Fürstenhauserker / Fürstenhaus

Nikolaistraße 1 / Grimmaische Straße 17 | Ortsteil: Zentrum

Das Fürstenhaus wurde 1558 vom Bildhauer Paul Wiedemann als prächtigstes Bürgerhaus Leipzigs im Stil der Renaissance für den Ratsherren Georg Roth errichtet. Es wurde leider mitsamt seiner beiden eindrucksvollen Runderker im Zweiten Weltkrieg zerstört. Bei dem Fürstenhauserker am Eckhaus in der Grimmaischen Straße 17, Ecke Nikolaistraße, handelt es sich um eine nach historischem Vorbild vom Dresdner Bildhauer Christian Hempel und Steinmetzen des VEB Denkmalpflege Leipzig geschaffene Replik. Diese wurde in Form eines Runderkers aus Rochlitzer Porphyr im Jahr 1986 am neugebauten Eckhaus angebracht.

Bildergalerie - Fürstenhauserker / Fürstenhaus

Sächsische Renaissance inmitten der Einkaufsmeile


Das Fürstenhaus galt einst als prächtigstes Bürgerhaus der Leipziger Renaissance und war eines der wichtigsten Bauten dieser Art in Mitteldeutschland. Erstmals erwähnt wurde einer seiner Vorgängerbauten im Jahr 1503 als Predigerkloster, gelegen am „Pauler Kirchhofe“. Zwischen 1540 und 1546 erwarb der Dekan der medizinischen Fakultät,
Sebastian Roth, diverse Grundstücke am „Pauler Kirchhofe“, darunter Überlieferungen nach auch das Fürstenhaus. Der Sohn des Dekans, Kaufmann Georg Roth, beauftragte später die Errichtung eines Neubaus auf den Grundmauern des Klosters und der einstigen Bürgerhäuser im spätgotischen Stil. An dieser Stelle entstand im Jahr 1558 nach Entwürfen des Steinmetzen Paul Wiedemann gegenüber des heutigen Eiscafés San Remo in der Grimmaischen Straße 30 das vornehme Bürgerhaus. Neben den Fürstenhauserkern schuf Paul Wiedemann im Jahr 1557 auch den Pfeiferstuhl im Festsaal des Alten Rathauses als herausragendes Zeugnis der Bildhauerkunst. Da einst vier Söhne des Herzogs Friedrich Wilhelm I. von Altenburg während ihres Studiums an der Universität Leipzig in dem Renaissance-Bau logierten, erhielt es im Jahr 1612 den Namen Fürstenhaus. Das Gebäude war optisch mit rechteckigen Fenstern und durchlaufenden Sohlbankgesimsen sowie die Stirnseiten jeweils mit einem vor das Dach gesetzten Ziergiebel gestaltet. Die Hauptfassade schmückten drei Zwerchhäuser. Besonders markant waren die beiden aufwändig verzierten Runderker aus Rochlitzer Porphyr an der Hauptfront, welche das von Giebeln bekrönte zweigeschossige Wohnhaus schmückten. Dabei handelte es sich zugleich auch um die eindrucksvollsten Bauplastiken jener Zeit in der Stadt, welche Profilbildnisse und Wappen in filigraner Ornamentik der Renaissance abbildeten. Historische Quellen belegen auch den Aufenthalt des Zaren Peter der Große im Gebäude im Jahr 1713. Zu diesem Zeitpunkt befand sich das Fürstenhaus bereits im Besitz der benachbarten Universität Leipzig, welche das Objekt im Jahr 1648 erwarb. In den darauffolgenden Jahrzehnten wurde das Gebäude meist vermietet, bevor es in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als Kaufhaus umfunktioniert wurde.

Bei einem verheerenden Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude in der Nacht des 4. Dezember 1943 zerstört. Wie einige Fotoaufnahmen aus der Nachkriegszeit zeigen, ragte lediglich noch der Treppenturm aus dem Trümmerhaufen heraus. In der Folge wurden beim Abbruch der Ruine einige Überreste der beiden verhältnismäßig gut erhaltenen Erker aus dem Schutt geborgen und über mehrere Jahrzehnte in den Kellern der Moritzbastei eingelagert. In den 1980er Jahren beauftragte die Stadtverwaltung Leipzig den Dresdner Bildhauer Christian Hempel mit der Anfertigung einer vollständigen Kopie des Runderkers aus Rochlitzer Porphyr. Mit Unterstützung von Steinmetzen des VEB Denkmalpflege Leipzig fertigte Hempel eine originalgetreue Replik auf Grundlage einiger weniger geborgenen Fragmente sowie unter Zuhilfenahme von historischen Aufnahmen. Die Replik in Form eines prächtigen Runderkers wurde im Jahr 1986 am neugebauten Eckhaus in der Grimmaischen Straße 17 befestigt. Die Originalfragmente der im Krieg zerstörten Erker galten bis zu ihrer Wiederentdeckung 2006 auf dem Werkstoffhof des Dresdner Steimetzbetriebes als verschwunden und wurden im Jahr 2011 an die Universität Leipzig zurückgeführt. Nach umfassender Restaurierung sollen die Fragmente des Fürstenhauserkers ab Herbst 2024 im Rahmen eines Lapidariums im Seminargebäude der Universität Leipzig auf dem Campus Augustusplatz ausgestellt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Der festeste Turm ist der Name des Herrn…


