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Friccius-Denkmal in Leipzig

Täubchenweg 2
Ortsteil: Zentrum- Südost

Das am 19. Oktober 1863 eingeweihte Friccius-Denkmal befindet sich in der Grünanlage links neben dem Grassimuseum und ist Karl Friedrich Friccius gewidmet. Der Rechtsgelehrte war 1813 anlässlich der Befreiungskriege noch einmal dem Militär beigetreten und wurde Major und Kommandeur des 1. Ostpreußischen Landwehr-Bataillons. Während der Völkerschlacht bei Leipzig war er am 19. Oktober 1813 einer der ersten, der durch das Grimmaische Tor in die Stadt Leipzig eindrang. 

Als am 19. Oktober 1863 anlässlich des 50. Jahrestags der Völkerschlacht an der heutigen Abzweigung der Naunhofer Straße von der Prager Straße der Grundstein für ein zukünftiges Völkerschlachtdenkmal gelegt wurde, begab sich der Festzug anschließend an die Stelle, wo Major Karl Friedrich Friccius vor 50 Jahren mit seiner Landwehr in Leipzig eingedrungen war. Dort wurde feierlich das von der Stadt Leipzig gestiftete Friccius-Denkmal enthüllt. Als Standort hatte man den Übergang der Dresdner Straße zum Johannisplatz gewählt, da sich dort 1813 das Äußere Grimmaische Tor befand. 

Das Friccius-Denkmal ist ein Sandsteinmonument und besteht aus fünf Teilstücken. Der Sockel wurde aus Rochlitzer Porphyr gefertigt, das Denkmal aus Postelwitzer Sandstein. Verziert ist es durch umlaufende Friese mit unterschiedlichen klassizistischen Motiven. Gekrönt wird das Denkmal mit einem quadratischen Aufsatz aus Eisenguss, auf dem sich ein Mörserwurfgeschoss, umgeben von vier 12pfündigen und acht 3pfündigen Kanonenkugeln, befindet. Die Vorder- und Rückseite dekorieren zwei Sandsteinkränze aus Lorbeerblättern und Eichenlaub. Das noch heute erhaltene Bronzemedaillon mit dem Porträt des Majors wurde von der Stadt Berlin gestiftet, von Hermann Schievelbein 1865 modelliert und von Hermann Gladenbeck gegossen. Auf der Vorderseite befindet sich die vertiefte Inschrift: „Hier erstürmte die Königsberger Landwehr unter Führung des Major Friccius am 19. Oktober 1813 das Äußere Grimmaische Tor“.

Im Jahr 1927 wurde das Denkmal, das vor dem Eckgebäude Salomonstraße 1 stand, an die Nordseite des Grassimuseums versetzt. Der Eigentümer des Objektes, die Bank für Handel und Gewerbe, wollte in das Erdgeschoss einen neuen Zugang von der Dresdner Straße einbauen, so dass das Denkmal störte. Diesem Umstand verdank das Friccius-Denkmal seine heutige Existenz, denn das gesamte Areal rund um die Salomonstraße 1 wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Im Jahr 1995 wurde das Friccius-Denkmal umfassend restauriert.

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Historisches Bildmaterial - Friccius-Denkmal in Leipzig

Deutsches Kleingärtnermuseum – Schrebergärten in Leipzig

Aachener Straße 7
Ortsteil: Zentrum-West

Leipzig weist deutschlandweit mit über 270 Kleingartenanlagen und über 39.000 Parzellen auf einer Fläche von rund 1.240 Hektar prozentual gesehen die größte Dichte an Kleingärten auf. Das entspricht mehr als 30 Prozent der Grünflächen in der ganzen Stadt. Nicht umsonst gilt Leipzig in Anbetracht dieser Dimensionen als heimliche Hauptstadt der deutschen Kleingärtner. Hinzu kommt, dass sich im Vereinshaus des 1864 gegründeten Kleingärtnervereins Dr. Schreber, dem ältesten Schreberverein überhaupt, das weltweit einzigartige Deutsche Kleingärtnermuseum befindet. Am authentischen Ort informieren neben der Dauerausstellung und häufigen Sonderausstellungen die drei begehbaren Außenanlagen über die Entwicklung der „kleinen Gärten“.

Kleingärten für Erholungssuchende


Bereits seit dem Mittelalter gab es zahlreiche Bürgergärten vor den Toren der Stadt. 1832 entstand aus der Geländesenke „Johannistal“ in der südöstlichen Vorstadt von Leipzig eine Gartenfläche, welche von erwerbslosen Arbeitern erschlossen wurde. Hier befindet sich bis heute die älteste Kleingartenanlage Sachsens und die zweitälteste Deutschlands. Sie wird vom Kleingartenverein Johannistal 1832 bewirtschaftet, der noch heute 141 unter Denkmalschutz stehende Gärten von ehemals 221 besitzt.

Infolge der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert und der starken Urbanisierung wurden die Wohnverhältnisse in den deutschen Städten immer prekärer und der allgemeine Gesundheitszustand der Bevölkerung verschlechterte sich gravierend. Das Bedürfnis nach Kleingärten zur Entzerrung der Wohnsituation und zu Erholungszwecken wurde seitens der Bürger immer lauter. Infolgedessen entstand in Deutschland das organisierte Kleingartenwesen, insbesondere in Sachsen und Berlin. Ausgehend vom 19. Jahrhundert wurden Gartenanlagen angelegt und es entwickelte sich ein ausgeprägtes Gemeinschaftsleben. Zu dieser Zeit handelte es sich um Vereine der Naturheilbewegung, Schrebergärten und Gartenanlagen von Fabriken und Institutionen. Jeder Achte der heutigen Leipziger Kleingartenvereine wurde bereits im 19. Jahrhundert gegründet.

Wiege der Schreberbewegung


Richtungsweisend für die heute bekannten Schrebergärten war die Schreberbewegung ab Mitte des 19. Jahrhundert. Aufgrund des Namens ist die Auffassung weit verbreitet, dass der Leipziger Arzt und Pädagoge Daniel Gottlob Moritz Schreber maßgeblich für die Erfindung der Schrebergärten verantwortlich war. Tatsächlich war es aber sein Schwiegersohn und zugleich Schuldirektor Ernst Innocenz Hauschild, auf den die Entstehung der Schrebergärten zurückgeht. Schreber beschäftigte sich seinerzeit mit Fragen der Volksgesundheit und der Erziehung und setzte sich dafür ein, im Freien Spielplätze zu bauen, damit sich Kinder und Jugendliche unter pädagogischer Anleitung körperlich betätigen konnten. Erst auf Initiative von Hauschild, der diesen Ansatz wieder aufgriff, wurde 1864 der erste Erziehungsverein unter dem Namen „Schreberverein“ gegründet. Der Verein errichtete zudem einen Spiel- und Turnplatz nördlich des Johannaparks, um den Mangel an Spielmöglichkeiten auszugleichen. 1869 ließ der pensionierte Lehrer Carl Ludwig Gesell am Rande des Spielplatzes Kinderbeete anlegen, in denen die Kinder das Gärtnern lernen sollten. Als diese aber schnell die Freude am Gärtnern verloren, griffen die Eltern selbst zu Hacke und Spaten und aus den Kinderbeeten an der Schreberschen Spielwiese wurden Familienbeete. Die Beete wurden parzelliert, umzäunt und mit Lauben ausgestattet. Damit schlug die Geburtsstunde des Schrebergartens. 

