denkmale Leipzigs finanziert wurden. Einem Gerücht des Schriftstellers und Journalisten Egon Erwin Kirsch zufolge soll Marianne Pauline Mende ein anrüchiges Etablissement betrieben haben, in welchem die „feinsten Herren der Stadt“ verkehrten. Auch den Damen, die in der offenen Einrichtunggewissermaßen zu Hause waren, wurde die Kunst der „vollendeten Unterhaltung“ nachgesagt. Aufgrund des Gerüchts, Frau Mende würde ein solches Freudenhaus betreiben, soll die Stadt Leipzig zunächst gezögert haben, ihre Stiftungssumme anzunehmen. Dass der Brunnen dennoch gebaut wurde, war der Tatsache zu verdanken, dass Marianne Pauline Mende Trägerin des Königlich Sächsischen Sidonien-Ordens war und sich hingebungsvoll um die im Deutsch-Französischen Krieg verwundeten Soldaten gekümmert haben soll. Damit wurde sie von jeglicher Kritik freigesprochen und die Planungen für den Bau des Brunnens konnten beginnen.

Römisches Flair auf Europas ehemals schönstem Platz


Im Zuge einer ersten Ausschreibung für die Errichtung der Brunnenanlage 1882 wurden 38 Entwürfe bei der städtischen Bauverwaltung eingereicht. Zwar erhielten die Berliner Architekten Stöckhardt und Hofmeister den ersten Preis, allerdings wurde keiner der Entwürfe für die bauliche Umsetzung freigegeben. Nach einer zweiten erfolglosen Ausschreibung erhielten schließlich der Nürnberger Oberbaurat Adolf Gnauth und der Münchner Bildhauer Jacob Ungerer für ihre Entwürfe 1883 den Bauauftrag. Die Pläne sahen eine neobarocke Brunnenanlage vor, welche sich stark am Vorbild römischer Stadtbrunnen des Barock, darunter der Trevi-Brunnen und der Vier-Ströme-Brunnen von Gianlorenzo Bernini auf der Piazza Navona in Rom, orientierten. Nach Gnauths Tod 1884 vollendete Stadtbaudirektor Hugo Licht die planerischen Arbeiten, während sich Ungerer der Entwürfe für die Bronzefiguren des Brunnens annahm. Die fertige Brunnenanlage wurde schließlich am 2. September 1886 feierlich eingeweiht.

Der Mendebrunnen entfaltete bis zum Zweiten Weltkrieg eine unvergleichliche Wechselwirkung mit den ihn umgebenden Bauten aus dem 19. Jahrhundert. Er korrespondierte mit dem Museum der bildenden Künste, das an der Stelle des heutigen Gewandhauses stand und dem gegenüberliegenden Neuen Theater. Wie durch ein Wunder überstand der Mendebrunnen als einziger Bestandteil des ursprünglichen Gebäudeensembles die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs.

Im Zuge der sozialistischen Neugestaltung des Augustusplatzes und dem Abriss zahlreicher Gebäude verlor der Brunnen seine Funktion als Bindeglied zwischen den Bauten und der Platzanlage, die man im August 1945 in Karl-Marx-Platz umbenannte. Während der Bauarbeiten für das Neue Gewandhaus wurde der Brunnen 1970 demontiert und zwölf Jahre, bis zu seiner Wiedereinweihung 1982, eingelagert. Den restaurierten Mendebrunnen positionierten die Stadtplaner etwas abseits seines einstigen Standorts vor dem 1981 eingeweihten Gewandhaus. Seitdem wirkt er angesichts des modernen Ensembles auf dem Augustusplatz etwas verloren, woran auch die erneute Demontation und Restaurierung sowie die nochmalige Umgestaltung des Platzes zwischen 1996 und 1998 nichts änderten. 

Fabelwesen des Wassers vor neobarocker Kulisse


Der neobarocke Mendebrunnen bildet seit mehr als 130 Jahren ein zentrales und kontinuierliches Element auf dem sich stark veränderten Augustusplatz. Im Vergleich zu den umliegenden Bauten wirkt die historische Brunnenanlage beinahe exotisch. Der aus rotem Meißner Granit geschaffene Brunnen stellt eine Allegorie auf das Wasser, dessen Kraft und lebensspendende Wirkung für den Menschen sowie seine Bedeutung für die einstige Handelsstadt von Weltrang dar. Die Wirtschaft Leipzigs florierte nicht zuletzt durch die städtischen Gewässer, wie die Pleiße und die Weiße Elster, welche als wichtige Transportwege dienten. Der maritime Bezug des Brunnens wird durch zahlreiche Gestaltender griechischen Mythologie verkörpert und repräsentiert die künstlerische Darstellung der gesamten Wasserwelt. Ein mit Wasser befülltes und aufwändig umpflanztes Sandsteinbecken bildet die äußerliche Begrenzung der Brunnenanlage, welche laut dem Naturphilosophen Gustav Theodor Fechner einen das Land umgebenden Ozeanversinnbildlicht. Auf dem inneren Beckenrand befinden sich vier vorspringende Eckpunkte mit wappenartigen Bekrönungen, die von jeweils zwei wasserspeienden Delfinen begrenzt werden. Diese stehen sinnbildlich für die Flussmündungen, welche das Wasser zu den Ozeanen transportieren. Im Becken befindet sich eine etwas kleinere und höhere Brunnenschale aus rotem Granit, welche von der Firma Erhardt Ackermann in Weißenstadt geschaffen wurde. Zwei sich kraftvoll aufbäumende Hippokampen – fischschwänzige, flossenflügelige und pferdeköpfige Meeresungeheuer – verkörpern die Gefahren des Wassers und werden jeweils von einem sie bändigenden und in ein wasserspeiendes Muschelhorn blasenden Triton, Sohn des Poseidon, am Zügel gehalten. Dieses Bild soll die Herrschaft des Menschen über die Meeresgewalten verkörpern. 

In der Mitte der Schale befindet sich ein charakteristischer 18 Meter hoher und mit einem goldenen Stern bekrönter Obelisk. Auf den abgeschrägten Eckpunkten von dessen unteren Sockelabsatz sitzen vier fischschwänzige Nereiden, welche die sanfte Seite des Wassers sowie den Nutzen symbolisieren, welcher sich den Menschen aus dem Ozean bietet. An den gegenüberliegenden Seiten des Obelisken sind zwei Delfinmasken und zwei Löwenmasken angebracht, welche in die darunterliegenden Muscheln Wasser speien. Auf der Südseite der Delfinmasken ist die Inschrift „Errichtet aus dem Vermächtnisse der Frau Marianne Pauline Mende geb. Thieriot 1886“ angebracht, während die Nordseite die Verse des zeitgenössischen Dichters Paul Heyse wiedergibt: „Zum Himmel streben in frischer Kraft, der Erde geben, was Segen schafft, in laut’rer Helle lehrt es die Welle“. Auf dem Sockelabsatz oberhalb der Nereiden befinden sich auf Fröschen und Krebsen stehend vier geflügelte und auf Muschelhörnern blasende Putten, welche in Richtung Himmel weisen und den fruchtbringenden Regen abbilden. 

Der Mendebrunnen zieht heute viele vorbeieilende Passanten und Fotografen in seinen Bann. Er bietet einen Rückzugsort und Platz zum Entspannen, während außerhalb des um den Brunnen gruppierten Kreises aus Bänken der Trubel der Stadt beobachtet werden kann.

