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Kanupark Markkleeberg

Markkleeberg | Wildwasserkehre 1

Der Kanupark Markkleeberg ist eine der modernsten Wildwasseranlagen in Europa und weltweit eine von sechs Strecken dieser Art. Der am Markkleeberger See im Leipziger Neuseenland gelegene und am 15. April 2007 eröffnete Wasserpark wurde im Zuge der Bewerbung für die Olympischen Spiele 2012 konzipiert. Seitdem werden im Kanupark jährlich etwa 450.000 Wassersportbegeisterte unterschiedlicher Leistungsklasse begrüßt.

Von der Olympia-Bewerbung zu einer der modernsten Wildwasseranlagen Europas


Der Bau des Kanuparks Markkleeberg geht ursprünglich auf die Bewerbung für die Olympischen Spiele 2012 zurück. Trotz der Absage und der letztlichen Austragung der Spiele in London wurde 2004 der Entschluss gefasst, die Anlage dennoch zu Zwecken der Rekultivierung der einstigen Braunkohlelandschaft im Leipziger Süden zu bauen. Der erste Spatenstich erfolgte am 15. April 2005, der Probebetrieb wurde im September 2006 aufgenommen. Für die Erstbefahrung der Strecke begaben sich die Slalomkanuten des Deutschen sowie des Sächsischen Kanu-Verbands auf das Wasser. Seit seiner Eröffnung am 15. April 2007 gilt der Kanupark als Besuchermagnet in der aufstrebenden Tourismusregion des Leipziger Neuseenlandes. Bereits in der ersten Saison 2007 öffnete der Wildwasserpark seine Pforten für rund 9.000 Freizeitsportler und insgesamt 200.000 Besucher. Im Jahr 2013 waren es bereits 22.000 Gäste und etwa 350.000 Besucher auf dem Gelände.

Unmittelbar nach der Fertigstellung des Parks dienten die Wildwasseranlagen als Trainingszentrum für die Vorbereitung auf die Olympischen Spiele 2008 in Peking. Dank der mobilen Hindernisse vor Ort konnte die Pekinger Wettkampfstrecke optimal nachempfunden werden. Die 2017 durch eine künstliche, stehende Welle ausgebaute Trainingsstrecke wird seither von Profis und Anfängern gleichermaßen als Surfwelle genutzt. Technisch vergleichbar mit den Olympiastrecken in Rio de Janeiro, Sydney und London zählt der Kanupark Markkleeberg heute zu Europas modernsten Wildwasseranlagen. Er gilt nicht nur als Trainings-, sondern auch als Wettkampfanlage der deutschen Kanu-Slalom-Elite und Spitzensportlern aus aller Welt, darunter Jan Benzien und Franz Anton. Sie gewannen 2015 zusammen die Weltmeisterschaft im Zweier-Canadier. 

Wellen, Walzen, Strömungen: Obstacles sorgen für Adrenalinkick


Der Kanupark Markkleeberg verfügt über eine Wettkampfstrecke und eine Trainingsstrecke, zwischen welchen sich das Funktionsgebäude der Anlage mit Umkleidekabinen, Sachausgaben und der
KANU Wildwasser-Terrasse befindet. Die 270 Meter lange und 8,40 Meter breite Wettkampfstrecke weist einen Höhenunterschied von 5,20 Metern zwischen Start- und Zielbecken auf. Das über Pumpen in die Wasserkanäle beförderte Wasser variiert in seinem Volumen entsprechend der Anzahl an angeschalteten Pumpen zwischen 4 und 18 Kubikmetern pro Sekunde. Das Wasservolumen in der 130 Meter langen und 5,70 Meter breiten Trainingsstrecke variiert – ebenfalls je nach Anzahl der betriebenen Pumpen – zwischen 4 und 13 Kubikmetern pro Sekunde. Der Höhenunterschied zwischen Start- und Zielbecken beläuft sich auf 1,80 Meter. Dank der Bootsförderbänder zwischen beiden Becken ist ein Aussteigen zwischen den einzelnen Fahrten nicht notwendig.

