Bildlexikon Leipzig

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Robert Blum – Gedenktafel

Markt 1 – Altes Rathaus
Ortsteil: Leipzig-Mitte (Zentrum)

Anlässlich des 100. Todestags von Robert Blums wurde am 9. November 1948 am Alten Rathaus links neben dem Haupteingang eine bronzene Gedenktafel angebracht. Sie besitzt eine Größe von 48 x 72 cm und enthält den Text: „1848 – 1948 Robert Blum Dem Kämpfer für ein geeintes demokratisches Deutschland zum Gedenken. Vom Balkon des Alten Rathauses entflammte Robert Blum seine Mitbürger für die demokratischen Ideale“. 

Hinter der Gedenktafel wurde eine Urne mit Erde aus seinem Grabe in Wien versenkt. 

Der wortgewandte Robert Blum gilt als Märtyrer der deutschen Revolution von 1848/49. Er war Begründer des Leipziger Schillervereins, Leipziger Stadtverordneter und Nationalvertreter in der Frankfurter Paulskirche. Am 13. August 1845 sprach er vom Balkon des Alten Rathauses zu den aufgebrachten Leipzigern und mahnte sie zur Besonnenheit. Am Abend zuvor war es beim Besuch von Prinz Johann von Sachsen, der die Leipziger Kommunalgarde inspizierte, zu Unruhen gekommen. Nachdem er acht vermeintliche Unruhestifter erschießen ließ, hatte es massive Proteste gegeben. 

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Promenadenring in Leipzig

Richard-Wagner-Straße, Georgiring, Augustusplatz, Roßplatz, Martin-Luther-Ring, Dittrichring, Goerdelerring
Ortsteil: Zentrum

Der Leipziger Promenadenring ist der älteste städtische Landschaftspark Deutschlands und eines der herausragendsten Denkmäler der Gartenkunst. Der Park wurde seit 1777 auf den Flächen der ehemaligen Befestigungsanlagen angelegt und umgibt mit einer Länge von 3,6 Kilometern als „grüner Ring“ den Stadtkern. Er ist in den Unteren Park / Müller-Anlage, den Oberen Park / Schwanenteich-Anlage, den Augustusplatz, die Lenné-Anlage, den Martin-Luther-Ring, den Dittrichring und den Goerdelerring/Tröndlinring eingeteilt.

Am Anfang stand die Befestigungsmauer…


Bereits zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurden die ersten grünen Alleen um den Stadtkern gepflanzt. Zu diesem Zeitpunkt war die Leipziger Innenstadt noch von Befestigungsmauern aus dem Mittelalter umgeben. Da der Verteidigungswall der modernen Kriegsführung nicht mehr standhalten konnte, bat der Leipziger Rat die Landesregierung, die Befestigung niederzureißen. König Friedrich August III. erhörte Ende 1769 die Bitte der Stadtväter und schenkte der Stadt die Befestigungsanlagen mit Ausnahme der Pleißenburg. In den 1770er Jahren wurde mit den Abrissarbeiten begonnen. Der Ausbau zu einem grünen Gürtel um den Stadtkern ist dem kunstsinnigen Bürgermeister Carl Wilhelm Müller zu verdanken: Anstatt die gewonnenen Flächen zu vermarkten und zu bebauen, stellte Müller die sozialen und ästhetischen Gesichtspunkte über die wirtschaftlichen und initiierte so den Bau der großzügigen Grünanlage um den Stadtkern. Dieses Engagement ehrten die Leipziger Bürger 1819 mit dem Bürgermeister-Müller-Denkmal, das noch heute an seinem Lieblingsplatz im Unteren Park gegenüber dem Hauptbahnhof steht. 

Ausbau zum Innerstädtischen Grüngürtel


Die Bauplanung des Promenadenrings leitete maßgeblich Johann Friedrich Carl Dauthe. Die äußeren Promenadenanlagen wurden dicht bepflanzt und bildeten eine breite Lindenallee mit Sitzmöglichkeiten für Spaziergänger, die an eine Ringstraße für den Fahrverkehr grenzte. Auch vor den Stadttoren entstanden großzügig angelegte Plätze. Im Jahr 1794 wurde der Ratsgärtner Carl F. Kühn zur Pflege der neu entstandenen Anlagen eingestellt. In der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 wurden die Promenadenanlagen stark verwüstet und in den Folgejahren nach und nach wieder instandgesetzt. 

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stagnierte der Ausbau der Promenadenanlagen, bis auf Initiative von Bürgermeister Otto Koch ab 1857 zunächst der Bereich zwischen dem heutigen Augustusplatz und dem Peterstor nach Entwürfen des preußischen Gartendirektors Peter Joseph Lenné umgestaltet wurde. Im Jahr 1859 waren die umfangreichen Neugestaltungen abgeschlossen. In der Folgezeit initiierte die Stadt weitere Umgestaltungen der übrigen Abschnitte des Promenadenrings. Besondere Aufmerksamkeit wurde dem Bereich des Augustusplatzes beigemessen, welcher ebenfalls nach den Plänen von Lenné neu konzipiert wurde. Der Gartendirektor sah dort großzügige Alleen und formale Schmuckgestaltungen rund um das damalige Bildermuseum vor. 

Neugestaltung und Instandsetzung


In den Folgejahren wurden innerhalb des Promenadenrings zahlreiche Denkmäler zu Ehren berühmter Leipziger Bürger aufgestellt. Allein in der Lenné-Anlage, auch als Schillerpark bekannt, gibt es fünf repräsentative Denkmäler: das Robert-Schumann-Denkmal hinter der Moritzbastei, das Otto-Koch-Denkmal zu Ehren des früheren Bürgermeisters, das Gellert-Denkmal auf der Hauptachse der Anlage, das Schiller-Denkmal Richtung Neumarkt und das Thaer-Denkmal zur Erinnerung an den Agrarwissenschaftler Albrecht Thaer.

