Zoo Leipzig / Zoologischer Garten

Pfaffendorfer Straße 29 | Ortsteil: Zentrum-Nordwest

Der Zoo Leipzig gehört zu den ältesten und artenreichsten Zoos der Welt. Er wurde 1878 von Ernst Pinkert gegründet und beheimatet auf einer Gesamtfläche von rund 26 Hektar knapp 600 Tierarten. Laut des Sheridan-Rankings gilt er seit mehreren Jahren als beliebtester Zoo Deutschlands und – nach dem Tiergarten Schönbrunn/Wien – als zweitbeliebtester Zoo in Europa.

Vom Ratsgut Pfaffendorf zum Zoologischen Garten von Weltrang


Die traditionsreiche Anlage des Zoologischen Gartens befindet sich heute zum Teil auf geschichtsträchtigem Terrain. Der westliche Abschnitt des Zoos gehörte einst zum Rosental, gemeinsam mit dem
Schweizerhäuschen, welches heute unter dem Namen Hacienda Las Casas eine von zahlreichen gastronomischen Einrichtungen im Zoo Leipzig ist. Das Gebäude stammt aus dem Jahr 1824 und war bis zu seiner Eingliederung in den Zoo 1927 ein beliebtes Café und Ausflugsziel mit angrenzendem Konzertgarten im Rosental.

In den an das Rosental angrenzenden Pfaffendorfer Feldern besaß der Gastwirt und spätere Gründer des Zoos Ernst Pinkert zu dieser Zeit das Gasthaus Zum Pfaffendorfer Hof. Um sein Lokal für Ausflügler noch attraktiver zu gestalten, stellte er ab 1876 exotische Tiere aus, die er von seinem Partner Carl Hagenbeck, einem Hamburger Tierhändler, bezog. Pinkerts tierische Ausstellungen mündeten im Jahr 1878 schließlich in die Gründung eines privaten zoologischen Gartens auf dem Ratsgut Pfaffendorf. Die Anlage mauserte sich zu einer beliebten Freizeiteinrichtung. Nur zwei Jahre nach der Eröffnung wurde erstmals ein Löwe geboren, was zu dieser Zeit eine echte Sensation war. 1882 wurde die Anlage um eine Radrennbahn erweitert. Im Jahr 1899 wurde das Privatunternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und durch die damit verbundene finanzielle Stärkung erweitert. Es wurden viele der heute noch erhaltenen historischen Ausstellungsgebäude errichtet: Das älteste Raubtierhaus, heute das „Entdeckerhaus Arche“, stammt noch aus dem Jahr 1878.

Die Architektur des Leipziger Zoos spiegelt sich in vier Entwicklungsabschnitten wider. 1900 wurden das Neue Raubtierhaus, das Affenhaus und das Aquarium im neugotischen Stil erbaut. Diese erste Bauetappe betonte die exotische Herkunft der tierischen Bewohner. Nachdem der Zoo in den Folgejahren des Ersten Weltkriegs mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, wurde er im Jahr 1920 von der Stadt Leipzig übernommen. In der zweiten großen Bauphase in den 1920er und 1930er Jahren entstanden die künstlerisch bedeutenden Bauten des norddeutschen Klinker-Expressionismus. Charakteristisch war vor allem der Verzicht auf Gitter und Absperrungen. Zu den neuen Bauten zählten das 1926 entstandene Dickhäuterhaus, die Bärenburg aus dem Jahr 1929 und neue Flugkäfige. 1934 wurden die Anlagen für Rhesusaffen und Paviane sowie die Pinguinanlage ergänzt. Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des Zoos wurde 1928 zur Erinnerung an den Zoogründer das Ernst-Pinkert-Denkmal eingeweiht.

Nach Schließung des Zoos im Zweiten Weltkrieg wurde er am 6. Mai 1945, genau zwei Tage vor dem offiziellen Kriegsende, wiedereröffnet und zwei Jahre später auf 16 Hektar erweitert. Der dritte Entwicklungsschritt des Zoos wurde ab 1976 durch die Tiergartenbiologie des Schweizer Zoologen Heini Hediger gekennzeichnet. Es entstanden die Australienanlage, die Robbenanlage und das Pandarondell in einem weiträumigen und naturnah gestalteten Gehege. Anlässlich des 100. Gründungstags 1978 wurde im Vorhinein 1976 das Zooschaufenster übergeben. Tiefe Gräben anstatt von Sichtbarrieren ermöglichten einen Einblick vom Rosental in das Tiergehege der Kiwara-Savanne.

Auf dem Weg zum „Zoo der Zukunft“

Im Jahr 2000 wurde nach Plänen von Zoodirektor Jörg Junhold vom Stadtrat das Projekt „Zoo der Zukunft“ bewilligt, der in fünf Bauabschnitten entstehen sollte: Kernpunkt des Projektes war zu dem Zeitpunkt die Umgestaltung und Einteilung des Zoos in einen Naturerlebnispark, bestehend aus den Themenbereichen Afrika, Asien, Südamerika, Gründer-Garten, Pongoland und Gondwanaland. Das Konzept sah außerdem einen simulierten Lebensraum vor, in dem die Tiere möglichst naturnah und artgerecht gehalten werden und den Besuchern ein authentische Besuchserlebnis geboten wird.

Expedition durch die Erlebniswelten


Bereits beim Passieren des Eingangsportals ist die geschichtsträchtige Atmosphäre des Gründer-Gartens mit Gebäuden aus den Gründerjahren des Zoos zu spüren. Diese tragen die Handschrift von Ernst Pinkert, der einst den Grundstein für den Zoo legte. Zum historischen Gebäude-Ensemble gehören das Entdeckerhaus Arche, das Koala-Haus sowie das Aquarium mit angeschlossenem Terrarium. 

Seit 2001 gab es in diesem Zusammenhang und im Zuge des vierten großen Entwicklungsabschnitts mehrere Neueröffnungen von Anlagen. 2001 wurden die Löwensavanne Makasi Simba und die weltgrößte Menschenaffenanlage Pongoland eröffnet. In tropischer Hitze und üppiger Regenwaldvegetation kann man Orang-Utans, Gorillas, Schimpansen und Bonobos auf Kletterbäumen beobachten. Statt einer Abgrenzung durch Gitter sind die Affen durch Trocken- und Wassergräben sowie Panzerglas von den Besuchern getrennt. Besonders einmalig ist das Gemeinschaftsprojekt zwischen dem Zoo und dem Leipziger Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, welches vor Ort Forschungen zu vergleichenden Verhaltensbeobachtungen der Affen durchführt.

Im Herbst 2001 folgte unmittelbar die Eröffnung der Erdmännchen-Anlage in den Rosental-Freianlagen. Das Neue Raubtierhaus aus dem Jahr 1902, Heimstätte der weltberühmten Leipziger Löwenzucht, in dem bis dato mehr als 2.300 Löwen geboren wurden, wurde 2002 unter dem Namen „Entdeckerhaus Arche“ wiedereröffnet. Ebenfalls im Jahr 2002 wurde die Lippenbärenschlucht im Staudengarten ausgestaltet, gefolgt von der Tiger Taiga 2003. Hierfür zogen die Armurtiger aus der alten „Tigerfarm“ in die neu eröffnete Anlage.

Seit 2003 ist im Fernsehen die Doku-Serie „Elefant, Tiger & Co.“ zu sehen, die von Geschichten der Zoobewohner abseits der Besucherpfade erzählt.
2004 wurde die neu gestaltete Kiwara-Savanne mit dem Restaurant Kiwara-Lodge und angeschlossener Tüpfelhyänen-Anlage auf dem Boden der ehemaligen Rosental-Freianlagen eröffnet. Seitdem kann man hier wie in freier Wildbahn Giraffen, Strauße und Zebras vom Zooschaufenster aus beobachten. Im Jahr 2006 erfolgte die Fertigstellung des Elefantentempels Ganesha Mandir. Je nach Wetterlage können die asiatischen Dickhäuter im Tempelbau oder im weitläufigen Außengehege beobachtet werden. Mit etwas Glück kann man den Elefanten durch die Unterwasserscheibe im Tempelkeller beim Baden zusehen. 2012 eröffnete die Hochgebirgslandschaft Himalaya, in der Schneeleoparden, Schopfhirsche und Rote Pandas zu Hause sind. Die beeindruckende Felskulisse ist der schroffen Heimat der Tiere originalgetreu nachempfunden.

Tropenerlebniswelt Gondwanaland


Zwischen 2007 und 2011 wurde die 35 Meter hohe Tropenhalle mit Erlebniswelt Gondwanaland erbaut. Im tropischen Regenwaldklima Afrikas, Asiens und Südamerikas leben etwa 200 verschiedene exotische Tiere und rund 500 verschiedene Pflanzenarten. Über verschlungene Dschungelwege, einen Baumwipfelpfad mit begehbarer Totenkopfaffen-Insel und Hängebrücken kann der Besucher die vielfältige Tier- und Pflanzenwelt hautnah miterleben. Auf dem Urwaldfluss Gamanil kann man sich mit dem Boot auf eine Zeitreise durch die Erdgeschichte bis hin zur Entstehung des Regenwalds begeben.