Charakteristisch für die heutigen Schrebervereine ist der zentrale Gemeinschaftsbereich mit Spielmöglichkeiten, welcher der Allgemeinheit offensteht. Auch Nicht-Kleingärtner können die Kleingartenanlagen nutzen. Innerhalb der Leipziger Anlagen gibt es ca. 110 öffentliche Spielplätze. Die ursprüngliche Struktur der Gärten mit gemeinschaftlicher Spielwiese im Zentrum der Anlage ist heute noch im „Schreberverein Leipzig-Lindenau“ sowie in den Kleingartenanlagen „Südvorstadt“ und „Dr. Schreber“ erkennbar.

Besuchermagnet: Deutsches Kleingärtnermuseum


Bei dem 1864 gegründeten „Kleingärtnerverein Dr. Schreber“ handelt es sich um den ältesten Schreberverein, der Ursprung für alle weiteren Schrebervereine ist. Die Kleingartenanlage steht unter Denkmalschutz und verfügt über 160 Parzellen mit einer durchschnittlichen Größe von 165 Quadratmetern. Weiterhin gibt es eine große und eine kleine Vereinswiese mit historischen Spielgeräten für Kinder. Bis heute prägt der Verein die Geschichte der Kleingärtnerbewegung. Dazu trägt als Besuchermagnet das weltweit einzigartige Deutsche Kleingärtnermuseum bei, das sich im ehemaligen Vereinshaus befindet. Dieses wurde 1896 vom Architekten Carl Fischer errichtet. Die Kosten von 22.000 Mark konnten durch Spenden und private Darlehensscheine gedeckt werden. Nach zehnmonatiger Bauzeit wurde das Vereinshaus eingeweiht und in der Presse als „Zauberschlösschen“ bezeichnet. Ursprünglich war das Fachwerkgebäude mit Schiefer gedeckt. Nach seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde ab 1992 der markante Turm wieder aufgebaut und das Haus saniert. Anschließend konnte am 23. August 1996 in der ersten Etage das Deutsche Kleingärtnermuseum eröffnet werden. Den Besuchern wird seitdem die Geschichte des organisierten deutschen Kleingartenwesens von den Anfängen bis zur Gegenwart nähergebracht. Zur Ausstellung gehören der nach dem Vorbild eines Kleingartens um 1900 umgesetzte Museumsgarten, der mit historischen Bänken und Spielgeräten ausgestattete „Schreberplatz“ sowie historische Lauben aus Sachsen. 

Bereits in den 1920er Jahren bestand die Idee, eine Ausstellung zur Geschichte des ersten Schrebervereins zu präsentieren, die auch zur DDR-Zeit weiterverfolgt wurde. Doch erst 1992 konnte mit der Gründung des Vereins „Deutsches Museum der Kleingärtnerbewegung“ und der Rekonstruktion der oberen Etagen im Vereinshaus das Fundament gelegt werden. Bereits 1993 gab es die erste Sonderausstellung. Im Jahr 2000 wurde der Museumsgarten eröffnet, der nach Vorbildern der Zeit um 1900 gestaltet ist. Die neue Dauerausstellung „Deutschlands Kleingärtner vom 19. zum 21. Jahrhundert“ zog nach ihrer Eröffnung 2001 viele Besucher an. Seit 2008 wird sie durch jährlich wechselnde Kabinettausstellungen ergänzt. Im Jahr 2004 wurde der Laubengarten in der Außenanlage des Museums für die Besucher zugänglich gemacht und zeigt vier historische Gartenlauben. Der dritte Schaugarten eröffnete 2014 im Jubiläumsjahr „150 Jahre Schreberbewegung“ und zeigt anhand von Gartengestaltung und Laubeneinrichtung die Nutzung der Kleingärten um 1980 in der DDR. Datschen und Kleingärten hatten während dieser Zeit einen hohen Freizeitwert. So kamen im Sommer 1989 auf 13 Millionen erwachsene Ostdeutsche rund 2.6 Millionen Wochenendgrundstücke und rund 855.000 Kleingärten. 

Im Vereinshaus befindet sich die beliebte Gaststätte Schrebers – Restaurant und Biergarten, die neben dem urigen Restaurant einen großen Biergarten direkt an der Festwiese betreibt. In der Kleingartensparte gegenüber dem Vereinshaus steht das Schreber-Hauschild-Denkmal

Einen Ausflug wert: Leipzigs Gartenlokale


Wer zur Abwechslung mal nicht sein Stammlokal um die Ecke besuchen möchte, sondern es vorzieht, im Grünen an frischer Luft rustikal zu speisen und ein kühles Bier zu genießen, dem bieten sich vor allem während der Sommermonate viele Möglichkeiten in Leipzig. Abseits der bekannten Pfade beherbergen die über 270 Kleingartenanlagen rund 70 Gartenlokale, von denen viele historisch bedeutsam sind.

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Historisches Bildmaterial - Deutsches Kleingärtnermuseum – Schrebergärten in Leipzig

Deutsche Nationalbibliothek in Leipzig

Deutscher Platz 1
Ortsteil: Zentrum-Südost

Die Deutsche Nationalbibliothek wurde 1912 als zentrale Archivbibliothek des gesamten deutschen Schriftguts im In- und Ausland gegründet. Gemeinsam mit ihrem zweiten Standort in Frankfurt am Main umfasst der Bestand derzeit mehr als 39 Millionen Objekte, was sie zur größten Bibliothek Deutschlands macht.

Die Entstehung des kollektiven Gedächtnisses der Nation 


Die Deutsche Nationalbibliothek wird durch eine ovalflächige Grünfläche mit doppelreihiger Lindenumpflanzung von den zwei gegenüberliegenden Nachbarbauten, dem Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie und dem Biotechnologisch-Biomedizinischem Zentrum, auch Biocity Leipzig, getrennt.

Die Initiative für den Bau der Deutschen Nationalbibliothek, ehemals Deutsche Bücherei, ging im Jahr 1909 vom Börsenverein der Deutschen Buchhändler aus.
Leipzig hatte sich Ende des 19. Jahrhunderts zur weltweit bedeutendsten Stadt für Handelsmessen und das Buchgewerbe entwickelt. Bereits im 18. Jahrhundert waren alle der Buchbranche angehörenden Institutionen in der Buchstadt ansässig. Aus diesem Grund lag die Entscheidung nahe, die Deutsche Bücherei 1912 ebenfalls in Leipzig anzusiedeln. Letztere nahm am 1. Januar 1913 ihren Betrieb zunächst provisorisch als Buchhändlerbörse auf, da sich der Neubau der Bibliothek durch Uneinigkeiten zum Standort verzögerte. Seitdem machte es sich die Deutsche Bücherei zur Aufgabe, das deutschsprachige Schriftgut aus dem In- und Ausland vor Ort lückenlos zu sammeln, zu archivieren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. 

Das imposante Hauptgebäude wurde zwischen 1914 und 1916 nach Plänen des Dresdner Architekten Oskar Pusch unter dem Baumeister Karl Schmidt und dem Leipziger Baurat Karl Julius Baer auf dem Deutschen Platz auf rund 4.000 Quadratmetern errichtet. Durch die Luftangriffe auf Leipzig im Zweiten Weltkrieg 1943 blieb die Deutsche Bücherei aufgrund der Brandschäden zunächst bis November 1945 geschlossen. Als Folge der deutschen Teilung nach dem Zweiten Weltkrieg entstand in Frankfurt am Main 1946 die Deutsche Bibliothek als zweiter Standort für die Archivierung deutschsprachiger Literatur. Beide Einrichtungen in Leipzig und in Frankfurt am Main wurden mit der Wiedervereinigung des Landes 1990 wieder zu einer Institution zusammengefasst und tragen seit 2006 den Namen „Deutsche Nationalbibliothek“. 

