Der Johannapark ist eine 11 Hektar große Parkanlage am Innenstadtring. Diese wurde zwischen 1858 und 1863 vom Bankier Wilhelm Theodor Seyfferth zu Ehren seiner verstorbenen Tochter Johanna in Auftrag gegeben und im englischen Stil gestaltet. Der Park gilt als wichtiges Denkmal der Gartenkunst, welches von Peter Joseph Lenné, einem der berühmtesten Städtebauer und Gartengestalter, konzipiert wurde. Die Anlage bildet gemeinsam mit dem Clara-Zetkin-Park und dem Palmengarten eine zusammenhängende Parklandschaft.
Von Feuchtwiesen und Heugewinnung
Die Entstehung des Johannaparks reicht bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts zurück, als Wilhelm Theodor Seyfferth das Areal im Jahr 1853 erwarb: Zu diesem Zeitpunkt war der westliche Teil der Stadt noch von zahlreichen alten Bürgergärten gesäumt, umgeben von feuchten und regelmäßig überschwemmten Auewiesen, die zur Heugewinnung genutzt wurden. Diese Wiesen wurden damals über die hölzerne Heubrücke über der Alten Pleiße erreicht, bei der es sich um den späteren Eingang zum Johannapark handelte. An der Stelle der Heubrücke wurde später der Johannaparkweg angelegt. Dieser ermöglicht heute eine direkte Fahrverbindung bis nach Plagwitz und Connewitz.
Ein Park für Seyfferths Johanna
Den Anstoß zur Errichtung des Parks gab der frühe Tod von Seyfferths ältester Tocher Johanna Nathalie Seyfferth. Der Überlieferung nach musste sie einen Bankier aus Seyfferths Bankhaus heiraten, obwohl ihre Liebe eigentlich dem Gutsbesitzer von Dornreichenbach galt. An diesem Konflikt zerbrach Johanna körperlich und seelisch und verstarb kurze Zeit später an „gebrochenem Herzen“, wie es hieß. In seiner Trauer gab Seyfferth auf dem 1853 gekauften Grundstück einen Park zu Ehren seiner Tochter in Auftrag. Der Bankier wandte sich mit seinem Vorhaben an den Stadtrat mit den Worten „Die Idee, von einem für meine verstorbene Tochter disponiert gewesenem Kapitale, eine Stiftung zu begründen, die nicht bloß ihren Namen sondern auch die vorherrschende Richtung ihres Charakters ‚Andern Freude zu machen‘ verewigen würde, hat mich veranlaßt, die Wiese der Frau Professor Schwägrichen am Kuhstange zu kaufen. Sie in einen Park zu gestalten und diesen Johannapark zu nennen ist meine Absicht.“
Für die gestalterische Umsetzung des Parks wandte sich Wilhelm Theodor Seyfferth an den Landschaftsparkgestalter Peter Joseph Lenné, der ihm bereits im selben Jahr eine erste Konzeption mit Planentwurf nach Seyfferts Vorstellungen vorlegte: Dieser beinhaltete eine zentrale, auf den heutigen Rathausturm ausgerichtete Sichtschneise mit rahmenden Gehölzstrukturen. Anstelle eines anfangs geplanten Flusslaufes durch die Parkanlage sah Lenné auf der sumpfigen Wiese einen kleinen Teich mit Insel und Brücke vor. Für die Umsetzung des Parks kaufte Seyfferth weitere Grundstücke hinzu, darunter Teile der ehemaligen Thomaswiese und der früheren Universitätswiese. Letztlich umgesetzt wurde das Vorhaben vom Leipziger Ratsgärtner Carl Otto Wittenberg, der zuvor als Schüler Lennés für die Arbeiten am Schillerpark zu Rate gezogen wurde. Wittenberg veränderte zwar einige Details in der Konzeption von Lenné, behielt aber die wesentliche Gestaltungsgrundlage bei.