Bildergalerie - Mendebrunnen

Historisches Bildmaterial - Mendebrunnen

Leipziger Neuseenland

Stadt Leipzig, Landkreis Leipzig, Landkreis Nordsachsen

Das Leipziger Neuseenland ist eine Bergbaufolgelandschaft, welche aus der Flutung stillgelegter Tagebaulöcher entstand. Die weitläufige Seenlandschaft, bestehend aus derzeit mehr als 23 Seen, bildet gemeinsam mit den Fließgewässern Leipzigs das Leipziger Neuseenland. Das Naherholungsgebiet zählt zu den touristischen Aushängeschildern der Stadt und beherbergt eines der reizvollsten Wassersportgebiete Europas.

Vom Tagebaugebiet zur malerischen Seenlandschaft


Das Gebiet des Leipziger Neuseenlandes gehörte zum Mitteldeutschen Braunkohlerevier und präsentierte sich als karge, vom Braunkohleabbau geprägte Landschaft. Obwohl der Raum Leipzig seit jeher von den Flussauen der Weißen Elster, der Pleiße und ihren Nebenflüssen sowie einem Flossgrabensystem geprägt war, suchte man in Leipzig und der Umgebung vergeblich nach Seen. Seit 1704 setzte allmählich der Braunkohlebergbau ein, welcher sich im 18. und 19. Jahrhundert zunächst noch auf Kleingruben und Tiefbau beschränkte und mit dem Aufschluss der Tagebaue Böhlen 1921 und Espenhain 1937 die Landschaft entscheidend prägte. Ab 1981 drang man mit dem Betrieb des Tagebaus Cospuden weiter in das Stadtgebiet vor sowie in weite Teile des südlichen Auwaldes. Durch die aus dem Braunkohletagebau resultierenden erheblichen Abwasserbelastungen verödeten die innerstädtischen Fließgewässer. Der bis dahin florierende Wassertourismus kam zunächst zum Erliegen. 

Im Rahmen der politischen und wirtschaftlichen Wende 1989/90 wurden die Tagebaue sukzessive stillgelegt. Es blieben lediglich die Restlöcher bzw. Tagebaugruben bestehen, durch deren Flutung neue Seen entstehen sollten. Um überschaubare Flutungszeiträume und eine Badewasserqualität für die Seen zu gewährleisten, wurde das Sümpfungswasser aus den Tagebauen Profen und Vereinigtes Schleenhain genutzt. Dieses transportierte man ab 1975 durch eine 75 Kilometer lange Rohrleitung ab, welche aktive und Sanierungstagebaue im Leipziger Süden verband. Einige der Bergbaufolgeseen sind zum Teil bereits mit den innerstädtischen Kanälen und Fließgewässern verbunden. Der Gewässerverbund zwischen den neu entstandenen Seen, den künstlich angelegten Kanälen und den Fließgewässern umfasst derzeit eine Länge von etwa 220 Kilometern.

Maritimes Flair in Zentrumsnähe


Durch die wasserbaulichen Maßnahmen präsentiert sich das Leipziger Neuseenland heute als sorgfältig kultivierte Naturlandschaft mit bewaldeten Flächen, großen Seen, weitläufigen Badestränden und kleinen Inseln. Die derzeit mehr als 23 gefluteten Tagebaulöcher rund um Leipzig, Halle, Bitterfeld und Borna entwickelten sich in den letzten Jahrzehnten zu einem attraktiven Freizeit- und Naherholungsgebiet. Dazu zählen zahlreiche Badeseen, Rad- und Wanderwege, Freizeitattraktionenen, Ferienresorts sowie Veranstaltungen.

Der 400 Hektar große Cospudener See, von Einheimischen auch „Cossi“ genannt, zählt zu einem der beliebtesten Seen des Leipziger Neuseenlandes. Durch seine sehr gute Verkehrsanbindung an das Stadtzentrum und sein maritimes Flair entwickelte er sich in den letzten Jahrzehnten zu einem echten Publikumsmagneten sowie einem beliebtem Ausflugs- und Urlaubsparadies. Der 10,4 Kilometer lange alphaltierte Rundweg um den See wird von Ausflüglern gern zum Wandern, Radfahren und Inlineskaten genutzt, während der zwei Kilometer lange – und damit Sachsens längster – Sandstrand am Nordufer zum Entspannen oder zum Beachvolleyballspielen einlädt. Am Hafen Zöbiker, auch „Pier 1“ genannt, reihen sich Restaurants und Bars mit Sonnenblick aneinander, daneben eine Sauna, ein Fahrgastschiff, diverse Wassersportangebote und ein Boots- und Tretmobilverleih. Über den „Wasserkurs 1“, eine Wasserverbindung von der Innenstadt bis in die Region, kann man innerhalb kürzester Zeit vom Cospudener See durch den Auwald zum Stadthafen Leipzigpaddeln. Ein beendruckender Panoramablick über das Waldgebiet Neue Harth bietet der 35 Meter hohe Aussichtsturm Bistumshöhe am südwestlichen Seeufer, in dessen unmittelbarer Nachbarschaft sich Mitteldeutschlands größter Freizeitpark BELANTIS befindet.

Etwas für jeden Geschmack: Kletterparcours, Kanupark, Geopfad…


Ein beliebtes Ausflugsziel ist auch der 12 Kilometer lange Markkleeberger See mit dem einst für die Bewerbung um die Olympischen Spiele 2012 geplanten Kanupark Markkleeberg, welcher eine der modernsten Wildwasseranlagen der Welt beherbergt. In unmittelbarer Nachbarschaft zum Kanupark befindet sich der Kletterpark Markkleeberg mit einem auf bis zu 13 Meter hohen Holzstämmen errichteten Kletterparcours mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden und einem Panorama-Blick über den See. In den Sommermonaten wird der Markkleeberger See auch zum Paradies für Taucher, Segler und Surfer. Auf dem Geopfad Markkleeberger See–Störmthaler See, bestehend aus 12 an beiden Seen errichteten Stelen, werden Einblicke in die Erdgeschichte während des Braunkohleabbaus im Tagebau Espenhain gegeben. Für Besucher, die ein paar gemütliche Tage am See verbringen möchten, bietet sich ein Aufenthalt im Seepark Auenhain an. Das moderne Ferienresort bietet neben diversen Freizeitangeboten wie Billiard und Beachvolleyball auch eine Wellnesseinrichtung mit vier verschiedenen Themensaunen an. Im Restaurant Seeperle kann man sich auf der Sonnenterrasse mit Blick auf den Markkleeberger See stärken. Von hier aus lohnt sich ein Abstecher in den agra-Park in der Großen Kreisstadt Markkleeberg und ein Besuch im Deutschen Fotomuseum. In der Dauerausstellung „Fotofaszination“ wird die Geschichte der Fotografie illustriert und durch etwa 3.000 Kameramodelle der vergangenen drei Jahrhunderte ergänzt. Wechselnde Foto- und Sonderausstellungen runden das Angebot des Museums ab.

