Das Kartenspiel „Rommé Bonaparte“ erzählt viele Details rund um die Epoche des Franzosenkaisers Napoleon und der Völkerschlacht bei Leipzig anno 1813. Der Verband Jahrfeier Völkerschlacht 1813 lässt sich immer wieder etwas einfallen, um die Erinnerung an die Geschehnisse der blutigen Schlacht wachzuhalten. Die tobt 1813 auch am Torhaus Dölitz, das seit vielen Jahren das Zinnfigurenmuseum beherbergt. Am Torhaus verhindern die mit Napoleon verbündeten Polen unter dem Kommando von Fürst Józef Antoni Poniatowski, dass die Österreicher die Pleiße überqueren und somit dem französischen Kaiser Napoleon Bonaparte in den Rücken fallen.
Das älteste Bauwerk in Dölitz
Als Herrensitz hat das Rittergut Dölitz eine lange Geschichte. 1348/49 wird der Ort Dölitz erstmals urkundlich erwähnt. Einen Herrensitz gibt es da schon. 1550 – Dölitz hat damals etwa 200 Einwohner – wird das Renaissanceschloss erbaut. Knapp ein Jahrhundert später werden Schloss und Rittergut an den Leipziger Kaufmann Georg Winckler verkauft, der es bis 1640 erneuern und umbauen lässt. 1670 bis 1672 wird dann das Torhaus als Übergangsbau im Stil des holländischen Barocks errichtet.1927 kauft die Stadt Leipzig schließlich den Gutskomplex Dölitz. Im Zweiten Weltkrieg wird das Dölitzer Schloss stark beschädigt, die Reste des Gebäudes werden schließlich 1947 gesprengt. Heute ist das Torhaus das älteste Bauwerk in Dölitz. In der Ausstellung ist ein Modell des ehemaligen Rittergutes zu sehen. Anhand von alten Zeichnungen, Fotografien und Grundrissen sind alle Gebäude in Miniatur rekonstruiert. Dazu gehört selbstverständlich das nur noch auf Bildern existierende Schloss. Vom Rittergut sind neben dem Torhaus noch ein baufälliges Verwaltungsgebäude sowie ein von Vereinen genutztes Stallgebäude übrig. Das Modell wird für die museumspädagogische Arbeit genutzt.
Start mit Ehrenamtlichen vom Kulturbund der DDR
Bereits 1957 beginnt eine Gruppe des Kulturbundes der DDR im Torhaus eine Zinnfigurenausstellung einzurichten. Sie knüpft an die Tradition der Leipziger Sammlerschaft an. 1924 hat sich in der Messestadt die Klio gegründet, die Deutsche Gesellschaft der Freunde und Sammler kulturhistorischer Zinnfiguren. Anfangs umfasst die Schau etwa 15 Dioramen, die die Ereignisse der Völkerschlacht, der Stadtgeschichte und des Zeitalters des Preußenkönigs Friedrich II. darstellen. 1963, zum 150. Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig, kommen vor allem Schaubilder zu diesem historischen Ereignis hinzu. Bis 1990 bleibt die Ausstellung eine ehrenamtliche Einrichtung, die von Vereinsmitgliedern geleitet, ausgebaut und erweitert wird. Dabei obliegt ihnen nicht nur die inhaltliche Betreuung, sondern sie müssen sich auch um die Bausubstanz des Hauses kümmern. Am 1. Dezember 1990 werden die kulturhistorischen Zinnfiguren dem Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig zugeordnet. In den folgenden Jahren finden umfangreiche konzeptionelle und bauliche Maßnahmen statt. So wird das Gebäude 1991 bis 1995 trockengelegt und verputzt, das Dach neu gedeckt.
Neuer Schwung durch Verband Jahrfeier Völkerschlacht
Das Gebäude bleibt allerdings nicht lange in Regie des Museums. Weil die Stadt Leipzig sparen muss, übergibt sie das Torhaus Dölitz 1998 an einen Verein, der mit Fördermitteln aus dem städtischen Haushalt unterstützt wird. Das ist zunächst die AG „Befreiungskrieg 1813“ Finsterwalde, die es in Erbbaupacht übernimmt und eine Betreibergesellschaft gründet. Sie meldet nach einigen Jahren Insolvenz an und löst sich Ende November 2013 auf. Neuer Betreiber wird der Verband Jahrfeier Völkerschlacht bei Leipzig 1813, der dem Torhaus sowie dem Museum neuen Schwung verleiht. Der Verband zieht als Mieter in das städtische Gebäude ein.
