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Kulkwitzer See

Lausen-Grünau

Die Stadt Leipzig ruht auf Braunkohle. Doch die „Ruhe“ war trügerisch. Mit Beruhigt-Sein hatte die industrielle Epoche der Kohleförderung erst recht nichts gemein. Viel zu bedrohlich rückte der Bergbau an das Stadtgebiet heran, und die Umweltschäden nahmen zu. Erst die Flutung der ausgekohlten Tagebaue und der steigende Wasserspiegel der neuen Seen ließ die Menschen aufatmen. Der Kulkwitzer See war in diesem radikalen Rückschwung zu einer ansprechenden Landschaft die erste im Reigen vieler blauer Perlen, von denen Leipzig mittlerweile umgeben ist.

Abschied vom Kohlebergbau


In Kulkwitz südwestlich von Leipzig lief die Kohleförderung lange vor der Zäsur aus, die neuerdings mit De-Karbonisierung umschrieben wird und an den nahenden Abschied vom Kohle-Zeitalter erinnern soll. Zwei Bergbauflächen wandelten sich zwischen 1937 und 1965 zunächst in Gruben, um an die Kohleflöze zur Versorgung eines nahen Kraftwerks heranzukommen. Dann war der Vorrat an dem natürlichen Brennstoff erschöpft. Mit dem Abschalten der Pumpen, die beim aktiven Bergbau für die Absenkung des Wasserspiegels in den Gruben gebraucht werden, sickerte wieder natürliches Wasser in die ausgebeutete Lagerstätte. Und damit eröffnete sich die Chance, nicht nur einen weiteren der überall im Lande verbreiteten Baggerseen zu gewinnen, sondern ein beachtlich ausgedehntes Gewässer mit einem ganzen Bündel an Nutzungsmöglichkeiten.

Wandel zur Erholungslandschaft


Das Versprechen der Umgestaltung und die beginnenden Sanierungsarbeiten weckten Hoffnungen auf nahende Gesundung der hoch beanspruchten Landschaft. Nicht zuletzt verstärkte der Baufortschritt der Großwohnsiedlung Grünau ab 1976 die Erwartungen der immer zahlreicheren Anwohner, weil die Erschließungsrichtung von Ost nach West die einzelnen Wohnkomplexe nacheinander immer näher „an den See“ als Quelle der Erholung heranwachsen ließ. Dieses aufgehende Gewässer zwischen Leipzig und Markranstädt war ja vorerst das einzige seiner Art. In allen anderen Tagebauen lief die Kohleförderung derweil ungebremst weiter. Wer sich ein Bild von der Reichweite der Nach-Kohle-Ära und ihren Perspektiven machen wollte, kam um Kulkwitz nicht herum.

1983 erreichte der Kulkwitzer See durch den Anstieg des natürlichen Grundwasserspiegels seine endgültige Ausdehnung von 150 Hektar. Der offizielle Freizeitbetrieb für die vielen Nutzer, die nicht länger warten wollten, begann schon 1973. Kolonnen von Badelustigen und Erholungssuchenden strömten dorthin. Bald war es möglich, mit der Straßenbahn bis kurz vor den See zu gelangen. Von der Endhaltestelle der Leipziger Verkehrsbetriebe in Lausen ist die glitzernde Wasserfläche in wenigen hundert Metern Entfernung schon fast zu erkennen. Daneben führt auch die S-Bahn mit ihrer Station Miltitzer Allee bis vor den Gehölzstreifen am Kulkwitzer See.

Glasklares Wasser


Apropos Wald. Die frühe Entlassung des Areals aus der bergbaulichen Nutzung ließ der Natur den bislang längsten Zeitraum aller Kohlegruben rund um Leipzig, um wieder zu gesunden. Dem Wald mit seinem Baumbestand rund um das langgezogene Gewässer tut das gut. Eine Bungalowsiedlung und ein Schiffsrestaurant am Ufer untermauerten recht schnell den Schwenk zur Freizeitlandschaft und zum Naherholungsgebiet. Für alle Besucher, die eine weitere Anreise haben, entstand ein Campingplatz. Gastronomie zog in das frühere Trafohaus, aus dem die Bergbautechnik einst mit Strom versorgt wurde.

Der eigentliche Schatz des Kulkwitzer Sees besteht jedoch aus 30 Millionen Kubikmetern reinsten Wassers. Regelmäßige Proben bestätigen die stabile Gewässerqualität. Kein Wunder, dass die vier Badestrände so gut besucht sind (sogar durch mutige Eisbader an klirrend kalten Wintertagen). Eine Wasserskianlage lockt alle Besucher, die es auf dem Wasser gern etwas rasanter lieben. Wenn sich die Angler nicht gestört fühlen, geht das in Ordnung. Ein Seglerhafen spricht diejenigen an, die ruhiger über das Wasser gleiten wollen.

Seine überregionale Bekanntheit bezieht der Kulkwitzer See jedoch vor allem seitens der Interessengruppe der Tauchsportler. Sie schätzen die Gewässerqualität, die informative, ungetrübte Tauchgänge zur Pflanzen- und Tierwelt des Sees, aber auch zu einem darin versenkten Flugzeugwrack ermöglicht, das als Attraktion für Unterwassersportler und Vermittler von Abenteuer-Flair bekannt ist. 20 Meter durchschnittliche Gewässertiefe und 32 Meter am tiefsten Punkt des Sees setzen anspruchsvolle Marken für die Tiefenerkundung des Gewässers. Eine Tauchschule am See trainiert die Einsteiger in diesen Freizeitsport.

Acht Kilometer Wasserkante


Seit 2018 ist der komplette Rundweg von 8 Kilometern Länge um den gesamten Kulkwitzer See für eine Nutzung durch Spaziergänger und Radfahrer fertiggestellt. Als Lückenschluss fungierte der befestigte Radweg am Pappelwald im Südwesten des Gewässers. Zu allen Jahreszeiten und aus unterschiedlichen Perspektiven eröffnen sich immer wieder neue Blicke auf die zurückgekehrte Landschaft am Rand der Großstadt bzw. an ihrem fließenden Übergang in den ländlichen Raum. 

Je weiter sich das Leipziger Neuseenland in Zukunft noch erstrecken wird – die Rekordmarke des Kulkwitzer Sees, der erste der entstehenden Tagebauseen und der Prototyp umfassender Sanierungsarbeiten gewesen zu sein, ist diesem einladenden Gewässer nicht zu nehmen. Er hat der eigentlich gewässerarmen Leipziger Umgebung die Perspektive eines wahren Gewässerreichtums eröffnet.

Bildergalerie - Kulkwitzer See

Kongresshalle am Zoo Leipzig

Pfaffendorfer Straße 31
Ortsteil: Zentrum-Nordwest

Die 1900 erbaute Kongresshalle ist ein vom Congress Center Leipzig der Leipziger MesseGmbH sowie dem Zoo Leipzig betriebenes Kongress- und Tagungszentrum. Das historische Gebäude im Stil der Gründerzeit ist auch Austragungsort kultureller Veranstaltungen. Heute bieten 15 Säle und Räume Platz für Kongresse, Tagungen und Veranstaltungen in unmittelbarer Nachbarschaft zum Zoo Leipzig.

Ausgangspunkt Zoo – zwischen Glanz und Not im 20. Jahrhundert


Die Kongresshalle am Zoo Leipzig hat ihren Ursprung in der Gründung des Zoologischen Gartens 1878 durch Ernst Pinkert. Durch die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft des damaligen Privatzoos im Jahr 1899 wurden zahlreiche Erweiterungen notwendig. Dazu zählte das 1899/1900 nach Plänen des Leipziger Architekten Heinrich Rust erbaute repräsentative Gesellschaftshaus des Zoologischen Gartens unmittelbar neben dessenEingang. Dieses entwickelte sich zu einem bedeutenden Ort bürgerlicher Fest- und Vereinskultur, wo bis 1914 neben Konferenzen, Tagungen und politischen Veranstaltungenauch hunderte Konzerte, Theateraufführungen und Feiern stattfanden. Der 1919 geschlossene Mietvertrag mit der Technischen Messe GmbH markierte die erstmalige Nutzung des Gesellschaftshauses für Messeveranstaltungen. Nach Ende des Ersten Weltkriegs wurde der Veranstaltungsbetrieb in den zwanziger und dreißiger Jahren wieder aufgenommen und bestand trotz der Eingriffe durch das Naziregime bis zum April 1945 fort.

Zentrum und Aushängeschild des Leipziger Kulturlebens


Ein Jahr nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war das Leipziger Stadtbild von Ruinen geprägt. Der Alltag und das kulturelle Leben kehrten nur langsam in die Messestadt zurück, da viele Kulturstätten, darunter das Gewandhaus, zerstört waren. Das neoromanische Gesellschaftshaus am Zoo hatte den Krieg fast unbeschadet überstanden, so dass es 1946 instandgesetzt und als „Kongresshalle Leipzig“ zum neuen kulturellen Zentrum der Stadt ausgebaut wurde. Nun diente es als Bühne für Schauspiel, Musik, Sport und Politik. Bereits im Mai 1946 fand in den Räumlichkeiten der Kongresshalle die Leipziger Frühjahrsmesse statt. Am Eröffnungstag spielte das Gewandhausorchester unter der Leitung des Generalmusikdirektors Paul Schmitz vor knapp 2.000 Gästen. Im September 1946 wurde der Große Saal wiedereröffnet und war fortan Spielstätte für das Große Sinfonieorchester des Senders Leipzig, das Theater der Jungen Welt und die Deutsche Volksbühne Leipzig. Von 1947 bis zur Eröffnung des neuen Gewandhauses auf dem Augustusplatz im Jahr 1981 diente der Saal dem Gewandhausorchester als Spielstätte. 1948 erhielt die Kongresshalle eine eigene Orgel und mauserte sich zu einem Ort erstklassiger Konzertkulturmit Gastspielen von international bedeutsamen Orchestern, darunter die Tschechische Philharmonie Prag und die Berliner Philharmonie.

