Universität Leipzig

Augustusplatz 10 | Ortsteil: Zentrum

Die 1409 als Alma Mater Lipsiensis gegründete Universität Leipzig ist die zweitälteste ohne Unterbrechung betriebene Universität Deutschlands. Bestehend aus 14 Fakultäten und 149 angebotenen Studiengängen beherbergt sie rund 31.000 Studenten, darunter etwa 3.000 ausländische Kommilitonen aus 130 Ländern. Ihr heutiges Erscheinungsbild im Stil der zeitgenössischen Moderne geht auf die Umgestaltung ab 2004 nach Entwürfen des niederländischen Architekten Erick van Egeraat zurück.

Intellektuelles Asyl für die Prager Elite in Leipzig


Die Gründung der Universität Leipzig reicht bis ins frühe 15. Jahrhundert zurück. Sie ist eng mit der Geschichte der Prager Karls-Universität verbunden, an welcher zahlreiche deutsche Studenten immatrikuliert waren. Die Studenten, Professoren und Magister hatten sich dort gemäß ihren Herkunftsländern zu vier Nationen – der böhmischen, der bayerischen, der polnischen und der sächsischen – zusammengeschlossen. Die Landmannschaften wählten in einer festgelegten Abfolge ihren Rektor. Im Zuge politischer, sozialer und religiöser Konflikte veranlasste der amtierende deutsche König
Wenzel IV. im Kuttenberger Dekret vom 18. Januar 1409 eine einseitige Änderung des Stimmrechts in den Gremien der Universität zugunsten der böhmischen Universitätsnation. Aus Protest gegen die Bevorzugung der böhmischen Nation und den Verlust ihrer Privilegien kündigten die anderen drei Nationen ihre Mitgliedschaft an der Universität Prag. Der Leipziger Landesherr Markgraf Friedrich IV. bot ihnen intellektuelles Asyl im wettinischen Leipzig. Durch die Anwesenheit der geistigen Elite Deutschlands sah er die Chance zur Gründung einer eigenen Universität. Der Lehrbetrieb wurde bereits im Juli 1409 in einem vom Rat der Stadt zur Verfügung gestellten Gebäude provisorisch aufgenommen. Am 9. September 1409 erteilte der neu gewählte Papst Alexander V. schließlich die Zustimmung für die Gründung der Alma Mater Lipsiensis. Die Universität Leipzig übernahm die bereits in Prag und anderen deutschen Universitäten gängige Gliederung in Nationen und ergänzte diese um eine meißnerische Landmannschaft. Am 2. Dezember 1409 fand im Refektorium des Thomasklosters eine feierliche Zeremonie zur Universitätsgründung statt. Noch am gleichen Tag wurde der Schlesier Johann Otto von Münsterberg zum Rektor gewählt. Der Bischof von Merseburg, Nikolaus Lubich, stärkte als Kanzler und Konservator die universitäre Eigenständigkeit.

1409/1410 gehörten der Universität Leipzig 369 Studenten und 43 Hochschullehrer an. Die Gründung erstreckte sich über die klassischen Fakultäten Theologie, Medizin und Jurisprudenz, hinzu kam der Fachbereich Artistik, darunter die „Sieben freien Künste“ Rhetorik, Grammatik, Dialektik, Geometrie, Arithmetik, Astronomie und Musik. Für den Lehrbetrieb standen zwei Gebäude aus landesherrlichem Besitz zur Verfügung: das „Große Kolleg“ in der heutigen Goethe-/Ritterstraße sowie das „Kleine Kolleg“ in der Schlossgasse bei der einstigen Pleißenburg, dem heutigen Neuen Rathaus. Aus Platzmangel wurden auch die Thomaskirche und die Nikolaikirche als Unterrichtsstätten genutzt. Die Alma Mater finanzierte sich neben kirchlichen Schenkungen sowie landesherrlichen und städtischen Zuwendungen durch Steuern und Naturalien aus universitätseigenen Dörfern. Die Mehrheit der Magister verdiente ihren Unterhalt durch Studiengebühren, wobei die zwölf Magister des Großen Kollegs vom Landesherrn ein jährliches Gehalt von 30 Gulden bezogen. Die Studenten wohnten zunächst in angemieteten Unterkünften ihrer Magister oder in unter Aufsicht der verantwortlichen Lehrkräfte stehenden Wohnheimen.

Bildungsoffensive und Erweiterung der Universität


Allein im Gründungsjahr stellten die Studenten knapp elf Prozent der Gesamtbevölkerung Leipzigs dar. Da die Universität die Finanzkraft der Stadt erheblich steigerte, wurde diese durch Verleihung von akademischen Privilegien und die Befreiung von städtischen Abgaben bereits unmittelbar nach ihrer Gründung vom Rat der Stadt beworben. Die Studenten profitierten durch den steuerfreien Ausschank einer beachtlichen Menge Bier und durften ihre Unterkünfte auch privat vermieten. Durch die Berufung des Mediziners
Nikolaus Schulte als ersten Universitätsangehörigen in den Leipziger Rat stärkten die Stadtväter 1435 auch intellektuell ihre Reihen. Herzog Moritz von Sachsen beschloss am 26. Mai 1542 einen jährlichen Zuschuss an die Alma Mater von 2.000 Gulden. 

Im Zuge der Reformation wurde die Universität 1539/40 auf Initiative des amtierenden Rektors Caspar Borner umfassend umgestaltet: Fächer wurden spezialisiert, Lehrinhalte und -methoden modernisiert und neue Disziplinen eingeführt. Auf Weisung von Herzog Moritz wurde der Universitäts-Ausbau vorangetrieben. Der Universität Leipzig wurden fünf Dörfer aus dem ehemaligen Besitz des Thomasklosters übertragen. Sie erhielt neben finanziellen Mitteln wertvolle Bibliotheksbestände. Zur wertvollsten Errungenschaft zählte die Übereignung der Liegenschaften des säkularisierten Dominikanerklosters St. Pauli am Grimmaischen Tor am 22. April 1544. Auf dem Klostergelände entstanden Unterkünfte für Studenten sowie Professoren. Es stand auch genügend Platz für die Hörsäle der Fakultäten und die Bibliothek zur Verfügung. Nach ihrer äußeren und inneren Neugestaltung erlebte die Universität in Mitte des 16. Jahrhunderts einen Aufschwung. Dank der Reformierung der Lehrinhalte durch den Rektor Joachim Camerarius stieg die Zahl der Studenten sprunghaft an und es entstand eine der größten und modernsten Universitäten Deutschlands.

Von der Alma Mater zur Karl-Marx-Universität der DDR-Moderne


Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Universität Leipzig zum Zentrum der geistigen Elite in Mitteldeutschland. Zu ihren berühmt gewordenen Studenten zählten unter anderem
Johann Wolfgang Goethe, Gottfried Wilhelm Leibnitz, Gotthold Ephraim Lessing, Robert Schumann, Richard Wagner und Friedrich Nietzsche.

Ab 1830 erfolgte eine bauliche Expansion der Universität. Nach Plänen von Karl Friedrich Schinkel und Albert Geutebrück entstand 1836 das nach König Friedrich August benannte Augusteum im schlichten, klassizistischen Stil. Im Zuge der Neugestaltung des Universitätskomplexes am Augustusplatz von 1892 bis 1897 nach Plänen von Arwed Rossbach wurde auch das Augusteum im Stil der Neorenaissance umgestaltet. Aufgrund der stetig wachsenden Studentenzahl erwies sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Unterbringung aller universitären Bereiche am innerstädtischen Standort nicht länger möglich. Folglich wurden die medizinischen und naturwissenschaftlichen Bereiche entlang der Liebigstraße sowie an der Johannisallee angesiedelt. Die Universitätsbibliothek fand in der Beethovenstraße ihren neuen Standort.

In den Kriegsjahren 1943 bis 1945 wurden ca. 60 Prozent der Bausubstanz der Alma Mater zerstört. In den Plänen des SED-Regimes zur städtischen Umgestaltung im sozialistischen Stil spielte auch der Wiederaufbau der 1953 in Karl-Marx-Universität umbenannten Bildungseinrichtung eine wichtige Rolle. In diesem Zuge wurden die im Krieg beinahe unbeschädigt gebliebene Universitätskirche St. Pauli sowie das teilweise zerstörte Augusteum auf Anweisung von Walter Ulbricht am 30. Mai 1968 gesprengt. Zwischen 1968 und 1975 entstand nach Plänen von Hermann Henselmann ein neuer Campus in Form eines um einen Innenhof gruppierten Neubaukomplexes mit Hörsaal- und Seminargebäude, Hauptgebäude und Mensa. Das ebenfalls von 1968 bis 1972 neu erbaute City-Hochhaus im Stil der DDR-Moderne diente der Universität bis 1994 als Sitz verschiedener Fakultäten und Sektionen und wird heute als modernes Bürohochhaus genutzt.

600 Jahre Geschichte im modernen Gewand


Die Neugestaltung des innerstädtischen Universitätskomplexes am Augustusplatz nach der politischen Wende 1989 war zunächst heftig umstritten und mündete in jahrelangen Diskussionen über den Umgang mit der DDR-Architektur. Nachdem die Entwürfe aus einem ersten Architekturwettbewerb abgelehnt wurden, entschied sich die Fachjury im Rahmen eines zweiten Wettbewerbs 2004 für den Entwurf des niederländischen Architekten Erick van Egeraat. Der neu konzipierte innerstädtische Campus setzt sich aus saniertem Seminargebäude, neu erbautem Institutionsgebäude mit Ladenzeile im Erdgeschoss, Hörsaalgebäude, Campusbibliothek und neuerbauter Mensa am Park gegenüber der Moritzbastei zusammen. Zahlreiche weitere Fakultäten befinden sich nach wie vor an mehreren Standorten in der Stadt verteilt. Zudem nahm Egeraat die alte Ansicht des Augusteums sowie der Universitätskirche wieder auf und interpretierte die historischen Bauten im modernen Antlitz neu. Insofern sollte beim Betrachten des Komplexes ein Wiedererkennungseffekt und eine optische Assoziation mit den verloren gegangenen Bauwerken ausgelöst werden. Anstelle der 1968 gesprengten Universitätskirche entstand zwischen 2007 und 2017 das Paulinum – Aula und Universitätskirche St. Pauli.

