Weichert, Michael

Gastronom, Politiker, Kommunikator | geb. am 22. Dezember 1953 in Neuenbürg

Er ist wohl ein Hans Dampf in vielen Gassen. Bei Michael Weichert ist dies positiv gemeint. Er bringt Leute zusammen, ist in unzähligen Initiativen und Vereinen engagiert und bei vielen Premieren in der Leipziger Kulturszene anzutreffen. Durch sein jahrelanges Engagement als bündnisgrüner Abgeordneter ist er gut vernetzt.

Diese Kontakte setzt Weichert, der eine Schwäche für schicke Brillen hat, gern ein, um Leipzig voranzubringen. Der Marienbrunner, der die Beraterfirma Weichert Consult betreibt, ist zugleich Honorarkonsul von Bosnien-Herzegowina und steht dem Förderverein des Zoo Leipzig vor. Als Mitbegründer des Stammtisches Politik-Wirtschaft-Medien knüpft er ebenfalls viele Kontakte.

Nach Ausbürgerung Biermanns aktiv gegen den DDR-Staat


Geboren ist der Pfarrerssohn am 22. Dezember 1953 in Neuenbürg, was im Schwarzwald, etwa zwölf Kilometer südwestlich von Pforzheim, liegt. Mit seinen Eltern kommt er im Alter von vier Monaten vom Westen in den Osten. Dort gilt er als Außenseiter, muss als Kind viel einstecken. Frühzeitig merkt er, wie wichtig es ist, dass sich jemand engagiert. Und schwänzt schon mal die Schule, um eine spannende Rede von
Herbert Wehner im Deutschen Bundestag verfolgen zu können. Weichert verweigert sich den Jungen Pionieren und der Freien Deutschen Jugend (FDJ). Mit seiner Meinung hält er nicht hinterm Berg und eckt oft an. Das führt zur Konsequenz, dass er kein Abitur machen darf. Seit 1961 lebt Weichert in Leipzig. 

Der junge Mann lernt Gasmonteur, verweigert den Dienst bei der Nationalen Volksarmee. Das Gefängnis bleibt ihm damals erspart. Es folgt ein Crash-Kurs am Theologischen Seminar, an der er die Hochschulreife erlangt sowie ein Theologiestudium, bei dem er jedoch exmatrikuliert wird. Er stellt einen Ausreiseantrag, wird bespitzelt durch die Staatssicherheit und mehrfach verhaftet. Er schlägt sich als Tankwart und Garagenmeister durchs Leben.

Aktiv gegen den DDR-Sozialismus wird er, als die SED-Führung im November 1976 den Liedermacher Wolf Biermann ausbürgert. Er schreibt sogar ein Gedicht, das er persönlich an SED-Generalsekretär Erich Honecker telegrafiert. Doch „in seinem Kopf kommt die Wende“, er will den Staat verändern, ohne die eigene Familie zu gefährden. Den Facharbeiter als Kellner sowie den Gaststättenleiternachweis in der Tasche, steht er ab 1983 schließlich in der Gartenkneipe „Hans Beimler“ hinterm Tresen, der späteren und heutigen Sternhöhe in Möckern.

Über das Neue Forum in die Politik


Weichert engagiert sich in Umweltgruppen. Die politische Karriere beginnt als Gründungsmitglied des „Neuen Forums“, das sich mit weiteren Bürgerrechtsbewegungen für die ersten freien Wahlen in der DDR 1990 zum Bündnis 90 zusammenschloss. Drei Jahre später vereint das Bündnis sich mit den Grünen, um die Fünf-Prozent-Hürde auf Bundesebene zu nehmen. Weichert gehört ebenfalls zu den Gründern des Bürgervereins Möckern-Wahren. 15 Jahre lang sitzt er von 1994 bis 2009 schließlich für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Stadtrat, um Leipzig in einer sehr spannenden Zeit zu gestalten. 2004 holt er schließlich ein Mandat und geht als Landtagsabgeordneter in die Politik. 

