Rabensteinplatz

Rabensteinplatz | Ortsteil: Zentrum-Südost

Der Rabensteinplatz war seit dem Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert eine von mehreren Richtstätten Leipzigs. Hier gab es Hinrichtungen der ehrenvolleren Art von Delinquenten auf dem Schafott. Diese fanden auf einem steinernen Podest vor der Öffentlichkeit statt. Nach dem Abbruch des Galgens und des Rabensteins im Jahr 1822 wurde der Platz 1866 nach Plänen des Ratsgärtners Otto Wittenberg als landschaftliche Anlage mit barocker Brunnenanlage und Spielplatz umgebaut. 1951 wurde der Rabensteinplatz neugestaltet und der Froschbrunnen im Jahr 2018 mit einer neuen Brunnenplastik ausgestattet. Heute steht die Grünanlage des Rabensteinplatzes unter Denkmalschutz.

Thomanergesang zu ehrenhaften Hinrichtungen auf dem Rabensteine…


Der sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum
Johannisplatz und dem Grassimuseum befindliche geschichtsträchtige Rabensteinplatz blickt auf eine wechselvolle Historie zurück. Nachdem die Stadt im Jahr 1423 von Kurfürst Friedrich I., Herzog von Sachsen, die selbstständige Gerichtsbarkeit erhielt, diente das Areal im Mittelalter als Hinrichtungsstätte. Der Strafvollzug wurde an verschiedenen Stellen innerhalb und außerhalb der Stadtgrenzen ausgeübt. Einer dieser Hinrichtungsorte war der Rabensteinplatz, wo auf einem steinernen Podest, dem Rabenstein, Enthauptungen von Delinquenten durchgeführt wurden. Dies stand im Mittelalter nur höherrangigen Personen zu. Eine weitere Hinrichtungsstelle befand sich zu dieser Zeit am Gerichtsweg, wo an einem Doppelgalgen gewöhnliche Verbrecher hingerichtet wurden. 

In Johann Wolfgang Goethes „Faust“ wird der Rabenstein in der Szene „Nacht. Offen Feld“ als unheimlicher Ort erwähnt, der dem Dichter aus seiner Zeit in Leipzig bekannt war. Noch bis ins 18. Jahrhundert fanden auf dem Rabensteinplatz Hinrichtungen statt, bevor diese in das Stadtzentrum auf den Markt verlegt wurden. Da die Todesstrafe zu dieser Zeit normalerweise durch Erhängen am Galgen vollstreckt wurde, galt die Hinrichtung mit dem Richtschwert auf dem Rabensteinplatz als verhältnismäßig ehrenvoll.

Zur Namensherkunft des Rabensteinplatzes gibt es verschiedene Überlieferungen. Neben dem unter dem Namen „Rabenstein“ bekannten steinernen Podest, auf welchem die Hinrichtungen stattfanden, besagt eine weitere Überlieferung, dass die sterblichen Überreste der Enthaupteten zur Abschreckung auf dem Platz der Hinrichtung für die Raben hinterlassen wurden. Der Name existiert ebenfalls in anderen Städten mit ähnlichen Hinrichtungsstätten, etwa in Erfurt, Berlin, Frankfurt und Wien. Die Teilnahme an den Hinrichtungen war für die Bewohner der Städte Pflicht und ein Nichterscheinen strafbar. Die öffentlichen Hinrichtungen sollten der Abschreckung und der Machtdemonstration dienen und galten bis ins 19. Jahrhundert als ein Spektakel, das vom Volk geliebt wurde. Die Hinrichtungsstätten wurden über Jahrhunderte hinweg aufwändig instandgehalten. Wie aus Überlieferungen hervorgeht, wurde der Rabenstein im Jahr 1619 zu einer ca. drei Meter hohen Bühne mit ovalem Grundriss und einem Behältnis für die Werkzeuge des Scharfrichters umgebaut. Die zur Hinrichtung verurteilten Delinquenten begleitete man in einer Prozession vom Alten Rathaus bis zum Schafott. Besonders üble Verbrecher wurden auf einer Kuhhaut bis zur Hinrichtungsstätte geschleift. Da den Verurteilten geistlicher Beistand zustand, musste der Thomanerchor auch zu solchen Anlässen singen.