Goethe, Bismarck und Gutenberg gaffen von historistischen Mauern


Die architektonische Gestaltung der Deutschen Nationalbibliothek entstand im Zuge der baulichen Erweiterungen und vereint verschiedene Stilepochen auf einem Areal: Vom Historismus der Gründerzeit über die Neue Sachlichkeit, den geradlinigen Bau der DDR-Moderne und den Zweckbau des Bücherturms bis hin zur Reform-Architektur der Gegenwart. Besonders charakteristisch ist das 1916 fertig gestellte Hauptgebäude im Stil der Frührenaissance. Der 120 Meter lange, konkav geschwungene Bau wirkt ebenso massiv wie elegant und besitzt neben den in die Fassade eingezogenen Rundturm-Vorsprüngen zu beiden Seiten ein reich geschmücktes Portal. Der bauplastische Schmuck hebt den kulturellen Anspruch seines Bauherrn hervor: Eine monumentale Freitreppe führt zu den drei Eingangstüren und flankierenden Fenstern hinauf, die beide mit vergoldeten, schmiedeeisernen Gittern verziert sind. Über den Türen begrüßen den Besucher die vom Dresdner Bildhauer Fritz Kretzschmar geschaffenen steinernen Gaffköpfe von Johann Wolfgang Goethe, Otto von Bismarck und Johannes Gutenberg. Diese stehen sinnbildlich für die Kunst, den Reichsgedanken und die Druckkunst. Oberhalb des Eingangsportals verteilen sich zwischen den Fenstern des 1. Stockwerks sechs allegorische Figuren, welche von Adolf Lehnert, Felix Pfeifer und Johannes Hartmann stammen. Sie stehen allegorisch für den Handel und die Wissenschaft und verkörpern Technik, Kunst, Justiz, Philosophie, Theologie und Medizin. Die Runderker tragen das sächsische und das Reichswappen. An der Fassade zu beiden Seiten der Figuren sind zwei Inschriften angebracht. Während die linke aus Friedrich Schillers Gedicht „Der Spaziergang“ stammt, handelt es sich bei der rechten um den Spruch von Minister Karl Friedrich Vitzthum von Eckstädt anlässlich der Grundsteinlegung des Bauwerks. Die reich gestaltete Fassade wird mit der vom Schlossermeister Hermann Kayser geschaffenen, schmiedeeisernen Uhr mit den goldenen Schriftzeichen vom Leipziger Buchkünstler Walter Tiemann oberhalb des Eingangsportals komplettiert.

Ein Blick hinter die Fassaden des achtgeschossigen Hauptgebäudes zeigt die reiche Innengestaltung der Bibliotheksräume. Die Wand im Eingangsbereich ist mit einem Glasmosaik von Max Seliger ausgestaltet. Das wertvollste Objekt ist das vom Jugendstilmeister Ludwig von Hofmann im großen Lesesaal geschaffene Gemälde „Der Brunnen des Lebens“. 

Der Weg zur größten Bibliothek Deutschlands


Die Deutsche Bücherei wurde zwischen 1934 und 2011 aufgrund des täglich um tausende Bücher wachsenden Bestands bereits vier Mal erweitert und um angrenzende Bauten ergänzt. Von 1934 bis 1936 wurde die Ostseite der Deutschen Bücherei erstmals in traditioneller Bauweise erweitert. Es entstanden zusätzliche Magazinflächen und der „Kleine Lesesaal“, der heutige Lesesaal für Naturwissenschaften.1959 wurde mit dem zweiten Erweiterungsbau an der Nordwestseite begonnen. Unter der Leitung von Gerhart Helmer entstand bis 1963 ein zusätzlicher Gebäudekomplex, welcher die ursprünglichen Planungen in seiner Gesamtkonzeption abrundete. 

Zwischen 1976 und 1982 entstand mit dem Bau der Büchertürme neben dem Hauptgebäude der dritte Erweiterungsbau der Deutschen Bücherei. Die vom Architekten Arnd Schultheiß konzipierten 55 Meter hohen und fensterlosen Türme mit weißgrauer Betonfassade beherbergen in fünf Magazinsegmenten, 14 Geschossen und neun Zwischengeschossen rund fünf Millionen Bände. Die Gleitschalungsbauweise orientiert sich nicht am historischen Gebäudeensemble, sondern an den Punkthochhäusern auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Aus einem europaweit ausgeschriebenen Architekturwettbewerb für einen vierten Erweiterungsbau ging im Jahr 2002 die Stuttgarter Architektin Gabriele Glöckler hervor. Dem Konzept „Umschlag. Hülle. Inhalt“ folgend entstand von 2007 bis 2011 ein Gebäude in Form eines stilisierten, liegenden Buchs aus Glas und Aluminium, welches alle Gebäudekomplexe zu einem Ensemble mit 240 Metern Fassadenlänge zusammenführt. Auf sechs über- und drei unterirdischen Stockwerken sind neben Magazinen und einem Lesesaal die Ausstellungsfläche des bereits 1884 gegründeten Deutschen Buch- und Schriftmuseums angesiedelt. Im Innenhof des Gebäudes wurde für das Deutsche Musikarchiv ein neuer Lesesaal entworfen und eingeweiht. 

Zusätzlich zur deutschsprachigen Literatur als eigentlichem Sammlungsgebiet der Bibliothek, gibt es auch eine Reihe von besonderen Sammlungen, die den Auftrag der Bibliothek ergänzen und abrunden. Dazu gehört die zwischen 1933 und 1945 aus Deutschland verbannte Exilliteratur, welche besonders intensiv gepflegt wird. In einem gesonderten Lesesaal wird Literatur zu den Themengebieten Holocaust, Shoah, Antisemitismus und Rassismus bereitgestellt.

Bildergalerie - Deutsche Nationalbibliothek in Leipzig

Historisches Bildmaterial - Deutsche Nationalbibliothek in Leipzig

Clara-Zetkin-Park in Leipzig

Ferdinand-Lassalle-Straße / Klingerweg / Wundtstraße / Karl-Tauchnitz-Straße
Ortsteil: Zentrum-West

Der Clara-Zetkin-Park ist mit 40,8 Hektar Fläche Leipzigs größte Parkanlage. Er befindet sich etwa zwei Kilometer südwestlich des Stadtzentrums und wurde nach der Frauenrechtlerin und Politikerin Clara Zetkin benannt. Seit seiner Einweihung stellt er eine wichtige Grünverbindung zwischen der Innenstadt und dem Auwald dar. In der Zeit von 1955 bis 2011 war er mit einer Fläche von 125 Hektar Leipzigs größter Park. Seit 2011 werden nur noch die Parkanlagen des vormaligen Volksparks im Scheibenholz und des König-Albert-Parks als Clara-Zetkin-Park benannt. 