Mit der Fertigstellung im Jahr 1863 übergab Seyfferth den Park der öffentlichen Nutzung. Mit seinem Tod 1881 übereignete er diesen der Stadt und verband mit der Schenkung die Forderung, das Areal niemals zu bebauen, den Namen „Johannapark“ beizubehalten und in alter Schönheit zu bewahren.
Der Johannapark vor und nach dem Krieg
Nach der Übereignung des Parks an die Stadt, ließ der Ratsgärtner Wittenberg die Wege ausbessern sowie die Pflanzungen und Wiesen überarbeiten. 1882/83 erhielt der Teich eine Fontäne. Mit Verlegung des „Schreberplatzes der Westvorstadt“ auf der Thomaswiese wurde der Park bis zur Bismarckstraße, die heutige Ferdinand-Lassalle-Straße, erweitert. Im südwestlichen Teil des Parks wurde 1897 das Bismarckdenkmal von den Bildhauern Adolf Lehnert und Josef Mágr erbaut, welches 1946 demontiert wurde. An seiner Stelle wurde im Jahr 1967 das Clara-Zetkin-Denkmal in Form eines Bronzestandbilds errichtet. Dieses entstand nach einem Entwurf des Leipziger Bildhauers und Professors Walter Arnold zu Ehren des 110. Geburtstages der Politikerin und Frauenrechtlerin Clara Zetkin.
Dank der strengen Testamentsbestimmungen Seyfferths blieb der Johannapark bis zum Zweiten Weltkrieg beinahe unverändert erhalten. Während des Krieges wurden große Teile der Villenbebauung an der Weststraße, heute Friedrich-Ebert-Straße, zerstört. In diesem Zuge wurde der Park um die Flächen einiger Villengärten erweitert. Ende der 1990er Jahr wurde der Johannapark unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten erneuert und in seinen historischen Strukturen wiederhergestellt.
Bummel durch die Parkhistorie: Denkmäler, Pavillon und Bogenbrücke
Neben dem Clara-Zetkin-Denkmal im südwestlichen Bereich des Parks wurde 1896 zu Ehren des Parkstifters Wilhelm Theodor Seyfferths das Seyfferth-Denkmal im nordöstlichen Teil des Parks errichtet. Der zwei Meter hohe Granitsockel vom Leipziger Architekten Hugo Licht trägt die Aufschrift „Dem Stifter des Johannaparkes die dankbare Stadt“. Die auf dem Sockel befindliche Marmorbüste wurde nach einem Entwurf des Leipziger Bildhauers Melchior zur Straßen schließlich vom Bildhauer Otto Schütze umgesetzt.
Unweit des Seyfferth-Denkmals befindet sich die zwischen 1884 und 1887 erbaute Lutherkirche. Diese setzt im Park einen architektonischen Akzent im neugotischen Stil. Außen am Chor der Kirche befindet sich ein Wandgrabmal der Familie Seyfferth. Das Familienbegräbnis wurde 1927 vom Alten Johannisfriedhof an diese Stelle umgebettet. Der Grabstein an der Kirchenwand aus dem Jahr 1838 stammt vom Bildhauer Friedrich Funk und stellt eine Nachbildung des Grabmals der Stuarts von Canova im Petersdom in Rom dar. An der Stelle des ehemaligen Parkwächterhäuschens steht heute der Pavillon aus dem Robert-Koch-Park. Er wurde 1988 nach vollständiger Rekonstruktion an diese Stelle im Johannapark verlegt. Die zwei hölzernen Bogenbrücken über dem Teich wurden 2017 nach historischem Vorbild neu gefertigt und prägen, damals wie heute, das romantische Parkbild.
Im Jahr 1996 wurde der Leipziger Unternehmer Walter Cramer, der am 20. Juli 1944 am gescheiterten Attentat auf Adolf Hitler beteiligt war, mit einem Denkmal geehrt. Die Stele aus schwarzem Granit wurde vom Bildhauer Klaus Friedrich Messerschmidt geschaffen.