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Duft- und Tastgarten

Liebigstraße 28 / Friedenspark | Ortsteil: Zentrum-Südost

Der Duft- und Tastgarten im Friedenspark wurde 2017 speziell für Blinde und Sehbehinderte eröffnet und fungiert neben dem benachbarten Apothekergarten als externer Bereich des Botanischen Gartens der Universität Leipzig. Dabei handelt es sich um den Nachgänger des ersten und einzigen Gartens für Blinde und Sehbehinderte in der DDR, welcher 1986 im Rosental eröffnet und in den 1990er Jahren Opfer von Vandalismus wurde. Das 2.000 Quadratmeter große Areal ist durch ein lineares Wegesystem klar strukturiert und mit 16 Themenfeldern sowie mehr als 250 Pflanzenarten ausgestattet, welche von den Besuchern mit allen Sinnen entdeckt werden können. Der Eintritt ist frei.

Vom Rosental in den Friedenspark: Die Anfänge des ersten Duft- und Tastgartens


Im für Blinde und Sehbehinderte konzipierten Duft- und Tastgarten eröffnet sich den Besuchern eine eindrucksvolle Botanik, deren Fokus bewusst nicht auf visuellen Reizen liegt. Im Mittelpunkt stehen stattdessen das Hör-, das Tast- und das Dufterlebnis.

Der erste Garten für Blinde und Sehbehinderte in der DDR wurde im Jahr 1986 im Rosental eröffnet. Da die frei zugängliche Anlage in den 1990er Jahren Opfer von Vandalismus wurde, beschloss man zum Ersatz des zerstörten Areals im Jahr 2002 den Bau eines neuen, besser geschützten Gartens im Stadtgebiet. Auf Initiative von Blindenvertretern beschloss der Stadtrat im Oktober 2002 die Wiedererrichtung des Parks an anderer Stelle. Der Beschluss zur Errichtung eines entsprechenden Areals inmitten des Friedensparks unweit des Apothekergartens und des Botanischen Gartens wurde 2005 verabschiedet. Partner für das Projekt war das Botanische Institut der Universität Leipzig, welches ebenfalls die Pflege des Duft- und Tastgartens verantwortet. Das Grünflächenamt hatte das Projektmanagement, die Planung und den Bau inne, während die Universität Leipzig das integrative Konzept erarbeitete und die Pflanzenauswahl traf. Die Investition belief sich auf 200.000 Euro, inklusive zahlreicher Spenden. Das Areal wurde nach elfmonatiger Bauzeit am 12. September 2017 mit Eröffnungsreden von Oberbürgermeister Burkhard Jung sowie Universitätsdirektor Franz Häuser und Christiane Kohl, Vorsitzende der Kreisorganisation Leipzig-Stadt des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Sachsen e.V., eingeweiht.

Lauschen, riechen, tasten: Ein Erlebnis abseits von visuellen Reizen


Bereits beim Betreten der 2.000 Quadratmeter großen Grünfläche werden Besucher durch die Marmorskulptur
Liebespaar aus dem ehemaligen Blindenpark begrüßt. Der Leipziger Bildhauer Roland Wetzel schuf sie Mitte der 1980er Jahre. Das Areal ist durch ein lineares Wegesystem klar strukturiert und mit 16 Themenfeldern sowie mehr als 250 Pflanzenarten ausgestattet. Der Hauptweg trennt den mit unterschiedlich duftenden Bäumen und Sträuchern bepflanzten äußeren Garten vom mit 78 kleinen Hochbeeten bestückten inneren Garten. Mit der Nase kann man neben dem Duft von Rosen, Robinien und Flieder auch Gräser und Riesenkräuter entdecken. Die Themenbereiche vom Sumpf-, Wasser- oder Obstgarten bis zum Miniaturwald sind in schachbrettartiger Struktur angelegt. Erkunden können die Besucher ebenfalls einen Skulpturgarten sowie eine kleine Grotte. In einem weiteren Bereich des Duft- und Tastgartens steht das Hörerlebnis im Fokus. So kann bereits bei leichtem Wind aufmerksam diversen Pflanzen und dem Bambus, dem Knirschen der Kieselsteine auf dem Gehweg und dem Springbrunnen gelauscht werden.

Der Duft- und Tastgarten bietet ebenfalls Schulklassen und Touristen Erholung. Die Anlage ist barrierefrei. Die Beschilderung wurde gleichlautend in Schwarz- und Brailleschrift angebracht. Zur Vorbeugung von Vandalismusschäden, wie bei der ersten Anlage im Rosental, ist der Garten eingezäunt und wird nachts abgesperrt. 

Ein Besuch des Duft- und Tastgartens empfiehlt sich naturgemäß insbesondere im Frühling. Weiterhin lohnt sich auch ein Besuch des benachbarten Apothekergarten, der ebenfalls als externer Bereich des Botanischen Gartens fungiert. Hier können rund 300 Heil-, Arznei- und Giftpflanzen entdeckt werden, darunter Matestrauch, Huflattich, Artischocke oder Sonnenhut.

Stand: 26.09.2023

Doppel M / Muster Messe (MM)

Prager Straße – Osttor Alte Messe | Ortsteil: Probstheida

Doppel-M


Das Doppel-M wurde als Symbol für die in Leipzig erfundene „Mustermesse“ im Auftrag des „Meßamts für die Mustermessen“ von
Erich Gruner entworfen und 1917 anlässlich der Herbstmesse der Öffentlichkeit präsentiert. Seitdem entwickelte sich das Messe-Zeichen innerhalb kürzester Zeit zu einer Marke von internationaler Bekanntheit. Trotz der nur bis 1991 verwendeten Bezeichnung „Mustermesse“ handelt es sich bei dem Doppel-M noch heute um das repräsentative Symbol der Leipziger Messe, welches im Stadtbild in überdimensionaler Größe am Eingang zur Alten Messe, auf dem Wintergartenhochhaus sowie auf dem Messeturm am Neuen Messegelände vertreten ist.

Von der Waren- zur Mustermesse: Das älteste Warenzeichen der deutschen Messewirtschaft entsteht


Zu den weltbekannten Symbolen der Leipziger Messe zählen das
Messemännchen ebenso wie das Doppel-M. Letzteres ist noch heute an verschiedenen Stellen im Leipziger Stadtbild anzutreffen: So dreht sich das Doppel-M bereits von Weitem sichtbar auf dem Wintergartenhochhaus am Hauptbahnhof, bildet ein 27 Meter hohes Eingangstor zum ehemaligen Messegelände, der „Alten Messe“, unweit des Völkerschlachtdenkmals und prangt als Landmarke am 85 Meter hohen Turm des heutigen Messegeländes, der „Neuen Messe“, im Norden der Stadt.

Als Schnittpunkt der zwei wichtigen Fernhandelsstraßen Via Imperii und Via Regia war Leipzig bereits im Mittelalter Zentrum von Markt haltenden Händlern. Daran erinnert heute u.a. die Bodentafel Leipzig im Schnittpunkt alter Handelsstraßen, die sich gegenüber der Alten Waage auf dem Markt befindet. Gemeinsam mit dem Stadtrecht erhielt Leipzig im Jahr 1165 zugleich auch das Marktrecht: Aus Märkten wurden Messen, welche der Stadt großen Reichtum bescherten. Im Zuge der Industrialisierung und der Möglichkeit zur Massenproduktion gelangte Leipzig Ende des 19. Jahrhunderts an räumliche Kapazitätsgrenzen und die Messen weltweit gerieten in eine existenzbedrohende Krise. Die Zeit der reinen Warenmesse, bei welcher der Verkauf von Produkten im Vordergrund stand, war vorbei. Stattdessen fanden die Leipziger 1894 eine Alternative, welche das Überleben der Branche sicherstellen würde: die Mustermesse. Das Konzept dieser an die neuen Bedingungen der Industrie angepassten Messeform sah vor, dass die Kaufleute ihre Handelsgegenstände nur noch präsentierten und Bestellungen entgegennahmen. Die technischen Entwicklungen ermöglichten eine zunehmende Herstellung der Waren in Serie sowie eine direkte Lieferung an die Kunden. Insofern fungierte das Doppel-M als ältestes Warenzeichen der deutschen Messewirtschaft nicht nur als Wegbereiter für das moderne Messewesen weltweit, sondern stellte zugleich auch eine Zäsur dar, welche der gesamten Branche das Fortbestehen sicherte.

