Eine Karnevalshochburg wie Köln oder Wasungen ist Leipzig sicherlich nicht. Dennoch begeistern enthusiastische Närrinnen und Narren Jahr für Jahr mit einem Rosensonntagsumzug – jeweils einen Tag vor Rosenmontag. Organisiert wird die beliebte Veranstaltung vom Förderkomitee Leipziger Karneval seit 2000. Löwin Leila – das ist das Maskottchen der Leipziger Karnevalisten – führt den Umzug durch die Leipziger City an. Leila ist eine Abkürzung für „Leipzig Lacht“ – und zwar „Herzlich und Laut“. Daraus ergibt sich der Schlachtruf „Leila helau!“.
Maskottchen wird erstmals 1984 gekürt
Die Löwin Leila als Maskottchen der Leipziger Karnevalisten wird am 4. November 1984 zur ersten Karnevals-Leistungsschau des Bezirkes Leipzig in der Leipziger Kongreßhalle am Zoo gekürt. Der Verein Förderkomitee Leipziger Karneval nimmt die Löwin ab 11.11.1992 unter seine Fittiche. Jedes Jahr wird seitdem eine junge Dame aus den beteiligten Karnevalsvereinen für die fünfte Jahreszeit als Oberhaupt gekürt. Die Löwin übernimmt jeweils am 11.11. die Regentschaft und repräsentiert die Leipziger Narren auch über die Grenzen Leipzigs hinaus. Löwin Leila, eine mindestens 18 Jahre alte junge Dame, wird für eine Saison gekrönt. Jede darf nur einmal im Leben die Repräsentantin des Leipziger Karnevals sein.
Rosensonntagsumzug belebt Tradition neu
Erstmals seit den 1950er Jahren gibt es im Jahr 2000 wieder einen größeren Karnevalsumzug durch die Innenstadt. Das Förderkomitee Leipziger Karneval, verschiedene Gastronomen der Drallewatsch – Kneipenmeile und Mitglieder vom Verein City Management haben ihn organisiert, um diese Tradition neu beleben. 1954 und 1955 kamen schon einmal Tausende Messestädter zu dem Straßen-Spektakel. Nach dem Volksaufstand vom 17. Juni 1953 wollen die Machthaber dem Volk ein Ventil bieten. So wird in einer Hauruck-Aktion 1954 ein Elferrat ins Leben gerufen. Viele der Sprüche gefallen den SED-Funktionären allerdings nicht.
In Zeitungen melden sich daher Brigaden zu Wort, die die Werktätigen aufrufen, sich nicht an den Umzügen zu beteiligen, weil dadurch Arbeitsstunden ausfallen. Für 1955 wird ein Kompromiss gesucht: Der Umzug beginnt erst nach der Arbeit, die Strecke wird gekürzt. Trotzdem sind auch 1955 zum Umzug die Massen auf den Beinen. Ein Jahr später gibt es keine Straßenumzüge mehr. Dennoch wird in der DDR Fasching gefeiert, darunter in den großen Leipziger Sälen von Vergnügungsstätten wie Felsenkeller oder Elstertal.
„Goldene Rose“ für Verdienste um Karneval
Gleichzeitig wird jedes Jahr die „Goldene Rose“ – auch „Leipziger Bliemchen“ genannt, verliehen. Leipziger Karnevalisten knüpfen mit dieser Rose an eine sehr alte Tradition an. Im 11. Jahrhundert soll der Papst von seinem Balkon in Rom aus vor der Fastenzeit rote Rosen verschenkt haben. In Leipzig wird die „Goldene Rose“ erstmals 1998 verliehen.
Hergestellt wird sie vom Ehepaar Monika und Gunter Heyn. Das sind Goldschmiedemeister aus Leipzig-Thekla. Sie trocknen jeweils eine echte Rose und überziehen sie mit Gold. Erster Preisträger ist Leipzigs damaliger Oberbürgermeister Hinrich Lehmann-Grube, der für seine Verdienste um den Leipziger Karneval geehrt wird. Weitere Preisträger in den Folgejahren sind Manfred Uhlig, ein Leipziger Urgestein der DDR-Unterhaltungskunst, und Kabarettist Jürgen Hart, der als Schlagerbarde mit „Sing, mei Sachse sing“ die legendäre Sangeslust der Sachsen in die Welt hinausträgt. Swing-Legende Fips Fleischer, Zoochef Jörg Junhold, der Handballclub Leipzig, The Firebirds, das Team der in Leipzig gedrehten MDR-Krankenhausserie „In aller Freundschaft“, Schlagerstar Frank Schöbel und viele andere werden ebenfalls geehrt. 2024 erhielt das Team des Krystallpalast Varietés die Auszeichnung.
In den letzten Jahren startete der Rosensonntagsumzug meist am Brühl und verlief über Hainstraße, Markt (Westseite), Petersstraße, Preußergässchen, Neumarkt, Reichsstraße, Salzgässchen zum Markt.
In der Corona-Zeit muss Leipzig zwei Jahre lang auf seinen Straßenkarneval verzichten. 2023 steht er wegen explodierender Kosten, etwa für die Straßenreinigung, auf der Kippe. Durch eine Crowdfunding-Aktion, bei der Spenden gesammelt werden, kann er aber in letzter Minute gerettet werden. 2024 wurde der 25. Geburtstag des Spektakels gefeiert: Bunt geschmückte Wagen rollen an tausenden Zuschauern vorbei und verteilen Konfetti, Bonbons und Frohsinn. Die im Förderkomitee Leipziger Karneval organisierten Vereine zeigen Ausschnitte aus ihren Programmen vor dem Alten Rathaus auf dem Markt.
Stand: 11.02.2024