Leipzigs Skyline hat sich verändert: Ein Wahrzeichen der Braunkohlen-Ära, der 170 Meter hohe Schornstein des ehemaligen Kraftwerkes „Max Reimann“ in der Arno-Nitzsche-Straße in Leipzig-Connewitz, ist verschwunden. Am 10. September 2023 wurde er gesprengt. Das Interesse an diesem Ereignis war riesig. In vielen Straßen rund um den 200-Meter-Sperrkreis, der im Auftrag der Stadtwerke Leipzig angelegt wurde, herrschte regelrecht Volksfeststimmung. Hunderte Leipziger kamen, um sich das seltene Spektakel anzuschauen. Viele Anwohner hatten es sich auf Balkons, Terrassen oder in Gärten bequem gemacht, um die dreifache Faltsprengung zu verfolgen. Dabei zerfiel der Schornstein in drei Teile. Alles verlief komplett nach Plan. Die Thüringer Sprenggesellschaft setzte etwa 100 Kilogramm Sprengstoff ein.
Kurze Nutzungsdauer für den Schornstein
Der Schornstein auf dem Gelände der Stadtwerke Leipzig ist zum Zeitpunkt der Sprengung fast ein Vierteljahrhundert in seiner ursprünglichen Funktion ungenutzt. Ende des 19. Jahrhunderts entsteht auf dem Areal ein Gaswerk. Bis 1910 werden vier Behälter errichtet, die für die Speicherung von Gas und den Druckausgleich im Rohrnetz sorgen.
1952 erhält das Gaswerk den Namen Gaskokerei „Max Reimann“. In den 1970er-Jahren endet die Geschichte des Werks als Erzeugungsort für Stadtgas aus Kohle. Danach wandelt es sich zu einem Standort der Fernwärmeversorgung. In diese Phase fällt der Bau des Heizwerkes mit dem 170-Meter-Schornstein. Dessen Grundstein wird im Mai 1984 gelegt. Ab Januar 1987 wird die weithin sichtbare Esse für die Rauchgasabführung eingesetzt. Ihre Nutzungsdauer ist kurz. Bereits 1996 rollt der letzte Kohlezug ins Kraftwerk in Connewitz. Somit hat der Schornstein nur eine Betriebszeit von neun Jahren.
Fernsehsender kommen vom Schornstein
Zuletzt wird er von der Deutschen Funkturm GmbH für die Ausstrahlung von Fernsehsendern genutzt. Die hat 2016 einen neuen Funkturm an der Zwickauer Straße/Richard-Lehmann-Straße errichtet, um das digitale Antennenfernsehen DVB-T2 HD ausstrahlen zu können. Weil die Stadtwerke Leipzig jedes Jahr viel Geld in die Sicherung des riesigen Schornsteins investieren mussten, von dem der Putz bröckelte, wurde er abgerissen.
Stand: 29.11.2023