Das Messesymbol zwischen weltweiter Bekanntheit und Modeeinflüssen


Für zwanzig Jahre, von der ersten Mustermesse 1895 bis 1915, blieb die Leipziger Mustermesse weltweit einzigartig. Die Entstehung von Konkurrenzmessen in anderen europäischen Großstädten, darunter Berlin und London, führten während des Ersten Weltkrieges im Jahr 1916 zur Gründung des „Meßamts für die Mustermessen“. Diese einheitliche Behörde hatte künftig die Organisation der Messen sowie die Kommunikation mit potenziellen Ausstellern inne. Zur Wahrung von Leipzigs Ruf als traditionelle Messestadt beschloss das „Meßamt für die Mustermessen“ die Einführung eines Firmenzeichens für die Leipziger Mustermesse. Dieses sollte sich bei Ausstellern und Besuchern leicht einprägen, eine Wiedererkennbarkeit garantieren und Sprachbarrieren überwinden. Ziel war eine künftige Firmierung aller organisatorischen, werblichen und kommerziellen Belange der Leipziger Messe unter diesem Zeichen. Den Auftrag zur Entwicklung dieses Logos erhielt im April 1917 der Leipziger Grafiker, Maler und künstlerische Beirat im Messeamt Erich Gruner. Nach nur knapp sieben Monaten entstand das Doppel-M, welches bis heute als Markenzeichen der Leipziger Messe dient. Mitten im Ersten Weltkrieg zur Herbstmesse 1917 wurde das neue Symbol erstmal der Öffentlichkeit präsentiert. In seiner ersten Fassung hatte Gruner drei übereinanderstehende „M“s entworfen. Den Zwischenraum zwischen den beiden Initialen interpretierte er als dritten Buchstaben, welche für das „Meßamt für die Mustermessen“ stehen sollte. Das dritte „M“ geriet allerdings schnell in Vergessenheit. Das Doppel-M, welches fortan auf allen Publikationen, Werbematerialien und im Schriftverkehr der Leipziger Messe verwendet wurde, erhielt innerhalb kürzester Zeit weltweite Bekanntheit.

Rund 40 Jahre nach dessen Einführung, am 15. März 1956, wurde das Messe-Logo in der Schweiz international registriert und ist seitdem als eingetragenes Markenzeichen in rund 60 Ländern weltweit geschützt. Im Zuge dessen war es Ausstellern und Partnern der Messegesellschaft gestattet, das Doppel-M lediglich in eindeutigem Bezug zur Leipziger Messe zu verwenden. Ferner durfte dieses nicht in zusätzliche Gestaltungen einbezogen und nur in festgelegten Proportionen verwendet werden sowie musste freistehen. Im Laufe der Jahrzehnte war das Doppel-M einer Reihe von modischen Einflüssen unterworfen. Um 1920 wurde die von Gruner bevorzugte klare Formgebung des Symbols etwa von einer verschnörkelten, vom Rokoko inspirierten Variante abgelöst. Zwischenzeitlich wurde ein wehendes Band oder später der Schriftzug „Leipzig“ hinzugefügt. In den 1960er Jahren etablierte sich schließlich die bis heute verwendete Variante in Form eines freistehenden, schmalen und hohen Doppel-Ms.

Dreimal Doppel-M im Leipziger Stadtbild


Auch nach dem Übergang von der Waren- zur Mustermesse konnte das räumliche Kapazitätsproblem nicht gelöst werden und es bedurfte eines neuen Ausstellungsplatzes. Hierfür diente ab 1920 zunächst das Areal unweit des Völkerschlachtdenkmals, wo 1913 bereits die
Internationale Baufach-Ausstellung (IBA) ausgetragen worden war. Der Bau von neuen Hallen komplettierte das Gelände als neuen Veranstaltungsort für die Technische Messe, wo auch während der DDR mehrere Messen stattfanden. Eines der Bauwerke aus jener Zeit ist das 27 Meter hohe, unter Denkmalschutz stehende Doppel-M in Stahlskelettkonstruktion und mit Aluminiumblech verkleidet, welches sich noch heute am Eingang zur Alten Messe an der Prager Straße befindet. Die Gestaltungen der Eingangsportale in Form des Doppel-Ms entstanden anlässlich der Jubiläumsmesse im Frühjahr 1965. Das Konzept für dieses Doppel-M stammt von den Leipziger Architekten Martin Lehmann und Manfred Weigend. Die anderen beiden der ursprünglich drei baugleichen Doppel-Ms, welche die drei der einst vier Haupteingänge der Technischen Messe kennzeichneten, wurden abgerissen. Auf dem Gelände fand 1991 die letzte große Universalmesse statt, bevor das Areal in ein Gewerbegebiet umgewandelt und in Alte Messe umbenannt wurde. Das einstige Messegelände wird heute unterschiedlich genutzt: Im Sowjetischen Pavillon befindet sich das Stadtarchiv, in der Messehalle 11 ein Supermarkt. Ferner entstanden verschiedenen Neubauten, darunter die Bio-City Leipzig, welche das Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie beherbergt.

Im Norden Leipzigs befindet sich seit der Gründung der Leipzig Messe GmbH im Jahr 1991 das moderne Neue Messegelände. Der Name „Mustermesse“ war bis zu diesem Zeitpunkt gebräuchlich. Dort wurden 1996 die Neue Messe und das Congress Center Leipzig eröffnet. Seitdem ersetzten etwa dreißig Fachmessen die klassischen Frühjahrs- und Herbstmessen. Seit 1998 findet vor Ort auch die Leipziger Buchmesse statt. Das Doppel-M krönt den 90 Meter hohen Messeturm und ist bereits von Weitem sichtbar.

Stand: 26.09.2023

Bildergalerie - Doppel M / Muster Messe (MM)

Dolden Mädel Braugasthaus Leipzig

Bayerischer Platz 1 | Ortsteil: Zentrum-Südost

Das Braugasthaus „Dolden Mädel“ wurde am 16. Oktober 2019 in der historischen Schalterhalle der Gasthaus und Gosebrauerei Bayerischer Bahnhof eröffnet. Es werden ca. 100 verschiedene, wechselnde Craft Bier-Sorten angeboten und um eine abwechslungsreiche Speisekarte mit gutbürgerlicher Küche ergänzt.

Der Name hinter der weiblichen Hopfenblüte…


Der repräsentative Portikus des
Bayerischen Bahnhofs ist bereits von Weither sichtbar. Wo heute eine Gastronomielandschaft ansässig ist, befand sich einst der weltweit älteste Kopfbahnhof mit viergleisiger Bahnsteighalle und mehreren, symmetrisch anschließenden Gebäuden für die Fahrgastabfertigung und Verwaltung. Nach der Schließung des Bahnbetriebswerkes 1952 und jahrelangem Leerstand wurde das historische Bahnhofsgelände innerhalb von 14 Monaten Bauzeit denkmalgerecht saniert. In den historischen Räumlichkeiten eröffnete am 19. Juli 2000 das Lokal „Gasthaus und Gosebrauerei Bayerischer Bahnhof“. Die weitgehend originalgetreu wiederhergestellten Bahnhofsräume wurden im Zeitgeist mit geräumiger Empfangshalle, einem Stück Güterwagen auf originalen Gleisen und Weichensignalen als Tischlampen gestaltet. In der angrenzenden, historischen Schalterhalle des Bayerischen Bahnhofs befindet sich seit dem 16. Oktober 2019 das Braugasthaus Dolden Mädel Leipzig. Bei dem „Dolden Mädel“ handelt es sich um ein Berliner Franchise-Unternehmen, dessen Konzept ursprünglich aus der Hamburger Ratsherrenbrauerei stammt. Weitere Standorte befinden sich in Berlin, Binz und Stralsund. Der Name leitet sich von der Tatsache ab, dass bei der Hopfenernte ausschließlich weibliche Pflanzen für die Bierherstellung verwendet werden können. Bei der „Dolde“ handelt es sich um die Blüte der Pflanze, welche für das Bierbrauen genutzt wird. 

100 Craft Biere: Von Pale Ale über IPA bis Trappistenbier


Im „Dolden Mädel“ werden ca. 100 verschiedene Craft Bier-Sorten angeboten, wobei der Gast am Bierschalter aus 20 täglich wechselnden Craft Bieren vom Fass, ebenso aus Flaschenbieren wie Bockbier, Ale Bitter, Sauerbier, Pale Ale, IPA, Trappistenbier und belgischen Spezialitäten wählen kann. Wer sich aufgrund der Vielzahl an Bieren nicht entscheiden kann und sich einen Einblick in die Vielfalt der Craft Biere verschaffen möchte, der kann sich durch das „Bier-Zeit-Brett“ probieren. Dieses Probierpaket beinhaltet fünf vom Brauhaus zusammengestellte oder eigens ausgewählte Biere. Wie die räumliche Nähe zum „Gasthaus und Gosebrauerei Bayerischer Bahnhof“ vermuten lässt, ist die Leipziger Bierspezialität
Gose selbstverständlich nicht von der Bierkarte wegzudenken. Ziel des Konzeptes ist es, unterschiedliche und einzigartige Biere vorzustellen, welche aus jahrhundertealter Tradition des Bierbrauens gepaart mit Innovation in unterschiedlichen kleineren und größeren Brauereien hergestellt werden. Ergänzt wird das Angebot durch eine vielfältige Speisekarte mit Gerichten wie Stullen mit Rindermett oder gezupftem Lachs, Schweinshaxe, Brauhaus-Schnitzel und Sächsischen Quarkkeulchen

Das Gasthaus mit angrenzender Terrasse zeichnet sich durch eine urige Innengestaltung mit Holzverkleidung und extravaganter Bar aus. Die Betreiber setzen bei den Getränken auf Selbstbedienung. Am Tresen wird das gewünschte Bier bezahlt und anschließend gleich in die jeweils passenden Gläser gefüllt. Speisen werden an den Tisch gebracht. Die lässige, loftartige Atmosphäre des Braugasthauses mit Blick auf die Gleise erinnert unverkennbar an das einstige Ambiente der Schalterhalle im Bayerischen Bahnhof. Die Kombination aus moderner Gestaltung und riesiger Auswahl an verschiedenen Bieren stellt einen Kontrast zur benachbarten Lokalität dar und spricht auch jüngeres, probierfreudiges Publikum an. Neben ihrer Kooperation profitieren die beiden benachbarten Braugasthäuser von der Komplementarität ihres Angebots. Wer neue, exotische Biersorten kennenlernen möchte, ist im Dolden Mädel genau richtig.

