Zwenkauer See

Stadt: Zwenkau und Leipzig (Knautnaundorf)

Die „Santa Barbara“ verbreitet maritimes Flair. Vom Hafen können Passagiere über den Zwenkauer See schippern, der aus einem Großtagebau entstanden ist. Mit fast zehn Quadratkilometern Fläche ist er der größte See des Leipziger Neuseenlandes. Vor allem die Segler fühlen sich hier wohl. Vom Yachthafen stechen sie in See, der ideale Windbedingungen hat. Für Surfer, Paddler und Standup-Paddler sowie Motorboote ist es ebenfalls ein kleines Paradies. Er ist ein künstlich entstandener Landschaftssee, der bei Hochwasser als Schutzanlage dient.

Um den See herum gibt es Radwege. Die etwa 22 Kilometer lange Strecke an den Uferbereichen entlang ist aber nicht durchgängig asphaltiert. Schotter, Kies- und Feldwege können für Fahrradfahrer teilweise durchaus herausfordernd sein. Es gibt Anbindungen zum Elster-Radweg und zu anderen Neuseenland-Routen. Das malerische Eichholz, als Restbestand der Elsteraue, sowie die Imnitzer Lachen laden westlich von Zwenkau ebenfalls zu idyllischen Spaziergängen in die Aulandschaft ein.

Schon im späten 17. Jahrhundert wird im Leipziger Südraum die erste Braunkohle entdeckt. Ihr Abbau beginnt aber erst rund 150 Jahre später. Als Tagebau Böhlen wird der heutige See „aufgeschlossen“ – der Abbau der Braunkohle beginnt. Daraus entsteht dann 1965 der Tagebau Zwenkau, der bis 1999 als Förderstätte betrieben wird. Rund 31 Quadratkilometer Fläche haben die Tagebaue Böhlen, Zwenkau und Cospuden einst eingenommen. Für den Abbau von Braunkohle werden vier Waldgebiete ganz oder teilweise abgeholzt, die Bewohner von fünf Ortschaften wie Eythra und Bösdorf verlieren ihre Heimat. Aber auch Flüsse, wie die Weiße Elster zwischen 1973 und 1978, werden in ein künstliches Bett verlegt.

Der Bergbau prägt die Region rund um Zwenkau


Von den mächtigen Kohleflözen wird das Schicksal der Stadt Zwenkau geprägt, deren Bewohner eine sehr wechselvolle Geschichte mit Höhen und Tiefen erleben müssen. Eigentlich sollte der Betrieb des Tagebaus bis 2005 laufen – noch Teile des Eichholzes und die Elsteraue weggebaggert werden. Es kommt aber zu vielen Bürgerprotesten – auch der Heimat- und Bürgerverein Zwenkau mobilisiert. Am 17. Februar 1993 organisiert er eine Lichterkette von den Imnitzer Lachen bis zum Abzweig Zitzschen, an denen zweieinhalbtausend Menschen teilnehmen. Der letzte Kohlezug fährt am 30. September 1999. An die Auseinandersetzungen erinnert heute ein „Stein des Dialoges“ auf der Hafenmole.

Die komplette Geschichte des Bergbaus und der Umsiedlungen im Mitteldeutschen Braunkohlerevier haben Andreas Berkner und die Kulturstiftung Hohenmölsen in einer umfangreichen Chronik aufgearbeitet, die im Sax-Verlag erschienen ist. 

Die Abraumförderbrücke Böhlen 1 ging Anfang 1930 in Betrieb und ist 1937 durch Orkanböen bei einem Gewitter eingestürzt. Böhlen 2, bekannt als AFB 18, wurde 1939 in Betrieb genommen. Insgesamt wurden 1,4 Milliarden Quadratmeter Abraum bewegt und 580 Millionen Tonnen Kohle gefördert. Die mehr als 500 Meter lange Abraumförderbrücke wird Ende 2001 gesprengt. Eigentlich soll der stählerne Gigant gerettet werden und als „AFB 18 Seebrücke“ dienen – doch das erweist sich als zu teuer.

Archäologen haben in den Jahren 1993 bis 2003, im Bereich von Zwenkau-Nord und Eythra, 7.500 Jahre alte, bedeutende archäologische Funde ausgegraben.

Touristischer Gewässerverbund Leipziger Neuseenland


„Wasser marsch!“ heißt es ab 9. März 2007 mit einem symbolischen Knopfdruck, für den auch Sachsens Ministerpräsident
Georg Milbradt anreist. Und es wird davon geträumt, dass Zwenkau sich von einer Stadt am Grubenrand zum Luftkurort entwickelt. 

