Bildlexikon Leipzig

Leipziger Lerche

u.a. Brühl 14-16 (Handwerksbäckerei Kleinert), Thomaskirchhof 11 (Café Kandler), Brüderstraße 6 (Café Corso)

Die „Leipziger Lerche“ ist eine traditionelle Konditorspezialität in Form einesMürbeteiggebäcks gefüllt mit Marzipan und Konfitüre. Im Zuge des Jagdverbots auf die gleichnamigen Singvögel und deren Verzehr 1876 kreierten Leipziger Konditoren als Entschädigung das süße Gebäck, welches noch heute in vielen traditionellen Bäckereien und Cafés verkauft wird.

Eine herzhafte Leipziger Delikatesse


Nicht nur das uralte Messewesen und die reiche Musiktradition verliehen Leipzig internationale Anerkennung: Auch zahlreiche Spezialitäten sind weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt. Dazu zählt die Leipziger Lerche, ein Mürbeteiggebäck, dessen Herstellung auf einer interessanten Geschichte beruht.

Die Geschichte der Leipziger Lerche reicht bis ins 18. Jahrhundert zurück. Die Feldlerche galt zu dieser Zeit als kulinarische Spezialität in der Messestadt. In den Herbstmonaten von September bis November zogen die Singvögel in Richtung Süden und machten zwischen Elbe und Saale Station. Während dieser Zeit wurden in den Leipziger Flussauen etwa 1,5 Millionen Lerchen von Vogelfängern gefangen und später mit Kräutern und Eiern gebacken.Unmittelbar nach der Jagd wurden die kleinen Singvögel gerupft, einzeln in Papier gewickelt, in Kisten verpackt und ins In- und Ausland bis nach Moskau und Amerika versendet. Die reichen Leipziger Bürger konnten das Festtagsgericht von den „Lerchenfrauen“ erwerben, welche dieses im Salzgässchen, serviert mit Sauerkraut, im Speckmantel oder als gefüllte Pastete, feilboten. 

Die martialischen Anweisungen zeitgenössischer Kochbücher lauteten etwa folgendermaßen: „Man rupft die Lerchen, zieht die Haut vom Kopf, sengt und wischt sie aus. Dann sticht man die Augen aus, reißt die untere Schnabelhälfte mit der Gurgel und dem Schlunde ab, haut die Krallen und die Flügel ab, nimmt den Magen heraus, biegt die Füße um und klemmt sie zwischen die Keulen. Diese legt man über Kreuz und biegt den Kopf nach den Keulchen um, dann sengt man die Vögel ab. Man brät sie in reichlich Butter, langsam gelbbraun, lässt dann geriebene Semmel in der Butter bräunlich werden, legt die Lerchen in eine heiße Schüssel und richtet Butter und Semmel darüber an. Man kann auch nach Belieben einige Wachholderbeeren mit den Lerchen in die Butter legen, so auch mit der Semmel gehackte Petersilie mit durchschwitzen lassen.“ 

Schlägt man im „Leipziger Koch-Buch“ der Susanne Eger aus dem Jahr 1745 nach, dann Findet man unter dem Stichwort „Lerchen“ folgendes Rezept: „Lerchen gefüllt. Wenn die Lerchen gerupft, so blase sie an dem Halse mit einem Feder- Kiel auf, nimm frischen Speck, Hühner- Lebern, Ingber, Pfeffer, Muscatenblumen, ein wenig, Saltz, hacke es untereinander, thue Butter in einem Pfännlein zum Feuer, rühre die Fülle darein, nebst einem Eyer- Dotter. Siehe, dass die Fülle nicht zu dicke werde. Thue es bey dem Hals durch ein klein Trichterlein ein, saltze sie, und binde sie in Lorbeer- Blätter, stecke sie an, brate sie fein gemach, dass sie nicht aufspringen, begiesse sie mit zerlassener Butter.“

Einen warnenden Zusatz führte das 1811 erschienene „Leipziger bürgerliche Koch- Back- und Wirthschaftsbuch für angehende Hausmütter und Köchinnen“ auf: „Man nehme sich bey dem Lerchenessen in Acht, dass man keine kleinen Beine mit verschlinge…“

Das Ende der Lerchenjagd


Das boomende Geschäft der Leipziger Kaufmannschaft führte allmählich zur Überjagung der mittlerweile vom Aussterben bedrohten Singvögel, die dem Menschen durch Vertilgen schädlicher Insekten nützlich waren. Die preußische Poetin Friederike Kempner empörte sich deshalb in einem ihrer Reime: 

Die friedlichen Sänger des Feldes,
Ach nackt und zum Fraße bereit,
Ihr werdet doch Lerchen nicht essen?
Mein Gott, ihr wär`t nicht gescheit!
Die Lerche, die wahre Poetin,
Zum Himmel schwingt sie sich auf,
Ihr Nestlein sorglos am Boden,
Die Senner treten darauf.
In Leipzig aber schlachten
Die singenden Kehlchen sie,
Ach nackt und klein zum Erbarmen,
Ein Schlachten der Poesie!

Bei einem starken Unwetter im August 1860 wurden weitere tausend Singvögel vom Hagel erschlagen, woraufhin die vom grausigen Anblick verschreckten Leipziger Gastwirte die Lerchen von der Speisenkarte nahmen. Vogelfreunde forderten daraufhin energisch ein Jagdverbot auf die fast ausgerotteten Tiere. Durch die anhaltenden Proteste untersagte der sächsische König Albert I. im Jahr 1876 endgültig den Lerchenfang. Die Lerche wurde per Gesetz von der Liste jagdbarer Vögel gestrichen und die Stadt Leipzig verlor damit eine über hundert Jahre alte Einnahmequelle. So wurden für ein Schock – 60 Stück – immerhin bis zu 20 Pfennig als Abgabe gefordert. 

Süßes Traditionsgebäck im Mürbeteigmantel


Um die betrübten Leipziger Gourmets zu entschädigen, kreierten pfiffige Leipziger Konditoren anstatt des gebratenen Vogels ein Mürbeteiggebäck in Form einer Pastete gefüllt mit Marzipan, Mandeln, Nüssen sowie Erdbeerkonfitüre und nannten es „Leipziger Lerche“. Die Konditorspezialität wurde den Singvögeln nachempfunden, wobei die äußere Form an ein Vogelnest erinnert, während die beiden über Kreuz aufgelegten Mürbeteigstreifen den einstigen Faden darstellen, mit welchem das gefüllte Tier zusammengehalten wurde. Bis heute werden die “Leipziger Lerchen” per Hand in sieben verschiedenen Arbeitsgängen nach einem alten Rezept angefertigt. Die Füllung variiert zwischen Kirsch-, Erdbeer- oder Aprikosenkonfitüre.

So erfolgt die Zubereitung: Mürbeteig nach Grundrezept, Erdbeerkonfitüre, 80 g Margarine, 125 g Zucker, Salz, 2 Eier, 100 g Mehl, 125 g gehackte süße Mandeln oder Kokosraspeln, 5 geriebene bittere Mandeln, 4 Esslöffel Milch, 3 Esslöffel Rum oder Cognac. Leicht gefettete Förmchen mit dünn ausgerolltem Mürbeteig auslegen und jeweils einen Klecks Konfitüre darauf geben. Die schaumig gerührte Margarine mit allen Zutaten (1 Eigelb zurückbehalten) vermengen. Die Masse in die Förmchen füllen, obendrauf kreuzweise zwei schmale, abgerädelte Teigstreifen legen und mit dem verquirlten Eigelb bepinseln. Bei Mittelhitze 25 Minuten backen. Als Gipfel der Verfeinerung gilt eine in die Marzipan-Mandel-Füllung eingebettete Maraschino-Kirsche!

Die „Leipziger Lerche“ ist heute die beliebteste Leipziger Spezialität und in den meisten Bäckereien sowie in vielen Cafés und Restaurants erhältlich. Für die Touristen stellt sie ein originelles Mitbringsel dar, denn Geschäfte wie die Handwerksbäckerei Kleinert, das Café Kandler oder das Café Corso verkaufen die „Leipziger Lerche“ in zahlreichen Variationen. Sie wird zusammen mit einer kleinen Geschichte hübsch verpackt angeboten.

Bildergalerie - Leipziger Lerche

Leipziger Allerlei

u.a. Zills Tunnel, Weinstock, Auerbachs Keller, Barthels Hof, Ratskeller, Max Enk
Ortsteil: Zentrum

Das „Leipziger Allerlei“ gilt als Leipzigs bekannteste Spezialität. Dabei handelt es sich um ein Hauptgericht, welches traditionell aus jungem Frühlingsgemüse, Morcheln, Flusskrebsen und Semmelklößchen zubereitet und in den Frühlingsmonaten serviert wird. Die Ursprünge der regionalen Spezialität reichen bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts zurück. Am 25. September 2021 wurde auf dem Leipziger Markt mit der weltweit „größten Portion Leipziger Allerlei“ ein offizieller Weltrekord aufgestellt.

Zwischen lokaler Spezialität und „Arme-Leute-Essen


Als bekannteste kulinarische Spezialität Leipzigs gilt das „Leipziger Allerlei“, ein Hauptgericht aus Frischgemüsen. Erstmals schriftlich erwähnt wurde das Gericht im sehr ausführlichen und weit verbreiteten Kochbuch der Susanna Eger im Jahr 1745. Zu dieser Zeit verwendete man das, was Boden und Gegend hergaben. Die Stadt war von einem der dichtesten Wälder Europas, dem Auwald, umgeben. Auf dem fruchtbaren Ackerboden wuchsen zahlreiche Pilze, wie Spitzmorcheln, verschiedene Gemüse – und in den Wasserläufen wimmelte es von Flusskrebsen. Die Gastwirte boten das Gericht in der Regel von März bis August an. Insbesondere im 19. und 20. Jahrhundert erlangte die lokale Spezialität große überregionale Bekanntheit und wurde häufig in den Werbeinseraten der Leipziger Gaststuben erwähnt. So warb etwa der Gastwirt von „Lindners Ruhe“ im Gosendorf Eutritzsch mit den Worten „…empfehle ich mich mit Allerlei, großen Krebsen, Entenbraten…“. Die Empfehlung des Allerleis an erster Stelle war vermutlich kein Zufall. Die Herkunft der Bezeichnung „Allerlei“, welche sich um 1900 einbürgerte, ist unklar, die Ergänzung „Leipziger“ scheint das Gemüsegericht jedoch erst mit der Aufnahme in diverse Kochbücher erhalten zu haben. Bis zum Zweiten Weltkrieg galt das Leipziger Allerlei in zahlreichen Familien als typisches Pfingstessen.