Das neue Augusteum wurde 2012 eröffnet und beherbergt als Hauptgebäude des Campus das Auditorium mit etwa 800 Sitzplätzen, die Fakultät für Informatik und Mathematik, eine Galerie und Büroräumlichkeiten. Das sogenannte Schinkeltor wurde als letztes erhaltenes Detail des alten Augusteums als Innenhofzugang zum Neuen Augusteum integriert und die fehlenden Musenfiguren auf der Balustrade durch den Leipziger Bildhauer Markus Gläser ergänzt. Im Innenhof der Universität, dem sogenannten „Leibnitzforum“, befindet sich heute das 1883 von Ernst Hähnel geschaffene Leibniz-Denkmal des einstigen Schülers der Universität, Gottfried Wilhelm Leibnitz, in Form einer Bronzestatue.

Stand: 10.02.2024

Unzeitgemäße Zeitgenossen – Bronzeplastik

Grimmaische Straße / östlicher Eingang | Ortsteil: Zentrum

Bei den „Unzeitgemäßen Zeitgenossen“ handelt es sich um eine von Bernd Göbel zwischen 1986 und 1989 geschaffene Bronzeplastik in der Grimmaischen Straße am Augustusplatz. Sie wurde am 14. November 1990 als Geschenk an die Stadt Leipzig der Öffentlichkeit vorgestellt. Platziert auf einem Balken, der optisch an einen Galgen erinnert, befinden sich fünf nackte Figuren. Jede verfügt über ein goldenes Detail als charakteristisches Erfolgsattribut. Das Denkmal verkörpert Kritik an den überholten Denk- und Verhaltensweisen seiner Entstehungszeit und fungiert zugleich als Gegendenkmal mit fünf Antihelden.

Göbels personifizierter Ärger oder: zeitlos zeitgemäße Zeitgenossen?


Vom Augustusplatz kommend markiert den östlichen Eingang der Grimmaischen Straße ein prominent platziertes Denkmal mit fünf unbekleideten Menschen auf einem Balken. Wer die Bronzeplastik interpretieren möchte, der sollte einen Schritt näher herantreten und sich etwas Zeit nehmen, denn die Entstehung dieser fünf Figuren ist ebenso spannend wie nicht mit bloßer Betrachtung zu erklären.

Das von Bernd Göbel zwischen 1986 und 1989 mit dem Titel „Unzeitgemäße Zeitgenossen“ geschaffene Denkmal bildet einen Stadtgestaltiker, eine Pädagogikerin, einen Diagnostiker, einen Kunsttheoretiker und eine Rationalisatikerin ab. Ausschlaggebend für die Ideenschöpfung war Göbels Ärgernis über fünf verschiedene Charaktere, die ihm im Laufe seines Lebens begegneten. Dass ein solcher Unmut ein energischer und zugleich ausdrucksstarker Auftraggeber sein kann, zeigt sich in der Entstehungsgeschichte der „Unzeitgemäßen Zeitgenossen“. 

Angefangen bei einer Pädagogin, die einen Schüler, Göbels Sohn, auf dem Kieker hatte, kurz: die Pädagogikerin. Göbels Ärgernis über den Umgang nahm alsbald im Jahr 1978 in seinem Atelier Gestalt in Form einer aus Gips geformten Pädagogikerin an, deren äußere Haltung ihre innere offenbarte. Einige Zeit später verschlug es Göbel wegen Unwohlsein zum Arzt, einem Diagnostiker, der lieber sich selbst zuhörte, anstatt auf den Herzschlag seines Patienten zu hören. Zu Göbels Verärgerung gesellt sich auch der Kunsttheoretiker, von Vorurteilen, mangelnder Selbstreflexion und einer opportunen Meinung geprägt, ebenso wie die Rationalisatikerin, die den Bürgern Amtsweisheit lehren will. Der letzte im Bunde ist der Stadtgestaltiker, welcher ohne Rücksicht auf die Historie Kirchen, Schlösser und Bürgerhäuser sprengt.

Alsbald versammelten sich die fünf Charaktere, die Bernd Göbel im Laufe der Zeit verärgert hatten, in seinem Atelier im halleschen Lettin. Der Bildhauer fasste den Entschluss, seinen gebündelten und personifizierten Unmut als „Unzeitgemäße Zeitgenossen“, auch „Beginn einer Reihe“, der Öffentlichkeit zu präsentieren. Das Denkmal wurde, wie von Göbel beabsichtigt, mittig am Eingang der Grimmaischen Straße vom Augustusplatz kommend platziert. Durch den prominenten Platz sollte das Kunstwerk einen Denkanstoß im belebten Stadtzentrum geben. Verstärkt wurde dies durch die Höhe des Balkens, dessen Oberkante sich auf nur 1,90 Metern Höhe befindet. Insofern können Passanten nicht problemlos darunter hindurch laufen – ein zwingender und zugleich unaufdringlicher Realismus.

Im Dezember 1988 wurden verschiedene Zitate, welche als Interpretationshilfen am Denkmal platziert werden sollten, dem Kulturverantwortlichen im Rat des Bezirks vorgelegt. Dazu zählten neben siebzehn aus Bernd Göbels Notizen stammenden auch elf weitere vom Kabarettisten Bernd-Lutz Lange. Wiederum sechs Sätze wurden wenig später nachgereicht. Die Entscheidung fiel schließlich im März 1989 auf dreizehn ausgewählte Zitate. Zu Beginn des Jahres 1990 erhielt die Leipziger Bronzebildgießerei T. Noack den Auftrag zur Umsetzung des Bronzegusses. Während der Besichtigung des fertig gestellten Werkes am 13. September 1990 wurde die letztliche Entscheidung für eine tatsächliche Aufstellung des Denkmals gefällt. Im Zusammenhang mit den veränderten gesellschaftlichen Verhältnissen nach dem Ende der DDR war zuletzt nicht sicher gewesen, ob die gesellschaftskritische und künstlerische Wirkung erhalten geblieben war. 

Bernd Göbels Bronzeplastik wurde schließlich als Geschenk an die Stadt Leipzig am 14. November 1990 der Öffentlichkeit vorgestellt. In der dazugehörenden Pressemitteilung hieß es: „Die Anwesenden würdigten das Kunstwerk als ein zeitgemäßes Denkmal voll bitterer Ironie und humanistischem Aufbegehren gegen Dogmatismus. Engstirnigkeit und menschenverachtende Selbstüberhebung, welches ein Jahr nach Beginn der Friedlichen Revolution sowohl jüngste und noch nicht bewältigte Geschichte reflektiert als auch ein Thema von bleibender Aktualität aufgreift.“

Denkanstoß inmitten der Fußgängerzone


Bei den „Unzeitgemäßen Zeitgenossen“ handelt es sich nicht um ein Monument des gesellschaftlichen Fortschritts mit Helden des sozialistischen Alltags, sondern, im Gegenteil, um ein Gegendenkmal mit fünf Antihelden, was die Stimmung zur Entstehungszeit widerspiegelte und zugleich Kritik übte. Platziert auf einem Balken, welcher optisch an einen Galgen erinnert, balancieren die fünf unbekleideten Personen unterschiedliche geometrische Körper und blicken in verschiedene Richtungen. Weiterhin besitzt jede Figur ein goldenes Detail als charakteristisches Erfolgsattribut. Der Stadtgestaltiker trägt einen Lorbeerkranz, der Diagnostiker ein Hörrohr, die Pädagogikerin einen Hammer und die Rationalisatikerin eine Säge, während den Diagnostiker goldene Ohren und Nase kennzeichnen. Mit der Hand am Zünder für den Sprengsatz und den Kopf in Richtung der ehemaligen Universitätskirche St. Pauli geneigt, führt er blind sein Zerstörungswerk aus. Diese Darstellung Göbels spielt auf ebenjene Sprengmeister an, welche die Kirche am 30. Mai 1968 grundlos in die Luft jagten. Die fünf Figuren sind sich der sich allmählich entwickelnden Veränderung ihrer Situation nicht bewusst und stecken von Reflexion in ihren überholten Denk- und Verhaltensweisen fest.

Auf dem senkrechten Balken gravierte Göbel Zitate von Johann Wolfgang Goethe und Bertolt Brecht ein, während auf dem Querbalken der deutsche Dramatiker Rolf Hochhuth zitiert wird: „Selbstverständlich darf man einem Prinzip das Leben opfern – doch nur das eigene“. Der Standpfeiler des Balkens ist umschlungen von mystischen Kreaturen mit Brettern und Seilen. Dies kann als Versuch interpretiert werden, die sich anbahnende Katastrophe in Form eines Zusammenbruchs zu verhindern.

Bernd Göbel war bis 2008 Professor der Bildhauerei an der Hochschule Burg Giebichenstein in Halle. Bis heute verfehlen seine „Unzeitgemäßen Zeitgenossen“ ihre Wirkung nicht. Viele Passanten bleiben in der der belebten Einkaufsmeile überrascht stehen und verweilen oder posieren vor dem skurrilen Denkmal. Es ist eine der meistfotografierten Attraktionen der Stadt Leipzig.

Stand: 26.01.2024

Bildergalerie - Unzeitgemäße Zeitgenossen – Bronzeplastik

Mückenschlösschen

Waldstraße 86 | Ortsteil: Zentrum-Nordwest

Das Mückenschlösschen befindet sich unmittelbar am Elstermühlgraben vor dem Rosental. Bei dem Namen handelt es sich um eine Anspielung auf den 1723 von August dem Starken geplanten Bau eines Lustschlosses an heutiger Stelle, welcher aufgrund der Mückenplage scheiterte. Das Mückenschlösschen wurde am 16. September 1892 von Gustav Strauss erbaut. Heute wird in der nach historischem Vorbild sanierten Gaststätte mit großzügigem Biergarten regionale, deutsche Küche angeboten. Die Veranstaltungsräume bieten eine authentische Kulisse für Events verschiedener Art.

Vom Lustschloss des starken Augusts zum Mückenschlösschen


Die Geschichte des Mückenschlösschens reicht bis ins frühe 18. Jahrhundert zurück. Genau an der heutigen Stelle des Mückenschlösschens an der Rosentalbrücke am Elstermühlgraben wollte der Kurfürst von Sachsen und König von Polen,
August der Starke, um 1723 ein Lustschloss erbauen lassen. Die Schneisen durch das Rosental waren für dieses Vorhaben bereits geschlagen. Aufgrund der vorherrschenden Mückenplage durch die sumpfige Umgebung bäumte sich das Pferd des Kurfürsten bei einem Besuch jedoch auf und er fiel herunter. Da die Schmach zu groß für ihn war, wich er – sehr zur Freude des Leipziger Stadtrates – von seinem Plan ab und das Schlösschen wurde nicht gebaut. 