Stand: 02.02.2025

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Stadtbad Leipzig

Eutritzscher Straße 21 | Ortsteil: Zentrum-Nord

Herren, Damen, Hunde – sie alle dürfen ab 1916 das neue Hallenbad in der Eutritzscher Straße nutzen. Mit der Undosa-Wellenanlage konnte das Wasser im Herrenbecken sogar künstlich aufgeschaukelt werden. So entstehen bis zu ein Meter hohe Wellen. Leipzig hat mit seinem nach dreijähriger Bauzeit eröffneten Stadtbad damals das erste Wellenbad Europas. Rasch wird es weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Geschwommen wird dort allerdings inzwischen nicht mehr. Der einstige Glanz ist längst verflogen, die Fassade bröckelt. Im Januar 2004 stürzt in der Großen Halle ein 10-Kilo-Brocken von der Decke ins Wasser – der Badebetrieb wird eingestellt. Nur die beiden Saunen bleiben etwas länger auf. Im Juli 2004 ist dann endgültig Schluss. Der Sanierungsstau ist riesig.

Die Förderstiftung Leipziger Stadtbad, gegründet von Mitarbeitern der Leipziger Wasserwerke, hält das historische Denkmal seit 2006 mit diversen Veranstaltungen am Leben. Ziel ist es, das Stadtbad wiederzueröffnen. In welcher Form wird im Auftrag des Leipziger Stadtrates derzeit noch untersucht. Fakt ist aber, dass die Stadt Leipzig mindestens 80 Millionen Euro in ihr denkmalgeschütztes Gebäude investieren muss. Die Bausubstanz ist zwar in einem guten Zustand, wie jüngste Untersuchungen bestätigen. Jährliche Kosten für den künftigen Betrieb als Schwimmbad sowie Veranstaltungssaal kommen aber hinzu. Vergessen haben die Leipziger ihr Stadtbad nicht. Das Interesse an Führungen durch das Haus ist stets groß.

Leipziger Löwen zieren den Eingang


Entworfen hat die repräsentative Dreiflügelanlage der Leipziger Architekt und Stadtbaurat
Otto Wilhelm Scharenberg. Der Grundstein wird am 15. März 1913 gelegt. Der architektonische Aufwand am Gebäude mit den Arkaden und Säulen um die Schwimmbecken ist enorm. Trotzdem wird alles pünktlich nach dreijähriger Bauzeit 1916 fertig. Der Bau kostet 1,7 Millionen Mark. Im Giebelfeld der zurückgesetzten Eingangsfront sind zwei große, als Relief dargestellte Löwen zu sehen, die das Leipziger Stadtwappen darstellen. Vor dem Haus ist ein Ehrenhof entstanden. Schon die Eingangshalle mit den Kassenhäuschen ist repräsentativ. Männer und Frauen mussten sich damals noch in getrennten Schwimmhallen vergnügen und konnten sich in den römisch nachempfundenen Thermenlandschaften in andere Zeiten träumen.

Eigentlich wird das Haus in dieser Dimension gebaut, um im Zeitalter der Industrialisierung und knapper Wohnräume Angebote zu haben, die die Hygiene der Bevölkerung verbessern helfen. Eigene Bäder können sich nur ganz wenige leisten. Viele Menschen müssen die Flüsse nutzen, um sich zu reinigen. Die Stadt weist dafür extra von Flussfischern bewachte Badestellen aus. Doch das reicht nicht, ist vor allem im Winter keine Lösung. Deshalb entstehen in Leipzig diverse Wannen- oder Brausebäder. Das Stadtbad verfügt über hunderte Badewannen. Repräsentative in Räumen mit Tageslicht für die Betuchten, andere spartanisch eingerichtet in den Kellerbereichen. „Bis zur Schließung 2004 sind Menschen regelmäßig in die Wannenbäder gekommen“, erklärt Maria Artmann von der Förderstiftung Stadtbad bei einer Führung. Im Stadtbad gibt es auch eine Vielzahl von medizinisch-therapeutischen Angeboten, wie Schwitzbäder, einen orthopädischen Turnsaal, galvanische Bäder sowie ein Inhalatorium, das zugleich als Lesesaal genutzt wird. Interessant sind die Regelungen rund um das Hundebad, in das nur ersichtlich gesunde und seuchenfreie Tiere hineindürfen. Die Besitzer sind für die Sauberkeit der Hunde verantwortlich, müssen bei Verunreinigungen Gebühren errichten. Das Hundebad hat getrennte Warteräume für Mensch und Tier, es gibt auch Zwinger. Später wird jener Bereich als Therapiebecken für Kinder genutzt.

Sauna im maurischen Stil ist Herzstück


Ein Herzstück der Badeanstalt ist eine der beiden Saunen, die im maurischen Stil entstanden ist. Prächtige Säulen und Bögen, filigrane Muster mit Goldverzierungen und dekorative Wandmosaiken vermitteln hier viel orientalisches Flair. Hartnäckig hält sich das Gerücht, das die DDR-Filmfirma DEFA hier ihren Filmklassiker „Der kleine Muck“ gedreht hat. Das stimmt aber nicht. 2012 entstehen hier Szenen des ARD-Zweiteilers „Baron Münchhausen“ mit
Jan Josef Liefers. Fotografen nutzen die Sauna mit ihren Models ebenfalls regelmäßig. Das schafft Einnahmen für die Förderstiftung, um das Gebäude zu erhalten und künftig auszubauen. Die Sauna ist 1988 vom damaligen VEB Denkmalpflege akribisch restauriert worden.

Die Sanierung des Stadtbads lässt auf sich warten. Wenigstens das Dach ist inzwischen neu. Bomben haben im Zweiten Weltkrieg die Kuppel zerstört und das Dach der Männerschwimmhalle beschädigt. Das wird nach Kriegsende zwar repariert. Doch die Mängel am Haus werden Jahr für Jahr größer – notwendige Arbeiten immer wieder hinausgeschoben, bis eine Gefährdung der Badegäste zur Schließung führt. Erst die Förderstiftung schafft es, 2011 das Dach energetisch zu sanieren und den Turm wieder aufzubauen. Möglich wird dies durch das Konjunkturpaket II der Bundesregierung, Zuschüsse der Stadt Leipzig und viele Spenden.

Männerschwimmhalle wird zur Eventlocation


Um Teilbereiche des Hauses zu öffnen, wird die alte Männerschwimmhalle zur Eventlocation umgebaut – für
PASSION – die Dinnershow im Stadtbad, Abibälle oder Jugendweihen. Parallel versucht das Liegenschaftsamt der Stadt Leipzig jahrelang, die Immobilie zu verkaufen, findet aber keinen geeigneten Investor. Der Stadtrat stoppt schließlich den Verkauf des Traditionsbades. Es bleibt im Eigentum der Stadt und soll perspektivisch als Sportstätte betrieben werden.

Für eine vertiefte Machbarkeitsstudie werden 250.000 Euro freigegeben. Das Planungsbüro Sahlmann & Partner untersucht zwei Nutzungsvarianten. Die erste sieht vor, beide Schwimmhallen und die Saunalandschaft wieder in Betrieb zu nehmen. Die Sportbäder Leipzig GmbH könnte im Gebäude untergebracht werden. In der zweiten Variante würden nur die Frauenschwimmhalle und der Saunabereich wieder öffnen. Der auf dem Männerschwimmbecken entstandene Eventbereich bleibt demnach erhalten. Wann die Entscheidung über die Zukunft des Stadtbades fällt, ist derzeit offen. Momentan liegt dem Stadtrat kein Betreiberkonzept vor.

Stand: 10.04.2024

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Schreberbad

Schreberstraße 15 | Ortsteil: Zentrum-West

Der Weg zum Abkühlen an heißen Sommertagen ist nicht weit: Das Schreberbad liegt recht nahe am Stadtzentrum. Es ist kein Wunder, dass es zu Leipzigs beliebtestem Freibad geworden ist. Bald wird der attraktiv erweiterte Stadthafen Leipzig für zusätzliches Publikum sorgen. Das „Schrebbser“, wie es früher oft genannt wird, ist Leipzigs ältestes noch existierendes Freibad. Es ist Nachfolger der Neubertschen Schwimmanstalt.

Erst mit Ende des Braunkohletagebaus gibt es in Leipziger Neuseenland genügend Tagebauseen. Doch dank der Parthe, des Pleißemühlgrabens sowie des Elstermühlgrabens kann Leipzig auch schon früher Plätze für sogenannte „Flussplanscher“ ausweisen. So heißen einst die Leute, die zwar das Wasser mögen, aber nicht schwimmen können. Das Bedürfnis, in den Flüssen zu baden und sich zu reinigen, ist groß. Ein solches Flussbad ist die Neubertsche Schwimmanstalt, die im Jahr 1842 öffnet. Die Aufsicht über alle Aktivitäten im Wasser übernimmt damals die Innung der Fischer. Dennoch ertrinken in Leipzig um diese Zeit jährlich etwa 5.000 Menschen.