Von der einst gemiedenen Richtstätte zum beliebten Aufenthaltsort


Wann die letzte Hinrichtung auf dem Rabensteinplatz stattfand, ist nicht genau überliefert. Der Rabenstein und die Galgen wurden im Jahr 1822 abgebrochen und zum Gedenken an der Ecke Gerichtsweg / Dresdner Straße ein Markstein gesetzt, der noch heute als
Denkmal für das Hochgericht Leipzig besichtigt werden kann.

Durch den Verlust seiner einstigen Bedeutung wurde der Rabensteinplatz in der Folgezeit von den Bürgern der Stadt gemieden. Der Platz wurde zwischenzeitlich von der Stadt als Lagerplatz für Baumaterialien oder im Winter für den von den Straßen geräumten Schnee genutzt. 

Im Jahr 1843 stellte Ratsgärtner Otto Wittenberg erste Überlegungen an, den Platz als Gartenanlage umzugestalten. Der überarbeitete Plan wurde aus Kostengründen 23 Jahre später 1866 vom „Comitee zur Unterstützung brodloser Arbeiter“ mit Arbeitslosen umgesetzt. Anstelle der ursprünglich geplanten landschaftlichen Anlage entstand ein funktional aufgebauter, symmetrisch gestalteter Stadtplatz mit zwei ovalen Sandflächen als Spielflächen für die Kinder, Bäumen und sieben Sitzbänken. In den Folgejahren fanden zahlreiche gestalterische Veränderungen und Erweiterungen am Platz statt, der sich zu einem beliebten Aufenthaltsort der Bürger nahe der Innenstadt entwickelte. Initiiert von den aufstrebenden, zunehmend selbstbewussten Bürgern wurde 1869 aus Spendengeldern auf dem östlichen Bereich des Platzes ein barocker Brunnen, bestehend aus einem Bassin mit Fontäne und zwei unterschiedlich großen Schalen, ergänzt. Die von der Firma M Czarnikow & Co. Kunststein und Zinngießerei geschaffenen drei Delphine und drei Knaben gießen Wasser in das Becken. Im Jahr 1880 erhielt der Rabensteinplatz ein öffentliches Pissoir für drei Personen. 1909 wurde auf dem Platz der vermutlich älteste noch bekannte Froschbrunnen erbaut. Die vom Bildhauer Werner Stein geschaffene Brunnenplastik zeigte eine Figurengruppe bestehend aus einem großen, wasserspeienden Frosch mit zwei Kindern, während der Beckengrund mit einem Mosaik aus goldenen und blauen Glassteinen verziert war. 

Während des 2. Weltkriegs wurde zum Schutz der Bevölkerung ein Luftschutzbunker auf dem östlichen Teil des Rabensteinplatzes errichtet, wofür der Fontänebrunnen demontiert werden musste. 1942 wurde die bronzene Figurengruppe als „Metallspende des Deutschen Volkes an den Führer“ demontiert. Jahrzehnte lang war nur noch der Beckenrest zu sehen. Nach 1945 wurden die sichtbaren Teile des Luftschutzbunkers entfernt und der unterirdische Teil mit Erde überdeckt. Im Jahr 1951 erfolgte die Umgestaltung des Rabensteinplatzes nach Plänen des Landschaftsarchitekten Gerhard Scholz. Diese nahmen jedoch keinen Bezug auf die ursprüngliche Anlage von Wittenberg. Stattdessen wurde eine dem damaligen Zeitgeist entsprechende landschaftliche Anlage geschaffen. Nach einigen Jahren der Vernachlässigung wurde der Rabensteinplatz 2017 neu bepflanzt und ein Jahr später der Froschbrunnen mit der vom Leipziger Bildhauer Markus Gläser geschaffenen Brunnenplastik wieder in Betrieb genommen. Der Rabensteinplatz steht heute unter Denkmalschutz. 

Stand: 27.09.2023

Bildergalerie - Rabensteinplatz

Augustusplatz in Leipzig

Augustusplatz
Ortsteil: Zentrum

Der Augustusplatz ist Dreh- und Angelpunkt des östlichen Stadtzentrums und vereint auf rund 40.000 Quadratmetern Fläche bedeutsame Bauwerke aus verschiedenen Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts. Er wurde nach dem Abriss der Stadtfestigung 1785 angelegt und 1839 nach dem ersten sächsischen König Friedrich August I. benannt. Er gilt noch heute als größter Platz in Sachsen und als einer der größten Stadtplätze in Europa.