Im Jahr 1901 löste der Stadtgartendirektor Carl Hampel seinen Vorgänger Carl Otto Wittenberg ab und begann mit dem Ausbau und der Anpassung des Promenadenrings an die aufstrebende Großstadt. Hampel baute 1904 zunächst das Gebiet rund um das Neue Rathaus mitsamt der angrenzenden nördlichen Promenade bis hin zum Hallischen Tor um. Auch der östliche Promenadenring bis hin zur Goethestraße wurde mit Bau des Hauptbahnhofs ab 1910 umfassend neugestaltet.

Durch den wachsenden Verkehr mussten die Straßen verbreitert werden. Immer mehr Grünfläche wich den Baumaßnahmen. Im Zweiten Weltkrieg wurden durch Bombenangriffe viele markante Gebäude zerstört, die den Promenadenring lange prägten, darunter die Matthäikirche und die 1. Bürgerschule auf der Moritzbastei. Seit 1990 engagiert sich das Grünflächenamt der Stadt Leipzig für eine Wiederherstellung des Promenadenrings unter gartendenkmalpflegerischen Aspekten. So wurden u.a. die Bereiche vor dem Hauptbahnhof und der Thomaskirche durch neue Bepflanzungen aufgewertet.

Die Abschnitte des Promenadenrings und ihre Denkmäler


Dass der Untere Park und Obere Park am Hauptbahnhof ursprünglich bis zum Bau der Goethestraße miteinander verbunden waren und das gemeinsame Herzstück des Promenadenrings bildeten, kann man heute nur noch erahnen. Beim Schwanenteich im Oberen Park handelt es sich um einen Rest des ehemaligen Stadtgrabens, welcher mit Wasser aufgefüllt und zu einem Teich umgestaltet wurde. Hier befinden sich hinter der Oper die Richard-Wagner-Büste sowie an der Goethestraße der Eisenbahnobelisk, der an den Bau der ersten deutschen Fernbahnstrecke von Leipzig nach Dresden erinnert.

Besonders das Erscheinungsbild des Augustusplatzes veränderte sich im Laufe der Zeit gewaltig. Der 1883 errichtete Mendebrunnen ist der einzige erhalten gebliebene Teil der alten Platzanlage. Hinter dem Augustusplatz markiert die 1550 von Hieronymus Lotter erbaute Moritzbasteiden Rand der Lenné-Anlage. Peter Joseph Lenné legte hier eine zentrale Hauptachse an, die quer durch den Park führt. Der Promenadenhügel ist noch heute markante Blickachse zum Neuen Rathaus. Im Sommer wird kaum ein anderer Abschnitt des Promenadenrings von Erholungssuchenden so intensiv genutzt, wie die Lenné-Anlage. 

Die zuvor eher bescheiden gestalteten Grünanlagen am Martin-Luther-Ring erhielten nach Entwürfen von Hampel aufwändige Schmuckbepflanzungen. Hier befindet sich das 1999 eingeweihte Goerdeler-Denkmal, das an Leipzigs mutigen Bürgermeister Carl Friedrich Goerdeler erinnert, der am Hitler-Attentat mitwirkte und nach dessen Scheitern hingerichtet wurde. Westlich der Innenstadt am Dittrichring kann seit Anfang des 20. Jahrhunderts ein einmaliges Zusammenspiel aus rahmender Bebauung und Grünanlage bewundert werden. Die Schmuckbepflanzungen Hampels wurden nach dem Zweiten Weltkrieg durch historische Grünstrukturen und einfache Gehölzbepflanzungen ersetzt. 2008 wurde hinter dem Westportal der Thomaskirche das Mendelssohn-Denkmal aufgestellt, eine detailgetreue Kopie des 1936 zerstörten Originals. Unweit davon entdeckt man weitere bedeutende Denkmale: das Alte Bach-Denkmal und das Plato-Dolz-Denkmal. Sehenswert ist auch der etwas versteckt gelegene Märchenbrunnen, entworfen 1906 von Josef Mágr.

Im Bereich des Goerdelerrings/Tröndlinrings befindet sich heute im ehemaligen Komplex des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit das Museum in der „Runden Ecke“. In der nahe gelegenen Grünanlage wurde 2013 anlässlich des 200. Geburtstages Richard Wagners das Richard-Wagner-Denkmal enthüllt. Die von Stephan Balkenhol geschaffene Plastik steht auf einem von Max Klinger gefertigten Sockel. Nur wenige Meter weiter befindet sich am Richard-Wagner-Platz das 1851 errichtete Hahnemann-Denkmal

Wie der Name „Promenadenring“ verdeutlicht, besteht der Stellenwert des Leipziger Rings bis heute im Promenieren – dem Spazieren entlang attraktiv gestalteter Gartenanlagen.

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Nikolaikirche in Leipzig

Nikolaikirchhof 3
Ortsteil: Zentrum

Die um 1165 erbaute Nikolaikirche ist mit einer Höhe von 63 Metern und einer Breite von 46 Metern die größte und zweitälteste Kirche Leipzigs. Sie erlangte im Herbst 1989 internationale Bekanntheit durch die Friedensgebete und die daran anschließenden Montagsdemonstrationen, welche das Ende der DDR und die Einheit Deutschlands einläuteten. Zehn Jahre später wurde auf dem Nikolaikirchhof die 16 Meter hohe Nikolaisäule aufgestellt, welche als Symbol für die Friedliche Revolution steht.