Der Überlieferung nach sollten zu Beginn des 19. Jahrhunderts nach den Napoleonischen Kriegen Steuereintreiber und Bettler aus der reichen Stadt vertrieben werden. Statt gutem Speck sollte nur Gemüse auf den Tisch kommen und anstelle des reichhaltigen Allerleis sollte lediglich eine Schüssel Gemüsebrühe ohne Flusskrebse serviert werden, so dass sich die Steuereintreiber und Bettler lieber nach Dresden und Halle orientierten. Diese Gepflogenheit und die Tatsache, dass die Spezialität ab 1900 als „Winter-Allerlei“ aus der Konservendose oder zu DDR-Zeiten als zerkochte Sättigungsbeilage in den Schul- und Betriebskantinen angeboten wurde, sorgten allmählich für den Ruf eines „Arme-Leute-Essens“. Hinzu kam die Ende des 19. Jahrhunderts aus Nordamerika eingeschleppte Krebspest, welche die Edelkrebsbestände in Deutschland nachhaltig dezimierte. Aus diesem Grund werden die Schalentiere heute zumeist aus dem Ausland bezogen und gelten als Delikatesse.

Das Original-Allerlei: Frühlingsgericht von „nur jungen Gemüsen“


Das Markenzeichen des typischen Leipziger Allerleis waren schon immer die jungen und frischen Gemüse. Aus diesem Grund begann die „Allerlei-Saison“ im Mai bzw. Juni und endete im September. Trotz der späteren Verwendung von Konserven blieb das Qualitätskennzeichen die Frische des leichten und geschmackvollen Frühlingsgerichts. Wirte warben stets mit den Worten „Heute Allerlei von nur jungen Gemüsen“. Entsprechend des klassischen überlieferten Rezepts zählen neben den verschiedenen jungen Gemüsesorten, darunter – je nach Jahreszeit – Blumenkohl, Erbsen, Möhren, Kohlrabi und Spargel, auch Semmelklößchen, Morcheln und Krebsschwänze dazu. Abgerundet wird der Klassiker mit aromatischer Krebsbutter. Wichtig war, dass das Gemüse getrennt gedünstet und erst auf dem Teller mit frischem Grün garniert wurde. Das Original „Leipziger Allerlei“ wird üblicherweise ab April serviert, da zu diesem Zeitpunkt die Schonzeit der Flusskrebse endet, die Spargelsaison beginnt und das Junggemüse frisch geerntet wird.

Die Zubereitung des Original-Rezepts sieht folgende Teilschritte vor: Zunächst wird das Gemüse, darunter etwa junger Kohlrabi, grüne Erbsen, ein Bund Spargel, eine Rose Blumenkohl und ein Bund Karotten, geputzt und gleichmäßig geschnitten. Der Kohlrabi, die Schotenkörner und die Karotten werden jeweils separat in Butter gedünstet, während die Blumenkohlröschen im mit Salz und Butter zugesetzten Milchwasser gekocht werden. Der geschnittene Spargel wird in einer Fleischbrühe gegart und die Morcheln in Butter weich gedämpft. Die gesottenen Krebsschwänze werden zerteilt, die ausgebrochenen Schwänze beiseite gelegt und die geputzten Nasen mit Salz abgerieben. In schaumig gerührter Butter werden vier Eidotter und der Eischnee mit abgeriebener Muskatnuss und Semmelbröseln vermengt. Ein Teil der Masse wird in die Krebsnasen gefüllt und diese anschließend in Butter hellbraun gebacken, aus dem anderen Teil werden Klößchen geformt. Letztere werden fünf Minuten in Salzwasser gekocht. Aus einer Mehlschwitze sowie Spargel- und Blumenkohlwasser wird eine dicke Soße gekocht, welche auf das in eine Schüssel gefüllte Mischgemüse gegeben wird. Die Klößchen und Krebsschwänze werden dazugegeben, alles mit brauner Butter beträufelt und obenauf die Morcheln und Krebsscheren drapiert.

Neben dieser klassischen Zubereitung gibt es weitere Variationen des Gerichts, darunter eine etwas einfachere Variante, bei welcher die Krebsschwänze und Semmelklößchen weggelassen und anstatt der Morcheln Champignons verwendet werden. Die Soße wird mit Sahne verfeinert und das Gemüse mit frischer Petersilie garniert.

Eine halbe Tonne Allerlei auf dem Leipziger Markt…


Im Rahmen der 44. Leipziger Markttage erzielte der Internationale Kochkunstverein Leipzig 1884 e.V. am 25. September 2021 einen offiziellen Weltrekord mit der weltweit „größtenPortion Leipziger Allerlei“. Mit 542 Kilogramm Zutaten wurden die insgesamt 40 Köche auf dem Markt mit der offiziellen Urkunde des Rekord-Instituts für Deutschland ausgezeichnet.Ziel der Aktion war es außerdem, die Öffentlichkeit wieder auf das Originalrezept der Spezialität aufmerksam zu machen und das Gericht von seinem oftmals als spießig angesehenen Image zu befreien. Die zubereitete Portion wurde nach der Zertifizierung durch den Rekordrichter Rolf Allerdissen zum Verzehr freigegeben.

Bildergalerie - Leipziger Allerlei

Leipziger Allasch

Bayrischer Platz 1 (Gasthaus und Gosebrauerei Bayerischer Bahnhof)
Ortsteil: Zentrum-Südost

Der Leipziger Allasch ist ein unter Verwendung von Kümmeldestillat hergestellter Kümmellikör, der sich durch einen hohen Alkoholgehalt von etwa 38% vol., ein starkes Kümmelaroma und einen hohen Zuckerzusatz auszeichnet. Er wurde 1830 von Handelsleuten aus Riga zur Leipziger Messe importiert und ab 1923 in der Branntwein- und Likörfabrik von Wilhelm Horn hergestellt. Die Leipziger Traditionsspirituose wird noch heute nach dem überlieferten Horn’schen Rezept hergestellt.

„Einen kümmeln geh’n“: Wie der Allasch in die Reichsmessestadt gelangte


Der Leipziger Allasch ist, ebenso wenig wie das Leipziger Allerlei, die Leipziger Lercheund die Gose, nicht mehr aus Leipzig wegzudenken. Seine Geschichte reicht bis zur frühen Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. Der Name des Kümmelschnapses leitet sich vom Gut Allaži bei Riga in Lettland ab, wo der Allasch seit 1823 von der Familie von Blanckenhagen ursprünglich hergestellt wurde. Im Jahr 1830 exportierten baltische Handelsleute ihn zur Leipziger Messe, wo der Schnaps schnell auf Freunde stieß. Die ortsansässigen Destillerien begannen alsbald selbst mit der Herstellung des Digestifs, der sich zu einer beliebten Spirituose in der Region entwickelte. Der Kümmellikör zählte lange Zeit als eine der meistgetrunkenen Spirituosen in Deutschland. Sogar der Ausdruck „Einen kümmeln geh’n“ bürgerte sich als Synonym für den Kneipenbesuch ein. Seit 1923 wurde der „Echte Leipziger Allasch“ in der traditionsreichen, von Wilhelm Horn gegründeten, Branntwein- und Likörfabrik hergestellt. In Zeiten von hoher Inflation, die sich „nur im Suff ertragen ließen“, versuchte Wilhelm Horn im krisenfest gewähnten Spirituosengeschäft sein Glück: Am 26. Januar 1923 verwirklichte der Rheinländer seine Geschäftsidee und eröffnete in der Menckestraße neben dem Schillerhaus seine Branntwein- und Likörfabrik. Unter dem Motto „Horn – die Marke für jedermann“ traf er den Zeitgeist, da die „goldenen Zwanziger“ wieder mehr Optimismus unter die Leute brachten.

In Zeiten der Muster-Messe zog es zahlreiche Besucherströme in das prosperierende Leipzig und kaum ein Besucher verließ die Stadt, ohne die berüchtigte Gose zumindest probiert zu haben. Zu dieser Zeit erlebte auch der Kümmel aus dem Hause Horn einen Aufschwung. Die Destillateure verfeinerten die Rezeptur des Allasch und der Digestif wurde zu einer Edelmarke und einem Leipziger Original. Die Geschäftsräume in Gohlis wurdenbald zu klein, woraufhin die Fabrik 1927 ihre erste Verkaufsstelle in der Arndtstraße 33 eröffnete. Dort explodierte der Verkauf geradezu und das Unternehmen zählte fortan zu den großen deutschen Likör- und Branntweinproduzenten. Bereits im Jahr 1933 besaß die Firma Wilhelm Horn 29 Verkaufsstellen im gesamten Stadtgebiet sowie Filialen in Wurzen, Weißenfels, Oschatz, Naumburg, Meißen, Grimma, Dresden und Halle. Nach zwischenzeitlicher Vervolkseignung in der DDR-Zeit versuchte Klaus Horn, Sohn des verstorbenen Wilhelm Horns, in den 1990er Jahren einen Neustart mit der Familiemarke. Viele Supermarktketten wollten die Horn-Serie, darunter auch den Leipziger Allasch, allerdings nicht in ihr Sortiment aufnehmen, da die Leute nach der Wiedervereinigung eher nach Westmarken verlangten, als nach lokalen Produkten. Dies gipfelte in der Insolvenz des Unternehmens. Im April 2005 eröffnete schließlich in der Arndtstraße 33 in der Südvorstadt Horns Erben an jener Stelle, wo sich Jahrzehnte zuvor die Weinstube „Wilhelm Horn“ mit der gesamten Produktpalette der Horns befand. In der Kulturstätte locken heute neben den Spirituosen vor allem Konzerte, Lesungen, Theater und Tanz in die urigen Räumlichkeiten.

Der Kümmellikör heute: Eiskalter Digestif, Gosenschnaps oder Longdrink


2005 kaufte der Leipziger Brau- und Gaststättenbetrieb Bayerischer Bahnhof die Rechte an der Marke und stellt seitdem neben dem Original Leipziger Allasch auch die Leipziger Gose in gewohnter Rezeptur her. Der Name Horn lebt auch auf dem Etikett fort. Während die Herstellung des Original Allasch in Lettland 1944 endete, erfreut sich der Kümmelschnaps in Leipzig noch heute großer Beliebtheit. Als süßer und hochprozentiger Kümmellikör passte er gut zur Gose, sodass die Leipziger obergärige, leicht säuerliche Bierspezialität in Kombination mit dem Allasch als „Regenschirm“ bekannt wurde. Da dieser bei den Gästen seit dem Import 1830 in den ca. 80 Gosenschänken und Goseausschankstellen auf großen Anklang stieß, prägten sich auch der Spruch „Ohne Allasch bleibt die Gose allezeit `ne halbe Chose!“ und der Begriff „Gosenschnaps“ ein.