Vom Abstellplatz des Handels zu einem der schönsten Plätze Europas


Die Geschichte des Augustusplatzes reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück. Im Schmalkaldischen Krieg wurde 1547 die ursprüngliche Bebauung des Areals, die bis an den Stadtgraben heranreichte, vollkommen niedergebrannt und es entstand eine freie Fläche. Diese wurde auch mit der Befestigung der Stadt durch Kurfürst Moritz von Sachsen nicht wieder aufgebaut. Sie diente fortan vorrangig als Park und Abstellplatz für die Handelsleute, die zu den Leipziger Messen anreisten. Das starke Wachstum der Handelsmetropole sprengte die beengende Stadtbegrenzung, woraufhin die Stadtmauer vor dem Grimmaischen Tor 1785 abgerissen und der Grundstein für eine städtebauliche Gestaltung gelegt wurde. Zwischen 1785 und 1794 planierte Johann Carl Friedrich Dauthe die Fläche durch die Anlage des Oberen Parks, auch Schwanenteichpark genannt, als Teil des den Stadtkern umlaufenden Promenadenrings. Auf dem entstandenen „Grimmaischen Torplatz“ wurden zwei Rasenrondelle angelegt und mit Pappeln umpflanzt.

Ab 1830 setzte die Expansion der Stadt und die sukzessive architektonische Fassung des Grimmaischen Torplatzes ein. Bei dem ersten errichteten Gebäude handelte es sich um das das neue Hauptgebäude der Universität Leipzig. Es wurde zwischen 1831 und 1836 nach Entwürfen von Albert Geutebrück erbaut und von Karl Friedrich Schinkel erweitert. Der Bau erhielt zu Ehren des Sachsenkönigs Friedrich August I. den Namen Augusteum und gab auch 1837 dem Stadtplatz die Bezeichnung Augustusplatz. Zudem war es das erste Gebäude, welches gezielt mit der Hauptfront auf den Platz ausgerichtet war. 1835 wurde im Eckhaus an der Grimmaischen Straße neben der 1240 geweihten gotischen Universitätskirche St. Pauli das Café Français, ab 1914 Café Felsche, erbaut. Dabei handelte es sich um ein über die Stadtgrenzen hinaus bekanntes Kaffeehaus der Spitzenklasse. Im Jahr 1840 errichtete Albert Geutebrück die schräg gegenüberliegende Hauptpost. Das Gebäude war bis 1867 Sitz der wichtigsten Oberpostdirektion Sachsens.

Italienische Hochrenaissance trifft auf Klassizismus


Zwischen 1856 und 1858 wurde auf der Südseite des Platzes, an der heutigen Stelle des Gewandhauses, das Museum der bildenden Künste errichtet. Der Entwurf von Ludwig Lange im Stil der italienischen Renaissance wurde durch die stetig wachsende Sammlung im Zeitraum 1880 bis 1886 von Hugo Licht erweitert. Die Universität erhielt zusätzliche Bauten und gestaltete das Augusteum ebenfalls im Stil der Hochrenaissance um. 1868 wurde von Carl Ferdinand Langhans an der Stelle der heutigen Opernhauses das Neue Theater im Stil des Spätklassizismus errichtet. Die bescheiden gehaltenen, klassizistischen Fassaden des Postgebäudes, des Museums der bildenden Künste und des Augusteums wurden nach der Reichsgründung 1871 im Stil der italienischen Hochrenaissance aufwendig umgestaltet. 1886 wurde vor dem Museum der bildenden Künste der Mendebrunnen mit seinem etwa 18 Meter hohen Granit-Obelisken eingeweiht. Die eher ländliche Bebauung des Platzes wich mehrgeschossigen Mietshäusern mit Läden und Verkaufsräumen. So entstanden zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Kaufhaus Bamberger & Hertz, die Dresdner Bank, das Europahaus und das Krochhochhaus. Auf dem Grundstück des ehemaligen Wohnhauses von Bürgermeisters Carl Wilhelm Müller schuf der holländische Architekt Hendrik Petrus Berlage zwischen 1901 und 1903 das Niederländische Haus, ein bedeutendes Geschäftshaus. Nun galt der Augustusplatz mit seiner durchdachten Bebauung als einer der schönsten und größten Stadtplätze Europas.