Auch der Störmthaler See in direkter Nachbarschaft zum Markkleeberger See bietet zahlreiche Ausflugsziele. Inmitten des Sees befindet sich mit der schwimmenden Kulturinsel Vineta eines der attraktivsten Ziele in der Seenlandschaft. Dieses im Rahmen der Initiative „Kunst statt Kohle“ entstandene Projekt erinnert an die Orte und Menschen, welche einst dem Braunkohletagebau weichen mussten. Vineta gilt mit einer Höhe von 15 Metern als höchstes schwimmendes Bauwerk auf einem deutschen See und kann mit dem historischen Amphibienfahrzeug oder der Fähre besichtigt werden. Ein paar entspannte Urlaubstage kann man im Ferienresort LAGOVIDA verbringen. Die unmittelbar am See gelegenen Ferienhäuser mit Seeterrasse, Sauna, Badestrand und Minigolfanlage garantieren einen abwechslungsreichen Aufenthalt in malerischer Kulisse des türkisfarbenen Störmthaler Sees. Ein Abstecher lohnt sich auch zur barocken Kirche Störmthal. Diese beherbergt die Zacharias-Hildebrandt-Orgel von 1723, auf welcher einst der ehemalige Thomaskantor Johann Sebastian Bach spielte. Von der Kirche Störmthal aus bietet sich ein Ausflug zum nahegelegenen Schloss Güldengossa an. Dieses idyllische Einöd wurde über mehrere Jahrhunderte hinweg durch sein Rittergut geprägt und 1720 zum repräsentativen Barockschloss mit Park umgebaut. 

Wenige Kilometer vom Störmthaler See entfernt erhebt sich die eindrucksvolle Kulisse des Bergbau-Technik-Parks an der Autobahn A 38. Zwei riesige Stahlkolosse zeugen von ihrem einstigen Einsatz im Tagebau und bilden zugleich das Kernstück des Freilichtmuseums. In mehreren Ausstellungsräumen wird über den Braunkohlebergbau, die Entstehung des Leipziger Neuseenlandes und die industriekulturelle Entwicklung des Leipziger Südraums informiert. Ein fester Termin im Veranstaltungskalender von Musikfans ist das alljährlich im August am Störmthaler See stattfindende Highfield-Festival.

Das El Dorado der Wassersportler und Radwanderer


Der etwa 12 Kilometer südlich von Leipzig gelegene Zwenkauer See ist mit rund 970 Hektar der größte See im Leipziger Neuseenland. Er kann vom Wasser aus mit dem Fahrgastschiff MS Santa Barbara oder einem anderen Boot erkundet werden. Der Zwenkauer Hafen bietet eine attraktive Flaniermeile mit diversen Restaurants, Bootsverleihs und Ferienunterkünften, während das nahegelegene Waldgebiet Neue Harth zu ausgiebigen Spaziergängen einlädt. 

Der Kulkwitzer See an der westlichen Stadtgrenze Leipzigs entwickelte sich in den letzten Jahren zu einem Naherholungsparadies für Wassersportler. Das Angebot reicht von zahlreichen Bootsverleihs, zwei Tauchschulen und einer Wasserski- und Wakeboard-Anlage bis hin zu einem Hochseilgarten, einer Minigolfanlage und diversen gastronomischen Einrichtungen. Auch der aus dem Braunkohle-Tagebau „Witznitz II“ hervorgegangene Hainer See bietet vielfältige Wassersportmöglichkeiten, darunter Stand-Up-Paddling, Wasserski und Bananaboat. Im historischen Dorf Kahnsdorf am Südufer des Sees befindet sich die Lagune Kahnsdorf, deren zwei Kilometer lange Promenade zum Flanieren einlädt. Einen Abstecher sollte man unbedingt zum Schillerhaus auf Gut Kahnsdorf mit seinem Café unternehmen. Auf dessen noch im Original erhaltenen Holzdielen flanierten bereits Friedrich SchillerFelix Mendelssohn Bartholdy und Theodor Körner.

Wer das Leipziger Neuseenland zu Fuß erkunden möchte, für den bietet sich die 7-Seen-Wanderung an. Dabei handelt es um eins der größten und teilnehmerstärksten Wanderevents in ganz Deutschland, welches alljährlich im Mai stattfindet. Vom Ausgangspunkt in Markkleeberg führen 11 bis 102 Kilometer lange geführte und ungeführte Touren durch das Leipziger Neuseenland. Auch die von Karl-Detlef Mai entwickelte Phönix-Tour Original „Vom Bergbau zur Seenplatte“ macht Europas größten Landschaftswandel erlebbar und verbindet neben einer Busfahrt durch den aktiven Bergbau touristische Highlights wie Vineta und den Kanupark. Ein Bergbau-Picknick im noch aktiven Tagebau Vereinigtes Schleenhain rundet das Erlebnis ab. Im Rahmen des Radsportevents neuseen classics können Interessierte beim Jedermannrennen zwischen 60, 100 und 300 Kilometer langen Rundkursen wählen, welche unter dem Motto „Rund um die Braunkohle“ auch durch das Neuseenland führen. Für Radfahrer ist auch die Neuseenland-Radroute interessant, da man auf dem etwa 100 Kilometer langen Rundweg den Landschaftswandel der Region nachvollziehen kann.

Leipziger Lerche

u.a. Brühl 14-16 (Handwerksbäckerei Kleinert), Thomaskirchhof 11 (Café Kandler), Brüderstraße 6 (Café Corso)

Die „Leipziger Lerche“ ist eine traditionelle Konditorspezialität in Form einesMürbeteiggebäcks gefüllt mit Marzipan und Konfitüre. Im Zuge des Jagdverbots auf die gleichnamigen Singvögel und deren Verzehr 1876 kreierten Leipziger Konditoren als Entschädigung das süße Gebäck, welches noch heute in vielen traditionellen Bäckereien und Cafés verkauft wird.

Eine herzhafte Leipziger Delikatesse


Nicht nur das uralte Messewesen und die reiche Musiktradition verliehen Leipzig internationale Anerkennung: Auch zahlreiche Spezialitäten sind weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt. Dazu zählt die Leipziger Lerche, ein Mürbeteiggebäck, dessen Herstellung auf einer interessanten Geschichte beruht.

Die Geschichte der Leipziger Lerche reicht bis ins 18. Jahrhundert zurück. Die Feldlerche galt zu dieser Zeit als kulinarische Spezialität in der Messestadt. In den Herbstmonaten von September bis November zogen die Singvögel in Richtung Süden und machten zwischen Elbe und Saale Station. Während dieser Zeit wurden in den Leipziger Flussauen etwa 1,5 Millionen Lerchen von Vogelfängern gefangen und später mit Kräutern und Eiern gebacken.Unmittelbar nach der Jagd wurden die kleinen Singvögel gerupft, einzeln in Papier gewickelt, in Kisten verpackt und ins In- und Ausland bis nach Moskau und Amerika versendet. Die reichen Leipziger Bürger konnten das Festtagsgericht von den „Lerchenfrauen“ erwerben, welche dieses im Salzgässchen, serviert mit Sauerkraut, im Speckmantel oder als gefüllte Pastete, feilboten. 