Nach Erhalt der Baugenehmigung am 5. Juli 1890 für die Villa Oskar Linker vollendete der Architekt Gustav Strauss den entsprechenden Rohbau am 16. September 1892. Der 1895 unter dem Namen „Waldschlösschen“ eröffnete Gastronomiebetrieb wurde wenig später in Erinnerung an die Geschichte von August dem Starken in „Mückenschlösschen“ umbenannt. Nur vier Jahre nach der Eröffnung erfolgte im Februar 1898 bereits der erste Umbau in Form von zwei zusätzlichen Gästezimmern, einem Buffet-, Kaffee- und Billardzimmer. Im Jahr 1899 wurde der Kaufmann Johannes Meister neuer Eigentümer der Villa. Sein Plan eines Anbaus von Maschinenhaus, Pferdestall und Wirtschaftsgebäude wurde am 15. Juni 1990 von der „Königlichen Gewerbe Inspektion“ genehmigt, jedoch nie umgesetzt. Zwischen 1912 und 1921 wurde das Mückenschlösschen dreimal zwangsversteigert und ging am 23. Februar 1921 schließlich in den Besitz von J. Katzenellenbogen über. Aufgrund der Inflation musste die Villa 1923 schließen. Nach zahlreichen Besitzerwechseln wurde Arthur Beyerlein 1935 neuer Eigentümer des Geländes und nutzte dieses bis 1992 als Postkartenverlag. Ein Jahr später kaufte ein eng mit der Stadt verbundenes Ehepaar das Mückenschlösschen und ließ dieses nach historischen Vorlagen von 1890 von sächsischen Künstlern und Bauhandwerkern restaurieren. Am 1. August 1995 wurde das Gebäude von der Paulaner AG als Restaurant und Ausflugslokal übernommen und 1996 mit großem Biergarten direkt am Elstermühlgraben neu eröffnet. Im Jahr 2005 sanierten die neuen Pächter Josef Hutter und Henrik Dantz das Mückenschlösschen umfangreich. Sie bauten die zweite Etage aus und erweiterten das Lokal 2011 um drei zusätzliche Räume – Weinstube, Kaminzimmer und Rosentalsaal.

Sächsisch-bayerische Küche in historischer Kulisse


Das Mückenschlösschen zeichnet sich durch das authentische Ambiente nach historischem Vorbild aus. Insofern wird nicht nur für kulinarischen Genuss, sondern auch für ein entspanntes Verweilen der Gäste gesorgt. Im Erdgeschoss befindet sich das Restaurant mit kleinem gemütlichem Café sowie Bar und Tresen. Der großzügige Gastraum erinnert an das Ambiente, das vom einst wohlhabenden Bürgertum der Stadt genossen wurde. Er ist mit prachtvollen, original erhaltenen Kassettendecken und Wandvertäfelungen ausgestaltet. Die bei der Restaurierung wiederentdeckten floralen Wandbemalungen im Jugendstil vervollständigen gemeinsam mit der farblich dezent abgestimmten Einrichtung das historische Ambiente. Die Speisekarte des Mückenschlösschens umfasst größtenteils regional bodenständige Speisen mit aus Sachsen stammenden Erzeugnissen. Neben den à la carte Speisen, darunter Sächsische Kartoffelsuppe, gebratenes Zanderfilet und Flammkuchen, werden auch Getränke-Klassiker wie
Leipziger Allasch angeboten. Zum Angebot zählt zudem eine Auswahl an Fassbieren, darunter das Mückenschlösschen Spezialbier, Paulaner Premium Pils und Hefe naturtrüb. Als Traditionsgaststätte der Paulaner-Brauerei umfasst die Speisekarte auch bayerische Schmankerl, wie Gebratenen Leberkäse nach „Oberbayerischer Art“. Das Angebot wird außerdem um wechselnde saisonale Spezialitäten ergänzt. 

Entspannung mitten im Grünen bietet der großzügige, unmittelbar neben dem Elstermühlgraben gelegene Biergarten. Er wird um einen Holzspielplatz, einen hauseigenen Kräutergarten und eine historische Grotte ergänzt. In den Sommermonaten bietet sich auf dem Freisitz zudem die Möglichkeit, Grill-Partys ab 20 Personen zu veranstalten. Hierbei übernimmt das Mückenschlösschen das Einkaufen, Vorbereiten und Aufräumen, während die Gäste entspannt feiern und schlemmen können. 

Die Veranstaltungsräume des Mückenschlösschens bieten einen authentischen Rahmen für Events verschiedener Art, von Hochzeit über Firmenfeier bis Familienessen. Der Rosentalsaal bietet Platz für bis zu 100 Gäste, das Kaminzimmer und das Turmzimmer je bis zu 25 sowie die Weinstube bis zu 30. Die Buffetauswahl reicht von mediterran bis sächsisch. Der Veranstaltungskalender des Mückenschlösschens umfasst zudem auch verschiedene kulturelle Events, darunter Dinnershows, Theater und Kabarett. 

Stand: 10.01.2024

Bildergalerie - Mückenschlösschen

Historisches Bildmaterial - Mückenschlösschen

Moritzbastei

Kurt-Masur-Platz 1 | Ortsteil: Zentrum

Die Moritzbastei wurde von 1551 bis 1553 nach Plänen von Hieronymus Lotter als Wehranlage errichtet und nach dem Auftraggeber, dem Kurfürst Moritz von Sachsen, benannt. Sie ist der letzte erhaltene Teil der ehemaligen mittelalterlichen Stadtbefestigung. Nach der Zerstörung der Moritzbastei im Zweiten Weltkrieg wurde sie ab 1974 in mühevoller Handarbeit von 30.000 Helfern, darunter zahlreiche Leipziger Studenten wie die spätere Bundeskanzlerin  Angela Merkel, von Trümmerschutt befreit. Seit der Eröffnung 1982 gilt die Moritzbastei als größter Studentenclub Europas.

Von der spätmittelalterlichen Wehranlage zu Lagerraum und Arbeitsstätte


Die Moritzbastei ist Leipzigs bekanntestes Kulturzentrum, in dem historische Architektur und modernes Kulturleben miteinander verbunden sind. Sie befindet sich unmittelbar neben dem
Gewandhaus zu Leipzig gegenüber dem City-Hochhaus und der Universität Leipzig am Promenadenring und blickt auf fast 500 Jahre wechselvolle Geschichte zurück.

Während des Schmalkaldischen Krieges wurde Leipzig im Januar 1547 für 21 Tage lang belagert, aber nicht eingenommen. Dennoch erwies sich die 2,5 Kilometer lange Stadtbefestigung im Zuge des versuchten Angriffs und gegen die entwickelte Kriegstechnik als zu schwach. Aus diesem Grund ließ Kurfürst Moritz von Sachsen die Verteidigungslücke zwischen dem Peterstor und dem Grimmaischen Tor schließen und veranlasste anstelle des stark zerstörten Henkersturms den Bau einer massiven Henkersbastei als zukünftige Wehranlage in offener Fünfecksform mit vier Meter dicken und 15 Meter hohen Mauern. Besonders ausgedehnt wurden die Kasematten angelegt, die unterhalb der Bastei als beschussfester Raum für Soldaten und Material dienten. Mit dem Bau der Bastei sollte die bestehende Stadtbefestigung gestärkt und die Kontrolle des Vorfeldes der Stadt sichergestellt werden. 1.200 Bauern mussten die geplante Anlage in Fronarbeit errichten. Für die Beschaffung von Baumaterial wurden nach Beschluss der Stadtväter die Überreste des Nonnenklosters auf dem Petersberg abgetragen. Künftig sollte der Schutz der Stadt durch drei Bastionen gewährleistet werden: Die Ranstädter Bastei im Nordwesten, die Hallesche Bastei im Nordosten und die Henkersbastei an Stelle des zerstörten Henkersturms im Südosten. Mit der Leitung des Baus von 1551 bis 1553 wurde Hieronymus Lotter beauftragt. Durch seine gewissenhafte Arbeit erhielt der spätere Bürgermeister Leipzigs in der Folge weitere Großaufträge in der Stadt sowie in ganz Sachsen, darunter den Umbau des Alten Rathauses und die Bauleitung von Schloss Augustusburg bei Chemnitz. An der Spitze der im stumpfen Winkel zueinanderstehenden, abgeschrägten Seiten der Schildmauer wurde das Kurfürstlich-Sächsische Wappen angebracht, von dem der Bildhauer Markus Gläser im Auftrag des Denkmalschutzes 2011 eine Kopie anfertigte. Das verwitterte Original wird im Innern der Moritzbastei präsentiert. 1554 erhielt das massive Bauwerk zu Ehren von Kurfürst Moritz von Sachsen seinen heutigen Namen „Moritzbastei“.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde Leipzig zwischen 1618 und 1648 fünfmal belagert und beschossen. Da sich die Stadt bereits zu dieser Zeit zu einem bedeutenden Handels- und Messezentrum entwickelt hatte, war sie von kaiserlichen und schwedischen Truppen stark umkämpft. Die Stadtbefestigung geriet ab 1631 immer wieder unter Beschuss. Während des Siebenjährigen Krieges von 1756 bis 1763 wurde die Moritzbastei schwer beschädigt. Der Bastionenbau erwies sich als nutzlos, da Leipzig über die Schwachstellen im Mauerwerk zwischen den Basteien eingenommen wurde. Im Anschluss verlor die Moritzbastei ihre militärische Funktion und wurde zu einem Lager für Handelswaren und einer Arbeitsstätte für Buchdrucker, Glockengießer und Schwefelzieher umfunktioniert. Dank der Kasematten in Ziegelbauweise bot deren Tonnengewölbe Platz für Soldatenunterkünfte, die Lagerung von Ausrüstung, Waffen und Munition, während in der Gießerwerkstatt vor Ort Geschütze gegossen werden konnten. Auch ein Weinkeller wurde angelegt.

