Leuchtreklame “Mein Leipzig lob’ ich mir”

Brühl / Am Hallischen Tor | Ortsteil: Zentrum

Bei der denkmalgeschützten Leuchtreklame „Mein Leipzig lob‘ ich mir“ auf dem Dach des Einkaufszentrums Höfe am Brühl handelt es sich um ein Wahrzeichen der Messestadt. Es wurde 1967 von Gerd Dachse in Zusammenarbeit mit der PGH Elektro Thalheim nach einem Entwurf der Gebrauchsgrafiker Theo Hesselbarth und Jürgen Mau geschaffen. Die 100 Meter breite und bis zu fünf Meter lange Anlage besteht aus einer viersprachigen Grußbotschaft „Willkommen in Leipzig“ und dem Goethe-Zitat „Mein Leipzig lob‘ ich mir“. Aufgrund des Gebäudeabrisses am Brühl wurde die Reklame 2007 demontiert, eingelagert und am 26. Juli 2018 wieder nach historischem Vorbild montiert.

Als leuchtende Neonschriftzüge die Messestadt erhellten…


Das leuchtende
Doppel-M auf dem Dach des Wintergartenhochhauses, die Löffelfamilie neben der Feinkost auf der Karl-Liebknecht-Straße, die Kult-Leuchtwerbung Milchbar Pinguin oder „Mein Leipzig lob‘ ich mir“ am Brühl: Dabei handelt es sich nur um drei von einst unzähligen Neonwerbeanlagen, welche Leipzig den Ruf der „Hauptstadt der Leuchtreklamen“ verschafften. Zu DDR-Zeiten tauchten vermutlich ca. hundert leuchtende Neonreklamen die Messestadt in bunte Farben. Im Areal rund um den Promenadenring wurden seit den 1950er Jahren Dutzende Leuchtanlagen, nicht zuletzt auf Geheiß von SED-Chef Walter Ulbricht, geschaffen, dem es bei einem Besuch in seiner Heimatstadt zu dunkel und trist gewesen sein soll. In der Folge wurde das nächtliche Stadtbild durch die Leuchtinstallationen aufgewertet und Leipzig somit zur inoffiziellen Hauptstadt der Neonreklamen. Der Höhepunkt dürfte um 1980 erreicht worden sein, als die Straßenbeleuchtung schwach war und die Reklamen von den Dächern und Fassaden umso heller strahlten. Die Leuchtreklamen warben in der Innenstadt und an größeren Ausfallstraßen etwa für prickelnd frisches Mineralwasser, Zellwolle, doppelt konzentrierte Suppen oder die Leipziger Messe. Seit 1990 verschwand eine Vielzahl der Leuchtreklamen, die nicht unter Denkmalschutz standen, aus dem Stadtbild. Wo Häuser neu gebaut oder saniert wurden, wanderten die oftmals vollkommen verrosteten Neon-Blech-Installationen in die Schrottpresse. Um 2000 wurde das Thema von der Denkmalpflege wieder aufgegriffen und die bedeutendsten Anlagen als origineller Bestandteil des Stadtbildes erhalten. Mittlerweile stehen etwa zwanzig Neon-Schriftzüge in Leipzig unter Denkmalschutz. Oftmals ist es privaten Initiativen oder Immobilieninvestoren zu verdanken, dass die Anlagen wieder leuchten. Federführend bei der Sanierung zahlreicher Reklamen war die Leipziger Firma NEL, deren Vorgängerfirma zu DDR-Zeiten zahlreiche Anlagen gebaut hatte.

Ein Stückchen Stadtgeschichte an den Brühl-Arkaden


Seit 1967 wurden Gäste, die aus dem
Hauptbahnhof traten und in Richtung Innenstadt schauten, mit einer viersprachigen Grußbotschaft „Willkommen in Leipzig“ und dem Goethe-Spruch „Mein Leipzig lob‘ ich mir“ empfangen. Der Satz entstammt Johann Wolfgang Goethes Tragödie „Faust“, in welcher der vorlaute Student Frosch in Auerbachs Keller ruft „Mein Leipzig lob‘ ich mir!? Es ist ein Klein-Paris und bildet seine Leute.“ Dieser Spruch wurde seit dem 19. Jahrhunderts zum geflügelten Wort. Geburtsort dieser und weiterer Leipziger Leuchtreklamen, war das Atelier der Gebrauchsgrafiker Theo Hesselbarth und Jürgen Mau am Lindenauer Markt und später in der Menckestraße direkt neben der Gosenschenke „Ohne Bedenken“. Die von ihnen 1967 gegründete Künstlergruppe „Unda“, lateinisch für „Welle“ oder „Strömung“, war eine der aktivsten Nährböden für die Gestaltung von Neonwerbeanlagen in Leipzig. Mau und Hesselbarth erhielten den Auftrag, für den 1967 am Brühl errichteten Plattenbau eine leuchtende Grußbotschaft für Leipziger Gäste zu entwerfen. Bei dem Goethe-Zitat äußerte die SED zunächst ihre Bedenken, ob ein Vergleich der Messemetropole mit der zu Goethes Zeiten verkommenen französischen Hauptstadt angemessen wäre. Die Debatte dauerte beinahe ein Jahr an, bevor die lokale Parteispitze das Vorhaben schließlich genehmigte. Unda schuf nicht nur den Entwurf für die Leuchtreklame „Mein Leipzig lob‘ ich mir“, sondern auch Entwürfe für viele weitere leuchtende Kunstwerke, welche über Jahrzehnte – und zum Teil noch heute – das Stadtbild prägen. Die Umsetzung des Entwurfes hatte Gerd Dachsel inne, der die Leuchtwerbung mit der damaligen PGH Elektro Thalheim bei Chemnitz herstellte.

Zwischen Einlagerung und Neumontage: Leipzigs Wahrzeichen begrüßt wieder seine Gäste


Bei dem Neonschriftzug handelte es sich um ein Wahrzeichen der Messestadt und zugleich um einen bedeutenden Teil der Stadtgeschichte. Der Dichterspruch prangte in meterhohen Lettern über dem Wohnblock am Innenstadtring. Als die Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft (LWB) im Jahr 2007 ihre Plattenbauten am Brühl abreißen ließ, wurde die denkmalgeschützte Leuchtreklame demontiert und in einer Halle im Landkreis Leipzig eingelagert. Anstelle des früheren Wohnblockes eröffnete am 25. September 2012 das Einkaufszentrum Höfe am Brühl. Nach aufwändiger Sanierung der denkmalgeschützten Leuchtreklame in Höhe von rund 400.000 Euro durch den Essener Brühl-Investor MFI sollte die knapp 100 Meter breite und bis zu fünf Meter hohe Anlage wieder am Dach des Einkaufszentrums montiert werden. Die Sanierungsarbeiten nach historischem Vorbild von 1967 wurden von der Firma Caralux bei Rackwitz in Zusammenarbeit mit dem Amt für Denkmalschutz ausgeführt. 

Aufgrund eines andauernden Rechtsstreits mit dem benachbarten Leipzig Marriott Hotel ab 2012 verzögerte sich die Montage um mehrere Jahre. Hintergrund war eine Debatte um die Ausrichtung der historischen Leuchtstreifen vis-à-vis dem Hotel und die damit verbundene Befürchtung, dass sich Gäste von der Helligkeit der Reklame bei Nacht gestört fühlen könnten. Schließlich einigte man sich auf eine Installation des Goethe-Zitates in Richtung Innenstadt bzw. Museum der bildenden Künste, wie zuvor bereits 1967. Die Willkommensgrüße in Deutsch, Englisch, Französisch und Russisch wurden in Richtung Hallisches Tor angebracht, an der Ecke zum Innenstadtring wurden das Leipziger Stadtwappen sowie der Schriftzug „Willkommen in Leipzig“ montiert, der – wie bereits vor 1990 – ankommende Besucher in Leipzig begrüßen soll. 

Seit dem 26. Juli 2018 prangt die Leuchtreklame nach historischem Vorbild am Dach der Höhe am Brühl. 2.200 Meter neueste LED-Neonflex-Schläuche wurden in die knapp 100 Meter lange, fünf Meter hohe und 30 Tonnen schwere Reklame verbaut und lassen den Schriftzug täglich strahlen. 

Stand: 10.01.2024

Bildergalerie - Leuchtreklame “Mein Leipzig lob’ ich mir”

Historisches Bildmaterial - Leuchtreklame “Mein Leipzig lob’ ich mir”

Bayerischer Bahnhof Gasthaus & Gosebrauerei Leipzig

Bayerischer Platz 1 | Ortsteil: Zentrum-Süd

Das Lokal wurde am 19. Juli 2000 im sanierten und denkmalgeschützten Gebäudekomplex des historischen Bayerischen Bahnhofs eröffnet. Die Idee stammte vom fränkischen Braumeister Thomas Schneider, der auf der Suche nach einem neuen Standort für seine Sudstätte in Mittelfranken für die Herstellung der Original Leipziger Gose war. Die Konzeption sämtlicher Räumlichkeiten geht auf den Architekten Rainer Hochreither zurück. Die Gaststätte und Restaurant Bayerischer Bahnhof beherbergt ca. 1.000 Sitzplätze im Restaurant sowie im angrenzenden Biergarten und bietet gut bürgerliche bayerisch-sächsische Küche an. Neben einigen hauseigenen Bieren werden jährlich ca. 3.000 Hektoliter Leipziger Gose gebraut.

