Das Clown-Museum Leipzig ist seit 31. Juli 2024 geschlossen.
Es wurde 2010 von Hans-Dieter Hormann eröffnet. Europas einziges Clown-Museum beherbergte in vier Ausstellungsräumen rund 25.000 Exponate. Auf der Bühne im Foyer fanden regelmäßig verschiedene Aufführungen, darunter Gastspiele von international bekannten Clowns, statt.
Aus Sammelleidenschaft wird Europas einziges Clown-Museum
Die Kunst der Clowns und Spaßmacher reicht mehr als 2.000 Jahre zurück. Wohl kein anderer Beruf sorgt für so viel Heiterkeit, wie der eines Clowns. Sein Name leitet sich vermutlich vom französischen „colon“, zu Deutsch Bauer oder Tölpel, ab. Im 16. Jahrhundert war der Clown eine lustige Theaterfigur mit der Aufgabe, ernste Geschichten aufzulockern. Später traten die Spaßmacher auf Jahrmärkten auf, bevor sie ihren festen Platz schließlich im Zirkus fanden. Die Clowns in Süd- und Mitteleuropa waren poetisch, während sie in Russland politisch und in Nordamerika schriller, dicker und größer als anderswo waren. Die charakteristische weiße Schminke im Gesicht, die roten Lippen und Wangen wurden erst im 19. Jahrhundert zu ihrem Erkennungszeichen.
Die Besucher des Museums wurden mit den Worten Charlie Chaplins: „Ein Tag ohne Lachen ist ein verlorener Tag.“ begrüßt. Der weltberühmten Stummfilmlegende war in den Räumlichkeiten ein eigener Bereich gewidmet. Das vom Verein „Dipetos Welt der Clowns e.V.“ betriebene Clown-Museum wurde vom Museumsdirektor Hans-Dieter Hormann im April 2010 eröffnet. Als pensionierter Architekt und passionierter Clown-Bewunderer galt sein Interesse bereits seit seiner Jugend den Komikern mit der roten Nase und den riesigen Schuhen. Seitdem ihn als Neunjährigen eine Clownsfigur im Schaufenster begeisterte, wurde ihm fortan zu verschiedenen Anlässen etwas mit Zirkus-Bezug geschenkt. Aus dem Interesse wurde schließlich eine Sammelleidenschaft für alles mit Clown-Bezug, welche nach Beendigung seiner beruflichen Laufbahn im Clown-Museum mündete. Ziel Hormanns war es, eine Kultur zu erhalten und diese öffentlich zugänglich zu machen.
Alles rund um die Spaßmacher mit roter Nase und riesigen Schuhen…
Die Ausstellung beherbergte in vier Räumen rund 25.000 Exponate, darunter ca. 8.000 Clown-Figuren aus unterschiedlichen Materialien und Ländern, mehr als 3.500 Filmplakate, über 800 Bücher, Marionetten, Programmhefte, Filmaufnahmen, Instrumente sowie historische Fotografien und etwa 600 Zeitungen, die älteste stammte aus dem Jahr 1856. Unter den Exponaten befinden sich auch hunderte katalogisierte Originalfotos berühmter Clowns des bekannten Künstlerfotografen Dieter Preiß. Bei zahlreichen Ausstellungsstücken handelt es sich um Geschenke von weltberühmten Stars der Branche oder deren Verwandten, darunter Original-Kostüme von Walter Galetti, Oleg Popow und des beliebten von Jiří Vršťala verkörperten Clowns Ferdinand. Auch eine Grock-Marionette, der Original-Schminkkasten von Charlie Rivel und ein Programmheft von seinem Gastspiel im August 1939 im Krystallpalast Varieté befinden sich in der umfangreichen Sammlung. Die Originalpuppen Hurvinek und Spejbl, die als Vater und Sohn bekannten hölzernen Marionetten aus Prag, waren ein Ausstellungshighlight. Im Jahr 2021 entstand ein Ausstellungsraum, welcher allein der Geschichte des Lachens gewidmet ist. Ein über zwei Meter großes Schaubild veranschaulicht die Entwicklung des Lachens und Frohsinns seit der griechischen Mythologie.
Das Clown-Museum verfügte über die Stadtgrenzen hinaus in der erstaunlich großen Szene in Europa über eine noch stärker ausgeprägte Bekanntheit als in Leipzig selbst. Bezüge der Leipziger Clown-Szene bestehen bis hin zu den Theaterreformatoren Johann Christoph Gottsched und Caroline Neuber, die den Hanswurst – einen Vorgänger des Clowns – in Leipzig 1737 von den Bühnen der Stadt vertrieben. Fortan wurden Schauspiele mit literarischem Anspruch und ohne obszöne Improvisationsspiele aufgeführt. Nach dem Verschwinden des Spaßmachers aus dem Theater kehrte er schließlich über den Zirkus und die Jahrmärkte wieder zurück.
Dank seines ausgezeichneten internationalen Rufes und dem damit einhergehenden Vertrauen wurden dem Museum immer neue Ausstellungsstücke geschenkt und die Sammlung fortlaufend erweitert. Im Jahr 2014 wurde dem Museum vom World Parlament of Clowns der „Planet of Smile Award“ verliehen. Zu Gast waren jedes Jahr bekannte internationale Clowns, welche dem Museum nicht nur einen Besuch abstatteten, sondern auf der kleinen Bühne auftraten. Diese wurde auch regelmäßig für diverse Vorführungen für Kindergarten- und Schulkinder genutzt. Ein großer Förderer des originellen Museums war Thorsten Wolf, Schauspieler sowie Kabarettist des ehemaligen Kabarett-Theaters Leipziger Funzel. Er organisierte für den Erhalt des Museums die Patenschafts-Aktion „Weniger Smartphone – Mehr Phantasie“ und unterstützte es auf vielfältige Weise.
Lange Zeit kämpfte Hans-Dieter Hormann um sein Lebenswerk. Nach 14 Jahren musste er sein Museum dennoch am 31. Juli 2024 schließen. Der bestehende Mietvertrag lief aus und alle Rettungsversuche scheiterten. Auch eine Petition zum Erhalt des Museums bei der Stadt Leipzig brachte keinen Erfolg. Deshalb übergab der Museumsgründer den Großteil seiner Sammlung dem Circus- & Clownmuseum Wien. Das Wiener Museumsteam versprach, dass die Sammlung dort mindestens 100 Jahre erhalten bleibt.
Stand: 15.05.2025