Vom Schuttberg aus Trümmern zu Europas größtem Studentenclub


Ende des 18. Jahrhunderts wurde das Gebäude umgenutzt: Zwischen 1796 und 1834 errichtete die Stadt auf den Mauern der Moritzbastei die
Erste Leipziger Bürgerschule – deutschlandweit einzigartig. Die klassizistische zweiflügelige Anlage mit ovalem Mittelbau, die den fünfeckigen Grundriss der alten Bastei wieder aufnahm, entstand nach Plänen von Stadtbaudirektor Johann Friedrich Carl Dauthe und wurde nach seinem Tod von Wilhelm Kanne vollendet. Die Anlage nahm in einem Teil des Gebäudes am 2. Januar 1804 mit anfänglich 238 Schülern den Lehrbetrieb auf. Später wurde in den Gemäuern die Annenschule, eine Frauenberufsschule, aufgenommen. Bei einem Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg wurde das Schulgebäude in der Nacht vom 3. auf den 4. Dezember 1943 schwer zerstört und dessen unterirdische Gewölbe nach 1945 mit Zehntausenden Tonnen Trümmern und Bauschutt befüllt. Von der einstigen Moritzbastei, deren Kasematten fast unversehrt blieben, war fortan nur noch ein Hügel im Park erkennbar.

1974 wurde der mit Bäumen und Sträuchern bewachsene Schuttberg wiederentdeckt und seine zukünftige Nutzung als Studentenclub beschlossen, mit dessen Planung die Architekten Bernd Lauenroth und Reinhard Plewe beauftragt wurden. Der erste Spatenstich erfolgte am 30. März 1974, als die Reste der Moritzbastei den Studenten der Karl-Marx-Universität als Ausbauobjekt Jugendclub übergeben wurden. In mühevoller Handarbeit mit Schaufel und Schubkarre begannen diese mit der Freilegung der zugeschütteten Moritzbastei. Unter den rund 50.000 Universitätshelfern befand sich auch die damalige Physikstudentin Angela Merkel. Aus den unterirdischen Gewölben wurden rund 35.000 Kubikmeter Trümmerschutt entfernt und die ursprüngliche Bauform der Kasematten wiederhergestellt. Der erste Bauabschnitt wurde am 1. Dezember 1979 zur Nutzung freigegeben und das „Jugend- und Studentenzentrum Moritzbastei“ 1982 nach acht Jahren und 150.000 Arbeitsstunden eröffnet. Die Übergabe des fertigen Komplexes erfolgte am 5. Februar 1982 an die Karl-Marx-Universität. Zur Wendezeit um 1989 wurde die Moritzbastei von der FDJ als Zentrum für Begegnungen betrieben, in dem Studenten kulturelle Veranstaltungen, Foren und Runde Tische organisierten. Durch die Hochschulreform in Sachsen 1992 erfolgte die Ausgliederung der Moritzbastei von der Universität. Sie wurde seit 1993 von der Moritzbastei Betriebs GmbH im Auftrag der Stiftung Moritzbastei betrieben unter der Prämisse, die studentische und akademische Kultur in Leipzig voranzutreiben.

Historische Architektur trifft auf modernes Kulturleben in uriger Atmosphäre


Seit den 1990er Jahren ist die Moritzbastei nicht mehr nur für Studenten zugänglich, sondern wird als öffentliches Kulturzentrum bewirtschaftet. Sie entwickelte sich zu einer der wichtigsten subkulturellen Treffs des Leipziger Nachtlebens. Tagsüber werden im Café und Restaurant Barbakane Speisen und Getränke angeboten. Zwei Gasträume, der „Fuchsbau“ und das „Schwalbennest“, wurden nach nicht mehr existierenden Studentenkneipen benannt. Abends sorgen Live-Konzerte nationaler und internationaler Künstler unterschiedlicher Genres von Jazz bis Rock sowie Kabarett, Diskothek und Kneipe für eine angenehme Atmosphäre in den unterirdischen Gewölben, darunter die „Veranstaltungstonne“ mit Bierbar. Durch die regelmäßig stattfindenden Lesungen, Theateraufführungen sowie Diskussionsrunden wie das seit 1996 bestehende
Tourismusfrühstück ist die Moritzbastei fester Bestandteil des Leipziger Kulturlebens. In den wärmeren Monaten wird auf der Sommerbühne im Freien ein vielfältiges Kulturprogramm geboten.

An den militärischen Ursprung des Gebäudes als Verteidigungsanlage erinnert heute die Kugelpyramide am linken Eingang der Moritzbastei, die aus aufgeschichteten Steingeschossen aus dem Dreißigjährigen Krieg besteht. 

Stand: 10.01.2024

Bildergalerie - Moritzbastei

Historisches Bildmaterial - Moritzbastei

Leuchtreklame “Mein Leipzig lob’ ich mir”

Brühl / Am Hallischen Tor | Ortsteil: Zentrum

Bei der denkmalgeschützten Leuchtreklame „Mein Leipzig lob‘ ich mir“ auf dem Dach des Einkaufszentrums Höfe am Brühl handelt es sich um ein Wahrzeichen der Messestadt. Es wurde 1967 von Gerd Dachse in Zusammenarbeit mit der PGH Elektro Thalheim nach einem Entwurf der Gebrauchsgrafiker Theo Hesselbarth und Jürgen Mau geschaffen. Die 100 Meter breite und bis zu fünf Meter lange Anlage besteht aus einer viersprachigen Grußbotschaft „Willkommen in Leipzig“ und dem Goethe-Zitat „Mein Leipzig lob‘ ich mir“. Aufgrund des Gebäudeabrisses am Brühl wurde die Reklame 2007 demontiert, eingelagert und am 26. Juli 2018 wieder nach historischem Vorbild montiert.

Als leuchtende Neonschriftzüge die Messestadt erhellten…


Das leuchtende
Doppel-M auf dem Dach des Wintergartenhochhauses, die Löffelfamilie neben der Feinkost auf der Karl-Liebknecht-Straße, die Kult-Leuchtwerbung Milchbar Pinguin oder „Mein Leipzig lob‘ ich mir“ am Brühl: Dabei handelt es sich nur um drei von einst unzähligen Neonwerbeanlagen, welche Leipzig den Ruf der „Hauptstadt der Leuchtreklamen“ verschafften. Zu DDR-Zeiten tauchten vermutlich ca. hundert leuchtende Neonreklamen die Messestadt in bunte Farben. Im Areal rund um den Promenadenring wurden seit den 1950er Jahren Dutzende Leuchtanlagen, nicht zuletzt auf Geheiß von SED-Chef Walter Ulbricht, geschaffen, dem es bei einem Besuch in seiner Heimatstadt zu dunkel und trist gewesen sein soll. In der Folge wurde das nächtliche Stadtbild durch die Leuchtinstallationen aufgewertet und Leipzig somit zur inoffiziellen Hauptstadt der Neonreklamen. Der Höhepunkt dürfte um 1980 erreicht worden sein, als die Straßenbeleuchtung schwach war und die Reklamen von den Dächern und Fassaden umso heller strahlten. Die Leuchtreklamen warben in der Innenstadt und an größeren Ausfallstraßen etwa für prickelnd frisches Mineralwasser, Zellwolle, doppelt konzentrierte Suppen oder die Leipziger Messe. Seit 1990 verschwand eine Vielzahl der Leuchtreklamen, die nicht unter Denkmalschutz standen, aus dem Stadtbild. Wo Häuser neu gebaut oder saniert wurden, wanderten die oftmals vollkommen verrosteten Neon-Blech-Installationen in die Schrottpresse. Um 2000 wurde das Thema von der Denkmalpflege wieder aufgegriffen und die bedeutendsten Anlagen als origineller Bestandteil des Stadtbildes erhalten. Mittlerweile stehen etwa zwanzig Neon-Schriftzüge in Leipzig unter Denkmalschutz. Oftmals ist es privaten Initiativen oder Immobilieninvestoren zu verdanken, dass die Anlagen wieder leuchten. Federführend bei der Sanierung zahlreicher Reklamen war die Leipziger Firma NEL, deren Vorgängerfirma zu DDR-Zeiten zahlreiche Anlagen gebaut hatte.

Ein Stückchen Stadtgeschichte an den Brühl-Arkaden


Seit 1967 wurden Gäste, die aus dem
Hauptbahnhof traten und in Richtung Innenstadt schauten, mit einer viersprachigen Grußbotschaft „Willkommen in Leipzig“ und dem Goethe-Spruch „Mein Leipzig lob‘ ich mir“ empfangen. Der Satz entstammt Johann Wolfgang Goethes Tragödie „Faust“, in welcher der vorlaute Student Frosch in Auerbachs Keller ruft „Mein Leipzig lob‘ ich mir!? Es ist ein Klein-Paris und bildet seine Leute.“ Dieser Spruch wurde seit dem 19. Jahrhunderts zum geflügelten Wort. Geburtsort dieser und weiterer Leipziger Leuchtreklamen, war das Atelier der Gebrauchsgrafiker Theo Hesselbarth und Jürgen Mau am Lindenauer Markt und später in der Menckestraße direkt neben der Gosenschenke „Ohne Bedenken“. Die von ihnen 1967 gegründete Künstlergruppe „Unda“, lateinisch für „Welle“ oder „Strömung“, war eine der aktivsten Nährböden für die Gestaltung von Neonwerbeanlagen in Leipzig. Mau und Hesselbarth erhielten den Auftrag, für den 1967 am Brühl errichteten Plattenbau eine leuchtende Grußbotschaft für Leipziger Gäste zu entwerfen. Bei dem Goethe-Zitat äußerte die SED zunächst ihre Bedenken, ob ein Vergleich der Messemetropole mit der zu Goethes Zeiten verkommenen französischen Hauptstadt angemessen wäre. Die Debatte dauerte beinahe ein Jahr an, bevor die lokale Parteispitze das Vorhaben schließlich genehmigte. Unda schuf nicht nur den Entwurf für die Leuchtreklame „Mein Leipzig lob‘ ich mir“, sondern auch Entwürfe für viele weitere leuchtende Kunstwerke, welche über Jahrzehnte – und zum Teil noch heute – das Stadtbild prägen. Die Umsetzung des Entwurfes hatte Gerd Dachsel inne, der die Leuchtwerbung mit der damaligen PGH Elektro Thalheim bei Chemnitz herstellte.