Aus historischem Bahnhofsgelände wird Gastronomielandschaft


Der repräsentative, der Stadt zugewandte Portikus der einstigen Bahnhofshalle des Bayerischen Bahnhofs ist bereits von Weitem sichtbar. Zwischen 1842 und 1844 im Auftrag der „Sächsisch-Bayerischen Eisenbahn-Compagnie“ erbaut, war der Bayerische Bahnhof Ausgangspunkt der Strecke Leipzig-Hof. Im weltweit ältesten Kopfbahnhof fuhren täglich zahlreiche Personen- und Schnellzüge ein und aus. Die von den Architekten
Christian August und Eduard Pötzsch entworfene Anlage wurde zum Vorbild für spätere Bahnhofsbauten. Ihre rund einhundert Meter lange, viergleisige Bahnsteighalle war von einem auf Eichenstützen befestigten Holzdach bedeckt. An die Halle schlossen sich seitlich jeweils mehrere symmetrisch angeordnete Gebäude für die Fahrgastabfertigung und Verwaltung an, welche ebenfalls Wohnungen für das Bahnhofspersonal beherbergten. Mit der Eröffnung des Leipziger Hauptbahnhofs 1915 verkehrten die Fernzüge fortan im Neubau, die Fahrpläne des Bayerischen Bahnhofs wurden ausgedünnt und er verlor zunehmend an Bedeutung. Das Bahnbetriebswerk wurde schließlich 1952 geschlossen und der planmäßige Eisenbahnbetrieb 2001 eingestellt.

Wo einst Züge von Sachsen nach Bayern starteten, sollte zukünftig Bier unter bayerischer Patronage fließen. An einem Sommerabend im Jahr 1996 führte es den fränkischen Braumeister Thomas Schneider in einen damals von Studenten behelfsmäßig betriebenen, idyllischen Leipziger Biergarten am Bayerischen Bahnhof. Der Franke stellte zu jener Zeit in seiner Weißenburger Sudstätte Leipziger Gose her, welche erstmals Mitte des 18. Jahrhunderts in Leipzig und Umgebung ausgeschenkt worden war. Das Rezept hatte er von einem örtlichen Getränkehändler erhalten, der sich für das Wiederaufleben der Brautradition der obergärigen Bierspezialität einsetzte. Schneider braute alle paar Monate einen 35-Hektoliter-Sud Gose, welchen er nach Leipzig liefern ließ. Aufgrund der deutlich steigenden Nachfrage des Gerstensafts sowie der Tatsache, dass er nicht auf Dauer eine sächsische Bierspezialität in Mittelfranken herstellen konnte, suchte der Weißenburger Braumeister einen geeigneten Standort, um seine Sudstätte nach Leipzig zu verlagern. Vom Bayerischen Bahnhof äußerst angetan, plante Thomas Schneider mit dem Eigentümer der Bahnhofsanlage, der Deutschen Bahn AG, die Verwirklichung seines ehrgeizigen Projektes: Für 12,5 Millionen DM sollte das verfallene Gebäude des Bayerischen Bahnhofs aufwändig saniert werden und in den historischen Räumlichkeiten eine Gasthausbrauerei entstehen. Die Verhandlungen zogen sich aufgrund unterschiedlicher Zuständigkeiten bei der Deutschen Bahn AG sowie einer Vielzahl zu klärender Fragen hinsichtlich des Denkmalrechts knapp drei Jahre hin. Die Arbeiten begannen schließlich im Mai 1999. Ab sofort würde Schneider anstatt der Kleinstmengen in Franken nun vor Ort 3.000 Hektoliter Gose herstellen können, wovon die Hälfte an den Getränkehandel gehen, die andere Hälfte in der anliegenden Gaststätte ausgeschenkt werden sollte. In ca. 14 Monaten Bauzeit wurde die Bausubstanz denkmalgerecht saniert und nach historischen Vorlagen ergänzt, bevor das Lokal „Bayerischer Bahnhof Gasthaus und Gosebrauerei Leipzig“ schließlich am 19. Juli 2000 eröffnete.

Gose, Schaffner, Heizer und Kuppler: Leipziger Bierspezialitäten in Eisenbahnatmosphäre


Die Gebäude des einstigen Bahnhofkomplexes präsentierten sich fortan wieder in ihrer einstigen spätklassizistischen Eleganz. Das Innere wurde von einem italienischen Kirchenmaler als neohistorisches Capriccio mit sizilianischen Wandmalereien ausgestaltet. Die historischen Bahnhofsräume wurden weitgehend originalgetreu restauriert. Die Besucher betreten zunächst eine geräumige Empfangshalle mit einem Stück Güterwagen auf originalen Gleisen und Weichensignalen als Tischlampen. Durch die Platzierung der Gäste auf überhohen Stühlen erinnert der Blick nach draußen an den Blick aus dem Zugfenster. Der Eingangshalle schließt sich ein Arkadengang mit Glasfront und Ausblick auf den vorgelagerten Biergarten sowie die integrierte Schalterhalle an. Letztere beherbergt seit dem 16. Oktober 2019 das
Dolden Mädel Braugasthaus Leipzig mit 100 wechselnden Craft Beer Sorten und gut bürgerlicher Küche. 

Das Herzstück der Gasthausbrauerei ist die Biersiederei mit Sitz- und Stehplätzen sowie den beiden kupfernen Braukesseln. Weitere Biere aus eigener Herstellung sind der „Heizer“, ein Schwarzbier, der „Kuppler“, ein Weizenbier, sowie der „Schaffner“, ein Pils. Im ehemaligen Beamtenwohnhaus des Bahnhofs befinden sich die Gosestube und der Wintergarten. Neben der Gosestube ist der sogenannte Schalander, ein Bierverkostungsraum, untergebracht. Wo früher Bahnfahrer ihre Fahrkarten lösten, befindet sich heute der Sächsisch-Bayerische Salon mit grünweißen und blauweißen Spezialitäten von Sächsischen Quarkkeulchen bis Bayerischer Leberkäse und Fränkischer Rostbratwurst. Wo früher der Restaurantbesitzer wohnte, kann heute das Sudhaus besichtigt werden. Hier können Besucher an einigen Wochentagen dem Braumeister bei der Arbeit zusehen und auch Bierseminare besuchen. Sämtliche Räume der weitgehend vom Weißenburger Architekten Rainer Hochreither in warmen Ocker- und Brauntönen gestalteten Brauerei unterstreichen den historischen Charakter des Baudenkmals.

Seit der Fertigstellung des City Tunnels befindet sich wenige Meter unterhalb des Tresens der Gaststätte die unterirdische Station „Bayerischer Bahnhof“ mit zwei oberirdischen Ausgängen jenseits des ehemaligen Bahnhofsgeländes. Das Gasthaus umfasst insgesamt ca. 1.000 Sitzplätze, davon 600 im Gebäude und weitere 400 im Biergarten. Die Speisekarte bietet gut bürgerliche bayerisch-sächsische Küche von Hax’nsülze bis Sächsischer Sauerbraten. Neben der Leipziger Gose ist auch der Leipziger Allasch als hiesige Spezialität aus der Getränkekarte nicht wegzudenken. Seit Mai 2003 exportiert das Gasthaus und Gosebrauerei Bayerischer Bahnhof die eigens gebraute Leipziger Gose u.a. in die USA und nach Dänemark. 

Stand: 10.01.2024

Bildergalerie - Bayerischer Bahnhof Gasthaus & Gosebrauerei Leipzig

Historisches Bildmaterial - Bayerischer Bahnhof Gasthaus & Gosebrauerei Leipzig

Brückensprengungsdenkmal

Thomasiusstraße 1 / Ranstädter Steinweg | Ortsteil: Zentrum-West

Anlässlich des 50. Jahrestags der Völkerschlacht bei Leipzig wurde das Brückensprengungsdenkmal vom „Verein zur Feier des 19. October“ am 19. Oktober 1863 eingeweiht. Es erinnert an die Sprengung der dort gelegenen Elsterbrücke, welche den Verfolgern des aus Leipzig flüchtenden französischen Heeres den Weg abschneiden sollte. Durch die verfrühte Explosion fanden tausende Soldaten den Tod.

Vom Korporal Lafontaine und dem verfrüht gezündeten Sprengsatz


Das Brückensprengungsdenkmal befindet sich im
Waldstraßenviertel am Ranstädter Steinweg unmittelbar am Elstermühlgraben zwischen Richard-Wagner-Platz und Waldplatz. Am 19. Oktober 1813 wurde der Ranstädter Steinweg mit seiner am westlichen Ausgang gelegenen Brücke sowie der auf einem Damm in Richtung Lindenau führenden Chaussee Schauplatz einer tragischen Explosion.

Nach der am Vorabend verlorenen Völkerschlacht zog sich Napoleon mit seinen französischen Truppen am 19. Oktober 1813 aus Leipzig zurück. Die Route in Richtung Thüringen führte über einen einzigen möglichen Weg entlang des Ranstädter Steinwegs nach Lindenau. Um zu verhindern, dass seine Gegner die Verfolgung aufnahmen, gab der französische Kaiser vorsorglich den Befehl, die Sprengung der Straßendammbrücken vorzubereiten. Der polnische Heeresführer unter Napoleon, Fürst Józef Antoni Poniatowski, deckte mit seinen Soldaten den Rückzug. Auf der schmalen, über den Elstermühlgraben führenden Steinbrücke am äußeren Stadttor stauten sich die Flüchtenden mitsamt ihren Wagen und Pferden. Napoleon selbst war mit großer Verzögerung über das Peterstor am Ranstädter Steinweg und am Stau vorbei am Naundörfchen an der Elsterbrücke angekommen. Auf letzterer wurde eine große Ladung Sprengstoff deponiert, welche unmittelbar nach Sichtung der Verfolger durch Korporal Lafontaine und drei seiner Männer gezündet werden sollte. Ein Großteil des französischen Heeres befand sich bereits auf dem Marsch nach Markranstädt. Etwa 20.000 Soldaten, darunter die den Rückzug deckende Truppe, waren noch jenseits der Brücke. Kaum war Napoleon außer Reichweite, wurde die Brücke von ersten Kanonenkugeln einer kleinen, vom Rosental kommenden und sich auf die Brücke zu bewegenden Gruppe russischer Jäger getroffen. Wie befohlen zündete Korporal Lafontaine nach eigenem Ermessen die sich auf einem Floß unterhalb der Brücke befindliche Sprengladung. In der Folge fanden bereits durch die Explosion zahlreiche Soldaten den Tod oder ertranken im Hochwasser führenden Fluss. Da die Brücke zu früh gesprengt wurde, war der Fluchtweg nun für 20.000 Mann des französischen Heeres abgeschnitten. Viele starben beim Versuch der Flussdurchquerung, wieder andere ergaben sich den anstürmenden Verbündeten. Etwa 40.000 der napoleonischen Soldaten, darunter 36 Generäle, gerieten in Gefangenschaft. Unter unermüdlichen Kämpfen erreichte auch Poniatowski stark verwundet die Elster nach der Sprengung. Beim Versuch der Durchquerung ertrank er. Die Grabplatte in Gedenken an den polnischen Fürsten befindet sich noch heute auf dem Alten Johannisfriedhof.