Von der romanischen Basilika zur reformatorischen Kirche


Die Geschichte der Nikolaikirche reicht über 850 Jahre zurück. Sie wurde um 1165 nach der Verleihung des Stadt- und Marktrechts an Leipzig im Stil einer romanischen Basilika erbaut, besaß der Überlieferung nach aber bereits einen Vorgängerbau. Der romanische Ursprung ist bis heute an der Westseite der Kirche zu erkennen. Das Patrozinium des heiligen Nikolaus, dem Schutzpatron der Kaufleute und der Reisenden, über der Kirche legt eine Gründung und Errichtung des Gotteshauses durch die ansässigen Kaufleute nahe. Die erste urkundliche Erwähnung als Bürgerkirche geht auf das Jahr 1212 zurück. Acht Jahre später wurde die Nikolaikirche dem Thomasstift unterstellt und verlor damit ihren Status als eigenständige Stadtkirche. Zwischen 1513 und 1525 erfolgte der Umbau durch den Maurermeister Benedikt Eisenberger zu einer dreischiffigen spätgotischen Hallenkirche. In diesem Zuge erhielt das Gebäude seine heutigen Maße von 63 Metern Länge und 46 Metern Breite. Am 31. Mai 1525 wurde die Nikolaikirche durch den Bischof von Merseburg eingeweiht. Mit der Einführung der Reformation in Leipzig zu Pfingsten 1539 hielt der evangelische Theologe und Reformator Johann Pfeffinger die erste evangelische Predigt. Auch das Innere der Kirche wurde nach reformatorischen Vorstellungen umgestaltet, Heiligenbilder und Nebenaltäre beseitigt. Der bedeutende Bau- und Bürgermeister der Stadt, Hieronymus Lotter, ließ 1555 die gotischen Turmspitzen durch flachere Dächer ersetzen, erhöhte den barocken Mittelturm auf seine heutigen 76 Meter und ergänzte im Inneren eine Türmerwohnung. Der Leipziger Architekt Johann Michael Senckeisen schuf zwischen 1730 und 1734 den Abschluss des Mittelturmes mit barocker Haube. Die spätgotische Kanzlei in der Nordkapelle der Nikolaikirche aus dem Jahr 1521 stammt noch aus Martin Luthers Zeiten und wird deshalb im Volksmund „Lutherkanzel“ genannt, obwohl der Reformator dort nie gepredigt haben soll. 1723 absolvierte Johann Sebastian Bach im Zuge seiner Bewerbung als Thomaskantor und städtischer Musikdirektor sein Orgelvorspiel der Kantate „Die Elenden sollen essen“ in der Nikolaikirche. Auch seine berühmte Johannes-Passion und das Weihnachtsoratorium mit dem Thomanerchor wurden in der Nikolaikirche uraufgeführt. An die Zeit Bachs erinnern noch heute das schlicht gehaltene Eingangsportal und die Turmhaube.

Klassizismus, Porsche und Clara Schumann unter einem Dach 


Der Umbau des Kircheninneren zum heutigen klassizistischen Erscheinungsbild im Geist der bürgerlichen Aufklärung erfolgte zwischen 1784 und 1797 unter der Leitung des Stadtbaumeisters Johann Carl Friedrich Dauthe. Dauthes Innengestaltung wurde maßgeblich durch die Architekturtheorie von Marc-Antoine Laugier beeinflusst. Die Umgestaltung zu einem modernen, hellen Predigtsaal mit der dominierenden Farbgebung Gold, Rosé, Weiß und Hellgrün zählt zu den bedeutendsten Raumschöpfungen des deutschen Klassizismus. Die ehemals spätgotischen Pfeiler wurden durch Stuckverzierungen in Form von stilisierten Palmwedeln zu antikisierenden Säulen umgestaltet. Neben dem Altarbild mit der Auferstehung Christi stammen rund 30 weitere Gemälde im Innern der Kirche vom damals bedeutendsten Maler und Bildhauer Leipzigs, Adam Friedrich Oeser. Der Chorraum wurde von Felix Pfeifer mit vier großflächigen Alabasterreliefs ausgestattet. Der Weißenfelser Orgelbauer Friedrich Ladegast ersetzte den Vorgängerbau von Johann Gottlob Trampeli 1862 durch eine neue Orgel mit 84 Registern auf vier Manualen und Pedal. Dabei handelt es sich noch heute um die größte Kirchenorgel Sachsens und zugleich Ladegasts wichtigstes Werk. Die spätere Erneuerung der Orgel durch die Firma Wilhelm Sauer belief sich auf rund 2,3 Millionen Euro. An der Finanzierung beteiligte sich die Porsche AG als Hauptsponsor, was mit dem edelstählernen Porsche-Schriftzug am Spieltisch der Orgel verewigt ist. Im Zuge der Sanierung wurden die Grabstellen der Kirche gänzlich überbaut. In den Gemäuern fand unter anderem der Theologe und Sympathisant Luthers, Petrus Mosellanus, 1524 seine letzte Ruhe.

Nach Abschluss der Umbau- und Renovierungsarbeiten im Jahr 1897 wurde die Kirche neu eingeweiht. Bei den im Turmaufgang ausgestellten Mauerresten des Portals aus dem Jahr 1170 sowie den grauen Steinen in der Kirchenmauer am Eingang handelt es sich um die ältesten Stücke Leipzigs. Die Nikolaikirche war die einzige Kirche, die während der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 nicht als Lazarett umfunktioniert wurde. Am Abend des 19. Oktober 1813 fand in der Kirche der erste Gottesdienst nach Ende der Schlacht statt. Im Jahr 1817 wurde die Musikerin Clara Schumann in der Nikolaikirche getauft, 1838 heiratete der Leipziger Vater des Kleingärtnertums, Moritz Schreber, in der Kirche.

Außerhalb der Südsakristei der Kirche hängt in einer Wandnische ein überdimensioniertes Hufeisen. Dieses stammt der Überlieferung nach aus dem frühen 14. Jahrhundert, als der Markgraf Dietrich IV., genannt Diezmann, 1307 zum Gottesdienst nach Leipzig ritt und dort während der Christmette in der Thomaskirche ermordet wurde. Auf dem Weg nach Leipzig scheute sein Pferd und verlor das Hufeisen, das bis in die Nikolaikirche geschleudert wurde. Eine andere Überlieferung schreibt es dem Pferd des Heiligen Georg zu. Dieses soll das Hufeisen beim Kampf gegen den Drachen verloren haben. 