Bürger kaufen Aktien für neues Freibad


Die Neubertsche Schwimmanstalt erweist sich rasch als viel zu klein. Leipzig benötigt dringend ein größeres Bad. Allerdings hat die Stadt Leipzig dafür kein Geld. Deshalb haben findige Stadtväter die Idee, eine Aktiengesellschaft zu gründen. Diese gibt 600 Aktien zu einem Wert von je 50 Thalern heraus, damit die Bürger sich beteiligen und das Bad selbst finanzieren können. Kosten: 84.000 Mark. Planung und Ausführung wird in die Hände eines Verwaltungsrates von 15 Mitgliedern gelegt. Der Name des Bades geht auf
Daniel Gottlob Moritz Schreber zurück, der wohl zu den Stiftern gehörte. Bis heute ist der Name des Leipziger Arztes ein Synonym für die benachbarte Schrebergartenanlage am Rande und in der Stadt. Er stirbt allerdings bereits 1861, hat die Eröffnung des Bades nicht erlebt.

Sprunggerüst wird die Attraktion


Am 8. Juli 1866 ist es dann so weit: Die nach Plänen von
Heinrich Dimpfel erbaute Herrenbadeanstalt des Schreberbades, ein Holzbau mit einem 95 mal 28 Meter großen Becken, kann öffnen. Das ist auch aus heutiger Sicht spektakulär, das Becken ist fast doppelt so groß wie jenes im heutigen Sportbad an der Elster. Ein Drittel des Schreberbadbeckens ist für Nichtschwimmer hinter einer Palisade abgetrennt. Es kann auf einer Holzbrücke überquert werden. Das Elsterwasser läuft durch einen Filter, bevor es in die Bassins geleitet wird. Die Attraktion ist ein zwölf Meter hohes Sprunggerüst, es gibt ebenfalls ein Bassin für die Schwimmschule.

Wie es in einem Artikel in der Zeitschrift „Gartenlaube“ aus dem Jahr 1866 heißt, befindet sich in der Mitte des Gerüstes „eine erhabene Brücke, unter der Schaukelreck und Schaukelringe angebracht“ sind. Von dort können die „turnfertigen Jünglinge und Männer Leipzigs von der Höhe herab über die Wasserfläche hinausfliegen, um sich im kühnen Absprunge und Überschlag mitten in die Fluth zu stürzen.“ Es entsteht auch ein Verwaltungsgebäude mit Eingangshalle, an deren Seiten sich Kasse und Wäscheausgabe befinden. „Auskleideplätze“, wie es damals heißt, gibt es ebenso wie einen eigenen Bootsanlegesteg.

Damenbad ist abgeschirmt


Bevor die Damen baden gehen können, vergehen weitere drei Jahre. Am 16. Mai 1869 wird für sie ein 58 mal 15 Meter großes Becken freigeben – selbstverständlich räumlich und wahrscheinlich blickdicht abgeschirmt von den Herren. Das ist die erste „unbedeckte freie Schwimm- und Badeanstalt für Frauen in Deutschland“, wie es in zeitgenössischen Quellen heißt. Ein Teil des Damenbeckens (20 Meter Länge) ist das Kinderbad. Besonders ist damals die Bademode: Die Frauen tragen Badekostüme mit Hut, Badestrümpfen und Korsett. Schwimmen ist nicht üblich, das höchste der Gefühle ist zu jener Zeit wohl ein „Wasserbesuch“ bis Kniehöhe.

Die Pflege der überwiegend mit Holz verkleideten Becken ist sehr aufwändig. Deshalb beschließt die Stadtverwaltung, das Holz durch Stein zu ersetzen. Aus diesem Grund wird der Männerbereich bereits 1886, der Damenbereich dann 1890 nach Plänen von Max Pommer saniert. Dadurch können die Kosten für den Betrieb gesenkt werden. Dieser bleibt damals nicht auf die Sommermonate beschränkt – im Winter wird sogar zum Eisbaden für die besonders Hartgesottenen geöffnet.

Das Schreberbad verfügte schon damals über eine riesige Liegewiese sowie alte, schattenspendende Bäume. In der Freizeitstätte gibt es viel Platz zum Erholen, aber auch für gesellschaftliche Kontakte. Die Bildhauer Max Klinger und Carl Seffner sind ebenso wie Verlagsbuchhändler Salomon Hirzel hier häufig zu Gast.

Im Jahr 1895 werden 49.700 Tickets für das Bad verkauft. In der Badesaison 1927/28 gibt es 284 Auskleidezellen für die Herren sowie 198 für die Damen. Zusätzlich stehen offene Auskleidehallen bereit.

Doch mit dem Zweiten Weltkrieg kommen neue Veränderungen. Eine Fliegerbombe bei alliierten Luftangriffen zerstört 1944 das Damenbad. Es wird nach Kriegsende nicht wieder aufgebaut. An dessen Stelle befindet sich inzwischen die Liegewiese sowie Teile einer Kleingartenanlage. Repariert werden nur die Schäden im Männerbereich. Das Hauptgebäude wird ebenfalls neu aufgebaut.

Schreberbad wird als Familienbad umgebaut


Zu DDR-Zeiten ist das Schreberbad ebenfalls beliebt. Doch es ist in die Jahre gekommen. Das Becken ist undicht und die Anlagen für die Aufbereitung des Wassers sind technisch veraltet, wie in vielen Schwimmhallen und Freibädern Leipzigs. Die Leipziger Sportbäder haben es daher 2007 grundlegend erneuert und zum Familienbad ausgebaut. Zu diesem Zweck wird die Größe des Beckens um zwei Drittel verkleinert. Mittlerweile gibt es zwei Becken aus Edelstahl, die insgesamt 810.000 Liter fassen. Das Wasser wird bis zu zwölfmal am Tag umgewälzt und gesäubert. Das Schwimmerbecken ist den Freizeitsportlern vorbehalten, die auch in Frühbadestunden ihre Bahnen ziehen können. Ein separates Becken bietet mit Riesenrutsche und Wasserspielen vor allem Kindern und Jugendlichen viel sommerliches Vergnügen. Außerdem gibt es ein 12 x 5 Meter großes Kinderplanschbecken. Neben der großen Liegewiese stehen für die Gäste zwei Spielplätze sowie Sportanlagen für Basketball und Beachvolleyball bereit. Mittlerweile ist das „Schrebbser“, das wohl nur noch wenige so nennen, ein modernes Bad in historischer Kulisse.

Stand: 24.06.2024

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Musikpavillon Leipzig

Anton-Bruckner-Allee 11 | Ortsteil: Zentrum-Süd

Entspannt sitzen die Menschen bei Kaffee, Bier oder Bionade im Grünen. Im Musikpavillon im Clara-Zetkin-Park wird an den Wochenenden bei sommerlichen Temperaturen regelmäßig zum Kaffee aufgespielt. Die Gastronomie und der Biergarten am Pavillon sind ein beliebter Treffpunkt. Seit mehr als 100 Jahren ist der Musikpavillon Teil einer langen Tradition von Kunst und Musikkultur im Grünen. Pro Saison gibt es dort bis zu 40 Veranstaltungen. Aber auch bei Fußballspielen steppt der Bär. Seit 2020 können die Gäste regelmäßig alle Fußballspiele einer Weltmeisterschaft oder die Live-Spiele der Europameisterschaft auf mehreren großen LED-Fernsehern schauen. Und bei den Musikveranstaltungen wird oft der Geist von damals heraufbeschworen. „Mir ist es wichtig, gepflegte Musikkultur anzubieten“, sagt der Leipziger Gastronom Eberhard Wiedenmann, der den Musikpavillon restaurieren ließ und betreibt. Die Gastronomie ist ganzjährig geöffnet.

Bürger wünschen sich Konzerte im Park


Den Musikpavillon in seiner heutigen Form gibt es seit September 1912. Erste Ideen für solch einen Bau im damaligen
König-Albert-Park lassen sich allerdings bis ins Jahr 1908 zurückverfolgen. Bürger äußerten damals den Wunsch, den Park durch öffentliche Konzerte zu beleben. Die Stadtverwaltung empfiehlt daraufhin, den Konzertplatz längs der Achse des vorderen Teiches zu errichten. Dort gibt es breite Promenadenwege und Bänke. Fürs Publikum bestehen also ausreichend Möglichkeiten, den Konzerten beim Flanieren zu lauschen oder zu verweilen. Umgesetzt wird ein Entwurf von Stadtbaurat Otto W. Scharenberg, dem Leipzig auch das Stadtbad in der Eutritzscher Straße zu verdanken hat.

Scharenberg skizziert 1909 einen achteckigen Pavillon, an dessen Seiten Markisen angebracht werden sollen. Damit das Bauvorhaben aus Stiftungsmitteln finanziert werden kann, soll der Pavillon nur aus Beton und Eisen hergestellt werden.