Die martialischen Anweisungen zeitgenössischer Kochbücher lauteten etwa folgendermaßen: „Man rupft die Lerchen, zieht die Haut vom Kopf, sengt und wischt sie aus. Dann sticht man die Augen aus, reißt die untere Schnabelhälfte mit der Gurgel und dem Schlunde ab, haut die Krallen und die Flügel ab, nimmt den Magen heraus, biegt die Füße um und klemmt sie zwischen die Keulen. Diese legt man über Kreuz und biegt den Kopf nach den Keulchen um, dann sengt man die Vögel ab. Man brät sie in reichlich Butter, langsam gelbbraun, lässt dann geriebene Semmel in der Butter bräunlich werden, legt die Lerchen in eine heiße Schüssel und richtet Butter und Semmel darüber an. Man kann auch nach Belieben einige Wachholderbeeren mit den Lerchen in die Butter legen, so auch mit der Semmel gehackte Petersilie mit durchschwitzen lassen.“ 

Schlägt man im „Leipziger Koch-Buch“ der Susanne Eger aus dem Jahr 1745 nach, dann Findet man unter dem Stichwort „Lerchen“ folgendes Rezept: „Lerchen gefüllt. Wenn die Lerchen gerupft, so blase sie an dem Halse mit einem Feder- Kiel auf, nimm frischen Speck, Hühner- Lebern, Ingber, Pfeffer, Muscatenblumen, ein wenig, Saltz, hacke es untereinander, thue Butter in einem Pfännlein zum Feuer, rühre die Fülle darein, nebst einem Eyer- Dotter. Siehe, dass die Fülle nicht zu dicke werde. Thue es bey dem Hals durch ein klein Trichterlein ein, saltze sie, und binde sie in Lorbeer- Blätter, stecke sie an, brate sie fein gemach, dass sie nicht aufspringen, begiesse sie mit zerlassener Butter.“

Einen warnenden Zusatz führte das 1811 erschienene „Leipziger bürgerliche Koch- Back- und Wirthschaftsbuch für angehende Hausmütter und Köchinnen“ auf: „Man nehme sich bey dem Lerchenessen in Acht, dass man keine kleinen Beine mit verschlinge…“

Das Ende der Lerchenjagd


Das boomende Geschäft der Leipziger Kaufmannschaft führte allmählich zur Überjagung der mittlerweile vom Aussterben bedrohten Singvögel, die dem Menschen durch Vertilgen schädlicher Insekten nützlich waren. Die preußische Poetin Friederike Kempner empörte sich deshalb in einem ihrer Reime: 

Die friedlichen Sänger des Feldes,
Ach nackt und zum Fraße bereit,
Ihr werdet doch Lerchen nicht essen?
Mein Gott, ihr wär`t nicht gescheit!
Die Lerche, die wahre Poetin,
Zum Himmel schwingt sie sich auf,
Ihr Nestlein sorglos am Boden,
Die Senner treten darauf.
In Leipzig aber schlachten
Die singenden Kehlchen sie,
Ach nackt und klein zum Erbarmen,
Ein Schlachten der Poesie!

Bei einem starken Unwetter im August 1860 wurden weitere tausend Singvögel vom Hagel erschlagen, woraufhin die vom grausigen Anblick verschreckten Leipziger Gastwirte die Lerchen von der Speisenkarte nahmen. Vogelfreunde forderten daraufhin energisch ein Jagdverbot auf die fast ausgerotteten Tiere. Durch die anhaltenden Proteste untersagte der sächsische König Albert I. im Jahr 1876 endgültig den Lerchenfang. Die Lerche wurde per Gesetz von der Liste jagdbarer Vögel gestrichen und die Stadt Leipzig verlor damit eine über hundert Jahre alte Einnahmequelle. So wurden für ein Schock – 60 Stück – immerhin bis zu 20 Pfennig als Abgabe gefordert. 

Süßes Traditionsgebäck im Mürbeteigmantel


Um die betrübten Leipziger Gourmets zu entschädigen, kreierten pfiffige Leipziger Konditoren anstatt des gebratenen Vogels ein Mürbeteiggebäck in Form einer Pastete gefüllt mit Marzipan, Mandeln, Nüssen sowie Erdbeerkonfitüre und nannten es „Leipziger Lerche“. Die Konditorspezialität wurde den Singvögeln nachempfunden, wobei die äußere Form an ein Vogelnest erinnert, während die beiden über Kreuz aufgelegten Mürbeteigstreifen den einstigen Faden darstellen, mit welchem das gefüllte Tier zusammengehalten wurde. Bis heute werden die “Leipziger Lerchen” per Hand in sieben verschiedenen Arbeitsgängen nach einem alten Rezept angefertigt. Die Füllung variiert zwischen Kirsch-, Erdbeer- oder Aprikosenkonfitüre.

So erfolgt die Zubereitung: Mürbeteig nach Grundrezept, Erdbeerkonfitüre, 80 g Margarine, 125 g Zucker, Salz, 2 Eier, 100 g Mehl, 125 g gehackte süße Mandeln oder Kokosraspeln, 5 geriebene bittere Mandeln, 4 Esslöffel Milch, 3 Esslöffel Rum oder Cognac. Leicht gefettete Förmchen mit dünn ausgerolltem Mürbeteig auslegen und jeweils einen Klecks Konfitüre darauf geben. Die schaumig gerührte Margarine mit allen Zutaten (1 Eigelb zurückbehalten) vermengen. Die Masse in die Förmchen füllen, obendrauf kreuzweise zwei schmale, abgerädelte Teigstreifen legen und mit dem verquirlten Eigelb bepinseln. Bei Mittelhitze 25 Minuten backen. Als Gipfel der Verfeinerung gilt eine in die Marzipan-Mandel-Füllung eingebettete Maraschino-Kirsche!

Die „Leipziger Lerche“ ist heute die beliebteste Leipziger Spezialität und in den meisten Bäckereien sowie in vielen Cafés und Restaurants erhältlich. Für die Touristen stellt sie ein originelles Mitbringsel dar, denn Geschäfte wie die Handwerksbäckerei Kleinert, das Café Kandler oder das Café Corso verkaufen die „Leipziger Lerche“ in zahlreichen Variationen. Sie wird zusammen mit einer kleinen Geschichte hübsch verpackt angeboten.

Bildergalerie - Leipziger Lerche

Leipziger Allerlei

u.a. Zills Tunnel, Weinstock, Auerbachs Keller, Barthels Hof, Ratskeller, Max Enk
Ortsteil: Zentrum

Das „Leipziger Allerlei“ gilt als Leipzigs bekannteste Spezialität. Dabei handelt es sich um ein Hauptgericht, welches traditionell aus jungem Frühlingsgemüse, Morcheln, Flusskrebsen und Semmelklößchen zubereitet und in den Frühlingsmonaten serviert wird. Die Ursprünge der regionalen Spezialität reichen bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts zurück. Am 25. September 2021 wurde auf dem Leipziger Markt mit der weltweit „größten Portion Leipziger Allerlei“ ein offizieller Weltrekord aufgestellt.

Zwischen lokaler Spezialität und „Arme-Leute-Essen


Als bekannteste kulinarische Spezialität Leipzigs gilt das „Leipziger Allerlei“, ein Hauptgericht aus Frischgemüsen. Erstmals schriftlich erwähnt wurde das Gericht im sehr ausführlichen und weit verbreiteten Kochbuch der Susanna Eger im Jahr 1745. Zu dieser Zeit verwendete man das, was Boden und Gegend hergaben. Die Stadt war von einem der dichtesten Wälder Europas, dem Auwald, umgeben. Auf dem fruchtbaren Ackerboden wuchsen zahlreiche Pilze, wie Spitzmorcheln, verschiedene Gemüse – und in den Wasserläufen wimmelte es von Flusskrebsen. Die Gastwirte boten das Gericht in der Regel von März bis August an. Insbesondere im 19. und 20. Jahrhundert erlangte die lokale Spezialität große überregionale Bekanntheit und wurde häufig in den Werbeinseraten der Leipziger Gaststuben erwähnt. So warb etwa der Gastwirt von „Lindners Ruhe“ im Gosendorf Eutritzsch mit den Worten „…empfehle ich mich mit Allerlei, großen Krebsen, Entenbraten…“. Die Empfehlung des Allerleis an erster Stelle war vermutlich kein Zufall. Die Herkunft der Bezeichnung „Allerlei“, welche sich um 1900 einbürgerte, ist unklar, die Ergänzung „Leipziger“ scheint das Gemüsegericht jedoch erst mit der Aufnahme in diverse Kochbücher erhalten zu haben. Bis zum Zweiten Weltkrieg galt das Leipziger Allerlei in zahlreichen Familien als typisches Pfingstessen.