Der Weg zur Friedlichen Revolution im Herbst ‘89


Die Bedeutung der Nikolaikirche reicht weit über ihre Kunst- und Baugeschichte zurück. In den 1980er Jahren wurden unter dem Motto „Schwerter zu Pflugscharen“ zahlreiche Veranstaltungen für die Abrüstung und Entmilitarisierung im Kalten Krieg organisiert. Im Rahmen der Friedensdekade fanden schließlich ab dem 20. September 1982 jeden Montag um 17 Uhr die Friedensgebete gegen das Wettrüsten in Ost und West statt, die durch Pfarrer Christian Führer und ab 1986 durch den Pfarrer der Lukaskirche, Christoph Wonneberger, koordiniert wurden. Als Symbol für die ersten Friedensgebete wurde rechts neben dem Hochaltar auf einem Ständer aus Metall ein einfaches Holzkreuz aufgestellt.

Trotz zahlreicher Sanktionsmaßnahmen und Einflussnahme vom Staat bot die Kirche einen der wenigen geistigen Freiräume in der DDR, welchen die Gemeinde unter dem Motto „Nikolaikirche – offen für alle“ nutzte. Die regelmäßig stattfindenden Friedensgebete waren ein entscheidender Meilenstein auf dem Weg zur Überwindung der Teilung Deutschlands und ganz Europas – obwohl niemand dieses Ziel offenkundig ins Leben gerufen hatte. Am 7. Oktober 1989, dem 40. Jahrestag der DDR, wurde jeder Versuch des Protests gewaltsam von der Staatsmacht unterbunden. Der darauffolgende Montag, der 9. Oktober 1989, wurde schließlich zum entscheidenden Tag der Friedlichen Revolution. Rund 70.000 Demonstranten versammelten sich vor der Nikolaikirche und in der Innenstadt mit den Rufen „Wir sind das Volk!“ und „Keine Gewalt!“. Dieser Tag markierte das Ende der DDR und machte den Weg zur Einheit Deutschlands frei. 

Die Friedensgebete finden nach wie vor montags um 17 Uhr in der Nikolaikirche statt. Der Leipziger Autor Erich Loest setzte der Friedlichen Revolution in Leipzig mit seinem Bestseller-Roman „Nikolaikirche“ aus dem Jahr 1995 ein literarisches Denkmal. Das Buch spiegelt die tägliche Gespaltenheit der Menschen in der DDR in einer spannenden Familien-Saga auf lebendige Weise wider.

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Mendelssohn-Denkmal in Leipzig

Dittrichring – gegenüber Westportal der Thomaskirche (Mendelssohn-Portal)
Ortsteil: Zentrum

Das Mendelssohn-Denkmal ehrt den Komponisten und ehemaligen Gewandhauskapellmeister Felix Mendelssohn Bartholdy. Es wurde am 18.10.2008 gegenüber der Thomaskirche als detailgetreue Replik jenes Denkmals aufgestellt, das der Bildhauer Werner Stein entworfen hatte und das sich von 1892 bis 1936 an der Ostseite des alten Gewandhauses befand. Da Mendelssohn Bartholdy während der Nazi-Zeit als Jude galt und „verfemt“ war, ließ Leipzigs stellvertretender Bürgermeister Rudolf Haake in der Nacht zum 10.11.1936 das Denkmal abreißen. Damit opponierte er gegen Bürgermeister Carl Friedrich Goerdeler, der den Abriss nicht wollte. 

Auf Initiative von Kurt Masur und Wolfgang Tiefensee wurde 2003 die Wiederrichtung des kulturhistorisch wertvollen Denkmals beschlossen. Der Guss der drei Meter hohen Bronzestatue erfolgte in der Kunstgießerei Lauchhammer. Auf der Rückseite des Denkmal-Sockels befindet sich die Inschrift „Edles nur künde die Sprache der Töne“. An den Seiten symbolisieren zwei Medaillons die kirchliche und weltliche Musik. Euterpe, die Muse der Musik, sitzt auf den Stufen, begleitet von je zwei musizierenden Engeln.

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Max Klinger – Gedenktafel in Leipzig

Petersstraße 48
Ortsteil: Zentrum

Im Jahr 2007 feierte die Stadt Leipzig mit einem vielfältigen Veranstaltungsprogramm den 150. Geburtstag von Max Klinger. Als würdiger Abschluss des Jubiläumsjahrs wurde am 18. Februar 2008 am Gebäude Klingers Haus durch Kulturbürgermeister Georg Girardet und Hans-Werner Schmidt, Direktor des Museums der bildenden Künste Leipzig, feierlich eine Gedenktafel für Max Klinger enthüllt. Sie soll daran erinnern, dass hier ehemals das Haus stand, in dem der bedeutende deutsche Maler und Grafiker Max Klinger am 18. Februar 1857 geboren wurde. Die Gedenktafel gestaltete der Leipziger Künstler Otto Berndt Steffen als Heliogravur. Dafür verwendete er ein Motiv aus Max Klingers Radierung „Der Philosoph“. Die Finanzierung erfolgte durch die Stadt Leipzig im Rahmen des Haus- und Gedenktafelprogramms des Kulturamtes sowie durch eine Spende der Leipziger Volkszeitung

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Löwenbrunnen in Leipzig

Naschmarkt
Ortsteil: Zentrum

Der relativ unscheinbar wirkende Brunnen auf dem Naschmarkt, an dem die meisten Passanten der angrenzenden Grimmaischen Straße achtlos vorbeieilen, besitzt mehrere Alleinstellungsmerkmale. Es handelt sich beim Löwenbrunnen um den ältesten noch funktionierenden Brunnen Leipzigs. Gleichzeitig ist er auch die einzige Doppelhandschwengelpumpe der Stadt. Wer aus dem Brunnen Wasser schöpfen will, muss eine der beiden Handschwengelpumpen in Bewegung setzen. Allerdings ist das Wasser nur zum Erfrischen geeignet, nicht zum Trinken. 