Sandstein und Granit am Elstermühlgraben


Anlässlich des 50. Jahrestags der Völkerschlacht zu Leipzig und auf den Tag fünfzig Jahre nach der Brückensprengung wurde vom „Verein zur Feier des 19. October“ am 19. Oktober 1863 das Brückensprengungsdenkmal eingeweiht. Der Entschluss zur Errichtung eines Denkmals in Erinnerung an das Ereignis von 1813 wurde bereits im Jahr 1861 auf der Generalversammlung des Vereins gefasst. Die Stadt Leipzig genehmigte das Vorhaben und stellte das erforderliche Areal in Form einer dreieckigen, vom Elstermühlgraben begrenzten Grünflache am Ranstädter Steinweg, Ecke Thomasiusstraße, kostenlos zur Verfügung. Bedingung war, dass am Denkmal keine Inschrift gegen das französische Volk angebracht werden sollte. Bestrebungen zur Abtragung des Denkmals und das Anlegen einer Grünanlage konnten nach 1945 unter Verweis auf entgegenstehende Anordnungen der Sowjetischen Militäradministration abgelehnt werden. Stattdessen wurden Mittel für eine Restauration und Reparatur des das Denkmal umgebenen Gitterzaunes bereitgestellt. Letzterer wurde aus Gründen der besseren Sichtbarkeit im Jahr 1953 zwischenzeitlich entfernt. Im April 1983 wurde das Brückensprengungsdenkmal erneut restauriert. Im Zuge der Freilegung des Elstermühlgrabens wurde das Denkmal etwas versetzt und am 20. Mai 2006 neu geweiht. Lediglich ein Punkt blieb offen: die Wiederherstellung des ursprünglichen Erscheinungsbildes. Historische Vorlagen belegen eine den oberen Absatz des Hauptblocks umlaufende Reihe aus 16 Kanonenkugeln.

Das Brückensprengungsdenkmal wurde vom Maurermeister Franz Otto Georg Steib, der Leipziger Eisengießerei Götz & Nestmann sowie dem Leipziger Steinmetzmeister Ernst Julius Einsiedel geschaffen. Das aus Sandstein und Granit gefertigte überlebenshohe Denkmal erinnert optisch an einen Würfel mit mehrstufigem Unterbau. Dieser trägt die Inschrift „Sprengung der Brücke bei dem Rückzuge des französischen Heeres am 19. October 1813“. Der Sockelbereich besteht aus Kleinpflaster in Granitschwellenumrandung, während die Stufen und das Denkmal selbst aus Postaer Sandstein gefertigt wurden. Bekrönt wird es mit einer Sprenggranate als Eisenguß in Form einer stilisiert aufzüngelnden Flamme. Letztere soll in der Gießerei der Gebrüder Karl Harkort und Gustav Harkort gegossen worden sein. Als historisch belegt gilt mittlerweile die Einbeziehung von Kanonenkugeln zu einem früheren Zeitpunkt. Diese bildeten zu jener Zeit den strukturellen Übergang zur nächsthöheren Stufe. Wann und weshalb die Kugeln abgenommen wurden, ist noch ungeklärt. Großzügig umfasst wird das Brückensprengungsdenkmal von einem eisernen Gitterzaun.

Stand: 10.01.2024

Bildergalerie - Brückensprengungsdenkmal

Historisches Bildmaterial - Brückensprengungsdenkmal

Wave-Gotik-Treffen (WGT)

Bornaische Straße 210 / agra Messepark Leipzig, Clara-Zetkin-Park sowie weitere Veranstaltungsorte | Ortsteil: Dölitz-Dösen

Das Wave-Gotik-Treffen (WGT) ist das weltweit größte Treffen der Gothic-Szene, welches alljährlich am Pfingstwochenende stattfindet. Zu diesem Anlass pilgern tausende Anhänger der schwarzen Szene nach Leipzig, wo ein stadtweites Rahmenprogramm mit Konzerten, Ausstellungen, Mittelaltermärkten und kulturellen Aufführungen geboten wird. Ein Höhepunkt ist das Viktorianische Picknick im Clara-Zetkin-Park. Das Festival wurde erstmals 1992 im ehemaligen Eiskeller (heute Conne Island) mit ca. 2.000 Besuchern durchgeführt. Heute reisen zum WGT etwa 20.000 Gäste aus ca. 30 Ländern an.

Von England nach Leipzig: Zwischen anfänglicher Ablehnung und Neugier


Seit dem Beginn der 1990er Jahre wird Leipzig alljährlich zum Versammlungsort von Anhängern der schwarzen Szene. Zu Pfingsten pilgern die malerisch gewandeten Gestalten mit verrückten Frisuren und auffälligen Accessoires, skurril geschminkt und phantasievoll ausstaffiert, nach Leipzig und setzen unübersehbare Akzente im Stadtbild. Neben der Innenstadt sind auch die Straßenbahnen, insbesondere zwischen Wahren im Norden und Markkleeberg im Süden, dicht befüllt mit einer bunten Menschen-Mischung ganz in schwarz – und Patchouli-Geruch hängt in der Luft.

Die Gothic-Szene entstand ursprünglich in den 1980er Jahren in England. Hier fand ein Teil der Punkbewegung allmählich Gefallen an der morbid-introvertierten Seite ihres Jugendkults anstatt des dominierenden aggressiv-anarchistischen Bildes. Dem neuen Trend schlossen sich ebenfalls melancholische Teile des punk-fokussierten New Wave sowie die neue Softpop-Bewegung New Romantics an. Der neue Stil gelangte, im Gegensatz zu Punk und New Wave, nur langsam nach Deutschland: Die Punk-Frisuren schienen zu schrill, die Schminke zu grotesk und die Outfits zu schräg. Insbesondere in der DDR wurde die Subkultur gemieden. Erste Anhänger der Szene, sogenannte „Gruftis“, waren ab Mitte der 1980er Jahre in deutschen Großstädten präsent. Die scheinbare Affinität zum Tod erweckte Neugier und Ablehnung zugleich, da sie damit verbundene Urängste berührte, die in der modernen westlichen Gesellschaft in der Regel verdrängt werden. Bei Gothic handelt es sich heute weder um eine bloße Musikrichtung noch um einen jugendlichen Modetrend, sondern vielmehr um einen im Mittelpunkt stehenden Lebensstil. Die Richtung bezeichnet eine bestimmte Weltsicht und ist Ausdruck der Auseinandersetzung mit den fragwürdig gewordenen Wertesystemen der westlichen Industriegesellschaften sowie der Suche nach neuen Inhalten.

Wie Leipzig zur Hauptstadt der internationalen Gothic-Szene wurde…


Das erste Wave-Gotik-Treffen fand 1992 in Leipzig statt. Die Initiatoren der zu diesem Zeitpunkt noch im Untergrund existierenden Bewegung waren Leipziger Gothic-Fans rund um
Michael W. Brunner und Sandro Standhaft, die bereits Anfang Mai 1989 in Potsdam ein ähnliches Treffen organisierten. Der Einladung zu dem Festival der anderen Art in Leipzig folgten etwa 2.000 Besucher und der Jugendclub „Eiskeller“ im Stadtteil Connewitz verwandelte sich mitsamt der angrenzenden Parkanlage in ein schwarzes Camp. In den Folgejahren gewann das Wave-Gotik-Treffen zunehmend an Bekanntheit und Attraktivität. Michael W. Brunner hatte noch bis zum Jahr 2000 die künstlerische Leitung des Festivals inne. Die Besonderheit bestand darin, dass sich das Treffen von Anfang an nicht auf einer Wiese mit Zeltplatz, sondern mitten in der Stadt abspielte. Zu diesem Zeitpunkt konnte noch niemand ahnen, dass sich das WGT einmal zum weltweit größten Treffen der Gothic-Szene entwickeln würde. Zum Rahmenprogramm zählten seit Beginn Lesungen, Film, Theater und Ausstellungen. Am Torhaus Dölitz wird traditionell ein heidnisches Dorf aufgebaut, während in der Moritzbastei ein Mittelalterspektakel stattfindet.

Mit zunehmender Vergrößerung des Festivals kam es auch zu Komplikationen und die Ausweitung des WGT zu einer internationalen Großveranstaltung kollidierte mit den freiwillig-idealistischen Organisationsstrukturen des unerfahrenen Veranstalterteams. Dies gipfelte beim 9. Wave-Gotik-Treffen im Jahr 2000 in immensen Mehrkosten, die auch durch die erheblich gestiegene Besucherzahl von rund 25.000 nicht kompensiert werden konnten. Die liquiden Mittel waren bereits am zweiten Festivaltag aufgebraucht, Künstlergagen und die Gehälter der etwa 2.000 Beschäftigten konnten nicht mehr gezahlt werden. Anstatt eines Abbruchs der Veranstaltung und allgemeinem Unmut nahmen die Gruftis die Veranstaltung selbst in die Hände. Es wurden Organisationsgruppen und Ordnungsteams aus Freiwilligen gebildet, ein Großteil der angereisten Künstler spielte ohne Gagen und nach improvisierten Ablaufplänen. Die Techniker blieben vor Ort und das Festival konnte friedlich und ohne Vorfälle beendet werden. Seit 2001 wird das WGT von der Chemnitzer Firma „Treffen & Festspielgesellschaft für Mitteldeutschland mbH“ organisiert.

