Kaffee erobert die Welt – und der Sachse erhält seinen Spitznamen

Leipzig (Freistaat Sachsen)

Der französische Bischof, Staatsmann und Außenminister Charles-Maurice de Talleyrand (1754-1838) sagte einmal: „Der Kaffee muss heiß wie die Hölle, schwarz wie der Teufel, rein wie ein Engel, süß wie die Liebe sein.“

Er gehört zu jedem guten Frühstück genauso wie zu einem Stück Kuchen am Nachmittag, wird oft auch nach dem Essen oder bei einer geschäftlichen Besprechung angeboten. Manche mögen ihn schwarz, mit Mich oder/ und mit Zucker. Heute trinkt man ihn aus feinem Porzellan zu besonderen Anlässen oder aus einem Becher als „Coffee to go“ auf dem Weg zur Arbeit oder zum nächsten Termin. Kaffee ist heute nicht mehr wegzudenken. Und die Anzahl der Kaffeespezialitäten wächst.

Die Geschichte des beliebten Getränkes ist lang und sagenumwoben. Über die Entdeckung erzählt man von Kaldi dem Ziegenhirten, der seine Tiere hütete und dabei beobachtete, dass diese rastloser wurden. Als er sah, dass die Ziegen die Früchte eines Baumes fraßen, den er nicht kannte, nahm Kaldi einige davon mit zu einem Weisen. Dieser kostete sie. Da die Früchte jedoch bitter schmeckten, warf er sie ins Feuer. Durch die Röstung entfaltete sich ein köstlicher Duft. Der Weise kochte daraufhin die gerösteten Bohnen mit Wasser und der erste Kaffee entstand.

Eine andere Legende berichtet vom Propheten Mohamed, der krank war. Ihm erschien der Erzengel Gabriel. Der Engel bat ihn, das Gefäß zu leeren, welches er mitgebracht hatte. Mohamed tat wie ihm geheißen und bald ging es ihm besser. In diesem Gefäß war Kaffee.

Kaffee und der Siegeszug um die Welt


Das Ursprungsland des Kaffees ist das abessinische Hochland im heutigen Äthiopien. Im osmanischen Reich gab es bereits im 16. Jahrhundert die ersten Kaffeehäuser. Von dort aus kam der Kaffee mit den damaligen Händlern und Reisenden nach Europa. Nach Deutschland brachte ihn 1582 der Augsburger Mediziner
Leonhard Rauwolf. Von da an dauerte es nicht mehr lange und man eröffnete in den verschiedenen europäischen Städten nach und nach Kaffeehäuser – das erste auf dem Marktplatz in Venedig (1645). Weitere folgten 1650 in Oxford (England), 1659 in Marseille (Frankreich) oder 1663 in Amsterdam (Niederlande). Das erste Kaffeehaus in Deutschland wurde 1673 in Bremen eröffnet.

Mit der Zeit nahm die Beliebtheit des Kaffees nicht nur hierzulande zu. Heute sind Europa, die Vereinigten Staaten und Japan die Regionen mir der prägendsten Kaffeekultur. Und auch die Anbaugebiete findet man heute nicht nur in Äthiopien, sondern entlang des Äquators rund um den Erdball. In diesem „Gürtel“ liegen Länder wie Brasilien, Mexiko, Kolumbien, Indonesien und Vietnam. Angebaut werden sechs verschieden Arten. Die Bekanntesten sind Arabica und Robusta. Diese beiden Sorten machen fast den gesamten Kaffeemarkt aus. Die restlichen Marktanteile teilen sich vier weitere Sorten, die zum Teil sehr teuer sein können. So etwa der Kopi Luka oder auch Katzenkaffee, der einen Kilopreis bis zu 1.200 Euro erreichen kann.

Von der Kaffeepflanze zur Kaffeebohne


Nach der Ernte wird noch im Anbauland das Fruchtfleisch vom Kern getrennt. Dies geschieht entweder durch Lufttrocknung, die etwa zehn Tage dauert, oder mit Wasser in großen Tanks. Die Bohnen werden auch bei diesem Verfahren anschließend getrocknet. Bei der Wahl der Fruchtfleischentfernung wird das erste Mal über den Geschmack des Kaffees entschieden. Danach exportiert man die Kaffeebohnen in das Bestimmungsland, wo sie geröstet und gemahlen werden oder als ganze Bohnen in den Handel kommen.