Ein Jugendstilbau mit schiefergedeckter Kuppel


Am 14. September 1912 wird der neue Musikpavillon nach viermonatiger Bauzeit übergeben. Es ist ein Jugendstilbau aus Beton und acht Stahlträgern, die eine schiefergedeckte Dachkuppel tragen. Die Dachkonstruktion ist aus Holz. Die Seitenwände sind offen. Die Innenfläche ist mit einem Gitter umzäunt und bietet 40 Musikern Platz. Die Kosten (etwa 12.540 Mark) werden aus Stiftungsmitteln der Oskar-Meyer-Stiftung und der Grossmann-Stiftung finanziert.

Zu den Konzerten spielen zunächst Militärkapellen. Das ist für die Stadtverwaltung günstiger. Private Orchester, die es damals in der Musikstadt Leipzig reichlich gibt, möchten sich ebenfalls dem Publikum präsentieren. Das ist wenig verwunderlich, da bei schönem Wetter bis zu 2.000 Menschen die Veranstaltungen besuchen. Die musikalische Umrahmung an Sonntagen übernehmen schließlich die damals bekannten Musiker Custav Curth (Krystallpalast Varieté und Varieté Haus Dreilinden) sowie Günther Koblenz, der unter anderem mit dem Grotrian-Steinweg-Orchester arbeitet. Die Freitage bleiben weiterhin den Militärkapellen vorbehalten.

Schon ab 1920 werden die Konzerte eingestellt – vor allem aus Kostengründen. In den darauffolgenden Jahren wird der Pavillon nur noch unregelmäßig genutzt – etwa von Gesangsvereinen und Schulchören. 1924 verpachtet die Stadt das bei den Leipzigern beliebte Ausflugsziel an das Leipziger Großhandelshaus Rothe und Ballschuh. Es bietet diverse Getränke und Spezialitäten an, finanziert so den Betrieb. Der Wunsch, durch den Zulauf mehr Tische und Stühle aufstellen zu dürfen, wird aber von der Gartendirektion mehrfach abgelehnt. 1926 erklärt die Stadtverwaltung den Platz vor dem Pavillon zum Richard-Strauss-Platz. Das ist auch ein Grund, warum der Ort heute Teil des Leipziger Notenbogens des Vereins Leipziger Notenspur geworden ist. Musik erklingt dort zu jener Zeit allerdings eher selten.

1955 entsteht der Zentrale Kulturpark „Clara Zetkin“. Dabei wird auch der Musikpavillon renoviert, eine Freizeitfläche am Richard-Strauss-Platz entsteht. In den folgenden Jahrzehnten werden am Pavillon viele Veranstaltungen angeboten – vom Blasorchester über Tanz bis hin zur Kaffeehausmusik.

Gastronom bietet wieder Kaffeehausmusik


Ab 1990 wird es wieder still um den Pavillon, dessen Zustand zusehends maroder wird. Die Stadtverwaltung unternimmt einige erfolglose Versuche, einen geeigneten Pächter zu finden. Das gelingt erst 2004 mit dem Unternehmer Eberhard Wiedenmann. Schon ab 2008 beginnt der Gastronom, zunächst sporadisch, die Tradition der Kaffeehauskonzerte wiederzubeleben. Die fachgerechte, keineswegs kostengünstige Restaurierung des Pavillons – begleitet vom Architekturbüro R. Keil – dauert aber einige Jahre. Bis zum 100. Geburtstag des Pavillons gelingt sie.

Studenten der Hochschule für Grafik und Buchkunst des Fachbereichs für Malerei und Grafik haben dafür unter der Leitung ihres Professors Heribert C. Ottersbach ein zeitgenössisches Bild auf die Pavillondecke gezaubert. Es reflektiert die Geschichte des Ortes. Ursprünglich war so ein Deckengemälde schon zur Eröffnung geplant – damals wird aus Geldmangel darauf verzichtet. Am 14. September 2012 können die Besucher bei einer Jubiläumsfeier ihren neuen alten Musikpavillon wieder in Besitz nehmen. Er ist längst wieder zu einem Publikumsmagneten geworden – dort treten inzwischen sogar eigens dafür gegründete Ensembles, wie das Musikpavillon Salonorchester Thomas Krause sowie das Musikpavillon Swing Trio, auf.

Stand: 05.10.2024

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Auensee

Gustav-Esche-Straße, Rittergutsstraße | Ortsteil: Wahren

Ein Badegewässer ist es nicht. Dabei besitzt der Auensee im Leipziger Stadtteil Wahren einst ein Freibad. Doch das muss aufgrund der schlechten Wasserqualität 1979 geschlossen werden – seitdem gilt ein Badeverbot. In heißen Sommern bei starker Sonneneinwirkung treten regelmäßig Blaualgen auf, die Karpfen, Hecht, Zander und Co. arg zu schaffen machen und selbst für Hunde gefährlich werden können. Dennoch ist der Auensee ein beliebtes Erholungs- und Ausflugsgebiet. Die Natur rund um den 12 Hektar großen See im Landschaftsschutzgebiet „Leipziger Auwald“ lädt regelrecht zum Entschleunigen ein. Beliebt bei Familien ist die Parkeisenbahn, die in der Saison von Anfang April bis Ende Oktober gemütlich um den Auensee zuckelt. Und auch das Haus Auensee zieht Besucher aus nah und fern regelmäßig zu Konzerten an.

Kiesabbau für den Hauptbahnhof


Der Auensee ist ein künstlich entstandener Landschaftssee, der sich an manchen Tagen sogar ein wenig verwunschen zeigt. Im 19. Jahrhundert wird auf dem Areal in der nordwestlichen
Elsteraue Lehm abgebaut, um die Ziegeleien zu versorgen. Später entdeckt man dort Kies, der von der Firma Willybald Hoffmann für den Bau des Leipziger Hauptbahnhofes verwendet wird.

Bereits 1908 gibt es erste Pläne der Bank für Grundbesitz Leipzig, einen künstlichen See samt Vergnügungsetablissement anzulegen. Der See wird aus dem Wasser eines Nebenarmes der Weißen Elster gespeist, das sogenannte Hundewasser ist aber schon lange zugeschüttet. 1913 kann der Luna-Park schließlich dank der ein Jahr zuvor gegründeten gleichnamigen Luna-Park-Gesellschaft GmbH öffnen. Absolute Attraktion wird die Gebirgsszenerie-Bahn, eine Achterbahn mit Alpenkulisse. Die mächtige Alpenkulisse ist 160 Meter lang und 30 Meter breit. Es ist die Zeit, als in Leipzig große Vergnügungsstätten wie der Krystallpalast, der Palmengarten sowie der Felsenkeller entstehen.

Ein Ort „vielerlei Lustbarkeiten“


Kurz vor dem Ersten Weltkrieg entwickelt sich das Areal um den Auensee als beliebter Ort für „vielerlei Lustbarkeiten“, wie es in zeitgenössischen Veröffentlichungen heißt. Dabei profitieren die Lunapark-Investoren von der
Internationale Baufachausstellung (IBA) in Leipzig im Jahre 1913. Diese endet zwar mit einem finanziellen Desaster. Aus der Konkursmasse können sich die Investoren jedoch bedienen. Zum Schnäppchenpreis erwerben sie zwei kleine Dampfloks, die wenig später den Luna-Express um den See ziehen. Für die Bahn wird sogar eine Brücke gebaut. Die Grundstücke verpachten die Betreiber an Wirte und Schausteller. Eine Reithalle namens Hippodrom, eine Gondelstation, ein Motodrom sowie der Musikpavillon und ein Tanzpalast werden zum Publikumsmagneten. Alte Postkarten, etwa vom „Gebirgsrestaurant“, lassen erahnen, dass dort wohl eine Stimmung wie auf dem Münchner Oktoberfest herrscht.

Eine der Attraktionen wird das Strandbad am östlichen Ufer. Dafür wird sogar Sand von der Ostsee geholt. 1919 wird das Sportbad mit 100-Meter-Bahnen eingerichtet, das auch als Neptunbad bekannt wird. Eigentümer ist der LSC Neptun. 

Im See gibt es Schwimmwettkämpfe, das Bad hat einen zehn Meter hohen Sprungturm. Verschiedene Schwimmvereine trainieren hier. 1921 erlebt der Auensee sogar eine vom Schwimmverein Poseidon organisierte Deutsche Schwimmmeisterschaft.

Vergnügen endet mit der Inflation


Ende der 1920er Jahre stellen verschiedene Amüsierbetriebe und Gaststätten ihren Betrieb ein. Der Luna-Park
überlebt die Inflationsjahre und Weltwirtschaftskrise nicht. 1932 wird die GmbH zwangsversteigert. Vorhandene Bauten verschwinden spätestens mit der Regulierung der Neuen Luppe im Jahr 1934. Vom Park blieb lediglich das Hauptrestaurant erhalten, welches 1936 in Haus Auensee umbenannt und weiterhin für Veranstaltungen genutzt wird. Die Stadt Leipzig wird 1941 Eigentümerin des Areals. Nach dem Zweiten Weltkrieg gibt es Pläne, einen Volkspark zu gestalten. Das Haus Auensee wird zu DDR-Zeiten als HO-Gaststätte geführt und für viele Veranstaltungen genutzt.