Neben Konzerten und allabendlichen Tanz- und Theaterveranstaltungen war die Kongresshalle auch Austragungsort für politische Kongresse und Sportevents, wie die Gründungsfeier der Deutschen Hochschule für Körperkultur (DHfK) im Jahr 1950 und und der 4. Weltgewerkschaftskongress im Jahr 1957. Die legendären Tanzveranstaltungen fanden bis in die 1980er Jahre im Großen Saal auf einem der europaweit größten schwingenden Böden statt. Zauberkünstler, Artisten und Jazzbands boten neben Auftritten von namhaften Stars wie Udo Jürgens, Roy Black und Costa Cordalis regelmäßig bunte Abendprogramme. Fester Bestandteil des Veranstaltungskalenders waren seit 1978 die Leipziger Jazztage. 1988 musste die Kongresshalle – zu dieser Zeit bedeutendste Kulturstätte Leipzigs – aufgrund von Baufälligkeiten und eines Brandes im Bühnenbereich des Weißen Saals 1989 geschlossen werden.

Der lange Weg zum modernen Kongresszentrum im Jugendstil-Ambiente


Im Jahr 1992 wurden erste Reparaturen an den Turmaufbauten und dem Dach des Traditionshauses vorgenommen, 1993 waren die Außensanierungen weitgehend abgeschlossen und Teile des Gebäudes wurden sporadisch genutzt. Nach mehreren Jahren des Leerstands setzte sich ab 2001 die „Bürgerinitiative Kongresshalle“ für deren Erhalt ein. 2007 zog das Krystallpalast Varieté mit seinem Spiegelzelt in den Großen Saal ein und bespielte dieses bis zum Sommer 2010. Mit dem städtischen Beschluss zur umfassenden Sanierung und Umgestaltung zu einem modernen Kongress- und Tagungszentrum 2009 wurde schließlich der Grundstein für die neue Kongresshalle gelegt. Der Zoo Leipzig übernahm die Bauherrschaft und die Leipziger Messe wurde zum wirtschaftlichen Betreiber. Den von der Stadt Leipzig ausgeschriebenen Wettbewerb zur Renovierung der Kongresshalle 2009 entschied das Leipziger Architektenbüro Hentrich-Petschnigg und Partner (HPP) unter der Leitung von Gerd Heise für sich. Der in zwei Abschnitte gegliederte Bau umfasste neben der Sanierung und Rekonstruktion der historischen Säle im Stil ihrer Bauzeit auch die Erweiterung des denkmalgeschützten Bestandes der Kongresshalle um einen Neubau des Nordflügels mit zusätzlichen Sälen.

Nach Abschluss der Arbeiten wurde die Kongresshalle am 29. Mai 2015 feierlich mit einem Festakt wiedereröffnet, bei dem auch der Thomanerchor auftrat. Seitdem bereichert sie die Kongress- und Tagungsbranche um einen attraktiven Standort der Leipziger Messe im Herzen der Innenstadt. Dabei handelt es sich europaweit um das einzige moderne Kongresszentrum im Jugendstil-Ambiente.

Historie und Moderne vor zoologischen Tropenwelten


Zwischen dem Haupteingang des Zoos und dem Gondwanaland prägt die 77 Meter lange Kongresshalle mit dem charakteristischen 50 Meter hohen Turm die Silhouette des Zoos. Sie bietet auf drei Tagungsebenen und einer Ausstellungsebene mit mehreren Foyer- und Loungeflächen sowie 15 Sälen und Räumen Platz für 10 bis 1.200 Personen. In der Kongresshalle sorgt die Verbindung zwischen alten und neuen Architekturelementen für eine besondere Atmosphäre. Jugendstil- und Art-déco-Details aus der Erbauungszeit wurden freigelegt und restauriert. Diese Verbindung verschiedener Stile verleiht jedem Saal einen individuellen Charakter.

An der Spitze der pyramidenförmig angeordneten Säle befindet sich der Große Saal. Das in seiner ursprünglichen Kubatur von 1900 erhaltene Herzstück des Gebäudes liegt auf der Tagungsebene 0. Der traditionsreiche Saal im Jugendstil mit seiner bis zu 16 Meter hohen Gewölbedecke und einer Fläche von rund 1.000 Quadratmetern bietet Platz für über 1.000 Personen. Auch der Weiße Saal beeindruckt durch seine Höhe und Weite. Einen Kontrast zwischen Historie und Neuzeit stellen der aus dem ehemals opulent geschmückten „Pfauensaal“ umgestaltete Bach-Saal in der Neobarock-Fassung von 1947 und der moderne, neu errichtete Telemann-Saal dar. Die Tagungsebene 0 wird außerdem durch den Händel-Saal und den Richard-Wagner-Saal ergänzt. Das Restaurant im Richard-Wagner-Saal erhielt an der Westseite den Palmensaal als eigene Räumlichkeit und dient dem Zoo Leipzig als gastronomischer Betrieb. Auf der Tagungsebene 1 befinden sich der Schumann-Saal, der benachbarte Mahler-Saal, der Goethe-Saal sowie der Schiller-Saal. Hinzu kommen der auf der Tagungsebene 2 gelegene Lessing-Saal und der Leibnitz-Saal.

An das historische Gebäude der Kongresshalle schließt sich der Neubau in Form eines dunkel gehaltenen Glaskörpers mit moderner Fassade aus weißen Betonelementen und schmalen weißen Betonsäulen an, wodurch er als eigenständiger Bau wahrgenommen hat. Der neu erbaute Telemann-Saal stellt das Bindeglied zwischen dem historischen Hauptbaukörper mit dem Konzertgarten dar und knüpft optisch mit seiner Fassade aus überlagerten Spitzbögen an die gotischen Fenster des Weißen Saales an.

Bildergalerie - Kongresshalle am Zoo Leipzig

Historisches Bildmaterial - Kongresshalle am Zoo Leipzig

Kohren-Sahlis

Kohren-Sahlis
PLZ 04655

Inmitten des Kohrener Landes gelegen befindet sich Kohren-Sahlis als Ortsteil der Stadt Frohburg. Als Wahrzeichen der über 1000 Jahre alten Stadt gilt der im Ortskern gelegene und 1928 von Kurt Feuerriegel geschaffene Töpferbrunnen. Kohren-Sahlis erlangte durch seine lange Tradition des Töpferhandwerks überregionale Bekanntheit. Noch heute produzieren und verkaufen hier zwei Töpfereien ortstypische Keramik, darunter die Töpferei Arnold als ältestes Töpferhaus Deutschlands.

Von der kaiserlichen Übereignung und der einflussreichen Familie von Crusius


Inmitten des 600 Hektar Fläche großen Kohrener Landes mit weitläufigen Waldflächen, Bachläufen sowie Rad- und Wanderwegen befindet sich Kohren-Sahlis. Das Ortsbild ist geprägt von malerischen Gassen, Fachwerkhäusern und den bereits von Weitem sichtbaren zwei Rundtürmen auf dem Burgberg als Überreste der früheren Burganlage.

Die Stadt Kohren wurde zu Zeiten der slawischen Besiedlung im frühen Mittelalter im Jahr 974 erstmals in einer vom Bischof Thietmar von Merseburg stammenden Chronik urkundlich erwähnt. In diesem Jahr übereignete Kaiser Otto II. dem Bischof den Forst zwischen Mulde und Saale. 1190 wurden die edelfreien Herren von Kohren zu den Eigentümern der Burg. Ihre in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts aufgebaute Herrschaft währte bis zum Beginn des 14. Jahrhunderts. Als letzte Eigentümer der Burg gelten die Herren von Einsiedel in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Nach der Verlegung ihres Wohnsitzes nach Gnandstein wurde die Burg Kohren als Wohnsitz aufgegeben und 1602 schließlich die Rittergüter Kohren und Sahlis verkauft. Zur Gewinnung von Baumaterial wurde die Burg Kohren schrittweise abgebrochen. Übrig blieben lediglich Teile der Umfassungsmauern der Burganlage sowie die beiden Turmruinen der Bergfriede, welche bis heute das Stadtbild prägen. Vom Burgplateau aus bietet sich ein weitläufiger Rundblick über die Stadt und das hügelige Umland. Im Jahr 1453 erhielt Kohren das Stadtrecht. Mehr als 500 Jahre prägte das Töpferhandwerk das städtische Leben. Zu Hochzeiten zählte Kohren 14 Töpfereien mit 14 Töpfermeistern, 40 Gesellen und 17 Lehrlingen. Durch den Einfluss der Familie von Crusius und ihren Kontakten zu zahlreichen künstlerischen Größen, darunter Felix Mendelssohn BartholdyGottfried Semper und Julius Mosen, entwickelte sich die Stadt zu einem wichtigen kulturellen Zentrum in der Region. Davon zeugt noch heute der Schwind-Pavillon als ehemaliger Musiksalon der Familie von Crusius. Die Stadt galt besonders zu Beginn es 20. Jahrhunderts dank der guten Anbindung durch die bis 1967 nach Kohren-Sahlis fahrende Bimmelbahn als beliebtes Ausflugsziel der Leipziger.