Der Überlieferung nach sollten zu Beginn des 19. Jahrhunderts nach den Napoleonischen Kriegen Steuereintreiber und Bettler aus der reichen Stadt vertrieben werden. Statt gutem Speck sollte nur Gemüse auf den Tisch kommen und anstelle des reichhaltigen Allerleis sollte lediglich eine Schüssel Gemüsebrühe ohne Flusskrebse serviert werden, so dass sich die Steuereintreiber und Bettler lieber nach Dresden und Halle orientierten. Diese Gepflogenheit und die Tatsache, dass die Spezialität ab 1900 als „Winter-Allerlei“ aus der Konservendose oder zu DDR-Zeiten als zerkochte Sättigungsbeilage in den Schul- und Betriebskantinen angeboten wurde, sorgten allmählich für den Ruf eines „Arme-Leute-Essens“. Hinzu kam die Ende des 19. Jahrhunderts aus Nordamerika eingeschleppte Krebspest, welche die Edelkrebsbestände in Deutschland nachhaltig dezimierte. Aus diesem Grund werden die Schalentiere heute zumeist aus dem Ausland bezogen und gelten als Delikatesse.

Das Original-Allerlei: Frühlingsgericht von „nur jungen Gemüsen“


Das Markenzeichen des typischen Leipziger Allerleis waren schon immer die jungen und frischen Gemüse. Aus diesem Grund begann die „Allerlei-Saison“ im Mai bzw. Juni und endete im September. Trotz der späteren Verwendung von Konserven blieb das Qualitätskennzeichen die Frische des leichten und geschmackvollen Frühlingsgerichts. Wirte warben stets mit den Worten „Heute Allerlei von nur jungen Gemüsen“. Entsprechend des klassischen überlieferten Rezepts zählen neben den verschiedenen jungen Gemüsesorten, darunter – je nach Jahreszeit – Blumenkohl, Erbsen, Möhren, Kohlrabi und Spargel, auch Semmelklößchen, Morcheln und Krebsschwänze dazu. Abgerundet wird der Klassiker mit aromatischer Krebsbutter. Wichtig war, dass das Gemüse getrennt gedünstet und erst auf dem Teller mit frischem Grün garniert wurde. Das Original „Leipziger Allerlei“ wird üblicherweise ab April serviert, da zu diesem Zeitpunkt die Schonzeit der Flusskrebse endet, die Spargelsaison beginnt und das Junggemüse frisch geerntet wird.

Die Zubereitung des Original-Rezepts sieht folgende Teilschritte vor: Zunächst wird das Gemüse, darunter etwa junger Kohlrabi, grüne Erbsen, ein Bund Spargel, eine Rose Blumenkohl und ein Bund Karotten, geputzt und gleichmäßig geschnitten. Der Kohlrabi, die Schotenkörner und die Karotten werden jeweils separat in Butter gedünstet, während die Blumenkohlröschen im mit Salz und Butter zugesetzten Milchwasser gekocht werden. Der geschnittene Spargel wird in einer Fleischbrühe gegart und die Morcheln in Butter weich gedämpft. Die gesottenen Krebsschwänze werden zerteilt, die ausgebrochenen Schwänze beiseite gelegt und die geputzten Nasen mit Salz abgerieben. In schaumig gerührter Butter werden vier Eidotter und der Eischnee mit abgeriebener Muskatnuss und Semmelbröseln vermengt. Ein Teil der Masse wird in die Krebsnasen gefüllt und diese anschließend in Butter hellbraun gebacken, aus dem anderen Teil werden Klößchen geformt. Letztere werden fünf Minuten in Salzwasser gekocht. Aus einer Mehlschwitze sowie Spargel- und Blumenkohlwasser wird eine dicke Soße gekocht, welche auf das in eine Schüssel gefüllte Mischgemüse gegeben wird. Die Klößchen und Krebsschwänze werden dazugegeben, alles mit brauner Butter beträufelt und obenauf die Morcheln und Krebsscheren drapiert.

Neben dieser klassischen Zubereitung gibt es weitere Variationen des Gerichts, darunter eine etwas einfachere Variante, bei welcher die Krebsschwänze und Semmelklößchen weggelassen und anstatt der Morcheln Champignons verwendet werden. Die Soße wird mit Sahne verfeinert und das Gemüse mit frischer Petersilie garniert.

Eine halbe Tonne Allerlei auf dem Leipziger Markt…


Im Rahmen der 44. Leipziger Markttage erzielte der Internationale Kochkunstverein Leipzig 1884 e.V. am 25. September 2021 einen offiziellen Weltrekord mit der weltweit „größtenPortion Leipziger Allerlei“. Mit 542 Kilogramm Zutaten wurden die insgesamt 40 Köche auf dem Markt mit der offiziellen Urkunde des Rekord-Instituts für Deutschland ausgezeichnet.Ziel der Aktion war es außerdem, die Öffentlichkeit wieder auf das Originalrezept der Spezialität aufmerksam zu machen und das Gericht von seinem oftmals als spießig angesehenen Image zu befreien. Die zubereitete Portion wurde nach der Zertifizierung durch den Rekordrichter Rolf Allerdissen zum Verzehr freigegeben.

Bildergalerie - Leipziger Allerlei

Leipziger Allasch

Bayrischer Platz 1 (Gasthaus und Gosebrauerei Bayerischer Bahnhof)
Ortsteil: Zentrum-Südost

Der Leipziger Allasch ist ein unter Verwendung von Kümmeldestillat hergestellter Kümmellikör, der sich durch einen hohen Alkoholgehalt von etwa 38% vol., ein starkes Kümmelaroma und einen hohen Zuckerzusatz auszeichnet. Er wurde 1830 von Handelsleuten aus Riga zur Leipziger Messe importiert und ab 1923 in der Branntwein- und Likörfabrik von Wilhelm Horn hergestellt. Die Leipziger Traditionsspirituose wird noch heute nach dem überlieferten Horn’schen Rezept hergestellt.