Von der Galopprennbahn zur Parkanlage


Die Entstehung des Clara-Zetkin-Parks reicht bis ins Jahr 1876 zurück, als große Teile des Auwaldes wegen ihrer sumpfigen Bodenverhältnisse lange ungenutzt blieben. Zu dieser Zeit wurde nach Entwürfen des Ratsgärtners Carl Otto Wittenberg der waldartige Teil nördlich der Galopprennbahn als Volksgarten im Scheibenholz angelegt. Die Pferderennbahn repräsentierte zu dieser Zeit das neue Freizeitverhalten aller Bevölkerungsschichten und war Ausdruck des bürgerlichen Repräsentationsbedürfnisses. Zur Aufwertung des Scheibenholzes wurde eine waldartige Anlage mit verschiedenen Wegenetzen und Bepflanzungen geschaffen. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war der nördliche Teil des Parks von Bebauungsplänen bedroht. Carl Otto Wittenberg und Wilhelm Seyfferth, Stifter des benachbarten Johannaparks, konnten diesen entgegenwirken, sodass der durchgehende „grüne Gürtel“ von der Innenstadt über den Johannapark bis zum Auwald bestehen blieb. Als das Areal der früher an das Scheibenholz und an die Pleißeflutrinne angrenzenden Wiesen für die Sächsisch-Thüringische Industrie- und Gewerbeausstellung im Jahr 1897 ausgewählt wurde, kam es zu einer ersten Umgestaltung der Parkstrukturen. Für diesen Zweck wurde eine 60.000 Quadratmeter große Ausstellungsfläche angelegt, zu der ein großes Fontänebecken und das Gelände der heutigen Anton-Bruckner-Allee gehörten. Mit Ende der Ausstellung wurden auch die temporären Bauten wieder beseitigt und der Weg für einen Stadtpark geebnet. Carl Otto Wittenberg ergänzte und verfeinerte die Gestaltung des Parkgeländes, indem er u.a. die heute noch vorhandenen beiden Teiche und die Hauptallee mit einer vierreihigen Lindenbepflanzung anlegte.

Der Weg zum Kulturpark


Anlässlich des 25. Regierungsjubiläums des sächsischen Königs Albert von Sachsen wurde der Park 1898 zum „König-Albert-Park“ umbenannt. Wittenbergs Nachfolger Carl Hampel ergänzte aufwändige Schmuckpflanzungen und die Parterres zu beiden Seiten des Fontänebeckens. Im Jahr 1908 wurde westlich des Elsterflutbetts ein Pavillon aus Gerhards Garten platziert, der noch heute einen Akzent inmitten der weitläufigen Wiesenlandschaft setzt. Ab 1954 wurde der Bereich des König-Albert-Parks mit den benachbarten Anlagen zum „Zentralen Kulturpark Clara Zetkin“ zusammengefasst und zwischen 1955 und 1965 schrittweise ausgebaut. Hinzu kamen u.a. eine Parkgaststätte, die Dahlienterrasse und zahlreiche Liegewiesen.

Aus dem Zusammenschluss der Parks zum „Zentralen Kulturpark“ wurde dieser unter Einbezug von Kultur- und Sportanlagen im Sinne der Kulturparkbewegung weiterentwickelt. Es handelte sich vermutlich um die größte, nach diesen Gesichtspunkten gestaltete Anlage Deutschlands mit entsprechender Vorbildwirkung für andere deutsche Parks dieser Art. Nach dem Vorbild des Moskauer Gorki-Parks sollte die Anlage als Erholungsort für die Bevölkerung dienen. Bis 2011 zählten zum Clara-Zetkin-Park die historischen Parkanlagen Johannapark, Palmengarten, Volkspark Scheibenholz und König-Albert-Park. Seitdem gehören offiziell nur noch die Bereiche des ehemaligen König-Albert-Parks und des bisherigen Volksparks im Scheibenholz zum Clara-Park. Aus diesem Grund steht das Clara-Zetkin-Denkmal nicht mehr im Clara-Zetkin-Park, sondern im Johannapark.

Der Musikpavillon – ein kultureller Treffpunkt im Park


Ein beliebter Ausflugs- und Veranstaltungsort ist der Musikpavillon am heutigen Richard-Strauss-Platz im Clara-Zetkin-Park. Er wurde 1912 aus Mitteln einer Stiftung finanziert und prägt mit seiner markanten Jugendstilarchitektur die Umgebung. Seitdem fanden hier viele Orchesterkonzerte statt, die zur Unterhaltung der Bevölkerung im Grünen dienten und sich von Beginn an großer Beliebtheit erfreuten. In den Sommermonaten und bei schönem Wetter wurden die Konzerte von bis zu 2.000 Menschen besucht. Nach der Wende verfiel der historische Kulturstandort und sollte schon abgerissen werden. Der neue Pächter Eberhard Wiedenmann rettete das Kulturdenkmal 2004 und ließ es durch das Architekturbüro R. Keil denkmalgerecht sanieren. Heute wird der Musikpavillon vom Parkrestaurant genutzt und um einen großzügig angelegten Biergarten ergänzt. Neben den etwa 40 Veranstaltungen pro Jahr werden hier auch gemeinschaftlich Sportveranstaltungen geschaut.

Hier chillt das hippe Leipzig


Ein Knotenpunkt und beliebter Treffpunkt im Clara-Zetkin-Park ist die Sachsenbrücke über dem Elsterflutbett. Gemeinsam mit der Anton-Bruckner-Allee stellt sie eine autofreie Ost-West-Verbindung vom Leipziger Westen in die Innenstadt dar. Der Name der Brücke soll an den Seitenwechsel der sächsischen Truppen von Napoleon zu den Verbündeten in der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 erinnern. Das erste Bauwerk an der heutigen Stelle der Sachsenbrücke entstand im Rahmen der Sächsisch-Thüringischen Industrie- und Gewerbeausstellung 1897. Heute ist die Sachsenbrücke Kulturdenkmal und zugleich beliebter Treffpunkt junger Leipziger. Insbesondere in den lauen Sommermonaten sammeln sich hier Musiker, Tänzer und andere Künstler, während bunte Menschenmassen dicht auf den Bordsteinen sitzen und das Schauspiel beobachten. 

Ein weiterer Publikumsmagnet ist die 1955 errichtete Parkbühne. Bereits in den 1950er Jahren fanden hier regelmäßig Veranstaltungen statt, darunter Freilichtkino, sommerliche Theateraufführungen, Sommerfilmtage und Konzerte. Auch heute ist die Parkbühne Austragungsort zahlreicher Open-Air-Veranstaltungen, wie Konzert- und Kinoaufführungen. 

Am Bootsverleih im Scheibenholz, der sich direkt an der Galopprennbahn und deren beliebtem Biergarten befindet, kann man sich während der Saison Boote ausleihen und Leipzigs Wasserwege erkunden, ebenso vom Bootsverleih Klingerweg aus. Dort befindet sich das 1885 eröffnete Bootshaus Klingerweg des Rudervereins „Sturmvogel“, dessen Gründungsmitglied der Industriepionier Karl Erdmann Heine war. 

Der Clara-Zetkin-Park ist fester Bestandteil im Leipziger Veranstaltungskalender. Hier findet jährlich im Rahmen des Wave Gotik Treffens das Viktorianische Picknick statt. Auch das Leipziger Wasserfest lockt zwischen der Galopprennbahn, Sachsenbrücke und Anton-Bruckner-Allee tausende Besucher. Ebenfalls ein großer Publikumsmagnet ist die Ökofete als größte Umweltmesse Mitteldeutschlands, die mit zahlreichen Ständen auf der Anton-Bruckner-Allee und einem bunten Kulturprogramm Groß und Klein fasziniert.

Auch das Restaurant Glashaus im Clarapark ist seit den 1960er Jahren ein beliebtes Ausflugsziel der Parkbesucher. In den Sommermonaten öffnet der großflächige Biergarten, wo den Gästen regionale und saisonale Speisen und Getränke serviert werden. Für die Kinder wird es nicht langweilig, denn sie können sich unbeschwert im Grünen tummeln.

Bildergalerie - Clara-Zetkin-Park in Leipzig

Historisches Bildmaterial - Clara-Zetkin-Park in Leipzig

Brunnen Badendes Mädchen in Leipzig

Markt 1
Ortsteil: Zentrum

Etwas versteckt befindet sich in einer Nische unter den Arkaden des Alten Rathauses der Zierbrunnen „Badendes Mädchen“. Dafür hatte Johannes Hartmann 1909 ursprünglich eine Bronzeplastik geschaffen, die ein nacktes Mädchen zeigt, das halb auf einem Baumstumpf kniet. Sie steht entspannt auf einer Amphore und blickt nach unten zur Wasserschale. Am Fuße des Sockels befinden sich ein Frosch und zwei Eidechsen als Wasserspeier. 