Das Dorf Sahlis wurde erstmals 1350 als Herrensitz, 1445 als Rittersitz und 1551 schließlich als Rittergut erwähnt. Gemeinsam mit Kohren wurde Sahlis 1602 durch die Herren von Einsiedel verkauft. Eigentümer des Ritterguts Sahlis war bis zur Enteignung 1945 die Textilkaufmannsfamilie von Crusius, welche dieses 1754 käuflich erwarb und zur Gutsanlage ausbauen ließ. 1771 entstand dort ein prunkvoller Park im Rokoko-Stil, 1776 der Neubau des Herrenhauses und 1891 die Orangerie mit Schwind-Pavillon. Nach der Vereinigung der Stadt Kohren und des Dorfs Sahlis entstand 1934 die Stadt Kohren-Sahlis. Diese wurde 2018 nach ihrer Eingemeindung Ortsteil der Stadt Frohburg.

Gelebte Töpfertradition: Museum, Brunnen und älteste Töpferei Deutschlands


Als Wahrzeichen von Kohren-Sahlis gilt der Töpferbrunnen auf dem Markt. Dieses auf einem Sockel aus Rochlitzer Porphyrtuff stehende Kunstwerk wurde 1928 als eines der bekanntesten Werke vom berühmten Kunstkeramiker Kurt Feuerriegel geschaffen. Der Brunnen ist deutschlandweit einmalig und gilt als Symbol für das einst den Ort prägende Töpferhandwerk. Ebenfalls auf dem Marktplatz gelegen befindet sich die Hofmannsche Sammlung. Direkt über dem Eingangsportal des Gebäudes ist das ebenfalls von Kurt Feuerriegel geschaffene Tonrelief mit dem Titel „Weberin“ angebracht. Die Hofmannsche Sammlung beinhaltet zahlreiche von Rudolf Hofmann zusammengetragene Gegenstände, welche von der kulturellen Vergangenheit des Kohrener Landes sowie der Stadt Kohren-Sahlis zeugen. Darunter befinden sich neben altkohrener Keramik historische Möbel, Trachten und diverse Textilien. Die Hofmannsche Sammlung kann seit 1999 öffentlich besichtigt werden. Kaum 200 Meter vom Marktplatz entfernt befindet sich in einem der schönsten Fachwerkhäuser des Ortes das Töpfermuseum, welches über die Geschichte des Töpferhandwerks informiert. Das 1763 erbaute Haus wurde bis 1957 aktiv als Töpferei betrieben. Auf zwei Etagen können die Dauer- sowie wechselnden Sonderausstellungen mit altkohrener Keramik vom 17 bis 20. Jahrhundert, Arbeitsmaterialien, Innungskleinodien sowie die noch original erhaltene Töpferstube besichtigt werden.

Zu den beiden noch aktiven Töpfereien zählen die Töpferei Arnold und die Töpferei Müller. In letzterer werden in Handarbeit Schüsseln, Töpfe, Krüge sowie Garten- und Baukeramik mit verschiedenen Glasuren, Farben und Mustern gefertigt und zum Verkauf angeboten. Im Rahmen von Töpferkursen können sich die Besucher selbst an der Töpferscheibe in der Keramikwerkstatt versuchen. Das Töpferhaus Arnold ist die älteste Töpferei Deutschlands. Die Inschrift über dem Giebel des Gebäudes „Seit 1500vierzig und acht, werden hier Töpfer und Schüsseln gemacht“ verweist auf die lange Tradition des Töpferhauses, welches seit 1548 hochwertige Gebrauchs- und Kunstkeramik herstellt. Vorbei an der Töpferei Arnold und die steil verlaufende Burggasse hinauf gelangt man zum Aussichtspunkt mit den beiden die Stadtsilhouette prägenden Rundtürmen der einstigen Burganlage. Ein Abstecher bietet sich auch zur am Bahndamm gelegenen Sommerrodelbahn mit einer Länge von 527 Metern an.Gut einen Kilometer vom Stadtkern entfernt im Frohburger Ortsteil Rüdigsdorf befindet sich der Schwind-Pavillon, der ursprünglich Teil einer Orangerie war. Dieser wurde von 1829 bis 1839 vom einstigen Besitzer des Ritterguts Rüdigsdorf, Wilhelm von Crusius, als Musiksalon errichtet. Namensgebend war der Maler Moritz von Schwind, der neben namhaften Künstlern wie Gottfried Semper und Gustav Adolf Hennig maßgeblich an der klassizistischen Innengestaltung beteiligt war. In den Sommermonaten können Besucher die eindrucksvollen Wandbilder des römisch-antiken Märchens „Amor und Psyche“ bestaunen.

Ausflugsziele für jedermann: Lindigtmühle, Irrgarten und Burg Gnandstein


Nicht wegzudenken aus dem Kohren-Sahliser Veranstaltungskalender ist der traditionelle Töpfermarkt, welcher alljährlich am dritten Maiwochenende stattfindet. Zu diesem Anlass bieten neben den beiden ortsansässigen Töpfereien auch 40 Töpfermeister von außerhalb ihre Ware in authentischer Atmosphäre an. 

Ein lohnenswertes Ausflugsziel rund drei Kilometer entfernt von Kohren-Sahlis ist das Lindenvorwerk mit der Lindigtmühle. Dabei handelt es sich um die einzige noch vollkommen funktionsfähige Wassermühle im Kohrener Land. Das technische Denkmal mit Müllerbuschenkammer, Backhaus und Oberschlächtigem Wasserrad kann jedes Wochenende von April bis Oktober besichtigt werden. Interessierte an einer Führung durch die Mühle in den Sommermonaten können sich im Vorhinein über das Lindenvorwerk anmelden. Neben letzterem befindet sich auch das Mühlenmuseum Lindigtmühle. Die vor dem kleinen See mit Tretboot- und Ruderverleih sowie Minigolfanlage gelegene Gaststätte Lindenvorwerk lädt zum Verweilen und einer Stärkung im Grünen ein. Wenige Meter entfernt befindet sich das Heckenlabyrinth Irrgarten der Sinne, in welchem Besucher durch Experimente und Erklärungen Wissenswertes über die Sinne erfahren. Der Irrgarten ist auch Ausgangspunkt für zahlreiche Wanderwege durch das Umland. Lohnenswert ist auch ein Abstecher zur über 800 Jahre alten Burg Gnandstein, deren 33 Meter hohe Bergfriedbereits von Weitem das Kohrener Land dominiert.

Hoyer, Eva Maria

geb. 1950 in Chemnitz

Im Jahre 1992 war der Posten an der Spitze des im Grassimuseum beheimateten GRASSI Museum für Angewandte Kunst neu zu besetzen. Der Wechsel besaß zwei bemerkenswerte Dimensionen: Ausgewählt wurde niemand „von drüben“, wie das zu jener Zeit auf fast jeder erdenklichen Position geschah, und ausgewählt wurde eine Frau, was damals ebenfalls noch kein Normalfall war. Eva Maria Hoyer gestaltete und lenkte die Geschicke des Museums anschließend bis zu ihrem planmäßigen Ruhestand im Jahre 2015.

Die Kunst der riesigen Bauaufgabe


Das Grassi ist kein Museum wie jedes andere. Geschenkt, dass wohl jeder Museumsdirektor diesen Satz für „sein“ Haus allein schon marketingtechnisch unterschreiben würde. Doch das Grassi lebt von einer Ballung an Exzellenz, die ihresgleichen sucht. Eröffnet 1874 in der blutjungen Großstadt Leipzig als zweites Kunstgewerbemuseum Deutschlands, umgezogen 1929 in den herausragenden Neubau am Johannisplatz, schwer getroffen 1943 im beginnenden Bombenkrieg, provisorisch 1954 in Teilen wieder eröffnet, hart erwischt 1981 von einer Havarie der Heizungsanlage, auf Interimslösungen angewiesen bis in das frühe 21. Jahrhundert, war das Museum eine einzige Baustelle, als Eva Maria Hoyer die Leitung übernahm. Sie wusste genau, worauf sie sich einließ und was sie wollte: Die wertvollsten Teile des Museumsbaus erneut herstellen. Die Grassimesse als eine der ersten deutschen Museumsmessen wiederbeleben und zielstrebig für den Ankauf neuer, wertvoller Stücke mit kunstgeschichtlichem Potential nutzen. Den Rang des Museums weit über Leipzig hinaus wieder zum Strahlen bringen. 

Eva Maria Hoyer kannte das Haus, als dessen Chefin sie fortan wirkte. In ihrer Vita waren die Jahre zwischen 1975 und 1977 mit dem Einstieg als wissenschaftliche Mitarbeiterin im damaligen Museum für Kunsthandwerk angefüllt. Dann legte sie noch einmal einen planmäßigen Rückschwung in die akademische Sphäre ein. Wissenschaftliche Aspirantur – das hieß terminlich streng umrissene drei Jahre intensiver, konzentrierter intellektueller Arbeit mit der Promotion als krönendem Abschluss. 

Der Elan der energischen Direktorin


1990, das Jahr, das die deutsche Einheit bringen sollte, war gerade einmal zwei Tage alt, als Eva Maria Hoyer als stellvertretende Direktorin in das Museum zurückkehrte. Zwei Jahre später war sie Chefin des Hauses. 

Eine Menge Phantasie und ungeheurer Wille gehörten dazu, den Bau und seine gesammelten Schätze rundum aufzuwerten und wieder strahlen zu lassen. Dabei – um diesen etwas plakativen Vergleich zu bemühen – war die Herausforderung des beharrlichen Aufstiegs keine geringere als der Vormarsch in höhere Ligen im Fußball, der auf seinem Gebiet allerdings das grellere öffentlichere Scheinwerferlicht genießt. Aber so hart erkämpft wie im Leistungssport war der Aufstieg des Museums allemal. Und die Triebkraft dahinter musste ebenso ehrgeizig agieren. Eva Maria Hoyer schrieb Bauanträge über Bauanträge, sie verbrachte viel Zeit in Gremiensitzungen, wo über Fördergelder befunden wurde, während sie sich doch viel lieber den wertvollen Ausstellungsstücken gewidmet hätte, die tief in den Museumsdepots und fern der Öffentlichkeit vor sich hin schlummerten. Doch ohne den Verwaltungskram und ohne eine perfekte Vernetzung mit allen Facetten des Leipziger Kulturbetriebs hätten die Museumsschätze wohl eine Dauer-Verbannung in dunkle Aufbewahrungs-Verliese erdulden müssen. Eva Maria Hoyer kämpfte dort, wo beharrlich gekämpft werden musste. 