Stand: 26.09.2023

Bildergalerie - Dolden Mädel Braugasthaus Leipzig

Deutsches Buchgewerbehaus / Bugra-Messehaus

Gutenbergplatz 3 und 5 / Gerichtsweg 24 | Ortsteil: Zentrum-Südost

Buchgewerbe und Graphik bilden in Leipzig historisch und funktional eine eng verschlungene, unzertrennliche Gemeinschaft. Das Bündnis reicht so weit, dass gelegentlich sogar das Kunstwort Bugra herhalten muss, um die Einheit der schönen, anspruchsvollen Seiten der „schwarzen Kunst“ zu verdeutlichen. Erkennbare Gestalt gewann das gelungene Zusammenspiel von Buchgewerbe und Graphik im Bugra-Messehaus. Aufwändig restauriert hält es heutzutage die Erinnerung an eine grandiose Epoche des Leipziger Buchwesens wach. 

Branchensitz im Weltzentrum der Polygraphie


Ohne Übertreibung, Leipzig war Ende des 19. Jahrhunderts die Welthauptstadt der Polygraphie. Mochten in der Phase der Hochindustrialisierung anderswo bereits höhere Auflagen populärer Werke gedruckt werden – in Leipzig war die noble Gattung des schön und gediegen gestalteten Buches zu Hause. International hoch angesehene Professoren der
Universität Leipzig steuerten anspruchsvolle Inhalte bei. Die Creme der deutschen Buchverlage hatte hier ihren Sitz. Zehntausende Frauen und Männer arbeiteten in den Druckereien, Buchbindereien und Verlagsbuchhandlungen. Die Maschinen kamen aus Leipziger Weltmarktfabriken, wie Gebrüder Brehmer Maschinenfabrik oder Karl Krause Maschinenfabrik, die bekanntesten Schriften entstammten spezialisierten Gießereien, alle denkbaren Papierqualitäten wurden hier gehandelt, und die Druckfarben waren ebenfalls „Made in Leipzig“. Kaum eine Innovation der Branche kam ohne aktives Leipziger Zutun aus. Und über allem Glanz der Branche wölbte sich die Leipziger Buchmesse. Klar, dass deshalb auch der 1884 gegründete Deutsche Buchgewerbeverein – die reichsweite Dachorganisation der Branche – in Leipzig ihren Sitz nahm. Sie brauchte ein passendes Gehäuse, das die große Tradition mit dem bewusst repräsentierten Anspruch des gewerblichen Erfolgs sichtbar zusammenfügte. So entstand zwischen 1898 und 1901 das Buchgewerbehaus als Pendant zum benachbarten Buchhändlerhaus. Vom schwedischen Architekten Emil Hagberg im Stil der Hochrenaissance gehalten, hob sich der Bau bewusst historisierend von anderen Gebäuden jener Umbruchperiode ab, die sich zunehmend mit zurückhaltender Funktionalität begnügten. Das Deutsche Buchgewerbehaus war dagegen für den tiefen, geschichtlichen Atem ersonnen.

Erinnerung an den Fortschritt der Buchproduktion


1888 befand der Leipziger Oberbürgermeister
Otto Georgi, „dass die Bande, welche den deutschen Buchhandel seit geraumer Zeit mit unsrer Stadt verknüpft haben, auch noch für lange Zeit als unzerreißbar sich erweisen werden.“ Der fromme Wunsch ließ sich ein Jahrzehnt später nahtlos auf das Buchhändlerhaus und seinen Trägerverein übertragen. Das Buchgewerbehaus beherbergte die Büros der graphischen Mitgliedsvereine und spannte in seinen Ausstellungsräumen einen weiten Bogen von den neuesten gezeigten Maschinen bis zu herausragenden Verlagsproduktionen eines jeden Jahres sowie bis zum Deutschen Buchgewerbe-Museum. Den räumlichen Mittelpunkt bildete die prächtige Gutenberghalle, in der ein drei Meter hohes Standbild von Johannes Gutenberg, dem Erfinder des Buchdrucks mit mechanischen Lettern, huldigte. Zwei kleinere Porträtbüsten würdigten Alois Senefelder, den Erfinder der Lithographie, und Friedrich Koenig, den Erfinder der Schnelldruckpresse. Drei Namen – drei epochale Fortschritte der Buchproduktion.

Erweiterungsbau für das Bugra-Haus


Eine finale Steigerung der Leipziger Marktposition im Bereich Buchgewerbe und Graphik sollte die für das Jahr 1940 geplante Gutenberg-Reichsausstellung bringen. Dafür schuf der Leipziger Architekt
Curt Schiemichen einen Erweiterungsbau des Buchgewerbehauses für Buch, Schrift und zugehörige Maschinerie. Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs verhinderte jedoch die geplante Schau eines der friedlichsten und kulturell hochstehendsten Gewerbe, die denkbar sind. Höchste Ansprüche mündeten stattdessen in erschütternde Zerstörung. Beim ersten schweren britischen Bombenangriff auf Leipzig am 4. Dezember 1943 stand das weltberühmte Leipziger Graphische Viertel in Flammen. Historiker vergleichen den kulturellen Verlust mit dem Brand der Bibliothek von Alexandria in der Antike. Auch das Buchgewerbehaus wurde arg in Mitleidenschaft  gezogen.

Doch als endlich wieder Frieden einzog und Leipzig in einer fundamental veränderten Welt seine führende Marktstellung nicht zuletzt in der Polygraphie zurückzuerlangen versuchte, musste auf der „ewigen“ Suche nach ausreichender Ausstellungsfläche für die Messe auch das inzwischen nur noch so firmierende Bugra-Messehaus mit allem herhalten, was nutzbar schien.

Wandel vom Messehaus zum Wohngebäude


Mühsam in Teilen wieder hergestellt, verlor das Messehaus Bugra in den Jahren des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg seine berühmte Gutenberg-Festhalle. Immerhin fand in dem Gebäude die Branche Polygraphie wieder eine Heimstatt – mit einem technischen Profil von Weltgeltung der gezeigten Maschinen. Erst ab den 1960er Jahren bezogen Polygraph und seine westlichen Branchennachbarn auf der
Technischen Messe eine neue Heimstatt.

Der Name Bugra blieb, doch die Ausstellungsetagen gehörten fortan den Bereichen Foto, Kino, Optik und Labortechnik. Weltfirmen zeigten hier ihre exzellenten Erzeugnisse in deutlichem Kontrast zum stark beschädigten und nur mühsam renovierten Gebäude. 1990 keimte neue Hoffnung. Aus dem Bugra sollte voller Euphorie wieder ein angemessenes Museum für Druckkunst werden. Das Vorhaben blieb jedoch stecken und verschwand auf Nimmerwiedersehen von der Tagesordnung. Nur wenige erklärte Verehrer von Buchgewerbe und Graphik wussten, dass sich im Fundus des Museums für Buch- und Schriftkunst der Deutschen Nationalbibliothek noch ein höchst attraktives Modell des Bugra-Hauses in seiner ursprünglichen Gestalt befand.

Aus den Dachrinnen des Originals reckten sich inzwischen Birken in die Höhe. Das Bauwerk schien verloren, bis zwischen 2015 und 2017 eine kaum noch für möglich gehaltene Sanierung des prächtigen Gebäudes gelang. Die exzellent herausgeputzte Fassade, instandgesetzte Verzierungen aus Sandstein und zurückgewonnene allegorische Darstellungen rund um Papier und Buch haben ein Kleinod wiederbelebt. Damit einher ging die Umwandlung in ein Wohngebäude. Doch Leipzig hat – äußerlich – das Bugra-Messehaus zurück, zusammen mit der wehmütigen Erinnerung an einstige Weltgeltung in einer industriellen Schlüsselbranche am authentischen Ort. Diese Sanierungsleistung schuf einen markanten Gewinn für das Stadtbild.