Bereits 1688 wurde auf dem Naschmarkt der Herkulesbrunnen mit der Standfigur des Herkules errichtet. Ihn schmückten maritime Fabelwesen, Sandsteinreliefs und eine bemalte kupferne Haube. Um 1820 verlegte man den Brunnen an den Südrand des Platzes und gestaltete ihn als Löwenbrunnen um. Die beiden bronzenen Löwen und die Pumpenschwengel entstanden nach einem Entwurf des Berliner Bildhauers Johann Gottfried Schadow und wurden in Lauchhammer gegossen. Schadow gilt als bedeutendster Bildhauer des deutschen Klassizismus und schuf auch die Quadriga auf dem Brandenburger Tor.

1918 gestaltete Hugo Licht, der Erbauer des Neuen Rathauses, den Löwenbrunnen um. Der streng symmetrische Brunnen bestand zuvor aus einem Holzkasten. Er beseitigte diese Form und schuf die jetzige steinerne Fassung des Brunnens. An der Vorderseite befindet sich ein Wasserspeier, der ein flaches Becken füllt. An beiden Seiten des Mittelteils gibt es zwei flache Bänke, auf denen jeweils ein nach außen blickender Löwe ruht. Die beiden Löwen und die Pumpenschwengel verblieben nach dem Umbau an den bisherigen Plätzen. Die freute vor allem die Leipziger Studenten, die hier gern den „Löwenritt“ zelebrierten und aufmüpfige Reden hielten. 

Den Umbau des Löwenbrunnens ermöglichte eine Stiftung des Zigarrenfabrikanten Hugo Haschke, woran eine Steintafel in goldfarbenen Versalien auf der Rückseite des Brunnens erinnert. Darauf steht: „Im letzten Kriegsjahre 1918 wurde dieser Brunnen in der alten Gestalt des hölzernen Gehäuses vom Rate wieder aufgebaut durch den Architekten Dr. Ing. Hugo Licht. Die Mittel dazu stiftete Kommerzienrat  HYPERLINK „https://de.wikipedia.org/wiki/Hugo_Haschke“ \o „Hugo Haschke“ Hugo Haschke“.

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Kugeldenkmal in Leipzig

Schnittpunkt von Inselstraße / Hans-Poeche-Straße / Chopinstraße / Reudnitzer Straße
Ortsteil: Zentrum-Ost

Das Areal der ehemaligen Milchinsel, auf dem sich das Kugeldenkmal befindet, war während der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 heiß umkämpft. Es zählt zu den ersten Stadtgebieten, die von den Verbündeten erobert wurden. An der früheren Hintergasse (heute Schützenstraße / Rosa-Luxemburg-Straße) befand sich das Hintertor. Dieses Stadttor wurde am 19. Oktober durch das III. preußische Korps erstürmt, das sich später am Hallischen Tor mit den Truppen des Generalfeldmarschalls Gebhard Leberecht von Blücher vereinigte. 

Privatinitiative von Carl Lampe 


Die direkt vor dem Hintertor gelegene Milchinsel gehörte zum Grundstück des Unternehmers Carl Lampe. Dieser nahm die Erstürmung der Milchinsel durch die Verbündeten zum Anlass, um aus eigenen Mitteln ein Denkmal zu errichten. Anlässlich des Jahrestags des zweiten Einzuges der Verbündeten in Paris wurde das Denkmal am 5. Juli 1845 enthüllt. Auf ihm ruhten 20 Kanonenkugeln. Vor dem Denkmal wurde ein großer Stein platziert, der einst im Gartengelände der Milchinsel das Grab eines gefallenen preußischen Offiziers markierte. Weiterhin umgab ein Holzzaun mit 20 Säulen den Standort. Auf jeder Säule ruhte eine Kugel aus den Orten, die durch die Völkerschlacht besonders in Mitleidenschaft gezogen wurden. Deshalb erhielt die Anlage bald den Namen Kugeldenkmal. Da das Denkmal und die Umzäunung im Laufe der Jahre verwitterten, veranstaltete Carl Lampe eine öffentliche Sammlung, mit der ein neues Denkmal mitfinanziert werden sollte. Für die Grundsteinlegung wählte man den 5. August 1863, da in Leipzig zeitgleich das 3. Allgemeine Deutsche Turnfest stattfand. Bei diesem spielte das bevorstehende Völkerschlachtjubiläum eine wichtige Rolle spielte. Über 1.000 Turner und Einwohner nahmen nach einem Festumzug an der Grundsteinlegung durch Bürgermeister Carl Willhelm Otto Koch teil. Die Festrede hielt Carl Lampe, der den Hauptanteil an der Finanzierung des Denkmals trug. 

20 Kanonenkugeln symbolisieren 20 zerstörte Dörfer


Vom alten Denkmal wurden die 20 Kugeln als symbolische Erinnerung an die 20 umkämpften Dörfer in Leipzigs Umgebung übernommen, ebenso deren Namen Meusdorf, Connewitz, Lindenau, Markranstädt, Stötteritz, Paunsdorf, Zweinaundorf, Reudnitz, Volkmarsdorf, Abtnaundorf, Schönefeld, Eutritzsch, Möckern, Wachau, Probstheida, Liebertwolkwitz, Güldengossa, Cröbern, Dölitz, Störmthal (umlaufend von Nord beginnend). Zusammen mit diesen 20 Kugeln waren insgesamt 57 zu sehen. Den zeichnerischen Entwurf für das neue Denkmal lieferte der Berliner Künstler H. Spielberg. Das Postament und das Denkmal entstanden aus Rochlitzer Porphyr. An der Nordseite des Denkmals ist auf einer Tafel vermerkt: 

ZUR ERINNERUNG
AN LEIPZIGS NOT UND RETTUNG
IM OKTOBER 1813
WURDE DIESES DENKMAL VON C. LAMPE GEGRÜNDET
AM 5. JULI 1845, DEM JAHRESTAG DES LETZTEN
BEFREIUNGSKAMPFES VON PARIS, UND MIT HILFE
ÖFFENTLICHER BEITRÄGE ERNEUERT IM JAHRE 1863
ZUR 50STEN GEDENKFEIER DER VÖLKERSCHLACHT.