Zwei Kleinode, die Besucherscharen heutzutage in das Grassimuseum ziehen und begeistern, gab es im Jahre 1992 noch nicht wieder – die Pfeilerhalle im spektakulären Art deco und die Josef-Albers-Fenster im Treppenhaus, das größte flächige Glasobjekt mit Bauhaus-Bezug, ein in außergewöhnlichen Farbtönen changierendes, streng geometrisches Kunstwerk.

2005 fand nach langen interimistischen Jahren die Wiedereröffnung des renovierten Hauses statt. 2007 schließlich erhielt die Öffentlichkeit das Museum für Angewandte Kunst zurück. Eva Maria Hoyer verbreitete einen ansteckenden Stolz, der auf die gesamte Festversammlung übersprang, und Alt-Bundespräsident Richard von Weizsäcker soll der Direktorin bei dieser Gelegenheit zugeraunt haben: „Das habt ihr gut gemacht.“ Gleichwohl dachte die Chefin weiter und schrieb in den neuen Museumsführer: „Das begrenzte Baubudget ließ … bisher noch nicht die Wiederherstellung aller einst das Gebäude auszeichnenden Details zu.“ Wäre das Budget nicht halbiert worden, hätte die Sanierung die Handschrift von David Chipperfield getragen und dem Haus die ersehnte Prise Globalität verschafft. In der Europaliga der Museen spielte es bereits. Die Ostdeutsche Sparkassenstiftung und die Sparkasse Leipzig erhörten den fein dosierten Ruf nach einem gelingenden Finale, und seit 2012 zieren nun auch die wiederhergestellten Josef-Albers-Fenster das Museum. Drei Jahre später rundeten die Art-deco-Treppenhausleuchten das wertvolle Ensemble stimmig ab.

Die Auferstehung des Museums für Angewandte Kunst, seine Aufnahme in die höchst ehrenwerte Liste national bedeutsamer Kultureinrichtungen in Ostdeutschland und das unermüdliche Wirken von Eva Maria Hoyer – das sind drei Handlungsstränge, die eng miteinander verwoben sind. Die Zeiten waren günstig für den Aufbruch, und das Museum profitierte nachhaltig davon, dass diese Direktorin zur rechten Zeit an seiner Spitze stand und die sich bietenden Chancen nutzte.

Die Klasse, Klasse zu zeigen


Eva Maria Hoyer strahlte ständig eine charmante Strenge aus, was bedeutete, dass jeder, der zu ihr mit einer Frage oder einem Interviewwunsch kam, sein Ansinnen gut begründen musste. Gelang das nicht, machte die Angesprochene auf unnachahmliche Art deutlich, dass da wohl eine gewisse Distanz in den persönlichen Ansprüchen des Fragenden und der Gefragten bestehe. Wem Selbiges absichtsvoll widerfuhr, dem brannte sich solch ein Erlebnis für immer ein. Natürlich funktionierte das Muster der Dialogführung auch auf die entgegengesetzte Weise. Sobald es auf einer Wellenlänge funkte, folgten inspirierende, im Idealfall lange Gespräche mit bleibendem Gewinn für beide Seiten. Bereitete der Austausch begründeter Argumente ihr Freude, ließ Eva Maria Hoyer auch das jeden Gast deutlich – und höchst charmant – spüren. 

Im Ruhestand ist Eva Maria Hoyer weit davon entfernt, ihre Privatwohnung in eine Museumskopie zu verwandeln. Das eine oder andere Designobjekt darf es durchaus sein – mehr aber nicht. Die Spuren, die sie professionell hinterließ, sind im Museum für Angewandte Kunst zu besichtigen, und darauf kommt es an.

Bildergalerie - Hoyer, Eva Maria

Historisches Bildmaterial - Hoyer, Eva Maria

Hahnemann-Denkmal

Richard-Wagner-Platz / Anlage am Goerdelerring
Ortsteil: Zentrum

Das Hahnemann-Denkmal wurde zu Ehren des für einige Zeit in Leipzig wirkenden Begründers der Homöopathie Samuel Hahnemann vom Bildhauer Karl Steinhäusergeschaffen. Die Initiative und Stiftung des Monuments geht auf den Zentralverein homöopathischer Ärzte Deutschlands zurück. Das Hahnemann-Denkmal wurde am 10. August 1851 am heutigen Richard-Wagner-Platz in Form einer lebensgroßen Bronzefigur auf einem Marmorsockel feierlich eingeweiht.

„Ähnliches mit Ähnlichem heilen“Aus Selbstversuch entsteht Homöopathie


Am südwestlichen Rand des Richard-Wagner-Platzes am Goerdelerring in den Grünanlagen des Promenadenrings befindet sich seit 1851 ein Denkmal für den Begründer der Homöopathie, Samuel Hahnemann. Sein Schaffen widmete der gebürtige Meißner als praktizierender Arzt und Arzneikundiger der Entwicklung und Verbesserung von Heilmethoden. Er veröffentlichte zahlreiche Übersetzungen und eigene Fachpublikationen, erforschte und dokumentierte die Wirkung von Heilverfahren und Arzneimitteln. 

Die schöpferischen Leistungen Hahnemanns haben zu einem Großteil ihren Ursprung in Leipzig. 1775 kam er mit nur 20 Talern in der Tasche für sein Medizinstudium in die Messestadt, wo er sich zunächst bis 1777 und wieder ab 1790 aufhielt. In einem medizinischen Buch des Engländers William Cullen, welches Hahnemann übersetzte, las er im Jahr 1790 über die Wirkung von Chinarinde gegen Malaria. Da ihn das Geschriebene nicht überzeugte, unternahm er Selbstversuche und gelangte zur Auffassung, dass Krankheiten durch Mittel bekämpft werden können, die bei einem gesunden Menschen Krankheitssymptome hervorrufen können. Aus dieser Erkenntnis formulierte er 1810 in dem in Leipzig publizierten „Organon der rationellen Heilkunde“ seinen berühmten Leitsatz „Ähnliches mit Ähnlichem heilen“, der zum Grundgedanken der Homöopathie wurde.Zwischen 1812 und 1821 betrieb Hahnemann eine eigene Arztpraxis in Leipzig, in der er u.a. Clara Schumanns Vater, Friedrich Wieck, behandelte. Ab 1816 hielt er als Privatdozent Vorlesungen an der Universität Leipzig. Aufgrund seines recht eigenwilligen Charakters und seiner Auffassung, seine Heilmethode sei „der einzig annehmbare und konsequenteste Weg zur Heilung der Menschenkrankheiten“, war er in zahlreiche akademische und fachliche Debatten involviert. Da Hahnemann darauf bestand, seine homöopathischen Arzneien selbst herstellen zu dürfen, brachte er zahlreiche Apotheker gegen sich auf. Hintergrund war die Tatsache, dass ihr Berufsstand als einziger das Privileg besaß, Arzneien zu mischen. Nach Jahren des Kampfes gegen Missgunst und Unverständnis gegenüber seinen homöopathischen Methoden verließ Hahnemann 1821 die Stadt und siedelte 1835 nach Paris über, wo er eine angesehene Praxis eröffnete. Hahnemann starb am 2. Juli 1843 in Paris und wurde auf dem Friedhof Père Lachaise beigesetzt.

Ein Denkmal zu Ehren des ersten Homöopathen


Der Zentralverein homöopathischer Ärzte Deutschlands stiftete dem Begründer der Homöopathie Mitte des 19. Jahrhunderts ein Denkmal. Grundlage waren Spenden von Anhängern der Lehre der Homöopathie aus allen Teilen der Welt. Zu Beginn des Jahres 1851 wandte sich das Komitee an den Leipziger Stadtrat mit der Bitte um einen geeigneten Standort für die bereits beim in Rom tätigen Bildhauer Karl Steinhäuser in Auftrag gegebene Bronzestatue. Diese wurde in der galvanoplastischen Anstalt E. Braun in Leipzig gegossen. Die Grundsteinlegung erfolgte am 23. Mai 1851 am Blumberge, dem heutigen Richard-Wagner-Platz. Die feierliche Einweihung fand anlässlich einer Sitzung des Homöopathischen Zentralvereins am 10. August 1851 statt. Neben Vertretern der Stadt und der Universität waren auch zahlreiche Persönlichkeiten aus dem In- und Ausland anwesend, darunter Ärzte aus Spanien, England, Italien, Frankreich und verschiedenen Teilen Deutschlands. Der Thomanerchor trug eine extra für den Anlass komponierte Kantate mit musikalischer Begleitung vor.

Trotz kleinerer Zwischenfälle überdauerte das Hahnemann-Denkmal den Ersten und Zweiten Weltkrieg unbeschadet: In den 1930er Jahren gab allein der Vorname „Samuel“ Anlass zuBestrebungen, die „Judendenkmäler“, wie das Samuel-Hahnemann-Denkmal und das Samuel-Heinicke-Denkmal, verschwinden zu lassen. Während letzteres 1942 im Rahmen der „Metallspende des deutschen Volkes an den Führer“ eingeschmolzen wurde, blieb das Hahnemann-Denkmal von den Vorhaben verschont.