Stand: 26.09.2023

Bildergalerie - Deutsches Buchgewerbehaus / Bugra-Messehaus

Historisches Bildmaterial - Deutsches Buchgewerbehaus / Bugra-Messehaus

Congress Center Leipzig (CCL)

Seehausener Allee 1 | Ortsteil: Seehausen

Eine frühe Beschreibung des damals gerade eröffneten Congress Center Leipzig (CCL) befand, es erwecke den Eindruck, dass dort draußen, weit im Norden der Stadt, ein Raumschiff in trister Einsamkeit gelandet sei. Geht es um die Modernität und das Ringen um technische Spitzenleistungen, stimmt das Bild vom Raumschiff. Wird das Umfeld herangezogen, passt das Bild vom einsamen Landeplatz vor den Toren der Stadt jedoch schon lange nicht mehr. Denn das Congress Center Leipzig ist ein Zwillingskind der Leipziger Messe, die seit ihrer Eröffnung am neuen Ort im April 1996 beharrlich die gewerbliche Anziehungskraft entfaltet, die ihr dort von Beginn an zugedacht war. Außerdem war kein Fortschritt im Online-Bereich bisher so stark, dass er den Wert und die Bedeutung von Kongressen und Tagungen mit den persönlichen Kontakten im Kreis von Partnern, die sie nun einmal bieten, hätte ausbooten können.

Nützlicher Begleiter guter Geschäfte


Den dynamischen Wandel der Messewelt zu beschwören, gehört zum pflichtgemäßen Repertoire aller Geschäftsführer der Leipziger Messe. Komplizierte technische Anlagen oder gar revolutionäre Verfahren sind erklärungsbedürftig, und deshalb kommen die klassischen Messen schon seit mindestens vierzig Jahren nicht mehr ohne begleitende Kongresse aus. Sie bilden das passende Medium, das Informationen kanalisiert, die Kundenbindung stärkt und den kommerziellen Erfolg absichert. Und wenn gerade einmal keine Fachmesse stattfindet, die begleitet sein will, lässt sich die vorhandene Infrastruktur für das Kongressgeschäft ja auch an andere Interessenten vermieten.

Fest integriert in die Messe-Architektur


So unverzichtbar, wie Leipzig Anfang der 1990er ein neues Messegelände brauchte, um den adäquaten Raum für das Fachmessekonzept anbieten zu können, so dringend musste auch eine moderne Kongress-Infrastruktur her. Die
Technische Messe und die Messehäuser der Innenstadt genügten den gestiegenen Anforderungen längst nicht mehr, und die Tagungsräume diverser Hotels plus die Kongresshalle am Zoo Leipzig in ihrem damaligen Zustand waren zu klein oder hatten ausgedient. Deshalb gehörte das Congress Center Leipzig von Beginn an zum Gesamtkonzept der Gelände- und Funktionsplanung einer wirklich neuen Messe – und zum Entwurf der beauftragten Architekten von Gerkan, Marg und Partner (Hamburg).

Wird das eigentliche Ausstellungsgelände von der Glashalle dominiert, an die fünf einzeln oder zusammen nutzbare Hallen angedockt sind, so springt das CCL auf der nördlichen Seite des Areals markant und unübersehbar vor. Üppige Glasflächen schaffen eine luftige Gebäudestruktur und bringen das Gebäude anlässlich von Abendveranstaltungen von innen heraus weithin sichtbar zum Strahlen. Im Inneren gruppieren sich der Empfangsbereich und eine U-förmige Kombination unterschiedlich großer, flexibel nutzbarer Säle um ein Atrium mit klassischer Wendeltreppe und einem Bassin im Erdgeschoss. Reichlich verwendete Holzverkleidungen verleihen dem kühl-funktionalen Ambiente der Verkehrsflächen den nötigen Schub warmer Farbtöne und edler Materialien. Der Blick aus dem Gebäude heraus wird vom Messesee, der Glashalle und dem Verwaltungsgebäude beherrscht. 

In einer Kombination aus dem Congress Center Leipzig mit der Messehalle 2 und der Glashalle, die über kurze, überdachte Übergänge erreichbar sind, entsteht ein anpassungsfähiges Ensemble, um auf die Bedürfnisse unterschiedlicher Nachfrager eingehen zu können. Das kann eine Anforderung für hundert Gäste eines einzelnen Unternehmens ebenso sein wie der Kongress einer großen Partei mit einigen tausend Delegierten oder ein globaler Fachkongress mit zehntausend Teilnehmern. Dass im Herbst 1996 das nagelneue CCL sofort mit dem Deutschen Marketing-Kongress loslegte, lag nahe.

Hoher Anspruch: Service-Champion


Auf den Inhalt kommt es an, und diese Forderung wird mit Servicequalität untermauert. Deshalb besteht das hauptsächliche Bestreben der vielen „guten Geister“ des CCL darin, den Spitzenplatz im Dienstleistungsanspruch zu behaupten, den einschlägige Befragungen regelmäßig bestätigen.

Nicht vergessen werden sollte, dass das CCL 1996 ein Newcomer in einem von intensivem Wettbewerb geprägten Geschäft der bundesweit rund 400 Tagungszentren war. Doch bereits nach wenigen Jahren fand sich das Congress Center Leipzig laut dem zuständigen German Convention Bureau im Kreis der Top Ten der deutschen Tagungsbranche. Der Erfolg gelang mit der richtigen Einstellung der Mitarbeiter und mit Veranstaltungstechnik auf dem jeweils neuesten Stand. Hinzu kommt die verkehrsgünstige Lage. Autobahn, Flughafen und ICE-Sonderhalt anlässlich von besonders wichtigen Kongressen befinden sich faktisch „vor der Haustür“.

Nicht zu vergessen das Kulturangebot der Stadt Leipzig, das jedem Kongress zur Ehre gereicht, und die touristischen Höhepunkte, mit denen sich attraktive Begleitprogramme zusammenstellen lassen. Gemeinsam mit der Leipzig Tourismus und Marketing GmbH betreibt das Congress Center Leipzig im Schulterschluss mit weiteren lokalen Dienstleistern vor allem aus der Hotellerie den Internet-Auftritt do-it-at-leipzig.de gewissermaßen als Baukasten der Komponenten für gelingende Kongresse. 

Im Angesicht des Wettbewerbs


Eine Garantie für dauerhafte Präsenz wiederkehrender Kongresse im CCL gibt es nicht. Die Konkurrenz der Standorte ist hart und längst global. Gleichwohl ist Leipzig bereits seit Jahren der erwählte Austragungsort für das
International Transport Forum, die führende Plattform für alle Entscheider über Transportströme und Lieferketten. Auch die internationale Leitveranstaltung der Kongressbranche ICCA (International Congress and Convention Association) fand 2011 schon in Leipzig statt. Dubai und Pittsburgh wären damals ebenfalls gern Gastgeber gewesen. 

Krönende Inhalte angesehener internationaler Fachtagungen kommen immer wieder aus dem Medizinbereich. Eine Reihe von Koryphäen der einschlägigen Disziplinen lehrt an der Universität Leipzig, so dass sich auch auf diesem Gebiet längst ein effizientes Netzwerk der Kongress-Akquise und des Vermittelns neuester Forschungsergebnisse zwischen der Leipziger Messe und der hiesigen alma mater herausgebildet hat.

Einmal blickten schon Milliarden Erdenbürger gleichzeitig in das Congress Center Leipzig, nämlich als im Dezember 2005 in der Glashalle der Leipziger Messe die Gruppen für die FIFA-Fußball-WM des Jahrgangs 2006 ausgelost wurden und das Medienzentrum im CCL eingerichtet war. Die gebotene Leistung der Leipziger war offenbar so überzeugend, dass sich die UEFA entschlossen hatte, anlässlich der FIFA Fußball-EM 2024 das Fernsehzentrum wiederum im Leipzig Congress Center einzurichten.

Stand: 26.09.2023

Bildergalerie - Congress Center Leipzig (CCL)

Cliff`s Brauwerk Leipzig

Leibnizstraße 17 | Ortsteil: Zentrum-Nordwest

Das nach dem Braumeister und zugleich Inhaber Cliff Schönemann benannte Cliff‘s Brauwerk wurde im Oktober 2016 im Kellergewölbe der Leibnizstraße 17 als Leipzigs erste Mikrobrauerei eröffnet. Im Angebot befinden sich meist fünf wechselnde Sorten Bier. Durch die Abänderung verschiedener Komponenten in den Rezepturen gleicht kein einziges Bier dem anderen und weist stets eine individuelle geschmackliche Note fernab industrieller Biere auf. Bei den Bierkreationen handelt es sich stets um unfiltrierte und unbehandelte Produkte. Der kleine, gemütliche Schankraum im Kellergewölbe ist ein wahrer Geheimtipp für Bierliebhaber.

