Neues Theater

Augustusplatz 12 | Ortsteil: Zentrum

Der Vorgängerbau des Opernhauses, das Neue Theater, wurde zwischen 1864 und 1868 nach Entwürfen des Theaterbaumeisters Carl Ferdinand Langhans auf dem Augustusplatz erbaut. Die Bauleitung und Detailplanung hatte der Architekt Otto Brückwald inne. Mit einer Aufführung von Johann Wolfgang Goethes Iphigenie auf Tauris wurde das Neue Theater am 28. Januar 1868 feierlich eingeweiht. Der Zuschauerraum bot 2.000 Zuschauerplätze sowie 300 Stehplätze. Das Neue Theater wurde 1943 bei einem schweren Luftangriff zerstört. An der gleichen Stelle entstand zwischen 1956 und 1960 das heutige Opernhaus.

Ballett und Oper in Leipzigs Neuen Theater


Leipzig blickt auf eine lange Tradition als Opernstadt zurück, die bis ins späte 17. Jahrhundert zurückreicht. Im Jahr 1693 wurde mit dem ersten Opernhaus am Brühl nach Hamburg und Venedig das dritte bürgerliche Musiktheater Europas eröffnet. Gegenüber dem
Gewandhaus zu Leipzig auf der Nordseite des Augustusplatzes befindet sich das 1956 bis 1960 von Kunz Nierade geschaffene Opernhaus der Stadt. Der Nachkriegsbau erinnert in Ansätzen an seinen Vorgängerbau, das Neue Theater. Anders als die Bezeichnung vermuten lässt, fanden Theateraufführungen in dem Gebäude eher selten statt. Das Neue Theater diente stattdessen vorrangig dem Ballett und der Oper. Es wurde zwischen 1864 und 1868 nach Entwürfen des Theaterbaumeisters Carl Ferdinand Langhans erbaut, Sohn von Carl Gotthard Langhans, der das Brandenburger Tor in Berlin schuf. Als Hauptwerk von Carl Ferdinand Langhans gilt die Staatsoper Unter den Linden in Berlin. Die Bauleitung und Detailplanung hatte der Architekt Otto Brückwald inne, welcher auch das Festspielhaus in Bayreuth und das Hoftheater in Altenburg schuf. Die Kosten für den Bau des Neuen Theaters beliefen sich inklusive Außengestaltung und Inventar auf rund 1.670.000 Mark. Diese Summe entstammte zu Teilen dem Vermächtnis des 1861 verstorbenen Kaufmanns Friedrich August Schumann, welcher der Stadt Leipzig 60.000 Taler hinterließ, die er für den Gemeinzweck verwendet sehen wollte.

Mit der Errichtung des Neuen Theaters wurde die Bebauung der Nordseite des Augustusplatzes abgeschlossen. Das Gebäude verband zugleich den Platz mit dem dahinter gelegenen Schwanenteich mitsamt Parkanlage. Ebendiese optische Verbindung von Landschaftsgestaltung und Architektur wurde in der Literatur des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts befürwortet. Mit einer Aufführung von Johann Wolfgang von Goethes Iphigenie auf Tauris wurde das Neue Theater am 28. Januar 1868 feierlich eingeweiht. Das ursprünglich ebenfalls hier angesiedelte Schauspiel wurde kurz nach der Eröffnung wieder in das Alte Theater am Richard-Wagner-Platz verlegt, da sich das Gebäude für Theateraufführungen als ungeeignet erwies. Ein künstlerischer und zugleich musikalischer Höhepunkt war der unter der Leitung von Angelo Neumann 1877 aufgeführte vierteilige Opernzyklus „Der Ring des Nibelungen“. Dabei handelte es sich um die erste Aufführung des Werkes außerhalb des Bayreuther Festspielhauses.

Den Besucher begrüßen die Musen…


Architektonisch erinnerte das Neue Theater an
Karl Friedrich Schinkels Schauspielhaus am Gendarmenmarkt in Berlin. Es setzte sich aus einem 94 Meter langen und 50 Meter breiten Mittelbau mit zwei Flügeln zusammen. Die zum Schwanenteich ausgerichtete Gebäuderückseite des Neuen Theaters war von einer halbrunden hervortretenden Terrasse gekennzeichnet. Den Eingang des Gebäudes flankierten zwei vom Dresdner Bildhauer Ernst Hähnel, welcher auch das Leibnitz-Denkmal im Innenhof der Universität Leipzig errichtete, geschaffene große Musenstatuen. Die Hauptfassade war gekennzeichnet von einer auf rund acht Metern über dem Erdgeschoss verortete korinthische Säulenvorhalle. Auf dem Giebelfeld war die allegorische Gruppe „Die Phantasie, Kränze an die Grazien und Künste verteilend“ abgebildet, darüber befand sich eine vier Meter hohe Statue des Gottes der Musik, Apollo Musagetes. Das Foyer war mit Marmorbüsten des Dichters Roderich Bexedix sowie Richard Wagners ausgestaltet. Hier befand sich ebenfalls eine Galerie bekannter Bühnenkünstler, Dichter und Komponisten. Besonders eindrucksvoll war das gut konzipierte Raumprogramm in Form einer für die Aufführungen genutzten 700 Quadratmeter großen Bühne. Der Zuschauerraum bot 2.000 Zuschauerplätze sowie 300 Stehplätze.

Bis zu seiner Zerstörung durch einen schweren Luftangriff auf die Stadt am 4. Dezember 1943 fanden im Neuen Theater noch Aufführungen statt. Bei dem letzten Werk, welches die Zuschauer zu Gehör bekamen, handelte es sich um die vom Gewandhausorchester dargebotene „Walküre“ von Richard Wagner. 

Die Ruine des Neuen Theaters wurde 1950 abgetragen. Bis zur Errichtung des heutigen Opernhauses an der gleichen Stelle zwischen 1956 und 1960 diente das Haus Dreilinden im Stadtteil Lindenau dem Opernensemble als Interimsspielstätte. 

Teile des Tympanon-Frieses, der sich ehemals am Frontgiebel des Neuen Theaters befand, kann man heute auf der linken Seite des Opernhauses neben dem Operncafé bewundern.

Stand: 27.09.2023

Historisches Bildmaterial - Neues Theater

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Sophie Weinhold
Die gebürtige Leipzigerin studierte in Passau und Marseille Internationales Management und besitzt ein Faible für Fremdsprachen. Neben Englisch und Französisch spricht sie fließend spanisch und italienisch. Bereits als Zwölfjährige führte sie internationale Austauschschüler durch die Stadt und begeisterte sie für Leipzigs Geschichte und Sehenswürdigkeiten. Die Liebe zu Leipzig bestimmt nach wie vor ihre Freizeitgestaltung. Ob Museumsbesuche, Konzerte oder Fahrradtouren in die Umgebung – die kreative Lokalpatriotin findet immer ausreichend Anregungen, um darüber zu schreiben.
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