Eine Besonderheit im Kanupark Markkleeberg stellen die mobilen Hindernisse, sogenannte „Obstacles“, dar. Durch diese können die Wildwasserbedingungen in den Wasserkanälen ständig verändert werden. Das ins Startbecken gepumpte Wasser fließt das natürliche Gefälle der Strecke hinunter und kann durch die Anordnung der Hindernisse in Bahnen gelenkt werden. Dadurch werden Wellen, Walzen, Strömungen oder Kehrwasser erzeugt sowie durch variierende Wassermengen die Fließgeschwindigkeit und Wucht des Wassers angepasst.

Zum Beobachten des Treibens auf dem Wasser oder zum Entspannen nach dem Rafting lädt die KANU Wildwasser-Terrasse ein. Auf der großzügigen Terrasse mit Panoramablick über die gesamte Anlage sowie den Markkleeberger See werden im Innen- und Außenbereich täglich Speisen und Getränke angeboten. Am Startbecken befindet sich das Wildwasser-Kiosk mit Freisitz, am Zielbecken das Bistro und Café mit Terrasse und Seeblick.

Von Bodyboarden bis Power-Rafting – Wildwasserspaß für jeden Geschmack


Die vielfältigen Angebote des Kanuparks bieten Wildwasserspaß und Nervenkitzel für jedermann: Beim Wildwasserrafting in Schlauchbooten für fünf bis neun Personen und einem Raft Guide, der durch das Wasser lenkt, ist der Spaß während sechs bis acht rasanten Fahrten vorprogrammiert. Hierbei werden zwei Pumpen mit ca. 10.000 Litern Wasser pro Sekunde eingesetzt. Wer Lust auf noch mehr Action hat, der kann sich beim Power-Rafting versuchen. Aufgrund der drei eingesetzten Pumpen und einer erhöhten Wassermenge von 14.000 Litern pro Sekunde verläuft die Fahrt den Kanal herunter noch wilder und schneller. Beim individuell buchbaren Duo-Rafting für ein bis zwei Personen steuert man gemeinsam mit dem Raft Guide in einem Schlauch-Canadier während der bis zu acht Wildwassertouren durch die reißende Strömung der Anlage.

Einmalig in Mitteldeutschland ist der „Surfspot“ im Kanupark: Durch eine stehende Welle und 5.000 Liter Wasser pro Sekunde können sich die Besucher hier im Bodyboarden und beim Wellensurfen auf einem Surfbrett versuchen. Ziel bei letzterem ist es, auf der Welle – je nach eingesetzter Wassermenge – zwischen 50 und 120 Zentimetern ohne Hilfsmittel zu stehen. Der anfängliche Einsatz einer Haltestange soll den Kursteilnehmern zunächst ein Gefühl für das Surfbrett verschaffen. Fortgeschrittene können sich beim Profi-Wellensurfen mit einer höheren eingesetzten Wassermenge von 8.000 Litern austoben.

Beim Wildwasser-Kajak werden Grund- und Anfängerkurse, Einzeltraining sowie Kenterrollen- und Packrafting-Kurse angeboten. Wer bereits über umfassende Kenntnisse des Kajak-Fahrens verfügt, der kann sich beim Wildwasser-Kajak-„Profi“-Angebot im Wildwasser austoben. Für alle Wassersportbegeisterten, die an ihre Grenzen gehen möchten, bieten sich die Hydrospeed-Kurse an. Hierbei begibt man sich mit einem Thermoplast-Bob in die Fluten. Wem nach etwas weniger Action auf ruhigem Wasser zumute ist, der kann im Drachenboot mit bis zu 18 Paddlern oder im Mannschafts-Canadier mit bis zu neun Paddlern den Markkleeberger See erkunden.