Zwischen Einlagerung und Neumontage: Leipzigs Wahrzeichen begrüßt wieder seine Gäste


Bei dem Neonschriftzug handelte es sich um ein Wahrzeichen der Messestadt und zugleich um einen bedeutenden Teil der Stadtgeschichte. Der Dichterspruch prangte in meterhohen Lettern über dem Wohnblock am Innenstadtring. Als die Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft (LWB) im Jahr 2007 ihre Plattenbauten am Brühl abreißen ließ, wurde die denkmalgeschützte Leuchtreklame demontiert und in einer Halle im Landkreis Leipzig eingelagert. Anstelle des früheren Wohnblockes eröffnete am 25. September 2012 das Einkaufszentrum Höfe am Brühl. Nach aufwändiger Sanierung der denkmalgeschützten Leuchtreklame in Höhe von rund 400.000 Euro durch den Essener Brühl-Investor MFI sollte die knapp 100 Meter breite und bis zu fünf Meter hohe Anlage wieder am Dach des Einkaufszentrums montiert werden. Die Sanierungsarbeiten nach historischem Vorbild von 1967 wurden von der Firma Caralux bei Rackwitz in Zusammenarbeit mit dem Amt für Denkmalschutz ausgeführt. 

Aufgrund eines andauernden Rechtsstreits mit dem benachbarten Leipzig Marriott Hotel ab 2012 verzögerte sich die Montage um mehrere Jahre. Hintergrund war eine Debatte um die Ausrichtung der historischen Leuchtstreifen vis-à-vis dem Hotel und die damit verbundene Befürchtung, dass sich Gäste von der Helligkeit der Reklame bei Nacht gestört fühlen könnten. Schließlich einigte man sich auf eine Installation des Goethe-Zitates in Richtung Innenstadt bzw. Museum der bildenden Künste, wie zuvor bereits 1967. Die Willkommensgrüße in Deutsch, Englisch, Französisch und Russisch wurden in Richtung Hallisches Tor angebracht, an der Ecke zum Innenstadtring wurden das Leipziger Stadtwappen sowie der Schriftzug „Willkommen in Leipzig“ montiert, der – wie bereits vor 1990 – ankommende Besucher in Leipzig begrüßen soll. 

Seit dem 26. Juli 2018 prangt die Leuchtreklame nach historischem Vorbild am Dach der Höhe am Brühl. 2.200 Meter neueste LED-Neonflex-Schläuche wurden in die knapp 100 Meter lange, fünf Meter hohe und 30 Tonnen schwere Reklame verbaut und lassen den Schriftzug täglich strahlen. 

Stand: 10.01.2024

Bildergalerie - Leuchtreklame “Mein Leipzig lob’ ich mir”

Historisches Bildmaterial - Leuchtreklame “Mein Leipzig lob’ ich mir”

Bayerischer Bahnhof Gasthaus & Gosebrauerei Leipzig

Bayerischer Platz 1 | Ortsteil: Zentrum-Süd

Das Lokal wurde am 19. Juli 2000 im sanierten und denkmalgeschützten Gebäudekomplex des historischen Bayerischen Bahnhofs eröffnet. Die Idee stammte vom fränkischen Braumeister Thomas Schneider, der auf der Suche nach einem neuen Standort für seine Sudstätte in Mittelfranken für die Herstellung der Original Leipziger Gose war. Die Konzeption sämtlicher Räumlichkeiten geht auf den Architekten Rainer Hochreither zurück. Die Gaststätte und Restaurant Bayerischer Bahnhof beherbergt ca. 1.000 Sitzplätze im Restaurant sowie im angrenzenden Biergarten und bietet gut bürgerliche bayerisch-sächsische Küche an. Neben einigen hauseigenen Bieren werden jährlich ca. 3.000 Hektoliter Leipziger Gose gebraut.

Aus historischem Bahnhofsgelände wird Gastronomielandschaft


Der repräsentative, der Stadt zugewandte Portikus der einstigen Bahnhofshalle des Bayerischen Bahnhofs ist bereits von Weitem sichtbar. Zwischen 1842 und 1844 im Auftrag der „Sächsisch-Bayerischen Eisenbahn-Compagnie“ erbaut, war der Bayerische Bahnhof Ausgangspunkt der Strecke Leipzig-Hof. Im weltweit ältesten Kopfbahnhof fuhren täglich zahlreiche Personen- und Schnellzüge ein und aus. Die von den Architekten
Christian August und Eduard Pötzsch entworfene Anlage wurde zum Vorbild für spätere Bahnhofsbauten. Ihre rund einhundert Meter lange, viergleisige Bahnsteighalle war von einem auf Eichenstützen befestigten Holzdach bedeckt. An die Halle schlossen sich seitlich jeweils mehrere symmetrisch angeordnete Gebäude für die Fahrgastabfertigung und Verwaltung an, welche ebenfalls Wohnungen für das Bahnhofspersonal beherbergten. Mit der Eröffnung des Leipziger Hauptbahnhofs 1915 verkehrten die Fernzüge fortan im Neubau, die Fahrpläne des Bayerischen Bahnhofs wurden ausgedünnt und er verlor zunehmend an Bedeutung. Das Bahnbetriebswerk wurde schließlich 1952 geschlossen und der planmäßige Eisenbahnbetrieb 2001 eingestellt.

Wo einst Züge von Sachsen nach Bayern starteten, sollte zukünftig Bier unter bayerischer Patronage fließen. An einem Sommerabend im Jahr 1996 führte es den fränkischen Braumeister Thomas Schneider in einen damals von Studenten behelfsmäßig betriebenen, idyllischen Leipziger Biergarten am Bayerischen Bahnhof. Der Franke stellte zu jener Zeit in seiner Weißenburger Sudstätte Leipziger Gose her, welche erstmals Mitte des 18. Jahrhunderts in Leipzig und Umgebung ausgeschenkt worden war. Das Rezept hatte er von einem örtlichen Getränkehändler erhalten, der sich für das Wiederaufleben der Brautradition der obergärigen Bierspezialität einsetzte. Schneider braute alle paar Monate einen 35-Hektoliter-Sud Gose, welchen er nach Leipzig liefern ließ. Aufgrund der deutlich steigenden Nachfrage des Gerstensafts sowie der Tatsache, dass er nicht auf Dauer eine sächsische Bierspezialität in Mittelfranken herstellen konnte, suchte der Weißenburger Braumeister einen geeigneten Standort, um seine Sudstätte nach Leipzig zu verlagern. Vom Bayerischen Bahnhof äußerst angetan, plante Thomas Schneider mit dem Eigentümer der Bahnhofsanlage, der Deutschen Bahn AG, die Verwirklichung seines ehrgeizigen Projektes: Für 12,5 Millionen DM sollte das verfallene Gebäude des Bayerischen Bahnhofs aufwändig saniert werden und in den historischen Räumlichkeiten eine Gasthausbrauerei entstehen. Die Verhandlungen zogen sich aufgrund unterschiedlicher Zuständigkeiten bei der Deutschen Bahn AG sowie einer Vielzahl zu klärender Fragen hinsichtlich des Denkmalrechts knapp drei Jahre hin. Die Arbeiten begannen schließlich im Mai 1999. Ab sofort würde Schneider anstatt der Kleinstmengen in Franken nun vor Ort 3.000 Hektoliter Gose herstellen können, wovon die Hälfte an den Getränkehandel gehen, die andere Hälfte in der anliegenden Gaststätte ausgeschenkt werden sollte. In ca. 14 Monaten Bauzeit wurde die Bausubstanz denkmalgerecht saniert und nach historischen Vorlagen ergänzt, bevor das Lokal „Bayerischer Bahnhof Gasthaus und Gosebrauerei Leipzig“ schließlich am 19. Juli 2000 eröffnete.

Gose, Schaffner, Heizer und Kuppler: Leipziger Bierspezialitäten in Eisenbahnatmosphäre


Die Gebäude des einstigen Bahnhofkomplexes präsentierten sich fortan wieder in ihrer einstigen spätklassizistischen Eleganz. Das Innere wurde von einem italienischen Kirchenmaler als neohistorisches Capriccio mit sizilianischen Wandmalereien ausgestaltet. Die historischen Bahnhofsräume wurden weitgehend originalgetreu restauriert. Die Besucher betreten zunächst eine geräumige Empfangshalle mit einem Stück Güterwagen auf originalen Gleisen und Weichensignalen als Tischlampen. Durch die Platzierung der Gäste auf überhohen Stühlen erinnert der Blick nach draußen an den Blick aus dem Zugfenster. Der Eingangshalle schließt sich ein Arkadengang mit Glasfront und Ausblick auf den vorgelagerten Biergarten sowie die integrierte Schalterhalle an. Letztere beherbergt seit dem 16. Oktober 2019 das
Dolden Mädel Braugasthaus Leipzig mit 100 wechselnden Craft Beer Sorten und gut bürgerlicher Küche. 

Das Herzstück der Gasthausbrauerei ist die Biersiederei mit Sitz- und Stehplätzen sowie den beiden kupfernen Braukesseln. Weitere Biere aus eigener Herstellung sind der „Heizer“, ein Schwarzbier, der „Kuppler“, ein Weizenbier, sowie der „Schaffner“, ein Pils. Im ehemaligen Beamtenwohnhaus des Bahnhofs befinden sich die Gosestube und der Wintergarten. Neben der Gosestube ist der sogenannte Schalander, ein Bierverkostungsraum, untergebracht. Wo früher Bahnfahrer ihre Fahrkarten lösten, befindet sich heute der Sächsisch-Bayerische Salon mit grünweißen und blauweißen Spezialitäten von Sächsischen Quarkkeulchen bis Bayerischer Leberkäse und Fränkischer Rostbratwurst. Wo früher der Restaurantbesitzer wohnte, kann heute das Sudhaus besichtigt werden. Hier können Besucher an einigen Wochentagen dem Braumeister bei der Arbeit zusehen und auch Bierseminare besuchen. Sämtliche Räume der weitgehend vom Weißenburger Architekten Rainer Hochreither in warmen Ocker- und Brauntönen gestalteten Brauerei unterstreichen den historischen Charakter des Baudenkmals.