Stadtfarbe schwarz: Von Barockperücke bis Latexoutfit


Inzwischen reisen jedes Jahr rund 20.000 Besucher aus ca. 30 Ländern zum Wave-Gotik-Treffen nach Leipzig. Sorgfältig gefertigte Kleidung, kunstvoll arrangierte Masken, Friseuren und Accessoires werden bewusst zur Schau getragen und ziehen alle Blicke auf sich: Von Reifrücken, Spitzen, Barockperücken, Nabelpiercing und Latexoutfits scheint eine Verkleidung schriller als die andere. Während der vier Festival-Tage wird ein breites Rahmenprogramm geboten, welches sich über die gesamte Stadt verteilt. Die verschiedenen Events finden an ca. 50 Veranstaltungsorten, darunter Museen, Kirchen, Friedhöfe und Theater, statt. Neben Auftritten von etwa 150 Bands aus aller Welt von Klassik bis Heavy Metal auf mehr als 20 Bühnen werden auch zahlreiche kulturelle Veranstaltungen, wie Ausstellungen, Lesungen, Workshops, Modenschauen, Mittelaltermärkte und Club-Partys geboten. Im Kino werden Kult-Filme der Szene gezeigt. Theater, Kabaretts und Oper richten ihre Spielpläne nach dem Spektakel aus. Ein Highlight ist alljährlich das Viktorianische Picknick am Freitagnachmittag im Clara-Zetkin-Park. Hier treffen sich hunderte Festivalteilnehmer im Dark-Romantic- oder Steampunk-Look zu einem Picknick der besonderen Art. Zentraler Anlaufpunkt während des Events ist der
agra Messepark im Süden der Stadt mit großem Zeltplatz, Verkaufsständen und diversen Imbiss-Buden. 

Das Wave-Gotik-Treffen gilt als wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Stadt: Die Besucher verweilen bis zu fünf Nächte in den zum Teil bereits ein Jahr im Voraus reservierten Unterkünften. Leipzig dürfte mit dem Festival jährlich Einnahmen von 12 bis 15 Millionen Euro erzielen. Auch die weltweite mediale Aufmerksamkeit und die Toleranz der Leipziger Bürger gegenüber den oftmals furchteinflößend aussehenden Besuchern, sind bemerkenswert.

Stand: 17.12.2023

Karl-Liebknecht-Straße

Karl-Liebknecht-Straße | Ortsteil: Zentrum-Süd / Südvorstadt / Connewitz

Die Karl-Liebknecht-Straße verläuft auf rund 2,5 Kilometern vom Peterssteinweg bis zum Connewitzer Kreuz durch den Süden Leipzigs. Mit zahlreichen kleinen Läden, Cafés, Restaurants und einer ausgeprägten Szenekultur gilt sie als eine der belebtesten Magistralen Leipzigs und eine über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Kneipenmeile. Ihren Namen trägt die Straße seit 1. August 1945 nach dem Leipziger Rechtsanwalt, SPD-Politiker und Mitbegründer der KPD, Karl Liebknecht.

Von der Handelsstraße zur Szenemeile


Die Karl-Liebknecht-Straße, im Volksmund auch „KarLi“ genannt, ist bekannt für ihr buntes Treiben entlang der sich aneinanderreihenden Cafés, Bars und Kneipen. Ihre Entstehung geht auf den Bauboom Ende des 19. Jahrhunderts zurück. Die heutige Bebauung mit der promenadenartigen Gestaltung erfolgte größtenteils bereits zu dieser Zeit. Zuvor verlief sie als kaum befestigter Weg entlang der heutigen Kochstraße und war die Verbindung zwischen dem Stadtteil Alt-Connewitz und der Leipziger Innenstadt. Der bereits im Mittelalter existierende nördliche Straßenabschnitt zwischen dem Martin-Luther-Ring und dem Südplatz lag einst als bedeutende Verkehrsader auf der Handelsstraße Via Imperii und hieß zwischen 1839 und 1933 Zeitzer Straße. Den Anfang des Straßenabschnitts bildete bis 1856 das
Äußere Peterstor, während der sich stadtauswärts in Richtung Connewitz anschließende Teil zwischen 1874 und 1933 Südstraße genannt wurde. Im Jahr 1933 wurden beide Straßenteile vereint und aus der Zeitzer Straße und der Süßstraße wurde die Adolf-Hitler-Straße. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde diese während der amerikanischen Besatzung am 18. Mai 1945 in die Südstraße zurückbenannt. Nur wenige Monate später erhielt sie am 1. August 1945 unter sowjetischer Besatzung ihren heutigen Namen Karl-Liebknecht-Straße. Karl Liebknecht war ein SPD-Politiker, Mitbegründer der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) sowie ein Leipziger Rechtsanwalt. Als damals erster und vorerst einziger Reichstagsabgeordneter positionierte er sich 1914 gegen die Bewilligung der Kriegskredite. Am 13. August 1871 wurde er in Leipzig in der Braustraße 15 geboren. Im heutigen Liebknecht-Haus diente die Erdgeschosswohnung viele Jahre als Aktionszentrum der deutschen Sozialdemokratie. Das Wohnzimmer der Familie Liebknecht ist heute Bestandteil der Gedenkstätte. Zwischen 1881 und 1890 lebte Liebknecht am Südplatz 11, der heutigen Karl-Liebknecht-Straße 69. Er wurde am 15. Januar 1919 in Berlin ermordet. Im November 2002 wäre die Karl-Liebknecht-Straße beinahe in die Straße des 17. Juni umbenannt worden, was die Mehrheit der Anwohner und die Leipziger Bevölkerung verhinderten, so dass die Straße noch heute Karl Liebknechts Namen trägt.

Die noch aus den 1970er Jahren stammenden Gleise der Straßenbahnlinien 10 und 11 sowie die Straße und Fußwege wurden 2014 umfassend saniert. Ziel war es, eine moderne Verkehrsstraße für Autos, Straßenbahnen, Radfahrer und Fußgänger gleichermaßen zu schaffen und dabei zugleich den boulevardartigen Charakter der „KarLi“ zu wahren. Noch heute laden breite Fußwege sowie viele Läden, Kneipen und Restaurants zum Flanieren, Einkaufen oder Verweilen ein.

Die KarLi lebt: Streifzug entlang der Kulturhäuser und Szenelokale


Von alternativ bis intellektuell, von linksliberal bis aufgeschlossen konservativ: Dieser bunte und individuelle Mix macht den eigenständigen Charme aus, durch welchen die „KarLi“ und ihr Milieu geprägt sind. Auf der rund 2,5 Kilometer langen Straßenmeile reihen sich Szenekneipen, Straßencafés und individuelle Geschäfte aneinander. Die Freisitze sind besonders in den lauen Sommermonaten über den ganzen Tag hinweg, aber vor allem in den Abendstunden bis in die Nacht hinein, bis zum letzten Tisch gefüllt. Die Karl-Liebknecht-Straße ist ebenfalls für ihr studentisches Treiben bekannt, was sich neben ihrem Charme auch durch die Nähe zur
Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK) am Connewitzer Kreuz erklären lässt.

Viele der ansässigen Mode-Läden haben sich auf alternative und extravagante Mode spezialisiert, darunter Mrs. Hippie und Tranquillo an der Ecke Alfred-Kästner-Straße. Auch an angesagten Bars und Restaurants mit individuellem Charme mangelt es nicht. Sehr beliebt sind zum Beispiel die Weinstube Renkli, das traditionsreiche Volkshaus, das Café Puschkin, die nostalgisch eingerichtete Gaststätte Kollektiv, die urigen Irish Pubs Killywilly und Mc Cormacks, das charmante Jugendstil-Lokal Café Maître, die Cocktailbar La Boum oder die am Connewitzer Kreuz gelegene Südbrause. An Restaurants mit internationaler Küche mangelt es ebenfalls nicht. Seit vielen Jahren bei Hungrigen beliebt sind unter anderem das indische Restaurant Safran, das karibische Lokal La Cosita und das italienische Restaurant L’Angolo d’Italia.

Neben den zahlreichen Geschäften und Lokalen bietet die Kar-Liebknecht-Straße auch eine Vielfalt an Kulturangeboten. Dazu zählt etwa das Kulturzentrum Feinkost Leipzig auf dem ehemaligen Fabrikgelände, wo heute regelmäßig Flohmärkte sowie in der warmen Jahreszeit Sommerkino und Sommertheater stattfinden. Auch die 1973 errichtete Leuchtreklame Löffelfamilie der VEB Feinkost mit darunter befindlichem Biergarten gilt heute als einzigartiges Kulturdenkmal und ist von der „KarLi“ nicht mehr wegzudenken. Die am Südplatz gelegene naTo wurde zu DDR-Zeiten ursprünglich als sozialpolitisches Zentrum für die „Nationale Front“ erbaut und für politische Versammlungen genutzt. Heute finden in dem markanten Gebäude Konzerte, Film- und Theatervorführungen sowie Lesungen und politische Veranstaltungen statt. Auch in der am Connewitzer Kreuz gelegenen Kulturfabrik Werk II finden in den denkmalgeschützten Fabrikhallen Veranstaltungen verschiedener Art, darunter Märkte sowie Konzerte unterschiedlicher Genres statt. Das nur wenige Meter entfernte, auf der Wolfgang-Heinze-Straße gelegene UT Connewitz, gilt als das älteste noch erhaltene Lichtspieltheater Leipzigs und zählt zu einem der ältesten seiner Art in Deutschland. Heute wird hier in morbider Atmosphäre ein abwechslungsreiches Programm an Konzerten, Filmvorstellungen und Theater dargeboten.

Bis 2018 fand acht Mal an einem Samstag das Straßenfest KarliBeben statt. Es handelte sich um eine gemeinsame Aktion der Händler der Karl-Liebknecht-Straße, zu der tausende Menschen strömten und bis in den frühen Morgen feierten. 