Großdiorama zur Völkerschlacht ist Highlight
Das Haus wird mit Hilfe des Vereins Zinnfigurenfreunde betrieben, der dort Figuren und Dioramen verschiedener Epochen zeigt. Mittlerweile gehört das Zinnfigurenmuseum zu den größten seiner Art in Europa. Auf drei Etagen werden über 100.000 Zinnfiguren präsentiert. Ein Highlight ist das 25 Quadratmeter umfassende Groß-Diorama mit vielen Tausend Figuren. Es zeigt die Kampfhandlungen am 18. Oktober 1813 auf dem südlichen Schlachtfeld der Völkerschlacht rund um die Ortschaften Dölitz, Probstheida und Holzhausen. Thema der Dioramen ist aber nicht nur die Völkerschlacht. Zu sehen sind beispielsweise Figurengruppen und Einzelfiguren zu Babylon, von Rittern, der türkischen Belagerung Wiens 1683, selbst zum Rokoko. Neu ist ein Diorama mit der Schlacht bei Connewitz am 16. Oktober 1813. Eine Bilderleiste, um das ehemalige Dorf heute verorten zu können, ist noch im Entstehen.
Eine Rolle spielt ebenfalls die Geschichte Leipzigs sowie die des ehemaligen Dorfes Dölitz, das im Jahr 1910 nach Leipzig eingemeindet wurde. Bei der Gestaltung des Raumes hat der Bürgerverein Dölitz geholfen. Wie Zinnfiguren hergestellt werden, ist ebenso wie ein Ausflug in ihre Geschichte zu bewundern. Regelmäßig gibt es Sonderschauen zu verschiedenen Themen. Dabei werden besondere Dioramen, wie eine Leipziger Trümmerbahn auf dem Augustusplatz, aus dem Fundus geholt. Diese zeigt, wie nach dem Zweiten Weltkrieg die Kriegsschäden beseitigt werden.
Gelände rund ums Torhaus wird entwickelt
Der Verband Jahrfeier Völkerschlacht bei Leipzig 1813 hat große Pläne, will auch das Gelände rund ums Torhaus entwickeln. Das erweist sich sowohl finanziell als auch durch das Naturschutzgebiet als schwierig. Das Stallgebäude soll zum kombinierten AusstelIungsgebäude mit Vortragsraum ausgebaut werden. Jährlich im Oktober wird das Areal regelmäßig für Biwaks genutzt. Integriert ist das Torhaus Dölitz auch ins alljährliche Wave-Gotik-Treffen. Der agra-Park mit seinem Campingplatz dient als Unterkunft der Anhänger der schwarzen Szene. Für sie wurde 2023 erstmals eine edle Künstler-Spielkartenedition „Fantastic Mystic Gothic Rommé“ herausgegeben. Wie das Kartenspiel „Rommé Bonaparte“ hat dieses der Leipziger André Martini gestaltet. Vor dem Torhaus entstehen alljährlich zum Wave-Gotik-Treffen ein Heidnisches Dorf sowie ein großer mittelalterlicher Markt. Die Zinnfigurenfreunde bereiten ein Wave-Gotik-Diorama vor, das 2025 fertig sein soll.
Gearbeitet wird auch an einem „virtuellen Diorama“. Die Idee wurde während der Corona-Schließzeit ausgetüftelt, in der die Einnahmen wegbrachen. Nun wird zu Patenschaften für 12.126 Figuren aufgerufen – so viel hat das große Völkerschlacht-Diorama. Im Oktober 2023 waren es bereits knapp 10.700 Figuren. Geplant ist, ein großes Wimmelbild mit Zinnfiguren aus verschiedenen Epochen vor einem Leipziger Gebäude und eine Tafel mit Namen der Spender zu erstellen. Das Torhaus Dölitz arbeitet in einem Museumsbund mit dem Sanitäts- und Lazarettmuseum Seifertshain, dem Körnerhaus Leipzig-Großzschocher sowie dem Museum Torhaus Markkleeberg.
Stand: 10.01.2024