Seit Sommer 1951 dreht die Miniaturbahn ihre Runden um den idyllischen Auensee. Der Fahrbetrieb wird von Kindern und Jugendlichen in der Freizeit durchgeführt. Sie startet am 5. August 1951 als zweite Pioniereisenbahn der DDR. Auf dem Rundkurs mit einem Bahnhof und den drei Haltepunkten legt sie schon damals eine Strecke von 1,9 Kilometern zurück. Heute wird die Parkeisenbahn von einem gleichnamigen gemeinnützigen Verein betrieben. Während der Betriebszeiten werden am Bahnhof Fahrräder verliehen und der Verkaufskiosk hat geöffnet.

Eins der modernsten Konzerthäuser Europas


Nach der
Friedlichen Revolution will Leipzig Investoren gewinnen, die neue Ideen für die Erholungslandschaft rund um den Auensee entwickeln und Geld investieren. Um Anreize zu schaffen, bietet die Stadt ihnen Grundstücke – etwa für ein Freizeithotel – an. Diese Pläne werden aber zum Glück nie realisiert.

Das Haus Auensee steht zwischen 1998 und 2006 unter Insolvenzverwaltung, wird aber für einzelne Veranstaltungen vermietet. Die MAWI Concert GmbH um Veranstalter Matthias Winkler, die seit den frühen 1990er Jahren dort regelmäßig Konzerte anbietet, erwirbt es schließlich. Betrieben wird es von der 2010 eigens gegründeten „Haus und Park Entertainment GmbH“. Die saniert das Gebäude und entwickelt es zu einem der modernsten Konzerthäuser Europas.

Der Auensee wird heute hauptsächlich durch sauerstoffloses und nährstoffreiches Grundwasser gespeist. Das erklärt das hohe Algenwachstum und die Verschlammung. Das Umweltamt der Stadt Leipzig bringt daher regelmäßig Tiefenwasserbelüfter zum Einsatz, die dem See Sauerstoff zuführen. Ab und an riecht der See sogar ein wenig. Das stört die Gäste, die im Haus am See einen Pelikan, einen Schwan oder ein Tretboot ausleihen aber wenig. Ganz idyllisch gelegen, lockt der liebevoll ausgebaute Imbiss an lauen Sommertagen reichlich Besucher an. Ebenso wie der Spielplatz und die bereits erwähnte Parkeisenbahn. Viele Infotafeln informieren zudem, welche Tiere hier leben. Der See ist als Angelgewässer verpachtet. Der zwischen 3 und 8 Meter tiefe Auensee ist rundherum gut begehbar.

Durch die Gustav-Esche-Straße getrennt, befindet sich seit 1969 der Campingplatz Auensee in der Nähe. Hausherr ist dort inzwischen die Helmut Knaus KG aus dem unterfränkischen Ochsenfurt, die verschiedene Campingparks in ganz Deutschland betreibt. Wohnwagen- Stellplätze, Zeltplätze, Ferienhäuser sowie Finnhütten gehören zum Angebot. 

Stand: 17.07.2024

Ökobad Lindenthal

Am Freibad 3 | Ortsteil: Lindenthal

Es ist eine Idylle am Stadtrand: Schilfgras bewegt sich im Wind, Seerosen blühen im Wasser, Frösche quaken. Flusskrebse schwimmen hier ebenso wie verschiedene Fische. Zwischen Seerosen, Schilf und anderen Wasserpflanzen können sich Badende im Ökobad Lindenthal erfrischen – und das alles ohne chemische Zusätze. Die Gemeinde Lindenthal hat damals aus der Not eine Tugend gemacht. Weil Geld für die Sanierung des ehemaligen Freibades fehlte, haben sie nach Südtiroler Vorbild eine einzigartige Badelandschaft geschaffen.

Das Ökobad öffnete am 11. September 1998 – als deutschlandweit erstes seiner Art. Zur Eröffnung erklang Georg Friedrich Händels Wassermusik. Mittlerweile hat Leipzigs kleinstes Freibad trotz der benachbarten Seen im Norden Leipzigs eine große Fangemeinde. Und die feierte am 29. Juni 2024 eine große Tradition: 100 Jahre Freibad in Lindenthal. An diesem Tag durften alle für 100 Cents rein.

Die Dorfjugend in Lindenthal erfrischt sich bereits Ende des 19. Jahrhunderts im Sandteich. Aus diesem entsteht zwischen 1922 und 1924 ein modernes Volksbad. Eine 50-Meter-Bahn für Wettkämpfe darf ebenso nicht fehlen wie ein Sprungturm, ein Planschbecken sowie Toiletten und Umkleidekabinen. Das Bad wird rege genutzt – auch für den Schwimmunterricht. In der 1970er-Jahren wird der Verfall der Anlage allerdings immer sichtbarer – die Baukapazitäten für eine notwendige Modernisierung fehlen wie in vielen Bereichen der DDR. Der Sprungturm muss gesperrt und abgebaut werden. Um die Attraktivität des Bads zu erhöhen, wird nach der Friedlichen Revolution zwar einiges investiert. 1992 entsteht eine 40-Meter-Großwasserrutsche. Es fließt Geld für Duschen, Kiesstrand und Liegewiese, Toiletten, Sauna und Umkleidekabinen. Dadurch kann das Bad jedoch nicht gerettet werden. Bevor es dann 1995 schließt.

Pilotprojekt mit wissenschaftlicher Unterstützung


Nachdem alle Versuche, das Bad auf konventionelle Weise zu sanieren, aus finanziellen Gründen scheitern, wagt die damalige Gemeinde Lindenthal das Experiment mit einer ökologischen Anlage. Ohne Unterstützung des Freistaates Sachsen, lediglich aus Eigenmitteln, entschließt sich der Gemeinderat im Frühjahr 1998 für den Umbau der Becken zum ökologischen Badeteich. Die Pläne stammen vom Architekturbüro Torsten Markurt aus
Lützschena-Stahmeln.

Es wird ein Pilotprojekt, das seinesgleichen sucht. Wissenschaftlich begleitet wird es damals vom Zoologischen Institut der Universität Leipzig. Statt der üblichen Filtration mit Flockungs- und Desinfektionsmitteln setzt das Lindenthaler Bad auf die Selbstreinigungskraft der Natur. Die Gemeinde, die zum 1. Januar 1999 nach Leipzig eingemeindet wurde, investiert drei Millionen Mark in den Umbau. Nach der Startphase im September 1998 geht es im Mai des folgenden Jahres so richtig los. Dennoch wird es ein Testbetrieb – die Zahl der Besucher wird zunächst auf 300 begrenzt. Badleiter Rainer Lademann und sein Team müssen den Wartenden oft erklären, warum sie nicht in die Anlage hinein dürfen.

Natur sorgt für reines Wasser


Wasserpflanzen und Mikroorganismen sorgen für die biologische Regeneration des Badeteichs. Fast 10.000 Pflanzen entziehen dem Wasser unerwünschte Nährstoffe. Mikroben und tierisches Plankton „fressen“ Schwebestoffe, Algen und schädliche Bakterien einfach auf. Für eine zusätzliche Reinigung sorgt eine Wurzelraum-Kläranlage.

Das Schwimmbad hat eine Größe von etwa 5.000 Quadratmetern. Zum Baden steht eine Fläche von 2.200 Quadratmetern bereit. Neben dem Baby- und Kleinkinderareal gibt es einen ausgedehnten Nichtschwimmerbereich, der durch eine Brücke von der Tiefzone getrennt ist. 2016 sanieren die Leipziger Sportbäder das Ökobad von Grund auf. 6.000 neue Pflanzen kommen ins Biotop, die Stege werden erneuert. Seitdem unterstützt auch eine Kiesfilteranlage die ökologische Wasserreinigung.

Hygiene der Gäste ist sehr wichtig


Für das Funktionieren der Badeanlage tragen die Gäste eine große Verantwortung. So sollte vor dem Sprung ins Wasser eine gründliche Körperhygiene erfolgen. Abgesperrte Beckenbereiche dienen der Regenerierung und müssen daher unberührt bleiben. Die Wasserqualität wird wöchentlich vom Leipziger Gesundheitsamt geprüft. Daher kann es an heißen Sommertagen mit viel Publikumsverkehr durchaus passieren, dass der Zugang begrenzt werden muss. Für Kinder gibt es neben der großen Liegewiese auch einen Spielplatz in Schiffsform.

Stand: 17.07.2024

Bildergalerie - Ökobad Lindenthal

Historisches Bildmaterial - Ökobad Lindenthal

Kinderfreibecken „Robbe“ und Schwimmhalle Nord

Kleiststraße 54 | Ortsteil: Gohlis-Mitte

Umgeben von großen Bäumen und einer Liegewiese öffnet das Kinderfreibecken „Robbe“ traditionell am 1. Juni. Das ist der Kindertag. Es ist ein kindgerechtes Becken mit kleiner Rutsche, das zum Außenbereich der Schwimmhalle Nord in der Kleiststraße gehört. „Es ist zwar das kleinste Becken in Leipzig und wird nicht unter den Freibädern geführt, die Besucherzahlen liegen aber gar nicht so weit weg. Es ist eine Nische, aber eine sehr erfolgreiche, die wir hier bedienen“, erklärt Martin Gräfe, der Geschäftsführer der Leipziger Sportbäder. Die Firma betreibt im Auftrag der Stadt Leipzig die Schwimmhallen und Freibäder.