Stand: 17.12.2023

Bildergalerie - Karl-Liebknecht-Straße

Historisches Bildmaterial - Karl-Liebknecht-Straße

INNSiDE by Meliá Leipzig

Gottschedstraße 1 | Ortsteil: Zentrum-West

Bei dem Hotel INNSiDE by Meliá Leipzig handelt es sich um ein 4 Sterne Superior Hotel der spanischen Hotelkette Meliá Hotels International. Es wurde am 1. September 2016 nach Entwürfen von Manfred Denda im ehemaligen Kosmoshaus sowie auf dem Grundstück des früheren Palais Schlobach eröffnet. Auf sechs Etagen beherbergt es unter anderem das „Syndeo Restaurant & Bar“, die Skylounge Bankett-Etage mit rund 600 Quadratmetern Fläche und die Rooftop „Bar Cabana“. Letztere wurde am 1. September 2017 als größte, öffentlich zugängliche Dachterrasse auf 400 Quadratmetern Fläche eröffnet und bietet einen einzigartigen Blick über die Leipziger Innenstadt.

Modernes Ambiente im historischen Gewand


In anmutender neoklassizistischer Fassade, unmittelbar am Leipziger
Promenadenring gegenüber der Thomaskirche gelegen, befindet sich das 4 Sterne Superior Hotel INNSiDE by Meliá. Zur Umsetzung des Bauprojektes wurden nach Plänen des Leipziger Architekten Manfred Denda zwei neoklassizistische Bauten, das Palais Schlobach und das Kosmoshaus, als homogenes Ensemble zwischen 2014 und 2016 baulich verbunden. Letztere wurden hinter der von Arwed Rossbach entworfenen historischen Fassade zum Hotel INNSiDE by Meliá rekonstruiert sowie ein moderner gläserner Dachaufbau geschaffen. Die Baupläne sahen ursprünglich vor, das Kosmoshaus am Eingang der Gottschedstraße denkmalgerecht zu restaurieren und in der angrenzenden Baulücke am Dittrichring 11 ein modernes Gebäude zu errichten. Das Hotel sollte in beide Bauwerke integriert werden. Die Bauherren entschieden sich schließlich gegen das eingangs geplante Vorhaben, da sie die Errichtung eines einheitlichen Ensembles neben dem herausragenden zeitgenössischen Bau der Commerzbank – Dittrichring 7-9 präferierten. Sowohl das Kosmoshaus als auch das sich bis zum Abbruch 2006 anstelle der späteren Baulücke befindliche Palais Schlobach erstrahlten einst im Stil der Neorenaissance. Dieser für die Ring-Bebauung charakteristische Baustil sollte für die Errichtung des INNSiDE by Meliá wieder aufgegriffen werden. Das 1871/72 von Arwed Rossbach für den Fabrikanten Julius Schlobach errichtete Palais Schlobach entwickelte sich zum Vorbild für die nachfolgende bürgerliche Innenstadtring-Bebauung Leipzigs. Zu den architektonischen Merkmalen zählten Dachterrassen und Balustraden wie in der italienischen Hochrenaissance und sowie erstmals Elemente der Pariser Wohn- und Geschäftshäuser, darunter eine kleine Mezzaninetage über dem Erdgeschoss und lange Balkone vor den Fenstern. Bei dem Kosmoshaus handelte es sich einst um ein mutmaßlich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert erbautes fünfgeschossiges Geschäfts- und Wohnhaus. Das im Stil des Historismus errichtete Gebäude verfügte über 16 zur Gottschedstraße gerichtete Fensterachsen sowie einen zum Dittrichring vorgelagerten, viergeschossigen Anbau. Letzterer besaß drei zweigeschossige, reich verzierte Erker, auf deren Brüstung sich zwei Sandsteinvasen befanden. Der am flachen Dreiecksgiebel des Haupthauses unterhalb des Daches angebrachte Schriftzug „Kosmos“ ist noch heute an dem denkmalgeschützten Gebäude zu lesen.

Die zum Promenadenring gerichtete Seite des 1953 errichteten Kosmoshauses erhielt im Zuge der Rekonstruktion ab 2014 seine neoklassizistische Fassade zurück. Die zur Gottschedstraße gewandte Häuserfront wurde wieder in ihrer Fassade von 1860 verkleidet. Besonders charakteristisch für die architektonische Ausgestaltung der Häuserfront sind die nach historischem Vorbild geschaffenen griechischen Figuren an der Fassade. Dabei handelt es sich um Werke des Steinbildhauers Andreas Hoferick, welche er im Zuge der Rekonstruktion und nach Plänen von Arwed Rossbach in seinem Berliner Atelier schuf. Die Bei den Statuen handelt es sich um 1,80 Meter hohe Figuren in Form von vier griechischen Göttinnen und dem Meeresgott Neptun auf einem Fassadenvorsprung am Haupteingang des Innside-Hotels in der Gottschedstraße. Vor dem Kosmoshaus befand sich einst das „Haus zum Neptun“. In Anlehnung an die einstige Bebauung sollte deshalb auf jener Mittelachse des Gebäudes wieder ein Neptun mit Vasen und Delfinen entstehen.

Mediterranes Flair mit Panoramablick über die Dächer der Stadt


Beim Betreten des Hotels eröffnet sich den Gästen im Erdgeschoss eine großzügige Lobby mit Rezeption und einer Bar. Das Farbkonzept dominieren im gesamten Hotel Weiß, Schwarz sowie verschiedene Grautöne und ein für die spanische Hotelkette charakteristischer Lila-Ton. In der Lobby wurden hochwertige Materialien wie Fliesen und heller Marmor aus Spanien verarbeitet. In drei flexibel kombinierbaren und an einem Lichthof gelegenen Tagungsräumen finden auf rund 380 Quadratmetern bis zu 200 Personen Platz. Im sich ebenfalls im Erdgeschoss befindlichen „Syndeo Restaurant & Bar“ wird mediterrane Küche im Tapas-Stil angeboten. Abgerundet wird das Angebot durch klassische Cocktails, Sangría, ausgewählte Weine und Bier vom Fass. Drei Lifts führen zu den insgesamt 177 Zimmern und Suiten sowie zum Wellness- und Fitnessbereich auf der fünften Etage.

In dem die beiden historischen Palaisbauten überspannenden gläsernen Dachaufbau des INNSiDE by Meliá befindet sich seit Oktober 2017 in der fünften Etage eine Event-Location mit 480 Quadratmetern Echtholzparkett im Innenbereich und rund 120 Quadratmeter Balkonfläche. Die Veranstaltungsfläche der Skylounge Bankett-Etage bietet Platz für bis zu 300 Personen in flexibel miteinander kombinierbaren Bereichen. Über einen direkten Zugang gelangen die Gäste in die 6. Etage. Hier befindet sich seit dem 1. Dezember 2017 mit 400 Quadratmetern Fläche die größte Dachterrasse der Stadt mit ihrer öffentlich zugänglichen Rooftop „Bar Cabana“. In den Wintermonaten können die Gäste und Besucher in beheizten Iglus ihre Kalt- und Heißgetränke mit einzigartigem Blick auf die Thomaskirche genießen, während in den Sommermonaten bei Live-Musik mediterranes Flair aufkommt.

Stand: 17.12.2023

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Historisches Bildmaterial - INNSiDE by Meliá Leipzig

Historische Ostermesse

Markt | Ortsteil: Zentrum

Die Leipziger Ostermesse findet alljährlich am Osterwochenende auf dem Markt vor dem Alten Rathaus statt. In altbewährter Tradition bieten zahlreiche Händler und Handwerker in mittelalterlichen Kostümen ihre Waren feil. Die erste Historische Ostermesse fand 1996 statt, als es die Leipziger Messe vor die Tore der Stadt auf das neue Messegelände zog. Abgerundet wird das österliche Markttreiben von einem abwechslungsreichen Bühnenprogramm und dem integrierten „Kleinen Ostermarkt“ mit einer Auswahl an österlichem Kunsthandwerk.

Von den mittelalterlichen „Jahrmärkten“ zu Leipzigs Messen


Der Ausgangspunkt für die Entwicklung der Leipziger Messen war das Meilenprivileg des Stadtbriefes von 1165, dessen Frühgeschichte aufgrund von mangelnder Quellenüberlieferung unklar ist. Nachrichten von deutschen Märkten reichen bis ins Jahr 805 zurück. Im Jahr 1268 sicherte der wettinische
Markgraf Dietrich von Landsberg der Leipziger Bürgerschaft in einer Urkunde zu, „daß alle Kaufleute, woher sie auch kommen mögen, wenn sie Kaufmannswaren in unserer Stadt kaufen oder verkaufen wollen“, vollen Schutz und jede Förderung genießen, selbst dann, wenn „wir mit den Landesherren dieser Kaufleute in offener Fehde liegen“. Bei diesem Privileg handelte es sich um eine wichtige wirtschaftliche Errungenschaft für Leipzig und eine Absicherung der städtischen Kaufmannschaft gegen feudale Willkür auf dem Land. In der Folge besuchten immer mehr Kaufleute die Leipziger Jahrmärkte. Die Wirtschaftskraft der Stadt wuchs und die Handelsbeziehungen zu Süddeutschlands Städten, dem Hanseraum, Polen, Böhmen und Schlesien in Kombination mit der landesherrlichen Förderung forcierten die Entwicklung der Jahrmärkte zu Warenmessen.