Leider wurde die originale Plastik in der Nacht zum 7. Oktober 1992 gestohlen und tauchte nie wieder auf. Der Verlust des Kunstwerks wiegt schwer, denn immerhin hatte es sogar den Zweiten Weltkrieg überstanden und endete nicht als „Metallspende des deutschen Volkes“.

Die Hieronymus-Lotter-Gesellschaft hatte 1999 die Idee, anhand alter Fotos eine Kopie der Brunnenplastik herstellen zu lassen. Der Bildhauer Klaus Schwabe nahm sich der Aufgabe an und schuf eine neue Skulptur, die von der Bronzebildgießerei Noack gegossen und am 2. Dezember 2000 an alter Stelle aufgestellt wurde. 

Nur wenige Meter entfernt befindet sich im Durchgang vom Markt zum Naschmarkt das männliche Pendant, der Brunnen „Badender Knabe“ von Carl Seffner.

Bildergalerie - Brunnen Badendes Mädchen in Leipzig

Brunnen Badender Knabe in Leipzig

Markt 1
Ortsteil: Zentrum

Nach dem Umzug der Stadtverwaltung in das Neue Rathaus wurde das Alte Rathaus zwischen 1906 bis 1909 saniert und umgebaut, damit das Stadtgeschichtliche Museum Leipzig einziehen konnte. Während dieser Zeit entstand auf der Seite zum Markt auch der Arkadengang aus Rochlitzer Porphyr. Seitdem steht dort in einer Nische der Brunnen „Badendes Mädchen“ sowie links vor dem Ausgang zum Naschmarkt der Brunnen „Badender Knabe“, um dessen Gestaltung sich Otto Wilhelm Scharenberg seit 1908 bemüht hatte. Sein Entwurf wurde später umgesetzt. Es fanden sich zahlreiche Stifter, die die Realisierung des Brunnens ermöglichten. Sein Unterteil stammt von Johannes Hartmann. Die liebevoll gestaltete Brunnenplastik des Knaben, der auf einer Muschel steht und sich auf dem Kopf einen Schwamm ausdrückt, schuf Leipzigs bekanntester Bildhauer Carl Seffner, der nur wenige Meter weiter auf dem Nachmarkt auch das Goethe-Denkmal realisiert hatte. Sein 1899 geborener Sohn Max soll ihn zur Skulptur des sogenannten Schwammjungen angeregt haben. Die Firma Villeroy & Boch finanzierte die mosaikartige tiefblaue Kachelung des Brunnens, der von Porphyrtuff umrahmt wird und 1912 fertiggestellt wurde. Die Brunnenschale besteht aus Rosengranit.

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Botanischer Garten der Universität Leipzig

Linnéstraße 1
Ortsteil: Zentrum-Südost

Der Botanische Garten der Universität Leipzig wurde im Jahr 1543 gegründet. Er beheimatet auf einer Gesamtfläche von etwa drei Hektar Fläche mehr als 10.000 verschiedene Pflanzenarten und gilt als älteste derartige Einrichtung Deutschlands sowie als einer der ältesten Botanischen Gärten weltweit. Der Besuch der Außenanlagen ist kostenlos. Wer die Pflanzenvielfalt in den Gewächshäusern entdecken möchte, bezahlt Eintritt.

Wechselvolle Geschichte in wechselnden Standorten


Die Geschichte des Botanischen Gartens Leipzig reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück. Er entstand im Jahr 1543 aus dem Klostergarten des Dominikanerklosters „St. Pauli“. In diesem Jahr überließ der damalige Herzog Moritz von Sachsen den Garten der Universität als Schenkung. Er wurde zunächst als Arzneipflanzengarten „Hortus medicus“ der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig angelegt. Die dort kultivierten Heilpflanzen dienten damals vorrangig als Anschauungsmaterial für Studenten. Aufgrund von zahlreichen Verwüstungen im Dreißigjährigen Krieg musste die ursprüngliche Anlage zwischen der Universitätskirche St. Pauli und der heutigen Grimmaischen Straße im Jahr 1641 schließen. Zehn Jahr später wurde sie nur wenige Meter weiter in das Universitätsgelände an der Grimmaischen Gasse verlagert und auf 450 Quadratmetern neu eröffnet.

Auch ein bemerkenswertes Herbarium aus über 1.000 verschiedenen Pflanzenarten gehörte zum Hortus Botanicus. Dieses wurde zwischen 1600 und 1606 vom Leipziger Medizinstudenten Georg Kirchen angelegt und enthielt neben Heilpflanzen aus der Umgebung auch zahlreiche exotische Exemplare aus dem Mittelmeerraum und dem damals erschlossenen Teil Südamerikas. Das Bemerkenswerte an diesem Herbarium war die Tatsache, dass einige Pflanzenarten erstmals in Deutschland beschrieben wurden, darunter beispielsweise die Paprika oder die Wunderblume. 

Wegen des begrenzten Platzes in der Innenstadt wurde die botanische Einrichtung im Jahr 1806 in das deutlich größere Areal am Pleißemühlgraben im Bereich des heutigen Bundesverwaltungsgerichts verlegt. Mit der Errichtung des damaligen Reichsgerichts auf dem Gelände wurde der Botanische Garten schließlich 1876/77 an seinen heutigen Standort in der Linnéstraße verlagert. Mit nunmehr 1.200 Quadratmetern Fläche bot sich die Gelegenheit zur Errichtung eines großzügigen Gewächshauskomplexes mit Botanischem Institut. 

Von Zerstörung bis Wiederaufbau


Im Zweiten Weltkrieg wurde der Botanische Garten durch Bombenangriffe im Dezember 1943 und im Februar 1944 fast gänzlich zerstört, darunter auch das Herbarium von Georg Kirchen. Die Zerstörungen führten auch zum fast vollständigen Verlust des Pflanzenbestandes. Lediglich 26 Kalthauspflanzen überlebten in den Gewächshäusern. Im Zuge eines umfassenden Wiederaufbaus bis 1954 entstanden fünf neue Gewächshäuser, in denen bereits ein Jahr später wieder mehr als 2.400 Pflanzenarten gezählt werden konnten. Ab 1991 wurde der Garten umfassend saniert und im Jahr 1998 um ein Schmetterlingshaus ergänzt. Insbesondere bei Sonnenlicht kann der Besucher hunderte tropische Tagschmetterlinge, die mehr als zwei Dutzend verschiedenen Arten angehören, beobachten.

Besuch im Hortus Botanicus Lipsiensis


Im Eingangsbereich des Botanischen Gartens führt der Weg vorbei an der Linné-Büste. Carl von Linné galt im 18. Jahrhundert als Begründer des vorherrschenden Leitbilds botanischer Gärten. Seinem Idealbild nach musste sich die Systematik des botanischen Gartens in ihrer formal und geometrisch gestalteten Anlage repräsentiert werden. Heute erinnern die Einfassungsmauer an der Johannisallee, das Verwaltungsgebäude mit klassizistischer Formensprache sowie die erhaltenen Teile des Gewächshauskomplexes an sechs Jahrhunderte Tradition des Botanischen Gartens und vermitteln historisches Flair.