Sechs Anklam-Schwimmhallen sind saniert


Die Schwimmhalle Nord ist eine vom Typ Anklam. Das sind die Volksschwimmhallen in der DDR. Neun davon werden in Leipzig in den Jahren 1968 bis 1971 gebaut – sechs davon sind noch in Betrieb. Die Leipzig Sportbäder haben sie inzwischen modernisiert. Zu ihnen gehört auch die Schwimmhalle Nord, die 1969 am
Arthur-Bretschneider-Park (auch Eutritzscher Park) entsteht. Sie hat fünf Schwimmbahnen im 25-Meter-Becken, die Schul-, Vereins- und Freizeitsportlern zu unterschiedlichen Zeiten zur Verfügung stehen. Jüngste Investition: Der Beckenkreislauf der Schwimmhalle Nord wird durch vier Hocheffizienzpumpen gestaltet, die die bis dahin genutzten, nicht regelbaren Umwälzpumpen ersetzen. Das Bundesministerium für Umwelt hat den Austausch im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative gefördert.

Neue Sanitäranlagen in der „Robbe“


Die Sportbäder haben zum Start der Freibadesaison 2024 auch das Kinderfreibecken „Robbe“ modernisiert. Den kleinsten Gästen und ihren Begleitungen stehen nun modernere Sanitäranlagen zur Verfügung. Erneuert sind auch Beckenfolie und Beckenumgang. Über den Badebetrieb „wacht“ eine Robbe, die frisches Wasser ausströmt. Für die Eltern gibt es eine große Liegewiese zum Sonnenbaden. Wer Lust hat, kann auch an den Wochenenden im benachbarten Schwimmbad seine Bahnen ziehen.

Stand: 15.06.2024

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Gondwanaland im Zoo Leipzig

Pfaffendorfer Straße 29 | Ortsteil: Zentrum-Nordwest

Ein wenig Vorsicht ist bei den Totenkopfäffchen geboten. Brille, Handy oder gar Fotokamera sind vor ihnen manchmal nicht sicher. Ozelots und Fischkatzen rühren sich hingegen tagsüber wenig vom Fleck. Und die Faultiere machen ohnehin ihrem Namen alle Ehre. Etwa 170 Tierarten leben im einzigartigen tropischen Regenwald in Leipzig: Am 1. Juli 2011 eröffnet der Zoo Leipzig seine Tropenerlebniswelt Gondwanaland. Der Name stammt vom Urkontinent, der vor ca. 100 Millionen Jahren zerbricht, sodass sich Südamerika, Afrika und ein Teil Asiens in ihrer heutigen Form entwickeln können.

Das Herzstück vom „Zoo der Zukunft“


Die Zoo-Besucher sollen hier
für das Ökosystem Regenwald sensibilisiert werden. Und natürlich auch dessen schützenswerte Tiere. Der Erfolg gibt dem weltweit beachteten Herzstück des Projektes „Zoo der Zukunft“ Recht. Das Gondwanaland hat seit der Eröffnung Millionen Menschen begeistert. Für Zoodirektor Jörg Junhold und Michael Weichert, dem Chef des Fördervereins Zoo, ist die Tropenlandschaft „die Erfüllung eines Traums“. Die Riesentropenhalle hat die Anziehungs- und Wirtschaftskraft des Leipziger Zoos enorm gesteigert. Und Gäste erleben sie oft wie eine Wundertüte. Es bleibt selbst bei häufigen Stippvisiten immer spannend, welche Tiere die Besucher, die den Regenwald per Boot, aus den Wipfeln der Bäume und ebenerdig erkunden können, zu sehen bekommen und welche nicht. Zahlreiche Tiere streifen frei durch Gondwanaland.

Bis die Attraktion eröffnen kann, vergehen zehn Jahre Vorbereitungszeit. Laut Masterplan „Zoo der Zukunft“ sollte das Projekt zunächst im bisherigen Areal – in der Mitte des Zoos – integriert werden. Doch das erweist sich als schwierig, zumal beim Bau erhebliche logistische Probleme zu überwinden wären. Im Zuge der Olympiabewerbung Leipzigs für 2012 ergibt sich bei der Vorbereitung die Möglichkeit, die benachbarte große Industriebrache zu erwerben. Dort produzierten einst die Kammgarnspinnerei, später dann ORSTA-Hydraulik. Stadt Leipzig und Treuhandliegenschaftsgesellschaft (TLG) einigen sich in einem Grundstückspaket über das 2,7 Hektar große Grundstück.

Die größte Tropenhalle Europas


Realisiert wird dort ein Entwurf der Henchion Reuter Architekten aus Berlin/Dublin. Das sind die Zweitplatzierten in einem Wettbewerb. Im November 2017 erfolgte ein erster symbolischer Spatenstich. Die Henchion Reuter Architekten entwerfen eine Stahl- und Glashalle auf einer Fläche von rund 16.500 Quadratmetern. Der Grundriss hat die Form eines gleichseitigen Dreieckes, bei dem die Seiten nach außen gebogen sind. Die gerundeten Kanten gliedern die drei Themenbereiche Afrika, Südamerika und Asien. Die lichte Höhe in der Hallenmitte beträgt bis zu 34,5 Meter. Das ist notwendig, um genügend Platz für großwüchsige Tropengewächse vorzuhalten. Die Baukosten belaufen sich auf nahezu 70 Millionen Euro. Das ist deutlich mehr als ursprünglich vorgesehen (geplant: 49,5 Millionen Euro). Bauverzögerungen und rasant gestiegene Stahlkosten sowie die Insolvenz einer maßgeblich beteiligten Baufirma verteuern
die größte Tropenhalle Europas. Doch das Ergebnis kann sich sehen lassen. Das Innere ist mit einem 360 Meter langen Urwaldfluss „Gamanil“ ausgestattet, auf dem eine Bootsfahrt die Gäste in die Erdgeschichte eintauchen lässt. Im Vulkanstollen sind lebende Fossilien zuhause – wie der Australische Lungenfisch sowie Pfeilschwanzkrebse, die ihr Aussehen seit Jahrmillionen kaum verändert haben. Über 24.000 tropische Pflanzen in der mehr als zwei Fußballfelder großen Halle sorgen für das notwendige Flair eines Urwaldes. Sie stammen aus Baumschulen in aller Welt, darunter aus Thailand, Florida, Singapur und Malaysia. In einem tropischen Nutzgarten gedeihen 60 exotische Früchte und Gewürze.

Baumwipfelpfad ist eine Attraktion


Wie im echten Dschungel wächst die Vegetation in mehreren Etagen, die Lebensräume für verschiedene Tierarten bilden. Kleine Bodengewächse gehören ebenso dazu wie Bambushaine, Sumpf- und Wasserpflanzen sowie wahre Baumriesen. Eine Attraktion ist der 90 Meter lange Baumwipfelpfad, von dem aus die Besucher herrliche Ausblücke über die Tropenerlebniswelt genießen. 

In Tropenmanier mit einer Machete schneidet Zoodirektor Jörg Junhold das Band nach mehr als drei Jahren Bauzeit zur Eröffnung durch. Am 1. Juli 2011 und an den Folgetagen stehen die Menschen Schlange, um die neue Attraktion in Besitz zu nehmen. Und vor allem die Tiere zu sehen. Anfangs sind es 90, mittlerweile 170 Tierarten. Viel Aufmerksamkeit beschert dem Zoo zunächst seine unangefochtene Schönheitskönigin: Heidi, das schielende Opossum. Die Beutelratte erreichte Popularität bis hin nach Hollywood.

Im Gondwanaland herrschen 25 Grad Raumtemperatur sowie eine hohe Luftfeuchtigkeit. Dadurch entsteht das Gefühl, tatsächlich einen tropischen Dschungel zu betreten. Ein hochmodernes Heiz-, Bewässerungs- und Belüftungssystem, das ganz auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz ausgerichtet ist, sorgt für die notwendige Atmosphäre. Genutzt wird die natürliche Sonneneinstrahlung, um das Gebäude wie ein Gewächshaus aufzuheizen. 407 Folienkissen in der Dachkonstruktion lassen beispielsweise einen Großteil der sichtbaren Licht- und Wärmestrahlung passieren. Letztere wird in einem 100.000 Liter großen Wärmespeicher gesammelt und nachts zum Heizen genutzt. Nur im Winter ist eine zusätzliche Heizung nötig.

Artenschutz und viele Zuchterfolge


Artenschutz und Nachhaltigkeit sind wichtige Eckpfeiler des Großprojektes. Regelmäßige Zuchterfolge bei den Ozelots, Dianameerkatzen und Tüpfelbeutelmarder (Quolls) bestätigen das eindrucksvoll. Die Zucht der erstmals in Europa gehaltenen Tüpfelbeutelmarder ist eine absolute Erfolgsgeschichte.