Im mittelalterlichen Leipzig fanden die lebenswichtigen Märkte jeweils dienstags und freitags statt. An den Ständen der Bürger und Bauern wurden Waren des täglichen Bedarfs verkauft. Dank eines Privilegs von 1359 unterlag die Bevölkerung von 21 umliegenden Dörfern der Zollfreiheit der Leipziger Wochenmärkte. Die Leipziger Messen wurden im Mittelalter grundsätzlich als „Jahrmärkte“ bezeichnet, wobei das Wort „Messe“ für die Leipziger erst im Jahr 1507 in einem von der kaiserlichen Kanzlei stammenden Schriftstück verwendet worden war. Obwohl bei den Messen und Jahrmärkten zu dieser Zeit der Handel eine zentrale Rolle spielte, waren diese Veranstaltungen nicht immer identisch. Bei den Messen überwog der überregionale, zum Teil internationale Charakter des Marktes sowie des Fernhandels. Der Warengroßhandel war besonders ausgeprägt und die Entwicklung des Geld- und Kreditverkehrs fortgeschritten. Zur Zeit der Erwähnung der Leipziger Jahrmärkte entstand auch die Frankfurter Herbstmesse und die Messen der Champagne galten als die führenden nördlich der Alpen.

Feilschen wie vor 500 Jahren: Leipzigs erste Historische Ostermessen


Die Ursprünge der Historischen Ostermesse reichen ins Jahr 1996 zurück, als die Leipziger Messe auf das neuerbaute Messegelände zog, während der alte Markt vor dem Alten Rathaus blieb. Vom 6. bis zum 14. April 1996 konnten rund 250.000 Besucher die ca. 85 Stände der Hökerer und Handwerker im Salzgäßchen und auf dem Markt besuchen. Anlässlich des 500-jährigen Jubiläums zur Verleihung des Reichsmesseprivilegs durch
Kaiser Maximilian I. wurde im Jahr 1997 unter dem Motto „Das Jahr der Veste“ vom 29. März bis zum 6. April 1997 ein vielfältiges Kulturangebot wie um 1497 geboten. Zwischen 1998 und 2000 fanden die Ostermessen der Romantik nach historischem Vorbild statt. Mit dem Übergang der Warenmessen auf dem Markt zur Mustermesse und den Rückzug in die Messehäuser blieben im Freien zahlreiche Schausteller, Handwerker und Krämer, die es verstanden, ihr Publikum zu unterhalten. Die Ostermesse 2001 stand ganz im Motto des Schwedenjahres. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde Leipzig mehrfach besetzt und befand sich zeitweise unter schwedischer Administration. Die Messen wurden dementsprechend spartanisch gehalten. Um an diese Zeit zu erinnern, waren neben den Ständen der deutschen Handwerker und Hökerer auch schwedische Buden auf der Ostermesse 2001 präsent. Diese boten ihre Waren nach altem Brauch des 17. Jahrhunderts feil. Die Ostermessen zwischen 2002 und 2004 standen im Zeichen des „Renaissance-Mess‘-Spektakels“. Zu dieser Zeit verweilten Philipp Melanchthon und Martin Luther öfter in der Stadt und waren von der internationalen Strahlkraft der Leipziger Messen äußerst beeindruckt. Mit Einzug der Reformation in Leipzig 1539 konnten die Leipziger Buchdrucker nach Abschaffung des Druckverbotes von 1521 die Schriften der Lutheraner veröffentlichen und zur Messe präsentieren.

„Waren zum guten Gebrauche“: Buntes Ostertreiben im authentischen Flair


Heute bieten alljährlich am Osterwochenende ca. 80 Händler in altbewährter Tradition ihre „Waren zum guten Gebrauche“ feil. Seit 1996 stellt der Heureka-Zunftmarkt dar, wie die ausländischen Kaufleute des Mittelalters, darunter Handwerker und Kramer, ihr Gut vor dem Alten Rathaus anboten. An den Buden und Ständen kann ein vielfältiges Angebot von Keramikartikeln und Schmuck über Korbwaren und Feinkost erworben werden. Für ein authentisches historisches Flair auf dem Markt sorgen die Verkäufer in ihren mittelalterlich anmutenden Gewändern. An mehreren Ständen gibt es Met und Honigwein, aber auch saisonale Biere. Die kleinen Gäste können sich auf authentische Verkleidungen mit Holzschwertern, Armbrüsten und Ritterhelmen freuen. Auch eine Fahrt mit den per Kurbel angetriebenen Holzkarussells oder der Kletter-Heurekabahn sorgen für Spaß und Abwechslung. Wer nichts kaufen möchte, der kann einfach über die Ostermesse bummeln und das bunte Treiben bestaunen. Ein tägliches abwechslungsreiches Bühnenprogramm rundet die bis Ostermontag andauernde Veranstaltung ab. Der vom Marktamt der Stadt Leipzig organisierte und auf dem Nordflügel des Marktes in das Marktgeschehen integrierte „Kleine Ostermarkt“ präsentiert österliches Kunsthandwerk. 

Stand: 17.12.2023

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Historisches Bildmaterial - Historische Ostermesse

Gohlis

Ortsteile: Gohlis-Mitte, Gohlis-Süd, Gohlis-Nord

Der im 7. Jahrhundert von sorbischen Siedlern als Gassendorf angelegte Ort entwickelte sich erst Ende des 19. Jahrhunderts und nach der Eingemeindung nach Leipzig im Jahr 1890 vom Dorf zum dicht besiedelten Stadtteil. Heute ist Gohlis durch zahlreiche Bauten aus der Gründerzeit, dem Jugendstil sowie dem Stil der 1920er Jahre geprägt und zählt zu den bevölkerungsreichsten Stadtteilen Leipzigs. Hier befinden sich unter anderen das Schillerhaus, das Gohliser Schlösschen und die Gosenschenke „Ohne Bedenken“

Vom Gassendorf zum gehobenen Wohnviertel


„Wem’s zu wohl ist, der geht nach Gohlis.“ Die Geschichte von Leipzigs gehobenem Wohnviertel im Norden der Stadt reicht bis ins 7. Jahrhundert zurück, als das Dorf Gohlis vermutlich von sorbischen Siedlern als Gassendorf angelegt wurde. Sein früherer slawischer Ortsname „Goluz“, was auf altsorbisch „goly“ so viel wie kahl bzw. öde bedeutet, könnte als Bezug auf die waldfreie Umgebung verstanden werden. Um das Jahr 1.000 ließen sich in dem Ort flämische Siedler nieder. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Gohlis im Jahr 1317. Seine Lage auf einer saalezeitlichen Terrasse oberhalb der Elsteraue bot dem Ort Schutz vor Überschwemmungen. Während der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts wurde dem Ritter
Johannes Porczik das Dorf mitsamt seiner Mühle als Lehen vermacht, bevor 1349 der böhmische Ritter Otto Pflugk vom Markgrafen mit dem Dorf belehnt wurde. Im Jahr 1659 gelangte Gohlis in den bürgerlichen Besitz des Medizinprofessors Michael Horn. 1720 wurde der Leipziger Jurist Lüder Mencke zwischenzeitlich neuer Eigentümer. 

Bis ins frühe 19. Jahrhundert bestand Gohlis aus einer einzigen langen Straße, entlang der 40 bis 50 Bauernhöfe angesiedelt waren. Im Jahr 1834 zählte das Dorf 629 Einwohner. Heute lässt sich von der ursprünglich dörflichen Bausubstanz nur noch im bogenförmigen Verlauf der Menckestraße, welcher den Terrassenrand nachbildet, der alte Ortsgrundriss erahnen. Auf mittlerer Höhe der Straße schließt die Menckestraße eine Grünfläche, den einstigen Gohliser Anger, ein. Dieser teilte das Dorf ursprünglich in ein Unterdorf im Westen und ein Oberdorf im Osten. Am Ortsrand auf Höhe der heutigen Platnerstraße gab es damals einen zweiten Siedlungskern mit Schmiede und Gohliser Mühle, in der sich heute unter anderem das Münsters. Restaurant-Bar-Biergarten befindet. Ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts verlor das Dorf durch die vereinzelte Entstehung von Landhäusern allmählich seinen rein agrarischen Charakter. Als prächtigste der bürgerlichen Sommerresidenzen gilt das 1755/56 errichtete Gohliser Schlösschen. Seinem damaligen Eigentümer Johann Gottlob Böhme war es zu verdanken, dass man auf dem von ihm angelegten Dammweg trockenen Fußes vom Rosental kommend entlang der Parthe und des Pleißemühlgrabens ins Dorf Gohlis flanieren konnte. Zu dieser Zeit entwickelte sich Gohlis zu einem immer beliebter werdenden Ausflugsziel für Leipzigs Bürger. Das sächsische Militär verhinderte lange Zeit die Verschmelzung von Leipzig und Gohlis und hemmte somit die städtebauliche Entwicklung, da große Areale in der Nordvorstadt als Kasernengelände und Exerzierplatz genutzt wurden, darunter die Theodor-Körner-Kaserne, die am 30. September 2007 durch die Bundeswehr aufgegeben wurde. Anschließend wurde das Areal von einem Immobilienentwickler zum Wohnquartier „Sieben-grün“ umgestaltet. Bereits im Jahr 1992 war die Sowjetarmee aus Leipzig abgezogen und räumte auch die von ihr genutzten Gebäude an der Olbrichtstraße.