Durch Beschädigungen verschwanden bis Mitte des 20. Jahrhunderts das Gitter, die Schriftplatten und zahlreiche Kanonenkugeln. Anlässlich der 140-Jahr-Feier der Völkerschlacht 1953 sowie 1989 bis 1992 wurde das Kugeldenkmal gründlich restauriert. Das Gitter konnte bisher leider nicht wiederhergestellt werden.

Bildergalerie - Kugeldenkmal in Leipzig

Krochhochhaus in Leipzig

Goethestraße 2
Ortsteil: Zentrum

Das Krochhochhaus wurde als erstes Hochhaus der Stadt Leipzig und zugleich erstes privates Bankgebäude in dieser Größe in Deutschland errichtet. Es wurde 1927/28 auf Ansinnen des Bankiers Hans Kroch nach Entwürfen von German Bestelmeyer als Bankhaus im Stil des venezianischen Torre dell‘ Orologio geschaffen. Der 43 Meter hohe Bau prägt noch heute das Erscheinungsbild des Augustusplatzes. Seit 2010 beherbergt das Krochhochhaus das Ägyptische Museum der Universität Leipzig, dessen Eingang sich in der Theaterpassage befindet.

Vom Bauskandal zum ersten Hochhaus der Stadt


Nach der Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg versuchte die Weltmessestadt Leipzig das verlorengegangene Selbstbewusstsein zumindest symbolisch durch den Bau von Messepalästen und Hochhäusern nach amerikanischem Vorbild wiederzuerlangen. Während dieses Vorhaben zunächst an der Inflation scheiterte, setzte der Stadtbaurat Hubert Ritter wenig später mit seinem Konzept für einen Hochhausring um die Leipziger Innenstadt einen neuen Impuls. Der Bankier Hans Kroch griff die Idee auf und schlug vor, die Privatbank Kroch nach diesem Vorbild neu zu errichten. Am besten geeignet für ein solches Gebäude war der Augustusplatz, jedoch war dort lediglich das schmale Grundstück der Theaterpassage zwischen Konfektionshaus Bamberger & Hertz und der Dresdner Bank – ehemals Hotel „Schwarzes Bret“ – verfügbar. Den 1926 ausgeschriebenen Architekturwettbewerb „zur Erlangung von Entwürfen für die städtebauliche Ausgestaltung des Augustusplatzes und für die architektonische Durchbildung des Bankhauses Kroch“ gewann der Münchner Architekt German Bestelmeyer. Sein ambitionierter Entwurf für ein alle anderen Bauten überragendes Hochhaus nach dem Vorbild des venezianischen Torre dell‘ Orologio rief bei den Bürgern der Stadt zunächst großen Widerstand hervor. Hintergrund war die Vorschrift, dass sämtliche Neubauten in der exponierten Innenstadtlage die Firsthöhe der bereits bestehenden Bauten nicht überschreiten dürften – schon gar nicht ein Privatbau. Der Entwurf wurde schließlich unter der Voraussetzung genehmigt, dass das Hochhaus die weiteren Gebäude nicht allzu aufdringlich überschreiten dürfe. So konzipierte Kroch die vier Etagen nach Erreichen der Normhöhe als Attrappen und überzeugte damit schließlich die Entscheider. Der 43 Meter hohe Komplex wurde 1927/28 als erstes Hochhaus der Stadt und zugleich erstes privates Bankgebäude in dieser Größe in Deutschland errichtet. Bestelmeyer schuf damit eines der Wahrzeichen Leipzigs, welches noch heute den Augustusplatz prägt, und gab zugleich den Auftakt für den Hochhausbau in Leipzig.

Venezianisches Flair auf dem Augustusplatz


Wer schon einmal auf dem Markusplatz in Venedig stand, dem kommt der imposante Bau des Krochhochhauses sehr bekannt vor – und das mit guten Grund: Der elfgeschossige kalksteinverkleidete Stahlbetonbau wurde nach dem Vorbild des Uhrturms am Markusplatz gestaltet. Passend dazu wurden dem Gebäude zwei bronzene Glockenschläger aufgesetzt. Sie galten zur Eröffnung 1928 als das größte Turmschlagwerk der Welt. Der Schmied Eugen Ehrenbock schuf die 3,30 m hohen Kupferfiguren nach Entwürfen des Bildhauers Josef Wackerle. Letzterer wollte damit einen harten oberen Abschluss des kantigen Gebäudes vermeiden. Der eine Glockenmann, ein Jüngling, schlägt aller 15 Minuten, der andere bärtige Alte schlägt jede volle Stunde. Das darunter gelegene Giebelfeld trägt, ganz im Geist der Handelsstadt, die lateinische Inschrift „Omnia vincit labor“ (Arbeit überwindet alles). Die Turmuhr der Leipziger Firma Berhard Zachariä auf Höhe des elften Obergeschosses wird von zwei reliefierten Löwen flankiert. Die Symbole Venedigs und zugleich Wappentiere Leipzigs spiegeln die Bedeutung und Macht des Bankhauses wider. Der Bezug Leipzigs und der einst dominierenden Welthandelsstadt Venedig war durchaus eine Verbidnung, die damals wie heute gefiel. An der Kugel oberhalb der Uhr werden können die Mondphasen abgelesen werden.