Alljährliche Highlights: Pappbootrennen, Paddelfestival und Kanu-Slalom-Rennen


Neben den verschiedenen Wildwasser-Angeboten ist der Kanupark Markkleeberg auch Austragungsort zahlreicher Veranstaltungen. Ein alljährliches Highlight ist der ICF Kanu-Slalom-Weltcup mit ca. 200 Wettkämpfern aus etwa 35 Nationen. Neben den olympischen Disziplinen des Wildwasser-Kanu und -Kajak paddeln beim Canoe-Slalom-Extreme-Rennen vier Athleten nach einem Rampensprung zeitgleich um den Sieg. Ein weiteres Event ist jedes Jahr das XXL-Paddelfestival, bei dem sich bei Workshops, Probefahrten in Testbooten, Schnupper-Angeboten, Technik-Kursen und geführten Kanu-Touren alles um den Kanusport dreht. Auch für das Pappbootrennen zieht es alljährlich tausende Besucher in den Kanupark Markkleeberg. Während des Spektakels haben vor Ort insgesamt 15 Teams drei Stunden Zeit, um aus Pappe und Klebeband ein Pappboot zu bauen und dieses anschließend im Wildwasser auf seine Fahrtauglichkeit zu testen.

Stand: 26.09.2023

Bildergalerie - Kanupark Markkleeberg

Historisches Bildmaterial - Kanupark Markkleeberg

Galopprennbahn Scheibenholz

Rennbahnweg 2 A
Ortsteil: Südvorstadt

Ein bisschen Ascot hängt immer in der Luft, wenn pünktlich am 1. Mai die Galopprennbahn Scheibenholz zur Saisoneröffnung einlädt. Wie auf der vornehmen Rennbahn in England sind auch in Leipzig attraktive Damen in extravaganten Kleidern und mit verrückten Hüten anzutreffen. Gentlemen im klassischen Outfit beleben die großbürgerlich auftrumpfende Szenerie. Doch die Masse des Publikums ist keineswegs so spleenig wie anlässlich von Renntagen in Merry Old England. Leipzig eben. Dem Pferderennen, worum es ja eigentlich geht, bekommt die Mischung des Publikums jedenfalls gut. Und so unterhaltsam wie das Zuschauer-Spektrum sind die Rennen allemal.

Parklandschaft mit Rennbetrieb


Schön war es im Scheibenholz von alters her. Das Waldgebiet als Teil des Auwalds mit seinem aufragenden Baumbestand und den Wiesen dazwischen gewann zusätzlich an Wert, als die rasant wachsende Industriestadt Leipzig im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts immer dichter bebaut wurde und die Leipziger vor lauter gebauter Umwelt den Wert unverfälschter Natur, von Licht und Luft, besonders zu schätzen begannen. Viele schwärmerische Beschreibungen des Scheibenholzes als „umfänglich Waldgebiet“ mitten im Häusermeer sind aus jenen Tagen überliefert. 

Viel weiter gingen damals die Pläne des einflussreichen Bankiers Wilhelm Seyfferth. An der Spitze des Leipziger Rennklubs hatte er längst einen Blick auf Schimmels Wiese im Scheibenholz geworfen. Mochte Seyfferths Vorgänger Ottomar Spangenberg 1863 auch zufrieden damit sein, mit dem viertältesten Rennklub in Deutschland ein freies Areal jenseits von Lindenau, also weit vor den Toren der Stadt, für Pferderennen nutzen zu können, so konzentrierten sich bald alle Anstrengungen darauf, die neue Sportart im Wortsinn viel näher an die Stadt heran- und in den Grünen Gürtel hineinzuholen. 

Gebaut wurde zügig, nachdem die Entscheidung zugunsten einer Pferderennbahn im Scheibenholz gefallen war. Schon am 14. und 15. September 1867 fand in angenehmer Umgebung das umjubelte Eröffnungsrennen statt. Die Zuschauer folgten dem spannenden Auftakt von einer hölzernen Tribüne aus. Weil das Interesse rasch zunahm, musste schon bald eine größere Tribüne gebaut werden. Und um der wachsenden Popularität des Pferderennsports nicht dauernd hinterherbauen zu müssen, fiel am Beginn des 20. Jahrhunderts die Entscheidung, den großen Entwicklungsschritt hin zu einer dauerhaften, festen Tribüne von gravitätischer Erscheinung zu gehen. Den Auftrag erhielt der Leipziger Architekt Otto Paul Burghardt. Er war gerade einmal 32 Jahre alt, als seine Idee mit der festen, überdachten Tribüne in der Mitte, den beiden flankierenden Türmen und dem während der gesamten Ausflugssaison geöffneten Rennbahn-Restaurant unter dem Tribünenraum 1907 umgesetzt wurde. Burghardts spätere Entwürfe zeigen sich bis heute vor allem in Gestalt des Europahauses am Augustusplatz.