Gohlis‘ architektonisches Aushängeschild von Jugendstil bis Gründerzeit


Mit Überschreitung der 5.000-Einwohner-Schwelle und nach Loslösung vom Stadtteil
Eutritzsch erhielt Gohlis eine eigene Kirche, die am 31. Oktober 1873 eingeweihte Friedenskirche. Nach der Eingemeindung von Gohlis nach Leipzig im Jahr 1890 und das Heranwachsen des Ortes auf fast 20.000 Einwohner, blieb das Gebiet auch weiterhin überwiegend unbebaut. Entlang der wichtigsten Gohliser Wachstumsachse, der Chaussee nach Schkeuditz und Halle, siedelten sich Großbetriebe wie 1972 die Gohliser Actien-Brauerei an. Im Jahr 1881 ließ sich auch der Erfinder des deutschen Drahtseilbahnsystems, Adolf Bleichert, mit seiner Firma, den Bleichert-Werken, an der Chaussee nieder und ließ in der Lützowstraße 19 im Jahr 1890/91 die Villa Bleichert – das heutige Heinrich-Budde-Haus – errichten. Die Industrialisierung wirkte sich wenig auf das Gohliser Stadtbild aus, welches äußerlich auch weiterhin von kleineren und mittleren Betrieben geprägt war. Nach 1890 entwickelte sich der Stadtteil rasant zur Großstadt: Nördlich der Eisenbahn entstand das Gebiet „Neu-Gohlis“ und es entstanden neue Wohngebiete wie das Französische Viertel. Durch die Ansiedlung des Militärs im Nordwesten wurden neben zahlreichen Kasernen auch neue Wohngebiete erbaut. Die höchste Bevölkerungszahl verzeichnete Gohlis zu Beginn der 1930er Jahre mit rund 55.000 Einwohnern. Während des Zweiten Weltkriegs blieb Gohlis, abgesehen von einzelnen zerstörten Wohnquartieren und Straßenzügen, von größeren Zerstörungen bewahrt, so dass das Stadtbild, insbesondere im Bereich Gohlis-Süd, heute von prächtigen Villen und geschlossenen Mietshauszeilen aus der Gründerzeit und den 1920er Jahren geprägt ist. In Gohlis befinden sich mehr als 1.100 Wohnhäuser aus der Zeit vor 1918, davon etwa 700 Objekte im Teil Gohlis-Süd. Hinzu kommen rund 1.160 Wohngebäude aus der Zwischenkriegszeit. Im Ortsteil Gohlis-Nord entstanden um 1900 repräsentative Villenviertel, darunter die denkmalgeschützte Krochsiedlung sowie zahlreiche Kleingartenanlagen. 

Dank der umfangreichen Restaurierung baufälliger Altbauten und der Bebauung kriegsbedingter Brachflächen in den letzten Jahrzehnten sind im Gohliser Stadtbild kaum unbebaute Flächen oder unsanierte Gebäude zu finden. Im Zuge der Deindustrialisierung nach 1990 erfolgte der Abriss alter Industriebauten und deren Umbau zu Wohnungen. Die ehemaligen Kasernen wurden nach Rückzug des Militärs in Wohnquartiere umfunktioniert. Die Attraktivität des Wohnstandortes spiegelt sich auch im Anstieg der Bevölkerungszahl in Gohlis wider. Diese erhöhte sich allein seit dem Jahr 2000 um mehr als ein Drittel, in Gohlis-Süd sogar um ca. 50 Prozent. In den drei Ortsteilen Gohlis-Nord, Gohlis-Mitte und Gohlis-Süd mit einer Fläche von 530 Hektar lebten allein im Jahr 2016 über 43.000 Einwohner, was mehr als in jedem anderen Leipziger Stadtteil sind.

Kalte Gose und Besuch im Schillerhaus


Der Stadtteil Gohlis beherbergt wichtige Leipziger Sehenswürdigkeiten, darunter das Schillerhaus in der Menckestraße 42. Dabei handelt es sich um Deutschlands älteste Literaturgedenkstätte und Außenstelle des
Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig. Das Schillerhaus diente Friedrich Schiller 1785 als Sommerquartier. Hier verfasste er außerdem seine weltberühmte „Ode an die Freude“. Unweit des Schillerhauses befindet sich das Gohliser Schlösschen. Das Kleinod der sächsischen Kulturgeschichte wurde 1755/56 von Johann Caspar Richter als Sommerpalais erbaut. Nur etwa hundert Meter vom Gohliser Schlösschen entfernt liegt die Gosenschenke „Ohne Bedenken“, die einzige noch existierende Gosenschenke, deren Name von der Bierspezialität Gose stammt. Diese wird heute unter anderem in der Gosenschenke gebraut und ausgeschenkt. 

Übrigens: Der Spruch „Wem nicht wohl ist, der geh’ nach Gohlis!“ wird Johann Wolfgang Goethe zugeschrieben, der 1765 nach Leipzig kam, um an der Universität zu studieren. Der Volksmund änderte den Reim im Laufe der Zeit in „Wem`s zu wohl ist, der geht nach Gohlis“ und drückte damit aus, dass sich nur Besserverdienende ein Leben nahe der Stadt mit frischer Landluft und repräsentativen Gärten leisten konnten.

Stand: 17.12.2023

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Historisches Bildmaterial - Gohlis

Drallewatsch – Kneipenmeile

Barfußgässchen sowie u.a. Richard-Wagner-Platz, Kleine Fleischergasse, Klostergasse, Thomaskirchhof, Lotterstraße, Burgplatz | Ortsteil: Zentrum

Der Drallewatsch ist eine innerstädtische Gastronomiemeile mit ca. 30 Lokalitäten zwischen Richard-Wagner-Platz und Neuem Rathaus. Die Bezeichnung wurde 1996 durch die Gründung des gleichnamigen Vereins von einem Dutzend Leipziger Gastronomen eingeführt. Ziel war die Vermarktung der Vielfalt der Innenstadt-Lokale. Der Drallewatsch weist heute die höchste Kneipendichte Leipzigs auf. Die Kneipenmeile ist zwar in der Innenstadt auf Wegweisern ausgeschildert, die Leipziger verwenden den Begriff Drallewatsch aber nur noch selten.

Pilgerzug durch Leipzigs gastronomische Szene


Die Stadt Leipzig, die seit ihrer Gründung von durchziehenden Händlern und damit von ihrer Wirtlichkeit lebte, fand beizeiten ein besonderes Verhältnis zur Gastlichkeit. Leipzigs Wirtshausszene blickt auf eine lange Historie mit zahlreichen berühmten Persönlichkeiten zurück, die in den urigen Kneipen regelmäßig einzukehren pflegten. Das Nachtleben auf den Kneipenmeilen der Stadt ist in Ostdeutschland in dieser Form wohl einmalig. Insbesondere im Stadtzentrum und in der
Karl-Liebknecht-Straße entwickelten sich größere Kneipenmeilen. Bei der Bezeichnung Drallewatsch handelt es sich um eine ursächsische Umschreibung für ausgehen, sich mit Freunden amüsieren, etwas erleben und von Kneipe zu Kneipe ziehen.

Für den Namen entschieden sich innerhalb eines Preisausschreibens 1996 die Leser der Leipziger Volkszeitung.Von den Einheimischen wird der Name Drallewatsch inzwischen eher weniger verwendet. Sie sprechen meist vom Barfußgässchen oder dem „Bermudadreieck“. Doch egal welcher Name verwendet wird – im Areal rund um das Barfußgässchen laden rund 30 urige Kneipen, Szene-Treffs und historische Wirtshäuser zu einem ausgedehnten Bummel ein. Hier kann man das Flair der quirligen Handelsstadt und das pulsierende Nachtleben erleben.

Gegründet wurde die Kneipenmeile Drallewatsch unter Führung der Industrie- und Handelskammer zu Leipzig (IHK). Am 4. Juni 1996 fand sich im Restaurant Zills Tunnel eine Gastronomen-Runde von einem Dutzend Mitgliedern zusammen, welche nach intensiver Beratung den Beschluss zur Gründung eines eingetragenen Vereins fasste, der im Herzen der Leipziger Innenstadt eine Kneipenmeile entstehen lassen sollte. Grundüberlegung war es, ausgehend vom Richard-Wagner-Platz über die Große Fleischergasse, den Thomaskirchhof, die Burgstraße bis hin zum Burgplatz eine Bummelmeile zu etablieren. Dieses mit unterschiedlichen gastronomischen Einrichtungen bereits dicht besiedelte Areal sollte als Ausgangspunkt für eine gezielte Weiterentwicklung dieser Straßen und Plätze genutzt werden. Viele der zuvor entstandenen historischen Gaststätten, darunterdas Gasthaus Barthels Hof, Thüringer Hof und Ratskeller, befinden sich in den angrenzenden Straßen des historischen Marktes, welcher oft Ausgangspunkt für Streifzüge durch die Leipziger Innenstadt ist. Mit der Gastronomie-Meile verfolgte der Verein die Absicht, die lokale Vielfalt an sächsischen Restaurants, Bars und Kneipen touristisch zu vermarkten, gemeinsame Aktionen zu organisieren sowie den Standort auch jenseits von Geschäftszonen und ohne Laufpublikum bekannt zu machen. Trotz des bestehenden Wettbewerbs zwischen den Gastronomen des neu gegründeten Vereins sollte das gemeinsame Ziel darin bestehen, möglichst viele Gäste in die Lokale zu locken. Angesichts der prekären Lage Ende der 1990er Jahre in der Gastronomie in Form von zahlreichen Neueröffnungen und gleichzeitigem Umsatzrückgang wollten die Anlieger der Bummelmeile ihren Standort gemeinsam vermarkten sowie die Wettbewerbschancen verbessern. Die Vereinsmitglieder wurden 1998 vom Bundeswirtschaftsministerium für ihre „beispielhafte Einbeziehung der Gastronomie“ in die Innenstadt-Belebung ausgezeichnet.

Vielfalt erleben: Zwischen urigen Gasthäusern und modernen Bars


Bei einem Bummel über den Drallewatsch kann man die Atmosphäre der lebendigen Wirtshausszene erleben und einen Abstecher in deren Historie machen. Der Drallewatsch beginnt am Richard-Wagner-Platz, wo sich einst die Weinstube
Zur Neuberin in einem Fachwerkhaus aus dem 15. Jahrhundert befand und an Leipzigs Theatertradition erinnerte. Die Prinzipalin Friederike Caroline Neuber, eine Bekannte Johann Christoph Gottscheds, verbannte hier im Jahre 1737 mit ihrer Wandertruppe in einem allegorischen Spiel den Hanswurst von der deutschen Schauspielbühne. Wenig später brachte sie in Leipzig einige Stücke des damals ebenfalls oftmals hier verkehrenden Gotthold Ephraim Lessing zur Uraufführung. Die Gasthaus-Tradition wird fortgesetzt. Heute lädt am historischen Ort Wagners Restaurant und Weinwirtschaft zum Verweilen und Genießen ein.