Eiskalt serviert nach einem reichhaltigen Essen wird dem Kümmelschnaps eine verdauungsfördernde Wirkung nachgesagt. Wem der pure Allasch zu viel des Guten ist, der sollte die Mixgetränke probieren, die auf der hochprozentigen Leipziger Spezialität basieren. Beim Drachen-Allasch etwa handelt es sich um einen erfrischenden Longdrink aus Allasch, Wodka, Ananassaft, Likör 43, Sauerkirschsaft und Soda. Wer eine Allasch-Limonade bestellt, der erhält eine Mischung aus Zitronensaft und Zuckersirup versetzt mit Echtem Leipziger Allasch. 

Der Leipziger Allasch wird heute in zahlreichen Leipziger Lokalitäten wie Gasthaus und Gosebrauerei Bayerischer BahnhofGosenschenke „Ohne Bedenken“Barthels Hofund Lutherburg ausgeschenkt. Er kann aber auch im Einzelhandel und in der TouristInformation Leipzig käuflich erworben werden.

Bildergalerie - Leipziger Allasch

Lagovida – das Ferienresort am Störmthaler See

Großpösna
Hafenstraße 1 / Störmthaler See

Das 2014 erbaute Ferienresort Lagovida befindet sich unmittelbar am Störmthaler See im Leipziger Neuseenland. Bei einem Aufenthalt in den individuellen Ferienhäusern, Appartements oder auf dem Wohnmobilareal bietet sich den Besuchern ein Panoramablick über den See. Das Resort zeichnet sich durch sein Mittelmeer-Flair aus und ist Ausgangspunkt für Wander- und Fahrradausflüge in das Umland.

Maritimes Flair neben der Großstadt


Lagovida wurde am 27. Juni 2014 nach nur 14 Monaten Bauzeit eröffnet. Der Entwurf stammt von den Architekten Andreas Hipp und Rüdiger Renno. Getreu dem Wortlaut „Lagovida“ – Leben am See – genießen alle Besucher in ihren Unterkünften einen malerischen Seeblick.

Im Zentrum des Ferienresorts liegt das Haupthaus Hotel Casa Marina mit 36 modernen und elegant ausgestatteten Doppelzimmern. Von hier aus haben die Besucher einen Rundumblick über See und Hafen. Das Restaurant Casa Marina im Erdgeschoss bietet direkt mit 200 Plätzen im Restaurant und auf der Hafenterrasse regionale Spezialitäten mit monatlich variierenden Speisen an. Im Rahmen des „kulinarischen Veranstaltungskalenders“ können die Gäste an verschiedenen Terminen im Jahr beispielsweise ein Herbst-Abend-Buffet, ein Krimi-Dinner oder einen Advents-Lunch erleben und genießen. Im Hotel Marina gibt es außerdem drei Tagungs- und Veranstaltungsräume: Der Raum „Gruna“ bietet Platz für bis zu 15 Personen, während der Raum „Magdeborn“ mit Weitblick über den See bis zu 35 und der Raum „Strandgut“ – ebenfalls mit Panoramablick – bis zu 40 Personen aufnehmen kann. In den sechs benachbarten und individuell ausgestatteten Ferien-Appartements „Kapitänskajüte“ genießen die Urlauber auf mehr als 55 Quadratmetern Wohlfühlatmosphäre. Die für zwei Personen ausgelegten Appartements verfügen über Panoramafenster mit Zugang zum Balkon mit Blick über den Hafen sowie einen öffentlichen Badestrand.

Im Grunaer Bogen befinden sich weitere vier Ferien- und Familien-Appartements mit unterschiedlichen Wohnungstypen: Das 71 Quadratmeter große Ferien-Appartement „Seglerhütte“ im Erdgeschoss ist mit einer kleinen Terrasse sowie einer Infrarotkabine ausgestattet und für bis zu vier Personen ausgelegt. Der 96 Quadratmeter große „Ankerplatz“ im Obergeschoss verfügt über zwei Schlafzimmer sowie eine teilüberdachte Terrasse. Er ist ebenfalls für bis zu vier Personen geeignet. Im „Piratennest“, bestehend aus zwei separaten Wohneinheiten und einer Gesamtfläche von 113 Quadratmetern im Erd- und Obergeschoss für bis zu sechs Gäste, befindet sich eine Infrarotkabine sowie eine großflächige, teilüberdachte Terrasse auf dem Dach. Der „Leuchtturm“ ist das größte Familien-Appartement und bietet auf 130 Quadratmetern im Erd- und Obergeschoss Platz für bis zu acht Personen. Er ist ebenfalls mit einer teilüberdachten Terrasse und einer Infrarotkabine ausgestattet.

SEEle baumeln lassen am türkisblauen Wasser


Neben den Appartements verfügt Lagovida ebenfalls über 14 partiell über dem Wasser stehende Hafenhäuser im Maisonette-Stil. Über die großzügig angelegten Panoramafenster gelangen die Gäste direkt auf die Terrasse und genießen einen Rundumblick über die Hafen- und Seenlandschaft. Auf mehr als 73 Quadratmetern bieten die stilvoll gestalteten Hafenhäuser Platz für jeweils bis zu vier Personen und sind mit Kamin, Infrarotkabine und Trockensauna ausgestattet. Ein weiteres Highlight der Ferienanlage sind die unmittelbar am Seeufer gelegenen 23 Dünenhäuser mit direktem Zugang zu einem eigenen Strandabschnitt. Diese stehen für bis zu zwei Personen auf 57 Quadratmetern oder für bis zu vier Personen auf 71 Quadratmetern zur Verfügung. Die modern gestalteten Dünenhäuser sind jeweils mit einer Infrarotkabine, einer Trockensauna, einem Wohnzimmerkamin sowie einer möblierten Sonnenterrasse ausgestattet.

Der neben der Casa Marina gelegene moderne Wohnmobilhafen verfügt über 45 befestigte Stellplätze für Wohnmobile und Wohnwagen. Dank des terrassierten Aufbaus des Geländes ermöglicht er von jedem Stellplatz aus einen weitläufigen Bick über den Störmthaler See. Dieumfassende Ausstattung der Sanitäranlagen sowie die hohe Funktionalität, unter anderem durch einen eigenen Strom-, Wasser- und Schmutzwasseranschluss auf jedem Stellplatz, machen ihn zu einem der modernsten Wohnmobilplätze der Region. Im Zentrum der Anlagebefindet sich ein Kinderspielplatz, eine Tischtennisplatte, eine Minigolfanlage mit 18 Bahnen sowie unmittelbar neben der Casa Marina der 2021 eröffnete Abenteuerspielplatz. Unterhalb des Wohnmobilhafens gibt es außerdem einen öffentlichen Badestrand.

Natürliche Idylle trifft auf Aktivsport: Von Saunaboot bis Surfkurs


Die Hafenanlage des Lagovida inmitten der Grunaer Bucht bietet neben den Landliegeplätzen zusätzlich 120 Wasserliegeplätze für Tages-, Gast- und Saisonlieger. Sie ist mit einer Slipanlage sowie Versorgungssäulen für Trinkwasser und Strom ausgestattet. Direkt an der Steganlage befindet sich außerdem ein externer Bootsverleih für führerscheinfreie 15 PS Motorboote für maximal acht Personen. Vom Hafen ausgehend können die Besucher mit dem Boot zur auf dem Störmthaler schwimmenden Vineta fahren oder eine Überfahrt zum angrenzenden Markkleeberger See über die Harth-Schleuseunternehmen. Auch Entspannungs- und Actionsuchende kommen hier auf ihre Kosten: Wer Lust hat, die Seele baumeln zu lassen, der kann einen Aufenthalt auf dem schwimmenden Saunaboot buchen. Wem eher nach Abwechslung und Nervenkitzel zumute ist, der sollte in der gegenüber vom Hafen liegenden Surfschule vorbeischauen. Bei schönem Wetter lässt sich vom Sportboothafen aus ein beeindruckender Sonnenuntergang beobachten.

Das Ferienresort Lagovida eignet sich dank des ausgebauten Rad- und Wanderwegenetzes als idealer Ausgangspunkt für Ausflüge in das Leipziger Neuseenland und die Region. Hierbei bietet sich auch der 23 Kilometer lange Fahrradrundweg um den Störmthaler See an.Vor Ort gibt es hierfür einen Fahrradverleih sowie Fahrradunterstellmöglichkeiten.

Bildergalerie - Lagovida – das Ferienresort am Störmthaler See

Kongresshalle am Zoo Leipzig

Pfaffendorfer Straße 31
Ortsteil: Zentrum-Nordwest

Die 1900 erbaute Kongresshalle ist ein vom Congress Center Leipzig der Leipziger MesseGmbH sowie dem Zoo Leipzig betriebenes Kongress- und Tagungszentrum. Das historische Gebäude im Stil der Gründerzeit ist auch Austragungsort kultureller Veranstaltungen. Heute bieten 15 Säle und Räume Platz für Kongresse, Tagungen und Veranstaltungen in unmittelbarer Nachbarschaft zum Zoo Leipzig.

Ausgangspunkt Zoo – zwischen Glanz und Not im 20. Jahrhundert


Die Kongresshalle am Zoo Leipzig hat ihren Ursprung in der Gründung des Zoologischen Gartens 1878 durch Ernst Pinkert. Durch die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft des damaligen Privatzoos im Jahr 1899 wurden zahlreiche Erweiterungen notwendig. Dazu zählte das 1899/1900 nach Plänen des Leipziger Architekten Heinrich Rust erbaute repräsentative Gesellschaftshaus des Zoologischen Gartens unmittelbar neben dessenEingang. Dieses entwickelte sich zu einem bedeutenden Ort bürgerlicher Fest- und Vereinskultur, wo bis 1914 neben Konferenzen, Tagungen und politischen Veranstaltungenauch hunderte Konzerte, Theateraufführungen und Feiern stattfanden. Der 1919 geschlossene Mietvertrag mit der Technischen Messe GmbH markierte die erstmalige Nutzung des Gesellschaftshauses für Messeveranstaltungen. Nach Ende des Ersten Weltkriegs wurde der Veranstaltungsbetrieb in den zwanziger und dreißiger Jahren wieder aufgenommen und bestand trotz der Eingriffe durch das Naziregime bis zum April 1945 fort.