Seit der Fertigstellung des City Tunnels befindet sich wenige Meter unterhalb des Tresens der Gaststätte die unterirdische Station „Bayerischer Bahnhof“ mit zwei oberirdischen Ausgängen jenseits des ehemaligen Bahnhofsgeländes. Das Gasthaus umfasst insgesamt ca. 1.000 Sitzplätze, davon 600 im Gebäude und weitere 400 im Biergarten. Die Speisekarte bietet gut bürgerliche bayerisch-sächsische Küche von Hax’nsülze bis Sächsischer Sauerbraten. Neben der Leipziger Gose ist auch der Leipziger Allasch als hiesige Spezialität aus der Getränkekarte nicht wegzudenken. Seit Mai 2003 exportiert das Gasthaus und Gosebrauerei Bayerischer Bahnhof die eigens gebraute Leipziger Gose u.a. in die USA und nach Dänemark. 

Stand: 10.01.2024

Bildergalerie - Bayerischer Bahnhof Gasthaus & Gosebrauerei Leipzig

Historisches Bildmaterial - Bayerischer Bahnhof Gasthaus & Gosebrauerei Leipzig

Brückensprengungsdenkmal

Thomasiusstraße 1 / Ranstädter Steinweg | Ortsteil: Zentrum-West

Anlässlich des 50. Jahrestags der Völkerschlacht bei Leipzig wurde das Brückensprengungsdenkmal vom „Verein zur Feier des 19. October“ am 19. Oktober 1863 eingeweiht. Es erinnert an die Sprengung der dort gelegenen Elsterbrücke, welche den Verfolgern des aus Leipzig flüchtenden französischen Heeres den Weg abschneiden sollte. Durch die verfrühte Explosion fanden tausende Soldaten den Tod.

Vom Korporal Lafontaine und dem verfrüht gezündeten Sprengsatz


Das Brückensprengungsdenkmal befindet sich im
Waldstraßenviertel am Ranstädter Steinweg unmittelbar am Elstermühlgraben zwischen Richard-Wagner-Platz und Waldplatz. Am 19. Oktober 1813 wurde der Ranstädter Steinweg mit seiner am westlichen Ausgang gelegenen Brücke sowie der auf einem Damm in Richtung Lindenau führenden Chaussee Schauplatz einer tragischen Explosion.

Nach der am Vorabend verlorenen Völkerschlacht zog sich Napoleon mit seinen französischen Truppen am 19. Oktober 1813 aus Leipzig zurück. Die Route in Richtung Thüringen führte über einen einzigen möglichen Weg entlang des Ranstädter Steinwegs nach Lindenau. Um zu verhindern, dass seine Gegner die Verfolgung aufnahmen, gab der französische Kaiser vorsorglich den Befehl, die Sprengung der Straßendammbrücken vorzubereiten. Der polnische Heeresführer unter Napoleon, Fürst Józef Antoni Poniatowski, deckte mit seinen Soldaten den Rückzug. Auf der schmalen, über den Elstermühlgraben führenden Steinbrücke am äußeren Stadttor stauten sich die Flüchtenden mitsamt ihren Wagen und Pferden. Napoleon selbst war mit großer Verzögerung über das Peterstor am Ranstädter Steinweg und am Stau vorbei am Naundörfchen an der Elsterbrücke angekommen. Auf letzterer wurde eine große Ladung Sprengstoff deponiert, welche unmittelbar nach Sichtung der Verfolger durch Korporal Lafontaine und drei seiner Männer gezündet werden sollte. Ein Großteil des französischen Heeres befand sich bereits auf dem Marsch nach Markranstädt. Etwa 20.000 Soldaten, darunter die den Rückzug deckende Truppe, waren noch jenseits der Brücke. Kaum war Napoleon außer Reichweite, wurde die Brücke von ersten Kanonenkugeln einer kleinen, vom Rosental kommenden und sich auf die Brücke zu bewegenden Gruppe russischer Jäger getroffen. Wie befohlen zündete Korporal Lafontaine nach eigenem Ermessen die sich auf einem Floß unterhalb der Brücke befindliche Sprengladung. In der Folge fanden bereits durch die Explosion zahlreiche Soldaten den Tod oder ertranken im Hochwasser führenden Fluss. Da die Brücke zu früh gesprengt wurde, war der Fluchtweg nun für 20.000 Mann des französischen Heeres abgeschnitten. Viele starben beim Versuch der Flussdurchquerung, wieder andere ergaben sich den anstürmenden Verbündeten. Etwa 40.000 der napoleonischen Soldaten, darunter 36 Generäle, gerieten in Gefangenschaft. Unter unermüdlichen Kämpfen erreichte auch Poniatowski stark verwundet die Elster nach der Sprengung. Beim Versuch der Durchquerung ertrank er. Die Grabplatte in Gedenken an den polnischen Fürsten befindet sich noch heute auf dem Alten Johannisfriedhof.

Sandstein und Granit am Elstermühlgraben


Anlässlich des 50. Jahrestags der Völkerschlacht zu Leipzig und auf den Tag fünfzig Jahre nach der Brückensprengung wurde vom „Verein zur Feier des 19. October“ am 19. Oktober 1863 das Brückensprengungsdenkmal eingeweiht. Der Entschluss zur Errichtung eines Denkmals in Erinnerung an das Ereignis von 1813 wurde bereits im Jahr 1861 auf der Generalversammlung des Vereins gefasst. Die Stadt Leipzig genehmigte das Vorhaben und stellte das erforderliche Areal in Form einer dreieckigen, vom Elstermühlgraben begrenzten Grünflache am Ranstädter Steinweg, Ecke Thomasiusstraße, kostenlos zur Verfügung. Bedingung war, dass am Denkmal keine Inschrift gegen das französische Volk angebracht werden sollte. Bestrebungen zur Abtragung des Denkmals und das Anlegen einer Grünanlage konnten nach 1945 unter Verweis auf entgegenstehende Anordnungen der Sowjetischen Militäradministration abgelehnt werden. Stattdessen wurden Mittel für eine Restauration und Reparatur des das Denkmal umgebenen Gitterzaunes bereitgestellt. Letzterer wurde aus Gründen der besseren Sichtbarkeit im Jahr 1953 zwischenzeitlich entfernt. Im April 1983 wurde das Brückensprengungsdenkmal erneut restauriert. Im Zuge der Freilegung des Elstermühlgrabens wurde das Denkmal etwas versetzt und am 20. Mai 2006 neu geweiht. Lediglich ein Punkt blieb offen: die Wiederherstellung des ursprünglichen Erscheinungsbildes. Historische Vorlagen belegen eine den oberen Absatz des Hauptblocks umlaufende Reihe aus 16 Kanonenkugeln.

Das Brückensprengungsdenkmal wurde vom Maurermeister Franz Otto Georg Steib, der Leipziger Eisengießerei Götz & Nestmann sowie dem Leipziger Steinmetzmeister Ernst Julius Einsiedel geschaffen. Das aus Sandstein und Granit gefertigte überlebenshohe Denkmal erinnert optisch an einen Würfel mit mehrstufigem Unterbau. Dieser trägt die Inschrift „Sprengung der Brücke bei dem Rückzuge des französischen Heeres am 19. October 1813“. Der Sockelbereich besteht aus Kleinpflaster in Granitschwellenumrandung, während die Stufen und das Denkmal selbst aus Postaer Sandstein gefertigt wurden. Bekrönt wird es mit einer Sprenggranate als Eisenguß in Form einer stilisiert aufzüngelnden Flamme. Letztere soll in der Gießerei der Gebrüder Karl Harkort und Gustav Harkort gegossen worden sein. Als historisch belegt gilt mittlerweile die Einbeziehung von Kanonenkugeln zu einem früheren Zeitpunkt. Diese bildeten zu jener Zeit den strukturellen Übergang zur nächsthöheren Stufe. Wann und weshalb die Kugeln abgenommen wurden, ist noch ungeklärt. Großzügig umfasst wird das Brückensprengungsdenkmal von einem eisernen Gitterzaun.

Stand: 10.01.2024

Bildergalerie - Brückensprengungsdenkmal

Historisches Bildmaterial - Brückensprengungsdenkmal

Wave-Gotik-Treffen (WGT)

Bornaische Straße 210 / agra Messepark Leipzig, Clara-Zetkin-Park sowie weitere Veranstaltungsorte | Ortsteil: Dölitz-Dösen

Das Wave-Gotik-Treffen (WGT) ist das weltweit größte Treffen der Gothic-Szene, welches alljährlich am Pfingstwochenende stattfindet. Zu diesem Anlass pilgern tausende Anhänger der schwarzen Szene nach Leipzig, wo ein stadtweites Rahmenprogramm mit Konzerten, Ausstellungen, Mittelaltermärkten und kulturellen Aufführungen geboten wird. Ein Höhepunkt ist das Viktorianische Picknick im Clara-Zetkin-Park. Das Festival wurde erstmals 1992 im ehemaligen Eiskeller (heute Conne Island) mit ca. 2.000 Besuchern durchgeführt. Heute reisen zum WGT etwa 20.000 Gäste aus ca. 30 Ländern an.

Von England nach Leipzig: Zwischen anfänglicher Ablehnung und Neugier


Seit dem Beginn der 1990er Jahre wird Leipzig alljährlich zum Versammlungsort von Anhängern der schwarzen Szene. Zu Pfingsten pilgern die malerisch gewandeten Gestalten mit verrückten Frisuren und auffälligen Accessoires, skurril geschminkt und phantasievoll ausstaffiert, nach Leipzig und setzen unübersehbare Akzente im Stadtbild. Neben der Innenstadt sind auch die Straßenbahnen, insbesondere zwischen Wahren im Norden und Markkleeberg im Süden, dicht befüllt mit einer bunten Menschen-Mischung ganz in schwarz – und Patchouli-Geruch hängt in der Luft.

Die Gothic-Szene entstand ursprünglich in den 1980er Jahren in England. Hier fand ein Teil der Punkbewegung allmählich Gefallen an der morbid-introvertierten Seite ihres Jugendkults anstatt des dominierenden aggressiv-anarchistischen Bildes. Dem neuen Trend schlossen sich ebenfalls melancholische Teile des punk-fokussierten New Wave sowie die neue Softpop-Bewegung New Romantics an. Der neue Stil gelangte, im Gegensatz zu Punk und New Wave, nur langsam nach Deutschland: Die Punk-Frisuren schienen zu schrill, die Schminke zu grotesk und die Outfits zu schräg. Insbesondere in der DDR wurde die Subkultur gemieden. Erste Anhänger der Szene, sogenannte „Gruftis“, waren ab Mitte der 1980er Jahre in deutschen Großstädten präsent. Die scheinbare Affinität zum Tod erweckte Neugier und Ablehnung zugleich, da sie damit verbundene Urängste berührte, die in der modernen westlichen Gesellschaft in der Regel verdrängt werden. Bei Gothic handelt es sich heute weder um eine bloße Musikrichtung noch um einen jugendlichen Modetrend, sondern vielmehr um einen im Mittelpunkt stehenden Lebensstil. Die Richtung bezeichnet eine bestimmte Weltsicht und ist Ausdruck der Auseinandersetzung mit den fragwürdig gewordenen Wertesystemen der westlichen Industriegesellschaften sowie der Suche nach neuen Inhalten.