Lockende Pferderennen


Die Leipziger strömten mit Kind und Kegel gern ins Scheibenholz. Sogar die elektrische Straßenbahn reagierte auf den anschwellenden Publikumsstrom mit einer eigenen Linie. Die Rennbahn, das Gelände der Sächsisch-Thüringischen Industrie– und Gewerbeausstellungvon 1897 (der spätere Albertpark bzw. Clara-Zetkin-Park) und die Frankfurter Wiesen bildeten eine ganze Folge populärer „grüner Lungen“ mit Gewässerbegleitung mitten in der Großstadt Leipzig. Jahrzehnte später starteten an Renntagen vor allem die Doppelstockbusse der LVB vom Dimitroff-Museum (dem Gebäude des Reichsgerichts) aus zu einem populären Pendelverkehr bis vor die Rennbahn. Besonders Kinder stritten um den Vorzug, von der oberen Etage der Omnibusse – in der ersten Sitzreihe! – einen Panoramablick über das gesamte Rennbahngelände kurz vor dem Beginn der Wettrennen zu erhaschen. Ehe es so weit war, unterlag auch die Rennbahn allen typischen Einflüssen des 20. Jahrhunderts. Die Erweiterung der Flachbahn auf 1.750 Meter im Jahre 1932, schwere Zerstörungen am Ende des ZweitenWeltkriegs, ein unbändiges Aufbäumen, um in einer provisorisch geprägten Umgebung bereits am 12. August 1945 wieder den ersten deutschen Renntag nach dem Krieg ausrichten zu können und die betriebliche Integration der Rennbahn in den VEB Vollblutrennbahnen Hoppegarten bildeten historische Wegmarken. Nach 1990 kehrte die Galopprennbahn Scheibenholz zu ihren organisatorischen Wurzeln in Gestalt eines privaten Trägervereins zurück. 

Feste Größe im Veranstaltungskalender


Erhebliche Investitionen waren zu stemmen, um insbesondere der prägenden Tribüne, die längst zu einem Bestandteil der gestalteten Parklandschaft geworden ist, ein respektables Äußeres zurückzugeben. Zwischen 2010 und 2012 war das Konjunkturpaket II nach der Finanzkrise sehr hilfreich, um seitens des inzwischen zweiten, rührigen Vereins – Leipziger Reit- und Rennverein Scheibenholz e. V. – die erforderlichen zwei Millionen Euro aufzubringen.

Das Kerngeschäft im Scheibenholz bilden selbstverständlich die Renntage und damit der Sport. Der Rennkalender zieht alle möglichen Interessenten von leidenschaftlichen „Pferdenarren“ über Sonntagsspaziergänger mit Unterhaltungsneigung bis zum gehobenen Publikum an, das Wert darauf legt, gesehen zu werden. Für die einen zählt der Ausritt, für die anderen das Outfit. Spaß haben beide Gruppen, auch miteinander. Daneben bietet das weitläufige Gelände, das mit der Tribüne, dem Totalisator von 1907 und einem Teil der historischen Stallungen Denkmalstatus besitzt, eine willkommene Umgebung für einen bunten Blumenstrauß des Veranstaltungs-Business. Sie reichen von Firmenfeiern über Trödelmärkte und Oldtimer-Treffs bis zum saisonalen Freilichtkino. Was kann es Schöneres geben, als an einem warmen Hochsommerabend dem Geschehen auf der Leinwand zu folgen und mitten in der Parklandschaft die Einrahmung durch die markante „Skyline“ der Leipziger Südvorstadt zu genießen?! Und nicht zuletzt laden auch die Rennbahn Gastronomie sowie der idyllisch am Elsterflutbett gelegene Rennbahn-Biergarten zum Verweilen ein.

Bildergalerie - Galopprennbahn Scheibenholz