Zentrum und Aushängeschild des Leipziger Kulturlebens


Ein Jahr nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war das Leipziger Stadtbild von Ruinen geprägt. Der Alltag und das kulturelle Leben kehrten nur langsam in die Messestadt zurück, da viele Kulturstätten, darunter das Gewandhaus, zerstört waren. Das neoromanische Gesellschaftshaus am Zoo hatte den Krieg fast unbeschadet überstanden, so dass es 1946 instandgesetzt und als „Kongresshalle Leipzig“ zum neuen kulturellen Zentrum der Stadt ausgebaut wurde. Nun diente es als Bühne für Schauspiel, Musik, Sport und Politik. Bereits im Mai 1946 fand in den Räumlichkeiten der Kongresshalle die Leipziger Frühjahrsmesse statt. Am Eröffnungstag spielte das Gewandhausorchester unter der Leitung des Generalmusikdirektors Paul Schmitz vor knapp 2.000 Gästen. Im September 1946 wurde der Große Saal wiedereröffnet und war fortan Spielstätte für das Große Sinfonieorchester des Senders Leipzig, das Theater der Jungen Welt und die Deutsche Volksbühne Leipzig. Von 1947 bis zur Eröffnung des neuen Gewandhauses auf dem Augustusplatz im Jahr 1981 diente der Saal dem Gewandhausorchester als Spielstätte. 1948 erhielt die Kongresshalle eine eigene Orgel und mauserte sich zu einem Ort erstklassiger Konzertkulturmit Gastspielen von international bedeutsamen Orchestern, darunter die Tschechische Philharmonie Prag und die Berliner Philharmonie.

Neben Konzerten und allabendlichen Tanz- und Theaterveranstaltungen war die Kongresshalle auch Austragungsort für politische Kongresse und Sportevents, wie die Gründungsfeier der Deutschen Hochschule für Körperkultur (DHfK) im Jahr 1950 und und der 4. Weltgewerkschaftskongress im Jahr 1957. Die legendären Tanzveranstaltungen fanden bis in die 1980er Jahre im Großen Saal auf einem der europaweit größten schwingenden Böden statt. Zauberkünstler, Artisten und Jazzbands boten neben Auftritten von namhaften Stars wie Udo Jürgens, Roy Black und Costa Cordalis regelmäßig bunte Abendprogramme. Fester Bestandteil des Veranstaltungskalenders waren seit 1978 die Leipziger Jazztage. 1988 musste die Kongresshalle – zu dieser Zeit bedeutendste Kulturstätte Leipzigs – aufgrund von Baufälligkeiten und eines Brandes im Bühnenbereich des Weißen Saals 1989 geschlossen werden.

Der lange Weg zum modernen Kongresszentrum im Jugendstil-Ambiente


Im Jahr 1992 wurden erste Reparaturen an den Turmaufbauten und dem Dach des Traditionshauses vorgenommen, 1993 waren die Außensanierungen weitgehend abgeschlossen und Teile des Gebäudes wurden sporadisch genutzt. Nach mehreren Jahren des Leerstands setzte sich ab 2001 die „Bürgerinitiative Kongresshalle“ für deren Erhalt ein. 2007 zog das Krystallpalast Varieté mit seinem Spiegelzelt in den Großen Saal ein und bespielte dieses bis zum Sommer 2010. Mit dem städtischen Beschluss zur umfassenden Sanierung und Umgestaltung zu einem modernen Kongress- und Tagungszentrum 2009 wurde schließlich der Grundstein für die neue Kongresshalle gelegt. Der Zoo Leipzig übernahm die Bauherrschaft und die Leipziger Messe wurde zum wirtschaftlichen Betreiber. Den von der Stadt Leipzig ausgeschriebenen Wettbewerb zur Renovierung der Kongresshalle 2009 entschied das Leipziger Architektenbüro Hentrich-Petschnigg und Partner (HPP) unter der Leitung von Gerd Heise für sich. Der in zwei Abschnitte gegliederte Bau umfasste neben der Sanierung und Rekonstruktion der historischen Säle im Stil ihrer Bauzeit auch die Erweiterung des denkmalgeschützten Bestandes der Kongresshalle um einen Neubau des Nordflügels mit zusätzlichen Sälen.

Nach Abschluss der Arbeiten wurde die Kongresshalle am 29. Mai 2015 feierlich mit einem Festakt wiedereröffnet, bei dem auch der Thomanerchor auftrat. Seitdem bereichert sie die Kongress- und Tagungsbranche um einen attraktiven Standort der Leipziger Messe im Herzen der Innenstadt. Dabei handelt es sich europaweit um das einzige moderne Kongresszentrum im Jugendstil-Ambiente.

Historie und Moderne vor zoologischen Tropenwelten


Zwischen dem Haupteingang des Zoos und dem Gondwanaland prägt die 77 Meter lange Kongresshalle mit dem charakteristischen 50 Meter hohen Turm die Silhouette des Zoos. Sie bietet auf drei Tagungsebenen und einer Ausstellungsebene mit mehreren Foyer- und Loungeflächen sowie 15 Sälen und Räumen Platz für 10 bis 1.200 Personen. In der Kongresshalle sorgt die Verbindung zwischen alten und neuen Architekturelementen für eine besondere Atmosphäre. Jugendstil- und Art-déco-Details aus der Erbauungszeit wurden freigelegt und restauriert. Diese Verbindung verschiedener Stile verleiht jedem Saal einen individuellen Charakter.

An der Spitze der pyramidenförmig angeordneten Säle befindet sich der Große Saal. Das in seiner ursprünglichen Kubatur von 1900 erhaltene Herzstück des Gebäudes liegt auf der Tagungsebene 0. Der traditionsreiche Saal im Jugendstil mit seiner bis zu 16 Meter hohen Gewölbedecke und einer Fläche von rund 1.000 Quadratmetern bietet Platz für über 1.000 Personen. Auch der Weiße Saal beeindruckt durch seine Höhe und Weite. Einen Kontrast zwischen Historie und Neuzeit stellen der aus dem ehemals opulent geschmückten „Pfauensaal“ umgestaltete Bach-Saal in der Neobarock-Fassung von 1947 und der moderne, neu errichtete Telemann-Saal dar. Die Tagungsebene 0 wird außerdem durch den Händel-Saal und den Richard-Wagner-Saal ergänzt. Das Restaurant im Richard-Wagner-Saal erhielt an der Westseite den Palmensaal als eigene Räumlichkeit und dient dem Zoo Leipzig als gastronomischer Betrieb. Auf der Tagungsebene 1 befinden sich der Schumann-Saal, der benachbarte Mahler-Saal, der Goethe-Saal sowie der Schiller-Saal. Hinzu kommen der auf der Tagungsebene 2 gelegene Lessing-Saal und der Leibnitz-Saal.

An das historische Gebäude der Kongresshalle schließt sich der Neubau in Form eines dunkel gehaltenen Glaskörpers mit moderner Fassade aus weißen Betonelementen und schmalen weißen Betonsäulen an, wodurch er als eigenständiger Bau wahrgenommen hat. Der neu erbaute Telemann-Saal stellt das Bindeglied zwischen dem historischen Hauptbaukörper mit dem Konzertgarten dar und knüpft optisch mit seiner Fassade aus überlagerten Spitzbögen an die gotischen Fenster des Weißen Saales an.

Bildergalerie - Kongresshalle am Zoo Leipzig

Historisches Bildmaterial - Kongresshalle am Zoo Leipzig

Kohren-Sahlis

Kohren-Sahlis
PLZ 04655

Inmitten des Kohrener Landes gelegen befindet sich Kohren-Sahlis als Ortsteil der Stadt Frohburg. Als Wahrzeichen der über 1000 Jahre alten Stadt gilt der im Ortskern gelegene und 1928 von Kurt Feuerriegel geschaffene Töpferbrunnen. Kohren-Sahlis erlangte durch seine lange Tradition des Töpferhandwerks überregionale Bekanntheit. Noch heute produzieren und verkaufen hier zwei Töpfereien ortstypische Keramik, darunter die Töpferei Arnold als ältestes Töpferhaus Deutschlands.

Von der kaiserlichen Übereignung und der einflussreichen Familie von Crusius


Inmitten des 600 Hektar Fläche großen Kohrener Landes mit weitläufigen Waldflächen, Bachläufen sowie Rad- und Wanderwegen befindet sich Kohren-Sahlis. Das Ortsbild ist geprägt von malerischen Gassen, Fachwerkhäusern und den bereits von Weitem sichtbaren zwei Rundtürmen auf dem Burgberg als Überreste der früheren Burganlage.

Die Stadt Kohren wurde zu Zeiten der slawischen Besiedlung im frühen Mittelalter im Jahr 974 erstmals in einer vom Bischof Thietmar von Merseburg stammenden Chronik urkundlich erwähnt. In diesem Jahr übereignete Kaiser Otto II. dem Bischof den Forst zwischen Mulde und Saale. 1190 wurden die edelfreien Herren von Kohren zu den Eigentümern der Burg. Ihre in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts aufgebaute Herrschaft währte bis zum Beginn des 14. Jahrhunderts. Als letzte Eigentümer der Burg gelten die Herren von Einsiedel in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Nach der Verlegung ihres Wohnsitzes nach Gnandstein wurde die Burg Kohren als Wohnsitz aufgegeben und 1602 schließlich die Rittergüter Kohren und Sahlis verkauft. Zur Gewinnung von Baumaterial wurde die Burg Kohren schrittweise abgebrochen. Übrig blieben lediglich Teile der Umfassungsmauern der Burganlage sowie die beiden Turmruinen der Bergfriede, welche bis heute das Stadtbild prägen. Vom Burgplateau aus bietet sich ein weitläufiger Rundblick über die Stadt und das hügelige Umland. Im Jahr 1453 erhielt Kohren das Stadtrecht. Mehr als 500 Jahre prägte das Töpferhandwerk das städtische Leben. Zu Hochzeiten zählte Kohren 14 Töpfereien mit 14 Töpfermeistern, 40 Gesellen und 17 Lehrlingen. Durch den Einfluss der Familie von Crusius und ihren Kontakten zu zahlreichen künstlerischen Größen, darunter Felix Mendelssohn BartholdyGottfried Semper und Julius Mosen, entwickelte sich die Stadt zu einem wichtigen kulturellen Zentrum in der Region. Davon zeugt noch heute der Schwind-Pavillon als ehemaliger Musiksalon der Familie von Crusius. Die Stadt galt besonders zu Beginn es 20. Jahrhunderts dank der guten Anbindung durch die bis 1967 nach Kohren-Sahlis fahrende Bimmelbahn als beliebtes Ausflugsziel der Leipziger.