Die Besucher können im Freigelände des Botanischen Gartens neben beeindruckenden exotischen Altraumbeständen im Arboretum Teich- und Feuchtpflanzenareale, ein Alpinum und zahlreiche pflanzengeografische Sammlungen erkunden. Inzwischen gehören auch ein Apothekergarten „Hortus medicus“ sowie ein Duft- und Tastgarten auf dem Areal des benachbarten Friedensparks zum Botanischen Garten. Die architektonische Strenge der Anlage orientiert sich am historischen Vorbild des Heilpflanzengartens aus der Mitte des 16. Jahrhunderts.

Eine Attraktion: das sanierte Victoriahaus


Das Victoriahaus im Botanischen Garten wurde 1876 nach Plänen des Gartendirektors August Schenk und des Leipziger Baurates Gustav Müller als spezieller Gewächshaustyp zur Kultivierung der tropischen Riesenseerose Victoria amazonica errichtet. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts führte die öffentliche Präsentation der spektakulären Pflanze zu einer weltweiten Verbreitung. Heute existieren nur noch fünf im Original erhaltene Victoriahäuser. Das Leipziger Victoriahaus wurde bis 2018 saniert und ist das drittälteste überhaupt sowie das einzige dieses speziellen Bautyps in Deutschland. Das Gewächshaus besitzt die Form einer flachen, achtseitigen Pyramide. 

Direktoren als botanische Wegbereiter


Der Botanische Garten kann auf eine Tradition bedeutender Direktoren zurückschauen, die dessen Entwicklung prägten. Seinen Höhepunkt erlebte der Botanische Garten unter der Leitung von Paul Ammann zwischen 1664 und 1681. Ammann veröffentlichte das erste Verzeichnis der im Garten und in der Umgebung der Stadt kultivierten Pflanzen. Er bemühte sich außerdem, dem Botanischen Garten eine Stellung in der Lehre zu verschaffen. Teil davon war sein alljährlich durchgeführtes „Herbation“, zu dem er Kollegen und Freunde der Botanik einlud, um ihnen Pflanzen des Botanischen Gartens vorzustellen. Johann Hedwig, Direktor zwischen 1789 und 1799, war Begründer der wissenschaftlichen Mooskunde. Gustav Kunze legte den Grundstock des Leipziger Herbars mit 30.000 Arten. Er war von 1837 bis 1851 Direktor des Botanischen Gartens. Ihnen und zahlreichen weiteren Direktoren ist es zu verdanken, dass sich der Botanische Garten zur heutigen angesehen Lehr- und Forschungsstätte entwickelte.

Bildergalerie - Botanischer Garten der Universität Leipzig

Historisches Bildmaterial - Botanischer Garten der Universität Leipzig

Auwald in Leipzig

Ortsteile: u.a. Lützschena-Stahmeln, Wahren, Leutzsch, Zentrum-Nordwest, Zentrum-Süd, Connewitz

Der Leipziger Auwald ist mit etwa 2.000 Hektar Fläche der größte in einer Stadt gelegene Auwald Europas und gehört zu den größten noch geschlossenen Auwäldern Mitteleuropas. Er gliedert sich als „Stadtwald“ in und um die Stadt Leipzig ein und gilt mit seiner einmaligen Nähe zur Großstadt als seltenes Naturdenkmal. Trotz zahlreicher menschlicher Einflüsse konnte der Leipziger Auwald sich einen sehr naturnahen Charakter erhalten und zählt zum Landschaftsschutzgebiet. Als Teil des Grünen Rings Leipzig kommt ihm neben der forstlichen Nutzung ein außerordentlicher Erholungswert zu. 

Auenlandschaft als Naturschutzgebiet und Erholungszentrum


Der Leipziger Auwald ist in einen nördlichen und einen südlichen Teil gegliedert. Zum nördlichen Teil gehören das Rosental, das Leutzscher Holz, die Burgaue, der Hintere Forst und die Gundorfer Lachen. Der südliche Teil umfasst das Connewitzer Holz mit Wildpark, das Küchenholz, die Lauer, die Nonne und den Zschocherschen Winkel. Beide Teile sind durch das Elsterflutbecken sowie zahlreiche Grünflächen und Parkanlagen, darunter der Clara-Zetkin-Park, der Palmengarten, der Johannapark, der Klingerhain und der Richard-Wagner-Hain, miteinander verbunden.

Zu den Naturschutzgebieten des Auwaldes zählen u.a. die Burgaue, die Luppeaue und das Elsterflutbecken. Als Erholungszentren ausgewiesen sind u.a. der Wildpark, Cospuden sowie der Auensee. Der heutige Auwald wächst größtenteils auf einer etwa sechs Meter dicken Schicht aus Auwaldlehm aus den Flussauen der PleißeLuppe und Elster. Der nährstoffreiche, basische Lehm ermöglichte die Entstehung des artenreichen Mischholzbestandes.

Bewirtschaftung des Auwaldes im Wandel der Zeit


Als Auwald wird ein Wald bezeichnet, der in Überschwemmungsgebieten von Flüssen zu finden ist, wobei der Leipziger Auwald im Überschwemmungsgebiet der Flüsse Elster, Pleiße und Luppe liegt. Bereits seit dem 12. Jahrhundert wurden die nicht überfluteten Waldgebiete größtenteils gerodet. In den folgenden Jahrhunderten entstanden zum Zweck der Regulierung von Überschwemmungen Mühlgräben, wie der Elstermühlgraben und der Pleißemühlgraben, Wehre und Kanäle. Diese sollten die Stadt später an das Wassertransportnetz anschließen.

Der Leipziger Auwald war zunächst in eine überschwemmungsresistente, flussnahe Weichholzaue mit Erlen, Espen, Pappeln und Weiden und eine flussfernere, weniger resistente Hartholzaue mit Eschen, Linden, Eichen und Hainbuchen aufgeteilt. Diese Aufteilung wurde sukzessive durch menschliche Einflussnahme aufgelöst: Durch die veränderte Bewirtschaftung des Auwaldes in Form von Regulierungsmaßnahmen, Nährstoffeintrag und Einschränkung der jährlichen Überschwemmungen kam es zu einer Umstrukturierung des Waldes. Deshalb setzte sich heute ausschließlich eine Hartholzaue mit natürlichen Stickstoffanzeigern wie der Brennnessel und dem Spitzahorn durch.

Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Leipziger Auwald als Mittelwald bewirtschaftet. Im Zuge der Industrialisierung und des enormen Wachstums der Stadt wurde er durch die neuen Industriestandorte Plagwitz und Lindenau im Westen der Stadt erschlossen. Hierfür wurden Auen vor Ort zerschnitten und die natürlichen Flussläufe reguliert, wodurch die periodischen Überflutungen ausblieben. Ende des 19. Jahrhunderts mussten wesentliche Teile des Auwaldes im Süden Leipzigs zugunsten des Braunkohletagebaus weichen. Auch die Grundwasserabsenkungen während des Braunkohleabbaus führten zu einer sukzessiven Austrocknung des Waldgebiets. Nach der Wiedervereinigung trieb die Stadt Leipzig eine erneute saisonale Flutung des Auwaldes voran. Durch zahlreiche Neuaufforstungen wurde zudem versucht, den vergleichsweise geringen übrig gebliebenen Waldanteil zu kompensieren. 

Pflanzenvielfalt in der Hartholzaue


Die heutige Struktur des Leipziger Auwaldes stellt ein direktes Abbild der Stadtgeschichte dar: Durch Eingriffe im 30-jährigen Krieg, Zweiten Weltkrieg, Baumaßnahmen und Industrialisierung wurde der Waldbestand immer wieder entsprechend verändert. Heute kommen neben den für die Hartholzaue typischen Arten auch durch Aufforstung standortfremde Gewächse wie beispielsweise Roteichen, Rotbuchen und Robinien vor. 