Zwischendurch wird er ab Januar 2003 Geschäftsführer bei der Bio City Leipzig auf der Alten Messe. „In meiner Kneipe steckte zwar viel Herzblut, als Kneiper wollte ich aber nicht in Rente gehen“, erinnert er sich. In der Bio City Leipzig organisiert er die Eröffnung mit dem damaligen Bundeskanzler Gerhard Schroeder sowie Tage der offenen Tür. Dann wird er nahezu überrascht, dass Bündnis 90/Die Grünen den Sprung in den sächsischen Landtag geschafft haben. 2004 holt er ein Mandat und geht als Landtagsabgeordneter nach Dresden. Nebenbei führt er anderthalb Jahre lang die Arbeit für ein europäisches Projekt bei der Bio City Leipzig zu Ende. Weichert wird Berufspolitiker, bis 2014 der Wiedereinzug in den Landtag misslingt. Für die Grünen will Weichert 2006 sogar Oberbürgermeister in Leipzig werden, unterliegt aber dem SPD-Mann Burkhard Jung.

Ein „Türöffner“ für viele Firmen


Die Arbeit in der eigenen Beraterfirma Weichert Consult, die Firmen und Institutionen unterstützt, Kontakte zur Politik und Kultur zu knüpfen, geht weiter. So organisiert er für das Jubiläum eines traditionsreichen Leipziger Handwerkbetriebes die Veranstaltung samt Catering und Festredner aus der Politik. Für die Hotellerie und Gastronomie castet er schon einmal Azubis in Spanien, als 2012/13 die Jugendarbeitslosigkeit besonders hoch ist und in Leipzig dringend Nachwuchs gebraucht wird. Und auch in Bosnien-Herzegowina fungiert er als „Türöffner“ für hiesige Firmen und die
Universität Leipzig, um für gemeinsame Projekte wie in der Abfallwirtschaft Fördermittel sowie die Finanzierung hinzuzubekommen.

Viel Herzblut für den Leipziger Zoo


Viel Zeit widmet der begeisterte Rennrad- und Motorradfahrer Weichert dem Ehrenamt, wobei ihm vor allem die Präsidentschaft im Zoo-Förderverein sehr am Herzen liegt. Seit 2014 hat er dieses Amt inne und ist mittlerweile mit 1.300 Mitstreitern dabei, zusätzliche Spenden und Tierpatenschaften für den Leipziger Zoo zu akquirieren. Regelmäßig wird beispielsweise Glühwein auf dem
Leipziger Weihnachtsmarkt verkauft. Inzwischen kann der Förderverein dem Zoochef Jörg Junhold und seinem Team Jahr für Jahr mehr als eine Million Euro zur Verfügung stellen. „Artenschutz und der weltweite Verlust an Biodiversität treiben uns an. Arten- und Klimaschutz gehören zusammen. Das passt für mich zur Ehrfurcht vor dem Leben, also meiner christlichen Erziehung“, bekennt Weichert.  Der Mitbegründer des Städtepartnerschaftsvereins Leipzig-Travnik ist auch regelmäßig bei Bürgerreisen in die Partnerstadt dabei. Privat ist der kulturinteressierte Weichert, der als Jugendlicher auch Komparse ist, häufig bei Premieren im Opernhaus, den Leipziger Kabaretts oder im Krystallpalast-Varieté anzutreffen. Schon in der „Sternhöhe“ hat er regelmäßig Kabarett-Auftritte mit dem Kabarett academixer oder der Leipziger Pfeffermühle organisiert. 

Stand: 17.12.2023

Bildergalerie - Weichert, Michael

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Mathias Orbeck
Der in Leipzig-Connewitz geborene und aufgewachsene Journalist ist leidenschaftlicher Radfahrer und Naturliebhaber. 35 Jahre lang arbeitete der Lokalpatriot als Redakteur und Reporter bei der Leipziger Volkszeitung. Inzwischen als freier Autor tätig, gilt sein Interesse nach wie vor Leipzigs Historie sowie den schönen Seiten seiner Heimatstadt, deren Attraktionen er gern Gästen zeigt.
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