Das Dorf Sahlis wurde erstmals 1350 als Herrensitz, 1445 als Rittersitz und 1551 schließlich als Rittergut erwähnt. Gemeinsam mit Kohren wurde Sahlis 1602 durch die Herren von Einsiedel verkauft. Eigentümer des Ritterguts Sahlis war bis zur Enteignung 1945 die Textilkaufmannsfamilie von Crusius, welche dieses 1754 käuflich erwarb und zur Gutsanlage ausbauen ließ. 1771 entstand dort ein prunkvoller Park im Rokoko-Stil, 1776 der Neubau des Herrenhauses und 1891 die Orangerie mit Schwind-Pavillon. Nach der Vereinigung der Stadt Kohren und des Dorfs Sahlis entstand 1934 die Stadt Kohren-Sahlis. Diese wurde 2018 nach ihrer Eingemeindung Ortsteil der Stadt Frohburg.

Gelebte Töpfertradition: Museum, Brunnen und älteste Töpferei Deutschlands


Als Wahrzeichen von Kohren-Sahlis gilt der Töpferbrunnen auf dem Markt. Dieses auf einem Sockel aus Rochlitzer Porphyrtuff stehende Kunstwerk wurde 1928 als eines der bekanntesten Werke vom berühmten Kunstkeramiker Kurt Feuerriegel geschaffen. Der Brunnen ist deutschlandweit einmalig und gilt als Symbol für das einst den Ort prägende Töpferhandwerk. Ebenfalls auf dem Marktplatz gelegen befindet sich die Hofmannsche Sammlung. Direkt über dem Eingangsportal des Gebäudes ist das ebenfalls von Kurt Feuerriegel geschaffene Tonrelief mit dem Titel „Weberin“ angebracht. Die Hofmannsche Sammlung beinhaltet zahlreiche von Rudolf Hofmann zusammengetragene Gegenstände, welche von der kulturellen Vergangenheit des Kohrener Landes sowie der Stadt Kohren-Sahlis zeugen. Darunter befinden sich neben altkohrener Keramik historische Möbel, Trachten und diverse Textilien. Die Hofmannsche Sammlung kann seit 1999 öffentlich besichtigt werden. Kaum 200 Meter vom Marktplatz entfernt befindet sich in einem der schönsten Fachwerkhäuser des Ortes das Töpfermuseum, welches über die Geschichte des Töpferhandwerks informiert. Das 1763 erbaute Haus wurde bis 1957 aktiv als Töpferei betrieben. Auf zwei Etagen können die Dauer- sowie wechselnden Sonderausstellungen mit altkohrener Keramik vom 17 bis 20. Jahrhundert, Arbeitsmaterialien, Innungskleinodien sowie die noch original erhaltene Töpferstube besichtigt werden.

Zu den beiden noch aktiven Töpfereien zählen die Töpferei Arnold und die Töpferei Müller. In letzterer werden in Handarbeit Schüsseln, Töpfe, Krüge sowie Garten- und Baukeramik mit verschiedenen Glasuren, Farben und Mustern gefertigt und zum Verkauf angeboten. Im Rahmen von Töpferkursen können sich die Besucher selbst an der Töpferscheibe in der Keramikwerkstatt versuchen. Das Töpferhaus Arnold ist die älteste Töpferei Deutschlands. Die Inschrift über dem Giebel des Gebäudes „Seit 1500vierzig und acht, werden hier Töpfer und Schüsseln gemacht“ verweist auf die lange Tradition des Töpferhauses, welches seit 1548 hochwertige Gebrauchs- und Kunstkeramik herstellt. Vorbei an der Töpferei Arnold und die steil verlaufende Burggasse hinauf gelangt man zum Aussichtspunkt mit den beiden die Stadtsilhouette prägenden Rundtürmen der einstigen Burganlage. Ein Abstecher bietet sich auch zur am Bahndamm gelegenen Sommerrodelbahn mit einer Länge von 527 Metern an.Gut einen Kilometer vom Stadtkern entfernt im Frohburger Ortsteil Rüdigsdorf befindet sich der Schwind-Pavillon, der ursprünglich Teil einer Orangerie war. Dieser wurde von 1829 bis 1839 vom einstigen Besitzer des Ritterguts Rüdigsdorf, Wilhelm von Crusius, als Musiksalon errichtet. Namensgebend war der Maler Moritz von Schwind, der neben namhaften Künstlern wie Gottfried Semper und Gustav Adolf Hennig maßgeblich an der klassizistischen Innengestaltung beteiligt war. In den Sommermonaten können Besucher die eindrucksvollen Wandbilder des römisch-antiken Märchens „Amor und Psyche“ bestaunen.

Ausflugsziele für jedermann: Lindigtmühle, Irrgarten und Burg Gnandstein


Nicht wegzudenken aus dem Kohren-Sahliser Veranstaltungskalender ist der traditionelle Töpfermarkt, welcher alljährlich am dritten Maiwochenende stattfindet. Zu diesem Anlass bieten neben den beiden ortsansässigen Töpfereien auch 40 Töpfermeister von außerhalb ihre Ware in authentischer Atmosphäre an. 

Ein lohnenswertes Ausflugsziel rund drei Kilometer entfernt von Kohren-Sahlis ist das Lindenvorwerk mit der Lindigtmühle. Dabei handelt es sich um die einzige noch vollkommen funktionsfähige Wassermühle im Kohrener Land. Das technische Denkmal mit Müllerbuschenkammer, Backhaus und Oberschlächtigem Wasserrad kann jedes Wochenende von April bis Oktober besichtigt werden. Interessierte an einer Führung durch die Mühle in den Sommermonaten können sich im Vorhinein über das Lindenvorwerk anmelden. Neben letzterem befindet sich auch das Mühlenmuseum Lindigtmühle. Die vor dem kleinen See mit Tretboot- und Ruderverleih sowie Minigolfanlage gelegene Gaststätte Lindenvorwerk lädt zum Verweilen und einer Stärkung im Grünen ein. Wenige Meter entfernt befindet sich das Heckenlabyrinth Irrgarten der Sinne, in welchem Besucher durch Experimente und Erklärungen Wissenswertes über die Sinne erfahren. Der Irrgarten ist auch Ausgangspunkt für zahlreiche Wanderwege durch das Umland. Lohnenswert ist auch ein Abstecher zur über 800 Jahre alten Burg Gnandstein, deren 33 Meter hohe Bergfriedbereits von Weitem das Kohrener Land dominiert.

Hahnemann-Denkmal

Richard-Wagner-Platz / Anlage am Goerdelerring
Ortsteil: Zentrum

Das Hahnemann-Denkmal wurde zu Ehren des für einige Zeit in Leipzig wirkenden Begründers der Homöopathie Samuel Hahnemann vom Bildhauer Karl Steinhäusergeschaffen. Die Initiative und Stiftung des Monuments geht auf den Zentralverein homöopathischer Ärzte Deutschlands zurück. Das Hahnemann-Denkmal wurde am 10. August 1851 am heutigen Richard-Wagner-Platz in Form einer lebensgroßen Bronzefigur auf einem Marmorsockel feierlich eingeweiht.

„Ähnliches mit Ähnlichem heilen“Aus Selbstversuch entsteht Homöopathie


Am südwestlichen Rand des Richard-Wagner-Platzes am Goerdelerring in den Grünanlagen des Promenadenrings befindet sich seit 1851 ein Denkmal für den Begründer der Homöopathie, Samuel Hahnemann. Sein Schaffen widmete der gebürtige Meißner als praktizierender Arzt und Arzneikundiger der Entwicklung und Verbesserung von Heilmethoden. Er veröffentlichte zahlreiche Übersetzungen und eigene Fachpublikationen, erforschte und dokumentierte die Wirkung von Heilverfahren und Arzneimitteln. 

Die schöpferischen Leistungen Hahnemanns haben zu einem Großteil ihren Ursprung in Leipzig. 1775 kam er mit nur 20 Talern in der Tasche für sein Medizinstudium in die Messestadt, wo er sich zunächst bis 1777 und wieder ab 1790 aufhielt. In einem medizinischen Buch des Engländers William Cullen, welches Hahnemann übersetzte, las er im Jahr 1790 über die Wirkung von Chinarinde gegen Malaria. Da ihn das Geschriebene nicht überzeugte, unternahm er Selbstversuche und gelangte zur Auffassung, dass Krankheiten durch Mittel bekämpft werden können, die bei einem gesunden Menschen Krankheitssymptome hervorrufen können. Aus dieser Erkenntnis formulierte er 1810 in dem in Leipzig publizierten „Organon der rationellen Heilkunde“ seinen berühmten Leitsatz „Ähnliches mit Ähnlichem heilen“, der zum Grundgedanken der Homöopathie wurde.Zwischen 1812 und 1821 betrieb Hahnemann eine eigene Arztpraxis in Leipzig, in der er u.a. Clara Schumanns Vater, Friedrich Wieck, behandelte. Ab 1816 hielt er als Privatdozent Vorlesungen an der Universität Leipzig. Aufgrund seines recht eigenwilligen Charakters und seiner Auffassung, seine Heilmethode sei „der einzig annehmbare und konsequenteste Weg zur Heilung der Menschenkrankheiten“, war er in zahlreiche akademische und fachliche Debatten involviert. Da Hahnemann darauf bestand, seine homöopathischen Arzneien selbst herstellen zu dürfen, brachte er zahlreiche Apotheker gegen sich auf. Hintergrund war die Tatsache, dass ihr Berufsstand als einziger das Privileg besaß, Arzneien zu mischen. Nach Jahren des Kampfes gegen Missgunst und Unverständnis gegenüber seinen homöopathischen Methoden verließ Hahnemann 1821 die Stadt und siedelte 1835 nach Paris über, wo er eine angesehene Praxis eröffnete. Hahnemann starb am 2. Juli 1843 in Paris und wurde auf dem Friedhof Père Lachaise beigesetzt.