„Einen kümmeln geh’n“: Wie der Allasch in die Reichsmessestadt gelangte


Der Leipziger Allasch ist, ebenso wenig wie das Leipziger Allerlei, die Leipziger Lercheund die Gose, nicht mehr aus Leipzig wegzudenken. Seine Geschichte reicht bis zur frühen Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. Der Name des Kümmelschnapses leitet sich vom Gut Allaži bei Riga in Lettland ab, wo der Allasch seit 1823 von der Familie von Blanckenhagen ursprünglich hergestellt wurde. Im Jahr 1830 exportierten baltische Handelsleute ihn zur Leipziger Messe, wo der Schnaps schnell auf Freunde stieß. Die ortsansässigen Destillerien begannen alsbald selbst mit der Herstellung des Digestifs, der sich zu einer beliebten Spirituose in der Region entwickelte. Der Kümmellikör zählte lange Zeit als eine der meistgetrunkenen Spirituosen in Deutschland. Sogar der Ausdruck „Einen kümmeln geh’n“ bürgerte sich als Synonym für den Kneipenbesuch ein. Seit 1923 wurde der „Echte Leipziger Allasch“ in der traditionsreichen, von Wilhelm Horn gegründeten, Branntwein- und Likörfabrik hergestellt. In Zeiten von hoher Inflation, die sich „nur im Suff ertragen ließen“, versuchte Wilhelm Horn im krisenfest gewähnten Spirituosengeschäft sein Glück: Am 26. Januar 1923 verwirklichte der Rheinländer seine Geschäftsidee und eröffnete in der Menckestraße neben dem Schillerhaus seine Branntwein- und Likörfabrik. Unter dem Motto „Horn – die Marke für jedermann“ traf er den Zeitgeist, da die „goldenen Zwanziger“ wieder mehr Optimismus unter die Leute brachten.

In Zeiten der Muster-Messe zog es zahlreiche Besucherströme in das prosperierende Leipzig und kaum ein Besucher verließ die Stadt, ohne die berüchtigte Gose zumindest probiert zu haben. Zu dieser Zeit erlebte auch der Kümmel aus dem Hause Horn einen Aufschwung. Die Destillateure verfeinerten die Rezeptur des Allasch und der Digestif wurde zu einer Edelmarke und einem Leipziger Original. Die Geschäftsräume in Gohlis wurdenbald zu klein, woraufhin die Fabrik 1927 ihre erste Verkaufsstelle in der Arndtstraße 33 eröffnete. Dort explodierte der Verkauf geradezu und das Unternehmen zählte fortan zu den großen deutschen Likör- und Branntweinproduzenten. Bereits im Jahr 1933 besaß die Firma Wilhelm Horn 29 Verkaufsstellen im gesamten Stadtgebiet sowie Filialen in Wurzen, Weißenfels, Oschatz, Naumburg, Meißen, Grimma, Dresden und Halle. Nach zwischenzeitlicher Vervolkseignung in der DDR-Zeit versuchte Klaus Horn, Sohn des verstorbenen Wilhelm Horns, in den 1990er Jahren einen Neustart mit der Familiemarke. Viele Supermarktketten wollten die Horn-Serie, darunter auch den Leipziger Allasch, allerdings nicht in ihr Sortiment aufnehmen, da die Leute nach der Wiedervereinigung eher nach Westmarken verlangten, als nach lokalen Produkten. Dies gipfelte in der Insolvenz des Unternehmens. Im April 2005 eröffnete schließlich in der Arndtstraße 33 in der Südvorstadt Horns Erben an jener Stelle, wo sich Jahrzehnte zuvor die Weinstube „Wilhelm Horn“ mit der gesamten Produktpalette der Horns befand. In der Kulturstätte locken heute neben den Spirituosen vor allem Konzerte, Lesungen, Theater und Tanz in die urigen Räumlichkeiten.

Der Kümmellikör heute: Eiskalter Digestif, Gosenschnaps oder Longdrink


2005 kaufte der Leipziger Brau- und Gaststättenbetrieb Bayerischer Bahnhof die Rechte an der Marke und stellt seitdem neben dem Original Leipziger Allasch auch die Leipziger Gose in gewohnter Rezeptur her. Der Name Horn lebt auch auf dem Etikett fort. Während die Herstellung des Original Allasch in Lettland 1944 endete, erfreut sich der Kümmelschnaps in Leipzig noch heute großer Beliebtheit. Als süßer und hochprozentiger Kümmellikör passte er gut zur Gose, sodass die Leipziger obergärige, leicht säuerliche Bierspezialität in Kombination mit dem Allasch als „Regenschirm“ bekannt wurde. Da dieser bei den Gästen seit dem Import 1830 in den ca. 80 Gosenschänken und Goseausschankstellen auf großen Anklang stieß, prägten sich auch der Spruch „Ohne Allasch bleibt die Gose allezeit `ne halbe Chose!“ und der Begriff „Gosenschnaps“ ein.

Eiskalt serviert nach einem reichhaltigen Essen wird dem Kümmelschnaps eine verdauungsfördernde Wirkung nachgesagt. Wem der pure Allasch zu viel des Guten ist, der sollte die Mixgetränke probieren, die auf der hochprozentigen Leipziger Spezialität basieren. Beim Drachen-Allasch etwa handelt es sich um einen erfrischenden Longdrink aus Allasch, Wodka, Ananassaft, Likör 43, Sauerkirschsaft und Soda. Wer eine Allasch-Limonade bestellt, der erhält eine Mischung aus Zitronensaft und Zuckersirup versetzt mit Echtem Leipziger Allasch. 

Der Leipziger Allasch wird heute in zahlreichen Leipziger Lokalitäten wie Gasthaus und Gosebrauerei Bayerischer BahnhofGosenschenke „Ohne Bedenken“Barthels Hofund Lutherburg ausgeschenkt. Er kann aber auch im Einzelhandel und in der TouristInformation Leipzig käuflich erworben werden.

Bildergalerie - Leipziger Allasch

Lagovida – das Ferienresort am Störmthaler See

Großpösna
Hafenstraße 1 / Störmthaler See

Das 2014 erbaute Ferienresort Lagovida befindet sich unmittelbar am Störmthaler See im Leipziger Neuseenland. Bei einem Aufenthalt in den individuellen Ferienhäusern, Appartements oder auf dem Wohnmobilareal bietet sich den Besuchern ein Panoramablick über den See. Das Resort zeichnet sich durch sein Mittelmeer-Flair aus und ist Ausgangspunkt für Wander- und Fahrradausflüge in das Umland.

Maritimes Flair neben der Großstadt


Lagovida wurde am 27. Juni 2014 nach nur 14 Monaten Bauzeit eröffnet. Der Entwurf stammt von den Architekten Andreas Hipp und Rüdiger Renno. Getreu dem Wortlaut „Lagovida“ – Leben am See – genießen alle Besucher in ihren Unterkünften einen malerischen Seeblick.

Im Zentrum des Ferienresorts liegt das Haupthaus Hotel Casa Marina mit 36 modernen und elegant ausgestatteten Doppelzimmern. Von hier aus haben die Besucher einen Rundumblick über See und Hafen. Das Restaurant Casa Marina im Erdgeschoss bietet direkt mit 200 Plätzen im Restaurant und auf der Hafenterrasse regionale Spezialitäten mit monatlich variierenden Speisen an. Im Rahmen des „kulinarischen Veranstaltungskalenders“ können die Gäste an verschiedenen Terminen im Jahr beispielsweise ein Herbst-Abend-Buffet, ein Krimi-Dinner oder einen Advents-Lunch erleben und genießen. Im Hotel Marina gibt es außerdem drei Tagungs- und Veranstaltungsräume: Der Raum „Gruna“ bietet Platz für bis zu 15 Personen, während der Raum „Magdeborn“ mit Weitblick über den See bis zu 35 und der Raum „Strandgut“ – ebenfalls mit Panoramablick – bis zu 40 Personen aufnehmen kann. In den sechs benachbarten und individuell ausgestatteten Ferien-Appartements „Kapitänskajüte“ genießen die Urlauber auf mehr als 55 Quadratmetern Wohlfühlatmosphäre. Die für zwei Personen ausgelegten Appartements verfügen über Panoramafenster mit Zugang zum Balkon mit Blick über den Hafen sowie einen öffentlichen Badestrand.