Die gegenwärtige Bewirtschaftung des Auwaldes zielt langfristig darauf ab, den Zustand des Auwaldes Mitte des 19. Jahrhunderts wieder zu etablieren. Bestandteile dessen sind zum einen ein wesentlich höherer Anteil an Stieleichen, zum anderen ein strukturiertes, abwechslungsreiches Arten- und Altersklassengemisch. Auffallend ist die Vielfalt der saisonalen Gewächse im Auwald: Während im Frühjahr eine unüberblickbare Fülle an Blüten von Märzenbechern, Veilchen und Buschwindröschen den Auwaldboden bedeckt, übersät wenig später der Bärlauch flächendeckend die Erde. Dieser macht sich bis zur weißen Blüte durch seinen auffälligen Knoblauchgeruch bemerkbar und kommt auch in der Küche in zahlreichen kulinarischen Spezialitäten zum Einsatz. 

Die Arche Noah des Auwalds


Der Burgaue ist von einer artenreichen Fauna mit Reh- und Schwarzwild, Feldhasen, Dachsen, Füchsen und vielen weiteren Säugetieren besiedelt. Hinzu kommen verschiedene Arten an Kriechtieren, Lurchen, Insekten und Spinnen. Insbesondere die Artenvielfalt der Fledermäuse ist beeindruckend: So konnten innerhalb eines Hektars Waldgebiet 75 Prozent der in Sachsen heimischen Fledermausarten nachgewiesen werden. Auch circa 100 verschiedene Brutvogelarten sind im Auwald heimisch. Der im südlichen Auwald gelegene Wildpark hat sich auf die naturnahe Haltung und den aktiven Artenschutz von einheimischen Säugetieren konzentriert. Hier leben auf 40 Hektar etwa 40 verschiedene Tierarten. Eine beliebte Einkehrmöglichkeit im Wildpark ist das Russische Teehaus, welches zudem die lange Geschichte des Leipziger Auwalds illustriert. 

Vom Schlosspark bis zum Auensee – Freizeitgestaltung im Auwald


Zu den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten im Auwald zählen der Schlosspark Lützschena, die Auwaldstation, der Auensee, der Aussichtsturm im Rosental und der Wildpark. Letzterer gilt als echte Oase und Erholungsgebiet inmitten des Auwalds im Nordwesten Leipzigs. Der Auensee ist ein bis zu 10 Meter tiefer Grundwassersee, derursprünglich um 1910 als Kiesgrube für den Bau des Leipziger Hauptbahnhofes ausgehoben wurde. 1914 entstand hier der Luna Park, ein Vergnügungspark mit zahlreichen Fahrgeschäften, Musikpavillon und gastronomischen Einrichtungen. Der Park wurde 1931 zwangsversteigert und es blieb lediglich dessen Hauptrestaurant erhalten, das 1936 in Haus Auensee umbenannt wurde und heute ein bekannter Treffpunkt für kulturelle Veranstaltungen und Konzerte ist. Rund um den Auensee führt seit 1951 die Parkeisenbahnals Liliputbahn, am See selbst befindet sich ein Boots- und Fahrradverleih. 

Durch das ausgedehnte und gut beschilderte Wegenetz werden Spaziergängern, Läufern, Radfahrern und Reitern optimale Bedingungen zur Naherholung geboten. Für ein besonderes Naturerlebnis sorgen zahlreiche urige Gaststätten wie die Domholzschänke, eine direkte Anbindung an den Cospudener See, Fitnessparcours, Grill- und Spielplätze sowie regelmäßige Führungen und Veranstaltungen.

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Aussichtsturm im Rosental in Leipzig

Rosental – Marienweg
Ortsteil: Zentrum-Nordwest

Im hinteren Teil des Rosentals gibt es auf dem Rosentalhügel – so ist er ausgeschildert – eine sehr gute Möglichkeit, Leipzig kostenfrei von oben zu betrachten. Man erreicht ihn am besten mit dem Rad oder zu Fuß. Wer mit der Straßenbahn ankommt, sollte an den Haltestellen „Am Mückenschlösschen“ oder „Stallbaumstraße“ aussteigen. 

Der rund 20 Meter hohe Rosentalhügel entstand zwischen 1887 und 1896 durch Aufschüttung von 120.000 m³ Hausmüll (60.000 Pferdefuhren) und anschließender Begrünung. Er wird deshalb von den Leipzigern liebevoll Scherbelberg oder Monte Scherbelino genannt. Seit 1975 befindet sich dort ein stählerner Aussichtsturm, der 20 Meter hoch und 23 Tonnen schwer ist und mittels Hubschrauber-Einsatz errichtet wurde (Architekt: W. Horn). Im Sommer ist er im dichten Blattwerk des Auwaldes gut versteckt. Wer die 104 Stufen emporsteigen möchte, sollte schwindelfrei sein, denn der Turm wird beim Betreten mehrerer Personen oder starker Windböen in Schwingungen versetzt. Deshalb nennt man ihn im Volksmund auch Wackelturm. Der mühevolle Aufstieg lohnt jedoch, da man von oben einen herrlichen Ausblick über das Rosental und den Auwald hat und die Skyline von Leipzig betrachten kann. Nur der Fockeberg bietet in Leipzig einen ähnlich naturnahen Ausblick. 

Bereits ab 1896 gab es auf dem Rosentalhügel einen 15 Meter hohen, hölzernen Aussichtsturm, der nach einem Entwurf von Hugo Licht – der auch das Neue Rathaus plante – in Form des frühen Jugendstils errichtet wurde. Beim schwersten Luftangriff, den Leipzig im Zweiten Weltkrieg erlebte, brannte der Aussichtsturm am 4. Dezember 1943 ab.

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Historisches Bildmaterial - Aussichtsturm im Rosental in Leipzig

Augustusplatz in Leipzig

Augustusplatz
Ortsteil: Zentrum

Der Augustusplatz ist Dreh- und Angelpunkt des östlichen Stadtzentrums und vereint auf rund 40.000 Quadratmetern Fläche bedeutsame Bauwerke aus verschiedenen Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts. Er wurde nach dem Abriss der Stadtfestigung 1785 angelegt und 1839 nach dem ersten sächsischen König Friedrich August I. benannt. Er gilt noch heute als größter Platz in Sachsen und als einer der größten Stadtplätze in Europa.

Vom Abstellplatz des Handels zu einem der schönsten Plätze Europas


Die Geschichte des Augustusplatzes reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück. Im Schmalkaldischen Krieg wurde 1547 die ursprüngliche Bebauung des Areals, die bis an den Stadtgraben heranreichte, vollkommen niedergebrannt und es entstand eine freie Fläche. Diese wurde auch mit der Befestigung der Stadt durch Kurfürst Moritz von Sachsen nicht wieder aufgebaut. Sie diente fortan vorrangig als Park und Abstellplatz für die Handelsleute, die zu den Leipziger Messen anreisten. Das starke Wachstum der Handelsmetropole sprengte die beengende Stadtbegrenzung, woraufhin die Stadtmauer vor dem Grimmaischen Tor 1785 abgerissen und der Grundstein für eine städtebauliche Gestaltung gelegt wurde. Zwischen 1785 und 1794 planierte Johann Carl Friedrich Dauthe die Fläche durch die Anlage des Oberen Parks, auch Schwanenteichpark genannt, als Teil des den Stadtkern umlaufenden Promenadenrings. Auf dem entstandenen „Grimmaischen Torplatz“ wurden zwei Rasenrondelle angelegt und mit Pappeln umpflanzt.