Ein Denkmal zu Ehren des ersten Homöopathen


Der Zentralverein homöopathischer Ärzte Deutschlands stiftete dem Begründer der Homöopathie Mitte des 19. Jahrhunderts ein Denkmal. Grundlage waren Spenden von Anhängern der Lehre der Homöopathie aus allen Teilen der Welt. Zu Beginn des Jahres 1851 wandte sich das Komitee an den Leipziger Stadtrat mit der Bitte um einen geeigneten Standort für die bereits beim in Rom tätigen Bildhauer Karl Steinhäuser in Auftrag gegebene Bronzestatue. Diese wurde in der galvanoplastischen Anstalt E. Braun in Leipzig gegossen. Die Grundsteinlegung erfolgte am 23. Mai 1851 am Blumberge, dem heutigen Richard-Wagner-Platz. Die feierliche Einweihung fand anlässlich einer Sitzung des Homöopathischen Zentralvereins am 10. August 1851 statt. Neben Vertretern der Stadt und der Universität waren auch zahlreiche Persönlichkeiten aus dem In- und Ausland anwesend, darunter Ärzte aus Spanien, England, Italien, Frankreich und verschiedenen Teilen Deutschlands. Der Thomanerchor trug eine extra für den Anlass komponierte Kantate mit musikalischer Begleitung vor.

Trotz kleinerer Zwischenfälle überdauerte das Hahnemann-Denkmal den Ersten und Zweiten Weltkrieg unbeschadet: In den 1930er Jahren gab allein der Vorname „Samuel“ Anlass zuBestrebungen, die „Judendenkmäler“, wie das Samuel-Hahnemann-Denkmal und das Samuel-Heinicke-Denkmal, verschwinden zu lassen. Während letzteres 1942 im Rahmen der „Metallspende des deutschen Volkes an den Führer“ eingeschmolzen wurde, blieb das Hahnemann-Denkmal von den Vorhaben verschont.

Der von Hiller & Einsiedel in Leipzig und Dresden geschaffene Sockel aus schlesischem Marmor trägt auf der Vorderseite die Inschrift „Dem Gründer der Homöopathie Sam. Hahnemann, geb. zu Meißen d. 10. April 1755, gest. zu Paris d. 2. Juli 1843, von seinen dankbaren Schülern und Verehrern“. Darauf befindet sich eine lebensgroße Bronzefigur, welche Samuel Hahnemann sitzend und in einem Buch lesend auf dem Marmorsockel zeigt. Im Sockel befindet sich ein Originaldokument einer Verteidigungsschrift Hahnemanns gegen die Leipziger Apotheker. Das Denkmal ist von einem Eisengitter umzäunt, das es vor Vandalismus der Schuljugend schützen sollte, die das Denkmal zwischenzeitlich als Zielscheibe für Wurfübungen verwendete.

Neben dem Hahnemann-Denkmal wird der Begründer der Homöopathie auch im Sächsischen Apothekenmuseum am Thomaskirchhof gewürdigt, in dessen Sammlung sich u.a. Originalschriften Hahnemanns befinden. Anlässlich seines 150. Geburtstages wurde im Leipziger Stadtteil Lindenau eine Straße nach ihm benannt.

Bildergalerie - Hahnemann-Denkmal

Historisches Bildmaterial - Hahnemann-Denkmal

Grieg-Begegnungsstätte

Talstraße 10
Ortsteil: Zentrum-Südost

Die Grieg-Begegnungsstätte befindet sich im Gebäude des ehemaligen Leipziger Verlagshauses C. F. Peters. Sie wurde auf Initiative des 1998 gegründeten Vereins Grieg-Begegnungsstätte e.V. am 7. November 2005 feierlich eröffnet und beherbergt neben einer Dauerausstellung zum Leben und Wirken des norwegischen Komponisten den historischen Musiksalon. Edvard Grieg studierte von 1858 bis 1862 am Konservatorium in Leipzig Klavier und Komposition. Seine berühmten Werke wurden vom Leipziger Musikverlag C. F. Peters vertrieben, in dessen Räumlichkeiten Grieg während seiner zahlreichen Leipzig-Aufenthalte sein Domizil hatte. Die Grieg-Begegnungsstätte ist Station 3 auf der Leipziger Notenspur.

Vom hohen Norden nach Leipzig: Start einer Weltkarriere


Norwegens bedeutendster Komponist, Edvard Grieg, war etwa ein halbes Jahrhundert in besonderer Weise mit Leipzig verbunden. Ihn zogen das reiche Musikleben und die Möglichkeit an, von ausgezeichneten Klangkörpern und Virtuosen neue Werke sowie eigene Kompositionen zu hören. Der Norweger war fasziniert von dem geselligen Umgang mit Musikern, musikinteressierten Persönlichkeiten, Komponisten und bedeutenden Interpreten, darunter Peter Tschaikowski und Johannes Brahms, die zu seinen Freunden zählten.

Der am 15. Juni 1843 in Bergen geborene norwegische Komponist kam als 15-jähriger 1858 nach Leipzig, um am von Felix Mendelssohn Bartholdy gegründeten KonservatoriumKlavier und Komposition zu studieren. Grieg wohnte in einem Studentenzimmer in der Dresdner Straße 27. Im Zuge seines vierjährigen Studiums bot sich ihm die Möglichkeit, sich von ausgezeichneten Lehrern wie dem späteren Gewandhauskapellmeister Carl ReineckeLouis PlaídyIgnaz Moscheles oder Ernst Ferdinand Wenzel ausbilden zu lassen. Noch als Student bot Edvard Grieg seine frühen Kompositionen dem Musikverlag von Max Abraham an. Der Leiter des C. F. Peters Verlages, der die große Begabung des Norwegers erkannte, ließ diese drucken und es entwickelte sich zwischen Max Abraham, seinem Nachfolger Henri Hinrichsen und Edvard Grieg ein enges, lebenslanges Freundschaftsverhältnis. Im Jahr 1889 schloss Grieg mit dem Musikverlag C. F. Peters in Leipzig einen Generalvertrag ab, der dem Verlag das alleinige Publikationsrecht seiner Werke einräumte sowie Grieg und seine Frau auf Lebenszeit finanziell absicherte. Während seiner teils monatelangen Aufenthalte in Leipzig in der Konzertsaison konnte er sich stets auf die Gastlichkeit der Leiter des Musikverlages verlassen. Dazu zählten neben der Bereitstellung einer kleinen Wohnung in der dritten Etage des Verlagshauses auch die Organisation von geselligen Zusammenkünften mit Komponisten und Interpreten sowie die Besorgung von Karten für Leipziger Musikaufführungen.

Vom renommierten Musikverlag Peters


Im Gebäude des 1800 in Leipzig gegründeten und weltweit angesehenen Musikverlages C.F. Peters, in dessen oberster Etage Grieg während seiner Leipzig-Aufenthalte logierte, wurde dem berühmten Komponisten mit der Grieg-Begegnungsstätte ein Denkmal geschaffen. Mit dem Bau der großzügigen Gebäudeanlage mit 1.500 Quadratmetern Wohn- und 380 Quadratmetern Gewerbefläche beauftragte Max Abraham 1873/1874 den HofbaumeisterOtto Brückwald, der auch das Bayreuther Festspielhauses errichtete. In Leipzig erbaute er unter anderem die Handelslehranstalt – heute Volkshochschule. Der damalige Eigentümer des Musikverlages C. F. Peters erwarb zu diesem Zeitpunkt die Grundstücke in der Talstraße und in der Lindenstraße, um ein Domizil für den Verlag und Wohnraum für Verleger und Gäste zu schaffen. Der Verlag verlegte neben den Werken Edvard Griegs auch jene der größten zeitgenössischen Komponisten, darunter Johann Sebastian BachGustav MahlerRobert SchumannRichard Wagner und Richard Strauss. Der Nachfolger Max Abrahams, Henri Hinrichsen, arbeitete und lebte in dem Haus gemeinsam mit seiner Familie bis zum Zweiten Weltkrieg. Der Verlag wurde vom Nazi-Regime enteignet sowie Henri Hinrichsen und 14 seiner jüdischen Familienmitglieder verhaftet. Hinrichsen kam 1942 in Auschwitz ums Leben. Zwei seiner Söhne konnten noch emigrieren und gründeten 1938 in London die Hinrichsen Edition Ltd. sowie 1948 in New York die C. F. Peters Corporation. In Deutschland siedelte der Verlag nach dem Krieg nach Frankfurt am Main über, während das Leipziger Stammhaus zum Volkseigenen Betrieb wurde. 1993 wurde das Gebäude an die Rechtsnachfolger der enteigneten Eigentümer zurückgegeben.

Authentische Atmosphäre am historischen Ort: Originaler Musiksalon und Dauerausstellung


Im Jahr 1998, 91 Jahre nach Edward Griegs letztem Leipzig-Aufenthalt, wurde der Verein Grieg Begegnungsstätte e.V. gegründet. Dieser machte es sich zur Aufgabe, im Gebäude des einstigen Musikverlages C. F. Peters in der Talstraße 10 eine Gedenk- und Begegnungsstätte zu Ehren des norwegischen Komponisten mit Ausstellung und Musiksalonzu errichten. Mit diesem Vorhaben folgte man dem Appell Henri Hinrichsens in seiner Verlagschronik, dieser geschichtsträchtige Ort solle zukünftigen Generationen öffentlich zugängig gemacht werden. Die feierliche Eröffnung fand am 7. November 2005 statt. Seither beherbergt die Wohnung in der 1. Etage eine Dauerausstellung zum Leben und Wirken Edvard Griegs. Auf der sogenannten Beletage mit dunkler, originaler Holzvertäfelung, kunstvoller Holzdecke, stilechter Tapete aus England und Kamin befindet sich das Herzstück der Grieg-Begegnungsstätte, der historische Musiksalon um 1900. In diesem original erhaltenen und aufwändig sanierten Raum stellte Grieg seinerzeit den Verlegern Max Abraham und später Henri Hinrichsen seine neuesten Kompositionen vor. Unmittelbar nach der Einweihung der Räumlichkeiten wurde ein historischer Flügel der Firma J. L. Duysen aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erworben, welcher regelmäßig bei Konzerten – von Klavier-Rezitalen über Liedermatineen bis hin zu Kammermusikprogrammen – zum Einsatz kommt. Der Musiksalon wird seit 2010 von einer in Porzellan gegossenen Büste Edvard Griegs geziert, welche von der Porzellanmanufaktur Kämmer aus dem thüringischen Rudolstadt-Volkstedt hergestellt und vom Vereinsmitglied Volker Thiel aus Erfurt gesponsert wurde. Im begrünten Innenhof befindet sich die 2009 eingeweihte Grieg-Büste

Neben Konzerten organisiert der Verein Grieg Begegnungsstätte e.V. auch Vorträge, Lesungen und Workshops. Im Mittelpunkt stehen hierbei häufig Norwegen, das Leipziger Musikleben oder die Geschichte des Musikverlages C. F. Peters. In größeren Abständen organisiert der Verein den Internationalen Edvard-Grieg-Kongress, bei welchem Gäste u.a. aus Skandinavien, Großbritannien und den USA begrüßt werden.

