Direkt neben der Moritzbastei und hinter dem Hauptgebäude der Universität Leipzig steht das Albrecht-Thaer-Denkmal. Es wurde erstmals am 1. September 1850 von Mitgliedern des Vereins der Deutschen Land- und Forstwirte in unmittelbarer Nähe am Promenadenring eingeweiht.
Doktor der Landwirtschaft
Albrecht Daniel Thaer wurde am 14. Mai 1752 in Celle geboren und absolvierte zunächst sein Medizinstudium in Göttingen. Neben seiner ärztlichen Tätigkeit lag sein Interesse ebenfalls in der Landwirtschaft, so dass er im Jahr 1784 Mitglied der Königlich Kurfürstlichen Landwirtschaftsgesellschaft zu Celle wurde. Kurz darauf erwarb er eigene Felder Land, auf denen er die Anbaumethode des Fruchtwechsels begründete. Thaer veröffentlichte wegweisende Werke und Zeitschriften, aufgrund derer er zum Begründer der modernen deutschen Agrarwissenschaft wurde. Er gründete schließlich 1802 in Celle das erste deutsche landwirtschaftliche Lehrinstitut. Seine revolutionären Ideen der Landwirtschaft brachten den Preußischen König dazu, ihm das Gut Möglin zu überlassen. Hier gründete Thaer die erste landwirtschaftliche Akademie, die „Königlich preußische akademische Lehranstalt des Landbaues“. Später wurde er zum Professor an der Universität Berlin berufen.
Neben seinen Versuchen zur Futtergrundlage widmete er sich vor allem der Schafzucht. Auf Thaer gehen unter anderen bedeutende Erfolge der Merinoschafzucht zurück, da er durch gezielte Einkreuzung die Wollqualität entscheidend verbesserte. Dank seiner Erfolge in diesem Bereich wurde er 1816 zum Generalintendanten der Königlich-Preußischen Stammschäfereien, bevor er 1823 schließlich zum Präsidenten auf dem Leipziger Wollkonvent gewählt wurde. Albrecht Daniel Thaer starb am 26.Oktober 1828 auf dem Gut Möglin.
Von Umzügen und Kidnapping
Vor allem der Schafzucht ist es wohl zu verdanken, dass Thaer gerade in Leipzig ein Denkmal gewidmet wurde. Schließlich stand die Textilbranche in der Messestadt hoch im Kurs und Schafwolle spielte zur damaligen Zeit noch eine große Rolle in dieser Branche. So kam es nicht von ungefähr, dass am 1. September 1850 der Verein der Deutschen Land- und Forstwirte vor der damaligen Ersten Leipziger Bürgerschule dem Begründer der modernen Landwirtschaft ein Denkmal schuf. Die ursprünglich überlebensgroße Statue aus Bronze stand auf einem ca. 2 Meter hohen Sockel aus schlesischem Marmor. Beauftragt dafür wurde der Dresdner Bildhauer Ernst Rietschel. Er stellte Thaer als Lehrender dar, der mit einer Hand gestikuliert, während er in der anderen eine Papierrolle mit der Aufschrift „rationelle Landwirtschaft“ hält. Dies war wohl ein Hinweis auf eins seiner wichtigsten Werke. Der Bronzeguss des Denkmals erfolgte in der 1725 gegründeten Kunst- und Glockengießerei Lauchhammer.
Bereits im Jahr 1859 musste die Statue Umbauarbeiten weichen und wurde in die Lenné Anlage umgestellt, wo sie fast 100 Jahre zu finden war. Im Jahr 1947 wurde die Schillerstraße schließlich verbreitert und die Statue demontiert. Kurzzeitig fand sie einen Platz im Innenhof des Universitätskomplexes, bevor sie schließlich ab 1954 auf dem Gelände der agra Leipzig für die agra Landwirtschaftsausstellung der DDR aufgestellt wurde. Jedoch blieb das Denkmal dort nicht lange, waren sich einige SED-Funktionäre doch einig, dass Thaers bürgerliche Sichtweisen nicht mit den sozialistischen übereinstimmten. Es kamen Spekulationen auf, dass das Denkmal deshalb entsorgt werden sollte, was ein paar wissenschaftliche Assistenten der landwirtschaftlichen Fakultät nicht gefiel. In einer nächtlichen Aktion „retteten“ sie das Thaer-Denkmal und brachten es zu ihrer Fakultät. Im Jahr 1963 wurde es auf einem nun niedrigeren Postament aus Sandstein zwischen der Liebigstraße und dem Friedenspark aufgebaut. Grund dafür war die Eröffnung des dortigen Institutsgebäudes der landwirtschaftlichen Fakultät.
Dort befand es sich bis zur feierlichen Neuenthüllung am 24. Juni 2011. Seitdem steht es nun wieder an seinem repräsentativen Platz in der Lenné Anlage, neben der Moritzbastei. Bei der Restauration wurde der ursprüngliche Sockel nachempfunden und mit der Inschrift versehen:
Ihrem
verehrten Lehrer
Albrecht Thaer
die
deutschen Landwirthe
MDCCCL.
(1850)
Stand: 16.05.2024