Ob man dann einen Kaffee oder einen Espresso genießen kann, hängt von der Länge der Röstung ab. Die Bohnen für den Kaffee werden bis zu 15 Minuten, die für einen Espresso bis zu 18 Minuten geröstet. Unterschieden wird bei der Verwendung auch wie fein oder Grob der Kaffee gemahlen ist. So wird der Kaffee für einen Espresso sehr fein gemahlen, für einen Filterkaffee ist dagegen ein mittlerer Mahlgrad eher geeignet. Diesbezüglich findet der Konsument die verschiedensten Kaffeesorten im Handel. Die moderne Technik eines Kaffeevollautomaten nimmt dem Genießer Dinge wie den Mahlgrad und die Brühdauer für den besten Geschmack seines Lieblingskaffees ab.

Wie der Sachse zum Kaffeesachse wurde


Die ersten Kaffeehäuser in Sachsen fand man um 1701 in Leipzig. Doch die Sachsen kannten und liebten den Kaffee schon einige Jahre zuvor. Die Bezeichnung der „Kaffeesachsen“ soll der preußische König
Friedrich II. geprägt haben. Während des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) war in Sachsen der Kaffee knapp und deshalb die Moral der Soldaten schlecht. Mit der Aussage „Ohne Gaffee gönn mer nich gämpfen!“ („Ohne Kaffee können wir nicht kämpfen!“) verweigerten sie ihren Dienst. Er zeigte, dass der Sachse schon mit einer Tasse Kaffee zufrieden war. Und auch der Begriff „Blümchenkaffee“ geht auf die Sachsen zurück. Darunter versteht man einen so dünnen Kaffee, dass man die Blümchen auf dem Boden der Tassen sehen kann.

Die Sachsen – und besonders Leipzig – verbindet noch mehr mit dem Kaffee. Leipzig gilt als Zentrum der mitteldeutschen Kaffeehauskultur. Nachdem hier 1693 die erste Ladung Kaffeebohnen eintraf, eröffneten immer neue Kaffeehäuser. So gründete Adam Heinrich Schütze 1694 das Kaffeehaus Zum Arabischen Coffe Baum und schenkte erstmals Kaffee aus. Nach dem 1686 in Paris eröffneten „Café Procope“ gilt es als ältestes durchgängig betriebenes Kaffeehaus in Europa. In der dritten Etage befindet sich das Museum Zum Arabischen Coffe Baum, das zum Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig gehört. Dort können Kaffee-Liebhaber bei freiem Eintritt die Leipziger Kaffee- und Kaffeehausgeschichte informieren.

Hierher kam August der Starke (1670-1733), Kurfürst von Sachsen und König von Polen, nicht nur zur Leipziger Messe. Er genoss bei seinen Aufenthalten in der Messestadt regelmäßig Kaffee. Seine bekannteste Mätresse – Gräfin Cosel – soll ihn oft und gern begleitet haben. 

Zudem wurde in Leipzig 1697 die erste Kaffeehausordnung erlassen und Johann Sebastian Bach komponierte sogar ein Musikstück über den Kaffee. Die Uraufführung der „Kaffeekantate“ (Schweigt stille, plaudert nicht“, BWV 211) fand 1734 im Zimmermannschen Kaffeehaus statt und gilt als Höhepunkt der sächsischen Kaffehausmusik. Der Text der Kantate stammt aus der Feder des Leipziger Gelegenheitsdichters Picander (Christian Friedrich Henrici).

Nicht in Leipzig, aber dennoch in Sachsen erfand die Hausfrau Melitta Bentz 1908 die Filtertüte. Und auch das feine Porzellan zum Genießen eines guten Kaffee wurde in Sachsen erfunden. Das bekannte Meißner Porzellan wird seit 1701 – bis heute noch traditionell von Hand – hergestellt. Und ebenfalls die Kaffeemühlen, in den verschiedensten Ausführungen, kamen lange aus Sachsen. In Bad Gottleuba, südlich von Pirna, wurden diese von 1864 bis 1980 hergestellt. Auch heute noch verzichtet der Sachse ungern auf sein „Schälchen Heeßen“ und so manches Kaffeehaus lädt zum Genießen und Verweilen ein.

Stand: 25.02.2025

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