Bildergalerie - Grieg-Begegnungsstätte

Historisches Bildmaterial - Grieg-Begegnungsstätte

Grassimuseum

Johannisplatz 5-11
Ortsteil: Zentrum-Südost

Das Grassimuseum zählt zu den größten Museumkomplexen in ganz Deutschland. Es wurde zwischen 1925 und 1929 am Johannisplatz von Hubert Ritter im Stil des Art-déco und der Neuen Sachlichkeit errichtet. Das Grassimuseum beherbergt drei Museen von internationalem Rang, das GRASSI Museum für Angewandte Kunst, das GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig und das Musikinstrumentenmuseum der Universität Leipzig. Seinen Namen verdankt das Museum seinem Stifter, dem Leipziger Kaufmann Franz Dominic Grassi.

Der Mäzen Grassi und die Zwei Millionen Goldmark


Die Geschichte des Grassimuseums reicht bis ins frühe 19. Jahrhundert zurück. Zu dieser Zeit entstanden in Leipzig bedeutende Sammlungen der Völkerkunde und des Kunstgewerbes, welche zunächst von privaten Vereinen getragen wurden. Der Leipziger Bankier und Kaufmann italienischer Herkunft, Franz Dominic Grassi, hinterließ seiner Heimatstadt nach seinem Tod im Jahr 1880 ein Vermögen von rund 2,4 Millionen Goldmarkunter der Prämisse, sie für „Annehmlichkeiten und Verschönerungen der Stadt“ zu nutzen. Neben der Verwendung für prächtige Bauwerke, Parkanlagen und Denkmäler, wurde Grassis großzügiges Vermächtnis für den Bau eines eigenen Gebäudes für die Sammlungen genutzt: Das Alte Grassimuseum wurde nach dem Namen seines Stifters von 1892 bis 1895 im Stil der Neorenaissance und nach Plänen des Stadtbaurats Hugo Licht an der Südseite des damaligen Königsplatzes, heute Wilhelm-Leuschner-Platz, erbaut. Ab 1900 beherbergte es das Museum für Völkerkunde und das Kunstgewerbemuseum Leipzig.

Vom Königsplatz zum Johannisplatz: ein museales Schwergewicht entsteht


Die Ausstellungsflächen des Museums wurden aufgrund der rasant wachsenden Bestände der völkerkundlichen und kunsthandwerklichen Sammlungen schnell zu klein für die alten Gemäuer. Auf Initiative des damaligen Museumsleiters Richard Graul wurde vom Stadtrat ein entsprechender Neubau beschlossen, der den Ausstellungsexponaten angemessenen Platz bieten sollte. Dieser wurde aus Mitteln des Vermächtnisses von Grassi finanziert. Zwischen 1925 und 1929 wurde das neue Grassimuseum nach Entwürfen der Leipziger Architekten Hans Voigt und Carl William Zweck vom Stadtbaurat Hubert Ritter im Stil des Art-déco und der Neuen Sachlichkeit auf dem Johannisplatz neben der Johanniskircheerbaut. Die neue Museumsanlage entstand auf der trapezförmigen Grundfläche des ehemaligen Johannishospitals aus dem 15. Jahrhundert, welches für den Bau des Grassimuseums abgerissen wurde. Die Seitenflügel des Gebäudes zwischen DresdnerStraße und Prager Straße waren ursprünglich auf die 1963 gesprengte Johanniskirche ausgerichtet. Das Gebäude beherbergt seitdem die drei international bedeutsamen Museen, das GRASSI Museum für Angewandte Kunst, das GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig und das Musikinstrumentenmuseum der Universität Leipzig. Im Südflügel des Museums war zu dieser Zeit das Messehaus Grassimuseum untergebracht, wo die 1920 von Richard Graul begründete Grassimesse, eine museumseigene Verkaufsmesse, stattfand. Die dort groß angelegte Schau „Europäisches Kunsthandwerk“ verhalf dem Museum zu internationalem Ansehen und entwickelte sich innerhalb kürzester Zeit zu einem Forum für die Kunstgewerbe-Elite.

Durch die Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg wurden die Sammlungen stark beschädigt und gingen zum Teil verloren. Aufgrund des fortschreitenden baulichen Verfalls des Museums seit 1945 konnte der Betrieb nur sehr eingeschränkt in der reduzierten Ständigen Ausstellung in fünf von ursprünglich 30 Räumen fortgeführt werden. Es folgten Jahrzehnte der Provisorien und der teilweisen oder gänzlichen Schließung der Museumsräume. Im Jahr 2007 wurde das Grassimuseum nach umfassender Sanierung und Modernisierung unter der Leitung des Londoner Architekturbüros David Chipperfield Architects wiedereröffnet. 

: Nach Eröffnung des ersten Ausstellungsrundgangs „Antike bis Historismus“ der neu konzipierten Ständigen Ausstellung 2007 wurde 2010 der zweite Ausstellungrundgang „Asiatische Kunst. Impulse für Europa.“ der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Nach der vollständigen Rekonstruktion der Pfeilerhalle mit typischen Elementen des Art-déco wurde 2012 der dritte Ausstellungsrundgang „Jugendstil bis Gegenwart“ eröffnet.

Zwischen goldener Ananas und bronzener Hirschkuh


Die architektonische Gestaltung des Grassimuseums verbindet eine klare, funktionalistisch orientierte Formensprache mit den expressiven Schmuckformen des Art déco. Der ein- bis dreigeschossige Museumskomplex aus rötlichem Rochlitzer Porphyrtuff wurde im für den Entstehungszeitraum charakteristischen Stil des Art-déco errichtet. Er besteht aus einem einfachen Stahlskelett mit ausfachendem Mauerwerk und einem kupfergedeckten Dach, wobei auf Bauschmuck weitgehend verzichtet wurde. Unweit des Eingangs am Täubchenweg befindet sich das Friccius-Denkmal, welches an die Erstürmung des äußeren Grimmaischen Tores durch die Königsberger Landwehr unter Major Friccius 1813 erinnert. 
Über dem siebentorigen Eingangsbau thront auf dem Architrav in goldener Schrift der Name „Grassimuseum“. Über einen Innenhof, dem „Ehrenhof“, gelangt man zum Mittelbau mit einer breiten, als Säulenhalle konzipierten Durchfahrt, von wo aus die Eingangstreppen zu den beiden Museumsflügeln hinaufführen. Auf dem Dachgesims der durch sechs Kolossalpilaster gegliederten Hauptfassade bekrönt ein aufgesetztes Türmchen mit sechs schmalen Fenstern und einem fast neun Meter hohen dekorativen Aufbau den Komplex. Bei letzterem handelt es sich um eine gezackte, fontainenförmige Schalenform, die optisch einergoldenen Ananas gleichen soll. Über einen Durchgang unter dem Mittelbau gelangt man in einen zweiten Innenhof. Hier befindet sich im Rehgarten die lebensgroße bronzene Art-déco-Plastik einer vom Dresdner Bildhauer Paul Berger 1928 geschaffenen Hirschkuh, die von Diana, der römischen Göttin der Jagd, gestreichelt wird. An den Innenhof schließt unmittelbar der parkähnliche Alte Johannisfriedhof an, welcher als Lapidarium bewusst in die Gestaltung mit einbezogen wurde. Durch das Zusammenspiel aus Kunst, Kultur und Natur stellt das Grassimuseum einen einzigartigen Anziehungspunkt dar.

Vereinte Kontraste von Art-déco bis Bauhaus


Die Gestaltung der Innenbereiche des Museums wurde eher sparsam gehalten. Das weitläufige Haupttreppenhaus beherbergt mit der vom Bauhaus-Künstler Josef Albers 1926 konzipierten Verglasung der bis zu 18 Meter hohen Fenster ein einzigartiges Kunstwerk der Moderne: Die unterschiedlichen geometrischen Variationen bilden einen Kontrast zwischen Außenfassade und Verglasung. Die im Krieg zerstörten Fenster wurden 2011 von der Paderborner Glasmalereiwerkstatt Peters wiederhergestellt. 
Das Herzstück des Museums ist die Pfeilerhalle im GRASSI Museum für Angewandte Kunstaus dem Jahr 1927. Der Raum war bis 1943 einer der repräsentativsten Veranstaltungssäle Leipzigs und musste nach den Kriegszerstörungen umfassend saniert werden. Raumhohe Dreikantpfeiler mit integrierten Schauvitrinen tragen eine laufende Galerieempore, die im Obergeschoss den Übergang in den zur Prager Straße gelegenen Flügel markieren. Mit seinen Formen im Zackenstil und der Farbgebung im vorherrschenden Rot, mit Akzenten in Blau und Gold, repräsentiert die Pfeilerhalle auf besondere Weise den Stil des Art-déco.

Ein Streifzug durch 3.000 Jahre Kunst und Kultur


Das Grassimuseum beheimatet als Museumsquartier drei Museen von internationaler Bedeutung: Das GRASSI Museum für Angewandte Kunst zählt europaweit zu den führenden Häusern für Gestaltung und angewandte Kunst. In wechselnden Ausstellungen zu Kunsthandwerk, Fotografie, Design und Architektur werden Sammlungen und Highlights aus mehreren Jahrhunderten präsentiert. Die Grassimesse bietet alljährlich ein internationales Forum für zeitgenössisches Design und Kunsthandwerk. In der Ständigen Ausstellung mit den Schwerpunkten Bauhaus, Art-déco und Jugendstil kann der Besucher einen Streifzug durch 3.000 Jahre Kunst- und Kulturgeschichte unternehmen. Der Sammlungsbestand umfasst etwa 230.000 Exponate des europäischen und außereuropäischen Kunsthandwerks von der Antike bis zur Gegenwart.

Das GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig zeigt in der Dauerausstellung und diversen Sonderausstellungen ethnologische Sammlungen, die nach den verschiedenen Kontinenten geordnet sind. Den Grundstock des Museums bildet die Sammlung des Dresdner Hofrats und Bibliothekars Gustav Klemm mit etwa 200.000 Objekten.

Das Musikinstrumentenmuseum der Universität Leipzig bietet in seiner Schau- und Studiensammlung Einblicke in die internationale Musik- und Kulturgeschichte aus Zeiten der Renaissance, des Barock und der Zeit Johann Sebastian Bachs in Leipzig. Es ist mit seinen rund 10.000 Ausstellungsobjekten, darunter wertvolle europäische und außereuropäische Instrumente, das zweitgrößte Musikinstrumenten-Museum Europas und Station 5 auf der Leipziger Notenspur.