Ab 1830 setzte die Expansion der Stadt und die sukzessive architektonische Fassung des Grimmaischen Torplatzes ein. Bei dem ersten errichteten Gebäude handelte es sich um das das neue Hauptgebäude der Universität Leipzig. Es wurde zwischen 1831 und 1836 nach Entwürfen von Albert Geutebrück erbaut und von Karl Friedrich Schinkel erweitert. Der Bau erhielt zu Ehren des Sachsenkönigs Friedrich August I. den Namen Augusteum und gab auch 1837 dem Stadtplatz die Bezeichnung Augustusplatz. Zudem war es das erste Gebäude, welches gezielt mit der Hauptfront auf den Platz ausgerichtet war. 1835 wurde im Eckhaus an der Grimmaischen Straße neben der 1240 geweihten gotischen Universitätskirche St. Pauli das Café Français, ab 1914 Café Felsche, erbaut. Dabei handelte es sich um ein über die Stadtgrenzen hinaus bekanntes Kaffeehaus der Spitzenklasse. Im Jahr 1840 errichtete Albert Geutebrück die schräg gegenüberliegende Hauptpost. Das Gebäude war bis 1867 Sitz der wichtigsten Oberpostdirektion Sachsens.

Italienische Hochrenaissance trifft auf Klassizismus


Zwischen 1856 und 1858 wurde auf der Südseite des Platzes, an der heutigen Stelle des Gewandhauses, das Museum der bildenden Künste errichtet. Der Entwurf von Ludwig Lange im Stil der italienischen Renaissance wurde durch die stetig wachsende Sammlung im Zeitraum 1880 bis 1886 von Hugo Licht erweitert. Die Universität erhielt zusätzliche Bauten und gestaltete das Augusteum ebenfalls im Stil der Hochrenaissance um. 1868 wurde von Carl Ferdinand Langhans an der Stelle der heutigen Opernhauses das Neue Theater im Stil des Spätklassizismus errichtet. Die bescheiden gehaltenen, klassizistischen Fassaden des Postgebäudes, des Museums der bildenden Künste und des Augusteums wurden nach der Reichsgründung 1871 im Stil der italienischen Hochrenaissance aufwendig umgestaltet. 1886 wurde vor dem Museum der bildenden Künste der Mendebrunnen mit seinem etwa 18 Meter hohen Granit-Obelisken eingeweiht. Die eher ländliche Bebauung des Platzes wich mehrgeschossigen Mietshäusern mit Läden und Verkaufsräumen. So entstanden zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Kaufhaus Bamberger & Hertz, die Dresdner Bank, das Europahaus und das Krochhochhaus. Auf dem Grundstück des ehemaligen Wohnhauses von Bürgermeisters Carl Wilhelm Müller schuf der holländische Architekt Hendrik Petrus Berlage zwischen 1901 und 1903 das Niederländische Haus, ein bedeutendes Geschäftshaus. Nun galt der Augustusplatz mit seiner durchdachten Bebauung als einer der schönsten und größten Stadtplätze Europas.

Das neue Aushängeschild des sozialistischen Staates


Leider wurden im Bombenhagel des 4. Dezember 1943 fast alle Bauwerke des Augustusplatzes schwer beschädigt. Die Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg stellten zwar einen starken Einschnitt dar, jedoch wären viele Baustrukturen wiederherzustellen gewesen. Am 1. August 1945 wurde der Augustusplatz umbenannt und hier fortan Karl-Marx-Platz, auch um seine Bedeutung für die Arbeiterbewegung hervorzuheben. Es begann eine neue Bauplanung. Der Rat des Stadtkreises schrieb hierfür 1952 einen Ideenweebewerb für die städtebauliche und verkehrstechnische Gestaltung aus unter der Prämisse, die Stellung als politisches und kulturelles Zentrum der Stadt zu wahren. Die Pläne für den Wiederaufbau fielen schließlich dem Anspruch des DDR-Regimes zum Opfer, den Aufbau eines sozialistischen Stadtzentrums umzusetzen. Anstelle des Neuen Theaters wurde das heutige Opernhaus 1960 errichtet. Im selben Jahr wurde mit der Bebauung der Ostseite des Karl-Marx-Platzes begonnen, darunter die Neugestaltung der Hauptpost zwischen 1961 und 1964, in der sich heute u.a. die Felix Suiten im Lebendigen Haus befinden. Von 1963 bis 1965 entstand das Hotel Deutschland, heute Radisson Hotel. Am 30. Mai 1968 wurden die im Krieg wie durch ein Wunder vollkommen erhaltene Universitätskirche St. Pauli und das nur teilzerstörte Augusteum auf Beschluss der SED und des Staatsratsvorsitzenden Walter Ulbricht gesprengt. Stattdessen wurde ein Ensemble freistehender Universiätsgebäude errichtet und das 142 Meter hohe, benachbarte Universitätshochhaus, heute City-Hochhaus, von Hermann Henselmann geschaffen. Die Neugestaltung des Karl-Marx Platzes wurde 1981 mit dem Bau des Gewandhauses zu Leipzig anstelle des Museums der bildenden Künste abgeschlossen. Der 1886 eingeweihte Mendebrunnen überstand als einziges Bauwerk des Platzes den Krieg und die sozialistischen Bebauungspläne.

Lichtfest, Märchenwald und Beachvolleyball zwischen Oper und Gewandhaus


Weltweite Aufmerksamkeit wurde dem Karl-Marx-Platz durch die Friedliche Revolution am 9. Oktober 1989 zuteil, als er zum Versammlungsort für rund 70.000 Leipziger wurde, die für Reformen in der DDR demonstrierten. Dieser Tag markierte schließlich das Ende der DDR. An das historische Ereignis erinnert noch heute die bronzene, eiförmige Glocke der Demokratie, auch Freiheitsglocke genannt. Diese wurde anlässlich des 20. Jahrestages der Montagsdemonstrationen am 9. Oktober 2009 eingeweiht. 

Am 3. Oktober 1990 wurde der Karl-Marx-Platz wieder zum Augustusplatz zurück benannt. Im selben Jahr wurde der Platz auch Kulisse der ersten, unvergessenen Kundgebung Helmut Kohls. 1998 wurde der Augustusplatz für den Bau einer Tiefgarage unterkellert und nach Plänen von Bernhard Winkler grundlegend neugestaltet. Die nachts erhellten runden Aufbauten der Tiefgarageneingänge in Form von Milchglaszylindern gehören zum Beleuchtungskonzept des Platzes. Um die Achse zwischen Oper und Gewandhaus mehr zu betonen, erhielt der Mendebrunnen vor dem Gewandhaus ein Pendant in Form einer Fontäne vor der Oper. Die neu gesetzten Lindenreihen erinnern an die früheren Promenadenbepflanzungen. An der Stelle der gesprengten Paulinerkirche wurde zwischen 2007 und 2017 nach Entwürfen des niederländischen Architekten Erick von Egeraat das „Paulinum – Aula und Universitätskirche St. Pauli“ errichtet.

Heute ist der Augustusplatz ganzjährig Austragungsort zahlreicher Veranstaltungen. Zu den Highlights zählen das Beachvolleyball-Event SachsenBeach, das Leipziger Stadtfest und das Lichtfest Leipzig am 9. Oktober. Mehrmals im Jahr findet hier auch der Wochenmarkt statt. Während der Weihnachtszeit sind im Rahmen des Leipziger Weihnachtsmarkts das Finnische Weihnachtsdorf, das Südtiroler Dorf und der Märchenwald Besuchermagnete.

Bildergalerie - Augustusplatz in Leipzig

Historisches Bildmaterial - Augustusplatz in Leipzig

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