Einmal im Jahr zaubert der Zoo sogar Lichter unter sein Tropendach. Dann wird das Gondwanaland – wie andere Bereiche – beim Magischen Tropenleuchten illuminiert. Wer möchte, kann im Januar/Februar an verschiedenen Abenden auf einem funkelnden Lichterweg durch einzelne Zoobereiche spazieren, glitzernde Gestalten treffen, illuminierte Fassaden und leuchtende 3D-Tierfiguren bestaunen. 

Der Eintritt in die Tropenerlebniswelt Gondwanaland ist im Zooticket enthalten. Ein separater Besuch ist jedoch nicht möglich.

Stand: 11.03.2024

Markkleeberger See

Markkleeberg | PLZ 04416

Der Markkleeberger See gehört zu den über zwanzig Seen des Leipziger Neuseenlands. Das südlich von Leipzig gelegene Naherholungsgebiet ist ein beliebtes Ausflugsziel und beherbergt eines der reizvollsten Wassersportgebiete Europas.

Vom Tagebau zum Badesee


Das Leipziger Neuseenland ist als Folgelandschaft des Bergbaus entstanden. Das Gebiet gehörte zum Mitteldeutschen Braunkohlerevier und präsentierte sich als karge, vom Braunkohleabbau gezeichnete Landschaft. Mit dem Aufschluss des Braunkohletagebaus Espenhain 1937 wurden rund 4.000 Hektar Land allein hier bis zur vollständigen Stilllegung 1996 umgegraben. Das Fazit: 570 Millionen Tonnen Rohbraunkohle, die in Kraftwerken, Brikettfabriken und der Carbochemie verarbeitet wurden. 13 Ortschaften weniger und ein riesiges Loch. 

Im Rahmen der politischen und wirtschaftlichen Wende 1989/90 wurden die Tagebaue schrittweise stillgelegt und die Tagebaurestlöcher mit Grundwasser gefüllt. Zwischen 1999 und 2006 entstand eine künstlich angelegte Freizeitlandschaft – der heutige Markkleeberger See. Mit einer Fläche von 252 Hektar ist er einer der kleinen und mit 57 Metern einer der tiefsten Seen im Leipziger Neuseenland. Um einen überschaubaren Flutungszeitraum und eine gute Badewasserqualität für den See zu gewährleisten, wurde zusätzlich das abgepumpte Grundwasser aus dem Tagebau Profen genutzt. Nach siebenjähriger Flutung wurde der See schließlich am 17. Juli 2006 feierlich eröffnet.

Sport frei – Eine Freizeitlandschaft für Jedermann


Der See besticht mit einer Fülle an Angeboten. Ob Klettern, Kanufahren oder Wandern, hier ist für jeden etwas dabei. So führt um den See herum ein 9 Kilometer langer, gut ausgebauter Rad- und Wanderweg. Insgesamt hat das Wegenetz rund um den Markkleeberger See eine Länge von 24 Kilometern. 

Auf dem Wasser aktiv wird man im Kanupark Markkleeberg in der Auenhainer Bucht. Die einst im Zuge der Leipziger Bewerbung für die Olympischen Spiele 2012 geplante Rafting- und Kanuanlage beherbergt eine der modernsten Wildwasseranlagen der Welt. Nachdem 2006 der Probebetrieb lief, wurde der Kanupark schließlich am 15. April 2007 eröffnet. Die Trainingsstrecke ist 130 Meter, die Wettkampfstrecke 270 Meter lang. Die Bootsförderbänder zwischen Start- und Zielbecken ermöglichen weitere Runden, ohne auszusteigen. 

In unmittelbarer Nähe, oberhalb der Auenhainer Bucht, befindet sich der Kletterpark Markkleeberg mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Bis zu 13 Meter ragen die Holzstämme in den Himmel und geben so einen Panoramablick über das Neuseenland bis nach Leipzig frei. Das Mindestalter der mutigen Kletterer beträgt 6 Jahre und die Mindestgröße 1,10 Meter. 

Auf dem Auenhainer Plateau befinden sich außerdem ein Adventure-Golf mit zwölf Bahnen unterschiedlicher Länge in einem gestalteten Areal beim Kletterpark und der Modellbahnpark, der Groß und Klein zum Verweilen, Mitfahren und Erkunden einlädt.

Ebenfalls in der Nachbarschaft des Kanuparks ist der Bootsverleih Auenhainer Bucht zu finden. Von Kanadier und Kajaks, über Stand Up Paddelboards und Segelboote lässt sich hier alles ausleihen. Soll es lieber im Tretboot aufs Wasser gehen, ist man am Bootsverleih Seepromenade richtig. Auch Ruderboote und Kajaks warten hier auf Abenteuerlustige. Wer das Ruder lieber mal abgeben möchte, kann sich auf die Fahrgastschiffe verlassen. Die MS Wachau für 120 Personen und die MS Markkleeberg für 400 Personen sind barrierefreie „Kopflader“ an den drei Anlegern und bieten einstündige Rundfahrten über den See mit Bordgastronomie an.

Der Geschichte auf der Spur


Der
Geopfad verbindet den Markkleeberger See mit seinem Zwilling, dem Störmthaler See und ihrer Geschichte. Der Pfad besteht aus je acht an beiden Seen errichteten Stelen, die die geologische und archäologische Umwelt erfahrbar machen. Somit werden Einblicke in die Erdgeschichte während des Braunkohleabbaus im Tagebau Espenhain gegeben. 

Noch mehr Geschichte hautnah findet sich im Bergbau-Technik-Park. Das 5,4 Hektar große Gelände wurde 2009 eröffnet und bietet 23 Stationen. Die Hauptattraktionen sind dabei der 1.300 Tonnen schwere Schaufelradbagger und ein fast doppelt so schwerer Absetzer.

Pack die Badehose ein…


Urlaubsgefühle machen sich breit, sobald man die Seepromenade erreicht. Der dortige Badestrand wurde 2017 neu hergestellt und bietet durch sein Flachwasserbecken und den Findlingen eine ideale Anlaufstelle für Familien. Seit 2020 wird dieser Strand in der Badesaison zeitweise von Rettungsschwimmern der DLRG bewacht. 

Mit einer Länge von 600 Metern ist der Auenhainer Strand der größte Badebereich des Sees. Ausgestattet mit einem Beachvolleyball-Feld, einem Grillplatz sowie einem Hundestrand, ist er großzügig und offen gestaltet. 

Wer es lieber ruhig und naturnah mag, der ist am Wachauer Strand richtig. Der 240 Meter lange und 25 Meter breite Sandstrand liegt mit seinen Buchten mitten in junger Natur und ist am besten mit dem Fahrrad oder zu Fuß erreichbar. An einigen Badetagen gibt es ein mobiles Angebot mit Speisen und Getränken. Auch abseits der belebten Strände finden sich naturbelassene Buchten und kleine Liegewiesen.

Natur und Kunst genießen


Naturfreunde können am Markkleeberger See viel Reizvolles entdecken: Von Frühling bis in den späten Herbst leuchten Wildblumen und Kräuter auf naturbelassenen Wiesen. In den frühen Morgenstunden ist das Erwachen der Natur am Süd- und Westufer des Markkleeberger Sees ein eindrucksvolles Erlebnis. Aufmerksame Wanderer können zudem eine große Vielzahl an Insekten und Vögeln entdecken. Aber auch Rehe, Hasen und Wildschweine sind hier heimisch geworden. Es gibt sogar eine Herde Präriebisons, die in einem eingezäunten Bereich grasen. Von der Crostewitzer Höhe hat man einen schönen Ausblick auf die Bisonweide. 

Wer den Rundweg um den See zu Fuß bewältigt, entdeckt eindrucksvolle Steinplastiken bekannter Künstler. Diese entstanden zwischen 2006 und 2011 bei mehreren Pleinairs, die der Kunstverein Markkleeberg organisierte. So verbreiten die Skulpturen Odysseus und Penelope von Marie-Josefin Flechsig und Stefan Zimmermann den Zauber griechischer Mythologie. Beeindruckend ist auch Reinhard Röslers Plastik Versöhnung, die eine auf einem Sockel liegende Hand darstellt.

Über Nacht am Markkleeberger See


Für Besucher, die gern mehrere Tage am See verbringen wollen, bietet sich ein Aufenthalt im
Seepark Auenhain an. Im 5-Sterne-Ferienresort kann man einen perfekten Familienurlaub mit Kinderbetreuung, Pool, Spielplatz für die Kleinen sowie familiengerechten Zimmern verbringen. Auch verschiedene Wellnessangebote können hier genutzt werden. Die ganzjährlich mietbaren 32 Ferienhäuser und 12 Appartements sind mit ihrer Lage ein geeigneter Ausgangspunkt für eine Erkundung Leipzigs und des Neuseenlands. 