Vom Hobbybrauer zur nebenberuflichen Selbstständigkeit im urigen Kellergewölbe


Ein Spaziergang durch die Leibnizstraße im Waldstraßenviertel versetzt den Besucher zurück in die 1860er Jahre. Zu dieser Zeit prägten italienische Neorenaissancepaläste mit bis zu vier Meter hohen Decken, Traufkanten und Hochparterre das Stadtbild des Viertels. Dort, wo einst Kartoffeln und Kohlebriketts in Kellern gelagert wurden, befinden sich heute gastronomische Einrichtungen und kleine Läden. Am Abend lässt nicht mal ein Kneipenschild, sondern lediglich ein kleiner, unscheinbarer Aufsteller vermuten, was sich hinter dem Kellereingang der Leibnizstraße 17 befindet. Steigt man die zehn Stufen hinab, gelangt man in Leipzigs erste Mikrobrauerei. In dem mehr als 150 Jahre alten Gewölbe mit gerade einmal 2,50 Meter hohen Decken befindet sich seit 2016 Cliff’s Brauwerk. Der Inhaber, Cliff Schönemann, entdeckte im Jahr 2013 das Bierbrauen als seine Leidenschaft. Zu Beginn braute er noch in seiner Freizeit in der eigenen Küche und versorgte seinen Freundeskreis mit den dabei entstandenen Bierkreationen. In den Folgejahren baute Cliff seine Brauanlage mit 50 Litern Fassungsvermögen aus und eignete sich mittels Fachliteratur und im Zuge des Besuchs von diversen Brauereien und thematischen Veranstaltungen das notwendige Fachwissen zur Kunst des Brauens an. Als die Nachfrage aus dem Freundeskreis bald das Angebot überstieg, machte er sich zu Beginn des Jahres 2015 auf die Suche nach geeigneten Räumlichkeiten, um dort gewerblich eine größere Menge Bier herstellen zu können. Fündig wurde Cliff Schönemann im heutigen Gewölbe in der Leibnizstraße, welches er ausbaute und dort schließlich eineinhalb Jahre später im Oktober 2016 Cliff’s Brauwerk offiziell eröffnete. Damit ging er den Schritt in die nebenberufliche Selbstständigkeit.

Familiär und gemütlich: Blick in Leipzigs erste Mikrobrauerei


Das Angebot in Cliff’s Brauwerk umfasst meist fünf stets wechselnde Sorten Fassbier von Indian Pale Ale, Pils über Weizen bis Bock. Auf ein zu den Bieren ergänzendes kulinarisches Angebot wurde bewusst verzichtet. Stattdessen können sich die Gäste zum Eigenverzehr ihre Brotzeit selbst mitbringen. Für seine Bierkreationen orientiert sich Cliff Schönemann zunächst an der Bierrichtung, die er für seinen nächsten Sud plant. Aus seinen bestehenden Rezepten kreiert er durch die Veränderung der Hopfen- und Malzanteile, der Gärführung sowie der Hefe stets einen neuen Charakter mit unterschiedlicher geschmacklicher Note, so dass keine Kreation der anderen gleicht. Sobald eine Sorte Bier vollständig ausgeschenkt wurde, folgt die nächste. Durch diese Abwechslung und individuelle Note ist für jeden Biergeschmack etwas dabei.

Ein Blick in den Schankraum vermittelt bereits ein gemütliches und familiäres Flair. Auf nur wenige Quadratmeter verteilt, befinden sich Tische in Form von hölzernen Bierfässern. Neben der Bar ist ein großes Regal platziert, auf welchem den Bierfreunden die hauseigenen Kreationen präsentiert werden.

Das vorhandene Sudwerk mit 500 Litern Fassungsvermögen ermöglicht das Brauen von unterschiedlichen Sorten Bier in insgesamt sechs Gär- und Lagertanks. Nach Ende der vier- bis siebenwöchigen Gärung und Kaltlagerung werden die 400-500 Liter entstandenes, unfiltriertes und unbehandeltes Bier in Fässer für den Ausschank sowie in Flaschen zum Verkauf abgefüllt. Dass es sich hier um Handarbeit von Beginn bis Ende handelt, beweist auch die Tatsache, dass jede Bierflasche einzeln gespült, befüllt, verkorkt und schließlich etikettiert wird.

Auf der Homepage von Cliff’s Brauwerk kann man sich einen Überblick über das aktuelle Bierangebot verschaffen. Im Rahmen einer Brauereiführung mit anschließendem Biertasting können Bierliebhaber mehr über das handwerklich gebraute Bier in Leipzigs erster Mikrobrauerei erfahren und in gemütlichem Ambiente eine Auswahl von diversen Bierkreationen verkosten. Na dann: Prost!

Stand: 26.09.2023

Bildergalerie - Cliff`s Brauwerk Leipzig

Buntgarnwerke

Nonnenstraße 17-21 und Holbeinstraße 14, 16, 18a-18h | Ortsteil: Plagwitz und Schleußig

Einzelne Bauwerke können so üppig dimensioniert, gleichwohl so harmonisch gestaltet sein, dass ihnen auch die Lage zu beiden Seiten eines größeren Gewässers nichts ausmacht – sie werden als zusammenhängendes Ensemble erkannt und wahrgenommen. Auf die Buntgarnwerke, die ihren Ausgangspunkt in Plagwitz nahmen und in den Jahren ihres ungestümen industriellen Wachstums über die Weiße Elster hinweg am anderen Ufer nach Schleußig ausgriffen, trifft dieser Befund uneingeschränkt zu. 

Kein Wollfaden wird hier mehr gesponnen. Dafür wohnt es sich umso attraktiver direkt am Wasser, wo im Sommer die Ausflugsboote in derart dichter Folge vorbei gleiten wie auf anderen Magistralen die Automobile. Gelungene Umnutzung früherer Industriegebäude sagen Fachleute dazu. 

Florierende Geschäfte mit bunten Garnen


Im Jahre 1875 zog es die im Leipziger Textilhandel versierten Kaufleute
Carl Augustin Tittel und August Andreas Krüger in das aufstrebende Plagwitz vor die Tore der Stadt. Ihre Gründungsidee zielte auf eine Dampffärberei, um im Herstellungsprozess der Textilien mit seinen zahlreichen vorgelagerten Stufen Fuß zu fassen. Es war jene Zeit, als die durch Karl Heine vorangetriebenen Erschließungsarbeiten auf den früheren Agrarflächen im Vorfeld von Leipzig Früchte zu tragen begannen. Tittel und Krüger fanden ein geeignetes Gewerbegrundstück direkt an der Weißen Elster. Zwischen 1887 und 1895 entstand nach Plänen der Architekten Ottomar Jummel sowie Pfeiffer & Händel das unverwechselbare Gebäude der Buntgarnwerke. Zwölf Jahre nach der Ansiedlung beschreibt ein Firmenporträt bereits einen „großartigen Fabrikkomplex dieses Welthauses.“

Die Geschäfte liefen gut. 1887 wurde die Sächsische Wollgarnfabrik AG, vormals Tittel & Krüger, in das Handelsregister eingetragen. Die folgende Unternehmensgeschichte verlief vor allem als Baugeschichte, deren Spuren bis heute zu besichtigen sind. Auf die ersten bescheidenen Anbauten an die ursprüngliche Dampffärberei folgten schon bald die sogenannten Hochbauten, die fünf Stockwerke hoch aufragten und wohl entscheidend zum Wandel des Erscheinungsbildes des einstigen Bauerndorfs Plagwitz beitrugen. 1888 entstand der Hochbau West, der sich ein reichliches Jahrhundert später in die Elsterlofts verwandelte. Die Architekten des Umbaus fanden in den 1990er Jahren zwei günstige Voraussetzungen vor – die in der Entstehungszeit von den Eigentümern der Wollgarnfabrik geforderte attraktive Bauweise, die der Backsteinarchitektur ein möglichst repräsentatives Erscheinungsbild entlocken sollte sowie die stabile Konstruktion mit gusseisernen Trägern, die ja erforderlich war, um den schweren, in ununterbrochener Bewegung schwingenden Maschinenpark sicher zu tragen. Zusammen mit der Lage am Flussufer ergab sich daraus eine nahezu ideale Umbau-Perspektive. 

Industriearchitektur von besonderer Qualität


Der nach Leipzig gewechselte Architekt
Gunnar Volkmann geriet beim Blick auf den Stadtteil ins Schwärmen: „Plagwitz hat alle Chancen. Aus dem Ruhrgebiet kommend, ist man fasziniert vom geschlossenen Bild dieses Leipziger Stadtteils“, schrieb er 1999. Denn die Wollgarnfabrikanten hatten es ja nicht bei einem Hochbau belassen. Die Expansion des Unternehmens verlangte nach weiteren Fabrikräumen für die inzwischen mehr als 2.000 Beschäftigten. Ab 1897 entstanden die Hochbauten Mitte und Nord – ebenfalls am Plagwitzer Ufer der Weißen Elster bzw. entlang der Nonnenstraße. 1906 folgte auf dem gegenüberliegenden Schleußiger Ufer der Hochbau Süd, nunmehr allerdings in Stahlbetonbauweise, die sich in jenen Jahren durchzusetzen begann. 