Der zweigeschossige Fürstenhauserker aus Porphyrtuff mit seiner welschen, schiefergedeckten und geschwungenen Dachhaube wurde einst nach dem Vorbild der vom Baumeister
Kunz Krebs geschaffenen Runderker am Schloss Hartenfels in Torgau konzipiert. Die Brüstungsfelder des Erkers bilden im ersten Obergeschoss diverse Wappendarstellungen sowie im zweiten Obergeschoss Kartuschen mit Bildnissen der Besitzerfamilie ab. Oberhalb der sechs in für die Renaissance typischem Rollwerk gerahmten Fenstern ist die lateinische Inschrift „Turris fortissima nomen domini beati omnes qui confiunt in eo“ eingraviert. Übersetzt bedeutet dies „Der festeste Turm ist der Name des Herrn, glücklich alle, die sich zu ihm bekennen“. Weitere für den Architekturstil typische Elemente befinden sich am Erker in Form von Flechtbändern und hängenden Girlanden, welche die Fenster optisch voneinander trennen, ebenso wie Eierstabfries und Diamantquader unter dem Hauptgesims. Am Konsolstein sind die Initialen des Steinmetzes Paul Wiedemann angebracht. 

Stand: 28.2.2024

Historisches Bildmaterial - Fürstenhauserker / Fürstenhaus

Der Steuermoloch verschlingt den Bürger – Plastik

Burgplatz / Hugo-Licht-Straße | Ortsteil: Zentrum

Bei der Errichtung des Neuen Rathaus hatte sich Stadtbaudirektor Hugo Licht mit seinem Team zahlreiche humorvolle Details ausgedacht, um auf die Bürokratie der Stadtverwaltung und die Verzögerungen bei der Bewilligung der benötigten Gelder für den Rathaus-Bau hinzuweisen.

Bildergalerie - Der Steuermoloch verschlingt den Bürger – Plastik

Eine Plastik, die ziemlich versteckt angebracht ist und auch nur wenige Einheimische kennen, ragt dabei heraus: Der Steuermoloch verschlingt den Bürger. Sie befindet sich an der Südost-Ecke des Neuen Rathauses. In etwa vier Meter Höhe ziert sie den Zugang zum Ratskeller Leipzig am Burgplatz. Die originelle Plastik wurde 1905 von Hugo Licht aus hellem Kalkstein geschaffen. Sie zeigt eine grinsende Fratze, die einen verzweifelten Bürger verschlingt. Über ihr thront der zechende Leipziger Löwe mit einem Weinkelch in den Klauen.

Wer die Fassade des Neuen Rathauses aufmerksam betrachtet, wird jede Menge weitere Tiere und Fabelwesen entdecken. Besonders originell sind die Schnecken am Neuen Rathaus, eine humorvolle Anspielung auf die Langsamkeit der Stadtverwaltung. Sie befinden sich an den Türklinken des Haupteingangs am Martin-Luther-Ring.

Stand: 17.12.2023

Historisches Bildmaterial - Der Steuermoloch verschlingt den Bürger – Plastik

Schnecken am Neuen Rathaus

Martin-Luther-Ring 4-6 | Ortsteil: Zentrum

Tausende Mitarbeiter der Stadtverwaltung strömen wochentags täglich durch den Haupteingang am Martin-Luther-Ring in das Neue Rathaus. Eingeweihte wissen dabei um ein humorvolles Geheimnis: Auf den Türklinken der Haupteingangstüren befinden sich eiserne Weinbergschnecken. Diese sollen die Angestellten auf dem Weg ins Büro daran erinnern, nicht im Schneckentempo zu arbeiten.