Altes Ägypten im ehemaligen Bankhaus 


In der Schalterhalle des ehemaligen Bankhauses Kroch in der Theaterpassage hat heute das Ägyptische Museum der Universität Leipzig sein Domizil. Die Halle stellt ein bedeutendes Interieur des Leipziger Art déco dar. Besonders eindrucksvoll ist auch der von Josef Wackerle geschaffene Neptunbrunnen aus Terrakotta mit der vergoldeten Figur des Meeresgottes. Im Jahr 2010 wurde das ehemalige Bankhaus zu einem Ort der Wissenschaft und der Forschung umgewidmet, der heute die größte und bedeutendste Universitätssammlung ihrer Art in ganz Deutschland beinhaltet. Die Sammlung setzt sich im Wesentlichen aus archäologischen Funden und Käufen des Ägyptologen und Museumsleiters Georg Steindorff zusammen und umfasst rund 7.000 Objekte. Diese stammen aus fünf Jahrtausenden, insbesondere aus dem unternubischen Aniba. Neben zahlreichen Statuen, alltäglichen Gegenständen und einigen Mumien bildet ein mumienartig gestalteter Sarg mit Hieroglyphen den Grundstock des Museums. Dieser wurde 1840 vom Professor für Archäologie der Universität Leipzig, Gustav Seyffart, in Triest erworben und zählt noch heute zu einer echten Rarität und Attraktion des Museums. 

Das Krochhochhaus hat bis heute nichts von seiner architektonischen Bedeutung eingebüßt. Der Bau wurde mit Muschelkalkplatten verkleidet und weist nur wenig figürliche Ornamentik auf, die auf die unterste und oberste Geschosszone beschränkt ist. Das gesamt Bildprogramm spiegelt die Lebenseinstellung des bodenständigen Bankiers wider und zeugt von seiner Einbindung in die Gesellschaft. Auf den kantigen, mit Naturstein verkleideten Betonsäulen des Eingangsbereichs entdeckt man beim näheren Hinschauen einen symbolischer Bildschmuck. Dieser wurde in der Art frühzeitlicher Ritzzeichnungen ausgeführt. Im Untergeschoss befindet sich die Theaterpassage mit zahlreichen Geschäften. Sie wurde damals so benannt, weil sie unmittelbar zum gegenüberliegenden Neuen Theater auf dem Augustusplatz führte. Dieses wurde im Zweiten Weltkrieg 1943 zerstört. An gleicher Stelle wurde bis 1960 das heutige Opernhaus errichtet.

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Klinger-Haus in Leipzig

Petersstraße 48
Ortsteil: Zentrum

Das malerisch gestaltete Wohn- und Geschäftshaus befindet sich am Südende der Petersstraße und gilt als eines der schönsten Leipziger Bauten. Es wurde 1887 bis 1889 nach Plänen von Arwed Rossbach errichtet. Bei der Gestaltung verwendete Rossbach Elemente der deutschen und niederländischen Renaissance. Davon zeugen die mit Arabesken, Terrakottenverblendungen und Säulen verzierte Fassade, der dreigeschossige Eckerker, der bemalte Putz sowie die beiden prächtigen Giebel im Dachbereich. 

Auftraggeber für den Bau war der Seifenfabrikant Heinrich Louis Klinger, von den Leipzigern auch „Seefen-Klinger“ genannt. Ihm und seinem Vater gehörten vier Grundstücke in der Schlossgasse und Petersstraße. Für den Bau von Klingers Haus ließ er 1880 das vorherige Gebäude abreißen. In diesem hatte sein Sohn, der bedeutende Künstler Max Klinger, das Licht der Welt erblickt. Seit 2008 erinnert am Haus eine Gedenktafel an ihn.

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Johannapark in Leipzig

Ferdinand-Lassalle-Straße / Karl-Tauchnitz-Straße / Edvard-Grieg-Allee
Ortsteil: Zentrum-West

Der Johannapark ist eine 11 Hektar große Parkanlage am Innenstadtring. Diese wurde zwischen 1858 und 1863 vom Bankier Wilhelm Theodor Seyfferth zu Ehren seiner verstorbenen Tochter Johanna in Auftrag gegeben und im englischen Stil gestaltet. Der Park gilt als wichtiges Denkmal der Gartenkunst, welches von Peter Joseph Lenné, einem der berühmtesten Städtebauer und Gartengestalter, konzipiert wurde. Die Anlage bildet gemeinsam mit dem Clara-Zetkin-Park und dem Palmengarten eine zusammenhängende Parklandschaft. 

Von Feuchtwiesen und Heugewinnung


Die Entstehung des Johannaparks reicht bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts zurück, als Wilhelm Theodor Seyfferth das Areal im Jahr 1853 erwarb: Zu diesem Zeitpunkt war der westliche Teil der Stadt noch von zahlreichen alten Bürgergärten gesäumt, umgeben von feuchten und regelmäßig überschwemmten Auewiesen, die zur Heugewinnung genutzt wurden. Diese Wiesen wurden damals über die hölzerne Heubrücke über der Alten Pleiße erreicht, bei der es sich um den späteren Eingang zum Johannapark handelte. An der Stelle der Heubrücke wurde später der Johannaparkweg angelegt. Dieser ermöglicht heute eine direkte Fahrverbindung bis nach Plagwitz und Connewitz.