Der von Hiller & Einsiedel in Leipzig und Dresden geschaffene Sockel aus schlesischem Marmor trägt auf der Vorderseite die Inschrift „Dem Gründer der Homöopathie Sam. Hahnemann, geb. zu Meißen d. 10. April 1755, gest. zu Paris d. 2. Juli 1843, von seinen dankbaren Schülern und Verehrern“. Darauf befindet sich eine lebensgroße Bronzefigur, welche Samuel Hahnemann sitzend und in einem Buch lesend auf dem Marmorsockel zeigt. Im Sockel befindet sich ein Originaldokument einer Verteidigungsschrift Hahnemanns gegen die Leipziger Apotheker. Das Denkmal ist von einem Eisengitter umzäunt, das es vor Vandalismus der Schuljugend schützen sollte, die das Denkmal zwischenzeitlich als Zielscheibe für Wurfübungen verwendete.

Neben dem Hahnemann-Denkmal wird der Begründer der Homöopathie auch im Sächsischen Apothekenmuseum am Thomaskirchhof gewürdigt, in dessen Sammlung sich u.a. Originalschriften Hahnemanns befinden. Anlässlich seines 150. Geburtstages wurde im Leipziger Stadtteil Lindenau eine Straße nach ihm benannt.

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Grieg-Büste

Talstraße 10 – im begrünten Innenhof
Ortsteil: Zentrum-Südost

Am 19. September 2009 wurde die vom Leipziger Gewandhausmusiker und Künstler Felix Ludwig gestaltete bronzene Grieg-Büste feierlich im Garten der Grieg-Begegnungsstättein der Talstraße 10 eingeweiht. Die Kosten für die Herstellung übernahm der ehemalige Gewandhauskapellmeister Herbert Blomstedt. Der in den USA geborene und in Schweden aufgewachsene Dirigent fühlt sich dem norwegischen Weltbürger Edvard Grieg eng verbunden. 

Den Guss der Büste fertigte Bert Noack von der Bronzegießerei Noack an und montierte diese auf dem Sockel, den der Norweger Karl-Heinz Schmitz und seine Gattin Kristin Schröder stifteten. Angefertigt wurde er bei der Sächsischen Sandsteinwerke GmbH. 

Die Eröffnung erfolgte im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung durch Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung, der die Büste gemeinsam mit Hella Brock, Ehrenpräsidentin der Grieg-Begegnungsstätte Leipzig e.V. und dem damaligen PräsidentenGünter Neubert enthüllte.

Bei den Eröffnungsreden wurde besonders Edvard Griegs Wirken als Europäer hervorgehoben. Er wurde in Norwegen geboren, studierte in Deutschland, lernte in Dänemark seine Frau Nina kennen, feierte in europäischen Metropolen wie Paris, London, Kopenhagen, Brüssel große Konzerterfolge und weilte immer wieder gern in Leipzig. Hier genoss er die Gastfreundschaft von Max Abraham und Henri Hinrichsen, Inhaber des Musikverlags C. F. Peters.

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Grieg-Begegnungsstätte

Talstraße 10
Ortsteil: Zentrum-Südost

Die Grieg-Begegnungsstätte befindet sich im Gebäude des ehemaligen Leipziger Verlagshauses C. F. Peters. Sie wurde auf Initiative des 1998 gegründeten Vereins Grieg-Begegnungsstätte e.V. am 7. November 2005 feierlich eröffnet und beherbergt neben einer Dauerausstellung zum Leben und Wirken des norwegischen Komponisten den historischen Musiksalon. Edvard Grieg studierte von 1858 bis 1862 am Konservatorium in Leipzig Klavier und Komposition. Seine berühmten Werke wurden vom Leipziger Musikverlag C. F. Peters vertrieben, in dessen Räumlichkeiten Grieg während seiner zahlreichen Leipzig-Aufenthalte sein Domizil hatte. Die Grieg-Begegnungsstätte ist Station 3 auf der Leipziger Notenspur.

Vom hohen Norden nach Leipzig: Start einer Weltkarriere


Norwegens bedeutendster Komponist, Edvard Grieg, war etwa ein halbes Jahrhundert in besonderer Weise mit Leipzig verbunden. Ihn zogen das reiche Musikleben und die Möglichkeit an, von ausgezeichneten Klangkörpern und Virtuosen neue Werke sowie eigene Kompositionen zu hören. Der Norweger war fasziniert von dem geselligen Umgang mit Musikern, musikinteressierten Persönlichkeiten, Komponisten und bedeutenden Interpreten, darunter Peter Tschaikowski und Johannes Brahms, die zu seinen Freunden zählten.

Der am 15. Juni 1843 in Bergen geborene norwegische Komponist kam als 15-jähriger 1858 nach Leipzig, um am von Felix Mendelssohn Bartholdy gegründeten KonservatoriumKlavier und Komposition zu studieren. Grieg wohnte in einem Studentenzimmer in der Dresdner Straße 27. Im Zuge seines vierjährigen Studiums bot sich ihm die Möglichkeit, sich von ausgezeichneten Lehrern wie dem späteren Gewandhauskapellmeister Carl ReineckeLouis PlaídyIgnaz Moscheles oder Ernst Ferdinand Wenzel ausbilden zu lassen. Noch als Student bot Edvard Grieg seine frühen Kompositionen dem Musikverlag von Max Abraham an. Der Leiter des C. F. Peters Verlages, der die große Begabung des Norwegers erkannte, ließ diese drucken und es entwickelte sich zwischen Max Abraham, seinem Nachfolger Henri Hinrichsen und Edvard Grieg ein enges, lebenslanges Freundschaftsverhältnis. Im Jahr 1889 schloss Grieg mit dem Musikverlag C. F. Peters in Leipzig einen Generalvertrag ab, der dem Verlag das alleinige Publikationsrecht seiner Werke einräumte sowie Grieg und seine Frau auf Lebenszeit finanziell absicherte. Während seiner teils monatelangen Aufenthalte in Leipzig in der Konzertsaison konnte er sich stets auf die Gastlichkeit der Leiter des Musikverlages verlassen. Dazu zählten neben der Bereitstellung einer kleinen Wohnung in der dritten Etage des Verlagshauses auch die Organisation von geselligen Zusammenkünften mit Komponisten und Interpreten sowie die Besorgung von Karten für Leipziger Musikaufführungen.

Vom renommierten Musikverlag Peters


Im Gebäude des 1800 in Leipzig gegründeten und weltweit angesehenen Musikverlages C.F. Peters, in dessen oberster Etage Grieg während seiner Leipzig-Aufenthalte logierte, wurde dem berühmten Komponisten mit der Grieg-Begegnungsstätte ein Denkmal geschaffen. Mit dem Bau der großzügigen Gebäudeanlage mit 1.500 Quadratmetern Wohn- und 380 Quadratmetern Gewerbefläche beauftragte Max Abraham 1873/1874 den HofbaumeisterOtto Brückwald, der auch das Bayreuther Festspielhauses errichtete. In Leipzig erbaute er unter anderem die Handelslehranstalt – heute Volkshochschule. Der damalige Eigentümer des Musikverlages C. F. Peters erwarb zu diesem Zeitpunkt die Grundstücke in der Talstraße und in der Lindenstraße, um ein Domizil für den Verlag und Wohnraum für Verleger und Gäste zu schaffen. Der Verlag verlegte neben den Werken Edvard Griegs auch jene der größten zeitgenössischen Komponisten, darunter Johann Sebastian BachGustav MahlerRobert SchumannRichard Wagner und Richard Strauss. Der Nachfolger Max Abrahams, Henri Hinrichsen, arbeitete und lebte in dem Haus gemeinsam mit seiner Familie bis zum Zweiten Weltkrieg. Der Verlag wurde vom Nazi-Regime enteignet sowie Henri Hinrichsen und 14 seiner jüdischen Familienmitglieder verhaftet. Hinrichsen kam 1942 in Auschwitz ums Leben. Zwei seiner Söhne konnten noch emigrieren und gründeten 1938 in London die Hinrichsen Edition Ltd. sowie 1948 in New York die C. F. Peters Corporation. In Deutschland siedelte der Verlag nach dem Krieg nach Frankfurt am Main über, während das Leipziger Stammhaus zum Volkseigenen Betrieb wurde. 1993 wurde das Gebäude an die Rechtsnachfolger der enteigneten Eigentümer zurückgegeben.

Authentische Atmosphäre am historischen Ort: Originaler Musiksalon und Dauerausstellung


Im Jahr 1998, 91 Jahre nach Edward Griegs letztem Leipzig-Aufenthalt, wurde der Verein Grieg Begegnungsstätte e.V. gegründet. Dieser machte es sich zur Aufgabe, im Gebäude des einstigen Musikverlages C. F. Peters in der Talstraße 10 eine Gedenk- und Begegnungsstätte zu Ehren des norwegischen Komponisten mit Ausstellung und Musiksalonzu errichten. Mit diesem Vorhaben folgte man dem Appell Henri Hinrichsens in seiner Verlagschronik, dieser geschichtsträchtige Ort solle zukünftigen Generationen öffentlich zugängig gemacht werden. Die feierliche Eröffnung fand am 7. November 2005 statt. Seither beherbergt die Wohnung in der 1. Etage eine Dauerausstellung zum Leben und Wirken Edvard Griegs. Auf der sogenannten Beletage mit dunkler, originaler Holzvertäfelung, kunstvoller Holzdecke, stilechter Tapete aus England und Kamin befindet sich das Herzstück der Grieg-Begegnungsstätte, der historische Musiksalon um 1900. In diesem original erhaltenen und aufwändig sanierten Raum stellte Grieg seinerzeit den Verlegern Max Abraham und später Henri Hinrichsen seine neuesten Kompositionen vor. Unmittelbar nach der Einweihung der Räumlichkeiten wurde ein historischer Flügel der Firma J. L. Duysen aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erworben, welcher regelmäßig bei Konzerten – von Klavier-Rezitalen über Liedermatineen bis hin zu Kammermusikprogrammen – zum Einsatz kommt. Der Musiksalon wird seit 2010 von einer in Porzellan gegossenen Büste Edvard Griegs geziert, welche von der Porzellanmanufaktur Kämmer aus dem thüringischen Rudolstadt-Volkstedt hergestellt und vom Vereinsmitglied Volker Thiel aus Erfurt gesponsert wurde. Im begrünten Innenhof befindet sich die 2009 eingeweihte Grieg-Büste

Neben Konzerten organisiert der Verein Grieg Begegnungsstätte e.V. auch Vorträge, Lesungen und Workshops. Im Mittelpunkt stehen hierbei häufig Norwegen, das Leipziger Musikleben oder die Geschichte des Musikverlages C. F. Peters. In größeren Abständen organisiert der Verein den Internationalen Edvard-Grieg-Kongress, bei welchem Gäste u.a. aus Skandinavien, Großbritannien und den USA begrüßt werden.