Im Grunaer Bogen befinden sich weitere vier Ferien- und Familien-Appartements mit unterschiedlichen Wohnungstypen: Das 71 Quadratmeter große Ferien-Appartement „Seglerhütte“ im Erdgeschoss ist mit einer kleinen Terrasse sowie einer Infrarotkabine ausgestattet und für bis zu vier Personen ausgelegt. Der 96 Quadratmeter große „Ankerplatz“ im Obergeschoss verfügt über zwei Schlafzimmer sowie eine teilüberdachte Terrasse. Er ist ebenfalls für bis zu vier Personen geeignet. Im „Piratennest“, bestehend aus zwei separaten Wohneinheiten und einer Gesamtfläche von 113 Quadratmetern im Erd- und Obergeschoss für bis zu sechs Gäste, befindet sich eine Infrarotkabine sowie eine großflächige, teilüberdachte Terrasse auf dem Dach. Der „Leuchtturm“ ist das größte Familien-Appartement und bietet auf 130 Quadratmetern im Erd- und Obergeschoss Platz für bis zu acht Personen. Er ist ebenfalls mit einer teilüberdachten Terrasse und einer Infrarotkabine ausgestattet.

SEEle baumeln lassen am türkisblauen Wasser


Neben den Appartements verfügt Lagovida ebenfalls über 14 partiell über dem Wasser stehende Hafenhäuser im Maisonette-Stil. Über die großzügig angelegten Panoramafenster gelangen die Gäste direkt auf die Terrasse und genießen einen Rundumblick über die Hafen- und Seenlandschaft. Auf mehr als 73 Quadratmetern bieten die stilvoll gestalteten Hafenhäuser Platz für jeweils bis zu vier Personen und sind mit Kamin, Infrarotkabine und Trockensauna ausgestattet. Ein weiteres Highlight der Ferienanlage sind die unmittelbar am Seeufer gelegenen 23 Dünenhäuser mit direktem Zugang zu einem eigenen Strandabschnitt. Diese stehen für bis zu zwei Personen auf 57 Quadratmetern oder für bis zu vier Personen auf 71 Quadratmetern zur Verfügung. Die modern gestalteten Dünenhäuser sind jeweils mit einer Infrarotkabine, einer Trockensauna, einem Wohnzimmerkamin sowie einer möblierten Sonnenterrasse ausgestattet.

Der neben der Casa Marina gelegene moderne Wohnmobilhafen verfügt über 45 befestigte Stellplätze für Wohnmobile und Wohnwagen. Dank des terrassierten Aufbaus des Geländes ermöglicht er von jedem Stellplatz aus einen weitläufigen Bick über den Störmthaler See. Dieumfassende Ausstattung der Sanitäranlagen sowie die hohe Funktionalität, unter anderem durch einen eigenen Strom-, Wasser- und Schmutzwasseranschluss auf jedem Stellplatz, machen ihn zu einem der modernsten Wohnmobilplätze der Region. Im Zentrum der Anlagebefindet sich ein Kinderspielplatz, eine Tischtennisplatte, eine Minigolfanlage mit 18 Bahnen sowie unmittelbar neben der Casa Marina der 2021 eröffnete Abenteuerspielplatz. Unterhalb des Wohnmobilhafens gibt es außerdem einen öffentlichen Badestrand.

Natürliche Idylle trifft auf Aktivsport: Von Saunaboot bis Surfkurs


Die Hafenanlage des Lagovida inmitten der Grunaer Bucht bietet neben den Landliegeplätzen zusätzlich 120 Wasserliegeplätze für Tages-, Gast- und Saisonlieger. Sie ist mit einer Slipanlage sowie Versorgungssäulen für Trinkwasser und Strom ausgestattet. Direkt an der Steganlage befindet sich außerdem ein externer Bootsverleih für führerscheinfreie 15 PS Motorboote für maximal acht Personen. Vom Hafen ausgehend können die Besucher mit dem Boot zur auf dem Störmthaler schwimmenden Vineta fahren oder eine Überfahrt zum angrenzenden Markkleeberger See über die Harth-Schleuseunternehmen. Auch Entspannungs- und Actionsuchende kommen hier auf ihre Kosten: Wer Lust hat, die Seele baumeln zu lassen, der kann einen Aufenthalt auf dem schwimmenden Saunaboot buchen. Wem eher nach Abwechslung und Nervenkitzel zumute ist, der sollte in der gegenüber vom Hafen liegenden Surfschule vorbeischauen. Bei schönem Wetter lässt sich vom Sportboothafen aus ein beeindruckender Sonnenuntergang beobachten.

Das Ferienresort Lagovida eignet sich dank des ausgebauten Rad- und Wanderwegenetzes als idealer Ausgangspunkt für Ausflüge in das Leipziger Neuseenland und die Region. Hierbei bietet sich auch der 23 Kilometer lange Fahrradrundweg um den Störmthaler See an.Vor Ort gibt es hierfür einen Fahrradverleih sowie Fahrradunterstellmöglichkeiten.

Bildergalerie - Lagovida – das Ferienresort am Störmthaler See

Kongresshalle am Zoo Leipzig

Pfaffendorfer Straße 31
Ortsteil: Zentrum-Nordwest

Die 1900 erbaute Kongresshalle ist ein vom Congress Center Leipzig der Leipziger MesseGmbH sowie dem Zoo Leipzig betriebenes Kongress- und Tagungszentrum. Das historische Gebäude im Stil der Gründerzeit ist auch Austragungsort kultureller Veranstaltungen. Heute bieten 15 Säle und Räume Platz für Kongresse, Tagungen und Veranstaltungen in unmittelbarer Nachbarschaft zum Zoo Leipzig.

Ausgangspunkt Zoo – zwischen Glanz und Not im 20. Jahrhundert


Die Kongresshalle am Zoo Leipzig hat ihren Ursprung in der Gründung des Zoologischen Gartens 1878 durch Ernst Pinkert. Durch die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft des damaligen Privatzoos im Jahr 1899 wurden zahlreiche Erweiterungen notwendig. Dazu zählte das 1899/1900 nach Plänen des Leipziger Architekten Heinrich Rust erbaute repräsentative Gesellschaftshaus des Zoologischen Gartens unmittelbar neben dessenEingang. Dieses entwickelte sich zu einem bedeutenden Ort bürgerlicher Fest- und Vereinskultur, wo bis 1914 neben Konferenzen, Tagungen und politischen Veranstaltungenauch hunderte Konzerte, Theateraufführungen und Feiern stattfanden. Der 1919 geschlossene Mietvertrag mit der Technischen Messe GmbH markierte die erstmalige Nutzung des Gesellschaftshauses für Messeveranstaltungen. Nach Ende des Ersten Weltkriegs wurde der Veranstaltungsbetrieb in den zwanziger und dreißiger Jahren wieder aufgenommen und bestand trotz der Eingriffe durch das Naziregime bis zum April 1945 fort.