Das Atlanta Hotel Leipzig liegt nur wenige Minuten vom Wachauer Strand entfernt und bietet 196 Zimmer und Appartements sowie einen Wellnessbereich. An der Seepromenade liegen die Ferienwohnungen Seeblick. Die 55 Quadratmeter großen Wohnungen sind modern eingerichtet und versprechen ebenfalls einen gehobenen Komfort. Wer sein eigenes Heim dabei hat, der findet auf der Zelt- und Campinganlage einen Platz. Das 8.300 Quadratmeter große Areal bietet Stellplätze für 60 Wohnmobile und Wohnwagen sowie 40 Zeltplätze. Auch Gästezimmer können hier angemietet werden. 

Zahlreiche weitere Ferienwohnungen und Pensionen bieten Quartiere an, eine Jugendherberge ist in Planung. Gastronomisch gibt es viele verschiedene Angebote am See oder in Seenähe. Überall sind ausreichend Parkplätze vorhanden. Erreichbar ist der Markkleeberger See mit der Straßenbahnlinie 11 bis Markkleeberg-Ost (Schillerplatz) und im Saison- und Linienverkehr per Bus 106 in Verbindung zur S-Bahn in Markkleeberg.

Stand: 23.01.2024

Bildergalerie - Markkleeberger See

Historisches Bildmaterial - Markkleeberger See

Cospudener See

Städte Leipzig, Markkleeberg und Zwenkau | Angrenzende Ortsteile: Knauthain, Großzschocher, Gemarkung Lauer im Südwesten der Stadt Leipzig, Markkleeberg und Zwenkau

„Costa Cospuda“ ist sicherlich selten zu hören. Aufgrund seines Mittelmeerflairs hat der Cospudener See als der für die Leipziger sehr nahe gelegene Badesee am südlichen Stadtrand dieses Attribut verdient. Der „Cossi“, wie ihn viele liebevoll nennen, hat sich zum Publikumsmagneten entwickelt und bietet das ganze Jahr über vielfältige Reize. Den fast elf Kilometer langen asphaltierten Rundweg um den See nutzen zahllose Radfahrer, Inlineskater und Spaziergänger. Besonders an den Wochenenden wird es daher eng.

Segler und Surfer nutzen die Winde


Hauptziel der Erholungssuchenden ist die etwa 436 Hektar große Wasserfläche, die Platz für zahlreiche Wassersport- und Freizeitaktivitäten bietet. Typisch für den See sind Segler und Windsurfer, die sich den anspruchsvollen Winden von Frühjahr bis in den Herbst stellen. Zunehmend prägen Stand-Up-Paddler das Bild vom See, in dem es sich laut EU-Badegewässerrichtlinie bei sehr guter Wasserqualität schwimmen lässt. Der „Cossi“ ist ein Modellprojekt, welches eindrucksvoll beweist, wie aus einer Bergbaufolgelandschaft ein attraktiver Naherholungsort werden kann.

Der ehemalige Braunkohltagebau fördert bis zum 20. April 1990 etwa 87 Millionen Tonnen Rohbraunkohle, bevor er nach massiven Forderungen aus der Bevölkerung stillgelegt wird. Dafür hat sich auch die Bürgerinitiative „Stoppt Cospuden“ stark gemacht, die die Fläche buchstäblich dem Bagger abgerungen hat.1993 beginnt die Flutung des Restlochs mit Grundwasser und Wasser aus den Tagebauen Zwenkau, Profen und Schleenhain. Leipzig, Markkleeberg und Zwenkau eröffnen den See als Korrespondenz-Projekt der EXPO 2000, die den Wandel in den Mittelpunkt stellt und auch an verlorene Orte erinnert, die wie Cospuden, Prödel oder Lauer dem Energiehunger der DDR weichen müssen.

Pier 1 ist das Herzstück


Mit dem
Hafen Zöbigker, auch Pier 1 genannt, ist auf der Markkleeberger Seite das wassertouristische Zentrum des Sees mit skandinavisch anmutenden Gebäuden entstanden. Zahlreiche weiße Segelboote ziehen schon von Weitem die Aufmerksamkeit auf sich. Wer Lust hat, kann von hier aus mit Wassertretern, Ruderbooten und Kanus den See erkunden. In den Wassersportschulen erlernen Interessierte Tauchen, Segeln und andere Sportarten bei professionellen Anbietern wie dem Club Nautique. 

Vom Hafen aus starten die Rund- und Sonderfahrten mit den Motorschiffen MS Cospuden und MS Neuseenland, dem Charter- und Hochzeitsschiff. Von der Terrasse der Restaurants aus können Gäste den Sonnenuntergang beobachten. Einen Panoramablick haben Gäste der Außensauna ebenfalls und direkten Seezugang bietet die Sauna im See als regionale Besonderheit.

Es gibt ebenfalls einen Wasserwanderrastplatz am Oststrand samt „Cospudener Combüse“ mit Bootsverleih und kulinarischen Angeboten. Einladend ist die Strandbar Seeteufel im weißen Gebäude in Nähe eines viel zu kleinen Spielplatzes. Golfspieler finden in Sichtweite ebenfalls ihr Paradies.

Turm auf Bistumshöhe bietet schöne Aussicht


Der
Aussichtsturm Bistumshöhe, sichtbar im Südwesten des Sees, besitzt eine Höhe von 35 Metern. Bei der Stahl-Holz-Konstruktion haben sich die Architekten von Schloten und Schornsteinen einer Industrielandschaft inspirieren lassen. Erklommen werden kann der Turm, der eine gute Sicht auf den benachbarten Freizeitpark Belantis mit der Pyramide und der Achterbahn Huracan und den See selbst bietet, über eine Wendeltreppe. Auf der Shambala-Bistumshöhe gibt es eine Crêperie, in welcher kulinarische Leckerbissen zubereitet werden. Shambala steht als Ort für Gemeinschaft und Begegnungen, auch Konzerte und Lesungen werden hier angeboten. 

Auf dem Rundweg geht es auf einer kleinen Safari unter anderem vorbei an zahlreichen Gehegen, in denen Bisons, Rehe, Hirsche oder Esel zu beobachten sind. Eine Schäferin hält Ziegen und Schafe in wandernden Gattern.

Von Leipziger Seite aus erfolgt der „Eintritt“ zum See über die Kelchsteinlinie, über die auch der Bus vom Ziegeleiweg zum See fährt. Beim EXPO-Pavillon am Parkplatz beginnt die Erlebnisachse und ein weiterer Weg, der im Zuge der Neugestaltung des ehemaligen Waldgebietes Lauer auch zum Waldsee führt. Die Lauer mit ihren alten Bäumen, sumpfigen Flächen und Teichen war seit jeher ein beliebtes Ausflugsziel für die Leipziger. Zur Expo 2000 wurden sechs runde Gärten angelegt, von denen aber nur noch Reste existieren. Lediglich der von einer Hecke umschlossene Paradiesgarten ist noch gut zu erkennen. In einem Arboretum können auch Holz-Versteinerungen besichtigt werden. Verschwunden ist am Ende der Erlebnisachse auch der Wasserspielplatz, der bei Kindern sehr beliebt war.

Am Nordstrand gibt es die Hacienda Cospuden, die für größere Firmen- und Privatevents gebucht werden kann. Unterschiedliche Kioske wie „Strandblick“ oder „Beachlounge“ versorgen die Strandbesucher. Neu entstanden ist ein durch zwei Schilder separierter FKK-Bereich. Einen Hundestrand gibt es ebenfalls. Ein behindertengerechter Badesteg ermöglicht Rollstuhlfahrern den barrierelosen Zugang ins Wasser. Die Städte Leipzig und Markkleeberg wollen die Infrastruktur weiter ausbauen, etwa einen Camping-Caravan-Stellplatz einrichten und die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr verbessern.

Kanal zum Zwenkauer See bleibt Vision


Noch trennen den Cospudener See mehr als 500 Meter von seinem Nachbarn, dem
Zwenkauer See. Eigentlich sollen beide Seen über den Harthkanal und eine Harthschleuse miteinander verbunden werden. Doch es gibt Probleme mit dem Boden, der aufwändig verfestigt werden musste. Mittlerweile sind die Kosten für die Seenverbindung nahezu explodiert. Der Tagebausanierer LMBV will die Verbindung aufgeben – doch die Politik drängt weiterhin darauf und sucht Lösungen. Ob und wann der Kanal realisiert wird, ist offen.

Die Vision bleibt eine Verbindung für Paddler, die vom Leipziger Stadthafen bis hinein in den Zwenkauer See fahren können. Bislang ist das nur über einen elf Kilometer langen Wasserweg über den Floßgraben und das ehemalige Waldbad Lauer bis in den „Cossi“ hinein möglich. Um den Eisvogel bei der Brut zu schützen, ist das Befahren allerdings nur zu eingeschränkten Zeiten gestattet. Private Motorboote sind auf dem See verboten, was Naturschützer auch künftig beibehalten wollen. 

Im Sommer lädt das TH!NK? Festival, eines der größten elektronischen Musikveranstaltungen im mitteldeutschen Raum, zehntausende Musikfreunde an den Nordstrand. 

Jährlich lockt das beliebte Freizeit- und Badeparadies Cospudener See, an dem sich Sachsens längster Sandstrand befindet, über 500.000 Besucher an.

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