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Grassimuseum

Johannisplatz 5-11
Ortsteil: Zentrum-Südost

Das Grassimuseum zählt zu den größten Museumkomplexen in ganz Deutschland. Es wurde zwischen 1925 und 1929 am Johannisplatz von Hubert Ritter im Stil des Art-déco und der Neuen Sachlichkeit errichtet. Das Grassimuseum beherbergt drei Museen von internationalem Rang, das GRASSI Museum für Angewandte Kunst, das GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig und das Musikinstrumentenmuseum der Universität Leipzig. Seinen Namen verdankt das Museum seinem Stifter, dem Leipziger Kaufmann Franz Dominic Grassi.

Der Mäzen Grassi und die Zwei Millionen Goldmark


Die Geschichte des Grassimuseums reicht bis ins frühe 19. Jahrhundert zurück. Zu dieser Zeit entstanden in Leipzig bedeutende Sammlungen der Völkerkunde und des Kunstgewerbes, welche zunächst von privaten Vereinen getragen wurden. Der Leipziger Bankier und Kaufmann italienischer Herkunft, Franz Dominic Grassi, hinterließ seiner Heimatstadt nach seinem Tod im Jahr 1880 ein Vermögen von rund 2,4 Millionen Goldmarkunter der Prämisse, sie für „Annehmlichkeiten und Verschönerungen der Stadt“ zu nutzen. Neben der Verwendung für prächtige Bauwerke, Parkanlagen und Denkmäler, wurde Grassis großzügiges Vermächtnis für den Bau eines eigenen Gebäudes für die Sammlungen genutzt: Das Alte Grassimuseum wurde nach dem Namen seines Stifters von 1892 bis 1895 im Stil der Neorenaissance und nach Plänen des Stadtbaurats Hugo Licht an der Südseite des damaligen Königsplatzes, heute Wilhelm-Leuschner-Platz, erbaut. Ab 1900 beherbergte es das Museum für Völkerkunde und das Kunstgewerbemuseum Leipzig.

Vom Königsplatz zum Johannisplatz: ein museales Schwergewicht entsteht


Die Ausstellungsflächen des Museums wurden aufgrund der rasant wachsenden Bestände der völkerkundlichen und kunsthandwerklichen Sammlungen schnell zu klein für die alten Gemäuer. Auf Initiative des damaligen Museumsleiters Richard Graul wurde vom Stadtrat ein entsprechender Neubau beschlossen, der den Ausstellungsexponaten angemessenen Platz bieten sollte. Dieser wurde aus Mitteln des Vermächtnisses von Grassi finanziert. Zwischen 1925 und 1929 wurde das neue Grassimuseum nach Entwürfen der Leipziger Architekten Hans Voigt und Carl William Zweck vom Stadtbaurat Hubert Ritter im Stil des Art-déco und der Neuen Sachlichkeit auf dem Johannisplatz neben der Johanniskircheerbaut. Die neue Museumsanlage entstand auf der trapezförmigen Grundfläche des ehemaligen Johannishospitals aus dem 15. Jahrhundert, welches für den Bau des Grassimuseums abgerissen wurde. Die Seitenflügel des Gebäudes zwischen DresdnerStraße und Prager Straße waren ursprünglich auf die 1963 gesprengte Johanniskirche ausgerichtet. Das Gebäude beherbergt seitdem die drei international bedeutsamen Museen, das GRASSI Museum für Angewandte Kunst, das GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig und das Musikinstrumentenmuseum der Universität Leipzig. Im Südflügel des Museums war zu dieser Zeit das Messehaus Grassimuseum untergebracht, wo die 1920 von Richard Graul begründete Grassimesse, eine museumseigene Verkaufsmesse, stattfand. Die dort groß angelegte Schau „Europäisches Kunsthandwerk“ verhalf dem Museum zu internationalem Ansehen und entwickelte sich innerhalb kürzester Zeit zu einem Forum für die Kunstgewerbe-Elite.

Durch die Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg wurden die Sammlungen stark beschädigt und gingen zum Teil verloren. Aufgrund des fortschreitenden baulichen Verfalls des Museums seit 1945 konnte der Betrieb nur sehr eingeschränkt in der reduzierten Ständigen Ausstellung in fünf von ursprünglich 30 Räumen fortgeführt werden. Es folgten Jahrzehnte der Provisorien und der teilweisen oder gänzlichen Schließung der Museumsräume. Im Jahr 2007 wurde das Grassimuseum nach umfassender Sanierung und Modernisierung unter der Leitung des Londoner Architekturbüros David Chipperfield Architects wiedereröffnet. 

: Nach Eröffnung des ersten Ausstellungsrundgangs „Antike bis Historismus“ der neu konzipierten Ständigen Ausstellung 2007 wurde 2010 der zweite Ausstellungrundgang „Asiatische Kunst. Impulse für Europa.“ der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Nach der vollständigen Rekonstruktion der Pfeilerhalle mit typischen Elementen des Art-déco wurde 2012 der dritte Ausstellungsrundgang „Jugendstil bis Gegenwart“ eröffnet.

Zwischen goldener Ananas und bronzener Hirschkuh


Die architektonische Gestaltung des Grassimuseums verbindet eine klare, funktionalistisch orientierte Formensprache mit den expressiven Schmuckformen des Art déco. Der ein- bis dreigeschossige Museumskomplex aus rötlichem Rochlitzer Porphyrtuff wurde im für den Entstehungszeitraum charakteristischen Stil des Art-déco errichtet. Er besteht aus einem einfachen Stahlskelett mit ausfachendem Mauerwerk und einem kupfergedeckten Dach, wobei auf Bauschmuck weitgehend verzichtet wurde. Unweit des Eingangs am Täubchenweg befindet sich das Friccius-Denkmal, welches an die Erstürmung des äußeren Grimmaischen Tores durch die Königsberger Landwehr unter Major Friccius 1813 erinnert. 
Über dem siebentorigen Eingangsbau thront auf dem Architrav in goldener Schrift der Name „Grassimuseum“. Über einen Innenhof, dem „Ehrenhof“, gelangt man zum Mittelbau mit einer breiten, als Säulenhalle konzipierten Durchfahrt, von wo aus die Eingangstreppen zu den beiden Museumsflügeln hinaufführen. Auf dem Dachgesims der durch sechs Kolossalpilaster gegliederten Hauptfassade bekrönt ein aufgesetztes Türmchen mit sechs schmalen Fenstern und einem fast neun Meter hohen dekorativen Aufbau den Komplex. Bei letzterem handelt es sich um eine gezackte, fontainenförmige Schalenform, die optisch einergoldenen Ananas gleichen soll. Über einen Durchgang unter dem Mittelbau gelangt man in einen zweiten Innenhof. Hier befindet sich im Rehgarten die lebensgroße bronzene Art-déco-Plastik einer vom Dresdner Bildhauer Paul Berger 1928 geschaffenen Hirschkuh, die von Diana, der römischen Göttin der Jagd, gestreichelt wird. An den Innenhof schließt unmittelbar der parkähnliche Alte Johannisfriedhof an, welcher als Lapidarium bewusst in die Gestaltung mit einbezogen wurde. Durch das Zusammenspiel aus Kunst, Kultur und Natur stellt das Grassimuseum einen einzigartigen Anziehungspunkt dar.

Vereinte Kontraste von Art-déco bis Bauhaus


Die Gestaltung der Innenbereiche des Museums wurde eher sparsam gehalten. Das weitläufige Haupttreppenhaus beherbergt mit der vom Bauhaus-Künstler Josef Albers 1926 konzipierten Verglasung der bis zu 18 Meter hohen Fenster ein einzigartiges Kunstwerk der Moderne: Die unterschiedlichen geometrischen Variationen bilden einen Kontrast zwischen Außenfassade und Verglasung. Die im Krieg zerstörten Fenster wurden 2011 von der Paderborner Glasmalereiwerkstatt Peters wiederhergestellt. 
Das Herzstück des Museums ist die Pfeilerhalle im GRASSI Museum für Angewandte Kunstaus dem Jahr 1927. Der Raum war bis 1943 einer der repräsentativsten Veranstaltungssäle Leipzigs und musste nach den Kriegszerstörungen umfassend saniert werden. Raumhohe Dreikantpfeiler mit integrierten Schauvitrinen tragen eine laufende Galerieempore, die im Obergeschoss den Übergang in den zur Prager Straße gelegenen Flügel markieren. Mit seinen Formen im Zackenstil und der Farbgebung im vorherrschenden Rot, mit Akzenten in Blau und Gold, repräsentiert die Pfeilerhalle auf besondere Weise den Stil des Art-déco.

