Bei dem im Friedenspark gelegenen und am 1. Juni 2001 wiedereröffneten Apothekergarten der Universität Leipzig handelt es sich um den ältesten Apothekergarten Deutschlands. Dieser entstand aus einem im Jahr 1542 gegründeten „Hortus medicus“, einem Heilpflanzen- und Apothekergarten. Heute beherbergt er auf ca. 3.000 Quadratmetern über 300 Heil-, Gift- und Gewürzpflanzen. Der Apothekergarten dient vorrangig der Ausbildung von Studenten sowie der Weiterbildung von interessierten Apothekern, Biologen und Ärzten und ist öffentlich zugänglich.
Am Anfang war der Klostergarten: Deutschlands ältester Apothekergarten entsteht
Bei dem Friedenspark im Osten Leipzigs handelt es sich um eine grüne Oase der Ruhe nahe dem Zentrum der Messestadt. Am Rande des Parks gelegen entstanden zu Beginn der 2000er Jahre mit dem Duft- und Tastgarten und dem Apothekergarten zwei gegenüberliegende Sonderanlagen, die zum Botanischen Garten der Universität Leipzig gehören.
Die Entstehung von Deutschlands ältestem Apothekergarten reicht knapp 500 Jahre zurück. Bereits zu Gründungszeiten der Universität Leipzig um das Jahr 1409 sollen Mönche im Klostergarten Heilpflanzen kultiviert und an die noch heute existierende Löwen Apotheke geliefert haben. Der Apothekergarten wurde als sogenannter „Hortus medicus“ im Jahr 1542 gegründet. Als der Klostergarten des Dominikanerklosters St. Pauli Mitte des 16. Jahrhunderts der Universität Leipzig übertragen wurde, ging aus ihm der Botanische Garten als einer der ersten seiner Art weltweit hervor. Seit 1890 befindet sich der Apothekergarten am Rande des Friedensparks. In den darauffolgenden Jahrzehnten konnte sich die Grünanlage nicht immer uneingeschränkter Aufmerksamkeit erfreuen und wurde zum Teil über 30 Jahre nicht gepflegt. Um die Jahrtausendwende investierten die Stadt Leipzig sowie die Universität Leipzig rund 1,2 Millionen Mark in die Wiedereröffnung des Apothekergartens am 1. Juni 2001. Die Hälfte der Kosten wurde durch eine Spende des Kölner Pharma-Unternehmens Madaus AG getragen, welches durch die Herstellung von Arzneimitteln aus Pflanzen bekannt wurde. Die Bereitstellung des Grundstücks sowie die Bauplanung übernahm die Stadt Leipzig.
Noch heute erfüllt der nach historischem Vorbild angelegte Apothekergarten die gleiche Aufgabe wie vor 500 Jahren in Form der Vermittlung von Wissen über Heil- und Giftpflanzen für angehende Biologen, Mediziner und Apotheker.
Matestrauch, Sonnenhut und Tollkirsche: Von ätherisch bis hochgiftig
Umgrenzt von einer Eibenhecke und unter hohen Bäumen gelegen, beherbergt der Apothekergarten auf rund 3.000 Quadratmetern Fläche über 300 Heil-, Gift- und Gewürzpflanzen. Die Auswahl der Pflanzen erfolgte nach neuester pharmazeutischer Literatur, Inhaltsstoffen, Giftigkeitsskalen und Wirkungsprinzipien. Gezeigt werden neben den meisten der heute gebräuchlichen und systematisch nach ihrer Wirkung angeordneten Arzneipflanzen auch anerkannte Pflanzendrogen, Giftpflanzen und historisch interessante Arten. Bei der Konzeption der Grünanlage wurde Wert auf die Eingliederung des Apothekergartens in die Leipziger Tradition der Gartenkunst sowie die historischen Vorbilder gelegt. Dazu zählt u.a. die Verwendung von altdeutschen Bezeichnungen im historischen Teil der Grünanlage. Analog zu den damaligen Arzneigärten, den „Horti medici“, ist der Apothekergarten streng formal strukturiert.
Bereits beim Betreten des Gartens erfährt der Besucher auf Schautafeln Wissenswertes zu den Themen Pharmazeutik und Botanik. Im historischen Abschnitt der Anlage befinden sich diverse, bereits vor 450 Jahren in Mitteldeutschland kultivierte Nahrungs-, Arznei- und Zierpflanzen. Neben dem entsprechenden botanischen Namen ist auf einem kleinen Pflanzenschild ebenfalls die historische Bezeichnung angegeben. Formal sind die Beete um einen mittigen Brunnen angeordnet, welcher optisch an einen Blütenkelch erinnert. Letzterer versorgt einen schmalen, in Stein eingefassten Kanal mit Wasser.
Zwei Beete im Apothekergarten beherbergen diverse Giftpflanzen, darunter Schöllkraut, Pfingstrosen und Tollkirschen. Chemisch verwandte Wirkstoffgruppen der Pflanzen befinden sich meist in direkter Nachbarschaft zueinander. Auch das Gefälle der Wirkungsintensität wurde bei der Anordnung der Pflanzen berücksichtigt. So beherbergt der hintere Beetbereich Exemplare mit einem hohen Giftanteil, welcher in Richtung des vorderen Beetbereichs abnimmt. Der benachbarte Gartenteil zeigt eine Auswahl gebräuchlicher, in der modernen Pflanzenheilkunde eingesetzter Arzneipflanzen mit Hinweisen zu den jeweiligen therapeutischen Anwendungsgebieten. Die Anordnung der Pflanzen folgt deren medizinisch relevanten und chemischen Hauptwirkstoffen, darunter Bitterstoffe, Herzglykosiden, ätherische Öle und Gerbstoffe. Dazu zählen etwa Sonnenhut, Schwertlilien, Huflattich, Farn, Matestrauch oder Mariendistel. Auf Schildern an den Beeten und Tafeln an den Wegrändern erfährt der Besucher mehr zum Vorkommen, Anwendungsbereichen, Wirkweisen und Inhaltsstoffen der Pflanzen.
Neben der Vermittlung von Wissen für Besucher mit und ohne Fachhintergrund ist der Apothekergarten auch ein Ort der Ruhe und Entspannung. Zu beiden Seiten des Weges befinden sich Bänke, welche zum Verweilen einladen.
Stand: 29.11.2023