In den „Museen im GRASSI“ finden alljährlich verschiedene Großveranstaltungen statt, die viele Besucher anziehen. Dazu gehören die Museumsnacht Halle und Leipzig und das Grassifest. Bei letzterem werden in den Innenhöfen und Ausstellungen verschiedene Programmpunkte geboten, wie Kreativangebote, Workshops, Führungen sowie ein Musik- und Bühnenprogramm.

Bildergalerie - Grassimuseum

Historisches Bildmaterial - Grassimuseum

Gose

u.a. Menckestraße 5 (Gosenschenke „Ohne Bedenken“)
Ortsteil: Gohlis-Süd

Die Gose ist eine obergärige, säuerlich und leicht salzig schmeckende Bierspezialität, welche mit Kochsalz, Koriander und biologischer Milchsäure verfeinert ist und einenAlkoholgehalt von 4,8% vol. besitzt. Dabei handelt es sich um eine der ältesten Biersorten, welche ihren Ursprung in Goslar im Harz hat. Von dort gelangte sie 1738 nach Leipzig.

Von der Gose an die Pleiße


Sie gehört zu Leipzig wie das Allerlei aus dem Gemüsetopf und die Lerchen aus der Bäckerei: die Gose. Ihre erste urkundliche Erwähnung ist auf das Jahr 1332 datiert, was sie zu einer der ältesten Biersorten überhaupt macht. Nach dem Reinheitsgebot von 1516 handelt es sich dabei nicht um ein Bier, sondern eine obergärige Bierspezialität.

Die Herkunft der Gose beginnt am Nordrand des Harzes. Der Name des dort fließenden Flusses „Gose“ geht auf das althochdeutsche Wort „gôze“ zurück, was seinerzeit ein sehr wasserreiches, Überschwemmungen verursachendes Fließgewässer betitelte. Der Name des Flusses wurde im späten Mittelalter an die dort erbaute Kaiserstadt Goslar übertragen. Dort soll Kaiser Otto die Gose bereits im Jahr 1000 gelobt haben. Ab dem 17. Jahrhundertwurden die Biersorten nach ihrem Erfinder, ihren speziellen Eigenschaften oder vorzugszweise nach ihrer Herkunft betitelt. So wurde das in Goslar gebraute Bier „Goslarisch Bier“ bzw. „Gose“ genannt. Der Überlieferung nach soll der preußische Feldmarschall Fürst Leopold I., Herzog von Anhalt-Dessau – auch der „Alte Dessauer“ genannt – die Bierspezialität in Goslar kennengelernt und auf seinen Ländereien im Dorf Glauzig zwischen 1712 und 1715 als „Gludscher Gose“ bzw. „Glauziger Gose“ nachgebraut haben. Auf seinem Weg nach Leipzig im Jahr 1738 kam Fürst Leopold I. in das nahegelegene Dorf Eutritzsch, wo er in einer Schänke einkehrte. Den Krug Bier, der ihm vom Wirt Gieseke gereicht wurde, tat er als ungenießbar ab und vermisste seine geliebte Glauziger Gose. Sein Versprechen an den Wirt, ihm einige Fässer seiner Gose zu schicken sowie ihm eine Ausschankgenehmigung des Rates der Stadt Leipzig einzuholen, setzte er in die Tat um. Gieseke erwarb sich die Zuneigung von Leopold I. in so hohem Maße, dass er zu seinem Leibdiener erwählt wurde, mit ihm nach Dessau ging und dort 1721 die schöne Dessauerin Marie Luise Woche heiratete. Mit ihr zog er zurück nach Eutritzsch und kaufte für 3.000 Taler das Gasthaus an der Heerstraße, welches er „Gosenschänke“ nannte. Übrigens: Das Wort wurde bis ins späte 19. Jahrhundert mit „ä“ geschrieben, später wurde die korrekte Schreibweise mit „e“ verwendet, heute sind beide Schreibweisen anerkannt und verbreitet.

Obwohl die Gose aufgrund ihres aufwändigen Transportweges nicht sonderlich günstig war, wurde sie von den Leipzigern schnell gut aufgenommen. Aufgrund ihrer brautechnischen Besonderheit enthielt die nicht ausgegorene Gose noch so viel Kohlensäure, dass eine Beförderung in verschlossenen Fässern nicht möglich war. So wurde die „Gludscher Gose“ in Glasflaschen mit 2,5 Kannen Kapazität von Goslar ins ca. 70 Kilometer entfernte Leipzig gekarrt. Das Schankmonopol für alle außerhalb von Sachsen gebrauten „ausländischen“ Biere hatte seit 1763 der ratseigene Burgkeller inne. Neben der im Rittergut Sausedlitz zwischen Delitzsch und Bitterfeld vom Grafen Vitzthum von Eckstädt gebrauten „inländischen“ Gose wurde vorzugsweise die ausländische Gose aus den Dörfern Spören und Glauzig ausgeschenkt. Ein gut gehütetes „Gosengeheimnis“ ist die Kenntnis darüber, in welchem Moment während des Brauvorgangs welche Menge der Maische, bestehend aus Malz, Hopfen und Wasser, durch zugesetzte Milchsäure angereichert werden muss.

Goselose Zeiten und Renaissance in Leipzig


Durch die steigende Beliebtheit der obergärigen Bierspezialität brachen unter den Leipziger Gastwirten hitzige Machtkämpfe aus. Da der neue Pächter des Burgkellers, Johann Gottlieb Hermann, sein Schankmonopol durch den Eutritzscher Gosenwirt bedroht sah, wandte er sich 1776 sogar an den Leipziger Rat. Viele Zitate rund um die Gose, wie „Die Studiosen tranken 2 bis 20 Gosen!“ stammten aus jener Zeit, als die Eutritzscher Gosenschenke Wallfahrtsort der Leipziger Studenten war. Einer von ihnen soll kein geringerer als Johann Wolfgang Goethe gewesen sein, der von 1765 bis 1768 als Student in Leipzig verweilte. Um 1900 entwickelte sich die Gose als Leipziger Nationalgetränk zu einem der meist getrunkenen Bierspezialitäten der Stadt.

Mit Beginn des 19. Jahrhunderts wurde die Gose aufgrund der radikalen Änderung der politischen Zustände und des Zerwürfnisses zwischen Sachsen und Preußen knapp. Die Goselieferungen aus dem eng mit Preußen verbundenen Herzogtum Anhalt stockten um 1820. Da Not bekanntlich erfinderisch macht, gab es bereits wenige Jahre später wieder Gose in Eutritzsch. Diese wurde auf dem vom Kaufmann Johann Gottlieb Goedeckegeführten Rittergut Döllnitz bei Halle vom Braumeister Johann Philipp Ledermann gebraut. Ab 1830 wurde diese Gose in Leipzig ausgeschenkt. Zwischen 1844 und 1859 führten zahlreiche Gaststätten die Gose in einem Spezialausschank aus dem Eichenfass. Sie war so beliebt, dass in der Eutritzscher Gosenschenke an einem Sonntag rund 2.500 Flaschen à 0,8 bis 0,9 Liter konsumiert wurden. In Leipzig etablierten sich zu dieser Zeit zahlreiche weitere Gosenschlösschen, Gosenstuben und Gosenschenken. Mit Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Brauerei in Döllnitz enteignet und geschlossen. Erst ab 1949 gab es wieder Gose in Leipzig. Sie wurde nach langwierigen Verhandlungen bis hin zurProduktionsgenehmigung in der Arthur-Hoffmann-Straße von Friedrich Wurzler bis März 1966 gebraut.

Die Gosetradition erlebte eine Renaissance, als der Gastronom Lothar Goldhahn die verfallene Gosenschenke „Ohne Bedenken“ der Wirtsfamilie Carl Cajeri umfassend renovieren ließ. Am 10. Mai 1986 wurde hier – fast 20 Jahre nach Schließung der letzten Gosenschenke – in Leipzig wieder Gose ausgeschenkt. Seitdem kann man die traditionelle Döllnitzer Rittergutsgose in mehr als 100 Gaststätten genießen. Seit dem Jahr 2000 wird in der Lokalität Bayerischer Bahnhof Gasthaus und Gosebrauerei die Leipziger Gose gebraut und ausgeschenkt. Auch der Ratskeller Leipzig und die Gosenschenke „Ohne Bedenken“ brauen seit ein paar Jahren ihre eigene Gose. 

„Was unter den Blumen die Rose, ist unter den Bieren die Gose!“


Da die Gose kein Lagerbier ist, waren ein passendes Wetter und ein zügiger Austrank Voraussetzung für ihre Aufbewahrung, da sie ansonsten schnell verdarb. Der Goseprozess geschieht erst in der Flasche und dauert zwischen sechs und achtzehn Tagen. Der Heferest steigt dabei nach oben, wo er im Flaschenhals einen undurchlässigen Pfropf bildet, der das Entweichen der übrigen Kohlensäure unterbindet. Die Kellertemperatur hat einen entscheidenden Einfluss auf die Dauer des Reifeprozesses, welcher bei heißenTemperaturen schneller vonstatten geht. Die dunkelgrünen, flachbauchigen Glasflaschen in Form eines Bockbeutels fassten einen Liter und beanspruchten bei der Lagerung, verglichen zu Fassbier, viel Platz und waren aufgrund ihres filigranen Halses äußerst fragil.

Der Gose wird oft eine Ähnlichkeit mit dem Berliner Weißbier nachgesagt. Für all diejenigen, denen die Original-Gose zu sauer ist, wurden zahlreiche Rezepte zum Verfeinern des Geschmacks erfunden. Eine beliebte Variante war – damals wie heute – der Zusatz desKümmelschnapses Allasch, welche „Regenschirm“ genannt wird. Der Likör wurde in kleinen achteckigen Gläsern serviert, die mit der nach unten spitz zusammenlaufenden Form wie zugeklappte Regenschirme aussahen. Der Spruch „Ohne Kümmel ist die Gose, allezeit `ne halbe Chose“ gilt auch heute noch. Wird die Gose mit einem Sirup, wie Mango, Erdbeereoder Waldmeister, versetzt, spricht man vom „Sonnenschirm“, verfeinert mit einem Kirschlikör ist es die „Frauenfreundliche“. Gosentrinker prosten sich übrigens nicht mit „Zum Wohl“ sondern mit „Goseanna“ zu.

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