Ein Park für Seyfferths Johanna


Den Anstoß zur Errichtung des Parks gab der frühe Tod von Seyfferths ältester Tocher Johanna Nathalie Seyfferth. Der Überlieferung nach musste sie einen Bankier aus Seyfferths Bankhaus heiraten, obwohl ihre Liebe eigentlich dem Gutsbesitzer von Dornreichenbach galt. An diesem Konflikt zerbrach Johanna körperlich und seelisch und verstarb kurze Zeit später an „gebrochenem Herzen“, wie es hieß. In seiner Trauer gab Seyfferth auf dem 1853 gekauften Grundstück einen Park zu Ehren seiner Tochter in Auftrag. Der Bankier wandte sich mit seinem Vorhaben an den Stadtrat mit den Worten „Die Idee, von einem für meine verstorbene Tochter disponiert gewesenem Kapitale, eine Stiftung zu begründen, die nicht bloß ihren Namen sondern auch die vorherrschende Richtung ihres Charakters ‚Andern Freude zu machen‘ verewigen würde, hat mich veranlaßt, die Wiese der Frau Professor Schwägrichen am Kuhstange zu kaufen. Sie in einen Park zu gestalten und diesen Johannapark zu nennen ist meine Absicht.“

Für die gestalterische Umsetzung des Parks wandte sich Wilhelm Theodor Seyfferth an den Landschaftsparkgestalter Peter Joseph Lenné, der ihm bereits im selben Jahr eine erste Konzeption mit Planentwurf nach Seyfferts Vorstellungen vorlegte: Dieser beinhaltete eine zentrale, auf den heutigen Rathausturm ausgerichtete Sichtschneise mit rahmenden Gehölzstrukturen. Anstelle eines anfangs geplanten Flusslaufes durch die Parkanlage sah Lenné auf der sumpfigen Wiese einen kleinen Teich mit Insel und Brücke vor. Für die Umsetzung des Parks kaufte Seyfferth weitere Grundstücke hinzu, darunter Teile der ehemaligen Thomaswiese und der früheren Universitätswiese. Letztlich umgesetzt wurde das Vorhaben vom Leipziger Ratsgärtner Carl Otto Wittenberg, der zuvor als Schüler Lennés für die Arbeiten am Schillerpark zu Rate gezogen wurde. Wittenberg veränderte zwar einige Details in der Konzeption von Lenné, behielt aber die wesentliche Gestaltungsgrundlage bei.

Mit der Fertigstellung im Jahr 1863 übergab Seyfferth den Park der öffentlichen Nutzung. Mit seinem Tod 1881 übereignete er diesen der Stadt und verband mit der Schenkung die Forderung, das Areal niemals zu bebauen, den Namen „Johannapark“ beizubehalten und in alter Schönheit zu bewahren.

Der Johannapark vor und nach dem Krieg


Nach der Übereignung des Parks an die Stadt, ließ der Ratsgärtner Wittenberg die Wege ausbessern sowie die Pflanzungen und Wiesen überarbeiten. 1882/83 erhielt der Teich eine Fontäne. Mit Verlegung des „Schreberplatzes der Westvorstadt“ auf der Thomaswiese wurde der Park bis zur Bismarckstraße, die heutige Ferdinand-Lassalle-Straße, erweitert. Im südwestlichen Teil des Parks wurde 1897 das Bismarckdenkmal von den Bildhauern Adolf Lehnert und Josef Mágr erbaut, welches 1946 demontiert wurde. An seiner Stelle wurde im Jahr 1967 das Clara-Zetkin-Denkmal in Form eines Bronzestandbilds errichtet. Dieses entstand nach einem Entwurf des Leipziger Bildhauers und Professors Walter Arnold zu Ehren des 110. Geburtstages der Politikerin und Frauenrechtlerin Clara Zetkin.

Dank der strengen Testamentsbestimmungen Seyfferths blieb der Johannapark bis zum Zweiten Weltkrieg beinahe unverändert erhalten. Während des Krieges wurden große Teile der Villenbebauung an der Weststraße, heute Friedrich-Ebert-Straße, zerstört. In diesem Zuge wurde der Park um die Flächen einiger Villengärten erweitert. Ende der 1990er Jahr wurde der Johannapark unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten erneuert und in seinen historischen Strukturen wiederhergestellt.

Bummel durch die Parkhistorie: Denkmäler, Pavillon und Bogenbrücke


Neben dem Clara-Zetkin-Denkmal im südwestlichen Bereich des Parks wurde 1896 zu Ehren des Parkstifters Wilhelm Theodor Seyfferths das Seyfferth-Denkmal im nordöstlichen Teil des Parks errichtet. Der zwei Meter hohe Granitsockel vom Leipziger Architekten Hugo Licht trägt die Aufschrift „Dem Stifter des Johannaparkes die dankbare Stadt“. Die auf dem Sockel befindliche Marmorbüste wurde nach einem Entwurf des Leipziger Bildhauers Melchior zur Straßen schließlich vom Bildhauer Otto Schütze umgesetzt.

Unweit des Seyfferth-Denkmals befindet sich die zwischen 1884 und 1887 erbaute Lutherkirche. Diese setzt im Park einen architektonischen Akzent im neugotischen Stil. Außen am Chor der Kirche befindet sich ein Wandgrabmal der Familie Seyfferth. Das Familienbegräbnis wurde 1927 vom Alten Johannisfriedhof an diese Stelle umgebettet. Der Grabstein an der Kirchenwand aus dem Jahr 1838 stammt vom Bildhauer Friedrich Funk und stellt eine Nachbildung des Grabmals der Stuarts von Canova im Petersdom in Rom dar. An der Stelle des ehemaligen Parkwächterhäuschens steht heute der Pavillon aus dem Robert-Koch-Park. Er wurde 1988 nach vollständiger Rekonstruktion an diese Stelle im Johannapark verlegt. Die zwei hölzernen Bogenbrücken über dem Teich wurden 2017 nach historischem Vorbild neu gefertigt und prägen, damals wie heute, das romantische Parkbild. 

Im Jahr 1996 wurde der Leipziger Unternehmer Walter Cramer, der am 20. Juli 1944 am gescheiterten Attentat auf Adolf Hitler beteiligt war, mit einem Denkmal geehrt. Die Stele aus schwarzem Granit wurde vom Bildhauer Klaus Friedrich Messerschmidt geschaffen.

Bildergalerie - Johannapark in Leipzig

Historisches Bildmaterial - Johannapark in Leipzig

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