Wie Leipzig zur Hauptstadt der internationalen Gothic-Szene wurde…


Das erste Wave-Gotik-Treffen fand 1992 in Leipzig statt. Die Initiatoren der zu diesem Zeitpunkt noch im Untergrund existierenden Bewegung waren Leipziger Gothic-Fans rund um
Michael W. Brunner und Sandro Standhaft, die bereits Anfang Mai 1989 in Potsdam ein ähnliches Treffen organisierten. Der Einladung zu dem Festival der anderen Art in Leipzig folgten etwa 2.000 Besucher und der Jugendclub „Eiskeller“ im Stadtteil Connewitz verwandelte sich mitsamt der angrenzenden Parkanlage in ein schwarzes Camp. In den Folgejahren gewann das Wave-Gotik-Treffen zunehmend an Bekanntheit und Attraktivität. Michael W. Brunner hatte noch bis zum Jahr 2000 die künstlerische Leitung des Festivals inne. Die Besonderheit bestand darin, dass sich das Treffen von Anfang an nicht auf einer Wiese mit Zeltplatz, sondern mitten in der Stadt abspielte. Zu diesem Zeitpunkt konnte noch niemand ahnen, dass sich das WGT einmal zum weltweit größten Treffen der Gothic-Szene entwickeln würde. Zum Rahmenprogramm zählten seit Beginn Lesungen, Film, Theater und Ausstellungen. Am Torhaus Dölitz wird traditionell ein heidnisches Dorf aufgebaut, während in der Moritzbastei ein Mittelalterspektakel stattfindet.

Mit zunehmender Vergrößerung des Festivals kam es auch zu Komplikationen und die Ausweitung des WGT zu einer internationalen Großveranstaltung kollidierte mit den freiwillig-idealistischen Organisationsstrukturen des unerfahrenen Veranstalterteams. Dies gipfelte beim 9. Wave-Gotik-Treffen im Jahr 2000 in immensen Mehrkosten, die auch durch die erheblich gestiegene Besucherzahl von rund 25.000 nicht kompensiert werden konnten. Die liquiden Mittel waren bereits am zweiten Festivaltag aufgebraucht, Künstlergagen und die Gehälter der etwa 2.000 Beschäftigten konnten nicht mehr gezahlt werden. Anstatt eines Abbruchs der Veranstaltung und allgemeinem Unmut nahmen die Gruftis die Veranstaltung selbst in die Hände. Es wurden Organisationsgruppen und Ordnungsteams aus Freiwilligen gebildet, ein Großteil der angereisten Künstler spielte ohne Gagen und nach improvisierten Ablaufplänen. Die Techniker blieben vor Ort und das Festival konnte friedlich und ohne Vorfälle beendet werden. Seit 2001 wird das WGT von der Chemnitzer Firma „Treffen & Festspielgesellschaft für Mitteldeutschland mbH“ organisiert.

Stadtfarbe schwarz: Von Barockperücke bis Latexoutfit


Inzwischen reisen jedes Jahr rund 20.000 Besucher aus ca. 30 Ländern zum Wave-Gotik-Treffen nach Leipzig. Sorgfältig gefertigte Kleidung, kunstvoll arrangierte Masken, Friseuren und Accessoires werden bewusst zur Schau getragen und ziehen alle Blicke auf sich: Von Reifrücken, Spitzen, Barockperücken, Nabelpiercing und Latexoutfits scheint eine Verkleidung schriller als die andere. Während der vier Festival-Tage wird ein breites Rahmenprogramm geboten, welches sich über die gesamte Stadt verteilt. Die verschiedenen Events finden an ca. 50 Veranstaltungsorten, darunter Museen, Kirchen, Friedhöfe und Theater, statt. Neben Auftritten von etwa 150 Bands aus aller Welt von Klassik bis Heavy Metal auf mehr als 20 Bühnen werden auch zahlreiche kulturelle Veranstaltungen, wie Ausstellungen, Lesungen, Workshops, Modenschauen, Mittelaltermärkte und Club-Partys geboten. Im Kino werden Kult-Filme der Szene gezeigt. Theater, Kabaretts und Oper richten ihre Spielpläne nach dem Spektakel aus. Ein Highlight ist alljährlich das Viktorianische Picknick am Freitagnachmittag im Clara-Zetkin-Park. Hier treffen sich hunderte Festivalteilnehmer im Dark-Romantic- oder Steampunk-Look zu einem Picknick der besonderen Art. Zentraler Anlaufpunkt während des Events ist der
agra Messepark im Süden der Stadt mit großem Zeltplatz, Verkaufsständen und diversen Imbiss-Buden. 

Das Wave-Gotik-Treffen gilt als wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Stadt: Die Besucher verweilen bis zu fünf Nächte in den zum Teil bereits ein Jahr im Voraus reservierten Unterkünften. Leipzig dürfte mit dem Festival jährlich Einnahmen von 12 bis 15 Millionen Euro erzielen. Auch die weltweite mediale Aufmerksamkeit und die Toleranz der Leipziger Bürger gegenüber den oftmals furchteinflößend aussehenden Besuchern, sind bemerkenswert.

Stand: 17.12.2023

Karl-Liebknecht-Straße

Karl-Liebknecht-Straße | Ortsteil: Zentrum-Süd / Südvorstadt / Connewitz

Die Karl-Liebknecht-Straße verläuft auf rund 2,5 Kilometern vom Peterssteinweg bis zum Connewitzer Kreuz durch den Süden Leipzigs. Mit zahlreichen kleinen Läden, Cafés, Restaurants und einer ausgeprägten Szenekultur gilt sie als eine der belebtesten Magistralen Leipzigs und eine über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Kneipenmeile. Ihren Namen trägt die Straße seit 1. August 1945 nach dem Leipziger Rechtsanwalt, SPD-Politiker und Mitbegründer der KPD, Karl Liebknecht.

Von der Handelsstraße zur Szenemeile


Die Karl-Liebknecht-Straße, im Volksmund auch „KarLi“ genannt, ist bekannt für ihr buntes Treiben entlang der sich aneinanderreihenden Cafés, Bars und Kneipen. Ihre Entstehung geht auf den Bauboom Ende des 19. Jahrhunderts zurück. Die heutige Bebauung mit der promenadenartigen Gestaltung erfolgte größtenteils bereits zu dieser Zeit. Zuvor verlief sie als kaum befestigter Weg entlang der heutigen Kochstraße und war die Verbindung zwischen dem Stadtteil Alt-Connewitz und der Leipziger Innenstadt. Der bereits im Mittelalter existierende nördliche Straßenabschnitt zwischen dem Martin-Luther-Ring und dem Südplatz lag einst als bedeutende Verkehrsader auf der Handelsstraße Via Imperii und hieß zwischen 1839 und 1933 Zeitzer Straße. Den Anfang des Straßenabschnitts bildete bis 1856 das
Äußere Peterstor, während der sich stadtauswärts in Richtung Connewitz anschließende Teil zwischen 1874 und 1933 Südstraße genannt wurde. Im Jahr 1933 wurden beide Straßenteile vereint und aus der Zeitzer Straße und der Süßstraße wurde die Adolf-Hitler-Straße. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde diese während der amerikanischen Besatzung am 18. Mai 1945 in die Südstraße zurückbenannt. Nur wenige Monate später erhielt sie am 1. August 1945 unter sowjetischer Besatzung ihren heutigen Namen Karl-Liebknecht-Straße. Karl Liebknecht war ein SPD-Politiker, Mitbegründer der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) sowie ein Leipziger Rechtsanwalt. Als damals erster und vorerst einziger Reichstagsabgeordneter positionierte er sich 1914 gegen die Bewilligung der Kriegskredite. Am 13. August 1871 wurde er in Leipzig in der Braustraße 15 geboren. Im heutigen Liebknecht-Haus diente die Erdgeschosswohnung viele Jahre als Aktionszentrum der deutschen Sozialdemokratie. Das Wohnzimmer der Familie Liebknecht ist heute Bestandteil der Gedenkstätte. Zwischen 1881 und 1890 lebte Liebknecht am Südplatz 11, der heutigen Karl-Liebknecht-Straße 69. Er wurde am 15. Januar 1919 in Berlin ermordet. Im November 2002 wäre die Karl-Liebknecht-Straße beinahe in die Straße des 17. Juni umbenannt worden, was die Mehrheit der Anwohner und die Leipziger Bevölkerung verhinderten, so dass die Straße noch heute Karl Liebknechts Namen trägt.

Die noch aus den 1970er Jahren stammenden Gleise der Straßenbahnlinien 10 und 11 sowie die Straße und Fußwege wurden 2014 umfassend saniert. Ziel war es, eine moderne Verkehrsstraße für Autos, Straßenbahnen, Radfahrer und Fußgänger gleichermaßen zu schaffen und dabei zugleich den boulevardartigen Charakter der „KarLi“ zu wahren. Noch heute laden breite Fußwege sowie viele Läden, Kneipen und Restaurants zum Flanieren, Einkaufen oder Verweilen ein.

Die KarLi lebt: Streifzug entlang der Kulturhäuser und Szenelokale


Von alternativ bis intellektuell, von linksliberal bis aufgeschlossen konservativ: Dieser bunte und individuelle Mix macht den eigenständigen Charme aus, durch welchen die „KarLi“ und ihr Milieu geprägt sind. Auf der rund 2,5 Kilometer langen Straßenmeile reihen sich Szenekneipen, Straßencafés und individuelle Geschäfte aneinander. Die Freisitze sind besonders in den lauen Sommermonaten über den ganzen Tag hinweg, aber vor allem in den Abendstunden bis in die Nacht hinein, bis zum letzten Tisch gefüllt. Die Karl-Liebknecht-Straße ist ebenfalls für ihr studentisches Treiben bekannt, was sich neben ihrem Charme auch durch die Nähe zur
Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK) am Connewitzer Kreuz erklären lässt.