Ein Streifzug durch 3.000 Jahre Kunst und Kultur


Das Grassimuseum beheimatet als Museumsquartier drei Museen von internationaler Bedeutung: Das GRASSI Museum für Angewandte Kunst zählt europaweit zu den führenden Häusern für Gestaltung und angewandte Kunst. In wechselnden Ausstellungen zu Kunsthandwerk, Fotografie, Design und Architektur werden Sammlungen und Highlights aus mehreren Jahrhunderten präsentiert. Die Grassimesse bietet alljährlich ein internationales Forum für zeitgenössisches Design und Kunsthandwerk. In der Ständigen Ausstellung mit den Schwerpunkten Bauhaus, Art-déco und Jugendstil kann der Besucher einen Streifzug durch 3.000 Jahre Kunst- und Kulturgeschichte unternehmen. Der Sammlungsbestand umfasst etwa 230.000 Exponate des europäischen und außereuropäischen Kunsthandwerks von der Antike bis zur Gegenwart.

Das GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig zeigt in der Dauerausstellung und diversen Sonderausstellungen ethnologische Sammlungen, die nach den verschiedenen Kontinenten geordnet sind. Den Grundstock des Museums bildet die Sammlung des Dresdner Hofrats und Bibliothekars Gustav Klemm mit etwa 200.000 Objekten.

Das Musikinstrumentenmuseum der Universität Leipzig bietet in seiner Schau- und Studiensammlung Einblicke in die internationale Musik- und Kulturgeschichte aus Zeiten der Renaissance, des Barock und der Zeit Johann Sebastian Bachs in Leipzig. Es ist mit seinen rund 10.000 Ausstellungsobjekten, darunter wertvolle europäische und außereuropäische Instrumente, das zweitgrößte Musikinstrumenten-Museum Europas und Station 5 auf der Leipziger Notenspur.

In den „Museen im GRASSI“ finden alljährlich verschiedene Großveranstaltungen statt, die viele Besucher anziehen. Dazu gehören die Museumsnacht Halle und Leipzig und das Grassifest. Bei letzterem werden in den Innenhöfen und Ausstellungen verschiedene Programmpunkte geboten, wie Kreativangebote, Workshops, Führungen sowie ein Musik- und Bühnenprogramm.

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Gose

u.a. Menckestraße 5 (Gosenschenke „Ohne Bedenken“)
Ortsteil: Gohlis-Süd

Die Gose ist eine obergärige, säuerlich und leicht salzig schmeckende Bierspezialität, welche mit Kochsalz, Koriander und biologischer Milchsäure verfeinert ist und einenAlkoholgehalt von 4,8% vol. besitzt. Dabei handelt es sich um eine der ältesten Biersorten, welche ihren Ursprung in Goslar im Harz hat. Von dort gelangte sie 1738 nach Leipzig.

Von der Gose an die Pleiße


Sie gehört zu Leipzig wie das Allerlei aus dem Gemüsetopf und die Lerchen aus der Bäckerei: die Gose. Ihre erste urkundliche Erwähnung ist auf das Jahr 1332 datiert, was sie zu einer der ältesten Biersorten überhaupt macht. Nach dem Reinheitsgebot von 1516 handelt es sich dabei nicht um ein Bier, sondern eine obergärige Bierspezialität.

Die Herkunft der Gose beginnt am Nordrand des Harzes. Der Name des dort fließenden Flusses „Gose“ geht auf das althochdeutsche Wort „gôze“ zurück, was seinerzeit ein sehr wasserreiches, Überschwemmungen verursachendes Fließgewässer betitelte. Der Name des Flusses wurde im späten Mittelalter an die dort erbaute Kaiserstadt Goslar übertragen. Dort soll Kaiser Otto die Gose bereits im Jahr 1000 gelobt haben. Ab dem 17. Jahrhundertwurden die Biersorten nach ihrem Erfinder, ihren speziellen Eigenschaften oder vorzugszweise nach ihrer Herkunft betitelt. So wurde das in Goslar gebraute Bier „Goslarisch Bier“ bzw. „Gose“ genannt. Der Überlieferung nach soll der preußische Feldmarschall Fürst Leopold I., Herzog von Anhalt-Dessau – auch der „Alte Dessauer“ genannt – die Bierspezialität in Goslar kennengelernt und auf seinen Ländereien im Dorf Glauzig zwischen 1712 und 1715 als „Gludscher Gose“ bzw. „Glauziger Gose“ nachgebraut haben. Auf seinem Weg nach Leipzig im Jahr 1738 kam Fürst Leopold I. in das nahegelegene Dorf Eutritzsch, wo er in einer Schänke einkehrte. Den Krug Bier, der ihm vom Wirt Gieseke gereicht wurde, tat er als ungenießbar ab und vermisste seine geliebte Glauziger Gose. Sein Versprechen an den Wirt, ihm einige Fässer seiner Gose zu schicken sowie ihm eine Ausschankgenehmigung des Rates der Stadt Leipzig einzuholen, setzte er in die Tat um. Gieseke erwarb sich die Zuneigung von Leopold I. in so hohem Maße, dass er zu seinem Leibdiener erwählt wurde, mit ihm nach Dessau ging und dort 1721 die schöne Dessauerin Marie Luise Woche heiratete. Mit ihr zog er zurück nach Eutritzsch und kaufte für 3.000 Taler das Gasthaus an der Heerstraße, welches er „Gosenschänke“ nannte. Übrigens: Das Wort wurde bis ins späte 19. Jahrhundert mit „ä“ geschrieben, später wurde die korrekte Schreibweise mit „e“ verwendet, heute sind beide Schreibweisen anerkannt und verbreitet.

Obwohl die Gose aufgrund ihres aufwändigen Transportweges nicht sonderlich günstig war, wurde sie von den Leipzigern schnell gut aufgenommen. Aufgrund ihrer brautechnischen Besonderheit enthielt die nicht ausgegorene Gose noch so viel Kohlensäure, dass eine Beförderung in verschlossenen Fässern nicht möglich war. So wurde die „Gludscher Gose“ in Glasflaschen mit 2,5 Kannen Kapazität von Goslar ins ca. 70 Kilometer entfernte Leipzig gekarrt. Das Schankmonopol für alle außerhalb von Sachsen gebrauten „ausländischen“ Biere hatte seit 1763 der ratseigene Burgkeller inne. Neben der im Rittergut Sausedlitz zwischen Delitzsch und Bitterfeld vom Grafen Vitzthum von Eckstädt gebrauten „inländischen“ Gose wurde vorzugsweise die ausländische Gose aus den Dörfern Spören und Glauzig ausgeschenkt. Ein gut gehütetes „Gosengeheimnis“ ist die Kenntnis darüber, in welchem Moment während des Brauvorgangs welche Menge der Maische, bestehend aus Malz, Hopfen und Wasser, durch zugesetzte Milchsäure angereichert werden muss.

Goselose Zeiten und Renaissance in Leipzig


Durch die steigende Beliebtheit der obergärigen Bierspezialität brachen unter den Leipziger Gastwirten hitzige Machtkämpfe aus. Da der neue Pächter des Burgkellers, Johann Gottlieb Hermann, sein Schankmonopol durch den Eutritzscher Gosenwirt bedroht sah, wandte er sich 1776 sogar an den Leipziger Rat. Viele Zitate rund um die Gose, wie „Die Studiosen tranken 2 bis 20 Gosen!“ stammten aus jener Zeit, als die Eutritzscher Gosenschenke Wallfahrtsort der Leipziger Studenten war. Einer von ihnen soll kein geringerer als Johann Wolfgang Goethe gewesen sein, der von 1765 bis 1768 als Student in Leipzig verweilte. Um 1900 entwickelte sich die Gose als Leipziger Nationalgetränk zu einem der meist getrunkenen Bierspezialitäten der Stadt.

Mit Beginn des 19. Jahrhunderts wurde die Gose aufgrund der radikalen Änderung der politischen Zustände und des Zerwürfnisses zwischen Sachsen und Preußen knapp. Die Goselieferungen aus dem eng mit Preußen verbundenen Herzogtum Anhalt stockten um 1820. Da Not bekanntlich erfinderisch macht, gab es bereits wenige Jahre später wieder Gose in Eutritzsch. Diese wurde auf dem vom Kaufmann Johann Gottlieb Goedeckegeführten Rittergut Döllnitz bei Halle vom Braumeister Johann Philipp Ledermann gebraut. Ab 1830 wurde diese Gose in Leipzig ausgeschenkt. Zwischen 1844 und 1859 führten zahlreiche Gaststätten die Gose in einem Spezialausschank aus dem Eichenfass. Sie war so beliebt, dass in der Eutritzscher Gosenschenke an einem Sonntag rund 2.500 Flaschen à 0,8 bis 0,9 Liter konsumiert wurden. In Leipzig etablierten sich zu dieser Zeit zahlreiche weitere Gosenschlösschen, Gosenstuben und Gosenschenken. Mit Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Brauerei in Döllnitz enteignet und geschlossen. Erst ab 1949 gab es wieder Gose in Leipzig. Sie wurde nach langwierigen Verhandlungen bis hin zurProduktionsgenehmigung in der Arthur-Hoffmann-Straße von Friedrich Wurzler bis März 1966 gebraut.

Die Gosetradition erlebte eine Renaissance, als der Gastronom Lothar Goldhahn die verfallene Gosenschenke „Ohne Bedenken“ der Wirtsfamilie Carl Cajeri umfassend renovieren ließ. Am 10. Mai 1986 wurde hier – fast 20 Jahre nach Schließung der letzten Gosenschenke – in Leipzig wieder Gose ausgeschenkt. Seitdem kann man die traditionelle Döllnitzer Rittergutsgose in mehr als 100 Gaststätten genießen. Seit dem Jahr 2000 wird in der Lokalität Bayerischer Bahnhof Gasthaus und Gosebrauerei die Leipziger Gose gebraut und ausgeschenkt. Auch der Ratskeller Leipzig und die Gosenschenke „Ohne Bedenken“ brauen seit ein paar Jahren ihre eigene Gose. 