Zentrum und Aushängeschild des Leipziger Kulturlebens


Ein Jahr nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war das Leipziger Stadtbild von Ruinen geprägt. Der Alltag und das kulturelle Leben kehrten nur langsam in die Messestadt zurück, da viele Kulturstätten, darunter das Gewandhaus, zerstört waren. Das neoromanische Gesellschaftshaus am Zoo hatte den Krieg fast unbeschadet überstanden, so dass es 1946 instandgesetzt und als „Kongresshalle Leipzig“ zum neuen kulturellen Zentrum der Stadt ausgebaut wurde. Nun diente es als Bühne für Schauspiel, Musik, Sport und Politik. Bereits im Mai 1946 fand in den Räumlichkeiten der Kongresshalle die Leipziger Frühjahrsmesse statt. Am Eröffnungstag spielte das Gewandhausorchester unter der Leitung des Generalmusikdirektors Paul Schmitz vor knapp 2.000 Gästen. Im September 1946 wurde der Große Saal wiedereröffnet und war fortan Spielstätte für das Große Sinfonieorchester des Senders Leipzig, das Theater der Jungen Welt und die Deutsche Volksbühne Leipzig. Von 1947 bis zur Eröffnung des neuen Gewandhauses auf dem Augustusplatz im Jahr 1981 diente der Saal dem Gewandhausorchester als Spielstätte. 1948 erhielt die Kongresshalle eine eigene Orgel und mauserte sich zu einem Ort erstklassiger Konzertkulturmit Gastspielen von international bedeutsamen Orchestern, darunter die Tschechische Philharmonie Prag und die Berliner Philharmonie.

Neben Konzerten und allabendlichen Tanz- und Theaterveranstaltungen war die Kongresshalle auch Austragungsort für politische Kongresse und Sportevents, wie die Gründungsfeier der Deutschen Hochschule für Körperkultur (DHfK) im Jahr 1950 und und der 4. Weltgewerkschaftskongress im Jahr 1957. Die legendären Tanzveranstaltungen fanden bis in die 1980er Jahre im Großen Saal auf einem der europaweit größten schwingenden Böden statt. Zauberkünstler, Artisten und Jazzbands boten neben Auftritten von namhaften Stars wie Udo Jürgens, Roy Black und Costa Cordalis regelmäßig bunte Abendprogramme. Fester Bestandteil des Veranstaltungskalenders waren seit 1978 die Leipziger Jazztage. 1988 musste die Kongresshalle – zu dieser Zeit bedeutendste Kulturstätte Leipzigs – aufgrund von Baufälligkeiten und eines Brandes im Bühnenbereich des Weißen Saals 1989 geschlossen werden.

Der lange Weg zum modernen Kongresszentrum im Jugendstil-Ambiente


Im Jahr 1992 wurden erste Reparaturen an den Turmaufbauten und dem Dach des Traditionshauses vorgenommen, 1993 waren die Außensanierungen weitgehend abgeschlossen und Teile des Gebäudes wurden sporadisch genutzt. Nach mehreren Jahren des Leerstands setzte sich ab 2001 die „Bürgerinitiative Kongresshalle“ für deren Erhalt ein. 2007 zog das Krystallpalast Varieté mit seinem Spiegelzelt in den Großen Saal ein und bespielte dieses bis zum Sommer 2010. Mit dem städtischen Beschluss zur umfassenden Sanierung und Umgestaltung zu einem modernen Kongress- und Tagungszentrum 2009 wurde schließlich der Grundstein für die neue Kongresshalle gelegt. Der Zoo Leipzig übernahm die Bauherrschaft und die Leipziger Messe wurde zum wirtschaftlichen Betreiber. Den von der Stadt Leipzig ausgeschriebenen Wettbewerb zur Renovierung der Kongresshalle 2009 entschied das Leipziger Architektenbüro Hentrich-Petschnigg und Partner (HPP) unter der Leitung von Gerd Heise für sich. Der in zwei Abschnitte gegliederte Bau umfasste neben der Sanierung und Rekonstruktion der historischen Säle im Stil ihrer Bauzeit auch die Erweiterung des denkmalgeschützten Bestandes der Kongresshalle um einen Neubau des Nordflügels mit zusätzlichen Sälen.

Nach Abschluss der Arbeiten wurde die Kongresshalle am 29. Mai 2015 feierlich mit einem Festakt wiedereröffnet, bei dem auch der Thomanerchor auftrat. Seitdem bereichert sie die Kongress- und Tagungsbranche um einen attraktiven Standort der Leipziger Messe im Herzen der Innenstadt. Dabei handelt es sich europaweit um das einzige moderne Kongresszentrum im Jugendstil-Ambiente.

Historie und Moderne vor zoologischen Tropenwelten


Zwischen dem Haupteingang des Zoos und dem Gondwanaland prägt die 77 Meter lange Kongresshalle mit dem charakteristischen 50 Meter hohen Turm die Silhouette des Zoos. Sie bietet auf drei Tagungsebenen und einer Ausstellungsebene mit mehreren Foyer- und Loungeflächen sowie 15 Sälen und Räumen Platz für 10 bis 1.200 Personen. In der Kongresshalle sorgt die Verbindung zwischen alten und neuen Architekturelementen für eine besondere Atmosphäre. Jugendstil- und Art-déco-Details aus der Erbauungszeit wurden freigelegt und restauriert. Diese Verbindung verschiedener Stile verleiht jedem Saal einen individuellen Charakter.

An der Spitze der pyramidenförmig angeordneten Säle befindet sich der Große Saal. Das in seiner ursprünglichen Kubatur von 1900 erhaltene Herzstück des Gebäudes liegt auf der Tagungsebene 0. Der traditionsreiche Saal im Jugendstil mit seiner bis zu 16 Meter hohen Gewölbedecke und einer Fläche von rund 1.000 Quadratmetern bietet Platz für über 1.000 Personen. Auch der Weiße Saal beeindruckt durch seine Höhe und Weite. Einen Kontrast zwischen Historie und Neuzeit stellen der aus dem ehemals opulent geschmückten „Pfauensaal“ umgestaltete Bach-Saal in der Neobarock-Fassung von 1947 und der moderne, neu errichtete Telemann-Saal dar. Die Tagungsebene 0 wird außerdem durch den Händel-Saal und den Richard-Wagner-Saal ergänzt. Das Restaurant im Richard-Wagner-Saal erhielt an der Westseite den Palmensaal als eigene Räumlichkeit und dient dem Zoo Leipzig als gastronomischer Betrieb. Auf der Tagungsebene 1 befinden sich der Schumann-Saal, der benachbarte Mahler-Saal, der Goethe-Saal sowie der Schiller-Saal. Hinzu kommen der auf der Tagungsebene 2 gelegene Lessing-Saal und der Leibnitz-Saal.

An das historische Gebäude der Kongresshalle schließt sich der Neubau in Form eines dunkel gehaltenen Glaskörpers mit moderner Fassade aus weißen Betonelementen und schmalen weißen Betonsäulen an, wodurch er als eigenständiger Bau wahrgenommen hat. Der neu erbaute Telemann-Saal stellt das Bindeglied zwischen dem historischen Hauptbaukörper mit dem Konzertgarten dar und knüpft optisch mit seiner Fassade aus überlagerten Spitzbögen an die gotischen Fenster des Weißen Saales an.

Bildergalerie - Kongresshalle am Zoo Leipzig

Historisches Bildmaterial - Kongresshalle am Zoo Leipzig

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