Den eiligen innerbetrieblichen Austausch zwischen den Hochbauten zu beiden Seiten der Weißen Elster stellte eine zweietagige, überdachte und verglaste Brücke in Höhe der zweiten und dritten Obergeschosse her. Ebenfalls von Ufer zu Ufer spannte sich eine genietete Gitterbrücke, auf der das bereits seit 1888 vom Bahnhof Plagwitz heranführende Anschlussgleis bis vor den Schleußiger Betriebsteil verlängert wurde.

Alle Bauten der Wollgarnfabrik zusammen verfügten über eine Bruttogeschossfläche von rund 100.000 Quadratmetern, was annähernd der Ausstellungsfläche des heutigen Geländes der Leipziger Messe im Norden der Stadt entspricht. Der weiße Schwan, das eingetragene Warenzeichen der Wollgarnfabrik, war eine Weltmarke. Das Unternehmen, das nach dem Zweiten Weltkrieg enteignet wurde, in Volkseigentum überging und fortan als VEB Buntgarnwerke firmierte, behauptete sich in den schwierigen Textilkonjunkturen des 20. Jahrhunderts bis zum Jahr 1990. Doch als die wankende DDR durch die deutsch-deutsche Währungsunion am 1. Juli 1990 im Handumdrehen in die Weltwirtschaft integriert wurde, kam das schnelle Aus. Den Kostenvorteil asiatischer Produzenten konnte das Leipziger Unternehmen nicht wettmachen. Dafür begann mit umfangreichen Sanierungsarbeiten unter der Regie verschiedener engagierter Eigentümer ein neuer Lebensabschnitt der Buntgarnwerke. Von der Maschinerie befreit, wandelten sich die Hochbauten am Elsterufer vor allem zu gefragten Lofts.

Attraktives Leben am Flussufer


Den schönsten Blick auf den Gebäudekomplex gewinnt der Betrachter zweifellos von der Straßenbrücke über die Weiße Elster, die jetzt
Karlbrücke heißt. So majestätisch, mit klarer Betonung der horizontalen und vertikalen Fassadengliederung ragten die Hochbauten schon in den über hundert Jahren auf, als sich in den hell erleuchteten Fabriksälen alles um gefärbte Wolle drehte. Doch – um ehrlich zu sein – verfielen damals nur wenige Passanten auf die Idee, sich von der Brücke her dem Genuss der klassischen Industriearchitektur hinzugeben. Zu geruchsintensiv wälzte sich damals die Weiße Elster dahin. Dass der industrielle Strukturbruch mit dem Beginn einer groß angelegten Sanierung der Gewässer einherging, war deshalb ein Glücksfall, von dem die heutigen Bewohner der Buntgarnwerke besonders profitieren. 

Einige Büros und Einzelhandelsflächen runden das neue Profil in Deutschlands größtem Industriedenkmal ab. Und als größter erhaltener Industriekomplex der Gründerzeit hält das Areal sogar den einschlägigen Europarekord. 

Äußerlich also alles perfekt? Leider nicht vollkommen. Die Eisenbahnbrücke wurde im Jahr 2015 demontiert, weil der Zahn der Zeit zu stark an der Stahlstruktur genagt hatte. Würde die Brücke über die Weiße Elster heute noch stehen – sie wäre als Fußweg eine perfekte Verknüpfung für alle Besucher der wunderbar aufgefrischten Buntgarnwerke.

Stand: 26.09.2023

Bildergalerie - Buntgarnwerke

Historisches Bildmaterial - Buntgarnwerke

Brauhaus Napoleon

Prager Straße 233 | Ortsteil: Probstheida

Das im Jahr 1624 unter dem Namen „Gasthof von Probstheida“ eröffnete Brauhaus Napoleon gilt als eine der traditionsreichsten Lokalitäten Leipzigs. Während der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 kehrte Napoleon zwei Mal im Gasthaus ein. 1997 wurde die Lokalität als „Zum Kaiser Napoleon“ wiedereröffnet, bevor das unter Denkmalschutz gestellte Gebäude 2006 nach umfassender Sanierung seinen heutigen Namen „Brauhaus Napoleon“ erhielt. In historischem Ambiente werden gutbürgerliche Speisen, sächsische Spezialitäten und selbstgebrautes Bier serviert.

Vom Kaiser Napoleon und Schlachtplänen im Probstheidaer Gasthof


Die Völkerschlacht zu Leipzig vom 16. bis 19. Oktober 1813 wird meist mit dem monumentalen
Völkerschlachtdenkmal in Verbindung gebracht. Die zu jener Zeit größte Feldschlacht der Geschichte ereignete sich jedoch auf einem weitläufigen Areal in und um die Stadt. Heute illustrieren mehrere Museen und authentische Orte die historischen Schauplätze dieses Ereignisses, darunter das Brauhaus Napoleon als eine der traditionsreichsten Lokalitäten in Leipzig, dessen Geschichte bis ins Jahr 1624 zurückreicht. In dem als „Gasthof von Probstheida“ eröffneten Lokal rasteten zu dieser Zeit Fuhrleute und Reisende gleichermaßen. Während des Dreißigjährigen Krieges wurden Probstheida und das Gasthaus mehrfach von schwedischen und kaiserlichen Truppen geplündert. Dank der guten Entwicklung der Geschäfte an der Handelsstraße von Skandinavien nach Böhmen wurde der Gasthof im Jahr 1744 umgebaut und erweitert. Diese Jahreszahl ist noch heute im Türstock verewigt. Im Zuge des Siebenjährigen Krieges wurde der Gasthof von preußischer Seite besetzt. Im April 1813 richteten russische und preußische Soldaten in Probstheida und dem Umland ein großes Biwak ein. Zu dieser Zeit diente das Lokal als Quartier für die russischen Generäle sowie als Küche für hunderte Offiziere. Im Oktober desselben Jahres wurde es während der Völkerschlacht zu Leipzig als Stabsquartier der Gardengrenadiere Napoleons genutzt. Weithin verbreitet ist außerdem, dass sich Napoleon während der Völkerschlacht zweimal im „Gasthof von Probstheida“ aufhielt. Von seinem Quartier im benachbarten Stadtteil Stötteritz ritt Napoleon der Überlieferung nach am 18. Oktober 1813 in das Lokal, um sich dort mit seinem Schwager, dem König Murat von Neapel, im Garten des brennenden Gasthofs zu treffen und über den weiteren Schlachtverlauf zu entscheiden. Nach dem Abzug der französischen Truppen wurde Probstheida von Österreichern, Preußen und Russen besetzt. Der noch erhaltene Stall wurde als Lazarett genutzt. Ab 1814 begann der Wiederaufbau des Gasthofs. Der damalige Inhaber Gottlob Martin erhielt im Jahr 1824 die Branntweinlizenz. 1856 erfolgte der Umbau des einstigen Stalls zu einer altdeutschen Trinkstube sowie der Anbau des kleinen Festsaals im ersten Geschoss.

Mit Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich das Gasthaus zu einem beliebten Ausflugsziel der Leipziger, die mittels der elektrischen Straßenbahn von der Innenstadt nach Probstheida gelangen konnten. Zum 100-jährigen Jubiläum der Völkerschlacht im Jahr 1913 verfügte der Gasthof mit 1.500 Plätzen über den größten Biergarten der Stadt. Das im Zweiten Weltkrieg stark beschädigte Gebäude wurde in den 1950er Jahren für andere Zwecke genutzt und stand nach 1990 für längere Zeit leer. Am 3. Dezember 1997 wurde das Lokal als erste Gasthausbrauerei Leipzigs von den neuen Betreibern Gisela Röder und Helmut Börner wiedereröffnet. Unter dem neuen Namen „Zum Kaiser Napoleon“ entwickelte es sich zu einem Treffpunkt für Völkerschlacht-Fans. So feierten hier etwa der Verein „Ars bella gerendi“ und die „Russisch-Deutsche Legion“ Napoleons Geburtstag. Nach umfassender Sanierung wurde das unter Denkmalschutz gestellte Gebäude 2006 als Gasthausbrauerei unter dem Namen Brauhaus Napoleon wiedereröffnet. Im Jahr 2014 erhielt das Brauhaus einen Anbau, in welchem das neue Hotel sowie weitere Gasträume untergebracht sind. Für Veranstaltungen stehen verschiedene Räumlichkeiten zur Verfügung und können für private und geschäftliche Zwecke gebucht werden, darunter die Braustube (120 Personen), der Festsaal (100 Personen), der Wintergarten (30 Personen) und die Wachstube (30 Personen).

Gegenüber dem Freisitz des Brauhauses befindet sich die von Gert Pfeifer betriebene Verkaufsstelle der Firma Historia – Event und Souvenir Leipzig. Hier kann man unter anderem in Handarbeit gefertigte, vollplastische Zinnfiguren oder Souvenirs mit originalen Fundstücken der Völkerschlacht bei Leipzig erwerben.

