Zumindest im Sommer 2024 kommen zwei Wochen lang Urlaubsgefühle mitten in der Innenstadt auf. Burgplatzsommer heißt das Spektakel auf einem Platz, der sich durchaus für mehr Veranstaltungen anbietet. Dafür ist der Leipziger Burgplatz – der als Expansionsfläche für Leipziger Weihnachtsmarkt, Leipziger Stadtfest und Co. gilt – derzeit nur bedingt nutzbar. Es fehlen noch geeignete Elektroverteiler. Dennoch sind die Anlieger, etwa der Petersbogen, sehr interessiert, den jüngsten Platz der Leipziger Innenstadt zu beleben.
Der Burgplatz entsteht erst um 1900. Zu diesem Zeitpunkt wird die Pleißenburg abgerissen, um Platz für den Bau des Neuen Rathauses zu schaffen. Der von Hugo Licht entworfene Sitz der Leipziger Stadtverwaltung, der den Platz südlich und südwestlich begrenzt, wird am 7. Oktober 1905 eingeweiht. Westlich daneben entsteht das Stadthaus – ebenfalls ein Verwaltungssitz. Beide Gebäude sind über der Lotterstraße mit einer Brücke auf zwei Etagen verbunden. Auf der Burgplatz-Seite befindet sich der Eingang zum Ratskeller – einem der größten Restaurants der Stadt Leipzig, das mittlerweile sogar selbst Bier braut. Davor steht der von Leipziger Bürgern gestiftete Rathausbrunnen, in dessen Wasserbecken ein Flöte spielender Jüngling steht.
Burgplatz bleib viele Jahrzehnte Brachfläche
Nördlich davon schließt sich das Bauwenshaus an, jener Neubau entsteht erst 1992/1994. Im Zweiten Weltkrieg wird die komplette geschlossene Randbebauung des Burgplatzes im Bombenhagel zerstört oder zumindest schwer beschädigt. Danach bleibt der Burgplatz Jahrzehnte eine Brachfläche, deren Reparatur erst nach der Friedlichen Revolution beginnt. Zu DDR-Zeiten parken Autos auf dem Areal und auf der Fläche des heutigen Petersbogens gibt es die Freiluftgaststätte Lips, die bis zur Petersstraße reicht. Entstanden ist diese für die Versorgung von Teilnehmern des VII. Turn- und Sportfestes im Juli 1983 mit bis zu 1.000 Plätzen. Danach wird Lips auf 200 Plätze reduziert, versorgt die Bevölkerung bis Anfang der 1990er Jahre mit diversen Speisen und Getränken.
Im Südosten komplettiert der moderne Anbau des Gebäudes der Deutschen Bank die Bebauung des Burgplatzes. Unter der Oberfläche wird seit 1999 eine Tiefgarage betrieben.
Neues Hotel mit Schmuckfiguren der Leipziger Disputation
Abgeschlossen wird die Bebauung erst 2019 mit dem Neubau des Hotels NH Leipzig Zentrum, das die spanische Kette NH betreibt. Umgesetzt ist damit das Konzept „Burgplatz-Passagen“ des Büros HPP Architekten, das die Baulücke zwischen Petersstraße und Burgplatz schließen soll. Bereits im April 2001 kann der Petersbogen, zu dem das Juridicum der Universität Leipzig, Einkaufscenter und Geschäfte, der Filmpalast Cinestar sowie ein Spielkasino gehören, öffnen. Zur Burgplatz-Seite klafft 22 Jahre lang ein Loch, das in Leipzig als „Burgplatzloch“ Furore macht. Entstanden ist es im Frühjahr 1995 bei Arbeiten für die Burgplatz-Tiefgarage. Die Stadt Leipzig hat sich zwar bemüht, auf eine Bebauung des Grundstückes hinzuwirken. Das bleibt selbst nach einem Eigentümerwechsel zunächst erfolglos. Die schmerzliche Lücke im Stadtbild kann 2018 endlich geschlossen werden.
Nun steht der Zehngeschosser (davon zwei Etagen unter dem Platz) des NH-Hotels an dieser Stelle. An der Neubau-Fassade des Hotels aus Cottaer Sandstein hat der Architekt sechs Schmuckfiguren angebracht. Fünf davon zeigen Teilnehmer der sogenannten Leipziger Disputation, die im Juni und Juli 1519 in der Pleißenburg stattfindet. Dazu gehören Reformator Martin Luther und sein Kontrahent, der Uni-Vizekanzler Johannes Eck. Die sechste Figur stellt den französisch-schweizerischen Reformator Johannes Calvin dar. Er nimmt zwar nicht am Disput teil, trägt jedoch die Reformationsbewegung weiter nach Genf.
Vor dem Bau der Tiefgarage im Jahr 1995 legten Archäologen auf dem Burgplatz die noch vorhandenen Grundmauern der Pleißenburg frei. Die heutige Pflasterung des Platzes gibt die Umrisse der alten Festungsanlage mit dunkleren Steinen wieder, so dass sie gut erkennbar ist.
Stand: 31.08.2024