„Was unter den Blumen die Rose, ist unter den Bieren die Gose!“


Da die Gose kein Lagerbier ist, waren ein passendes Wetter und ein zügiger Austrank Voraussetzung für ihre Aufbewahrung, da sie ansonsten schnell verdarb. Der Goseprozess geschieht erst in der Flasche und dauert zwischen sechs und achtzehn Tagen. Der Heferest steigt dabei nach oben, wo er im Flaschenhals einen undurchlässigen Pfropf bildet, der das Entweichen der übrigen Kohlensäure unterbindet. Die Kellertemperatur hat einen entscheidenden Einfluss auf die Dauer des Reifeprozesses, welcher bei heißenTemperaturen schneller vonstatten geht. Die dunkelgrünen, flachbauchigen Glasflaschen in Form eines Bockbeutels fassten einen Liter und beanspruchten bei der Lagerung, verglichen zu Fassbier, viel Platz und waren aufgrund ihres filigranen Halses äußerst fragil.

Der Gose wird oft eine Ähnlichkeit mit dem Berliner Weißbier nachgesagt. Für all diejenigen, denen die Original-Gose zu sauer ist, wurden zahlreiche Rezepte zum Verfeinern des Geschmacks erfunden. Eine beliebte Variante war – damals wie heute – der Zusatz desKümmelschnapses Allasch, welche „Regenschirm“ genannt wird. Der Likör wurde in kleinen achteckigen Gläsern serviert, die mit der nach unten spitz zusammenlaufenden Form wie zugeklappte Regenschirme aussahen. Der Spruch „Ohne Kümmel ist die Gose, allezeit `ne halbe Chose“ gilt auch heute noch. Wird die Gose mit einem Sirup, wie Mango, Erdbeereoder Waldmeister, versetzt, spricht man vom „Sonnenschirm“, verfeinert mit einem Kirschlikör ist es die „Frauenfreundliche“. Gosentrinker prosten sich übrigens nicht mit „Zum Wohl“ sondern mit „Goseanna“ zu.

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Goethe-Denkmal

Naschmarkt
Ortsteil: Zentrum

Das 1903 eingeweihte Goethe-Denkmal befindet sich auf dem Naschmarkt vor der Alten Handelsbörse. Es zeigt den von Carl Seffner geschaffenen jungen Goethe während seiner Studienzeit in Leipzig von 1765 bis 1768. Dabei handelt es sich um das erste und einzige öffentliche Denkmal zu Ehren des berühmten Dichters in der Messestadt.

Ein marmorner Goethe für die Messestadt


Leipzig zählt zu einer der bedeutsamsten Wirkungsstätten Johann Wolfgang Goethes in Deutschland. Der junge Dichter kam am 3. Oktober 1765 als 16-jähriger für sein Jurastudium in die Messestadt und verbrachte bis zum 28. August 1768 drei Jahre seines Lebens dort.

Im Gegensatz zu anderen Goethe-Städten wie Weimar oder Frankfurt am Main, machte man sich in Leipzig vergleichsweise spät Gedanken um ein Denkmal zu Ehren des berühmten Dichters. Erst mit dem nahenden Goethe-Jubiläum anlässlich seines 150. Geburtstags 1899 wurde die Idee für ein repräsentatives Standbild konkreter. Dazu trugen maßgeblich der Leipziger Stadtarchivar und -bibliothekar Gustav Wustmann sowie sein einstiger Schüler und zwischenzeitlicher Direktor des Museums der bildenden Künste, Julius Vogel, bei. Der Überlieferung nach skizzierte der bekannte deutsche Bildhauer Carl Seffner auf Vogels Ansinnen hin um 1895 ein Standbild des jungen Goethe. Daraufhin schloss sich ein Denkmalkomitee zusammen, darunter die Bürgermeister Bruno Töndlin und Otto Georgi, und startete 1898 einen Spendenaufruf. Zunächst war die Errichtung einer entsprechenden Marmorstatue in einer Grünanlage, z.B. im Rosental, auf dem Alten Johannisfriedhof an Käthchen Schönkopfs Grab oder am Schwanenteich, angedacht. Aufgrund von fehlenden Mitteln ließ sich ein solches Denkmal jedoch nicht bis zum Jubiläumsjahr 1899 umzusetzen.

Vom Turnlehrer Wehner zum Bronzenen Goethe


Ein weiterer Entwurf Seffners aus dem Jahr 1897 sah ein barockisierendes Postament mit den seitlichen Porträtmedaillons von Friederike Oeser und Käthchen Schönkopf vor. Nach der Ausstellung des Entwurfs im Leipziger Kunstverein 1899 wurde der Standort des nunmehr als Bronzestatue geplanten Denkmals im Mai 1901 auf dem Naschmarkt festgelegt. Ein entsprechendes Probemodell mit einem dem Standort entsprechenden schlichteren Empire-Sockel wurde bereits im selben Monat aufgestellt. Dieses schenkte Seffner 1910 der Nikolaischule, während Julias Vogel ein passendes Postament stiftete. Beides ging jedoch im Zuge der Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg verloren

Als Vorlage für den Guss des jungen Goethe diente Seffner das lebende Modell des 28-jährigen Turnlehrers Carl Wehner mit einem entsprechenden Theaterkostüm. Da dem Bildhauer kein Bildnis des Leipziger Goethe vorlag, orientierte er sich an Porträts aus späteren Lebzeiten und an einer Lebendmaske aus dem Jahr 1807. Das Denkmal Carl Seffners prägt seitdem die Vorstellung Goethes während seines dreijährigen Aufenthalts in Leipzig, obgleich der Dichterdamals wesentlich jünger war und anders aussah. Die Kosten des Denkmals beliefen sich auf rund 44.000 Mark, wovon die Stadt jeweils 10.000 Mark aus dem Vermächtnis von Franz Dominic Grassi und aus der Ferdinand-Rhode-Stiftung bezuschusste. Das Goethe-Denkmal wurde am 28. Juni 1903 auf dem Naschmarkt vor der Alten Handelsbörse eingeweiht.

Käthchen und Friederike neben dem jungen Dichter


Das 2,65 Meter hohe bronzene Goethe-Standbild steht auf einem 2,50 Meter hohen Sockel aus rotem Granit nach Entwürfen des Architekten Max Bischoff und zeigt den galanten jungen Goethe im Rokokokostüm. In der rechten Hand hält er ein kleines Gedichtbüchlein. Einer historischen Interpretation zufolge kommt Goethe gerade von einem Spaziergang aus dem Rosental und läuft über den Naschmarkt in Richtung Auerbachs Hof, wo sein Freund Ernst Wolfgang Behrisch wohnt. Im mehretagigen Weinkeller des Gebäudekomplexes soll sich 1525 der Fassritt von Faust und Mephisto abgespielt haben, den Goethe in seinem Drama Faust I verewigte. Diese Legende wird bis heute am authentischen Ort, in Auerbachs Keller, lebendig gehalten. Durch das Schrittmotiv auf dem Goethe-Denkmal verlieh Seffner dem jungen Dichter eine ungezwungene, natürlich wirkende Leichtigkeit, die an die landläufigen Werther-Vorstellungen erinnert. Außerdem soll der „Schritt“ symbolisch für die Entwicklung vom jungen Leipziger Studenten zum Dichter-Genie stehen.

Die Vorderseite des Postaments trägt auf einem lorbeerumkränzten Goldmedaillon die Inschrift „Johann Wolfgang Goethe“. Auf der Rückseite wird mit den Lettern „Student in Leipzig 1765-68“ an seinen Leipzig-Aufenthalt erinnert. Zu beiden Seiten des Postaments sind die marmornen Medaillons zweier Mädchenbildnisse angebracht. Bei dem frontalen östlichen Relief rechterhand handelt es sich um Anna Katharina „Käthchen“ Schönkopf, die Tochter des Wirts, in dessen Gasthof Goethe während seiner Studienzeit in Leipzig sein Mittagsessen einzunehmen pflegte und die zugleich seine erste große Liebe war. Das westliche Relief auf der linken Seite zeigt im Seitenprofil Friederike Oeser nach einer Zeichnung ihres Vaters um etwa 1768. Zur Tochter seines Leipziger Zeichenlehrers, dem bedeutenden Maler Adam Friedrich Oeser, pflegte Goethe eine freundschaftliche Beziehung. Die beiden anmutigen Bildnisse stellen einen festen lokalen Bezug zur Stadt dar und zeigen das mit Leipzig verbundene dichterische Werk Goethes auf. Die Lorbeerverzierungen repräsentieren ein typisches Graphikmotiv während der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, der Zeit vor Goethes Leipzig-Aufenthalt, und stellen zugleich einen gestalterischen Bezug zur dahinter liegenden Alten Handelsbörse dar.

Beim von Carl Seffner geschaffenen Goethe-Denkmal handelt es sich, abgesehen von der verlorenen Fassadenfigur an der Universitätsbibliothek des Bildhauers Melchior zur Strassens, um das erste und nach wie vor einzige öffentliche Denkmal zu Ehren des Dichters in Leipzig. Da keine authentischen Goethestätten mehr in Leipzig existieren, repräsentiert das Goethe-Denkmal auf dem Naschmarkt eine Art Lebenszeugnis aus der Leipzig-Zeit des jungen Goethe.

Bildergalerie - Goethe-Denkmal

Historisches Bildmaterial - Goethe-Denkmal

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