Schlemmen in historischer Atmosphäre von 1813


Das Brauhaus Napoleon präsentiert sich mit der historischen Einrichtung von 1997. Die Wände sind mit Waffen, Uniformen, Flaggen und Bildern von Napoleon und der Völkerschlacht ausgestaltet. In der Mitte der Gaststube befinden sich zwei große Kupferkessel, in denen eigenes Bier gebraut wird, darunter das Napoleon Hell & Spezial mit einem Stammwürzgehalt von 12,5 Prozent und 5,2 bis 5,4 Prozent Alkohol. Interessierte Gäste können ein Bierseminar mit Verkostung des hausgebrauten Biers buchen und dabei vom Braumeister persönlich mehr über dessen Herstellung erfahren. Neben selbstgebrautem Bier kann man die gutbürgerliche Küche mit typisch sächsischen Spezialitäten genießen, darunter sächsischer Sauerbraten, Braumeistersteak oder hausgemachte
Quarkkäulchen. Zusätzlich zu Leipziger Spezialitäten wie dem Kümmellikör Leipziger Allasch beinhaltet die Speisekarte auch einen Mandarinenlikör mit Zimtnote, bei dem es sich der Überlieferung nach um Napoleons Lieblingslikör handelte, der ihn an seine Heimat erinnerte. 

Stand: 26.09.2023

Bildergalerie - Brauhaus Napoleon

BELANTIS – Das AbenteuerReich

Zur Weißen Mark 1 | Ortsteil: Hartmannsdorf-Knautnaundorf

Der Freizeitpark BELANTIS – Das AbenteuerReich wurde am 5. April 2003 auf 25 Hektar Fläche eröffnet. Er befindet sich im Leipziger Neuseenland auf dem Areal des ehemaligen Tagebaus Zwenkau.

Vom Braunkohletagebau zum Disneyland von Mitteldeutschland


Dort, wo zwischen 1924 und 1999 noch Braunkohle abgebaut wurde, befindet sich heute auf dem Gebiet des ehemaligen Tagebaus Zwenkau vor den Toren Leipzigs der größte Freizeitpark Mitteldeutschlands. Seit seiner Grundsteinlegung 2001 und der sukzessiven Flutung der ehemaligen Tagebaurestlöcher entstand der Park inmitten der einstigen Tagebaulandschaft im Leipziger Süden, welche sich zu einem attraktiven Naherholungsgebiet, dem Leipziger Neuseenland, entwickelte. Die ursprüngliche Idee für den Bau des Vergnügungsparks lieferte die Regiocast, eine Gruppe von privaten Radiosendern, darunter Radio PSR, Radio SAW und Radio BOB. Ihrer Meinung nach gab es noch keinen Freizeitpark in Ostdeutschland, der mit dem Heidepark, dem Phantasialand oder dem Europapark vergleichbar gewesen wäre. Aus diesem Grund tätigte die Regiocast eine hohe Anfangsinvestition und kaufte eine 50 Hektar große Fläche in der Nähe von Leipzig am
Zwenkauer See. Ziel war es, den Vergnügungspark, der zunächst nur knapp die Hälfte des Areals einnahm, von Saison zu Saison sukzessive auszubauen und um weitere Attraktionen und Angebote zu ergänzen. Als Entwickler, Planer und Bauer von BELANTIS fungierte der Architekt Rüdiger Renno des Leipziger Büros „Denk Architekten Ingenieure“ und leistete damit Pionierarbeit. In der Bauphase mussten viele Schwierigkeiten, darunter ungünstige Bodenbedingungen und Insolvenz einer Baufirma, bewältigt werden. Nach nur 19 Monaten Bauzeit öffnete BELANTIS am 5. April 2003 auf 25 Hektar Fläche seine Tore. Bereits in der ersten Saison wurden eine halbe Million Besucher gezählt.

Mit einer Entfernung von zehn Autominuten von der Leipziger Innenstadt liegt kein deutscher Freizeitpark so nah an einer Großstadt, wie BELANTIS. Seit der Freigabe der A38 im Sommer 2006 mit der eigenen Autobahnabfahrt „Neue Harth/ BELANTIS-Park“ erreicht man den Vergnügungspark schnell und unkompliziert. Mit der Eröffnung der ursprünglich für einen Freizeitpark in Dubai geplanten Achterbahn „HURACAN“ im Jahr 2010 feierte BELANTIS einen großen Erfolg. Die Achterbahn zählt seitdem zu einer der beliebtesten Attraktionen. 2015 wurde der Park unmittelbar neben der Pyramide um ein weiteres Highlight, die „Cobra des Amun Ra“, ergänzt. 

Der Eigentümer des Freizeitparks ist seit dem 7. März 2018 unter dem Geschäftsführer Bazil El Atassi das spanische Unternehmen „Parques Reunidos“, dem weltweit eine beachtliche Anzahl an Freizeitparks gehört. Im Gegensatz zu anderen Vergnügungsparks in Deutschland besitzt BELANTIS dank der noch verfügbaren freien Flächen ein großes Wachstumspotenzial. Seit seiner Eröffnung gilt der Freizeitpark als wichtiger wirtschaftlicher und touristischer Standortfaktor im Leipziger Neuseenland.

Freizeitpark der Superlative: Rundreise durch das Alte Ägypten bis ins Mittelalter


Als einer von wenigen Themenparks in Deutschland spiegelt BELANTIS wie eine überdimensionale Landkarte die Kontinente mit vergangenen Kulturen und Epochen wider – vom mittelalterlichen Europa über Griechenland und Spanien bis ins alte Ägypten. Bei einem Besuch können sich die Gäste auf eine Entdeckungstour der acht Themenwelten „Strand der Götter“, „Land der Grafen“, „Prärie der Indianer“, „Reich der Sonnentempel“, „Küste der Entdecker“, „Schloss BELANTIS“, „Insel der Ritter“ und „Tal der Pharaonen“ mit passender Gastronomie und Entertainment begeben.

Das pompöse „Schloss BELANTIS“ empfängt die Besucher beim Betreten des Vergnügungsparks und bietet im stilvoll eingerichteten Café mit Biergarten und Panoramaterrasse die Möglichkeit für eine Stärkung. Für die kleinen Gäste bietet sich eine Fahrt mit der Buddel-Bahn oder dem historischen Kettenkarussell an. Von Weitem sieht man bereits mit einer Höhe von 30 Metern eines der Vergnügungspark-Highlights: Europas größte Pyramide im „Tal der Pharaonen“. In einem Schlauchboot sitzend fährt man im Wildwasser die Pyramide hinauf, entdeckt im Inneren mystische Geheimnisse und wird vom Fluch des Pharaos getroffen, bevor man auf einem Wasserfall aus 22 Metern Höhe in einem Winkel von 45 Grad in die Tiefe saust. Ebenso turbulent ist eine Fahrt mit der 2015 eröffneten Familienachterbahn „Cobra des Amun Ra“. In der Themenwelt „Strand der Götter“ begeben sich die Besucher auf die Spuren der antiken Götter des Olymps bei der „Fahrt des Odysseus“ mit dem Boot oder bei einem interaktiven Flugerlebnis auf dem „Götterflug“ mit Looping-Manövern auf bis zu 22 Metern Höhe. Auch der Panorama-Turm „Säule der Athene“ und die Mini-Seilbahn „Flug des Ikarus“ bieten Spaß und Abwechslung. In der Themenwelt „Land der Grafen“ genießt man bei einem Drachenflug auf bis zu 30 Metern Höhe einen beeindruckenden Rundumblick über das Leipziger Neuseenland. Auf dem Marktplatz im benachbarten Mittelalterdorf kann man sich bei leckerer Hausmannkost stärken. Weitere Attraktionen sind der Waldlehrpfad, die Gletscherrutschen, die „Tour de Franz“ auf Wackelrädern und Nuggetschürfen bei der Silberwäsche im Bachlauf.

In der Themenwelt „Insel der Ritter“ kann man sich in der Ritterburg auf eine aufregende Achterbahnfahrt auf dem Rücken eines Drachens mit kurvenreicher Fahrt und freiem Fall begeben. Im Burghof der Drachenburg befindet sich das Verlies des Grauens, in dessen Katakomben die Geschichte des dunklen Magiers, dem schwarzen Sheriff, vom Zauberer Merlin erzählt wird. Abwechslung bietet auf der „Insel der Ritter“ auch der Irrgarten „Labyrinth des Avalon“ und der Abenteuerspielplatz „Robins Versteck“. In der Themenwelt „Prärie der Indianer“ kommt bei einer Fahrt mit dem Schwungpendel „BELANITUS‘ Rache“ auf bis zu 20 Metern Höhe sowie in der Westerneisenbahn und im Cowboy-Saloon ein Flair wie im Wilden Westen auf. An der „Küste der Entdecker“ können sich die Besucher auf eine Fahrt mit der Riesen-Schiffsschaukel Santa Maria begeben, während „Capt’n Black’s Piratentaufe“, ein Turm mit freiem Fall aus 13 Metern, für einen Adrenalinkick sorgt. Im benachbarten „Reich der Sonnentempel“ sorgt Deutschlands steilste Achterbahn „HURACAN“ bei einer Fahrtgeschwindigkeit von bis zu 85 Stundenkilometern, temporeichen Kurven, fünf Loopings und einem freien Fall vom 32 Meter hohen Turm für Nervenkitzel. Neben der Mega-Achterbahn befindet sich die Kinder-Achterbahn „HURACANITO“.