Versteckte Anspielungen der Rathaus-Erbauer


Der Stadtbaudirektor
Hugo Licht hat sich mit seinem Team beim Bau des Neuen Rathauses aber noch andere Schelmereien ausgedacht. Wer die Fassade aufmerksam betrachtet, entdeckt jede Menge Tiere und Fabelwesen. Ein Detail ragt dabei heraus: die Plastik Der Steuermoloch verschlingt den Bürger am Zugang zum Ratskeller Leipzig am Burgplatz. 

Besonders originell ist im Innern des Neuen Rathauses die Haupttreppe gestaltet, die die untere Wandelhalle mit der oberen Wandelhalle verbindet. Das Treppengeländer der prachtvollen Steintreppe ziert plastischer Schmuck von Georg Wrba. Der Bildhauer verknüpfte dabei Elemente der Renaissance, des Barock und des Jugendstils. Neben menschlichen Darstellungen entdeckt man zahlreiche Tiere, darunter zwei Schildkröten, einen Affen und ein Krokodil. Letztere mahnen die Angestellten ebenfalls daran, das Arbeitstempo zu beschleunigen.

Doch wie kam es zu diesen scherzhaften Symbolen?

Hugo Licht ist wütend


Das imposante Neue Rathaus mit seinem 114,5 Meter hohen Rathausturm wurde am 7. Oktober 1905 eingeweiht. Es ist seitdem eines der Wahrzeichen der Stadt und schon von weitem sichtbar. Sein Bau verlief jedoch nicht immer plangemäß. Da die Leipziger Bevölkerung um 1900 rasant wuchs und sich somit auch die Stadtverwaltung vergrößern musste, reichte der Platz im 
Alten Rathaus nicht mehr aus. Die Stadt kaufte deshalb vom Königreich Sachsen die Pleißenburg, um sie abzureißen und auf ihren Grundmauern das Neue Rathaus zu errichten. Den ausgeschriebenen Architekturwettbewerb gewann 1897 Stadtbaudirektor Hugo Licht mit dem Entwurf „Arx nova surgit – Eine neue Burg entstehe“. Nachdem Oberbürgermeister Otto Georgi am 19. September 1899 den Grundstein für den Neubau legte, verzögerten sich die Bautätigkeiten um fast zwei Jahre. Ein wesentlicher Grund dafür war, dass die Stadtverordneten die benötigten Gelder nicht in den geplanten Zeiträumen freigaben. Hugo Lichts Verärgerung war sehr groß. Oft stritt er sich in den Sitzungen lautstark mit den Verantwortlichen und soll sogar getobt haben: „Wer große Haufen scheißen will, muss auch den Arsch dazu haben.“ 

Dieser Ärger führte dazu, dass Hugo Licht noch kurz vor Eröffnung des Neuen Rathauses einem Schlossermeister den Auftrag erteilte, auf die Türklinken am Haupteingang Schnecken zu setzen. Und so mahnen die possierlichen Tierchen nun schon seit über 100 Jahren, dass die Angestellten zügig arbeiten sollen und der Stadtrat seine Entscheidungen schneller treffen muss.

Stand: 29.11.2023

Bildergalerie - Schnecken am Neuen Rathaus

Porzellanglockenspiel

Grimmaische Straße 2-4 / Mädler-Passage | Ortsteil: Zentrum

In der vor allem von Touristen stark frequentierten Mädler-Passage befindet sich neben Auerbachs Keller und der davor platzierten Figurengruppe Faustskulpturen eine weitere Attraktion, die nur von wenigen Passanten wahrgenommen wird, da sie nicht auf den ersten Blick sichtbar ist. Auch nach über 50 Jahren gilt deshalb das Porzellanglockenspiel in der Mädler-Passage als Geheimtipp. Wer an einer organisierten Stadtführung mit einem Leipziger Gästeführer teilnimmt, wird natürlich auf das originelle Glockenspiel hingewiesen, denn ein Rundgang durch Leipzigs attraktivste Passage ist ein Bestandteil jeder Gästeführung, die durch die Innenstadt führt. 

Das eher unscheinbare Glockenspiel wurde 1970 in der Rotunde der Mädler-Passage am Übergang zur Petersstraße angebracht. Es besteht aus 25 Glocken, die in der Porzellanmanufaktur Meissen aus Meissner Porzellan gefertigt wurden. Bis heute spielt das automatisch gesteuerte Glockenspiel zwischen 10 und 18 Uhr zu jeder vollen Stunde unterschiedliche klassische Melodien oder Volkslieder.

Stand: 27.09.2023

Bildergalerie - Porzellanglockenspiel

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