Musikpavillon Leipzig

Anton-Bruckner-Allee 11 | Ortsteil: Zentrum-Süd

Entspannt sitzen die Menschen bei Kaffee, Bier oder Bionade im Grünen. Im Musikpavillon im Clara-Zetkin-Park wird an den Wochenenden bei sommerlichen Temperaturen regelmäßig zum Kaffee aufgespielt. Die Gastronomie und der Biergarten am Pavillon sind ein beliebter Treffpunkt. Seit mehr als 100 Jahren ist der Musikpavillon Teil einer langen Tradition von Kunst und Musikkultur im Grünen. Pro Saison gibt es dort bis zu 40 Veranstaltungen. Aber auch bei Fußballspielen steppt der Bär. Seit 2020 können die Gäste regelmäßig alle Fußballspiele einer Weltmeisterschaft oder die Live-Spiele der Europameisterschaft auf mehreren großen LED-Fernsehern schauen. Und bei den Musikveranstaltungen wird oft der Geist von damals heraufbeschworen. „Mir ist es wichtig, gepflegte Musikkultur anzubieten“, sagt der Leipziger Gastronom Eberhard Wiedenmann, der den Musikpavillon restaurieren ließ und betreibt. Die Gastronomie ist ganzjährig geöffnet.

Bürger wünschen sich Konzerte im Park


Den Musikpavillon in seiner heutigen Form gibt es seit September 1912. Erste Ideen für solch einen Bau im damaligen
König-Albert-Park lassen sich allerdings bis ins Jahr 1908 zurückverfolgen. Bürger äußerten damals den Wunsch, den Park durch öffentliche Konzerte zu beleben. Die Stadtverwaltung empfiehlt daraufhin, den Konzertplatz längs der Achse des vorderen Teiches zu errichten. Dort gibt es breite Promenadenwege und Bänke. Fürs Publikum bestehen also ausreichend Möglichkeiten, den Konzerten beim Flanieren zu lauschen oder zu verweilen. Umgesetzt wird ein Entwurf von Stadtbaurat Otto W. Scharenberg, dem Leipzig auch das Stadtbad in der Eutritzscher Straße zu verdanken hat.

Scharenberg skizziert 1909 einen achteckigen Pavillon, an dessen Seiten Markisen angebracht werden sollen. Damit das Bauvorhaben aus Stiftungsmitteln finanziert werden kann, soll der Pavillon nur aus Beton und Eisen hergestellt werden.

Ein Jugendstilbau mit schiefergedeckter Kuppel


Am 14. September 1912 wird der neue Musikpavillon nach viermonatiger Bauzeit übergeben. Es ist ein Jugendstilbau aus Beton und acht Stahlträgern, die eine schiefergedeckte Dachkuppel tragen. Die Dachkonstruktion ist aus Holz. Die Seitenwände sind offen. Die Innenfläche ist mit einem Gitter umzäunt und bietet 40 Musikern Platz. Die Kosten (etwa 12.540 Mark) werden aus Stiftungsmitteln der Oskar-Meyer-Stiftung und der Grossmann-Stiftung finanziert.

Zu den Konzerten spielen zunächst Militärkapellen. Das ist für die Stadtverwaltung günstiger. Private Orchester, die es damals in der Musikstadt Leipzig reichlich gibt, möchten sich ebenfalls dem Publikum präsentieren. Das ist wenig verwunderlich, da bei schönem Wetter bis zu 2.000 Menschen die Veranstaltungen besuchen. Die musikalische Umrahmung an Sonntagen übernehmen schließlich die damals bekannten Musiker Custav Curth (Krystallpalast Varieté und Varieté Haus Dreilinden) sowie Günther Koblenz, der unter anderem mit dem Grotrian-Steinweg-Orchester arbeitet. Die Freitage bleiben weiterhin den Militärkapellen vorbehalten.

Schon ab 1920 werden die Konzerte eingestellt – vor allem aus Kostengründen. In den darauffolgenden Jahren wird der Pavillon nur noch unregelmäßig genutzt – etwa von Gesangsvereinen und Schulchören. 1924 verpachtet die Stadt das bei den Leipzigern beliebte Ausflugsziel an das Leipziger Großhandelshaus Rothe und Ballschuh. Es bietet diverse Getränke und Spezialitäten an, finanziert so den Betrieb. Der Wunsch, durch den Zulauf mehr Tische und Stühle aufstellen zu dürfen, wird aber von der Gartendirektion mehrfach abgelehnt. 1926 erklärt die Stadtverwaltung den Platz vor dem Pavillon zum Richard-Strauss-Platz. Das ist auch ein Grund, warum der Ort heute Teil des Leipziger Notenbogens des Vereins Leipziger Notenspur geworden ist. Musik erklingt dort zu jener Zeit allerdings eher selten.

1955 entsteht der Zentrale Kulturpark „Clara Zetkin“. Dabei wird auch der Musikpavillon renoviert, eine Freizeitfläche am Richard-Strauss-Platz entsteht. In den folgenden Jahrzehnten werden am Pavillon viele Veranstaltungen angeboten – vom Blasorchester über Tanz bis hin zur Kaffeehausmusik.

Gastronom bietet wieder Kaffeehausmusik


Ab 1990 wird es wieder still um den Pavillon, dessen Zustand zusehends maroder wird. Die Stadtverwaltung unternimmt einige erfolglose Versuche, einen geeigneten Pächter zu finden. Das gelingt erst 2004 mit dem Unternehmer Eberhard Wiedenmann. Schon ab 2008 beginnt der Gastronom, zunächst sporadisch, die Tradition der Kaffeehauskonzerte wiederzubeleben. Die fachgerechte, keineswegs kostengünstige Restaurierung des Pavillons – begleitet vom Architekturbüro R. Keil – dauert aber einige Jahre. Bis zum 100. Geburtstag des Pavillons gelingt sie.

Studenten der Hochschule für Grafik und Buchkunst des Fachbereichs für Malerei und Grafik haben dafür unter der Leitung ihres Professors Heribert C. Ottersbach ein zeitgenössisches Bild auf die Pavillondecke gezaubert. Es reflektiert die Geschichte des Ortes. Ursprünglich war so ein Deckengemälde schon zur Eröffnung geplant – damals wird aus Geldmangel darauf verzichtet. Am 14. September 2012 können die Besucher bei einer Jubiläumsfeier ihren neuen alten Musikpavillon wieder in Besitz nehmen. Er ist längst wieder zu einem Publikumsmagneten geworden – dort treten inzwischen sogar eigens dafür gegründete Ensembles, wie das Musikpavillon Salonorchester Thomas Krause sowie das Musikpavillon Swing Trio, auf.

Stand: 05.10.2024

Bildergalerie - Musikpavillon Leipzig

Historisches Bildmaterial - Musikpavillon Leipzig

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Mathias Orbeck
Der in Leipzig-Connewitz geborene und aufgewachsene Journalist ist leidenschaftlicher Radfahrer und Naturliebhaber. 35 Jahre lang arbeitete der Lokalpatriot als Redakteur und Reporter bei der Leipziger Volkszeitung. Inzwischen als freier Autor tätig, gilt sein Interesse nach wie vor Leipzigs Historie sowie den schönen Seiten seiner Heimatstadt, deren Attraktionen er gern Gästen zeigt.
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