Saisonale Highlights von Open-Air-Sommerparty bis Halloween-Spuk


Der Veranstaltungskalender des Freizeitparks hält diverse saisonale Events für die Besucher bereit, darunter verschiedene Thementage und interaktive Shows. Alljährlich im Frühsommer findet die
ENERGY SummerOpening Party statt, bei welcher sich BELANTIS in Abenteuerreich und Open Air-Party zugleich verwandelt. Zahlreiche DJs und Liveacts sorgen auf verschiedenen Floors für Stimmung, während die Gäste nach Lust und Laune die verschiedenen Attraktionen in den acht Themenwelten ausprobieren können. Ein weiteres Highlight ist jedes Jahr im Oktober das Halloween-Spektakel, zu dessen Anlass der gesamte Park thematisch dekoriert wird und für schaurigen Halloween-Spuk sorgt.

Stand: 26.09.2023

Bildergalerie - BELANTIS – Das AbenteuerReich

Auerbachs Keller

Zentrum | Grimmaische Straße 2-4

Wann schafft es schon mal ein authentisches Weinlokal in die Weltliteratur? Auerbachs Keller in Leipzig genießt voller Stolz und Traditionsbewusstsein dieses Privileg. Kein geringerer als Johann Wolfgang Goethe hat Auerbachs Keller zu Weltruhm verholfen – dank des Fassritts von Mephisto mit Dr. Faust in Faust I.

Schon zeitig floss der Wein


Guter Wein beflügelte wahrscheinlich schon immer die Gedankengänge. Anno 1525 kam Dr. Stromer aus Auerbach, Rektor der Universität Leipzig, auf die Idee, nicht weit entfernt von der alma mater lipsiensis einen Weinausschank zu eröffnen. Tagsüber die Studenten mit dem Geist der Wissenschaft vertraut zu machen und ihnen abends Zugang zum Geist des Weines zu verschaffen – das schien bereits vor einem halben Jahrtausend eine gute Idee zu sein. Stromer wählte den Waldheim-Hummelhainischen Hof neben dem Alten Rathaus als Standort für sein Lokal. Bereits fünf Jahre später – 1530 – begann der neue Eigentümer mit einem Umbau. Zwecks Erinnerung an Stromers Herkunft erhielt das Gebäude den Namen Auerbachs Hof. Es schrieb die Geschichte des Weinlokals durch die Jahrhunderte fort und punktete offenbar auch beim Studiosus Goethe, den es aus Frankfurt an die Leipziger Universität zog.

Anfang des 20. Jahrhunderts jedoch verschwanden die letzten altgedienten Gebäude aus der Leipziger Innenstadt, die sich vor allem dank ihrer Messepaläste, Passagen und Bankgebäude zur noblen City einer aufstrebenden Großstadt wandelte. Auerbachs Hof wurde in den Jahren ab 1911 von Grund auf umgebaut. Ideengeber und Bauherr war der Leipziger Koffer- und Taschenfabrikant Anton Mädler. Ihm schwebte eine luxuriöse Passage mit einer Ladenzeile im Erdgeschoss vor. Und Auerbachs Keller? Mädler verstand, was die Leipziger und die Messegäste wünschten. Auerbachs Keller wurde in den Neubau integriert.

Das Lokal ist nicht zu verfehlen. Von der Grimmaischen Straße her prangen schwungvolle gotische Buchstaben in mattem Gold und zwei historische Ausleger an der Fassade des Geschäftshauses. In der Mädler Passage säumen überlebensgroße Figuren mit „Faust“-Bezug die geschwungenen Treppenabgänge in das Traditionsrestaurant. Auf der einen Seite stehen Dr. Faust und Mephisto, auf der anderen lässt sich einer aus der Dreier-Gruppe von Studenten von seinen Kommilitonen nur mühsam davon abhalten, in einer Auseinandersetzung mit den mysteriösen Zeugen des Gelages handgreiflich zu werden. Tausende Kinder dürften im Laufe der Zeit angesichts der spannenden Darstellung und ihrer Unsicherheit, was soviel explosive Stimmung in der Figurengruppe denn zu bedeuten habe, durch ihre Eltern eine erste Einführung in die „Faust“-Handlung erfahren haben. Passanten schreiten beim Besuch der Mädler Passage förmlich durch die beiden Gruppen der Faustskulpturen hindurch, die der Jugendstil-Künstler Mathieu Molitor geschaffen hatte.

Gastlichkeit in mehreren Gewölben


Auerbachs Keller ist dreigeteilt und lehnt sich mit seinen Gewölben und dem schweren, dunklen Eichenmobiliar an die Vorbilder historischer Gasthäuser und Weinkeller an. Im Großen Keller finden fast 600 Gäste an langen Tafeln oder an den Tischen Platz. Die Küche hat einen klaren gutbürgerlichen Einschlag mit eindeutigen sächsischen Bezügen.

Auf der gegenüberliegenden Seite des Treppenpodests laden u.a. der kleinere Goethe-Keller und der komplett an der Historie orientierte Fasskeller ein. Dort und in der winzigen Hexenküche herrscht Faust. Ein Riesenfass dominiert den Raum. Goethe wird rezitiert, die Karte bietet eine gediegen klassische Speisefolge, und zu beschwingt vorgerückter Stunde kommt gelegentlich der Wunsch auf, es mit einem Fassritt wie die literarischen Vorbilder zu versuchen. 

Spannend wie die Lokal-Geschichte ist ein Blick in die lange Liste prominenter Besucher. Martin Luther war vor Jahrhunderten zu Gast. Zu den früheren Leipziger Messen mit ihrer Schlüsselfunktion für den florierenden Ost-West-Handel fand in Auerbachs Keller manch systemübergreifende Verständigung statt, die den Geschäften diente. Konzernchefs aus dem Westen wollten bei ihrer Rückkehr nach Hause nur zu gern die Frage, ob sie in Leipzig denn auch im weltberühmten Auerbachs Keller gewesen seien, aus vollem Herzen bejahen. Während der Messen dürften die Leipziger in Auerbachs Keller früher klar in der Unterzahl gewesen sein. Eventuell wäre auch ihre Reservierung aufgenommen worden, doch gerade in Auerbachs Keller galten zu den Messezeiten Messepreise. Da kamen – ganz offiziell – saftige Aufschläge auf die staatlich festgesetzten Normalpreise drauf. Leipziger ließen daraufhin lieber ihren zahlungskräftigeren Messegästen den Vortritt. 

Die Anziehungskraft des Restaurants hat alle bewegten Zeitläufe überdauert: Als der sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf im Jahr 2000 den Präsidenten der EU-Kommission, Jacques Delors, anlässlich von dessen offiziellem Besuch in Leipzig standesgemäß bewirten wollte, fiel die Wahl folgerichtig auf Auerbachs Keller. Und einen gedruckten oder elektronischen Reiseführer, der im Reigen prominenter Leipziger Gaststätten Auerbachs Keller nicht führt, wird man kaum finden. Schließlich rangieren im weltweiten Bekanntheitsvergleich nur vier Lokale vor dem Leipziger Klassiker. 

Kurzzeitig gab es zwei Auerbachs Keller


Was gut und ertragreich ist, muss sich doch auch verdoppeln lassen, mögen die Verantwortlichen der legendären
Sächsisch-Thüringischen Industrie- und Gewerbeausstellung 1897 gedacht haben, als sie nostalgisch-schwärmerisch Alt-Leipzig auf dem Ausstellungsgelände nachbauen ließen. Um der Authentizität Genüge zu tun, durfte Auerbachs Keller natürlich nicht fehlen. Der populäre Identifikationsort war ein Muss für die Kopie der historischen Stadtlandschaft. Wer indes im Abschlussbericht des Finanzausschusses der Ausstellung nachschlägt, wird eine gewundene Erklärung dafür finden, dass nicht zuletzt die großartige künstlerische Ausschmückung des Etablissements mit Faust-Szenen dazu beigetragen hat, das Budget der gesamten Ausstellung deutlich zu überschreiten. Dass es irgendeinem Gast im Double von Auerbachs Keller nicht gefallen hätte, ist nicht bekannt. 

Stand: 26.09.2023

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Historisches Bildmaterial - Auerbachs Keller

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