Auch Europas zweitältestes Kaffeehaus Zum Arabischen Coffe Baum an der Ecke zur Kleinen Fleischergasse, ist ein Besuchermagnet auf dem Drallewatsch. In dem barocken Gebäude wurde erstmals 1694 Kaffee ausgeschenkt. Das Lokal erfreute sich stets der besonderen Zuneigung zahlreicher Geistesgrößen: August der Starke kehrte bei seinen Messe-Besuchen gern ein, Johann Sebastian Bach gedachte hier seiner Kaffeekantate und Johann Wolfgang Goethe, E.T.A Hoffmann, Richard Wagner und viele weitere Künstler und Literaten pflegten sich hier zu treffen und einen Kaffee oder hochgeistige Getränke einzunehmen. Ab 1833 traf sich Robert Schumann in dem Haus mit seinen Freunden regelmäßig zum Stammtisch. Auf dem Platz vor dem Kaffeehaus befindet sich der von Max Lange geschaffene Lipsia-Brunnen, auch Putten-Brunnen genannt.

Der Barthels Hof zeichnet sich durch sein besonderes Flair des einzigen original erhaltenen Durchgang-Messehofes der Stadt aus. Das dort befindliche Gastaus Barthels Hof zieht mit seinen Gaststuben „Tollhardts Zechgewölbe“, „Barthels Weinschenke“, „Webers Speisestube“ und dem idyllischen Innenhof zahlreiche Gäste an. Während hier zuvor Kaufleute und Kutscher zechten, wurde das Lokal später Treff für berühmte Professoren und Studenten ihrer Zeit. Auch die historische Gaststätte Zills Tunnel steht mit seinen rustikalen Gesellschaftsräumen mit alten Stadtansichten im Gründerzeitambiente für echte sächsische Gemütlichkeit. Hier saß einst der Komponist Karl Zöllner und dichtete sein bekanntestes Lied „Das Wandern ist des Müllers Lust“. Bereits im Jahr 1785 befand sich hier im Barfußgässchen ein Bierausschank. Im Thüringer Hof in der Burgstraße, dessen Wurzeln bis ins Jahr 1454 zurückreichen, pflegte seinerzeit  bereits Martin Luther zu speisen. Neben den altbekannten Gasthäusern haben sich rund um den Drallewatsch verschiedene Kneipen, Bars und Cafés aller Couleur angesiedelt. In den Sommermonaten sind die Freisitze vor den Lokalitäten, insbesondere im Barfußgässchen, brechend gefüllt mit Touristen, Studenten, Geschäftsleuten und Einheimischen gleichermaßen. Die direkt am Markt gelegene Kultbar SPIZZ zählt seit 1996 zu den meistbesuchtesten Bars der Stadt. Hier finden im SPIZZ-Keller wöchentlich verschiedene Events und Konzerte statt.

Neben den Gastronomie-Betrieben befinden sich auf der Gastronomiemeile auch namhafte Kultureinrichtungen wie das Bach-Museum und das Sächsische Apothekenmuseum auf dem Thomaskirchhof oder das Central Kabarett im König-Albert-Haus auf dem Markt. Einmal im Jahr verwandelt sich die Leipziger Innenstadt beim Kneipenfestival Honky Tonk für eine Nacht zum „längsten Tresen Europas“. Bei dem musikalischen Stadtevent treten in mehreren Lokalitäten zeitgleich Künstler verschiedener musikalischer Genres von Jazz, Hip Hop, Rock’n’Roll und Hardrock bis Swing, Country und Folk auf und sorgen mit ihrer Live-Musik für Festivalatmosphäre.

Stand: 17.12.2023

Bildergalerie - Drallewatsch – Kneipenmeile

Apothekergarten

Linnéstraße 1 / Friedenspark | Ortsteil: Zentrum-Südost

Bei dem im Friedenspark gelegenen und am 1. Juni 2001 wiedereröffneten Apothekergarten der Universität Leipzig handelt es sich um den ältesten Apothekergarten Deutschlands. Dieser entstand aus einem im Jahr 1542 gegründeten „Hortus medicus“, einem Heilpflanzen- und Apothekergarten. Heute beherbergt er auf ca. 3.000 Quadratmetern über 300 Heil-, Gift- und Gewürzpflanzen. Der Apothekergarten dient vorrangig der Ausbildung von Studenten sowie der Weiterbildung von interessierten Apothekern, Biologen und Ärzten und ist öffentlich zugänglich.

Am Anfang war der Klostergarten: Deutschlands ältester Apothekergarten entsteht


Bei dem Friedenspark im Osten Leipzigs handelt es sich um eine grüne Oase der Ruhe nahe dem Zentrum der Messestadt. Am Rande des Parks gelegen entstanden zu Beginn der 2000er Jahre mit dem Duft- und Tastgarten und dem Apothekergarten zwei gegenüberliegende Sonderanlagen, die zum Botanischen Garten der Universität Leipzig gehören.

Die Entstehung von Deutschlands ältestem Apothekergarten reicht knapp 500 Jahre zurück. Bereits zu Gründungszeiten der Universität Leipzig um das Jahr 1409 sollen Mönche im Klostergarten Heilpflanzen kultiviert und an die noch heute existierende Löwen Apotheke geliefert haben. Der Apothekergarten wurde als sogenannter „Hortus medicus“ im Jahr 1542 gegründet. Als der Klostergarten des Dominikanerklosters St. Pauli Mitte des 16. Jahrhunderts der Universität Leipzig übertragen wurde, ging aus ihm der Botanische Garten als einer der ersten seiner Art weltweit hervor. Seit 1890 befindet sich der Apothekergarten am Rande des Friedensparks. In den darauffolgenden Jahrzehnten konnte sich die Grünanlage nicht immer uneingeschränkter Aufmerksamkeit erfreuen und wurde zum Teil über 30 Jahre nicht gepflegt. Um die Jahrtausendwende investierten die Stadt Leipzig sowie die Universität Leipzig rund 1,2 Millionen Mark in die Wiedereröffnung des Apothekergartens am 1. Juni 2001. Die Hälfte der Kosten wurde durch eine Spende des Kölner Pharma-Unternehmens Madaus AG getragen, welches durch die Herstellung von Arzneimitteln aus Pflanzen bekannt wurde. Die Bereitstellung des Grundstücks sowie die Bauplanung übernahm die Stadt Leipzig.

Noch heute erfüllt der nach historischem Vorbild angelegte Apothekergarten die gleiche Aufgabe wie vor 500 Jahren in Form der Vermittlung von Wissen über Heil- und Giftpflanzen für angehende Biologen, Mediziner und Apotheker.

Matestrauch, Sonnenhut und Tollkirsche: Von ätherisch bis hochgiftig


Umgrenzt von einer Eibenhecke und unter hohen Bäumen gelegen, beherbergt der Apothekergarten auf rund 3.000 Quadratmetern Fläche über 300 Heil-, Gift- und Gewürzpflanzen. Die Auswahl der Pflanzen erfolgte nach neuester pharmazeutischer Literatur, Inhaltsstoffen, Giftigkeitsskalen und Wirkungsprinzipien. Gezeigt werden neben den meisten der heute gebräuchlichen und systematisch nach ihrer Wirkung angeordneten Arzneipflanzen auch anerkannte Pflanzendrogen, Giftpflanzen und historisch interessante Arten. Bei der Konzeption der Grünanlage wurde Wert auf die Eingliederung des Apothekergartens in die Leipziger Tradition der Gartenkunst sowie die historischen Vorbilder gelegt. Dazu zählt u.a. die Verwendung von altdeutschen Bezeichnungen im historischen Teil der Grünanlage. Analog zu den damaligen Arzneigärten, den „Horti medici“, ist der Apothekergarten streng formal strukturiert.

Bereits beim Betreten des Gartens erfährt der Besucher auf Schautafeln Wissenswertes zu den Themen Pharmazeutik und Botanik. Im historischen Abschnitt der Anlage befinden sich diverse, bereits vor 450 Jahren in Mitteldeutschland kultivierte Nahrungs-, Arznei- und Zierpflanzen. Neben dem entsprechenden botanischen Namen ist auf einem kleinen Pflanzenschild ebenfalls die historische Bezeichnung angegeben. Formal sind die Beete um einen mittigen Brunnen angeordnet, welcher optisch an einen Blütenkelch erinnert. Letzterer versorgt einen schmalen, in Stein eingefassten Kanal mit Wasser.

Zwei Beete im Apothekergarten beherbergen diverse Giftpflanzen, darunter Schöllkraut, Pfingstrosen und Tollkirschen. Chemisch verwandte Wirkstoffgruppen der Pflanzen befinden sich meist in direkter Nachbarschaft zueinander. Auch das Gefälle der Wirkungsintensität wurde bei der Anordnung der Pflanzen berücksichtigt. So beherbergt der hintere Beetbereich Exemplare mit einem hohen Giftanteil, welcher in Richtung des vorderen Beetbereichs abnimmt. Der benachbarte Gartenteil zeigt eine Auswahl gebräuchlicher, in der modernen Pflanzenheilkunde eingesetzter Arzneipflanzen mit Hinweisen zu den jeweiligen therapeutischen Anwendungsgebieten. Die Anordnung der Pflanzen folgt deren medizinisch relevanten und chemischen Hauptwirkstoffen, darunter Bitterstoffe, Herzglykosiden, ätherische Öle und Gerbstoffe. Dazu zählen etwa Sonnenhut, Schwertlilien, Huflattich, Farn, Matestrauch oder Mariendistel. Auf Schildern an den Beeten und Tafeln an den Wegrändern erfährt der Besucher mehr zum Vorkommen, Anwendungsbereichen, Wirkweisen und Inhaltsstoffen der Pflanzen. 

Neben der Vermittlung von Wissen für Besucher mit und ohne Fachhintergrund ist der Apothekergarten auch ein Ort der Ruhe und Entspannung. Zu beiden Seiten des Weges befinden sich Bänke, welche zum Verweilen einladen.

Stand: 29.11.2023

Bildergalerie - Apothekergarten

Historisches Bildmaterial - Apothekergarten

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