Der See wird mit Hilfe von Sümpfungsgewässern aus dem Tagebau Profen sowie Flusswasser aus der Weißen Elster geflutet. Offiziell zum Baden freigegeben wird er am 9. Mai 2015. Seinen Endwasserstand soll der Zwenkauer See erst nach Fertigstellung des 800 Meter langen Harth-Kanals erreichen, der diesen mit dem Cospudener See verbindet. Bergbausanierer Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (LMBV) sowie andere Projektverantwortliche haben zwar im Jahr 2023 das vorläufige Ende des touristischen Projektes verkündet. Der Grund ist eine Kostenexplosion: 160 Millionen Euro wären für das Bauwerk aus heutiger Sicht nötig, ausgegangen sind die Planer mal von 10 Millionen Euro. Kommunen und Verbände halten aber am „Touristischen Gewässerverbund Leipziger Neuseenland“ fest, der entstehen soll. Der Kurs 1 vom Leipziger Stadthafen zum Zwenkauer See spielt in diesem eine Schlüsselrolle. Mittlerweile gibt es Geld für eine Machbarkeitsstudie, die nun Planungs- und Finanzierungsmöglichkeiten für eine Bootspassage zwischen dem Cospudener und Zwenkauer See aufzeigen soll.

Vielfältige Freizeitmöglichkeiten und Naturerlebnisse


An den Ufern des Sees entstehen naturnahe Bereiche ebenso wie asphaltierte Wegabschnitte, ein viel besuchter Ausstellungspavillon am Kap Zwenkau – als Erinnerung an die Abraumförderbrücke AFB 18 und nicht zuletzt ein großer Hafen. Der wurde noch „im Trockenen“ gebaut und bereits im Mai 2009 an die Stadt übergeben. Für Freizeitkapitäne gibt es im Hafen neben der Krananlage, einer Slip Rampe und einem Bootswaschplatz mehr als 200 Bootsliegeplätze.

Badegäste können einen 150 Meter langen Sandstrand am Kap Zwenkau nutzen. Der fällt allerdings angesichts der Größe des Sees recht bescheiden aus. Die Stadt Zwenkau lässt inzwischen ein Strandhaus errichten. Vorgesehen sind öffentliche Toiletten, ein Mehrzweckraum für Wasserwacht, Wasserschutzpolizei und Veranstalter sowie ein Lagerraum für Sportgeräte. Zu den naturnahen Bereichen zählt auch Landschaftspflege durch Hereford-Rinder, die in abgesperrten Uferbereichen weiden. Der Familienbetrieb Ackermann aus Kleindalzig betreibt hier ökologische Tierhaltung.

Der Bau eines Hochwasserentlastungsbauwerks von der Weißen Elster in den Zwenkauer See erfolgt 2010 bis 2012. Wenige Wochen danach besteht es die erste Bewährungsprobe, als beim Hochwasser 2013 rund 20 Millionen Kubikmeter Wasser aus der Weißen Elster in den Bergbau fließen und die Stadt Leipzig damit geschützt wird. Seit dem Jahr 2011 werden darüber hinaus gezielt technische Maßnahmen zur Herstellung und Stabilisierung der Wasserbeschaffenheit umgesetzt und die Wasserqualität optimiert.

Hafen wird zum Aushängeschild


Das Gebiet rund um den Hafen ist dabei zum Aushängeschild des größten Gewässers im Leipziger Neuseenland avanciert. Am Südufer ist ein neues Stadtquartier entstanden – das Kap Zwenkau. Architekten haben individuelle Wohn- und Geschäftshäuser geschaffen, dennoch ist das Gesamtbild stimmig. Es gibt auch Gewerbe und Gastronomie mit Restaurants wie „Noah‘s“, „il lago“ oder “Steak-House“. Derzeit entsteht ein Pflegeressort mit gleich vier Gebäuden für betreutes und stationäres Wohnen direkt am Wasser. Dazu gehört ein Wellnessbereich mit Pool und Sauna, Restaurant, Café sowie Vinothek. 180 Appartements sind errichtet, hinzu kommen 30 Tagespflegeplätze.

Am Nordufer des Sees – südlich des Freizeitparkes BELANTS – sind perspektivisch ein weiterer Hafen für Segler sowie eine touristische Infrastruktur mit Übernachtungsmöglichkeiten und Gastronomie geplant. Einst ist sogar von einer Seilbahn von BELANTIS bis zum Hafen Zwenkau die Rede. Doch das bleibt eine Vision.

Stand: 17.07.2024

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