Viele der ansässigen Mode-Läden haben sich auf alternative und extravagante Mode spezialisiert, darunter Mrs. Hippie und Tranquillo an der Ecke Alfred-Kästner-Straße. Auch an angesagten Bars und Restaurants mit individuellem Charme mangelt es nicht. Sehr beliebt sind zum Beispiel die Weinstube Renkli, das traditionsreiche Volkshaus, das Café Puschkin, die nostalgisch eingerichtete Gaststätte Kollektiv, die urigen Irish Pubs Killywilly und Mc Cormacks, das charmante Jugendstil-Lokal Café Maître, die Cocktailbar La Boum oder die am Connewitzer Kreuz gelegene Südbrause. An Restaurants mit internationaler Küche mangelt es ebenfalls nicht. Seit vielen Jahren bei Hungrigen beliebt sind unter anderem das indische Restaurant Safran, das karibische Lokal La Cosita und das italienische Restaurant L’Angolo d’Italia.

Neben den zahlreichen Geschäften und Lokalen bietet die Kar-Liebknecht-Straße auch eine Vielfalt an Kulturangeboten. Dazu zählt etwa das Kulturzentrum Feinkost Leipzig auf dem ehemaligen Fabrikgelände, wo heute regelmäßig Flohmärkte sowie in der warmen Jahreszeit Sommerkino und Sommertheater stattfinden. Auch die 1973 errichtete Leuchtreklame Löffelfamilie der VEB Feinkost mit darunter befindlichem Biergarten gilt heute als einzigartiges Kulturdenkmal und ist von der „KarLi“ nicht mehr wegzudenken. Die am Südplatz gelegene naTo wurde zu DDR-Zeiten ursprünglich als sozialpolitisches Zentrum für die „Nationale Front“ erbaut und für politische Versammlungen genutzt. Heute finden in dem markanten Gebäude Konzerte, Film- und Theatervorführungen sowie Lesungen und politische Veranstaltungen statt. Auch in der am Connewitzer Kreuz gelegenen Kulturfabrik Werk II finden in den denkmalgeschützten Fabrikhallen Veranstaltungen verschiedener Art, darunter Märkte sowie Konzerte unterschiedlicher Genres statt. Das nur wenige Meter entfernte, auf der Wolfgang-Heinze-Straße gelegene UT Connewitz, gilt als das älteste noch erhaltene Lichtspieltheater Leipzigs und zählt zu einem der ältesten seiner Art in Deutschland. Heute wird hier in morbider Atmosphäre ein abwechslungsreiches Programm an Konzerten, Filmvorstellungen und Theater dargeboten.

Bis 2018 fand acht Mal an einem Samstag das Straßenfest KarliBeben statt. Es handelte sich um eine gemeinsame Aktion der Händler der Karl-Liebknecht-Straße, zu der tausende Menschen strömten und bis in den frühen Morgen feierten. 

Stand: 17.12.2023

Bildergalerie - Karl-Liebknecht-Straße

Historisches Bildmaterial - Karl-Liebknecht-Straße

INNSiDE by Meliá Leipzig

Gottschedstraße 1 | Ortsteil: Zentrum-West

Bei dem Hotel INNSiDE by Meliá Leipzig handelt es sich um ein 4 Sterne Superior Hotel der spanischen Hotelkette Meliá Hotels International. Es wurde am 1. September 2016 nach Entwürfen von Manfred Denda im ehemaligen Kosmoshaus sowie auf dem Grundstück des früheren Palais Schlobach eröffnet. Auf sechs Etagen beherbergt es unter anderem das „Syndeo Restaurant & Bar“, die Skylounge Bankett-Etage mit rund 600 Quadratmetern Fläche und die Rooftop „Bar Cabana“. Letztere wurde am 1. September 2017 als größte, öffentlich zugängliche Dachterrasse auf 400 Quadratmetern Fläche eröffnet und bietet einen einzigartigen Blick über die Leipziger Innenstadt.

Modernes Ambiente im historischen Gewand


In anmutender neoklassizistischer Fassade, unmittelbar am Leipziger
Promenadenring gegenüber der Thomaskirche gelegen, befindet sich das 4 Sterne Superior Hotel INNSiDE by Meliá. Zur Umsetzung des Bauprojektes wurden nach Plänen des Leipziger Architekten Manfred Denda zwei neoklassizistische Bauten, das Palais Schlobach und das Kosmoshaus, als homogenes Ensemble zwischen 2014 und 2016 baulich verbunden. Letztere wurden hinter der von Arwed Rossbach entworfenen historischen Fassade zum Hotel INNSiDE by Meliá rekonstruiert sowie ein moderner gläserner Dachaufbau geschaffen. Die Baupläne sahen ursprünglich vor, das Kosmoshaus am Eingang der Gottschedstraße denkmalgerecht zu restaurieren und in der angrenzenden Baulücke am Dittrichring 11 ein modernes Gebäude zu errichten. Das Hotel sollte in beide Bauwerke integriert werden. Die Bauherren entschieden sich schließlich gegen das eingangs geplante Vorhaben, da sie die Errichtung eines einheitlichen Ensembles neben dem herausragenden zeitgenössischen Bau der Commerzbank – Dittrichring 7-9 präferierten. Sowohl das Kosmoshaus als auch das sich bis zum Abbruch 2006 anstelle der späteren Baulücke befindliche Palais Schlobach erstrahlten einst im Stil der Neorenaissance. Dieser für die Ring-Bebauung charakteristische Baustil sollte für die Errichtung des INNSiDE by Meliá wieder aufgegriffen werden. Das 1871/72 von Arwed Rossbach für den Fabrikanten Julius Schlobach errichtete Palais Schlobach entwickelte sich zum Vorbild für die nachfolgende bürgerliche Innenstadtring-Bebauung Leipzigs. Zu den architektonischen Merkmalen zählten Dachterrassen und Balustraden wie in der italienischen Hochrenaissance und sowie erstmals Elemente der Pariser Wohn- und Geschäftshäuser, darunter eine kleine Mezzaninetage über dem Erdgeschoss und lange Balkone vor den Fenstern. Bei dem Kosmoshaus handelte es sich einst um ein mutmaßlich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert erbautes fünfgeschossiges Geschäfts- und Wohnhaus. Das im Stil des Historismus errichtete Gebäude verfügte über 16 zur Gottschedstraße gerichtete Fensterachsen sowie einen zum Dittrichring vorgelagerten, viergeschossigen Anbau. Letzterer besaß drei zweigeschossige, reich verzierte Erker, auf deren Brüstung sich zwei Sandsteinvasen befanden. Der am flachen Dreiecksgiebel des Haupthauses unterhalb des Daches angebrachte Schriftzug „Kosmos“ ist noch heute an dem denkmalgeschützten Gebäude zu lesen.

Die zum Promenadenring gerichtete Seite des 1953 errichteten Kosmoshauses erhielt im Zuge der Rekonstruktion ab 2014 seine neoklassizistische Fassade zurück. Die zur Gottschedstraße gewandte Häuserfront wurde wieder in ihrer Fassade von 1860 verkleidet. Besonders charakteristisch für die architektonische Ausgestaltung der Häuserfront sind die nach historischem Vorbild geschaffenen griechischen Figuren an der Fassade. Dabei handelt es sich um Werke des Steinbildhauers Andreas Hoferick, welche er im Zuge der Rekonstruktion und nach Plänen von Arwed Rossbach in seinem Berliner Atelier schuf. Die Bei den Statuen handelt es sich um 1,80 Meter hohe Figuren in Form von vier griechischen Göttinnen und dem Meeresgott Neptun auf einem Fassadenvorsprung am Haupteingang des Innside-Hotels in der Gottschedstraße. Vor dem Kosmoshaus befand sich einst das „Haus zum Neptun“. In Anlehnung an die einstige Bebauung sollte deshalb auf jener Mittelachse des Gebäudes wieder ein Neptun mit Vasen und Delfinen entstehen.

Mediterranes Flair mit Panoramablick über die Dächer der Stadt


Beim Betreten des Hotels eröffnet sich den Gästen im Erdgeschoss eine großzügige Lobby mit Rezeption und einer Bar. Das Farbkonzept dominieren im gesamten Hotel Weiß, Schwarz sowie verschiedene Grautöne und ein für die spanische Hotelkette charakteristischer Lila-Ton. In der Lobby wurden hochwertige Materialien wie Fliesen und heller Marmor aus Spanien verarbeitet. In drei flexibel kombinierbaren und an einem Lichthof gelegenen Tagungsräumen finden auf rund 380 Quadratmetern bis zu 200 Personen Platz. Im sich ebenfalls im Erdgeschoss befindlichen „Syndeo Restaurant & Bar“ wird mediterrane Küche im Tapas-Stil angeboten. Abgerundet wird das Angebot durch klassische Cocktails, Sangría, ausgewählte Weine und Bier vom Fass. Drei Lifts führen zu den insgesamt 177 Zimmern und Suiten sowie zum Wellness- und Fitnessbereich auf der fünften Etage.

In dem die beiden historischen Palaisbauten überspannenden gläsernen Dachaufbau des INNSiDE by Meliá befindet sich seit Oktober 2017 in der fünften Etage eine Event-Location mit 480 Quadratmetern Echtholzparkett im Innenbereich und rund 120 Quadratmeter Balkonfläche. Die Veranstaltungsfläche der Skylounge Bankett-Etage bietet Platz für bis zu 300 Personen in flexibel miteinander kombinierbaren Bereichen. Über einen direkten Zugang gelangen die Gäste in die 6. Etage. Hier befindet sich seit dem 1. Dezember 2017 mit 400 Quadratmetern Fläche die größte Dachterrasse der Stadt mit ihrer öffentlich zugänglichen Rooftop „Bar Cabana“. In den Wintermonaten können die Gäste und Besucher in beheizten Iglus ihre Kalt- und Heißgetränke mit einzigartigem Blick auf die Thomaskirche genießen, während in den Sommermonaten bei Live-Musik mediterranes Flair aufkommt.

Stand: 17.12.2023

Bildergalerie - INNSiDE by Meliá Leipzig

Historisches Bildmaterial - INNSiDE by Meliá Leipzig

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