Das neue Aushängeschild des sozialistischen Staates


Leider wurden im Bombenhagel des 4. Dezember 1943 fast alle Bauwerke des Augustusplatzes schwer beschädigt. Die Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg stellten zwar einen starken Einschnitt dar, jedoch wären viele Baustrukturen wiederherzustellen gewesen. Am 1. August 1945 wurde der Augustusplatz umbenannt und hier fortan Karl-Marx-Platz, auch um seine Bedeutung für die Arbeiterbewegung hervorzuheben. Es begann eine neue Bauplanung. Der Rat des Stadtkreises schrieb hierfür 1952 einen Ideenweebewerb für die städtebauliche und verkehrstechnische Gestaltung aus unter der Prämisse, die Stellung als politisches und kulturelles Zentrum der Stadt zu wahren. Die Pläne für den Wiederaufbau fielen schließlich dem Anspruch des DDR-Regimes zum Opfer, den Aufbau eines sozialistischen Stadtzentrums umzusetzen. Anstelle des Neuen Theaters wurde das heutige Opernhaus 1960 errichtet. Im selben Jahr wurde mit der Bebauung der Ostseite des Karl-Marx-Platzes begonnen, darunter die Neugestaltung der Hauptpost zwischen 1961 und 1964, in der sich heute u.a. die Felix Suiten im Lebendigen Haus befinden. Von 1963 bis 1965 entstand das Hotel Deutschland, heute Radisson Hotel. Am 30. Mai 1968 wurden die im Krieg wie durch ein Wunder vollkommen erhaltene Universitätskirche St. Pauli und das nur teilzerstörte Augusteum auf Beschluss der SED und des Staatsratsvorsitzenden Walter Ulbricht gesprengt. Stattdessen wurde ein Ensemble freistehender Universiätsgebäude errichtet und das 142 Meter hohe, benachbarte Universitätshochhaus, heute City-Hochhaus, von Hermann Henselmann geschaffen. Die Neugestaltung des Karl-Marx Platzes wurde 1981 mit dem Bau des Gewandhauses zu Leipzig anstelle des Museums der bildenden Künste abgeschlossen. Der 1886 eingeweihte Mendebrunnen überstand als einziges Bauwerk des Platzes den Krieg und die sozialistischen Bebauungspläne.

Lichtfest, Märchenwald und Beachvolleyball zwischen Oper und Gewandhaus


Weltweite Aufmerksamkeit wurde dem Karl-Marx-Platz durch die Friedliche Revolution am 9. Oktober 1989 zuteil, als er zum Versammlungsort für rund 70.000 Leipziger wurde, die für Reformen in der DDR demonstrierten. Dieser Tag markierte schließlich das Ende der DDR. An das historische Ereignis erinnert noch heute die bronzene, eiförmige Glocke der Demokratie, auch Freiheitsglocke genannt. Diese wurde anlässlich des 20. Jahrestages der Montagsdemonstrationen am 9. Oktober 2009 eingeweiht. 

Am 3. Oktober 1990 wurde der Karl-Marx-Platz wieder zum Augustusplatz zurück benannt. Im selben Jahr wurde der Platz auch Kulisse der ersten, unvergessenen Kundgebung Helmut Kohls. 1998 wurde der Augustusplatz für den Bau einer Tiefgarage unterkellert und nach Plänen von Bernhard Winkler grundlegend neugestaltet. Die nachts erhellten runden Aufbauten der Tiefgarageneingänge in Form von Milchglaszylindern gehören zum Beleuchtungskonzept des Platzes. Um die Achse zwischen Oper und Gewandhaus mehr zu betonen, erhielt der Mendebrunnen vor dem Gewandhaus ein Pendant in Form einer Fontäne vor der Oper. Die neu gesetzten Lindenreihen erinnern an die früheren Promenadenbepflanzungen. An der Stelle der gesprengten Paulinerkirche wurde zwischen 2007 und 2017 nach Entwürfen des niederländischen Architekten Erick von Egeraat das „Paulinum – Aula und Universitätskirche St. Pauli“ errichtet.

Heute ist der Augustusplatz ganzjährig Austragungsort zahlreicher Veranstaltungen. Zu den Highlights zählen das Beachvolleyball-Event SachsenBeach, das Leipziger Stadtfest und das Lichtfest Leipzig am 9. Oktober. Mehrmals im Jahr findet hier auch der Wochenmarkt statt. Während der Weihnachtszeit sind im Rahmen des Leipziger Weihnachtsmarkts das Finnische Weihnachtsdorf, das Südtiroler Dorf und der Märchenwald Besuchermagnete.

Bildergalerie - Augustusplatz in Leipzig

Historisches Bildmaterial - Augustusplatz in Leipzig

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